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Die Anglikanische Gemeinschaft

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Die Anglikanische Gemeinschaft Empty Die Anglikanische Gemeinschaft

Beitrag  checker Sa Aug 09, 2014 2:58 am

Die Anglikanische Gemeinschaft oder Anglikanische Kommunion (englisch Anglican Communion; von lateinisch anglicanus ‚englisch‘), umgangssprachlich die anglikanische Kirche, ist eine weltweite christliche Kirchengemeinschaft, die in ihrer Tradition evangelische und katholische Glaubenselemente vereinigt, wobei die katholische Tradition in der Liturgie und im Sakramentsverständnis (insbesondere dem Amtsverständnis) vorherrscht und die evangelische in der Theologie.

Die anglikanischen Landeskirchen sehen sich als Teile der einen, heiligen, katholischen und apostolischen Kirche, die sich der Tradition und Theologie der englischen (und zum Teil schottischen) Reformation verpflichtet haben. Jedoch versteht die anglikanische Kirche ihre „Reformation“ nicht als einen Bruch mit der vorreformatorischen Kirche, sondern als notwendige Reform der katholischen Kirche der britischen Inseln. Damit ist die anglikanische Kirche sowohl katholische Kirche als auch reformatorische Kirche, die allerdings seit der Reformation eine bewusst eigenständige christlich-anglikanische Tradition und Theologie entwickelt hat. Sie hat ca. 80 Millionen Mitglieder.[1] Weltweit besteht die Kirchengemeinschaft aus rund 385 Diözesen.

Organisation und Verbreitung

Die Anglikanische Gemeinschaft 310px-Map_Anglican_Communion.svg
Weltkarte der Provinzen der Anglikanischen Gemeinschaft (Blau)

Die Anglikanische Kirchengemeinschaft besteht aus 38 selbständigen Landeskirchen bzw. Provinzen. Neben der Church of England sind diese beispielsweise die Anglican Church of Canada, die Episcopal Church in the USA und die Church of South India. Für eine vollständige Liste aller Mitglieder der Gemeinschaft siehe Liste der Mitgliedskirchen der Anglikanischen Gemeinschaft. Die Provinzen bzw. Landeskirchen, denen jeweils ein Primas (primate) vorsteht, bestehen aus mehreren Bistümern.

Weltweit gibt es etwa 80 Millionen Christen in der Anglikanischen Kommunion, davon etwa 42 Millionen im Vereinigten Königreich (größtenteils in England (Church of England), da die selbständigen anglikanischen Landeskirchen in Schottland und Wales weder Staatskirchen sind noch die Mehrheit der Bevölkerung zu ihren Mitgliedern zählt). Die Kirche von England – oft vereinfachend „Anglikanische Kirche“ genannt – ist nach der römisch-katholischen und der größten orthodoxen Kirche die drittgrößte Kirche weltweit.[2]

Die anglikanische Kirche ist besonders in englischsprachigen Gebieten sowie in Gebieten des Commonwealth, aber darüber hinaus auch in den meisten übrigen Staaten vertreten.

Darüber hinaus gibt es vereinzelt Menschen, die eine in der anglikanischen Tradition stehende Kirche besuchen, die jedoch nicht zur Anglikanischen Gemeinschaft gehören (u. a. die so genannten Anglican continuing churches), da sie die Kommunion mit der Gemeinschaft abgebrochen haben. Solche Kirchen sollten nicht (und wollen auch nicht) zu den Kirchen der Anglikanischen Gemeinschaft gezählt werden.
Leitung der Kirchengemeinschaft

Die Anglikanische Gemeinschaft kennt keine zentralisierten Strukturen der Autorität, sondern vertritt seit der englischen Reformation das Prinzip, dass kein Bischof (ob von Rom, Canterbury oder Konstantinopel) für die Geschäfte eines anderen Bistums weisungsbefugt ist. Dennoch gibt es in der Gemeinschaft vier sogenannte Instruments of Unity („Instrumente der Einheit“). In der Reihenfolge ihres Alters sind diese: Der Erzbischof von Canterbury, die Lambeth Conference, das Anglican Consultative Council und das Treffen der Primasse (die ranghöchsten Bischöfe der einzelnen Landeskirchen).

