Deutsch-Dänischer Krieg
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Deutsch-Dänischer Krieg
Der Deutsch-Dänische Krieg, auch Zweiter Schleswigscher Krieg oder Zweiter Schleswig-Holsteinischer Krieg in Abgrenzung zum Krieg 1848–1851 war die militärische Auseinandersetzung um Schleswig-Holstein und vor allem um das Herzogtum Schleswig zwischen dem Kaisertum Österreich und Königreich Preußen auf der einen Seite und dem Königreich Dänemark auf der anderen, vom 1. Februar bis 30. Oktober 1864. Der Krieg gilt auch als der erste der drei Deutschen Einigungskriege.
Nach dem Ersten Schleswig-Holsteinischen Krieg von 1848 bis 1851 behielt die dänische Krone zwar die Hoheit über die Herzogtümer Schleswig (als dänisches Lehen) sowie Holstein und Lauenburg (als Mitgliedsstaaten des Deutschen Bundes), verpflichtete sich aber, diese drei Herzogtümer weiterhin als selbständige Einheiten innerhalb des Gesamtstaates zu behandeln. Zudem sollte nach dem Londoner Protokoll von 1852 Schleswig verfassungsmäßig nicht enger an Dänemark gebunden werden als Holstein und Lauenburg, die staatsrechtlich zu Deutschland gehörten.
Die dänische Novemberverfassung von 1863 bezog jedoch Schleswig vertragswidrig als integralen Bestandteil in den dänischen Kernstaat mit ein. Diese Integration entsprach den Wünschen der Eiderdänen und war aus dänischer Sicht zudem notwendig, um den Staat handlungsfähig zu erhalten. Unter anderem infolge von Konflikten über die Repräsentation der Herzogtümer im neuen Reichsrat war die vorherige Verfassung des Gesamtstaates von 1855 für Holstein und Lauenburg, die Mitglieder im Deutschen Bund waren, bereits 1858 vom Deutschen Bund außer Kraft gesetzt worden. Da die Bundesakte von 1815 für jedes Mitglied eine landständische Verfassung vorschrieb, kam das dänisch verwaltete Holstein seitdem der Bundesordnung nicht mehr nach.
Garnisonfriedhof Schleswig
Da zudem die holsteinischen Stände weiterhin jegliche Zusammenarbeit mit der dänischen Krone verweigerten und deutschnational gesinnte Kreise ab 1859 offen die Abspaltung Schleswigs und Holsteins von Dänemark forderten, sah der dänische König Christian IX. in einer neuen Verfassung die letzte Möglichkeit, den Gesamtstaat vor dem Zusammenbruch zu bewahren. Die Verfassung sollte – im Widerspruch zum Londoner Protokoll – zunächst für Dänemark und Schleswig gelten. Daraufhin wurde vom Deutschen Bund am 1. Oktober 1863 die Bundesexekution beschlossen.
Dem preußischen Ministerpräsidenten Otto von Bismarck gelang es auf dem beschlussfassenden Bundestag, die Einbeziehung Österreichs in die Bundesexekution zu erwirken, so dass mit der Durchführung der Besetzung von Schleswig und Holstein Österreich, Preußen, Sachsen und Hannover gemeinsam beauftragt wurden. Die Besetzung der bundesangehörigen Staaten Lauenburg und Holstein durch Bundestruppen wurde schließlich am 23. Dezember 1863 durchgeführt. Die Verwaltung der beiden Herzogtümer wurde zwei Bundeskommissaren übertragen.[2]
Die Einmischung ausländischer Mächte vermied Bismarck, indem er – gegen den lautstarken Protest der nationalen Kräfte – zunächst strikt auf Einhaltung des Londoner Protokolls beharrte und alle weitergehenden Schritte ablehnte. In Schleswig marschierten die deutschen Truppen daher zunächst nicht ein.
