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Historische Militärgeschichte: Das Schweizer Reduit

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Historische Militärgeschichte: Das Schweizer Reduit Empty Historische Militärgeschichte: Das Schweizer Reduit

Beitrag  checker Sa Jan 04, 2014 10:57 am

Als Historische Militärgeschichte dürfte man das Schweizer Reduit bezeichnen, dass um 1886 angefangen wurde zu bauen und bis 1999 noch im Betrieb war.
Besondere Bedeutung für das neutrale Schweizer Land bzw. Reduit dürfte der 1. Weltkrieg 1914 - 1918 und 1933 bis 1945 gelten.
Hier wurde unglaubliches gebaut, drehbare Bauernhäuser als Kanonenabwehrgeschütze, Häuser,Kuhstähle die als Abwehrbatterien dienten.
Nachgestellte Felswende die als Abwehrbatterien genutzt wurden um nur mal einiges zu nennen.
Zum Schweizer Reduit haben wir folgendes gefunden:

Das Schweizer Reduit (französisch Réduit national, aus dem Französischen für Verschlag oder Raum) ist ein System aus militärischen Verteidigungsanlagen in den Schweizer Alpen. Während des Zweiten Weltkrieges wurde es zum Inbegriff des Widerstands der Schweiz gegen das Deutsche Reich – zum einen ihres Widerstandswillens, zum anderen der militärischen Widerstandsfähigkeit der Schweizer Armee in der Alpenfestung.

Historische Militärgeschichte: Das Schweizer Reduit 220px-ReduitSchweiz
Das Schweizer Reduit: die durchgezogene Linie zeigt das eigentliche Rückzugsgebiet

Das Reduit war der wichtigste Teil des mit dem Operationsbefehl Nr. 13 (Reduitbefehl) vom 14. Mai 1941 abgeschlossenen neuen Verteidigungsdispositivs, das auf dem Prinzip der Abschreckung (Dissuasionsstrategie) beruhte.[1] Die Staffelung der Verteidigung in der Tiefe mit den Grenztruppen, den vorgeschobenen mobilen Truppen im Mittelland und der stark befestigten Zentralraumstellung in den Alpen, sollte zusammen mit der vorgesehenen Zerstörung der wichtigen Nord-Südverbindungen und der Aussicht auf einen langwierigen, verlustreichen Kampf im schwer zugänglichen Gebirge für den Angreifer, eine abschreckende Wirkung auf den Gegner ausüben.

Historische Militärgeschichte: Das Schweizer Reduit 220px-Panzerturm
Getarnte 10.5 cm Turmkanone des AW San Carlo, im Hintergrund die Lucendrostaumauer

Historische Militärgeschichte: Das Schweizer Reduit 220px-Euschelsbunker
Getarnte Schiessscharten der Sperre Euschels (CH/FR) Zitat: Die Werke auf dem Euschels gehören zum Besten was im Raum der 1. Div. gebaut wurde. (Persönlicher Stab des Generals 19. Juni 1944)

Der Bau einer Festung am Alpenübergang über den Gotthard begann bereits 1886, kurz nach Eröffnung der Gotthardbahn. Diese Alpenfestung nach den Plänen von Generalstabschef Max Alphons Pfyffer von Altishofen wurde bis 1920 erweitert in den Räumen Airolo, Andermatt, Oberalppass sowie Furka- und Grimselpass. Der Schweizer Generalstab sah nach dem Ende des Ersten Weltkrieges jedoch keine Notwendigkeit mehr, sich auf einen grossen Angriff vorzubereiten. In der Zwischenkriegszeit wurde mehrheitlich die Meinung vertreten, Befestigungen hätten ihre militärische Bedeutung verloren. Die Errichtung der französischen Maginot-Linie von der Schweizer Grenze bis nach Belgien ab dem Jahre 1930 und ähnlicher Anlagen in der Tschechoslowakei (der sogenannte Tschechoslowakische Wall), Holland und Belgien, liess dann aber auch beim Schweizer Militär den Festungsgedanken wieder aufleben.

1934 folgte die Aufforderung an den Bundesrat, der Befestigungsfrage mehr Beachtung zu schenken. Dies fiel zeitlich mit einem Arbeitsbeschaffungsprogramm zusammen, das der Bundesrat 1934 vorbereitete. Mit dem Bau neuer Befestigungen konnte indes nicht sofort begonnen werden, da das Wissen um den Bau solcher Anlagen nicht mehr auf dem Stand der damaligen Waffentechnik und Strategie war. 1935 wurde darum das Büro für Befestigungsbauten wieder ins Leben gerufen, mit dem Auftrag, entsprechende Baugrundlagen und Techniken zu erarbeiten und zu testen. Ab 1937 war die Schweiz dann wieder bereit, dem Stand der Technik angepasste Befestigungsanlagen in Serie zu errichten. Die spätere Konzentration der Befestigungen auf den Alpenraum war zu diesem Zeitpunkt noch nicht vorgesehen.