Oberster geistlicher Leiter der Kirche ist der Primas der Church of England, also der Erzbischof von Canterbury (gegenwärtig Justin Welby, seit 1. Januar 2013) als Primus inter Pares. Er, dessen Amt seit Gründung durch Augustinus von Canterbury im Jahr 597 besteht, besitzt kein Weisungsrecht gegenüber den übrigen Kirchen der Kirchengemeinschaft.
Seit 1867 tagt die Lambeth Conference, eine Konferenz der Bischöfe aller Kirchen der Anglikanischen Kirchengemeinschaft, alle zehn Jahre. Das jüngste Treffen fand im Sommer 2008 statt.
Die Anglikanische Beratende Versammlung (ACC: Anglican Consultative Council) tritt seit 1968 etwa alle drei Jahre zusammen und hat in erster Linie koordinierende Funktionen. Sie setzt sich je nach Größe der jeweiligen anglikanischen Kirchen(provinz) aus einem bis drei Delegierten zusammen.
Der Erzbischof von Canterbury beruft seit 1979 die Treffen der Primasse (Vorsteher) der anglikanischen Kirche ein und leitet sie. Diese Treffen, die anfangs alle zwei bis drei Jahre stattfanden und seit 2000 jährlich, haben ebenfalls kein Weisungsrecht gegenüber den einzelnen Kirchen. Gewöhnlich wird dabei ein gemeinsamer Pastoralbrief herausgegeben.

Aufbau einer anglikanischen Kirche/Kirchenprovinz

Die Mitgliedskirchen der Anglikanischen Gemeinschaft werden Landeskirche oder Provinz genannt. Einige dieser Kirchenprovinzen decken sich mit den Grenzen politischer Staaten, einige schließen mehrere Staaten ein, während andere nur Teilbereiche einer Nation einschließen. Geleitet wird jede Kirche von einer Synode, die sich aus den Bischöfen, Klerusvertretern und Laienvertretern zusammensetzt. Die Versammlung kann aus einem Haus (Synode) oder aus zwei Kammern (z. B. Haus der Bischöfe, Haus der Deputierten) zusammengesetzt sein und tagt stets zu bestimmten Zeiten. In einigen Fällen wird sie jedoch ständig durch das Provinzbüro, in dem alle laufenden Angelegenheiten der Kirche bearbeitet werden, aufrechterhalten. In anderen Provinzen besteht an der Stelle des Provinzbüros ein Executive Committee, das sich ebenfalls mit Fragen der Finanzen oder Klerikerausbildung beschäftigt. Oft wird das Büro bzw. Komitee von einem Generalsekretär geleitet.

Jeder anglikanischen Kirche steht ein Primas vor. Dieser kann der Bischof eines bestimmten Sitzes sein, so wie für England in Canterbury, ist aber für gewöhnlich nicht daran gebunden, sondern wird auf der Provinzsynode gewählt. In den meisten Fällen trägt er den Titel eines Erzbischofs, und oft ist seine Amtszeit beschränkt. In der Episcopal Church in the USA heißt der Primas Presiding Bishop.
Aufbau einer anglikanischen Diözese

Jeder Diözese steht ein Bischof vor, dem – wenn die Diözese von entsprechender Größe ist – Suffraganbischöfe beigeordnet sind. Diese haben eine ähnliche Rolle wie die Weihbischöfe der römisch-katholischen Kirche. Es kann zwar vorkommen, dass sie einen eigenen Bezirk innerhalb der Diözese zugeordnet bekommen, sie bleiben aber in jedem Fall dem Diözesanbischof untergeordnet. Manchmal wird die Regionalaufsicht stattdessen durch einen sogenannten Archidiakon oder einen Dekan ausgeführt (siehe unten).

