Reinhold Liebau: Über Antwerpen ausgewandert
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Reinhold Liebau: Über Antwerpen ausgewandert
Reinhold Liebau (Foto rechts) ist Landwirt in Leulitz, einem sächsischen Dörfchen im Landkreis Leipzig. Der Hof des Familienvaters läuft recht gut und doch entschließt sich Liebau dazu, Sachsen in Richtung Amerika zu verlassen. Bevor er endgültig mit seiner Familie auswandert, will er erst einmal den Hof, den er in Amerika erwerben möchte, in Augenschein nehmen. Seine Reise führt ihn über Antwerpen und mit der Red Star Line nach Amerika. Das Red Star Line Museum in Antwerpen erzählt auch seine Geschichte.
Mit Mitte 30 entschließt sich der sächsische Landwirt Reinhold Liebau dazu, mit seiner Familie - er hat eine Frau und drei Töchter - nach Amerika auszuwandern. Als junger Mann hat er im deutsch-französischen Krieg gekämpft und im säbelrasselnden Europa fühlt er sich nicht mehr so recht wohl. Er konnte Kontakt zu einem Landwirt in Amerika knüpfen, der seinen Hof verkaufen will.
Liebau ist interessiert und beschließt, sich die Sache einmal anzuschauen. Er besorgt sich ein Ticket für die Überfahrt bei der Agentur der Red Star Line in Leipzig und verabschiedet sich am 11. August 1887 in Leulitz von seiner Familie, ohne zu wissen, wann er sie wiedersehen wird. Aber, er führt genau Tagebuch und dieses Tagebuch haben die Kuratoren des Red Star Line Museums neben vielen anderen analysiert, um die Reise nachvollziehen zu können - doch dazu später mehr.
In Leipzig nimmt er den Zug in Richtung Westen. Gemeinsam mit anderen mit der Red Star Line auswandernden Menschen - Sachsen, Polen, Böhmen, viele von ihnen Juden - geht die Fahrt in Richtung Düsseldorf, wo die Gruppe in einem Hotel übernachtet. Die gesamte Reise hat die Red Star Line geplant, auch die Übernachtungen bei den Zwischenhalten.
In Düsseldorf will er sich ein wenig entspannen und begibt sich in ein Lokal, wo sich lichtscheues Gesindel um ihn schart, denn Auswanderer haben meist Geld bei sich und man könnte diesen hier ja über den Tisch ziehen. Liebau fällt nicht darauf herein und lässt sich nicht zum Saufen überreden oder auf Glücksspiel ein. Doch die Nacht dauert lang und er verpasst fast seinen Zug im Düsseldorfer Hauptbahnhof am anderen Morgen.
Antwerpen
Von Düsseldorf führen die Gleise in Richtung Antwerpen über Mönchengladbach und über den Eisernen Rhein durch die heutige flämische Provinz Limburg, die historische Bahnverbindung zwischen dem Ruhrgebiet und dem Antwerpener Hafen. In Antwerpen angekommen, werden Reinhold Liebau und seine Mitreisenden von einem Mitarbeiter des Hotels 'Stadt Frankfurt' (Foto), das sich damals im Bahnhofsviertel befand, abgeholt.
Hier bleibt Liebau eine Nacht lang und hier hilft ihm und seinen Freunden der Hotelbetreiber im Auftrag der Red Star Line beim Ausfüllen der erforderlichen Papiere, bevor sie das Schiff besteigen können. Auch in Antwerpen dreht Liebau eine Runde und schreibt in sein Tagebuch, dass ihn diese Stadt beeindruckt. Doch bleiben will er nicht. Er will sein Glück weiter in Amerika finden. Andere aber, auch Deutsche, bleiben in Antwerpen und bauen hier eine neue Existenz auf.
Am frühen Morgen gehen Reinhold Liebau und seine Reisegenossen an Bord des Red Star Line-Dampers „SS Belgenland I.“ Als der Ozeandampfer am Rijnkaai ablegt, wirft Libau ein vorläufig letztes Mal einen Blick auf Antwerpen, auf Europa. In sein Tagebuch schreibt er: „Hunderte Zuschauer winkten am Kai mit Hüten und Taschentüchern und verschwanden schnell aus unserer Sicht. Ich muss zugeben, dass ich in diesem Augenblick nostalgisch wurde. Als ich an meine Lieben zuhause dachte, füllten sich meine Augen unkontrollierbar mit Tränen. Würde ich sie jemals wiedersehen?“
Wie die Geschichte zu ihrem Anfang findet
Reinhold Liebau kommt sicher in den USA an. Trotz einiger Gegenschläge erwirbt er dort einen Bauernhof und kehrt nach etwa zwei Monaten zurück nach Leulitz, um seine Familie zu holen. Die gesamte Familie wandert nach Amerika aus. Wie es der Familie weiter ergangen ist, erzählt die Geschichte nicht, doch 2008 wird der Faden nach Antwerpen auf wunderliche Weise wieder aufgenommen.
Ein Urenkel von Reinhold Liebau heiratet eine junge Frau, Kimberly Long. Sie arbeitet beim Architektenbüro Beyer Blinder Belle Architects & Planners LLP und ist an der Renovierung der alten Lagerhallen der Red Star Line in Antwerpen beteiligt. Sie gab die Geschichte der Familie ihres Mannes an das Museum weiter. Die Geschichte von Reinhold Liebau ist eine der unzähligen Auswanderergeschichten, die das Red Star Line Museum erzählt.