Der Glaube an die kriegsverhindernde Kraft des Völkerbundes hatte einen Stillstand in der Entwicklung des Schweizer Wehrwesens bewirkt. Noch 1932 hoffte man auf einen Erfolg der Abrüstungskonferenz. Das Militärbudget war jahrelang so eng begrenzt, dass es nicht einmal zur Durchführung aller vom Gesetz vorgeschriebenen Ausbildungskurse ausreichte und für Ausrüstung und Bekleidung die Reserven angegriffen werden mussten. Für die notwendige Erneuerung und Vermehrung der Waffen stand kein Geld zur Verfügung.[2] Deshalb konnte erst zu Beginn des Zweiten Weltkrieges mit dem Bau der Limmatstellung und dem Ausbau von weiteren Festungen begonnen werden. Ein Vorteil – dieser für die Schweiz gefährlichen Situation – war, dass beim Bau der Verteidigungslinien die neueren Entwicklungen des Kriegsgeschehens (Blitzkrieg, Panzerschlachten, Luftlandetruppen) laufend berücksichtigt (dynamische und tief gestaffelte Verteidigung, Ausnützung des hindernisreichen Geländes) werden konnten.

Kurz vor dem Zweiten Weltkrieg entstanden zunächst neue Festungen im Schweizer Grenzgebiet, wie etwa in Vallorbe und am Rhein. Diese Grenzbefestigungen gehören, wie auch die Befestigungen im Mittelland, nicht zum Réduit. Neue Anlagen wurden am Gotthard und in den bestehenden Festungen von St-Maurice und (weitgehend neu) in Sargans errichtet. Bis zur Kapitulation Frankreichs hatte sich der Befestigungsbau auf die Grenzzonen (Artilleriewerke Rüdlingen, Festung Ebersberg, Heldsberg), Sargans, nördlicher Jura mit Fortifikation Hauenstein sowie Saint-Maurice und die Limmatstellung, konzentriert. Die Bauarbeiten umfassten neben eigentlichen Festungen auch Infanteriestände, Geschützstellungen, Panzerhindernisse, Kommandoposten, Militärstrassen, Unterkünfte usw. Die Festungswerke von Sargans, St-Maurice, Gotthard und der Linthebene (Infanteriefestung Grynau) gehörten später zum Réduit, die übrigen Bereiche wurden zur vorgeschobenen Stellung, die den grössten Teil des Mittellandes umfasste. Diese vorgeschobene Stellung verlief von Sargans im Nordosten dem Zürichsee und der Limmat entlang bis in den Raum Hauenstein, von dort weiter zur Fortifikation Murten, dann westwärts über den Jura zum Jolimont zwischen Neuenburgersee und Bielersee, weiter über den Wistenlacherberg und anschliessend von Murten an die Saane. Die vorgeschobene Stellung war deutlich weniger ausgebaut als das Réduit. Am 29. August 1939, zwei Tage vor dem Überfall auf Polen, wurden die Grenztruppen aufgeboten. Mit der allgemeinen Mobilmachung (Generalmobilmachung) vom 2. September bezog die Armee eine Bereitschaftsaufstellung im Mittelland, und am 4. Oktober 1939 (Operationsbefehl Nr. 2) wurde die „Limmatstellung“ bezogen und ausgebaut. Am 23. Juni 1940 – zwei Tage nach der Kapitulation Frankreichs – gab Guisan den Befehl zur Einstellung der Befestigungsarbeiten in den bisherigen Stellungen. Nur noch letzte Fertigstellungsarbeiten sollten durchgeführt werden.