Die anglikanische Kirchengemeinschaft sieht sich als in der Apostolischen Sukzession stehend an.[3] Dieser Anspruch wird sowohl von der orthodoxen als auch von der altkatholischen Kirche anerkannt, nicht jedoch von der römisch-katholischen Kirche (siehe Apostolicae Curae).

Der Diözesanbischof besitzt meistens eine Kathedrale, an welcher es den Kathedralklerus gibt. Dieser untersteht dem Dean (Dekan) oder Provost (Propst) und kann sich ggf. in Residenzkanoniker, Honorarkanoniker (Praebendare) und Niedere Kanoniker unterteilen.

Der Diözesanklerus besteht aus Priestern, die entsprechend der Gemeinde, in der sie tätig sind, vicars oder rectors (Pfarrer), curates (Kapläne/Vikare) oder assistant curates/priests sind, sowie aus Diakonen. Mehrere Pfarrkirchen sind in Dekanaten zusammengefasst. Besonders große Diözesen sind in Archdeaneries (Erzdekanate) unterteilt, denen Archdeacons vorstehen (manchmal mit den Suffraganbischöfen identisch). Diese Erzdekanate ähneln den Regionen in großen römisch-katholischen Diözesen.

Um in die Reihen des Klerus der anglikanischen Kirche aufgenommen zu werden, bewirbt man sich beim Bischof einer Diözese. Dieser wird diese Bewerbung an ein Gremium (Selection Conference) weiterleiten, welches den Bewerber auf seine Eignung im Geistlichen, Geistigen, Gesundheitlichen und Familiären prüft. Ist dies geschehen, so sendet es ein Gutachten an den jeweiligen Bischof, in welchem es den Bewerber empfiehlt, bedingt empfiehlt oder ablehnt. Zugleich macht es auch Vorschläge zur Ausbildung, welche von einem normalen Hochschulstudium bis zu regionalen Kursen reichen. Hat der Bewerber die Zustimmung des Bischofs erhalten, so untersteht er fortan einem Diocesan Director for Ordinands, der den Bewerber in allen Bereichen seines Lebens begleitet und zum Ende der Ausbildung ein Zeugnis zu dessen Eignung abgibt. Ist dieses positiv ausgefallen, so steht der Weihe des Bewerbers oder der Bewerberin nichts mehr im Wege.
Aufbau in Kontinentaleuropa

Im 19. Jahrhundert gründeten sowohl die Church of England als auch die US-Episkopalkirche in Europa Pfarreien. Die Zielgruppe waren Glaubensangehörige im Ausland sowie Reisende. Zuständig für diese Pfarreien war ursprünglich der Bischof von London (im Fall der Church of England) bzw. der Presiding Bishop (im Fall der US-Episkopalkirche). Später übertrug der Bischof von London die Zuständigkeit an den neu eingesetzten Bischof von Gibraltar.

Die Anglikanische Gemeinschaft 800px-All_Saints_Church%2C_K%C3%B6ln-Marienburg
All Saints Church, Köln-Marienburg

1980 wurde durch eine Union der Diözese von Gibraltar und der vom Bischof von Fulham geleiteten Jurisdiktion of North and Central Europe die Diözese von Europa (Diocese [of Gibraltar] in Europe) gegründet, die seither für die Gemeinden in Europa außerhalb Großbritanniens und Irlands zuständig ist. Parallel stärkte die US-Kirche die Autonomie der europäischen Pfarreien durch die Struktur der Convocation of Episcopal Churches in Europe, eine bistumsähnliche Organisation mit einem Suffraganbischof, der ursprünglich vom Presiding Bishop ernannt wurde, und mit der Wahl des jetzigen Amtsinhabers, Pierre Whalon, erstmals durch Klerus und Volk der Convocation gewählt wurde.