140. Jahrestag: Ehrung der Gefallenen bei den Düppeler Schanzen am 18. April 2004
Am 14. Januar 1864 erklärten Österreich und Preußen in Frankfurt am Main, ihre Politik gegenüber Dänemark im weiteren Verlauf auch ohne Rücksicht auf Beschlüsse des Bundestages zu verfolgen. Am 16. Januar 1864 stellten beide Großmächte Dänemark ein 48-Stunden-Ultimatum zur Aufhebung der Novemberverfassung und der militärischen Räumung Schleswigs, das Dänemark verstreichen ließ. Die ersten Schüsse des Krieges fielen nahe der Bundesfestung Rendsburg an der Eider: österreichische und preußische Truppen unter Generalfeldmarschall Friedrich Graf von Wrangel überschritten nach Ablauf des Ultimatums am Morgen des 1. Februar 1864 ohne Zustimmung des Deutschen Bundestages den Fluss, der die Grenze zwischen Holstein und Schleswig markierte.[3] Am selben Tag versuchten die Preußen erfolglos und unter recht hohen Verlusten, die Schlei bei Missunde zu überqueren. Gleichzeitig überschritten die Österreicher die Sorge und rückten bis auf zehn Kilometer an das Danewerk heran, wo sich die Dänen gut verschanzt hatten. Bei Ober-Selk, Jagel, am Königshügel und bei Wedelspang kam es daraufhin am 3. Februar 1864 zu schweren Gefechten, bei denen die Dänen in ihre Verschanzungen zurückgedrängt wurden. Dabei fielen 16 Offiziere und 66 Mann der Österreicher. Ihnen zu Ehren wurde noch im Herbst 1864 ein Ehrenmal auf dem Königshügel errichtet.[4]
Die Erstürmung der Insel Alsen durch die Preußen, Wilhelm Camphausen, 1866
Der preußisch-österreichische Plan sah vor, dass die Österreicher das erneut befestigte Danewerk frontal angreifen sollten, während die Preußen die Schlei bei Missunde überschreiten, die Dänen von hinten umgehen und einschließen sollten. Nachdem der Übergang bei Missunde misslungen war, überschritt die preußische Armee die Schlei schließlich am 6. Februar bei Arnis. Die Dänen hatten sich zwar auf den Frontalangriff vorbereitet, aber die Stellung war noch nicht vollständig ausgebaut gewesen. Eis und Schnee behinderten beide Armeen. Der dänische Oberbefehlshaber Generalleutnant Christian Julius de Meza ließ daraufhin das Danewerk räumen, um der preußischen Umfassung zu entgehen, und zog sich unter Zurücklassung der schweren Artillerie aus Flensburg zurück. Die kampflose Aufgabe des Danewerks, das in der im 19. Jahrhundert aufgekommenen dänischen „Nationalmythologie“ aufgrund seiner langen Geschichte eine erhebliche Rolle spielte, löste in Dänemark einen erheblichen Schock aus und de Meza musste in der Folge das Oberkommando abgeben. Allerdings wurde durch den Rückzug das Gros der dänischen Armee vor der Vernichtung bewahrt. Das Heer konnte sich nach einem blutigen Nachhutgefecht mit den Österreichern bei Oeversee unweit von Flensburg auf die Insel Alsen zurückziehen, eine Verfolgung durch die Alliierten war unter diesen Bedingungen unmöglich. Die Österreicher unter General Ludwig Karl Wilhelm von Gablenz marschierten von Flensburg nordwärts, während die Preußen langsam ostwärts über die Halbinsel Sundewitt Richtung Alsensund vorrückten. Die dänische Armee verschanzte sich bei Düppel vor den Toren Sonderburgs.
Erstürmung der Düppeler Schanzen
Düppeler Schanzen nach dem Sturm der preußischen Truppen am 18. April 1864. Lünette B, jetzt Strandbatterie, besetzt mit 5 gezogenen 24-Pfündern
Dort kam es schließlich am 18. April 1864 zur entscheidenden Schlacht bei den Düppeler Schanzen, einer oberhalb von Sonderburg an der Flensburger Förde und am Alsensund gelegenen Festungsanlage. Der Erstürmung der zehn Schanzen gingen die immer engere Einschließung, Vorpostengefechte und eine mehrwöchige Belagerung durch die preußischen Truppen voraus, bei der die modernsten Belagerungsgeschütze der Zeit herangeschafft und eingesetzt wurden. Mit höchstem Aufwand wurde ein Netz von Gräben ausgehoben, bis diese schließlich auf etwa 400 Meter an die Schanzen heranreichten – von dort aus stürmten die Preußen die nach mehrstündigem Trommelfeuer teilweise beschädigten Befestigungsanlagen. Nach kurzem, aber sehr heftigem Nahkampf wurden die dänischen Besatzungen überwältigt, und die Angreifer drangen schließlich bis an den Alsensund vor. Den Dänen gelang es nicht mehr, rechtzeitig Verstärkungen heranzuführen, so dass sie schließlich die Pontonbrücken vor Sonderburg abbrechen mussten.