Historische Militärgeschichte: Das Schweizer Reduit 220px-Ebersberg_A5438_GS1
Artilleriewerk Ebersberg (A5438) am Rhein bei Rüdlingen: Geschützstand 1 mit Tarnung

Historische Militärgeschichte: Das Schweizer Reduit 220px-Bunker_im_wasserschloss
Bunker der Limmatstellung – ab Juli 1940 als vorgeschobene Stellung – im Wasserschloss

Ab Frühjahr 1940 wurden verschiedene Pläne für das Réduit erstellt. Die Hauptunterschiede bestanden in der vorgesehenen Grösse, wobei zwei Lösungen zu engeren Auswahl standen:

Die konsequenteste Lösung stellte der Plan von Oscar Adolf Germann (1889–1979) dar: ein kompaktes Réduit, das durch Gebirgstruppen verteidigt werden sollte. Der Plan Gonard, der schliesslich verwirklicht wurde, umfasste hingegen ein ausgedehnteres System, das die drei befestigten Zonen Sargans, Gotthard und St-Maurice einschloss. Der Plan war nach Oberstleutnant Samuel Gonard (1896–1975) benannt, damals Chef des persönlichen Stabes des Generals und der eigentliche operative Kopf der Schweizer Armee. General Guisan und sein Generalstabschef mussten entscheiden, bis zu welchem äussersten Grad der Konsequenzen in Bezug auf das Réduit sie unter Umständen gehen mussten. Die Anordnungen bauten sodann auf Überlegungen strategischer und taktischer Natur auf. Diese bestanden darin, schrittweise in eine Verteidigungsstellung im Zentralraum überzugehen und damit einer Taktik der Verteidigung in der Tiefe zu folgen.

Mit der Kapitulation Frankreichs entstand für die Verteidigung der Schweiz eine völlig neue Situation. Sie war nun rundum von den Achsenmächten eingekreist. Aufgrund des Verlaufs des Westfeldzugs musste mit einem raschen Durchbruch (Blitzkrieg) und einem darauf folgenden Zusammenbruch gerechnet werden. Bei einem Verbleib in den vorgeschobenen Stellungen wären viele Truppen nutzlos geopfert worden.[3]

Die Debatte über die Reduitlösung begann am 22. Juni 1940. Am 25. Juli 1940 informierte General Guisan anlässlich des Rütlirapportes sämtliche höheren Offiziere über den Plan, im Falle eines Angriffs der Achsenmächte die Verteidigung der Schweiz auf das Gebiet der Hochalpen mit den wichtigen Passübergängen, vor allem dem Gotthardmassiv zu konzentrieren und alle Zufahrten zu den Bergen notfalls zu zerstören.

Mit dem Operationsbefehl Nr. 12 vom 17. Juli 1940 wurden fünf Divisionen (Div 1, 3, 8; 7 und 9 waren bereits dort) in die Voralpen/Alpen verschoben, mit dem Operationsbefehl vom 17. August 1940 kam noch die 6. Division dazu. Nachdem dort Festungen gebaut und für sechs Monate Vorräte für die Truppe und die dortige Bevölkerung angelegt waren, wurden mit dem Operationsbefehl Nr. 13 vom 24. Mai 1941 auch die übrigen drei (Div 2, 4, 5) Divisionen in den Zentralraum verlegt.[4] Das Gros der Zivilbevölkerung und die Schlüsselindustrien waren nun nur noch durch die Grenztruppen, die leichten Truppen, die Territorialtruppen und die Ortswehren geschützt. Diese hatten die Aufgabe, Industrieanlagen, Verkehrsnetz, Brücken, Tunnels und Kommunikationseinrichtungen – für den Fall eines Einmarsches – zur Zerstörung vorzubereiten (Taktik der verbrannten Erde).

Operationsbefehl Nr. 11 vom 12. Juli 1940

   „GEHEIM […] V. Ich habe folgenden Entschluss gefasst. Die Verteidigung des Landes wird nach einem neuen Grundsatz organisiert werden, demjenigen der Staffelung in der Tiefe. […] Die Widerstandsstaffeln werden sein:

       die Grenztruppen
       eine vorgeschobene oder Sicherungsstellung
       eine Alpen- oder Zentralraumstellung (réduit national), die im Osten, Westen und Süden durch
       die einbezogenen Befestigungen von Sargans, St-Maurice und des Gotthard flankiert wird. […]

   Die diesen drei Widerstandsstaffeln zugewiesenen Aufträge sind die folgenden:

       derjenige der Grenztruppen bleibt aufrecht;
       die vorgeschobene oder Sicherungsstellung sperrt die Einfallsachsen in das Innere des Landes;
       die Truppen der Alpen- oder Zentralraumstellung halten, mit grösstmöglichen Vorräten versehen ohne jeden Gedanken an Rückzug. […]

   IV. Aber es ist vor allen Dingen wichtig, dass die Bevölkerung auf keinen Fall in der Richtung auf das Réduit zurückströmt, wo sie den Erfolg der Operation in Frage stellen und nicht über genügend Vorräte verfügen würden.“

