Die Sorben oder Lausitzer Serben
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Die Sorben oder Lausitzer Serben
Die Sorben (obersorbisch Serbja, niedersorbisch Serby, v. a. in der Niederlausitz auch Wenden und veraltet auch Lausitzer Serben) sind ein westslawisches Volk, das in der Ober- und Niederlausitz in den Ländern Sachsen und Brandenburg lebt und in Deutschland als nationale Minderheit anerkannt ist. Die Sorben haben neben ihrer Sprache und ihrer Kultur eine offiziell anerkannte Flagge und Hymne. Sorben sind in aller Regel deutsche Staatsangehörige.
Die Lausitz – Heimat der Sorben
Die Flagge der Sorben in den panslawischen Farben blau-rot-weiß
Zweisprachiges Ortsschild von Bautzen (Budyšin)
Sprache und Siedlungsgebiet
Überblick über das anerkannte Siedlungsgebiet
Siedlungsgebiet
Nach offiziellen Angaben gibt es rund 60.000 Sorben.[1] Diese Zahlen beruhen auf Hochrechnungen aus den 1990er Jahren. Auf Grundlage der Selbstzuschreibung wurden dabei 45.000 bis 50.000 und auf Basis der aktiven Sprachkenntnis circa 67.000 Sorben ermittelt.[2] Davon leben etwa zwei Drittel in der sächsischen Oberlausitz, vorwiegend im katholischen Dreieck zwischen den Städten Bautzen, Kamenz und Hoyerswerda (in den fünf Gemeinden am Klosterwasser sowie in der Gemeinde Radibor und Teilen der Gemeinden Göda, Neschwitz, Puschwitz und in der Stadt Wittichenau). In den deutsch-sorbischen Teilen der Kreise im Freistaat Sachsen liegt der Anteil der Sorben schätzungsweise bei durchschnittlich 12 % und beträgt an der Gesamtbevölkerung Sachsens etwa 0,9 %. Ein Drittel lebt in der Niederlausitz, vorwiegend zwischen Senftenberg im Süden und Lübben im Norden, wobei 90 % davon in dem Landkreis Spree-Neiße und der kreisfreien Stadt Cottbus leben. In den deutsch-sorbischen Teilen der Kreise in Brandenburg liegt der Anteil der Sorben schätzungsweise bei durchschnittlich 7 % und beträgt an der Gesamtbevölkerung Brandenburgs etwa 0,8 %.[3]
Noch in den 1880er Jahren umfasste das Kernsiedlungsgebiet größere Gebiete südlich und östlich von Bautzen (bis Kirschau, Oelsa und Bad Muskau), sowie nördlich von Cottbus, in denen die Sprache heutzutage nicht mehr gesprochen wird. Auch östlich der Neiße, auf heutigem polnischen Staatsgebiet, gab es bis ins 20. Jahrhundert hinein Sorben. Das Zentrum ihrer Kultur und Sprache zur deutschen Zeit war die Stadt Sorau (sorbisch Žarow, heute polnisch Żary). Bis ins 18. Jahrhundert trugen die Frauen und Mädchen die traditionelle sorbische Sorauer Tracht, jedoch wurde das Sorbische immer mehr durch die damalige preußische Politik benachteiligt oder sogar unterdrückt. Daraus und aus natürlich ablaufenden Assimilationsprozessen resultierte, dass 1843 bis 1849 sich noch ca. 4–5 % der Sorauer Bevölkerung als Sorben bezeichneten, jedoch nur ca. 1–2 % im Jahr 1890 und 1905 sogar nur noch 0,1 %.[4] Heute ist die Sprache der Bevölkerung fast ausschließlich Polnisch, wenige haben Deutsch als Muttersprache. Die damalige sorbische Bevölkerung wurde germanisiert und Ende des Zweiten Weltkrieges zum größten Teil vertrieben, da sie deutsche Staatsbürger waren. Die wenigen in Polen verbliebenen Sorben wurden in das polnische Volk assimiliert.
