Die Befreiungskriege
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Die Befreiungskriege
Als Befreiungskriege oder Freiheitskriege werden die kriegerischen Auseinandersetzungen in Mitteleuropa von 1813 bis 1815 zusammengefasst, mit denen die französische Vorherrschaft unter Napoleon Bonaparte über große Teile des europäischen Kontinents beendet wurde. Sie gehören zu den Napoleonischen Kriegen und bilden als Teile des Sechsten Koalitionskrieges ihren Abschluss.
Karte von Mitteleuropa vor den Befreiungskriegen von 1813
Gegen Frankreich, das sich mit Großbritannien seit 1793 nahezu ununterbrochen im Krieg befunden hatte, bildete sich im Jahr 1813 nach Napoleons Niederlage im Russlandfeldzug von 1812 erneut eine Koalition. Diese wurde zunächst von Russland und Preußen getragen, später schlossen sich Österreich und andere Staaten an. In Deutschland entstand eine antifranzösische und national orientierte Publizistik, die eine Basis für den deutschen Nationalismus im 19. und 20. Jahrhundert bildete. Der anfänglich auch mit ideologischen Untertönen geführte Volkskrieg wurde insbesondere von Metternich in einen Krieg der Regierungen zur Wiederherstellung eines Gleichgewichts der alten Mächte umgewandelt.
Nach einem wechselhaften Kriegsverlauf wurde Napoleon im Oktober 1813 in der Völkerschlacht bei Leipzig geschlagen. Er musste sich über den Rhein zurückziehen. Der Rheinbund löste sich nach dieser Niederlage auf. Mit dem Rückzug Napoleons endete die französische Herrschaft über Teile Deutschlands (Franzosenzeit). An der Jahreswende zu 1814 überquerten die Alliierten den Rhein. Nach mehreren Abwehrschlachten wurde Napoleon im März in der Schlacht bei Arcis-sur-Aube geschlagen. Die Sieger marschierten in Paris ein, zwangen Napoleon zur Abdankung und restaurierten die Königsherrschaft. Über die Neugestaltung Europas sollte der Wiener Kongress entscheiden. Während dieser noch tagte, kehrte Napoleon von der Insel Elba zurück, übernahm erneut die Herrschaft, ehe er bei Waterloo endgültig geschlagen wurde. Die Hoffnungen der liberalen Kräfte auf ein geeintes und politisch freies Deutschland wurden vom Wiener Kongress bei der Regelung der Friedensordnung nicht erfüllt.
Schlachten der Befreiungskriege (1813–1815)
Frühjahrsfeldzug 1813
Lüneburg – Möckern – Halle – Großgörschen – Gersdorf – Nettelnburg – Bautzen – Reichenbach – Luckau – Haynau
Herbstfeldzug 1813
Großbeeren – Katzbach – Dresden – Hagelberg – Kulm – Dennewitz – Göhrde – Altenburg – Wittenberg – Wartenburg – Liebertwolkwitz – Leipzig – Torgau – Hanau
Winterfeldzug 1814
Épinal – Colombey – Brienne – La Rothière – Champaubert – Montmirail – Château-Thierry – Vauchamps – Mormant – Montereau – Bar-sur-Aube – Soissons – Craonne – Laon – Reims – Claye - Arcis-sur-Aube – Fère-Champenoise – Saint-Dizier – Paris
Sommerfeldzug von 1815
Quatre-Bras – Ligny – Waterloo – Wavre – Paris
Begriffsgeschichte
Der Begriff Freiheitskrieg wurde von deutschen liberalen Kräften benutzt, um das Ziel eines geeinten deutschen Verfassungsstaates anzudeuten. Konservative setzten in der Restaurationsphase nach 1815 den Begriff Befreiungskrieg zur Betonung des Kampfes als eine gegen die französische Hegemonie und Besetzung Europas gerichtete Kampagne ein. In der Geschichtsschreibung – auch in der marxistischen – hat sich jedoch der Terminus Befreiungskrieg durchgesetzt. Der Alternativbegriff
Freiheitskrieg wird selten benutzt.[1]
Von den deutschen Befreiungskriegen 1813–1815 werden gelegentlich die europäischen Befreiungskriege unterschieden, die 1808 mit dem Widerstand Spaniens begonnen hatten.