– Schreiben des Generals an den Bundesrat vom 12. Juli 1940

Das schweizerische System der Mobilisierung galt als das weltweit schnellste. Da die Millizsoldaten Waffe und Munition zu Haus aufbewahrten, konnten die Grenztruppen innerhalb 4 Stunden, die ganze Armee innerhalb 24 Stunden mobilisiert werden.[5]

Im Zweiten Weltkrieg ordnete der Bundesrat zwei allgemeine Mobilmachungen der ganzen Armee mit 430'000 Diensttuenden (Kampftruppen) und 200'000 Hilfsdienstpflichtigen an. Die erste am 1. September 1939 (Polenfeldzug) mit sukzessiver Reduktion der Diensttuenden auf 170'000 bis Februar 1940 und von da an mit einem sukzessiven Aufbau bis zur zweiten allgemeinen Mobilmachung am 10. Mai 1940 (Westfeldzug) und anschliessender Reduktion auf 150'000 bis September 1940.

Historische Militärgeschichte: Das Schweizer Reduit 220px-Simplon_Adler
Steinadler der Gebirgsbrigade 11 auf der Simplonpasshöhe

Von Juli bis August 1940 bezogen sechs Divisionen und drei Gebirgsbrigaden das Reduit und im Mai 1941 folgten die restlichen drei Divisionen. Die Grenzbrigaden (90'000 Mann) verblieben in ihren Grenzräumen, die drei leichten Brigaden (30'000 Mann), die Territorialtruppen der 13 Territorialkreise (90'000 Mann Infanterie), die Ortswehren (127'000 Mann) im Mittelland. Neben dem Verzögerungskampf hatten sie die Aufgabe, die Sprengung und Zerstörung der Kommunikationen, Brücken, Tunnels, Lager- und Produktionsstätten vorzunehmen, die Gotthard- und Lötschbergverbindungen zu unterbrechen sowie Luftlandetruppen zu bekämpfen.

Mit dem Bezug des Reduit wurde eine Teilmobilisierung verbunden und eine periodische Ablösung der Truppen eingeleitet. Die Reduitzugänge blieben ständig besetzt, da es deutsche Pläne gab, diese mit Luftlandetruppen einzunehmen. Durch die Einführung der „stillen“ Mobilmachung mittels Marschbefehlskarten, war eine graduelle Mobilmachung möglich, die von den Nachrichtendiensten nicht so leicht bemerkt werden konnte.[3]

Von September 1940 bis Kriegsende gab es 80 Teilmobilmachungen und es waren ständig um die 100'000 Diensttuende im Einsatz, mit vier Spitzen von 150'000–200'000 Mann im November 1942, Oktober 1943 (Alliierte Invasion in Italien), Juli 1944 (Invasion in der Normandie) und Oktober 1944 (alliierte Truppen an der Schweizer Grenze).

Mit dem Operationsbefehl Nr. 13 vom 24. Mai 1941 wurde die Konzentration auf die Verteidigung des Réduit noch verstärkt. Mit diesem Befehl wurde die vorgeschobene Stellung als operative Armeestellung aufgegeben, die endgültige Aufstellung praktisch der gesamten noch mobilisierten Schweizer Armee (zwei Drittel der Bestände waren nach dem Waffenstillstand in Frankreich demobilisiert worden[6]) sollte fortan im Réduit erfolgen. Diese Konzentration der Verteidigung stand unter dem Eindruck des Balkanfeldzugs vom April 1941. Dabei hatte die deutsche Wehrmacht in nur 23 Tagen Jugoslawien und Griechenland überrannt; der Vorgang bestätigte einerseits die hochgradige Aggressivität des nationalsozialistischen Deutschlands, andererseits aber den geringen Verteidigungswert von Mittelgebirgen als Hindernisse gegen angreifende Panzertruppen. Die Schweizer Armeeführung, die noch über keine nennenswerte eigene Panzerwaffe verfügte, zog mit der weitestgehenden Konzentration der Landesverteidigung auf das Hochgebirge die logische Konsequenz.

Von der Grenze durchs Mittelland sollte im Kriegsfall also nur noch ein Verzögerungskampf geführt werden. Das dichtbevölkerte Mittelland und damit alle wirtschaftlichen Zentren des Landes hätten gegenüber einem übermächtigen Feind nicht gehalten werden können. Die Reduitstrategie war deshalb nicht unumstritten.

