Burg Wölpe
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Burg Wölpe
Die Burg Wölpe ist der Burgstall einer mittelalterlichen Burganlage in Erichshagen-Wölpe, einem Ortsteil von Nienburg/Weser in Niedersachsen. Die 1151 erstmals urkundlich erwähnte Burg der Grafen von Wölpe entstand in der Niederung am Bach der Wölpe im Ursprung als Turmhügelburg (Motte) auf einem Burghügel. Nach der Schleifung im Anschluss an den Dreißigjährigen Krieg wurde die Anlage als Amtssitz neu errichtet. Seine Gebäude wurden Jahre nach der Auflösung des Amtes 1859 wegen Baufälligkeit abgerissen. Heute ist der Burghügel bebauungsfrei und mit Bäumen bestanden. Bisher fanden in den Jahren 2011, 2012 sowie 2013 archäologische Prospektionsmaßnahmen und Ausgrabungen statt.
Baubeschreibung
Wie ein Gemälde von 1823 zeigt, ist der älteste Teil der Burganlage eine Turmhügelburg, die in der feuchten Niederung der Wölpe, einem Zufluss der Aller, auf einem aufgeschütteten Hügel errichtet worden ist. Das Gewässer wurde später zu breiten Gräften ausgebaut, die die Burg und das spätere Schloss an drei Seiten umflossen, was auf dem Lageplan von 1778 noch erkennbar ist. Etwas abgerückt vom Burghügel gab es eine etwa 80×100 Meter große Vorburg, deren Grund etwa 2 Meter über der Niederung lag und bis zu 1 Meter künstlich aufgeschüttet war. Die Vorburg verfügte zeitweise über vier Gebäude, bei denen es sich vermutlich um Wirtschaftsgebäude handelte. Um die Burg herum gab es mehrere Gartenareale, deren Umrisse sich noch heute auf Luftbildern abzeichnen. Nach der Auflösung des Amtes Wölpe 1859 wurden die Gebäude des Amtshofes auf dem früheren Burggelände 1876 auf Abbruch verkauft.
Lage des von drei Seiten mit Wasser umgebenen Schlosses Wölpe im Jahre 1778
Gemälde von Schloss Wölpe 1823, links die Ursprungsanlage als Turmhügelburg
Heute ist von der früheren Befestigungsanlage mit späterem Schloss nur noch der 4,5 Meter hohe und 60 × 65 Meter große Erdhügel vorhanden. Auf ihm befinden sich drei erhöhte Stellen, die auf die Lage ehemaliger Gebäude hinweisen. Der Hügel liegt am östlichen Ortseingang von Erichshagen, der Amtsgarten genannt wird. Der verfüllte Burggraben war Anfang des 20. Jahrhunderts noch erkennbar. Die ehemalige Burgstelle ist erreichbar über einen etwa 200 Meter langen Damm durch die Niederung. Der Burghügel ist mit Bäumen bestanden, darunter die älteste Kastanie in Nienburg im Alter von etwa 300 Jahren. Lange war der Hügel mit Brennnesseln überwuchert, die als Ruderalpflanzen einen Zeiger für die frühere Besiedlung darstellen. 2010 beschloss der Ortsrat von Erichshagen-Wölpe, den Burghügel aufzuwerten und ihn ganzjährig für Fußgänger und Radfahrer zugänglich zu machen.[1] Inzwischen ist das Unkraut und Unterholz entfernt worden, so dass er wieder allgemein zugänglich ist. Ein befestigter Weg über den Hügel soll noch angelegt werden.
Geschichte
In der ersten überlieferten Nennung von 1151 wurde die Burg als Wilipa bezeichnet, als sie zur Kirche in Minden gehörte. Zu Beginn des 13. Jahrhunderts verlegten die Wölper Grafen ihr Festes Haus in das nahegelegene Drakenburg und später nach Neustadt am Rübenberge, wo sie sich ein neues Zentrum schufen. Ihre Grafschaft Wölpe verkauften sie 1302 für 6500 Silbermark an Herzog Otto II. Er setzte auf der Burg einen Drosten als Statthalter ein und die Burg wurde zum Sitz des Calenbergischen Amtes Wölpe. Bei einer Fehde wurde die Burg 1315 durch Brand zerstört.