Niederlage Napoleons im Russlandfeldzug
Ludwig Graf Yorck von Wartenburg (Gemälde von Ernst Gebauer)
Die napoleonische Herrschaft in Deutschland schien 1812 auf dem Fürstentag in Dresden vor dem Beginn des Russlandfeldzuges festgefügt zu sein. An dem Krieg beteiligt waren zahlreiche deutsche Soldaten der Rheinbundstaaten, aber auch preußische und österreichische Hilfskontingente. Insgesamt stellten die deutschen Staaten etwa ein Drittel der über 600.000 Mann starken Invasionstruppen. Der Feldzug wurde durch die russische Defensivtaktik, den Widerstandswillen der Staatsführung und der Bevölkerung, den Brand von Moskau, die hohen Verluste durch Kälte, Hunger und Krankheiten zur Niederlage Napoleons. Nur ein geringer Teil der Soldaten kehrte Ende Dezember 1812 über die russisch-polnische Grenze zurück. Über die genauen Zahlen gibt es unterschiedliche Angaben. Thomas Nipperdey spricht von insgesamt 100.000 Soldaten. Die Hauptarmee soll nach Alan Parker nur noch 20.000 Mann gezählt haben. Andere Angaben sprechen von 40.000 Mann. Davon war aber nur ein Bruchteil noch einsatzfähig. Weitgehend intakt waren neben den 25.000 Mann unter Macdonald, die noch bei Riga standen, die österreichischen und preußischen Korps.[2] In Russland setzte sich Alexander I., unterstützt unter anderem von seinem Berater, dem Freiherrn von Stein, gegen seine Generäle damit durch, den Krieg bis zur endgültigen Niederlage Napoleons und der Wiederherstellung des Kräftegleichgewichts in Europa fortzusetzen. Aus deutschen Emigranten wurde die russische Legion gebildet. Deutsche Intellektuelle in russischen Diensten wie Justus von Gruner und Ernst Moritz Arndt übernahmen die propagandistische Unterstützung des Krieges.[3]
Übergang Preußens zur antinapoleonischen Koalition
Die Unterschriften von Yorck (Königlich Preuß. General Lieutn.) und Diebitsch (Kaiserlich Russischer General Major) unter der Konvention von Tauroggen vom 30. Dezember 1812
In Preußen reagierten König Friedrich Wilhelm III. und die Regierung zögerlich, weil sie meinten, dass Preußen trotz der preußischen Reformen nach der Niederlage von 1806 immer noch zu geschwächt wäre, um eine Konfrontation mit Frankreich riskieren zu können. Preußen hatte sich am 24. Februar 1812 Frankreich faktisch unterwerfen müssen. Das Land verfügte nur über maximal 28.000 Mann regulärer Einheiten, ohne das preußische Hilfskorps der Grande Armée unter Yorck. Die Einheiten lagen verstreut über das gesamte Staatsgebiet. Die Hauptmacht stand in Schlesien. Die bedeutendsten Festungen waren in französischer Hand. Außerdem stand Eugène de Beauharnais mit 13.000 Mann bei Posen, und weitere Truppen waren dabei heranzurücken. Reste der Grande Armée marschierten durch Deutschland, um als Basis für neue Einheiten zu dienen. Im Übrigen waren auch die Russen durch den zurückliegenden Russlandfeldzug geschwächt.[4]
Der Kommandierende General der preußischen Hilfstruppen, Ludwig Yorck von Wartenburg, schloss am 30. Dezember 1812 in der Konvention von Tauroggen einen Waffenstillstand mit den russischen Truppen. Damit war der Weg für die russische Armee nach Ostpreußen offen. Der Schritt Yorcks erfolgte ohne Wissen und Billigung des Königs. Allerdings hoffte Yorck auf eine nachträgliche Zustimmung. Dennoch war diese Handlungsweise eigentlich Hochverrat. Yorck war ursprünglich ein konservativer General, der aber in den letzten Jahren ins Lager der Reformer übergegangen war und sich schon