In Deutschland gibt es rund 40 anglikanische bzw. episkopale Gemeinden, von denen sich die englischsprachigen 1999 zum Council of Anglican and Episcopal Churches in Germany (CAECG) zusammengeschlossen haben. Viele von ihnen wurden im 19. Jahrhundert gegründet und erfuhren in der Besatzungszeit nach dem 2. Weltkrieg neuen Aufschwung, manche – wie die Gemeinde in Hamburg – gehen auf Handelsbeziehungen zwischen England und Kontinentaleuropa im 17. Jahrhundert zurück. Eine Reihe von deutschsprachigen Gemeinden entstanden in den letzten Jahren und zählen sich zur Church of England, der Anglican Independent Communion oder der Anglican Church in North America.

Gemeinden der Church of England existieren u. a. in Berlin, Bonn/Köln, Düsseldorf, Freiburg im Breisgau, Hamburg, Heidelberg, Leipzig und Stuttgart. Sie gehören zur Erzdiakonie von Nordeuropa und Deutschland, die von Archdeakon Ven. Jonathan Lloyd geleitet wird, der auch Pfarrer der anglikanischen Gemeinde von Kopenhagen ist. Gemeinden der Episcopal Church in the USA (ECUSA) existieren u. a. in Frankfurt am Main, München, und Wiesbaden; dazu kommen Missionen in Augsburg, Karlsruhe, Nürnberg und Ulm.

Die anglikanischen Gemeinden in der Schweiz gehören der Church of England an und bilden in deren Diözese in Europa eine eigene Erzdiakonie, welcher der Ven. Arthur Siddall vorsteht. Sie hat acht Standortpfarreien in größeren Städten und einige weitere Gemeinden, die von dort betreut werden. Die US-Episkopalkirche hat eine Gemeinde in Genf.

In Österreich gibt es eine anglikanische Gemeinde in Wien, die Christ Church Vienna; von dort aus werden so genannte Satellitengemeinden z. B. in Klagenfurt betreut. Sie wird geleitet von Ven. Patrick Curran, Bischofsvikar des östlichen Europas.

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Beitrag  checker Sa Aug 09, 2014 2:59 am

Die anglikanische Kirche ist eine christliche Kirche, die sich „zum dreieinigen Gott bekennt, wie er sich in Jesus Christus offenbart hat“. Grundlage der Lehre bilden die 39 Artikel, das Book of Common Prayer und die Ordnung zur Ernennung von Bischöfen, Priestern und Diakonen. Alle drei entstanden im 16. Jahrhundert und sind größtenteils das Werk von Thomas Cranmer, Erzbischof von Canterbury.[4]

In der anglikanischen Lehre gibt es ein weites Spektrum zwischen der High Church (Anglo-Katholizismus), die in Liturgie und Lehre den anderen katholischen Kirchen nahesteht, und der Low Church, die dem Protestantismus, insbesondere dem Calvinismus, nahesteht.

Theologisch sind innerhalb der anglikanischen Kirche sehr liberale wie auch streng evangelikale und konservative anglokatholische Richtungen vertreten.

Dieses sehr weite Meinungsspektrum wird teilweise als Stärke der Anglikaner betrachtet, die somit ein weites Spektrum des heutigen Christentums ohne Kirchenspaltung in einer Kirche umfassen können. Teilweise wird aber auch kritisiert, dass die Kirche so für nichts mehr stehe und der Beliebigkeit zu viel Raum gebe.
Gottesdienst und Praxis

Der Gottesdienst der anglikanischen Kirche ist liturgisch ähnlich aufgebaut wie der der katholischen Kirchen. Er ist im Book of Common Prayer niedergelegt, von dem die einzelnen Gliedkirchen eigene Ausgaben haben.
Liturgie

Die Liturgie der anglikanischen Kirche hat die Eucharistie als zentrales Element und auch anderweitig zeugt sie vom anglikanischen Selbstverständnis als Teil der universalen katholischen Kirche. Die gottesdienstlichen Handlungen im Anglikanismus wurden allerdings, anders als in der römisch-katholischen Kirche, schon seit der Reformationszeit in der jeweiligen Landessprache abgehalten.
Gebet