Gedenkstein mit dem Wappen der Grafschaft Wölpe an der Zufahrt zur früheren Burg Wölpe
Belagerung der Burg während der Hildesheimer Stiftsfehde, Zeichnung von Johannes Krabbe von 1591
In der Hildesheimer Stiftsfehde zwischen 1519 und 1523 wurde die Burg Wölpe erneut zerstört und danach von Herzog Erich I. als Schloss wieder hergerichtet. Er gründete nahe dem Schloss eine Siedlung, die nach ihm (Erich) und wegen der Dorfform eines Hagenhufendorfs (-hagen) als Erichshagen benannt wurde. Trotzdem hieß der Ort lange Zeit im Volksmund Wölpe. 1624 besuchte der dänische König Christian IV. während des Dreißigjährigen Krieges das Schloss Wölpe. Ein Jahr später, 1625, wurde es von den Söldnertruppen des Feldherrn Tilly erobert und beschädigt. Wegen der Schäden wurde das Schloss nach dem Krieg geschleift und 1649 zum Amtsgebäude umgestaltet. Mit dem Schutt wurde der frühere Burggraben, den die Wölpe mit Wasser speiste, zugeschüttet. Von diesem Amtshof wurde das Amt Wölpe verwaltet. Im 19. Jahrhundert wurde ein weiteres Amtsgebäude nahe der Straße errichtet, das heute noch besteht. Es ist das ehemalige Amtsgerichtsgebäude, das an der Hauptstraße an der Zufahrt zum Burghügel liegt. Es diente lange Jahre als Försterei und ist heute ein Wohnhaus. Die Siedlung Wölpe unweit des Amtshofes hatte im 19. Jahrhundert etwa 100 Bewohner. Das Amt wurde 1859 im Zuge einer Gemeindereform aufgelöst und den Kreisstädten Nienburg sowie Neustadt am Rübenberge zugeteilt.
2009 schlossen sich heimatgeschichtlich interessierte Personen zum Arbeitskreis Burghügel Erichshagen-Wölpe zusammen, um die Reste der Burganlage zu erkunden und als Bodendenkmal zu erschließen. 2010 entstand dazu ein Untersuchungskonzept. Es wird vom Museum Nienburg, der Kommunalarchäologie der Schaumburger Landschaft, der Stadt Nienburg/Weser und dem Niedersächsischen Landesamt für Denkmalpflege getragen.
Ausgrabungen
Prospektion 2011
Gemäß dem im Jahre 2010 entstandenen Untersuchungskonzept kam es 2011 zu intensiven archäologischen Voruntersuchungen am Burghügel und seinem Umfeld, um eine Ausgrabung vorzubereiten. Zu den Prospektionsmaßnahmen zählten eine Reliefkartierung, geophysikalische Messungen wie geoelektrische Bodenwiderstandsmessung, Geomagnetik und Georadar, Luftbildarchäologie, Bohrungen und Begehungen.
Grabung 2012
Blick vom Burghügel auf den Grabungsschnitt am Hang (2012)
Freigelegte Fundamentreste auf dem Burghügel (2012)
Im September 2012 fand eine knapp vierwöchige archäologische Ausgrabung auf dem Burghügel statt. Ziel war es, Erkenntnisse über die bauliche Entwicklung der Anlage und den Alltag auf der Burg zu erlangen. Die Grabung fand als Lehrgrabung des Lehrstuhls für Vor- und Frühgeschichte an der Universität Regensburg statt. Beteiligt waren die Kommunalarchäologie der Schaumburger Landschaft, die untere Denkmalschutzbehörde der Stadt Nienburg/Weser und der Arbeitskreis Burghügel Erichshagen-Wölpe.
Bei der Grabung wurde eine Fläche von knapp 80 m² untersucht, was etwa 0,5 % der Fläche des Burghügels ausmacht. Dazu wurde ein Grabungsschnitt auf einer Länge von 31,5 Meter bei einer Breite von 2,5 Meter angelegt. Mit der geringen Tiefe von 1,2 Meter berührte die Grabung meist nur den Oberboden. In Teilbereichen reichte sie bis in 2 Meter Tiefe.