Quellen: Ausstellungsbereiche im Museum und das Buch "Het Red Star Line Museum, Antwerpen", Ludion Verlag 2013
Quelle
Mit Mitte 30 entschließt sich der sächsische Landwirt Reinhold Liebau dazu, mit seiner Familie - er hat eine Frau und drei Töchter - nach Amerika auszuwandern. Als junger Mann hat er im deutsch-französischen Krieg gekämpft und im säbelrasselnden Europa fühlt er sich nicht mehr so recht wohl. Er konnte Kontakt zu einem Landwirt in Amerika knüpfen, der seinen Hof verkaufen will.
Liebau ist interessiert und beschließt, sich die Sache einmal anzuschauen. Er besorgt sich ein Ticket für die Überfahrt bei der Agentur der Red Star Line in Leipzig und verabschiedet sich am 11. August 1887 in Leulitz von seiner Familie, ohne zu wissen, wann er sie wiedersehen wird. Aber, er führt genau Tagebuch und dieses Tagebuch haben die Kuratoren des Red Star Line Museums neben vielen anderen analysiert, um die Reise nachvollziehen zu können - doch dazu später mehr.
In Leipzig nimmt er den Zug in Richtung Westen. Gemeinsam mit anderen mit der Red Star Line auswandernden Menschen - Sachsen, Polen, Böhmen, viele von ihnen Juden - geht die Fahrt in Richtung Düsseldorf, wo die Gruppe in einem Hotel übernachtet. Die gesamte Reise hat die Red Star Line geplant, auch die Übernachtungen bei den Zwischenhalten.
In Düsseldorf will er sich ein wenig entspannen und begibt sich in ein Lokal, wo sich lichtscheues Gesindel um ihn schart, denn Auswanderer haben meist Geld bei sich und man könnte diesen hier ja über den Tisch ziehen. Liebau fällt nicht darauf herein und lässt sich nicht zum Saufen überreden oder auf Glücksspiel ein. Doch die Nacht dauert lang und er verpasst fast seinen Zug im Düsseldorfer Hauptbahnhof am anderen Morgen.
Antwerpen
Von Düsseldorf führen die Gleise in Richtung Antwerpen über Mönchengladbach und über den Eisernen Rhein durch die heutige flämische Provinz Limburg, die historische Bahnverbindung zwischen dem Ruhrgebiet und dem Antwerpener Hafen. In Antwerpen angekommen, werden Reinhold Liebau und seine Mitreisenden von einem Mitarbeiter des Hotels 'Stadt Frankfurt' (Foto), das sich damals im Bahnhofsviertel befand, abgeholt.
Hier bleibt Liebau eine Nacht lang und hier hilft ihm und seinen Freunden der Hotelbetreiber im Auftrag der Red Star Line beim Ausfüllen der erforderlichen Papiere, bevor sie das Schiff besteigen können. Auch in Antwerpen dreht Liebau eine Runde und schreibt in sein Tagebuch, dass ihn diese Stadt beeindruckt. Doch bleiben will er nicht. Er will sein Glück weiter in Amerika finden. Andere aber, auch Deutsche, bleiben in Antwerpen und bauen hier eine neue Existenz auf.
Am frühen Morgen gehen Reinhold Liebau und seine Reisegenossen an Bord des Red Star Line-Dampers „SS Belgenland I.“ Als der Ozeandampfer am Rijnkaai ablegt, wirft Libau ein vorläufig letztes Mal einen Blick auf Antwerpen, auf Europa. In sein Tagebuch schreibt er: „Hunderte Zuschauer winkten am Kai mit Hüten und Taschentüchern und verschwanden schnell aus unserer Sicht. Ich muss zugeben, dass ich in diesem Augenblick nostalgisch wurde. Als ich an meine Lieben zuhause dachte, füllten sich meine Augen unkontrollierbar mit Tränen. Würde ich sie jemals wiedersehen?“
Wie die Geschichte zu ihrem Anfang findet
Reinhold Liebau kommt sicher in den USA an. Trotz einiger Gegenschläge erwirbt er dort einen Bauernhof und kehrt nach etwa zwei Monaten zurück nach Leulitz, um seine Familie zu holen. Die gesamte Familie wandert nach Amerika aus. Wie es der Familie weiter ergangen ist, erzählt die Geschichte nicht, doch 2008 wird der Faden nach Antwerpen auf wunderliche Weise wieder aufgenommen.
Ein Urenkel von Reinhold Liebau heiratet eine junge Frau, Kimberly Long. Sie arbeitet beim Architektenbüro Beyer Blinder Belle Architects & Planners LLP und ist an der Renovierung der alten Lagerhallen der Red Star Line in Antwerpen beteiligt. Sie gab die Geschichte der Familie ihres Mannes an das Museum weiter. Die Geschichte von Reinhold Liebau ist eine der unzähligen Auswanderergeschichten, die das Red Star Line Museum erzählt.
Quellen: Ausstellungsbereiche im Museum und das Buch "Het Red Star Line Museum, Antwerpen", Ludion Verlag 2013
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So Nov 17, 2024 4:25 am von Andy
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