Sorbische Sprache
Von der sorbischen Sprache existieren zwei Schriftsprachen (Standardvarietäten), Obersorbisch (Hornjoserbšćina) und Niedersorbisch (Dolnoserbšćina), jedoch wird meistens zwischen Niedersorbisch, Obersorbisch und der Gruppe der dazwischenliegenden Grenzdialekte unterschieden. Die niedersorbische Sprache ist akut vom Aussterben bedroht. Während das Obersorbische dem Tschechischen und Slowakischen näher steht, ist das Niedersorbische dem Polnischen ähnlicher.[5]
Nach Schätzungen sorbischer Institutionen (Domowina, Sorbisches Institut) gibt es heute 20.000 bis 30.000 aktive Sprecher der sorbischen Sprache, anderen Hochrechnungen zufolge hat das Niedersorbische noch 7.000 aktive Sprecher und das Obersorbische etwa 15.000. Der Kern des obersorbischen Gebiets, in dem das Sorbische Alltagssprache ist und von der großen Mehrheit der Bevölkerung genutzt wird, sind dabei die Gemeinden Crostwitz, Ralbitz-Rosenthal, Panschwitz-Kuckau, Nebelschütz und Räckelwitz sowie Teile der angrenzenden Gemeinden Neschwitz, Puschwitz und Göda. Ein weiteres Zentrum ist die Gemeinde Radibor. In der Niederlausitz kann von einem stabilen Kerngebiet in dieser Form nicht mehr gesprochen werden. Die meisten Niedersorbisch-Muttersprachler findet man jedoch in den Gemeinden zwischen dem Spreewald und Cottbus.[6][7]
In einem Streifen von Bad Muskau im Osten über Schleife bis nach Hoyerswerda im Westen werden Übergangsdialekte gesprochen, die sogenannten Sorbischen Grenzdialekte. Sie unterscheiden sich von beiden Standardsprachen teils erheblich.
Sorbische Emigration
Aufgrund der vorherrschenden Armut in den ländlichen Gebieten des Deutschen Bundes Mitte des 19. Jahrhunderts, bedingt durch einen starken Bevölkerungszuwachs und den Übergang zur Industrialisierung (siehe auch: Pauperismus), kam es auch in der Lausitz zu einer Abwanderung kleinerer sorbischer Bevölkerungsteile.
Kilian Hall, das nach Jan Kilian benannte ehemalige Hauptgebäude der Concordia Universität Texas
Eine Gruppe von über 500 Sorben unter der Führung des evangelisch-lutherischen Pfarrers Jan Kilian segelte 1854 auf dem Schiff „Ben Nevis“ nach Galveston. Sie gründeten später die Siedlung Serbin im texanischen Lee County nahe Austin. Zwei Drittel der Emigranten stammten dabei aus dem preußischen, ein Drittel aus dem sächsischen Teil der Oberlausitz, darunter ca. 200 Sorben aus Klitten. Bis in die 1920er Jahre hielt sich die sorbische Sprache, eine Variante des Obersorbischen, die zuerst vom Deutschen, später vom Englischen stark beeinflusst wurde. Früher wurden in Serbin auch Zeitungen auf Sorbisch veröffentlicht. Heute befindet sich in der ehemaligen sorbischen Schule von Serbin das Texas Wendish Heritage Museum, das über die Geschichte der Sorben in den USA berichtet. Nachfahren dieser Auswanderer gründeten 1926 in der texanischen Hauptstadt Austin die Concordia Universität Texas.[8][9]
Weitere sorbische Siedlungen – überwiegend gemeinsam mit deutschen Auswanderern – gab es in verschiedenen Gebieten Australiens, vor allem jedoch in South Australia. In den Jahren 1848 bis 1860 kamen die meisten Sorben, etwa 2000 in 400 Familien, ein großer Teil von ihnen mit den Schiffen „Pribislaw“ und „Helena“. Auch nach der Auswanderung wurde die sorbische Sprache stark vom Deutschen beeinflusst, da die meisten Sorben (noch) kein Englisch konnten und sie daher meist in deutschsprachige Regionen zogen. Die letzte Nachkommin der sorbischen Einwanderer, welche die Sprache noch beherrschte, starb 1957 in Sevenhill.[10][8]
Religion
Die sorbisch-evangelische Michaeliskirche in Bautzen
Zahlreiche Wegkreuze – wie hier bei Crostwitz – zeugen vom katholischen Glauben der Bevölkerung im heutigen sorbischen Kernland
Die meisten Sprecher des Obersorbischen sind heutzutage katholischer Konfession. Ursprünglich war die Mehrzahl der Sorben noch im 19. Jahrhundert evangelisch-lutherisch (86,9 % im Jahr 1900),[11] nur die Sorben des Kreises Kamenz – angesiedelt überwiegend auf dem ausgedehnten ehemaligen Grundbesitz des Klosters St. Marienstern – waren zu 88,4 % Katholiken. In der Niederlausitz lag deren Anteil dagegen durchweg unter einem Prozent. Aufgrund des schnelleren Sprach- und Identitätsverlustes unter der evangelischen sorbischen Bevölkerung – insbesondere in der DDR-Zeit – ist dieses Verhältnis heute umgekehrt.
