Die Lethe oder Lethen
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Die Lethe oder Lethen
Nein liebe Bildungsbürger,es handelt sich nicht um eine Volksgruppe,vielmehr um einen oder mehrere Flüsse in der Mythologie und hat auch nichts mit der Oker,Schunter,oder Wabe zu tun.
Dazu findet sich folgendes geschrieben:
Lethe (griechisch ἡ Λήθη, das Vergessen) ist einer der Flüsse in der Unterwelt der griechischen Mythologie.
Bedeutung
Der Name bedeutet Vergessen, Vergessenheit, auch im Sinne von Verborgenheit, zu altgriechisch λήϑω verborgen sein. Das griechische Wort für Wahrheit, ἀλήϑεια [alétheia], leitet sich von derselben Wurzel her und bedeutet eigentlich Unverborgenheit.
Man glaubte im alten Griechenland, dass, wer vom Wasser der Lethe trinkt, seine Erinnerung verliert vor dem Eingang ins Totenreich. Nach einer anderen Überlieferung mussten die Seelen aus dem Fluss trinken, damit sie sich nicht mehr an ihr vergangenes Leben erinnerten, um wiedergeboren zu werden. Wie es in der Aeneis Vergils heißt: „Die Seelen nun, denen das Fatum andere Leiber bestimmt, / schöpfen aus Lethes Welle heiteres Nass, so trinken sie langes Vergessen.“
Bekannt war noch ein anderer Fluss der Unterwelt, die Mnemosyne. Wer aus ihr trank, erinnerte sich an alles und war danach mit der Gabe der Allwissenheit ausgestattet. Hier wurden also die Dinge umgekehrt aus der Vergessenheit herausgeholt – die Wahrheit, a-létheia, bildet sich aus der Verneinung des Vergessens.
Orphicae Lamellae
Bacchischem oder orphischem Kult entstammen die in Süditalien, Nordgriechenland, Kreta, Sizilien und Rom gefundenen Orphicae Lamellae („Totenpässe“) aus dem 4. Jahrhundert v. Chr., die in die Gräber gelegt wurden. Sie enthielten schriftliche Anweisungen in Versform, sollten dem Toten als Pass dienen und als Ausweis vor der unterirdischen Herrscherin Persephone, dass dieser von einem weltlichen Totengericht im Namen des Bacchus seliggesprochen wurde. Eines der Goldblättchen aus der Nähe von Lebadeia zeigt die beiden Quellen Mnemosyne und Lethe. Und im Dokument der Mnemosyne (Blättchen aus Petelia, Pharsalos, Hipponion und Entella) heißt es:
„Du wirst im Haus des Hades rechts eine Quelle finden, neben der eine weiße Zypresse steht. Dort kühlen sich die herabsteigenden Seelen der Toten. Dieser Quelle sollst du nicht nahekommen. Weiterhin wirst du das kühle Wasser finden, das aus dem Teich der Mnemosyne hervorströmt. Darüber befinden sich Wächter. Sie werden dich fragen, warum du dorthin kommst. Sprich: Ich bin ein Sohn der Erde (G≤) und des gestirnten Himmels (Uranos), aber mein Geschlecht ist himmlisch, das wisst ihr ja auch selbst. Aber ich bin ausgetrocknet vor Durst und gehe zugrunde; so gebt mir rasch das kühle Wasser, das aus dem Teich der Mnemosyne fließt. Dann werden die Könige unter der Erde Mitleid mit dir haben, und sie selbst werden dir aus der göttlichen Quelle zu trinken geben. Und wenn du dann getrunken hast, darfst du den heiligen Weg gehen, den auch die anderen berühmten Mysten und Bakchoi gehen. Dann wirst du zusammen mit den anderen Toten-Heroen ein Herrscher sein...“
Auch der in einem Heroengrab bei Thurioi, Süditalien, gefundene Spruch warnt den Toten, nicht aus dem Fluss Lethe zu trinken[1].
Spätere Bezüge auf Lethe
Lethe (Trinkende) von Wilhelm Wandschneider
Am Ende von Platons Politeia – dem sogenannten Mythos von Er – wird von den Seelen berichtet, die an der Ebene von Lethe ankommen, durch die der Fluss Ameles (Sorglos) fließt.