Siegmund L'Allemand: Die Erstürmung des Königsberges bei Oberselk durch das k. u. k. 18. Jägerbataillon am 3. Februar 1864 im Heeresgeschichtlichen Museum in Wien
Diese Niederlage Dänemarks ist bis heute Gegenstand nationalen Gedenkens in Dänemark, unter anderem einer jährliche Feierstunde am 18. April auf der Anhöhe der Düppeler Schanzen. Mit dem Ausgang der Schlacht war der Krieg im Grunde entschieden. Die österreichischen Truppen belagerten zur selben Zeit die Festung Fredericia, die schließlich ebenfalls von den dänischen Verteidigern aufgegeben wurde. Die dänischen Truppen wurden über die See auf die Insel Fünen evakuiert.
Am 9. Mai ereignete sich noch ein Seegefecht vor Helgoland, das zwar mit einem taktischen dänischen Sieg endete, das Blatt aber nicht mehr wenden konnte. Am 12. Mai trat nach Friedensverhandlungen in London ein Waffenstillstand in Kraft. Eine Teilung des Herzogtums Schleswig an der Sprachgrenze wurde zu diesem Zeitpunkt von Preußen vorgeschlagen, jedoch seitens Dänemarks abgelehnt, so dass der Krieg erneut aufflammte. Von Düppel aus bombardierten die preußischen Truppen die Stadt Sonderburg, bis ihnen am 29. Juni bei Arnkil der Übergang nach Alsen gelang. In kurzer Zeit war die gesamte Insel besetzt, die Dänen zogen sich zurück. Ein weiterer Vorstoß preußischer Truppen erreichte wenig später sogar die Nordspitze Jütlands, womit die gesamte jütländische Halbinsel, ein Großteil des dänischen Königreichs selbst, von den Angreifern besetzt war. Nun waren auch die dänischen Inseln gefährdet, und die dänische Regierung musste erneut in Waffenstillstands- und Friedensverhandlungen eintreten, nun allerdings unter für sie sehr viel ungünstigeren Bedingungen. Im Oktober endete der Krieg mit dem Frieden von Wien.
Karte der Gebietsveränderungen, ohne die Königlichen Enklaven
Zunächst übernahmen die beiden Siegermächte die Besetzung und Verwaltung als Kondominium. Im Vertrag von Gastein vom 14. August 1865 erhielt Preußen das Herzogtum Sachsen-Lauenburg und das Herzogtum Schleswig, Holstein fiel an Österreich. 1866 besetzte Preußen Holstein. Dies wurde der formale Grund für den Deutschen Krieg, in dessen Folge Preußen Holstein annektierte und aus allen drei Gebieten 1867 die preußische Provinz Schleswig-Holstein bildete.