Das Stundengebet, in der anglikanischen Kirche als Daily Office bezeichnet, ist eine wichtige Tradition der anglikanischen Kirche. Insbesondere das Morgen- und Abendgebet sind weit verbreitet und werden in einigen Kirchen täglich gebetet. Die anglikanische Kirche kennt auch die Rosenkranztradition, wobei der Aufbau des Rosenkranzes und die Gebete sich von denen der katholischen Kirche unterscheiden und weniger auf Maria, dafür stärker auf Jesus Christus ausgerichtet sind. Diese Tradition wird jedoch nur in den eher zum Anglokatholizismus neigenden Gemeinden praktiziert; viele Anglikaner aus anderen Gemeinden sind mit dem Ave Maria-Gebet, das nicht im Book of Common Prayer vorkommt, gar nicht vertraut.

Orden

Wie die katholische Kirche, so kennt auch die anglikanische Kirche Männer- und Frauenorden. Die meisten zur Reformationszeit bereits bestehenden katholischen Orden haben anglikanische Entsprechungen. Diese leben nach den Evangelischen Räten und in Gemeinschaft, sind entweder kontemplativ oder aktiv in der Erziehung bzw. in der Pflege tätig.
Geschichte

Die Kirche von England datiert ihre Geschichte zurück bis in die römische Zeit, als das Christentum sich im gesamten römischen Reich ausbreitete. Nach dem Abzug der Römer und Einfall der Angeln, Sachsen und Jüten, die ihre heidnische Religion mit sich brachten, blieben nur noch die keltischen Stämme Britanniens im äußersten Norden und Westen der Inseln als Christen zurück. (Siehe dazu: Keltische Kirche) Mit der Mission von Augustinus von Canterbury an den Hof von Kent im Jahr 597 kam die christliche Religion erneut aus Rom nach England. Diese Missionstätigkeit ergänzte sich mit einer Mission durch irische Mönche (siehe Columban).

Die Bistümer in England waren in die beiden Kirchenprovinzen Canterbury und York aufgeteilt. Als 1529 unter Heinrich VIII. Streitigkeiten zwischen dem englischen Thron und dem Papst in Rom über die Rechtmäßigkeit der königlichen Ehen aufkamen, erklärten die Bischöfe Englands, dass sie in Heinrich und nicht im Papst das Oberhaupt der englischen Kirche sahen, womit sich die englische Kirche von Rom lossagte. So ergab es sich, dass in den Kirchenprovinzen von York und Canterbury im 16. Jahrhundert Ideen der Reformation in die Praxis umgesetzt werden konnten.

Unter Heinrich VIII. änderte sich für die englische Kirche zunächst sehr wenig. Der Gebrauch der lateinischen Sprache wurde zugunsten der englischen aufgegeben. Mit Eduard VI. wurde jedoch das erste Book of Common Prayer am Pfingstfest 1549 eingeführt, unter maßgeblicher Arbeit von Thomas Cranmer, Erzbischof von Canterbury. Damit wurde auch eine Tradition eingeleitet, nach der sich der Anglikanismus vorrangig durch eine episkopale Kirchenordnung und eine einheitliche gottesdienstliche Praxis definiert.

Nach einer kurzen Zwischenepisode unter der römisch-katholischen Monarchin Maria I. setzte sich die Reformbewegung der englischen Kirche unter Elisabeth I. und den ersten beiden Stuart-Königen fort. Es entwickelte sich ein sich vertiefender Streit zwischen Puritanern, die eine stärker reformierte Theologie verfolgten, und Theologen wie Lancelot Andrewes, die eine katholischere Position einnahmen. Dieser Streit verursachte unter Anderem den englischen Bürgerkrieg. Nach der Restauration der Stuarts unter Karl II. wurden diese Streitigkeiten mit einem neuen Book of Common Prayer (1661) beigelegt. Dies ist auch heute noch die offizielle Version, die in England neben dem Book of Alternative Services Anwendung findet.