Die Flüsse Lethe und Mnemosyne lassen sich auch am Schrein von Trophonius in Böotien finden, von denen Gläubige trinken sollten bevor sie orakelhafte Ratschläge von den Göttern erhielten.
Die Schriftsteller der Antike glaubten, dass der winzige Fluss Limia, der in der Nähe von Xinzo de Limia in der gallischen Provinz Ourense liegt, ebenfalls wie die legendäre Lethe für einen Gedächtnisverlust sorgen konnte. Im Jahr 138 versuchte der römische General Decimus Iunius Brutus Callaicus den Mythos zu widerlegen, der seine militärische Kampagne in der Gegend behinderte. Es heißt, er habe den Fluss Limia überquert und anschließend jeden einzelnen seiner Soldaten, die an der anderen Flussseite warteten, beim Namen genannt. Die Soldaten, die überrascht waren, dass ihr General sich ihrer Namen erinnerte, überquerten daraufhin den Fluss ohne Furcht. Diese Handlung bewies, dass der Fluss Limia nicht so gefährlich war, wie er in den lokalen Mythen beschrieben wurde.
In der Göttlichen Komödie wird der Fluss Lethe ebenfalls erwähnt. Sein Oberlauf befindet sich bei Dante im Irdischen Paradies auf der Spitze des Läuterungsberges und fließt von dort hinunter zum Erdmittelpunkt. Der Held der Göttlichen Komödie, Dante Alighieri, muss sich im Fluss Lethe waschen, bevor er das Paradies betreten darf.
C. S. Lewis sieht in seiner phantastischen Erzählung Die große Scheidung folgenden interessanten Aspekt dieses Flusses: „Aber wenn von dieser Entzündung noch irgend etwas übriggeblieben ist, so wird es heilen, wenn du nur zur Quelle kommst.“ – „Zu was für einer Quelle?“ – „Die ist oben in den Bergen“, sagte der Geist. „Sehr kalt und klar, zwischen zwei grünen Hügeln. Ein wenig wie Lethe. Wenn du davon getrunken hast, vergißt du für immer alle Eigentümerschaft deinen Werken gegenüber. Du genießt sie ganz so, als wären sie von jemand anderem: ohne Stolz und ohne Bescheidenheit.“
In Shakespeares Drama Julius Cäsar ruft Antonius den Höllenfluss Lethe an, als er die mit Cäsars Blut getränkten Hände der Mörder sieht.
In Friedrich Schillers Gedicht Hektors Abschied spielt der Fluss Lethe eine zentrale Rolle. Außerdem taucht er in Friedrich Schillers Drama Die Räuber auf, als Amalia dem alten Moor den Abschied Andromachas und Hektors vorsingt „Deine Liebe in dem Lethe stirbt“.
In Goethes Drama Faust II (I. Akt, Anmutige Gegend) fordert Ariel die Geister auf Faust „im Tau von Lethes Flut“ zu baden, damit dieser seine Erinnerungen an den Teufelspakt und seine Sünden aus Faust I vergessen könne.
In Hölderlins Briefroman Hyperion gibt es ebenfalls eine Erwähnung der Lethe. Dort beschreibt der Protagonist Hyperion seine Beziehung zu Diotima wie folgt: „Sie war mein Lethe, diese Seele, mein heiliger Lethe, woraus ich die Vergessenheit des Daseyns trank, daß ich vor ihr stand, wie ein Unsterblicher, und freudig mich schalt, und wie nach schweren Träumen lächeln mußte über alle Ketten, die mich gedrükt.“
In Friedrich von Matthissons Gedicht Vauklüse aus dem Jahr 1792 lässt sich ebenfalls eine Erwähnung der Lethe finden.
In Carl Streckfußens Gedicht Entsagung aus dem Jahr 1804 wird die Lethe in den folgenden Versen erwähnt: Nicht hoffe, sie hienieden mehr zu sehen, / Auf ewig trennt euch meine strenge Hand, / Du sollst allein, verwaist durch’s Leben gehen, / Sie wieder finden erst an Lethe’s Strand.
Conrad Ferdinand Meyer schrieb ein Gedicht mit dem Titel Lethe[2].