Die unterschiedliche Entwicklung des Sprachverhaltens im katholischen bzw. evangelischen Sorbentum ist zum einen auf die unterschiedliche Struktur der Kirchen zurückzuführen. Während es sich bei der evangelischen Kirche um eine Landeskirche handelt (wobei die Landesherren der sorbischen Bevölkerung immer deutschsprachig waren), ist die katholische Kirche in ihrer ultramontanen Ausrichtung auf den Vatikan seit jeher transnational. Die größere Staatsnähe der evangelischen Kirche sollte sich besonders mit der in der Niederlausitz seit dem 17. Jahrhundert betriebenen Germanisierungspolitik negativ auf das sorbische Sprachgebiet auswirken. Zum anderen herrschte in der katholischen Kirche eher die Meinung vor, dass die Muttersprache als göttliches Geschenk zu betrachten sei, welches abzulegen Sünde wäre. So erklärt sich der seit dem Ende des 19. Jahrhunderts verstärkt betonte außergewöhnlich enge Zusammenhang zwischen Katholizismus und Sorbentum, der bis in die heutige Zeit besteht.[12]
Die katholischen Gemeinden stellen heute den Kern des verbliebenen Mehrheitsgebietes dar, während in den evangelischen Gebieten im Osten und Norden die Sprache zumeist verschwunden ist. Während in der westlichen Oberlausitz insbesondere die jahrhundertelange Verbundenheit der Sorben zur katholischen Kirche maßgeblich zum Erhalt der sorbischen Muttersprache beigetragen hat, zeigte in der Niederlausitz die evangelische Kirche vor und nach 1945, trotz allgemeiner Förderung der Sorben in der DDR, kein Interesse, die Sprache der Minderheit im kirchlichen Leben zu pflegen. Erst seit 1987 gibt es auf Initiative einiger Niedersorben wieder regelmäßigen wendischen Gottesdienst.
Seit der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts gibt es zudem einen nennenswerten Anteil konfessionsloser Sorben.
Institutionen
Domowina
Symbol der Domowina
Die 1912 gegründete zentrale Interessenvertretung Domowina (ein sorbischer poetischer Ausdruck für „Heimat“, voller Name Domowina – Zwjazk Łužiskich Serbow z. t., Domowina – Bund Lausitzer Sorben e. V.), ist der Dachverband von Ortsgruppen, fünf Regionalverbänden sowie zwölf überregional wirkender sorbischer Vereine,[13] mit insgesamt ca. 7.300 Mitgliedern,[14] wobei jene, die in mehreren Mitgliedsvereinen organisiert sind, auch mehrfach gezählt werden.
Institut für Sorabistik
Am 10. Dezember 1716 gründeten sechs sorbische Theologiestudenten mit Erlaubnis des Senates der Universität Leipzig das „Wendische Predigercollegium“ (später umbenannt in „Lausitzer Predigergesellschaft“ und „Landsmannschaft Sorabia“), den ersten sorbischen Verein überhaupt.[15] Ihr Grundsatz war zugleich ihre Grußformel: „Soraborum saluti!“ Heute ist das Institut für Sorabistik an der Universität Leipzig das einzige Institut in Deutschland, an dem Sorbischlehrer und Sorabisten ausgebildet werden. Unterrichtssprachen sind Ober- und Niedersorbisch. In letzter Zeit finden die Sorabistik und die dazu angebotenen Studiengänge an der Universität Leipzig zunehmendes Interesse, insbesondere im slawischen Ausland. Direktor des Institutes ist seit dem 1. März 2003 Prof. Dr. Eduard Werner (sorb. Edward Wornar).