Weitgehend unbekannt ist die Abspaltung einer kleinen Glaubensgemeinschaft im Gefolge der Glorious Revolution 1688/89. Die Gruppe der Non-Juror spaltete sich aufgrund ihrer strengen Auslegung der anglikanischen Staatsvorstellungen ab und griff liturgisch auf das erste Book of Common Prayer zurück. Auf die Gesamtentwicklung der Church of England hatte diese kurzlebige Glaubensgemeinschaft zwar keinen Einfluss; in Schottland jedoch führte die Weigerung der Bischöfe, den Treueid zu leisten, zur Etablierung der presbyterianischen Kirche und folglich zur Gründung einer eigenen anglikanischen Kirche, der Scottish Episcopal Church.

Nach der amerikanischen Unabhängigkeit bildete sich auch in den USA eine weitere anglikanische Kirche, die nunmehr auch neben der nichtetablierten episkopalen Kirche Schottlands existierte. Es folgten auch in anderen Ländern weitere Kirchen, die aber alle zusammen im sog. Anglikanischen Kommunion eine Kirchengemeinschaft pflegen.

Im 19. Jahrhundert, unter dem Einfluss der romantischen Bewegung, fand eine neue Hinwendung zu liturgischer Tradition statt. Diese Bewegung fand ihren Ausgang in Oxford und wurde deshalb Oxford-Bewegung genannt. Zu ihren Unterstützern gehörte John Henry Newman. Siehe auch Anglo-Katholizismus (High Church), Low Church.

In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts fand in vielen anglikanischen Kirchen eine liturgische Reformbewegung statt, die zu neuen Books of Common Prayer führten. Diese waren enger an altkirchliche Liturgien angelehnt, enthielten jedoch eine modernere Sprache und Theologie. Parallel dazu wurde die Priesterschaft auch für Frauen geöffnet. Seit den späten 1980er Jahren wurden auch die ersten Bischöfinnen in apostolischer Nachfolge geweiht.

2009 wurde bekannt, dass mehrere anglikanische Gruppen einen Übertritt in die katholische Kirche anstreben. Papst Benedikt XVI. unterstützte dieses Vorhaben mit dem Papst-Erlass Anglicanorum coetibus. In diesem Kontext wurde das Personalordinariat Unserer Lieben Frau von Walsingham begründet. Zum Osterfest 2011 war geplant, dass 600 Laien und 20 Priester im Zuge der Firmung Mitglieder der katholischen Kirche werden.[5][6]
Ökumene

Die Anglikanische Kirchengemeinschaft ist Mitglied im Ökumenischen Rat der Kirchen. Sie steht darüber hinaus in Kirchengemeinschaft mit der Utrechter Union der Altkatholischen Kirchen, der Unabhängigen Philippinischen Kirche und der indischen Mar-Thoma-Kirche. 2003 unterzeichten methodistische und anglikanische Vertreter ein Abkommen, das die Zusammenarbeit zwischen den beiden Denominationen – u.a. gemeinsame Gotteshäuser und -dienste – stärken und die Beziehungen vertiefen soll.[7]
Kontroversen
Frauenordination

Uneinigkeit über die Zulassung von Frauen zu den Weihen führt bis in die Gegenwart zu Kontroversen innerhalb der anglikanischen Kirche. Die Anglikanische Kommunion kennt als allgemein verbindliche Regelungen nur solche, die im Lambeth-Quadrilateral enthalten sind. Da dieses Dokument die Frage der Frauenordination nicht anspricht, gibt es keine verbindliche Regelung, die für alle Gliedkirchen bindend ist. So gibt es Kirchenprovinzen ohne jegliche Frauenordination, doch auch andere mit Zulassung zum Diakonat alleine, zum Diakonat und Priestertum, und wieder andere mit Zulassung zu Diakonat, Priestertum und Bischofsamt.