In Jacques Offenbachs Operette Orpheus in der Unterwelt trinkt Hans Styx, der Diener des Unterweltgottes Pluto, ausgiebig vom Wasser des Letheflusses. Dementsprechend vergisst er alles.
Der französische Dichter Charles Baudelaire schrieb ein Gedicht mit dem Titel Le Lethe, in dem eine beliebte, aber grausame Frau als Metapher für die Vergesslichkeit, die von dem Fluss Lethe ausgeht, hergenommen wird. Die Deutsche Gedichtebibliothek – Charles Baudelaire: Lethe. Aus: Die Blumen des Bösen. Übersetzung von Therese Robinson (1797–1870)
Der aus Temesvár im Banat stammende österreichisch-ungarische Dichter Nikolaus Lenau (1802–1850) ruft Lethe im Gedicht Sehnsucht nach Vergessen an: „Lethe! brich die Fesseln des Ufers …“
Der amerikanische Schriftsteller Ralph Waldo Emerson schrieb in seiner Schrift „Self Reliance“ (1848), „There is no Lethe for this“ in Bezug auf Vergangenes, das nicht vergessen wird.
Der Komponist und Freund Friedrich Nietzsches, Peter Gast (eigentlich: Heinrich Köselitz), hat auf einen Text von Conrad Ferdinand Meyer 1896 sein Opus 3 für Bariton und Orchester komponiert und mit dem Titel Lethe bezeichnet.
Wilhelm Busch deutet in seinem Gedicht Abschied an, dass sein Tod kurz bevorstehe, indem er schreibt, die Lethe fließen zu hören.
Der Bildhauer Wilhelm Wandschneider modellierte 1908 die Figur einer trinkenden Frau, die er Lethe nannte.
In Georg Heyms Gedicht Das infernalische Abendmahl aus dem Jahr 1911 wird ebenfalls Lethe erwähnt.
In dem Gedicht The Scarlet Woman des afro-amerikanischen Dichters Fenton Johnson (1888–1958) ergibt sich eine junge Frau der Prostitution, um nicht zu verhungern. Das Gedicht endet mit den Versen: „Now I can drink more gin than any man for miles around. Gin is better than all the water in Lethe.“ („Nun kann ich mehr Gin trinken als jeder Mann im Umkreis von Meilen. Gin ist besser als das ganze Wasser der Lethe.“)
Bertolt Brecht lässt in seinem Drama Baal den Protagonisten einen Monolog an eine Schnapsflasche halten, die er „Lethe“ nennt.
Im ersten Kapitel von Der Zauberberg von Thomas Mann fährt der Protagonist Hans Castorp mit dem Zug von seiner Heimat Hamburg nach Davos. Hier heißt es: Zeit, sagt man, ist Lethe; aber auch Fernluft ist so ein Trank, und sollte sie weniger gründlich wirken, so tut sie es dafür desto rascher.
Der amerikanische Autor Perry Pirsch schrieb eine Novelle mit dem Titel The River Lethe.
In dem Streichquartett Arcadiana, Op. 12 des Komponisten Thomas Adés ist der siebente und letzte Abschnitt mit Lethe überschrieben.
In Sarah Ruhls Stück Eurydice müssen alle Seelen aus Lethe trinken, woraufhin sie wie Steine werden, in ihren unhörbaren Sprachen reden und alles vergessen. Der Fluss Lethe ist das zentrale Thema des Stückes.
In Allen Ginsbergs Gedicht A Supermarket in California wird der Fluss ebenfalls erwähnt.
In Samuel Becketts Hörspiel Embers sagt der Protagonist Henry zu seiner verstorbenen Frau: „that's what hell will be like, small chat to the babbling of Lethe about the good old days when we wished we were dead“.
In John Keats' Gedicht Ode on Melancholy lautet der erste Vers: „No, no! Go not to Lethe“.
Der russische Autor Sasha Sokolov beschreibt in seinem Erstlingswerk школа для дураков ('Schule für Dumme'), das 1976 in den USA erschien, die Lethe als Ort der Selbstaufloesung, des Sich-Vergessens des Protagonisten.