Funde
Am Fuß des Burghügels im Bereich des vermuteten Burggrabens, dessen Sohle über zwei Meter unter der heutigen Geländeoberfläche liegt, wurden Reste einer Holzkonstruktion festgestellt. Sie besteht aus senkrecht eingerammten Pfahlhölzern in der Art einer Palisade und waagerecht verlegten Hölzer. Die ältesten Fundschichten im Grabenbereich werden in das 13. und 14. Jahrhundert datiert. In diesem Bereich wurden in einem Meter Tiefe Holzbohlen eines vermutlich neuzeitlichen Bohlenwegs. Die Hölzer werden einer dendrochronologischen Untersuchung unterzogen, um ihr Alter zu bestimmen [2]. Fast alle weiteren Funde stammten aus dem Oberboden und ließen sich keinem Befund näher zuordnen. Bei etwa der Hälfte der Funde handelte es sich um tierisches Knochenmaterial, wie Zähne von Wildschweinen sowie Unterkiefer von Pferden und Schweinen. Am Hang des Burghügels wurden größere Mengen an mittelalterlichen Keramikteilen gefunden. Dazu gehörten graue Irdenware mit Wellenfuß, Pokalfüße, Wandscherben als Pingsdorfer Ware und Kugeltöpfe sowie Dachziegeln des Typs Mönch und Nonne. Die Keramikreste reichen mit den frühesten Stücken aus dem 12. Jahrhundert bis in die Neuzeit. Weitere Funde waren Armbrustbolzen und Fragmente von Ofenkacheln mit der Darstellung eines Adligen oder Heiligen. Die mittelalterlichen Funde lagerten neben neuzeitlichen Funden, wie ein 1818 geprägter Mariengroschen, Waldhüttenglas und einer Kanonenkugel. Daher wird angenommen, dass es sich um verlagertes Material vom Burgplateau oder aus burgfernen Bereichen handelt.
Ziele und Ergebnisse 2012
Ermittlung der Lage und des Aufbaus des umlaufenden Burggrabens und seine Verfüllung. Dabei wurde an einer Stelle festgestellt, dass sich die damalige Grabensohle zwei Meter unter der heutigen Erdoberfläche befindet.
Feststellung des Schichtaufbaus des Burghügels mit Datierung und Klärung, ob es sich um eine natürliche oder angeschüttete Erhebung handelt. Die Frage konnte nur teilweise beantwortet werden, da nicht tief genug gegraben wurde.
Untersuchung der Reste von Gebäuden und ihr Erhaltungszustand auf dem Burgplateau. Dabei wurden mehrere Mauerstücke festgestellt, die sich bereits direkt unter der Erdoberfläche zeigten. Auch wurde ein gepflasterter Bereich gefunden. Zwar können die noch nicht näher datierten Baustrukturen einen neuzeitlichen Entstehungszeitpunkt haben, lassen darunter aber weitere Funde erwarten. Anscheinend blieben beim Abbruch der Gebäude ab 1876 die Mauerfundamente erhalten.
Klärung der Lage der Burgmauer und ihre Konstruktionsweise. Eine Mauer konnte nicht entdeckt werden, was auf die geringe Tiefe der Grabung und ihre zeitliche Beschränkung zurückzuführen war.
Grabung 2013
Grabungsschnitt am Burghügel während einer öffentlichen Führung (2013)
Im September und Oktober 2013 kam es am Burghügel zu einer weiteren Grabung unter Leitung der Universität Regensburg[3], die sechs Wochen andauerte und von 12 Studierenden der Universität Marburg sowie ehrenamtlichen Helfern aus der Region und des Arbeitskreises Burghügel Erichshagen-Wölpe ausgeführt wurde. Am Fuße des Burghügels konnten im Untergrund der Niederung zahlreiche Holzpfähle und Holzbalken festgestellt werden, von denen 44 gesichert wurden. [4]. Dendrochronologische Untersuchungen stellen die Hölzer in das 14., 15. und 16. Jahrhundert, in einem Fall in das 11. bis 12. Jahrhundert. Sie sollen als Palisadenmauer der Abwehr von Feinden gedient haben. Einer anderen Deutung nach haben sie der technischen Sicherung des Burghügel gegen Erosion oder als Grabenrand gedient. Die ergrabenen Bodenschichten war zum Teil gestört und beinhalteten mächtige Schuttschichten vom Abbruch der Burggebäude im 19. Jahrhundert. Es kam ein längeres Sandsteinstück zum Vorschein, bei dem es sich um den Rahmen eines am Gebäude angebrachten Wappens handelt. Der Rahmen enthielt das verschollene Wappen von Herzog Philipp Sigismund von Braunschweig-Wolfenbüttel (1568–1623). Ein besonderer Befund war eine Steinkonstruktion am Rande des Hügelplateaus, bei der es sich um die Umfassungsmauer der Burg handeln könnte.