früher für einen Volksaufstand ausgesprochen hatte. Die Entwicklung in Ostpreußen war bereits in der ersten Februarwoche der Regierung in Berlin weitgehend entzogen. So trat Freiherr vom Stein in Ostpreußen als Beauftragter des Zaren auf. Er schrieb an Yorck: „Klugheit, Ehre, Vaterlandsliebe, Rache gebieten keine Zeit zu verlieren, den Volkskrieg aufzurufen, die Waffen zu ergreifen und jede Kraft anzuspannen, um die Fesseln des frechen Unterdrückers zu brechen und die erlittene Schmach mit Blut seiner verruchten Banden abzuwaschen.“[5] Yorck rief in Ostpreußen eine Landesversammlung ein, begann Truppen aufzustellen und den Krieg gegen Frankreich zu proklamieren. Es wurde eine Landwehr von 20.000 Mann und 10.000 Reservisten aufgestellt. Alle Ausnahmen vom Wehrdienst außer für Lehrer und Geistliche wurden abgeschafft. Auch die Einschränkungen hinsichtlich der Religion fielen, was bedeutete, dass zum ersten Mal auch Juden einberufen werden konnten. Auch dies geschah ohne Zustimmung des Königs.[6]
Der König blieb zunächst zögerlich, begann sich aber allmählich von den Franzosen zu lösen. Die preußische Regierung wich am 22. Januar 1813 ins unbesetzte Breslau aus, und man begann mit Rüstungen. Auf Basis einer Kabinettsorder vom 3. Februar wurde am 8. Februar zur Bildung von freiwilligen Jägerverbänden (Freikorps) aufgerufen und am 9. Februar die allgemeine Wehrpflicht eingeführt. Auch wegen der Nutzung des Krümpersystems stand zu Kriegsbeginn eine Armee von 107.000 Mann Feldtruppen sowie 30.000 Mann Garnisons- und Reservetruppen zur Verfügung.[7] Es gelang insbesondere vom Stein, unterstützt von den Heeresreformern Scharnhorst, Gneisenau, Boyen und Clausewitz, den König und Hardenberg für einen Kriegskurs zu gewinnen. Dabei spielte auch eine Rolle, dass sich die Unzufriedenheit mit dem König über weite Teile des Landes ausbreitete und man sogar mit einer offenen Revolte rechnete, sollte der König nicht auf Russland zugehen. Aber erst Ende Februar schloss Preußen nach langwierigen Verhandlungen ein offizielles Bündnis mit Russland. Preußen sagte zu, einen Teil seiner ehemaligen polnischen Besitzungen an Russland abzutreten. Dafür sollte es Entschädigungen im Westen erhalten. Es wurde von Preußen und Russland eine Kommission unter vom Stein gegründet, aus der später das Zentralverwaltungsdepartement hervorgehen sollte. Zu diesem Zeitpunkt sollte die Kommission Truppen aus allen Gebieten Deutschlands anwerben und die politische Neugestaltung in Süd- und Westdeutschland planen.[8]
Preußischer Volkskrieg
Beginn des Aufrufs An Mein Volk
Am 4. März 1813 zogen russische Truppen in Berlin ein, das kurz zuvor von den Franzosen geräumt worden war. In der preußischen Öffentlichkeit herrschte eine antinapoleonische Stimmung vor. Diese setzte den König unter Zugzwang. Er sah sich gezwungen, dem patriotischen Enthusiasmus entgegenzukommen. Am 10. März stiftete er das Eiserne Kreuz, den ersten Orden, der unterschiedslos an alle Dienstränge verliehen wurde. Am 17. März, dem Tag nach der Ankunft des Zaren Alexander I. im Hoflager des preußischen Königs in Breslau, erklärte Preußen dem napoleonischen Frankreich den Krieg. Unter anderem die Schlesische privilegierte Zeitung vom 20. März 1813 veröffentlichte den von Friedrich Wilhelm am 17. März unterzeichneten Aufruf An Mein Volk[9], der zu einem Freiheitskrieg aufrief. Darin wurde an Freiheitskämpfe in früheren Zeiten erinnert. Bewusst wurde aber