Die Melodic Death Metal-Band Dark Tranquillity spielt in ihrem Song Lethe textlich auf den Verlust der Erinnerungen infolge des Trinkens aus dem mythologischen Fluss an.
Die Black Metal-Band Nocte Obducta nimmt, unter anderem in ihrem 1999 erschienenen Album Lethe (Gottverreckte Finsternis), auf den Fluss Lethe Bezug.
Hans-Ulrich Treichel verwendet in seinem Roman Tristanakkord den Verweis auf die Lethe als Synonym für das Vergessen.
In Stephen Kings Roman Das Bild muss die Protagonistin Rose McClendon in eine schwierige Aufgabe bewältigen; dabei muss sie einen Fluss überqueren, von dessen Wasser sie keinesfalls trinken darf, um nicht sämtliche Erinnerungen zu verlieren. Da sie in der Vergangenheit jahrelang misshandelt wurde, denkt sie sogar kurz darüber nach, eben deshalb erst recht davon zu kosten.
In Dan Simmons' Buch Hyperion ist Sol Weintraubs Geschichte mit der Überschrift The River Lethe's Taste is Bitter. („Der Fluss Lethe schmeckt bitter.“) betitelt. Sols Tochter hat sich mit einer mysteriösen Krankheit namens Merlins Krankheit infiziert, welche dazu führt, dass sie zu dem Stadium ihrer Geburt zurückaltert und ihr Leben vergisst, wenn sie schläft.
In Terry Brooks' Fantasy-Roman The Sword of Shannara fließt ein Fluss namens Lethe entlang der südlichen Grenze des Skull Kingdoms. Allerdings bewirken die Wasser des Lethe in diesem Buch nicht Vergesslichkeit, sondern sind lediglich giftig für lebende Wesen.
In Stephen Baxters Roman Sternenkinder ist Lethe ein gebräuchlicher Kraftausdruck unter den Kindersoldaten. (Im Kontext des Romans könnte er sich darauf beziehen, dass man nie seine Feinde und den allgegenwärtigen Krieg vergessen darf.)
In der Episode Der Zentralnervensystemmanipulator (engl.: Dagger of the Mind) der ersten Staffel der Fernsehserie Raumschiff Enterprise gibt es eine junge Frau namens Lethe. Lethe ist eine Verbrecherin, deren Gedächtnis gelöscht wird.
In der sechsten Staffel der Fernsehserie Buffy – Im Bann der Dämonen (in den Episoden: All the Way, Once More, With Feeling und Tabula Rasa) verwendet Willow Rosenberg eine Pflanze namens Lethe's bramble (Lethe-Kraut), um die Erinnerung ihrer Freundin Tara Maclay und ihrer besten Freundin Buffy Summers zu manipulieren. In Tabula Rasa schlägt der Zauber fehl, sodass auch die restlichen Mitglieder der Gruppe (einschließlich Willow) von der Amnesie betroffen sind.
„Der Kuss im Traume“ von Karoline von Günderode, aus dem Gedichtband „Gedichte und Phantasien“, welches davon handelt, dass das lyrische Ich die Nacht dem Tage vorzieht, da es in der Nacht träumt und den Schmerz des Tages vergisst. Der Wunsch ist es, aus dem Fluss „Lethe“ zu trinken, um das Leid des irdischen Lebens zu vergessen
In E. Bulwer-Lyttons Roman „Eugene Aram“ wird auch Bezug auf den Fluss Lethe genommen.
In Tatsuya Ishidas Online-Comic Sinfest wirkt Lethe als Gegenmittel gegen die Früchte vom Baum der Erkenntnis. Slick vergisst dass er nur ein Cartoon Charakter ist.
In Jasper Ffordes Thursday-Next-Reihe ist Lethe ein Mitglied der Hades-Familie. Eine Anspielung auf die Vergesslichkeit [s. dazu Lethe (Daimon) ] gibt es in der Reihe ebenfalls, allerdings wird diese von Aornis Hades „verkörpert“.
In Oda Schaefers Gedicht „Übergang“ aus ihrem Gedichtband „Der grüne Ton“ wird Lethe ebenfalls erwähnt: „... Lauter als tags / Schwärzliche Lethe.“
In der Drachenherz-Saga von Jak Koke beschwört die Göttin Thayla einen Geist namens Lethe. Hierbei handelt es sich um den Geist des verstorbenen Großdrachen Dunkelzahn.