Sorbisches Institut
Seit 1951 existiert in Bautzen eine außeruniversitäre Forschungseinrichtung der Sorabistik, die bis 1991 zur Deutschen Akademie der Wissenschaften in Berlin (Ost) gehörte. 1992 zum Sorbischen Institut e. V. (Serbski Institut z. t.) umgegründet, sind die ca. 25 festen Mitarbeiter nun an den beiden Standorten Bautzen (Sachsen) und Cottbus (Brandenburg) tätig. Komplexer Auftrag ist die Erforschung der sorbischen Sprache (Ober- und Niedersorbisch), der Geschichte, Kultur und Identität des sorbischen Volkes in der Ober- und Niederlausitz. Das Institut wirkt mit seinen vielfältigen Projekten zugleich auf die Praxis der Erhaltung und Entfaltung sorbischer nationaler Substanz ein. Ihm angegliedert sind die Sorbische Zentralbibliothek und das Sorbische Kulturarchiv, die das sorbische Kulturerbe aus nahezu 500 Jahren sammeln, bewahren und weitervermitteln.
Domowina-Verlag
Ebenfalls in Bautzen ist der Domowina-Verlag (sorb. Ludowe nakładnistwo Domowina) ansässig, in dem die meisten sorbischen Bücher, Zeitungen und Zeitschriften erscheinen. Der Verlag ging aus dem 1958 gegründeten VEB Domowina-Verlag hervor, welcher 1990 in eine GmbH umgewandelt wurde.[16] Der Verlag wird aus dem Etat der Stiftung für das sorbische Volk mit 2,9 Mio € finanziert (Stand 2012). Seit 1991 wird vom Verlag die Smoler’sche Verlagsbuchhandlung (sorb. Smolerjec kniharnja) betrieben, die in Anlehnung an die 1851 eingerichtete sorbische Buchhandlung des ersten sorbischen Verlegers Jan Arnošt Smoler (1816–1884) benannt ist.[17]
Sorbisches Museum
Das Sorbische Museum in Bautzen (Serbski muzej Budyšin) befindet sich im Salzhaus der Ortenburg. In seiner Ausstellung gibt es einen Überblick über die Geschichte der Sorben von seinen Anfängen im 6. Jahrhundert bis zur Gegenwart sowie über Kultur und Lebensweise der sorbischen Bevölkerung. In regelmäßig wechselnden Sonderausstellungen werden Werke sorbischer bildender Künstler präsentiert oder spezielle geschichtliche Themen behandelt. Träger des Sorbischen Museums ist der Landkreis Bautzen. Außerdem wird es aus Mitteln der Stiftung für das sorbische Volk und des Kulturraumes Oberlausitz-Niederschlesien gefördert.
Stiftung für das sorbische Volk
Das Haus der Sorben (Serbski dom) in Bautzen ist Sitz zahlreicher sorbischer Institutionen.
Die Stiftung für das sorbische Volk (Załožba za serbski lud) soll als gemeinsames Instrument des Bundes und der beiden Länder Brandenburg und Sachsen die Bewahrung und Entwicklung, Förderung und Verbreitung der sorbischen Sprache, Kultur und Traditionen als Ausdruck der Identität des sorbischen Volkes unterstützen.
Sie wurde 1991 per Erlass zunächst als nichtrechtsfähige Stiftung des öffentlichen Rechts in Bautzen gegründet. Unter Berücksichtigung, dass das sorbische Volk jenseits der Grenzen der BRD keinen Mutterstaat besitzt und gestützt auf die in der Protokollnotiz Nr. 14 zu Art. 35 des Einigungsvertrages erklärte Verpflichtung der Bundesrepublik gegenüber dem sorbischen Volk wurden so die materiellen Rahmenbedingungen geschaffen. Mit Unterzeichnung des Staatsvertrages zwischen dem Land Brandenburg und dem Freistaat Sachsen über die Errichtung der Stiftung für das sorbische Volk vom 28. August 1998 erlangte die Stiftung ihre Rechtsfähigkeit. Gleichzeitig wurde ein erstes bis Ende 2007 gültiges Finanzierungsabkommen zwischen dem Bund und den Ländern Brandenburg und Sachsen vereinbart. Auf der Grundlage des Zweiten Abkommens über die gemeinsame Finanzierung vom 10. Juli 2009 erhält die Stiftung zur Erfüllung des Stiftungszweckes jährliche Zuwendungen des Freistaates Sachsen, des Landes Brandenburg und des Bundes. Das Abkommen gilt bis zum 31. Dezember 2013.[18]