keine Parallele zur Levée en masse der Französischen Revolution gezogen. Auch versuchte der Aufruf, eine Verbindung zur herkömmlichen Führung des Hauses Hohenzollern herzustellen. Das Volk wurde zur Opferbereitschaft aufgefordert im Kampf um die Unabhängigkeit für König, Vaterland und Ehre. Der Appell an den Patriotismus war etwas Neues. In Preußen wurde daraufhin Geld für den Krieg gesammelt. Unter dem Motto Gold gab ich für Eisen kamen so immerhin 6,5 Millionen Taler zusammen. An den Spenden beteiligten sich Menschen aus allen Bevölkerungsschichten bis in die Unterschichten hinein. Besonders groß war die Begeisterung für den Krieg in der jüdischen Bevölkerung. Der jüdische Student Heinrich Steinmann etwa sah 1813 in der militärischen Gleichbehandlung auch einen Schritt hin zu einer allgemeinen Gleichberechtigung.[10] Zahlreiche jüdische Männer, die zum ersten Mal Kriegsdienst leisten konnten, meldeten sich freiwillig. Eine jüdische Spendenkampagne war so erfolgreich, dass einige Rabbiner auch Kaddischkelche oder den Schmuck der Thorarollen spendeten. Geradezu revolutionär waren Bestimmungen im Aufruf zur Bildung der Landwehr, die eine Wahl der Offiziere vorsah. Zum ersten Mal wurde auch um die Unterstützung durch die Frauen geworben. Weibliche Mitglieder des Königshauses riefen zur Bildung eines Frauenvereins zum Wohle des Vaterlandes auf. Insgesamt entstanden bis Kriegsende 600 derartige Vereine auf lokaler Basis. Auch hierbei spielten Jüdinnen, wie Rahel Varnhagen, eine große Rolle. Für Frauen wurde eigens der Louisenorden gestiftet.[11]
So an dieser Stelle brechen wir ab,wer sich weiter dafür interessiert,dem sei der Link empfohlen:
http://de.wikipedia.org/wiki/Befreiungskriege
Karte von Mitteleuropa vor den Befreiungskriegen von 1813
Gegen Frankreich, das sich mit Großbritannien seit 1793 nahezu ununterbrochen im Krieg befunden hatte, bildete sich im Jahr 1813 nach Napoleons Niederlage im Russlandfeldzug von 1812 erneut eine Koalition. Diese wurde zunächst von Russland und Preußen getragen, später schlossen sich Österreich und andere Staaten an. In Deutschland entstand eine antifranzösische und national orientierte Publizistik, die eine Basis für den deutschen Nationalismus im 19. und 20. Jahrhundert bildete. Der anfänglich auch mit ideologischen Untertönen geführte Volkskrieg wurde insbesondere von Metternich in einen Krieg der Regierungen zur Wiederherstellung eines Gleichgewichts der alten Mächte umgewandelt.
Nach einem wechselhaften Kriegsverlauf wurde Napoleon im Oktober 1813 in der Völkerschlacht bei Leipzig geschlagen. Er musste sich über den Rhein zurückziehen. Der Rheinbund löste sich nach dieser Niederlage auf. Mit dem Rückzug Napoleons endete die französische Herrschaft über Teile Deutschlands (Franzosenzeit). An der Jahreswende zu 1814 überquerten die Alliierten den Rhein. Nach mehreren Abwehrschlachten wurde Napoleon im März in der Schlacht bei Arcis-sur-Aube geschlagen. Die Sieger marschierten in Paris ein, zwangen Napoleon zur Abdankung und restaurierten die Königsherrschaft. Über die Neugestaltung Europas sollte der Wiener Kongress entscheiden. Während dieser noch tagte, kehrte Napoleon von der Insel Elba zurück, übernahm erneut die Herrschaft, ehe er bei Waterloo endgültig geschlagen wurde. Die Hoffnungen der liberalen Kräfte auf ein geeintes und politisch freies Deutschland wurden vom Wiener Kongress bei der Regelung der Friedensordnung nicht erfüllt.