Quelle - Literatur & einzelnachweise
Dazu findet sich folgendes geschrieben:
Lethe (griechisch ἡ Λήθη, das Vergessen) ist einer der Flüsse in der Unterwelt der griechischen Mythologie.
Bedeutung
Der Name bedeutet Vergessen, Vergessenheit, auch im Sinne von Verborgenheit, zu altgriechisch λήϑω verborgen sein. Das griechische Wort für Wahrheit, ἀλήϑεια [alétheia], leitet sich von derselben Wurzel her und bedeutet eigentlich Unverborgenheit.
Man glaubte im alten Griechenland, dass, wer vom Wasser der Lethe trinkt, seine Erinnerung verliert vor dem Eingang ins Totenreich. Nach einer anderen Überlieferung mussten die Seelen aus dem Fluss trinken, damit sie sich nicht mehr an ihr vergangenes Leben erinnerten, um wiedergeboren zu werden. Wie es in der Aeneis Vergils heißt: „Die Seelen nun, denen das Fatum andere Leiber bestimmt, / schöpfen aus Lethes Welle heiteres Nass, so trinken sie langes Vergessen.“
Bekannt war noch ein anderer Fluss der Unterwelt, die Mnemosyne. Wer aus ihr trank, erinnerte sich an alles und war danach mit der Gabe der Allwissenheit ausgestattet. Hier wurden also die Dinge umgekehrt aus der Vergessenheit herausgeholt – die Wahrheit, a-létheia, bildet sich aus der Verneinung des Vergessens.
Orphicae Lamellae
Bacchischem oder orphischem Kult entstammen die in Süditalien, Nordgriechenland, Kreta, Sizilien und Rom gefundenen Orphicae Lamellae („Totenpässe“) aus dem 4. Jahrhundert v. Chr., die in die Gräber gelegt wurden. Sie enthielten schriftliche Anweisungen in Versform, sollten dem Toten als Pass dienen und als Ausweis vor der unterirdischen Herrscherin Persephone, dass dieser von einem weltlichen Totengericht im Namen des Bacchus seliggesprochen wurde. Eines der Goldblättchen aus der Nähe von Lebadeia zeigt die beiden Quellen Mnemosyne und Lethe. Und im Dokument der Mnemosyne (Blättchen aus Petelia, Pharsalos, Hipponion und Entella) heißt es:
„Du wirst im Haus des Hades rechts eine Quelle finden, neben der eine weiße Zypresse steht. Dort kühlen sich die herabsteigenden Seelen der Toten. Dieser Quelle sollst du nicht nahekommen. Weiterhin wirst du das kühle Wasser finden, das aus dem Teich der Mnemosyne hervorströmt. Darüber befinden sich Wächter. Sie werden dich fragen, warum du dorthin kommst. Sprich: Ich bin ein Sohn der Erde (G≤) und des gestirnten Himmels (Uranos), aber mein Geschlecht ist himmlisch, das wisst ihr ja auch selbst. Aber ich bin ausgetrocknet vor Durst und gehe zugrunde; so gebt mir rasch das kühle Wasser, das aus dem Teich der Mnemosyne fließt. Dann werden die Könige unter der Erde Mitleid mit dir haben, und sie selbst werden dir aus der göttlichen Quelle zu trinken geben. Und wenn du dann getrunken hast, darfst du den heiligen Weg gehen, den auch die anderen berühmten Mysten und Bakchoi gehen. Dann wirst du zusammen mit den anderen Toten-Heroen ein Herrscher sein...“
Auch der in einem Heroengrab bei Thurioi, Süditalien, gefundene Spruch warnt den Toten, nicht aus dem Fluss Lethe zu trinken[1].
Spätere Bezüge auf Lethe
Lethe (Trinkende) von Wilhelm Wandschneider
Am Ende von Platons Politeia – dem sogenannten Mythos von Er – wird von den Seelen berichtet, die an der Ebene von Lethe ankommen, durch die der Fluss Ameles (Sorglos) fließt.