Auf das 1935 vom sozialdemokratischen Basler Nationalrat Fritz Hauser eingereichte Postulat reagierte der Bundesrat mit der Schaffung der Kulturstiftung Pro Helvetia, um die geistige Unabhängigkeit der Kultur in der Schweiz angesichts der Bedrohung durch das nationalsozialistische Deutschland und dessen faschistischen Propaganda zu bewahren.[7]

Mit dem Armeebefehl vom 3. November 1939 ordnete General Henri Guisan an, aus der Gruppe Armee der Pro Helvetia die der Generaladjutantur unterstellte Sektion Heer und Haus, eine Art psychologischen Dienst, zu bilden. Diese hatte die Aufgabe, den Wehrwillen der Truppe durch Vorträge und Unterhaltung auch während längeren Militärdiensten aufrechtzuerhalten. Im Armeebefehl schrieb er: Es ist unbedingt erforderlich, dass die Truppe, trotz langer Dienstdauer und ungeachtet von Trennung von Familie und Beruf, eine gehobene Geistesverfassung behält. Frei von quälenden Zweifeln und Entmutigungen soll der Soldat Gleichmut und Zuversicht behalten.[8]

Nach dem unerwartet raschen Zusammenbruch Frankreichs und der Umschliessung der Schweiz durch die Achsenmächte wurde der Widerstandswillen der Schweizer Bevölkerung neben den kriegswirtschaftlichen Massnahmen (Anbauschlacht, Rationierung) zum entscheidenden Faktor für die Widerstandsfähigkeit der Armee. Weil auf die Grundsatzerklärung des Bundesrates von 1938 von ziviler Seite nichts unternommen wurde, erteilte Guisan in seinem Tagesbefehl vom 1. August 1941 mit der Formel „Schweizerisch denken und schweizerisch handeln“ der Generaladjutantur den Befehl, Heer und Haus um den „Aufklärungsdienst Zivil“ zu erweitern und eine Kampagne zur Aufklärung der Zivilbevölkerung zu lancieren. Dazu wurden aus dem Umfeld des Nachrichtenbüros Hans Hausamanns und den Widerstandsorganisationen (Offiziersbund, Aktion nationaler Widerstand) Kader rekrutiert.

Für den Historiker Peter Dürrenmatt und andere zeitgenössische Beobachter hat Heer und Haus von 1941 bis 1945 entscheidend zur Erhaltung und Stärkung der geistigen Widerstandskraft (Geistige Landesverteidigung) beigetragen: «So darf man sagen, dass es nie zuvor in der Geschichte der Eidgenossenschaft eine Bewegung von nur annähernd gleicher schöpferischer Eintracht gegeben hat, wie jene, die sich um den Aufklärungsdienst der Armee, um die Idee von, Heer und Haus' herum gebildet hatte.»[9]

Verlauf und Abgrenzung des Schweizer Réduits unterlagen bis Mitte der 1990er Jahre der Geheimhaltung. Seit jeher war aber bekannt, dass das Réduit rund einen Viertel des Schweizer Territoriums umfasste, auch der Umriss war im Grossen und Ganzen schon seit langem öffentlich bekannt. Die Zentralraumstellung umfasste im Wesentlichen den Alpenraum ohne den grösseren Teil Graubündens und weitgehend auch ohne das Tessin.

Historische Militärgeschichte: Das Schweizer Reduit 220px-Schiessscharte_Jaunbunker
Getarnte Schiessscharte (Pak) der verbunkerten Sperre Jaun (CH/FR)

Die Nord- und Westgrenze des Réduits verlief ausgehend von der Festung Sargans im Nordosten (und gegen den Uhrzeigersinn) folgendermassen:

Entlang der Landesgrenze mit Liechtenstein nach Norden bis etwa Sevelen, von dort nach Westen über den Faulfirst zum Walensee, an dessen Südufer entlang durch die Linthebene bis zum Ostende des Zürichsees, an dessen südlichem Ufer entlang bis etwa Wollerau/Richterswil, von dort ungefähr entlang der Linie Schindellegi-Raten-Oberägeri-Walchwil quer durch den Kanton Zug, weiter nach Küssnacht zum Vierwaldstättersee, diesen nutzend bis etwa Hergiswil NW, von dort weiter in Richtung Südwesten über die Berge Pilatus, Riegenstock, Schafmatt, Hengst und Hohgant nach Heiligenschwendi und Oberhofen am Thunersee. Quer durch den See bis Einigen/Spiez, von dort weiter in Richtung Südwesten entlang der Stockhornkette vom Stockhorn bis zur Kaiseregg. Weiter über den befestigten Euschelspass (1567 m) über die Dents Verts zur Südspitze des Greyerzersees (Lac de la Gruyère) bei Broc. Dem Schutz dieses Abschnitts dienten die Artilleriewerke Jaunpass und Gross Tosse. Von Broc aus verlief die Grenze des Réduits im weiten Bogen über die Berge Le Moléson, Dent de Lys zum östlichen Ende des Genfersees bei Montreux.