Durch den deutsch-dänischen Krieg verkleinerte sich der dänische Herrschaftsbereich zum zweiten Male im 19. Jahrhundert, da die Herzogtümer nicht mehr von Kopenhagen aus regiert wurden. Dänemark hatte bereits im Frieden von Kiel vom 14. Januar 1814 Norwegen an Schweden abtreten müssen. Das Königreich Dänemark selbst blieb − da die Herzogtümer nur durch Personalunion mit ihm verbunden waren − in seinem Umfang unberührt. Es vergrößerte sich letztlich sogar durch einen Gebietsaustausch mit dem Herzogtum Schleswig, durch den beispielsweise Ripen zum Königreich kam. Um die Integrität seines Herrschaftsbereichs zu wahren, bot der dänische König Christian IX. dem preußischen König Wilhelm I. an, mit ganz Dänemark dem Deutschen Bund beizutreten, doch dies wurde abgelehnt.[5]
Der Deutsch-Dänische Krieg zeigte, wie auch der zeitgleich stattfindende Bürgerkrieg in Nordamerika, einige neue Elemente moderner Kriege: Es trat die strategische Bedeutung der Eisenbahn beim Transport preußischer Truppen hervor, zum Beispiel aus Berlin, der als Fußmarsch sonst Wochen gedauert hätte. Und zum ersten Mal in der deutschen Kriegsgeschichte spielten Krupp-Geschütze, Krupp-Hinterlader-Kanonen mit gezogenen Läufen und Dreyse-Hinterlader-Gewehre eine entscheidende Rolle. Krupp-Kanonen waren in der Lage, über den Vemmingbund, die Sonderburg vorgelagerte Bucht, hinweg Zerstörungen an den dänischen Schanzen anzurichten. Sie fanden dann einen erneuten Einsatz im Krieg von 1870/71 gegen Frankreich vor Paris.
Der Krieg gegen Dänemark hatte außerdem einen maßgeblichen Einfluss auf die Entstehung des deutschen Nationalstaats von 1871.
Kulturgüter
1864 wurde der Idstedt-Löwe oder Flensburger Löwe, Monument von 1862 zur Erinnerung an den dänischen Sieg bei Idstedt im Schleswig-Holsteinischen Krieg, nach Berlin gebracht. Von dort kam das Denkmal 1945 nach Kopenhagen (Istedløven), 2011 kehrte es nach Flensburg zurück. Auch der Hærulfstein, ein am Ochsenweg in Nordschleswig gefundener Runenstein, wurde nach Berlin gebracht und dort am Jagdschloss Dreilinden aufgestellt. 1951 wurde er wieder nach Dänemark geschafft. Eine große Rolle in den Friedensverhandlungen spielten die archäologischen Fundstücke der Flensburger Sammlung, insbesondere das in Nordschleswig gefundene Nydam-Schiff. Das Nydamschiff befindet sich heute trotz dänischer Rückgabeforderungen nach den beiden Weltkriegen auf Schloss Gottorf in Schleswig.[6]
Künstlerisch begleitet wurde der Krieg von den Malern Wilhelm Camphausen, Georg Bleibtreu, Louis Braun und Emil Hünten. Hünten war als Landwehrmann auch selbst in den kriegerischen Handlungen eingebunden.
Quelle - Literatur & einzelnachweise
Nach dem Ersten Schleswig-Holsteinischen Krieg von 1848 bis 1851 behielt die dänische Krone zwar die Hoheit über die Herzogtümer Schleswig (als dänisches Lehen) sowie Holstein und Lauenburg (als Mitgliedsstaaten des Deutschen Bundes), verpflichtete sich aber, diese drei Herzogtümer weiterhin als selbständige Einheiten innerhalb des Gesamtstaates zu behandeln. Zudem sollte nach dem Londoner Protokoll von 1852 Schleswig verfassungsmäßig nicht enger an Dänemark gebunden werden als Holstein und Lauenburg, die staatsrechtlich zu Deutschland gehörten.
Die dänische Novemberverfassung von 1863 bezog jedoch Schleswig vertragswidrig als integralen Bestandteil in den dänischen Kernstaat mit ein. Diese Integration entsprach den Wünschen der Eiderdänen und war aus dänischer Sicht zudem notwendig, um den Staat handlungsfähig zu erhalten. Unter anderem infolge von Konflikten über die Repräsentation der Herzogtümer im neuen Reichsrat war die vorherige Verfassung des Gesamtstaates von 1855 für Holstein und Lauenburg, die Mitglieder im Deutschen Bund waren, bereits 1858 vom Deutschen Bund außer Kraft gesetzt worden. Da die Bundesakte von 1815 für jedes Mitglied eine landständische Verfassung vorschrieb, kam das dänisch verwaltete Holstein seitdem der Bundesordnung nicht mehr nach.