Die Flüsse Lethe und Mnemosyne lassen sich auch am Schrein von Trophonius in Böotien finden, von denen Gläubige trinken sollten bevor sie orakelhafte Ratschläge von den Göttern erhielten.
Die Schriftsteller der Antike glaubten, dass der winzige Fluss Limia, der in der Nähe von Xinzo de Limia in der gallischen Provinz Ourense liegt, ebenfalls wie die legendäre Lethe für einen Gedächtnisverlust sorgen konnte. Im Jahr 138 versuchte der römische General Decimus Iunius Brutus Callaicus den Mythos zu widerlegen, der seine militärische Kampagne in der Gegend behinderte. Es heißt, er habe den Fluss Limia überquert und anschließend jeden einzelnen seiner Soldaten, die an der anderen Flussseite warteten, beim Namen genannt. Die Soldaten, die überrascht waren, dass ihr General sich ihrer Namen erinnerte, überquerten daraufhin den Fluss ohne Furcht. Diese Handlung bewies, dass der Fluss Limia nicht so gefährlich war, wie er in den lokalen Mythen beschrieben wurde.
In der Göttlichen Komödie wird der Fluss Lethe ebenfalls erwähnt. Sein Oberlauf befindet sich bei Dante im Irdischen Paradies auf der Spitze des Läuterungsberges und fließt von dort hinunter zum Erdmittelpunkt. Der Held der Göttlichen Komödie, Dante Alighieri, muss sich im Fluss Lethe waschen, bevor er das Paradies betreten darf.
C. S. Lewis sieht in seiner phantastischen Erzählung Die große Scheidung folgenden interessanten Aspekt dieses Flusses: „Aber wenn von dieser Entzündung noch irgend etwas übriggeblieben ist, so wird es heilen, wenn du nur zur Quelle kommst.“ – „Zu was für einer Quelle?“ – „Die ist oben in den Bergen“, sagte der Geist. „Sehr kalt und klar, zwischen zwei grünen Hügeln. Ein wenig wie Lethe. Wenn du davon getrunken hast, vergißt du für immer alle Eigentümerschaft deinen Werken gegenüber. Du genießt sie ganz so, als wären sie von jemand anderem: ohne Stolz und ohne Bescheidenheit.“
In Shakespeares Drama Julius Cäsar ruft Antonius den Höllenfluss Lethe an, als er die mit Cäsars Blut getränkten Hände der Mörder sieht.
In Friedrich Schillers Gedicht Hektors Abschied spielt der Fluss Lethe eine zentrale Rolle. Außerdem taucht er in Friedrich Schillers Drama Die Räuber auf, als Amalia dem alten Moor den Abschied Andromachas und Hektors vorsingt „Deine Liebe in dem Lethe stirbt“.
In Goethes Drama Faust II (I. Akt, Anmutige Gegend) fordert Ariel die Geister auf Faust „im Tau von Lethes Flut“ zu baden, damit dieser seine Erinnerungen an den Teufelspakt und seine Sünden aus Faust I vergessen könne.
In Hölderlins Briefroman Hyperion gibt es ebenfalls eine Erwähnung der Lethe. Dort beschreibt der Protagonist Hyperion seine Beziehung zu Diotima wie folgt: „Sie war mein Lethe, diese Seele, mein heiliger Lethe, woraus ich die Vergessenheit des Daseyns trank, daß ich vor ihr stand, wie ein Unsterblicher, und freudig mich schalt, und wie nach schweren Träumen lächeln mußte über alle Ketten, die mich gedrükt.“
In Friedrich von Matthissons Gedicht Vauklüse aus dem Jahr 1792 lässt sich ebenfalls eine Erwähnung der Lethe finden.
In Carl Streckfußens Gedicht Entsagung aus dem Jahr 1804 wird die Lethe in den folgenden Versen erwähnt: Nicht hoffe, sie hienieden mehr zu sehen, / Auf ewig trennt euch meine strenge Hand, / Du sollst allein, verwaist durch’s Leben gehen, / Sie wieder finden erst an Lethe’s Strand.
Conrad Ferdinand Meyer schrieb ein Gedicht mit dem Titel Lethe[2].
In Jacques Offenbachs Operette Orpheus in der Unterwelt trinkt Hans Styx, der Diener des Unterweltgottes Pluto, ausgiebig vom Wasser des Letheflusses. Dementsprechend vergisst er alles.