Die aktuelle bis 2013 festgelegte Zuwendungssumme beträgt 16,8 Millionen Euro. Sie setzt sich wie folgt zusammen: Bund 8,2 Millionen Euro, Sachsen 5,85 Millionen Euro, Brandenburg 2,77 Millionen Euro.[19] Den größten Anteil des Stiftungsetats erhalten das Sorbische National-Ensemble (29 %), der Domowina-Verlag (17,2 %) und das Sorbische Institut (11,3 %) sowie die Stiftungsverwaltung (11,4 %).[20] Um die absolute Fördermenge und die Verteilung für einzelne Institutionen und Projekte gibt es immer wieder öffentliche Kontroversen, die in einigen Fällen zu Demonstrationen führten.[21][22]
Schulen und Kindergärten
Im Freistaat Sachsen und in Brandenburg gibt es im zweisprachigen Siedlungsgebiet der Sorben mehrere bilinguale sorbisch-deutsche Schulen, sowie weitere Schulen, an denen Sorbisch als Fremdsprache gelehrt wird. In Sachsen arbeiteten im Schuljahr 2013/14 acht Grund- und sechs Oberschulen zweisprachig[23] und in Brandenburg vier Grund- und eine Oberschule mit Grundschulanteil[24] als zweisprachige sorbisch-deutsche Schulen. Zusätzlich gibt es das Obersorbische Gymnasium Bautzen in Sachsen und das Niedersorbische Gymnasium Cottbus in Brandenburg.
In beiden Bundesländern gibt es weiterhin mehrere sorbische Kindergärten. Der bundeslandübergreifende Sorbische Schulverein e.V. hat zudem das Projekt Witaj zur zweisprachigen Betreuung und Ausbildung an Kindergärten und Schulen ins Leben gerufen, bei dem die Kinder per Immersion an die sorbische Sprache herangeführt werden.[25]
Siehe auch: Sorbisches Schulwesen
Medien
Titelzeile der SN
Es erscheinen eine obersorbische Tageszeitung Serbske Nowiny (Sorbische Zeitung), eine niedersorbische Wochenzeitung Nowy Casnik (Neue Zeitung), die sorbische Kulturmonatsschrift Rozhlad (Umschau), die Kinderzeitschrift Płomjo (Flamme), die katholische Zeitschrift Katolski Posoł und die evangelische Kirchenzeitung Pomhaj Bóh. Das Sorbische Institut bringt alle sechs Monate die wissenschaftliche Zeitschrift Lětopis heraus. Für Pädagogen gibt es die Fachzeitschrift Serbska šula.
Ferner gibt es den Sorbischen Rundfunk, dessen Programm vom Mitteldeutschen Rundfunk und Rundfunk Berlin-Brandenburg produziert wird. Täglich werden einige Stunden sorbischsprachige Radiosendungen von Sendern in Calau (RBB) und Hoyerswerda (MDR 1) ausgestrahlt, wobei alle niedersorbischen Sendungen des RBB auch im Internet nachgehört werden können. Für junge Leute sendet der RBB jeden ersten Donnerstag im Monat das halbstündige Monatsmagazin Bubak und der MDR jeden Montag das zweistündige Wochenmagazin Radio Satkula.
Der Rundfunk Berlin-Brandenburg produziert seit April 1992 monatlich das halbstündige niedersorbische Fernsehmagazin Łužyca (Lausitz), der MDR seit dem 8. September 2001 monatlich die halbstündige obersorbische Sendung Wuhladko (Aussicht). Außerdem sendet der MDR jeden Sonntag Unser Sandmännchen in Zweikanalton.