Schlachten der Befreiungskriege (1813–1815)
Frühjahrsfeldzug 1813
Lüneburg – Möckern – Halle – Großgörschen – Gersdorf – Nettelnburg – Bautzen – Reichenbach – Luckau – Haynau
Herbstfeldzug 1813
Großbeeren – Katzbach – Dresden – Hagelberg – Kulm – Dennewitz – Göhrde – Altenburg – Wittenberg – Wartenburg – Liebertwolkwitz – Leipzig – Torgau – Hanau
Winterfeldzug 1814
Épinal – Colombey – Brienne – La Rothière – Champaubert – Montmirail – Château-Thierry – Vauchamps – Mormant – Montereau – Bar-sur-Aube – Soissons – Craonne – Laon – Reims – Claye - Arcis-sur-Aube – Fère-Champenoise – Saint-Dizier – Paris
Sommerfeldzug von 1815
Quatre-Bras – Ligny – Waterloo – Wavre – Paris
Begriffsgeschichte
Der Begriff Freiheitskrieg wurde von deutschen liberalen Kräften benutzt, um das Ziel eines geeinten deutschen Verfassungsstaates anzudeuten. Konservative setzten in der Restaurationsphase nach 1815 den Begriff Befreiungskrieg zur Betonung des Kampfes als eine gegen die französische Hegemonie und Besetzung Europas gerichtete Kampagne ein. In der Geschichtsschreibung – auch in der marxistischen – hat sich jedoch der Terminus Befreiungskrieg durchgesetzt. Der Alternativbegriff
Freiheitskrieg wird selten benutzt.[1]
Von den deutschen Befreiungskriegen 1813–1815 werden gelegentlich die europäischen Befreiungskriege unterschieden, die 1808 mit dem Widerstand Spaniens begonnen hatten.
Niederlage Napoleons im Russlandfeldzug
Ludwig Graf Yorck von Wartenburg (Gemälde von Ernst Gebauer)
Die napoleonische Herrschaft in Deutschland schien 1812 auf dem Fürstentag in Dresden vor dem Beginn des Russlandfeldzuges festgefügt zu sein. An dem Krieg beteiligt waren zahlreiche deutsche Soldaten der Rheinbundstaaten, aber auch preußische und österreichische Hilfskontingente. Insgesamt stellten die deutschen Staaten etwa ein Drittel der über 600.000 Mann starken Invasionstruppen. Der Feldzug wurde durch die russische Defensivtaktik, den Widerstandswillen der Staatsführung und der Bevölkerung, den Brand von Moskau, die hohen Verluste durch Kälte, Hunger und Krankheiten zur Niederlage Napoleons. Nur ein geringer Teil der Soldaten kehrte Ende Dezember 1812 über die russisch-polnische Grenze zurück. Über die genauen Zahlen gibt es unterschiedliche Angaben. Thomas Nipperdey spricht von insgesamt 100.000 Soldaten. Die Hauptarmee soll nach Alan Parker nur noch 20.000 Mann gezählt haben. Andere Angaben sprechen von 40.000 Mann. Davon war aber nur ein Bruchteil noch einsatzfähig. Weitgehend intakt waren neben den 25.000 Mann unter Macdonald, die noch bei Riga standen, die österreichischen und preußischen Korps.[2] In Russland setzte sich Alexander I., unterstützt unter anderem von seinem Berater, dem Freiherrn von Stein, gegen seine Generäle damit durch, den Krieg bis zur endgültigen Niederlage Napoleons und der Wiederherstellung des Kräftegleichgewichts in Europa fortzusetzen. Aus deutschen Emigranten wurde die russische Legion gebildet. Deutsche Intellektuelle in russischen Diensten wie Justus von Gruner und Ernst Moritz Arndt übernahmen die propagandistische Unterstützung des Krieges.[3]
Übergang Preußens zur antinapoleonischen Koalition
Die Unterschriften von Yorck (Königlich Preuß. General Lieutn.) und Diebitsch (Kaiserlich Russischer General Major) unter der Konvention von Tauroggen vom 30. Dezember 1812