Garnisonfriedhof Schleswig
Da zudem die holsteinischen Stände weiterhin jegliche Zusammenarbeit mit der dänischen Krone verweigerten und deutschnational gesinnte Kreise ab 1859 offen die Abspaltung Schleswigs und Holsteins von Dänemark forderten, sah der dänische König Christian IX. in einer neuen Verfassung die letzte Möglichkeit, den Gesamtstaat vor dem Zusammenbruch zu bewahren. Die Verfassung sollte – im Widerspruch zum Londoner Protokoll – zunächst für Dänemark und Schleswig gelten. Daraufhin wurde vom Deutschen Bund am 1. Oktober 1863 die Bundesexekution beschlossen.
Dem preußischen Ministerpräsidenten Otto von Bismarck gelang es auf dem beschlussfassenden Bundestag, die Einbeziehung Österreichs in die Bundesexekution zu erwirken, so dass mit der Durchführung der Besetzung von Schleswig und Holstein Österreich, Preußen, Sachsen und Hannover gemeinsam beauftragt wurden. Die Besetzung der bundesangehörigen Staaten Lauenburg und Holstein durch Bundestruppen wurde schließlich am 23. Dezember 1863 durchgeführt. Die Verwaltung der beiden Herzogtümer wurde zwei Bundeskommissaren übertragen.[2]
Die Einmischung ausländischer Mächte vermied Bismarck, indem er – gegen den lautstarken Protest der nationalen Kräfte – zunächst strikt auf Einhaltung des Londoner Protokolls beharrte und alle weitergehenden Schritte ablehnte. In Schleswig marschierten die deutschen Truppen daher zunächst nicht ein.
140. Jahrestag: Ehrung der Gefallenen bei den Düppeler Schanzen am 18. April 2004
Am 14. Januar 1864 erklärten Österreich und Preußen in Frankfurt am Main, ihre Politik gegenüber Dänemark im weiteren Verlauf auch ohne Rücksicht auf Beschlüsse des Bundestages zu verfolgen. Am 16. Januar 1864 stellten beide Großmächte Dänemark ein 48-Stunden-Ultimatum zur Aufhebung der Novemberverfassung und der militärischen Räumung Schleswigs, das Dänemark verstreichen ließ. Die ersten Schüsse des Krieges fielen nahe der Bundesfestung Rendsburg an der Eider: österreichische und preußische Truppen unter Generalfeldmarschall Friedrich Graf von Wrangel überschritten nach Ablauf des Ultimatums am Morgen des 1. Februar 1864 ohne Zustimmung des Deutschen Bundestages den Fluss, der die Grenze zwischen Holstein und Schleswig markierte.[3] Am selben Tag versuchten die Preußen erfolglos und unter recht hohen Verlusten, die Schlei bei Missunde zu überqueren. Gleichzeitig überschritten die Österreicher die Sorge und rückten bis auf zehn Kilometer an das Danewerk heran, wo sich die Dänen gut verschanzt hatten. Bei Ober-Selk, Jagel, am Königshügel und bei Wedelspang kam es daraufhin am 3. Februar 1864 zu schweren Gefechten, bei denen die Dänen in ihre Verschanzungen zurückgedrängt wurden. Dabei fielen 16 Offiziere und 66 Mann der Österreicher. Ihnen zu Ehren wurde noch im Herbst 1864 ein Ehrenmal auf dem Königshügel errichtet.[4]
Die Erstürmung der Insel Alsen durch die Preußen, Wilhelm Camphausen, 1866
Der preußisch-österreichische Plan sah vor, dass die Österreicher das erneut befestigte Danewerk frontal angreifen sollten, während die Preußen die Schlei bei Missunde überschreiten, die Dänen von hinten umgehen und einschließen sollten. Nachdem der Übergang bei Missunde misslungen war, überschritt die preußische Armee die Schlei schließlich am 6. Februar bei Arnis. Die Dänen hatten sich zwar auf den Frontalangriff vorbereitet, aber die Stellung war noch nicht vollständig ausgebaut gewesen. Eis und Schnee behinderten beide Armeen. Der dänische Oberbefehlshaber Generalleutnant Christian Julius de Meza ließ daraufhin das Danewerk räumen, um der preußischen Umfassung zu entgehen, und zog sich unter Zurücklassung der schweren Artillerie aus Flensburg zurück. Die kampflose Aufgabe des Danewerks, das in der im 19. Jahrhundert aufgekommenen dänischen „Nationalmythologie“ aufgrund seiner langen Geschichte eine erhebliche Rolle spielte, löste in Dänemark einen erheblichen Schock aus und de Meza musste in der Folge das Oberkommando abgeben. Allerdings wurde durch den Rückzug das Gros der dänischen Armee vor der Vernichtung bewahrt. Das Heer konnte sich nach einem blutigen Nachhutgefecht mit den Österreichern bei Oeversee unweit von Flensburg auf die Insel Alsen zurückziehen, eine Verfolgung durch die Alliierten war unter diesen Bedingungen unmöglich. Die Österreicher unter General Ludwig Karl Wilhelm von Gablenz marschierten von Flensburg nordwärts, während die Preußen langsam ostwärts über die Halbinsel Sundewitt Richtung Alsensund vorrückten. Die dänische Armee verschanzte sich bei Düppel vor den Toren Sonderburgs.