Kultur
Handrij Zejler
Das erste gedruckte Werk im Niedersorbischen war Martin Luthers Gesangbuch in der Übersetzung von Albin Moller (1574), im Obersorbischen Luthers Kleiner Katechismus (1597). Erst im 19. Jahrhundert entstand eine nationalbewusste sorbische Literatur. Bis dahin hatte sich die niedergeschriebene und gedruckte sorbische Literatur fast ausschließlich auf religiöse und wirtschaftliche Inhalte beschränkt. Der Lyriker Handrij Zejler gilt als Begründer der modernen Literatur und war 1847 Mitbegründer der sorbischen wissenschaftlichen Gesellschaft Maćica Serbska. Sein 1827 veröffentlichtes Gedicht „Na sersku Łužicu” („An die sorbische Lausitz“) wurde im selben Jahr von Korla Awgust Kocor vertont, woraus die heutige Hymne der Sorben „Rjana Łužica“ („Schöne Lausitz“) entstand. Weitere klassische Dichter waren auf obersorbischer Seite der Lieder- und Märchensammler Jan Arnošt Smoler und der katholische Priester und Dichter Jakub Bart-Ćišinski. In der vom Obersorbischen dominierten sorbischen Literatur erbrachte unter anderem die Lyrikerin Mina Witkojc ein bedeutenden Beitrag für das in der Niederlausitz gesprochene Niedersorbisch.[26]
Die literarischen Fassungen der Krabatsage, Mišter Krabat (1954) von Měrćin Nowak-Njechorński, Die schwarze Mühle (1968) von Jurij Brězan und Krabat (1971) des sudetendeutschen Schriftstellers Otfried Preußler wurden in viele Sprachen übersetzt, und trugen dazu bei, die Sorben auch im Ausland bekanntzumachen.
Gegenwartsautoren sind beispielsweise Jurij Brězan, Kito Lorenc, Jurij Koch, Angela Stachowa, Róža Domašcyna, Jan Cyž, Marja Krawcec und Marja Brězanec (siehe auch: Liste sorbischsprachiger Schriftsteller).
Bildende Kunst
William Krause, Wendisches Mädchen (1912)
Mit den Bildhauern Jakub Delenka (1695–1763) und Maćij Wjacław Jakula tauchen die ersten Künstler im Zeitalter des Barock auf. Jäckel hatte in Prag eine Werkstatt und schuf mehrere Skulpturen für böhmische Klosterkirchen und die Prager Karlsbrücke. Zu den herausragenden Künstlern des 18./19. Jahrhunderts zählt der Landschaftszeichner und -radierer Hendrich Božidar Wjela, der zwischen 1793 bis 1799 an der Dresdener Kunstakademie bei Johann Christian Klengel und Giovanni Battista Casanova studierte. Wjela kann als Zeichner und Radierer zwischen dem Sturm und Drang und der Romantik eingeordnet werden.[27]
Ende des 19. Jahrhunderts entstand durch den Aufschwung der Volkskunde und des Heimatschutzes die sogenannte Brauchtumsmalerei und das Interesse deutscher und ausländischer Künstler für die Sorben wurde geweckt. Dem Landvolk widmeten sich mit dieser auf eine beschreibende Darstellung der Folklore zielenden Malerei Künstler wie William Krause, Ludvík Kuba sowie später unter anderem Friedrich Krause-Osten, und zeigten die Sorben in ihrer kulturellen Vielfalt und Tradition.[27]
Zu den herausragenden sorbischen Künstlern des 20. Jahrhunderts zählen der Maler, Graphiker und Schriftsteller Měrćin Nowak-Njechorński sowie Hanka Krawcec und Fryco Latk. In den zwanziger Jahren versuchten die Künstler, nationale Ideale nicht durch die reine Abbildung der Folklore zu interpretierten, sondern durch ein stärkeres ästhetisches und philosophisches Eindringen in die Eigenarten des sorbischen Volkes. Nach dem Zweiten Weltkrieg fanden sich sorbische Maler und Grafiker 1948 zum Arbeitskreis sorbischer bildender Künstler zusammen. Der Arbeitskreis wurde von 1948 bis 1951 durch Conrad Felixmüller geleitet, in dessen folkloristisch geprägter Malerei aus dem ländlichen Milieu der sorbischen Oberlausitz ein Wiederentdecken seiner sorbischen Vorfahren zum Ausdruck kommt. Zum sorbischen Arbeitskreis gehörten unter anderem auch Horst Šlosar und Ota Garten. Heutige sorbische Kunstschaffende sind unter anderem die Maler Jan Buk und Božena Nawka-Kunysz sowie die Graphikerin und Keramikerin Jěwa Wórša Lanzyna.[28][27]