Der französische Dichter Charles Baudelaire schrieb ein Gedicht mit dem Titel Le Lethe, in dem eine beliebte, aber grausame Frau als Metapher für die Vergesslichkeit, die von dem Fluss Lethe ausgeht, hergenommen wird. Die Deutsche Gedichtebibliothek – Charles Baudelaire: Lethe. Aus: Die Blumen des Bösen. Übersetzung von Therese Robinson (1797–1870)
Der aus Temesvár im Banat stammende österreichisch-ungarische Dichter Nikolaus Lenau (1802–1850) ruft Lethe im Gedicht Sehnsucht nach Vergessen an: „Lethe! brich die Fesseln des Ufers …“
Der amerikanische Schriftsteller Ralph Waldo Emerson schrieb in seiner Schrift „Self Reliance“ (1848), „There is no Lethe for this“ in Bezug auf Vergangenes, das nicht vergessen wird.
Der Komponist und Freund Friedrich Nietzsches, Peter Gast (eigentlich: Heinrich Köselitz), hat auf einen Text von Conrad Ferdinand Meyer 1896 sein Opus 3 für Bariton und Orchester komponiert und mit dem Titel Lethe bezeichnet.
Wilhelm Busch deutet in seinem Gedicht Abschied an, dass sein Tod kurz bevorstehe, indem er schreibt, die Lethe fließen zu hören.
Der Bildhauer Wilhelm Wandschneider modellierte 1908 die Figur einer trinkenden Frau, die er Lethe nannte.
In Georg Heyms Gedicht Das infernalische Abendmahl aus dem Jahr 1911 wird ebenfalls Lethe erwähnt.
In dem Gedicht The Scarlet Woman des afro-amerikanischen Dichters Fenton Johnson (1888–1958) ergibt sich eine junge Frau der Prostitution, um nicht zu verhungern. Das Gedicht endet mit den Versen: „Now I can drink more gin than any man for miles around. Gin is better than all the water in Lethe.“ („Nun kann ich mehr Gin trinken als jeder Mann im Umkreis von Meilen. Gin ist besser als das ganze Wasser der Lethe.“)
Bertolt Brecht lässt in seinem Drama Baal den Protagonisten einen Monolog an eine Schnapsflasche halten, die er „Lethe“ nennt.
Im ersten Kapitel von Der Zauberberg von Thomas Mann fährt der Protagonist Hans Castorp mit dem Zug von seiner Heimat Hamburg nach Davos. Hier heißt es: Zeit, sagt man, ist Lethe; aber auch Fernluft ist so ein Trank, und sollte sie weniger gründlich wirken, so tut sie es dafür desto rascher.
Der amerikanische Autor Perry Pirsch schrieb eine Novelle mit dem Titel The River Lethe.
In dem Streichquartett Arcadiana, Op. 12 des Komponisten Thomas Adés ist der siebente und letzte Abschnitt mit Lethe überschrieben.
In Sarah Ruhls Stück Eurydice müssen alle Seelen aus Lethe trinken, woraufhin sie wie Steine werden, in ihren unhörbaren Sprachen reden und alles vergessen. Der Fluss Lethe ist das zentrale Thema des Stückes.
In Allen Ginsbergs Gedicht A Supermarket in California wird der Fluss ebenfalls erwähnt.
In Samuel Becketts Hörspiel Embers sagt der Protagonist Henry zu seiner verstorbenen Frau: „that's what hell will be like, small chat to the babbling of Lethe about the good old days when we wished we were dead“.
In John Keats' Gedicht Ode on Melancholy lautet der erste Vers: „No, no! Go not to Lethe“.
Der russische Autor Sasha Sokolov beschreibt in seinem Erstlingswerk школа для дураков ('Schule für Dumme'), das 1976 in den USA erschien, die Lethe als Ort der Selbstaufloesung, des Sich-Vergessens des Protagonisten.
Die Melodic Death Metal-Band Dark Tranquillity spielt in ihrem Song Lethe textlich auf den Verlust der Erinnerungen infolge des Trinkens aus dem mythologischen Fluss an.