Schliesslich quer durch die östliche Spitze des Sees westlich Port-Valais zur französischen Grenze am Tour de Don und weiter nach Süden bis zum Grossen St.-Bernhard-Pass (2469m), der die südwestliche Ecke des Réduit markierte. Die Südgrenze des Réduit verlief von diesem Punkt aus gut 100 Kilometer weit in Richtung Osten bis zum Griespass entlang der Landesgrenze mit Italien, und folgte damit weitestgehend dem Alpenhauptkamm, der in den Walliser Alpen am Monte Rosa 4634 Meter Seehöhe erreicht. Grössere Geländebefestigungen erübrigten sich hier, die wenigen hoch gelegenen Alpenübergänge, von denen bis heute nur der Simplonpass ausgebaut ist, waren leicht zu sperren. Der im Zweiten Weltkrieg und in den Jahrzehnten danach gefürchtete massive Angriff mit Panzern, motorisierter Infanterie und schweren Waffen war von dieser Seite her nicht zu gewärtigen.

Vom Griespass aus verliess die Grenze des Réduits die Landesgrenze und führte in Richtung Nordosten zum Nufenenpass und weiter am Alpenhauptkamm entlang über den Piz Rotondo zum St.-Gotthard-Pass. Der Festungskomplex um den Sankt Gotthard, das Zentrum des gesamten Réduits, markierte also zugleich dessen Südgrenze. Der vorgelagerte Kanton Tessin war zwar ebenfalls in weiten Teilen stark befestigt und sollte intensiv verteidigt werden, er gehörte aber nicht zum Réduit. Rund acht Kilometer östlich des St. Gotthards verliess die Grenze des Réduits den Alpenhauptkamm und wandte sich nach Norden, entlang der Bündner Kantonsgrenze, zum Oberalppass. Dieser Grenze folgte die Südgrenze des Reduits weiter über den Oberalpstock und die Glarner Alpen bis zum Ringelspitz und Kunkelspass, von dort weiter im Bogen nach Nordosten an Chur vorbei über den Vilan zur Liechtensteiner Grenze.

Zu den wichtigsten Festungen des Réduits gehörten die Festungswerke Sargans und St-Maurice sowie der Sankt Gotthard als Zentrum:

   St. Maurice: Dailly – „Les Planaux“
   Gotthard: Airolo – Foppa Grande, Gotthard – San Carlo und Sasso da Pigna, Andermatt – „Gütsch“, Furka – Fuchsegg
   Sargans: „Magletsch“, „Kastels“, Furggels

Diese Anlagen waren mit aller notwendigen Infrastruktur ausgerüstet. Neben den Waffensystemen wurden auch Unterkünfte, Küchen, Operationsstellen, Krankenzimmer und Bäckereien in die Festungen mit eingebaut.

Historische Militärgeschichte: Das Schweizer Reduit 220px-Furggels_Festungsgang
Festung Furggels: einer der 7,6 km langen Gänge in der Festung

Die durch natürliche Hindernisse nicht oder nur unzureichend geschützten Teile der Réduit-Linie wurden mit mehreren Tausend künstlichen Hindernissen und Geländebefestigungen aller Art, etwa Strassensperren, Panzergräben und betonierten Höckersperren („Toblerone-Sperren“) befestigt. Uferhindernisse an den Seegrenzen und massive Gebäudemauern in Siedlungen an der Réduit-Grenze komplettierten die Abwehr-Vorbereitungen. Im Kriegsfall wären zweifellos zahlreiche Minenfelder, Stacheldrahtverhaue und künstliche Überflutungen (namentlich der Linthebene) hinzugekommen. Fest zur Réduit-Strategie gehörte ausserdem die Vorbereitung der Sprengung vieler Brücken und Tunnel, so zum Beispiel der Rheinbrücken in Basel, aber auch die Sprengung „normaler“ Strassen- und Eisenbahnabschnitte, um mögliche Einfallwege für einen potenziellen Angreifer unbenutzbar zu machen.

Die Réduit-Strategie liess wichtige Militärflugplätze ausserhalb der zur Verteidigung vorgesehenen Grenzen. Unter grossem Zeitdruck wurden darum im Berner Oberland mehrere neue Militärflugplätze geschaffen, ganz im Westen des Réduit bei Saanen, im Simmental die beiden Militärflugplätze Sankt Stephan BE und Zweisimmen, im Kandertal Reichenbach und Frutigen, schliesslich im Zentrum der Flugplatz Interlaken und Meiringen.