Bei den Grabungen wurde anhand des gewachsenen Bodens festgestellt, dass der Burghügel auf einer natürlichen, etwa einen Meter hohen Anhöhe entstand. Die Lage innerhalb einer sumpfigen Umgebung machte anscheinend einen Burggraben überflüssig, den die Archäologen trotz eines langen Grabungsschnitts nicht finden konnten. [5]
Die Grabung war Teil von vier archäologischen Projekten durch Universitäten im Jahre 2013 im Landkreis Nienburg, darunter Ausgrabungen in der Eisen- und kaiserzeitlichen Siedlung bei Lemke sowie am Erdwerk von Müsleringen und die Vermessung der Wallburg Alte Schanze in Oyle.[6] [7]
Grabung 2014
Informationsveranstaltung im Quaet-Faslem-Haus in Nienburg (2014)
Anfang 2014 fand im Quaet-Faslem-Haus in Nienburg eine Informationsveranstaltung statt, bei der die Universität Regensburg über die Ausgrabungen in den Jahren 2012 und 2013 berichtete. Dabei wurde eine Fortführung der Ausgrabung im August 2014 angekündigt, bei der der Aufbau des Burghügels näher untersucht werden soll. Um auf die ältesten Bodenschichten zu stoßen, ist ein Abtiefen der Grabung bis auf 2,7 Meter geplant. Insbesondere wird der Frage nachgegangen, ob der Burghügel bei Errichtung der Burganlage kleiner als heute gewesen ist. [5] Finanzielle Mittel für die Grabung stellen unter anderem die Calenberg-Grubenhagensche Landschaft, der Landschaftsverband Weser-Hunte und die Sparkassenstiftung Nienburg zur Verfügung.
quelle - Literatur & einzelnachweise
Baubeschreibung
Wie ein Gemälde von 1823 zeigt, ist der älteste Teil der Burganlage eine Turmhügelburg, die in der feuchten Niederung der Wölpe, einem Zufluss der Aller, auf einem aufgeschütteten Hügel errichtet worden ist. Das Gewässer wurde später zu breiten Gräften ausgebaut, die die Burg und das spätere Schloss an drei Seiten umflossen, was auf dem Lageplan von 1778 noch erkennbar ist. Etwas abgerückt vom Burghügel gab es eine etwa 80×100 Meter große Vorburg, deren Grund etwa 2 Meter über der Niederung lag und bis zu 1 Meter künstlich aufgeschüttet war. Die Vorburg verfügte zeitweise über vier Gebäude, bei denen es sich vermutlich um Wirtschaftsgebäude handelte. Um die Burg herum gab es mehrere Gartenareale, deren Umrisse sich noch heute auf Luftbildern abzeichnen. Nach der Auflösung des Amtes Wölpe 1859 wurden die Gebäude des Amtshofes auf dem früheren Burggelände 1876 auf Abbruch verkauft.