Erstürmung der Düppeler Schanzen
Düppeler Schanzen nach dem Sturm der preußischen Truppen am 18. April 1864. Lünette B, jetzt Strandbatterie, besetzt mit 5 gezogenen 24-Pfündern
Dort kam es schließlich am 18. April 1864 zur entscheidenden Schlacht bei den Düppeler Schanzen, einer oberhalb von Sonderburg an der Flensburger Förde und am Alsensund gelegenen Festungsanlage. Der Erstürmung der zehn Schanzen gingen die immer engere Einschließung, Vorpostengefechte und eine mehrwöchige Belagerung durch die preußischen Truppen voraus, bei der die modernsten Belagerungsgeschütze der Zeit herangeschafft und eingesetzt wurden. Mit höchstem Aufwand wurde ein Netz von Gräben ausgehoben, bis diese schließlich auf etwa 400 Meter an die Schanzen heranreichten – von dort aus stürmten die Preußen die nach mehrstündigem Trommelfeuer teilweise beschädigten Befestigungsanlagen. Nach kurzem, aber sehr heftigem Nahkampf wurden die dänischen Besatzungen überwältigt, und die Angreifer drangen schließlich bis an den Alsensund vor. Den Dänen gelang es nicht mehr, rechtzeitig Verstärkungen heranzuführen, so dass sie schließlich die Pontonbrücken vor Sonderburg abbrechen mussten.
Siegmund L'Allemand: Die Erstürmung des Königsberges bei Oberselk durch das k. u. k. 18. Jägerbataillon am 3. Februar 1864 im Heeresgeschichtlichen Museum in Wien
Diese Niederlage Dänemarks ist bis heute Gegenstand nationalen Gedenkens in Dänemark, unter anderem einer jährliche Feierstunde am 18. April auf der Anhöhe der Düppeler Schanzen. Mit dem Ausgang der Schlacht war der Krieg im Grunde entschieden. Die österreichischen Truppen belagerten zur selben Zeit die Festung Fredericia, die schließlich ebenfalls von den dänischen Verteidigern aufgegeben wurde. Die dänischen Truppen wurden über die See auf die Insel Fünen evakuiert.
Am 9. Mai ereignete sich noch ein Seegefecht vor Helgoland, das zwar mit einem taktischen dänischen Sieg endete, das Blatt aber nicht mehr wenden konnte. Am 12. Mai trat nach Friedensverhandlungen in London ein Waffenstillstand in Kraft. Eine Teilung des Herzogtums Schleswig an der Sprachgrenze wurde zu diesem Zeitpunkt von Preußen vorgeschlagen, jedoch seitens Dänemarks abgelehnt, so dass der Krieg erneut aufflammte. Von Düppel aus bombardierten die preußischen Truppen die Stadt Sonderburg, bis ihnen am 29. Juni bei Arnkil der Übergang nach Alsen gelang. In kurzer Zeit war die gesamte Insel besetzt, die Dänen zogen sich zurück. Ein weiterer Vorstoß preußischer Truppen erreichte wenig später sogar die Nordspitze Jütlands, womit die gesamte jütländische Halbinsel, ein Großteil des dänischen Königreichs selbst, von den Angreifern besetzt war. Nun waren auch die dänischen Inseln gefährdet, und die dänische Regierung musste erneut in Waffenstillstands- und Friedensverhandlungen eintreten, nun allerdings unter für sie sehr viel ungünstigeren Bedingungen. Im Oktober endete der Krieg mit dem Frieden von Wien.