Historische Militärgeschichte: Das Schweizer Reduit 220px-Furggels_Mannschaftsunterkunft
Furggels: Mannschaftsunterkunft

Die Anlagen Frutigen, Reichenbach, Zweisimmen, St. Stephan und Saanen wurden im Zuge der Armeereform von 1995 entweder aufgelassen oder werden seitdem zivil genutzt. Anfang der 1940er Jahre schätzte der Bundesrat die Kosten für die neu zu errichtende Flugplatzgruppe im Berner Oberland mit den fünf Plätzen Frutigen, Reichenbach, Zweisimmen, St. Stephan und Saanen auf 1,88 Millionen Franken. Geplant waren so genannte Feldstützpunkte mit Rasenrollfeldern und -pisten sowie einem kleinen Hangar. Auf Flugzeughallen, Tanklager und Munitionsdepots wurde verzichtet. Die Kosten waren wegen der ungünstigeren topographischen Bedingungen dennoch deutlich höher als bei den bis dahin gebauten Flugplätzen im Mittelland.

Historische Militärgeschichte: Das Schweizer Reduit 220px-Furggels_Panzerturm_enttarnt
Furggels: teilweise enttarnter Panzerturm mit 10,5-cm-Turmkanone

Ende November 1941 meldete das Kommando der Flieger- und Fliegerabwehrtruppen, dass die Flugplätze Reichenbach, Frutigen und Zweisimmen mit Pisten von jeweils 90 bis 100 m Breite und 800 bis 1000 m Länge „jederzeit verwendungsfähig“ seien. Tatsächlich war zu diesem Zeitpunkt noch keiner der Plätze ganz fertiggestellt, nur Reichenbach war für alle Flugzeugtypen benutzbar. Noch im November 1942 hiess es, die Plätze seien bei anhaltendem Regenwetter „noch etwas weich und müssten geschont werden“. Versuchsweise wurden zum Kriegsende hin auch sog. Retablierstollen (Tunnel im Berg mit Rollweg verbunden) statt Hangars einzeln erstellt.

Die Baukosten des Réduit bis zum Kriegsende 1945 beliefen sich laut einem Bericht der „Luzerner Zeitung“ vom 10. Juni 2006 auf 657 Millionen Franken, das sind in heutiger Kaufkraft etwa acht Milliarden Franken. Ein grosser Teil der dabei errichteten Bauten wurden im Zuge der Armeereformen seit 1995 aufgegeben und ihre Geheimhaltung aufgehoben, einige werden aber weiterhin militärisch genutzt.

Grossbritannien erliess am 13. Juni 1940 eine Exportsperre für sämtliche Sendungen in die Schweiz, weil es die Schweiz als verloren betrachtete. Am 4. Juni 1941 – nach dem Bezug des Reduits – sandte der britische Gesandte in Bern folgende Depesche an seinen Aussenminister Anthony Eden:

Historische Militärgeschichte: Das Schweizer Reduit 220px-Furggels_Bunkerkanone1
Furggels: zerlegte 15-cm-Bunker-Kanone und Schiessscharte von Innen



   „Insgesamt lässt sich sagen, dass wenn alle geographischen, wirtschaftlichen und militärischen Umstände in Rechnung gestellt werden, diese kleine, aber tatkräftige und hochgebildete Nation in den vergangenen zwölf Monaten Würde und Besonnenheit an den Tag gelegt hat. Erhält sie eine faire Chance, ist ihr zuzutrauen, sich tapfer zu schlagen, wenn ihre historische Unabhängigkeit angegriffen wird.“

– David Victor Kelly[10]

Der deutsche Generalstab des Heeres meinte am 1. September 1942 zum Zustand des Schweizer Heeres:

   „Es ist bei starkem Ausbau der natürlichen Hindernisse des Landes in der Lage, auch gegen einen überraschenden Angriff an den Grenzen zeitlich begrenzten Widerstand zu leisten und sich im Hochgebirge längere Zeit zu halten (…) Die Entschlossenheit von Regierung und Volk, die schweizerische Neutralität gegen jeden Angreifer zu verteidigen, steht ausser Zweifel.“

– Kleines Orientierungsheft Schweiz für die deutschen Truppen im Felde[3]

Im Sommer 1943 schrieb der General der deutschen Gebirgstruppen in seiner für die SS erstellten Angriffsplanung:

   „Die Schweizer Landesverteidigung verfügt über ein Heer, dass schon wegen seiner zahlenmässigen Stärke ein äusserst beachtlicher Faktor ist. Die Bezwingung der sich erbittert verteidigenden Truppen im Hochalpenreduit wird eine schwer zu lösende Aufgabe darstellen.“