Die Black Metal-Band Nocte Obducta nimmt, unter anderem in ihrem 1999 erschienenen Album Lethe (Gottverreckte Finsternis), auf den Fluss Lethe Bezug.
Hans-Ulrich Treichel verwendet in seinem Roman Tristanakkord den Verweis auf die Lethe als Synonym für das Vergessen.
In Stephen Kings Roman Das Bild muss die Protagonistin Rose McClendon in eine schwierige Aufgabe bewältigen; dabei muss sie einen Fluss überqueren, von dessen Wasser sie keinesfalls trinken darf, um nicht sämtliche Erinnerungen zu verlieren. Da sie in der Vergangenheit jahrelang misshandelt wurde, denkt sie sogar kurz darüber nach, eben deshalb erst recht davon zu kosten.
In Dan Simmons' Buch Hyperion ist Sol Weintraubs Geschichte mit der Überschrift The River Lethe's Taste is Bitter. („Der Fluss Lethe schmeckt bitter.“) betitelt. Sols Tochter hat sich mit einer mysteriösen Krankheit namens Merlins Krankheit infiziert, welche dazu führt, dass sie zu dem Stadium ihrer Geburt zurückaltert und ihr Leben vergisst, wenn sie schläft.
In Terry Brooks' Fantasy-Roman The Sword of Shannara fließt ein Fluss namens Lethe entlang der südlichen Grenze des Skull Kingdoms. Allerdings bewirken die Wasser des Lethe in diesem Buch nicht Vergesslichkeit, sondern sind lediglich giftig für lebende Wesen.
In Stephen Baxters Roman Sternenkinder ist Lethe ein gebräuchlicher Kraftausdruck unter den Kindersoldaten. (Im Kontext des Romans könnte er sich darauf beziehen, dass man nie seine Feinde und den allgegenwärtigen Krieg vergessen darf.)
In der Episode Der Zentralnervensystemmanipulator (engl.: Dagger of the Mind) der ersten Staffel der Fernsehserie Raumschiff Enterprise gibt es eine junge Frau namens Lethe. Lethe ist eine Verbrecherin, deren Gedächtnis gelöscht wird.
In der sechsten Staffel der Fernsehserie Buffy – Im Bann der Dämonen (in den Episoden: All the Way, Once More, With Feeling und Tabula Rasa) verwendet Willow Rosenberg eine Pflanze namens Lethe's bramble (Lethe-Kraut), um die Erinnerung ihrer Freundin Tara Maclay und ihrer besten Freundin Buffy Summers zu manipulieren. In Tabula Rasa schlägt der Zauber fehl, sodass auch die restlichen Mitglieder der Gruppe (einschließlich Willow) von der Amnesie betroffen sind.
„Der Kuss im Traume“ von Karoline von Günderode, aus dem Gedichtband „Gedichte und Phantasien“, welches davon handelt, dass das lyrische Ich die Nacht dem Tage vorzieht, da es in der Nacht träumt und den Schmerz des Tages vergisst. Der Wunsch ist es, aus dem Fluss „Lethe“ zu trinken, um das Leid des irdischen Lebens zu vergessen
In E. Bulwer-Lyttons Roman „Eugene Aram“ wird auch Bezug auf den Fluss Lethe genommen.
In Tatsuya Ishidas Online-Comic Sinfest wirkt Lethe als Gegenmittel gegen die Früchte vom Baum der Erkenntnis. Slick vergisst dass er nur ein Cartoon Charakter ist.
In Jasper Ffordes Thursday-Next-Reihe ist Lethe ein Mitglied der Hades-Familie. Eine Anspielung auf die Vergesslichkeit [s. dazu Lethe (Daimon) ] gibt es in der Reihe ebenfalls, allerdings wird diese von Aornis Hades „verkörpert“.
In Oda Schaefers Gedicht „Übergang“ aus ihrem Gedichtband „Der grüne Ton“ wird Lethe ebenfalls erwähnt: „... Lauter als tags / Schwärzliche Lethe.“
In der Drachenherz-Saga von Jak Koke beschwört die Göttin Thayla einen Geist namens Lethe. Hierbei handelt es sich um den Geist des verstorbenen Großdrachen Dunkelzahn.
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