Die erste anglikanische Priesterin war Florence Li Tim-Oi, die 1944 in Hong Kong geweiht wurde – allerdings war dies eine Einzelmaßnahme, die durch Kriegszustände bedingt war. Nach dem Kriegsende ließ sie ihre priesterlichen Funktionen ruhen.[8] Erst in den 1970er Jahren wurden die ersten Frauen als Regelfall geweiht, in den Kirchen der USA, Kanada und Neuseeland. Die erste anglikanische Bischöfin war Barbara Clementine Harris, die 1989 zur Suffraganbischöfin der Episcopal Diocese of Massachusetts geweiht wurde.[9] Die erste Bischöfin, die als Diözesanbischöfin amtierte (1990–2004), war Penny Jamieson im Bistum Dunedin in Neuseeland. Am 18. Juni 2006 wurde Katharine Jefferts Schori als Presiding Bishop an die Spitze der Episkopalkirche in den USA gewählt und wird somit die erste Frau, die als Primas einer anglikanischen Kirche dient.[10] Die Generalsynode der Church of England hat die Zulassung von Frauen zum Bischofsamt mehrheitlich für „theologisch gerechtfertigt“ gehalten; während der Antrag bei den Bischöfen und dem Klerus die notwendige 2/3-Mehrheit erhielt, verfehlte er bei den Laien mit fünf Stimmen die 2/3-Mehrheit. Eine Arbeitsgruppe soll nun eine entsprechende Kirchengesetzgebung auf den Weg bringen.[11][12] Auf der Generalsynode 2008 wurde das Thema erneut diskutiert. Am 7. Juli 2008 entschied die Synode, die Einrichtung einer Arbeitsgruppe zur Regelung der Ordination von Frauen zum Bischofsamt einzurichten. Dabei sollten die Wünsche der Mitglieder, die aus theologischen Gründen die Ordination von Bischöfinnen ablehnen, berücksichtigt werden.[13] Diese Kirchengesetzgebung, wonach in jeder Kirchenprovinz nötigenfalls ein männlicher Suffragansitz eingerichtet werden soll, dem sich Gemeinden anschließen können, die die Ordination von Bischöfinnen ablehnen, wurde bis 2010 entworfen und bis zum Februar von 42 von 44 Diözesen angenommen.[14] Bei der Generalsynode im November 2012 erreichte dieses Kirchengesetz jedoch nicht die nötige Mehrheit bei den Laienmitgliedern, womit die Frage bis 2015 einer grundsätzlichen Öffnung des Bischofsamts für Frauen in der anglikanischen Kirche offen bleibt.[15]

Die 38 Provinzen haben keine einheitliche Haltung zu dieser Frage. Es gibt:

8 Provinzen ohne Frauenordination: Church of the Province of Central Africa, Episcopal Church in Jerusalem and the Middle East, Anglikanische Kirche von Korea, Church of the Province of Melanesia, Church of Nigeria, Anglican Church of Papua New Guinea, Church of the Province of South East Asia, Church of the Province of Tanzania
4 Provinzen mit Zulassung der Frauen zum Diakonat: Church of the Province of the Indian Ocean, Iglesia Anglicana del Cono Sur de América, Province de L’Eglise Anglicane Du Congo, Church of Pakistan
12 Provinzen mit Zulassung der Frauen zu Diakonat und Priestertum: Anglican Church of Australia, Church of England, Church of the Province of Burundi, Hong Kong Sheng Kung Hui, Anglican Church of Kenya, Church of the Province of Rwanda, Church of South India, Spanish Reformed Episcopal Church, Church of the Province of Uganda, Church in Wales, Church of the Province of West Africa, Church of the Province of the West Indies
14 Provinzen mit Zulassung von Frauen zum Diakonen-, Priester- und Bischofsamt: Anglican Church in Aotearoa, New Zealand and Polynesia, Church of Bangladesh, Igreja Episcopal Anglicana do Brasil, Anglican Church of Canada, Central America, Church of Ireland, Nippon Sei Ko Kai, Anglican Church of Mexico, Church of North India, Philippine Episcopal Church, Scottish Episcopal Church, Anglican Church of Southern Africa, Episcopal Church of the Sudan, Episcopal Church in the USA