Siehe auch: Liste sorbischer bildender Künstler
Musik und Theater
Deutsch-Sorbisches Volkstheater an den Schilleranlagen in Bautzen
Die frühe sorbische Musik ist durch das Volkslied und die instrumentale Volksmusik gekennzeichnet. Erste Dokumentationen gibt es aus dem ausgehenden 18./19. Jahrhundert, wie zum Beispiel das „Kralsche Geigenspielbuch“ des Volksmusikanten Mikławš Kral (1791–1812) und die in Bautzen erschienene Sammlung „Volkslieder der Sorben in der Ober- und Niederlausitz“ von Leopold Haupt (1797–1883) und Jan Arnošt Smoler. Zur Zeit der Reformation gab es einige namhafte sorbische Kirchenmusiker, wie zum Beispiel den aus der Niederlausitz stammenden Kantor der St.-Nicolai-Kirche in Berlin, Jan Krygaŕ. Krygaŕ (dt. Johann Crüger) gilt als wichtigster protestantischer Choralkomponist und Musiktheoretiker des 17. Jahrhunderts, aus dessen Schriften sogar Johann Sebastian Bach sein musikalisches Handwerk erwarb.[29]
Das erste weltliche Werk sorbischer Kunstmusik stammt von Jurij Rak aus dem Jahre 1767. Es handelt sich dabei um eine „Jubiläumsode“ des damaligen Jurastudenten zur 50-Jahr-Feier des Wendischen Predigercollegiums zu Leipzig („Sorabia“). Obwohl das sorbische Musikleben weder über Theater oder Orchester verfügte, erreichte die Kunstmusik Mitte bis Ende des 19. Jahrhunderts einen ersten bedeutsamen Höhepunkt. Entscheidenden Anteil hatte der Lehrer und Kantor Korla Awgust Kocor. Gemeinsam mit dem Dichter Handrij Zejler organisierte er ein erstes Gesangfest am 17. Oktober 1845 im Bautzener Schützenhaus. Dort wurde auch Zejlers Rjana Łužica erstmals aufgeführt, deren Vertonung von Kocor stammt. Sie begründeten die Tradition der Sorbischen Sängerfeste, welche sich zu populären Ereignissen im Oberlausitzer Kulturraum entwickelten. Eines der wichtigen Werke von Kocor ist das Oratorium „Nalěćo“ (deutsch Frühling) auf einen Gedichtzyklus von Zejler. Um 1900 war Jurij Pilk einer der maßgeblichen Vertreter des sorbischen Musiklebens. Die Ouvertüre zum Singspiel „Smjertnica“ (Die Todesgöttin) zählt zu seinen wichtigsten Werken. Eine weitere Persönlichkeit mit bleibendem Einfluss war der sorbische Komponist, Musikpädagoge und Herausgeber von Musikliteratur Bjarnat Krawc. Zu den Vertretern der zeitgenössischen sorbischen Musik zählen unter anderem Ulrich Pogoda, Jan Bulank und Detlef Kobjela (siehe auch: Liste sorbischer Komponisten klassischer Musik).[29]
Nach 1945 war Jurij Winar (1909–1991) treibende Kraft zur Wiederbelebung des sorbischen Musiklebens. Winar gründete 1952 das heutige Sorbische National-Ensemble (Serbski ludowy ansambl, SLA), an dem er bis 1960 Intendant und künstlerischer Leiter war.[29] Gefördert durch die Stiftung für das sorbische Volk pflegen, bewahren und entwickeln heute die drei professionellen Sparten Ballett, Chor und Orchester die kulturelle Tradition der Sorben.
Das Deutsch-Sorbische Volkstheater (Němsko-Serbske ludowe dźiwadło) geht auf das seit Ende des 18. Jahrhunderts bestehende Bautzener Theater zurück, welches 1963 mit dem seit 1948 bestehenden Sorbischen Volkstheater vereint wurde. Es führt Werke in deutscher und sorbischer Sprache auf. Das Theater in Bautzen ist ein kommunaler Eigenbetrieb des Landkreises Bautzen und wird anteilig aus Mitteln der Stiftung für das sorbische Volk und des Kulturraumes Oberlausitz-Niederschlesien finanziert.
Folklore
Bemalte sorbische Ostereier
Viele Bräuche haben sich erhalten, vor allem das Osterreiten, die Vogelhochzeit und das traditionelle Bemalen von Ostereiern. Zahlreiche slawische mythologische Vorstellungen sind heute noch lebendig, wie zum Beispiel die Mittagsfrau (Připołdnica/Přezpołdnica), der Wassermann (Wódny muž), die Gottesklage (Bože sadleško) oder der geld- und glückbringende Drachen (obersorb. zmij, niedersorb. plon).