Lage des von drei Seiten mit Wasser umgebenen Schlosses Wölpe im Jahre 1778
Gemälde von Schloss Wölpe 1823, links die Ursprungsanlage als Turmhügelburg
Heute ist von der früheren Befestigungsanlage mit späterem Schloss nur noch der 4,5 Meter hohe und 60 × 65 Meter große Erdhügel vorhanden. Auf ihm befinden sich drei erhöhte Stellen, die auf die Lage ehemaliger Gebäude hinweisen. Der Hügel liegt am östlichen Ortseingang von Erichshagen, der Amtsgarten genannt wird. Der verfüllte Burggraben war Anfang des 20. Jahrhunderts noch erkennbar. Die ehemalige Burgstelle ist erreichbar über einen etwa 200 Meter langen Damm durch die Niederung. Der Burghügel ist mit Bäumen bestanden, darunter die älteste Kastanie in Nienburg im Alter von etwa 300 Jahren. Lange war der Hügel mit Brennnesseln überwuchert, die als Ruderalpflanzen einen Zeiger für die frühere Besiedlung darstellen. 2010 beschloss der Ortsrat von Erichshagen-Wölpe, den Burghügel aufzuwerten und ihn ganzjährig für Fußgänger und Radfahrer zugänglich zu machen.[1] Inzwischen ist das Unkraut und Unterholz entfernt worden, so dass er wieder allgemein zugänglich ist. Ein befestigter Weg über den Hügel soll noch angelegt werden.
Geschichte
In der ersten überlieferten Nennung von 1151 wurde die Burg als Wilipa bezeichnet, als sie zur Kirche in Minden gehörte. Zu Beginn des 13. Jahrhunderts verlegten die Wölper Grafen ihr Festes Haus in das nahegelegene Drakenburg und später nach Neustadt am Rübenberge, wo sie sich ein neues Zentrum schufen. Ihre Grafschaft Wölpe verkauften sie 1302 für 6500 Silbermark an Herzog Otto II. Er setzte auf der Burg einen Drosten als Statthalter ein und die Burg wurde zum Sitz des Calenbergischen Amtes Wölpe. Bei einer Fehde wurde die Burg 1315 durch Brand zerstört.
Gedenkstein mit dem Wappen der Grafschaft Wölpe an der Zufahrt zur früheren Burg Wölpe
Belagerung der Burg während der Hildesheimer Stiftsfehde, Zeichnung von Johannes Krabbe von 1591
In der Hildesheimer Stiftsfehde zwischen 1519 und 1523 wurde die Burg Wölpe erneut zerstört und danach von Herzog Erich I. als Schloss wieder hergerichtet. Er gründete nahe dem Schloss eine Siedlung, die nach ihm (Erich) und wegen der Dorfform eines Hagenhufendorfs (-hagen) als Erichshagen benannt wurde. Trotzdem hieß der Ort lange Zeit im Volksmund Wölpe. 1624 besuchte der dänische König Christian IV. während des Dreißigjährigen Krieges das Schloss Wölpe. Ein Jahr später, 1625, wurde es von den Söldnertruppen des Feldherrn Tilly erobert und beschädigt. Wegen der Schäden wurde das Schloss nach dem Krieg geschleift und 1649 zum Amtsgebäude umgestaltet. Mit dem Schutt wurde der frühere Burggraben, den die Wölpe mit Wasser speiste, zugeschüttet. Von diesem Amtshof wurde das Amt Wölpe verwaltet. Im 19. Jahrhundert wurde ein weiteres Amtsgebäude nahe der Straße errichtet, das heute noch besteht. Es ist das ehemalige Amtsgerichtsgebäude, das an der Hauptstraße an der Zufahrt zum Burghügel liegt. Es diente lange Jahre als Försterei und ist heute ein Wohnhaus. Die Siedlung Wölpe unweit des Amtshofes hatte im 19. Jahrhundert etwa 100 Bewohner. Das Amt wurde 1859 im Zuge einer Gemeindereform aufgelöst und den Kreisstädten Nienburg sowie Neustadt am Rübenberge zugeteilt.
2009 schlossen sich heimatgeschichtlich interessierte Personen zum Arbeitskreis Burghügel Erichshagen-Wölpe zusammen, um die Reste der Burganlage zu erkunden und als Bodendenkmal zu erschließen. 2010 entstand dazu ein Untersuchungskonzept. Es wird vom Museum Nienburg, der Kommunalarchäologie der Schaumburger Landschaft, der Stadt Nienburg/Weser und dem Niedersächsischen Landesamt für Denkmalpflege getragen.