In Preußen reagierten König Friedrich Wilhelm III. und die Regierung zögerlich, weil sie meinten, dass Preußen trotz der preußischen Reformen nach der Niederlage von 1806 immer noch zu geschwächt wäre, um eine Konfrontation mit Frankreich riskieren zu können. Preußen hatte sich am 24. Februar 1812 Frankreich faktisch unterwerfen müssen. Das Land verfügte nur über maximal 28.000 Mann regulärer Einheiten, ohne das preußische Hilfskorps der Grande Armée unter Yorck. Die Einheiten lagen verstreut über das gesamte Staatsgebiet. Die Hauptmacht stand in Schlesien. Die bedeutendsten Festungen waren in französischer Hand. Außerdem stand Eugène de Beauharnais mit 13.000 Mann bei Posen, und weitere Truppen waren dabei heranzurücken. Reste der Grande Armée marschierten durch Deutschland, um als Basis für neue Einheiten zu dienen. Im Übrigen waren auch die Russen durch den zurückliegenden Russlandfeldzug geschwächt.[4]
Der Kommandierende General der preußischen Hilfstruppen, Ludwig Yorck von Wartenburg, schloss am 30. Dezember 1812 in der Konvention von Tauroggen einen Waffenstillstand mit den russischen Truppen. Damit war der Weg für die russische Armee nach Ostpreußen offen. Der Schritt Yorcks erfolgte ohne Wissen und Billigung des Königs. Allerdings hoffte Yorck auf eine nachträgliche Zustimmung. Dennoch war diese Handlungsweise eigentlich Hochverrat. Yorck war ursprünglich ein konservativer General, der aber in den letzten Jahren ins Lager der Reformer übergegangen war und sich schon früher für einen Volksaufstand ausgesprochen hatte. Die Entwicklung in Ostpreußen war bereits in der ersten Februarwoche der Regierung in Berlin weitgehend entzogen. So trat Freiherr vom Stein in Ostpreußen als Beauftragter des Zaren auf. Er schrieb an Yorck: „Klugheit, Ehre, Vaterlandsliebe, Rache gebieten keine Zeit zu verlieren, den Volkskrieg aufzurufen, die Waffen zu ergreifen und jede Kraft anzuspannen, um die Fesseln des frechen Unterdrückers zu brechen und die erlittene Schmach mit Blut seiner verruchten Banden abzuwaschen.“[5] Yorck rief in Ostpreußen eine Landesversammlung ein, begann Truppen aufzustellen und den Krieg gegen Frankreich zu proklamieren. Es wurde eine Landwehr von 20.000 Mann und 10.000 Reservisten aufgestellt. Alle Ausnahmen vom Wehrdienst außer für Lehrer und Geistliche wurden abgeschafft. Auch die Einschränkungen hinsichtlich der Religion fielen, was bedeutete, dass zum ersten Mal auch Juden einberufen werden konnten. Auch dies geschah ohne Zustimmung des Königs.[6]
Der König blieb zunächst zögerlich, begann sich aber allmählich von den Franzosen zu lösen. Die preußische Regierung wich am 22. Januar 1813 ins unbesetzte Breslau aus, und man begann mit Rüstungen. Auf Basis einer Kabinettsorder vom 3. Februar wurde am 8. Februar zur Bildung von freiwilligen Jägerverbänden (Freikorps) aufgerufen und am 9. Februar die allgemeine Wehrpflicht eingeführt. Auch wegen der Nutzung des Krümpersystems stand zu Kriegsbeginn eine Armee von 107.000 Mann Feldtruppen sowie 30.000 Mann Garnisons- und Reservetruppen zur Verfügung.