Karte der Gebietsveränderungen, ohne die Königlichen Enklaven
Zunächst übernahmen die beiden Siegermächte die Besetzung und Verwaltung als Kondominium. Im Vertrag von Gastein vom 14. August 1865 erhielt Preußen das Herzogtum Sachsen-Lauenburg und das Herzogtum Schleswig, Holstein fiel an Österreich. 1866 besetzte Preußen Holstein. Dies wurde der formale Grund für den Deutschen Krieg, in dessen Folge Preußen Holstein annektierte und aus allen drei Gebieten 1867 die preußische Provinz Schleswig-Holstein bildete.
Durch den deutsch-dänischen Krieg verkleinerte sich der dänische Herrschaftsbereich zum zweiten Male im 19. Jahrhundert, da die Herzogtümer nicht mehr von Kopenhagen aus regiert wurden. Dänemark hatte bereits im Frieden von Kiel vom 14. Januar 1814 Norwegen an Schweden abtreten müssen. Das Königreich Dänemark selbst blieb − da die Herzogtümer nur durch Personalunion mit ihm verbunden waren − in seinem Umfang unberührt. Es vergrößerte sich letztlich sogar durch einen Gebietsaustausch mit dem Herzogtum Schleswig, durch den beispielsweise Ripen zum Königreich kam. Um die Integrität seines Herrschaftsbereichs zu wahren, bot der dänische König Christian IX. dem preußischen König Wilhelm I. an, mit ganz Dänemark dem Deutschen Bund beizutreten, doch dies wurde abgelehnt.[5]
Der Deutsch-Dänische Krieg zeigte, wie auch der zeitgleich stattfindende Bürgerkrieg in Nordamerika, einige neue Elemente moderner Kriege: Es trat die strategische Bedeutung der Eisenbahn beim Transport preußischer Truppen hervor, zum Beispiel aus Berlin, der als Fußmarsch sonst Wochen gedauert hätte. Und zum ersten Mal in der deutschen Kriegsgeschichte spielten Krupp-Geschütze, Krupp-Hinterlader-Kanonen mit gezogenen Läufen und Dreyse-Hinterlader-Gewehre eine entscheidende Rolle. Krupp-Kanonen waren in der Lage, über den Vemmingbund, die Sonderburg vorgelagerte Bucht, hinweg Zerstörungen an den dänischen Schanzen anzurichten. Sie fanden dann einen erneuten Einsatz im Krieg von 1870/71 gegen Frankreich vor Paris.
Der Krieg gegen Dänemark hatte außerdem einen maßgeblichen Einfluss auf die Entstehung des deutschen Nationalstaats von 1871.
Kulturgüter
1864 wurde der Idstedt-Löwe oder Flensburger Löwe, Monument von 1862 zur Erinnerung an den dänischen Sieg bei Idstedt im Schleswig-Holsteinischen Krieg, nach Berlin gebracht. Von dort kam das Denkmal 1945 nach Kopenhagen (Istedløven), 2011 kehrte es nach Flensburg zurück. Auch der Hærulfstein, ein am Ochsenweg in Nordschleswig gefundener Runenstein, wurde nach Berlin gebracht und dort am Jagdschloss Dreilinden aufgestellt. 1951 wurde er wieder nach Dänemark geschafft. Eine große Rolle in den Friedensverhandlungen spielten die archäologischen Fundstücke der Flensburger Sammlung, insbesondere das in Nordschleswig gefundene Nydam-Schiff. Das Nydamschiff befindet sich heute trotz dänischer Rückgabeforderungen nach den beiden Weltkriegen auf Schloss Gottorf in Schleswig.[6]
Künstlerisch begleitet wurde der Krieg von den Malern Wilhelm Camphausen, Georg Bleibtreu, Louis Braun und Emil Hünten. Hünten war als Landwehrmann auch selbst in den kriegerischen Handlungen eingebunden.
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