Ausgrabungen
Prospektion 2011
Gemäß dem im Jahre 2010 entstandenen Untersuchungskonzept kam es 2011 zu intensiven archäologischen Voruntersuchungen am Burghügel und seinem Umfeld, um eine Ausgrabung vorzubereiten. Zu den Prospektionsmaßnahmen zählten eine Reliefkartierung, geophysikalische Messungen wie geoelektrische Bodenwiderstandsmessung, Geomagnetik und Georadar, Luftbildarchäologie, Bohrungen und Begehungen.
Grabung 2012
Blick vom Burghügel auf den Grabungsschnitt am Hang (2012)
Freigelegte Fundamentreste auf dem Burghügel (2012)
Im September 2012 fand eine knapp vierwöchige archäologische Ausgrabung auf dem Burghügel statt. Ziel war es, Erkenntnisse über die bauliche Entwicklung der Anlage und den Alltag auf der Burg zu erlangen. Die Grabung fand als Lehrgrabung des Lehrstuhls für Vor- und Frühgeschichte an der Universität Regensburg statt. Beteiligt waren die Kommunalarchäologie der Schaumburger Landschaft, die untere Denkmalschutzbehörde der Stadt Nienburg/Weser und der Arbeitskreis Burghügel Erichshagen-Wölpe.
Bei der Grabung wurde eine Fläche von knapp 80 m² untersucht, was etwa 0,5 % der Fläche des Burghügels ausmacht. Dazu wurde ein Grabungsschnitt auf einer Länge von 31,5 Meter bei einer Breite von 2,5 Meter angelegt. Mit der geringen Tiefe von 1,2 Meter berührte die Grabung meist nur den Oberboden. In Teilbereichen reichte sie bis in 2 Meter Tiefe.
Funde
Am Fuß des Burghügels im Bereich des vermuteten Burggrabens, dessen Sohle über zwei Meter unter der heutigen Geländeoberfläche liegt, wurden Reste einer Holzkonstruktion festgestellt. Sie besteht aus senkrecht eingerammten Pfahlhölzern in der Art einer Palisade und waagerecht verlegten Hölzer. Die ältesten Fundschichten im Grabenbereich werden in das 13. und 14. Jahrhundert datiert. In diesem Bereich wurden in einem Meter Tiefe Holzbohlen eines vermutlich neuzeitlichen Bohlenwegs. Die Hölzer werden einer dendrochronologischen Untersuchung unterzogen, um ihr Alter zu bestimmen [2]. Fast alle weiteren Funde stammten aus dem Oberboden und ließen sich keinem Befund näher zuordnen. Bei etwa der Hälfte der Funde handelte es sich um tierisches Knochenmaterial, wie Zähne von Wildschweinen sowie Unterkiefer von Pferden und Schweinen. Am Hang des Burghügels wurden größere Mengen an mittelalterlichen Keramikteilen gefunden. Dazu gehörten graue Irdenware mit Wellenfuß, Pokalfüße, Wandscherben als Pingsdorfer Ware und Kugeltöpfe sowie Dachziegeln des Typs Mönch und Nonne. Die Keramikreste reichen mit den frühesten Stücken aus dem 12. Jahrhundert bis in die Neuzeit. Weitere Funde waren Armbrustbolzen und Fragmente von Ofenkacheln mit der Darstellung eines Adligen oder Heiligen. Die mittelalterlichen Funde lagerten neben neuzeitlichen Funden, wie ein 1818 geprägter Mariengroschen, Waldhüttenglas und einer Kanonenkugel. Daher wird angenommen, dass es sich um verlagertes Material vom Burgplateau oder aus burgfernen Bereichen handelt.
Ziele und Ergebnisse 2012
Ermittlung der Lage und des Aufbaus des umlaufenden Burggrabens und seine Verfüllung. Dabei wurde an einer Stelle festgestellt, dass sich die damalige Grabensohle zwei Meter unter der heutigen Erdoberfläche befindet.
Feststellung des Schichtaufbaus des Burghügels mit Datierung und Klärung, ob es sich um eine natürliche oder angeschüttete Erhebung handelt. Die Frage konnte nur teilweise beantwortet werden, da nicht tief genug gegraben wurde.