[7] Es gelang insbesondere vom Stein, unterstützt von den Heeresreformern Scharnhorst, Gneisenau, Boyen und Clausewitz, den König und Hardenberg für einen Kriegskurs zu gewinnen. Dabei spielte auch eine Rolle, dass sich die Unzufriedenheit mit dem König über weite Teile des Landes ausbreitete und man sogar mit einer offenen Revolte rechnete, sollte der König nicht auf Russland zugehen. Aber erst Ende Februar schloss Preußen nach langwierigen Verhandlungen ein offizielles Bündnis mit Russland. Preußen sagte zu, einen Teil seiner ehemaligen polnischen Besitzungen an Russland abzutreten. Dafür sollte es Entschädigungen im Westen erhalten. Es wurde von Preußen und Russland eine Kommission unter vom Stein gegründet, aus der später das Zentralverwaltungsdepartement hervorgehen sollte. Zu diesem Zeitpunkt sollte die Kommission Truppen aus allen Gebieten Deutschlands anwerben und die politische Neugestaltung in Süd- und Westdeutschland planen.[8]
Preußischer Volkskrieg
Beginn des Aufrufs An Mein Volk
Am 4. März 1813 zogen russische Truppen in Berlin ein, das kurz zuvor von den Franzosen geräumt worden war. In der preußischen Öffentlichkeit herrschte eine antinapoleonische Stimmung vor. Diese setzte den König unter Zugzwang. Er sah sich gezwungen, dem patriotischen Enthusiasmus entgegenzukommen. Am 10. März stiftete er das Eiserne Kreuz, den ersten Orden, der unterschiedslos an alle Dienstränge verliehen wurde. Am 17. März, dem Tag nach der Ankunft des Zaren Alexander I. im Hoflager des preußischen Königs in Breslau, erklärte Preußen dem napoleonischen Frankreich den Krieg. Unter anderem die Schlesische privilegierte Zeitung vom 20. März 1813 veröffentlichte den von Friedrich Wilhelm am 17. März unterzeichneten Aufruf An Mein Volk[9], der zu einem Freiheitskrieg aufrief. Darin wurde an Freiheitskämpfe in früheren Zeiten erinnert. Bewusst wurde aber keine Parallele zur Levée en masse der Französischen Revolution gezogen. Auch versuchte der Aufruf, eine Verbindung zur herkömmlichen Führung des Hauses Hohenzollern herzustellen. Das Volk wurde zur Opferbereitschaft aufgefordert im Kampf um die Unabhängigkeit für König, Vaterland und Ehre. Der Appell an den Patriotismus war etwas Neues. In Preußen wurde daraufhin Geld für den Krieg gesammelt. Unter dem Motto Gold gab ich für Eisen kamen so immerhin 6,5 Millionen Taler zusammen. An den Spenden beteiligten sich Menschen aus allen Bevölkerungsschichten bis in die Unterschichten hinein. Besonders groß war die Begeisterung für den Krieg in der jüdischen Bevölkerung. Der jüdische Student Heinrich Steinmann etwa sah 1813 in der militärischen Gleichbehandlung auch einen Schritt hin zu einer allgemeinen Gleichberechtigung.[10] Zahlreiche jüdische Männer, die zum ersten Mal Kriegsdienst leisten konnten, meldeten sich freiwillig. Eine jüdische Spendenkampagne war so erfolgreich, dass einige Rabbiner auch Kaddischkelche oder den Schmuck der Thorarollen spendeten. Geradezu revolutionär waren Bestimmungen im Aufruf zur Bildung der Landwehr, die eine Wahl der Offiziere vorsah. Zum ersten Mal wurde auch um die Unterstützung durch die Frauen geworben. Weibliche Mitglieder des Königshauses riefen zur Bildung eines Frauenvereins zum Wohle des Vaterlandes auf. Insgesamt entstanden bis Kriegsende 600 derartige Vereine auf lokaler Basis. Auch hierbei spielten Jüdinnen, wie Rahel Varnhagen, eine große Rolle. Für Frauen wurde eigens der Louisenorden gestiftet.[11]
So an dieser Stelle brechen wir ab,wer sich weiter dafür interessiert,dem sei der Link empfohlen:
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