Homosexualität

Die weltweite Anglikanische Kirchengemeinschaft befindet sich seit der Bischofsweihe von Gene Robinson am 2. November 2003 in New Hampshire (USA) in einem Diskussionsprozess, bei dem die Einheit der Kirchengemeinschaft bedroht wird. Nicht nur der Vollzug der Bischofsweihe hat zu Kontroversen geführt, sondern auch die parallel verlaufende Entscheidung der kanadischen Diözese von New Westminster, Riten für die Segnung gleichgeschlechtlicher Paare zu entwickeln. Da Robinson seine Beziehungen zu seinem gleichgeschlechtlichen Partner nicht verheimlicht, wurde mit seiner Weihe erneut ersichtlich, dass es zum Thema Homosexualität innerhalb der Anglikanischen Kommunion Meinungsverschiedenheiten gibt, obwohl dies bereits auf der Lambeth-Konferenzen der Jahre 1988 und 1998 deutlich war. Konservative Geistliche und Mitglieder (vor allem aus Asien und Afrika, aber auch aus der American Anglican Council) sehen diesen Schritt als unvereinbar mit der bislang vertretenen Lehre der Kirche und als Bruch der Kommunion. Zwar hatten die Konferenzen mehrheitlich festgestellt, dass homosexuelle Praxis mit der Heiligen Schrift unvereinbar sei; allerdings hat eine Lambeth-Konferenz im Anglikanismus nicht den Status einer gesetzgebenden Körperschaft oder einer Lehrinstanz, sondern kann nur Konsens feststellen, solange und soweit dieser vorhanden ist, denn der Anglikanismus ist nicht hierarchisch, sondern dezentral gegliedert.

Innerhalb der Anglikanischen Gemeinschaft hat die Scottish Episcopal Church und in der nicht-anglikanischen Ökumene auch die Metropolitan Community Church die Entscheidungen der nordamerikanischen Kirchen begrüßt. Die Befürworter der Weihe (vor allem aus Nordamerika, Europa, Neuseeland und Südafrika) betonen einerseits die anglikanische Tradition, dass die Ortskirche ihre Angelegenheiten vor Ort regeln darf, andererseits vertreten sie die Auffassung, dass homosexuelle und heterosexuelle Christen gleichwürdig sind, Leitungsämter der Kirche auszufüllen.

Am 19. Februar 2007 haben die anglikanischen Kirchenoberhäupter in Daressalam eine Verlautbarung veröffentlicht, in welcher sie die US-amerikanische Episkopalkirche zu einer Umkehr von ihrer Haltung zur Homosexualität und zur Weihe homosexueller Bischöfe auffordern[16][17] Innerhalb der US-Kirche bestehen erhebliche Bedenken, dass die Forderungen der anderen Kirchen mit dem Kirchenrecht der US-Kirche selber vereinbar sind, und man hält die Vorschläge darüber hinaus für „eine beispiellose Machtverschiebung zugunsten der Primasse“. Die US-Kirche kritisierte auch die fehlende Bereitschaft der anderen Kirchenoberhäupter, stärkere Schritte gegen die Kriminalisierung von Homosexualität in anderen Ländern zu unternehmen,[18] und die Verweigerung vieler anglikanischer Landeskirchen, in den von mehreren Lambeth-Konferenzen (1998, 2008) und vom Windsor Report verlangten Listening Process (Dialog) mit homosexuellen Anglikanern zu treten.[19] Im März 2010 wurde die offen lesbische Mary Douglas Glasspool zur Bischöfin der Episkopalkirche im Bistum Los Angeles gewählt. Die Bischöfe der anglikanischen Kirche im südlichen Afrika wandten sich im Mai 2010 gegen jede Form der Kriminalisierung von Homosexuellen.[20]

Im September 2013 hat die Church of England erlaubt, dass homosexuelle anglikanische Geistliche eine Lebenspartnerschaft eingehen dürfen, solange sie sexuell enthaltsam leben.[21]

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