– Franz Böhme[3]


Die grossen Festungswerke hatten Besatzungen von 100 bis 600 Mann. Diese grosse Zahl der für den Betrieb notwendigen Leute stand ab ca. 1990 in keiner Relation mehr zur Waffenwirkung aus den Anlagen, vor allem aber zur völlig veränderten Bedrohungslage seit dem Zusammenbruch des Warschauer Pakts. Viele der Anlagen wurden vor allem seit der Armeereform von 1995 zurückgebaut. Einige wenige wurden in Museen umgewandelt und können besichtigt werden. Neben jenen Werken, in denen Waffen platziert waren, wurden auch Anlagen gebaut, um Verbrauchsgüter aufzunehmen. In diesen Werken wurden und werden zum Teil noch heute Waren und Einrichtungen wie Lebensmittel, Ersatzteile für die Armee, Treibstoff, Reparaturwerkstätten, Produktionsanlagen für Medikamente, Anlagen für die Erstellung von Zeitungen eingelagert oder eingebaut.

Infolge der strengen Geheimhaltung sind viele Gerüchte und Legenden entstanden. Einem der Gerüchte zufolge existiert auch ein getarnter Flughafen in den Schweizer Bergen. Angeblich gibt es ein riesiges Tor im Gestein, durch das die Kampfflugzeuge heraus- und wieder hineinfliegen können. Eine weitere solche Legende besagt, dass der Gotthard so durchlöchert sei, dass man hinter dem Zeughaus Erstfeld hereinfahren und bei Bodio wieder ans Tageslicht kommen könne.

Das Bild der von allen Seiten eingeschlossenen, aber sich tapfer verteidigenden Schweiz, wie es durch das Réduit symbolisiert wird, wurde nach dem Zweiten Weltkrieg zum nationalen, insbesondere von der Aktivdienstgeneration gepflegten Mythos. Bei der verbrecherischen Politik Hitlers gab es für ein Land nichts Wichtigeres, als die eigene Unabhängigkeit zu wahren. Der Schweiz war dies – trotz aussichtsloser Lage – gelungen. Der Kriegsgeneration gab das Reduit das Gefühl, auch aus eigener Kraft den Krieg glücklich überstanden zu haben.[11]

Im Rahmen der Geistigen Landesverteidigung lebte der Mythos im Kalten Krieg weiter. So diente bei der Schweizerischen Landesausstellung 1964 in Lausanne ein riesiger Igel aus Beton als Sinnbild für die Schweiz im fortdauernden Réduit. Von heutigen Historikern wird die Bedeutung des Reduits relativiert. Neuere Erkenntnisse würden darauf hin deuten, dass das Dritte Reich nicht primär durch das Réduit von einem Angriff auf die Schweiz abgehalten wurde. Es waren gemäss z. B. Jürg Fink (Die Schweiz aus der Sicht des Dritten Reiches, 1985) diverse Faktoren militärischer und ziviler Natur, der wichtigste davon wohl, dass bei einem deutschen Einmarsch die vorbereiteten Sprengungen an den schweizerischen Rüstungsfabriken aktiviert worden wären, die ab August 1940 gemäss einem von Deutschland erpressten Handelsabkommen zuweilen fast nur für die deutsche Wehrmacht und für das faschistische Italien arbeiteten.

Die Umzingelung der Schweiz führte einerseits dazu, dass die Schweiz ihre Verteidigungsstellung mit dem Bezug des Reduits massiv verstärkte und andrerseits, dass sie wirtschaftlich erpressbar wurde. Obwohl die Schweizer Rüstungslieferungen im Vergleich zur Produktion in NS-Deutschland während der gesamten Kriegsdauer nie mehr als 1 %[12] erreichten, versuchten beide Kriegsparteien mit – je nach Kriegslage – mehr oder weniger starkem Druck, die Lieferungen an die Gegenseite zu verhindern. Der britische Gesandte in Bern, David Victor Kelly, erhielt vom Schweizer Delegierten für Handelsverträge einen täglichen Bericht über die Verhandlungen mit den Deutschen. Der Überseehandel wurde für die Schweiz zur Lebensfrage, weil sie sowohl von den Achsenmächte eine Bewilligung für den Transport zum Hafen und von den Briten wegen deren Seeblockade für den Transport (Navicert) über das Meer benötigten.[10]

Ende des 20. Jahrhunderts wurde die Meinung, dass die neutrale Schweiz bei internationalen Organisationen wie der UNO nicht Mitglied werden sollte, – in negativem Sinne – als Ausdruck des „Réduit-Denkens“ gebrandmarkt.[13]

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