Untersuchung der Reste von Gebäuden und ihr Erhaltungszustand auf dem Burgplateau. Dabei wurden mehrere Mauerstücke festgestellt, die sich bereits direkt unter der Erdoberfläche zeigten. Auch wurde ein gepflasterter Bereich gefunden. Zwar können die noch nicht näher datierten Baustrukturen einen neuzeitlichen Entstehungszeitpunkt haben, lassen darunter aber weitere Funde erwarten. Anscheinend blieben beim Abbruch der Gebäude ab 1876 die Mauerfundamente erhalten.
Klärung der Lage der Burgmauer und ihre Konstruktionsweise. Eine Mauer konnte nicht entdeckt werden, was auf die geringe Tiefe der Grabung und ihre zeitliche Beschränkung zurückzuführen war.
Grabung 2013
Grabungsschnitt am Burghügel während einer öffentlichen Führung (2013)
Im September und Oktober 2013 kam es am Burghügel zu einer weiteren Grabung unter Leitung der Universität Regensburg[3], die sechs Wochen andauerte und von 12 Studierenden der Universität Marburg sowie ehrenamtlichen Helfern aus der Region und des Arbeitskreises Burghügel Erichshagen-Wölpe ausgeführt wurde. Am Fuße des Burghügels konnten im Untergrund der Niederung zahlreiche Holzpfähle und Holzbalken festgestellt werden, von denen 44 gesichert wurden. [4]. Dendrochronologische Untersuchungen stellen die Hölzer in das 14., 15. und 16. Jahrhundert, in einem Fall in das 11. bis 12. Jahrhundert. Sie sollen als Palisadenmauer der Abwehr von Feinden gedient haben. Einer anderen Deutung nach haben sie der technischen Sicherung des Burghügel gegen Erosion oder als Grabenrand gedient. Die ergrabenen Bodenschichten war zum Teil gestört und beinhalteten mächtige Schuttschichten vom Abbruch der Burggebäude im 19. Jahrhundert. Es kam ein längeres Sandsteinstück zum Vorschein, bei dem es sich um den Rahmen eines am Gebäude angebrachten Wappens handelt. Der Rahmen enthielt das verschollene Wappen von Herzog Philipp Sigismund von Braunschweig-Wolfenbüttel (1568–1623). Ein besonderer Befund war eine Steinkonstruktion am Rande des Hügelplateaus, bei der es sich um die Umfassungsmauer der Burg handeln könnte.
Bei den Grabungen wurde anhand des gewachsenen Bodens festgestellt, dass der Burghügel auf einer natürlichen, etwa einen Meter hohen Anhöhe entstand. Die Lage innerhalb einer sumpfigen Umgebung machte anscheinend einen Burggraben überflüssig, den die Archäologen trotz eines langen Grabungsschnitts nicht finden konnten. [5]
Die Grabung war Teil von vier archäologischen Projekten durch Universitäten im Jahre 2013 im Landkreis Nienburg, darunter Ausgrabungen in der Eisen- und kaiserzeitlichen Siedlung bei Lemke sowie am Erdwerk von Müsleringen und die Vermessung der Wallburg Alte Schanze in Oyle.[6] [7]
Grabung 2014
Informationsveranstaltung im Quaet-Faslem-Haus in Nienburg (2014)
Anfang 2014 fand im Quaet-Faslem-Haus in Nienburg eine Informationsveranstaltung statt, bei der die Universität Regensburg über die Ausgrabungen in den Jahren 2012 und 2013 berichtete. Dabei wurde eine Fortführung der Ausgrabung im August 2014 angekündigt, bei der der Aufbau des Burghügels näher untersucht werden soll. Um auf die ältesten Bodenschichten zu stoßen, ist ein Abtiefen der Grabung bis auf 2,7 Meter geplant. Insbesondere wird der Frage nachgegangen, ob der Burghügel bei Errichtung der Burganlage kleiner als heute gewesen ist. [5] Finanzielle Mittel für die Grabung stellen unter anderem die Calenberg-Grubenhagensche Landschaft, der Landschaftsverband Weser-Hunte und die Sparkassenstiftung Nienburg zur Verfügung.
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