Im obersorbischen Kerngebiet, in etwa durch ein Dreieck zwischen den Städten Bautzen, Kamenz und Wittichenau beschrieben, sind Kruzifixe am Wegrand und in Vorgärten sowie gepflegte Kirchen und Kapellen Ausdruck einer bis in die Gegenwart gelebten (meist katholischen) Volksfrömmigkeit, die viel zur Bewahrung der sorbischen Substanz beigetragen hat.
Sehr eindrucksvoll sind auch die sorbischen Trachten, welche regional stark unterschiedlich sind. Sie werden vereinzelt von älteren Frauen noch täglich, von jüngeren jedoch nur zu den großen Feiertagen getragen, wie beispielsweise zu Fronleichnam die Tracht der Brautjungfer (družka).
So an der Stelle brechen wir mal ab,wer sich weiter für diese Geschichte interressiert dem sei der link empfohlen:
http://de.wikipedia.org/wiki/Sorben
Die Lausitz – Heimat der Sorben
Die Flagge der Sorben in den panslawischen Farben blau-rot-weiß
Zweisprachiges Ortsschild von Bautzen (Budyšin)
Sprache und Siedlungsgebiet
Überblick über das anerkannte Siedlungsgebiet
Siedlungsgebiet
Nach offiziellen Angaben gibt es rund 60.000 Sorben.[1] Diese Zahlen beruhen auf Hochrechnungen aus den 1990er Jahren. Auf Grundlage der Selbstzuschreibung wurden dabei 45.000 bis 50.000 und auf Basis der aktiven Sprachkenntnis circa 67.000 Sorben ermittelt.[2] Davon leben etwa zwei Drittel in der sächsischen Oberlausitz, vorwiegend im katholischen Dreieck zwischen den Städten Bautzen, Kamenz und Hoyerswerda (in den fünf Gemeinden am Klosterwasser sowie in der Gemeinde Radibor und Teilen der Gemeinden Göda, Neschwitz, Puschwitz und in der Stadt Wittichenau). In den deutsch-sorbischen Teilen der Kreise im Freistaat Sachsen liegt der Anteil der Sorben schätzungsweise bei durchschnittlich 12 % und beträgt an der Gesamtbevölkerung Sachsens etwa 0,9 %. Ein Drittel lebt in der Niederlausitz, vorwiegend zwischen Senftenberg im Süden und Lübben im Norden, wobei 90 % davon in dem Landkreis Spree-Neiße und der kreisfreien Stadt Cottbus leben. In den deutsch-sorbischen Teilen der Kreise in Brandenburg liegt der Anteil der Sorben schätzungsweise bei durchschnittlich 7 % und beträgt an der Gesamtbevölkerung Brandenburgs etwa 0,8 %.[3]
Noch in den 1880er Jahren umfasste das Kernsiedlungsgebiet größere Gebiete südlich und östlich von Bautzen (bis Kirschau, Oelsa und Bad Muskau), sowie nördlich von Cottbus, in denen die Sprache heutzutage nicht mehr gesprochen wird. Auch östlich der Neiße, auf heutigem polnischen Staatsgebiet, gab es bis ins 20. Jahrhundert hinein Sorben. Das Zentrum ihrer Kultur und Sprache zur deutschen Zeit war die Stadt Sorau (sorbisch Žarow, heute polnisch Żary). Bis ins 18. Jahrhundert trugen die Frauen und Mädchen die traditionelle sorbische Sorauer Tracht, jedoch wurde das Sorbische immer mehr durch die damalige preußische Politik benachteiligt oder sogar unterdrückt. Daraus und aus natürlich ablaufenden Assimilationsprozessen resultierte, dass 1843 bis 1849 sich noch ca. 4–5 % der Sorauer Bevölkerung als Sorben bezeichneten, jedoch nur ca. 1–2 % im Jahr 1890 und 1905 sogar nur noch 0,1 %.[4] Heute ist die Sprache der Bevölkerung fast ausschließlich Polnisch, wenige haben Deutsch als Muttersprache. Die damalige sorbische Bevölkerung wurde germanisiert und Ende des Zweiten Weltkrieges zum größten Teil vertrieben, da sie deutsche Staatsbürger waren. Die wenigen in Polen verbliebenen Sorben wurden in das polnische Volk assimiliert.
Sorbische Sprache
Von der sorbischen Sprache existieren zwei Schriftsprachen (Standardvarietäten), Obersorbisch (Hornjoserbšćina) und Niedersorbisch (Dolnoserbšćina), jedoch wird meistens zwischen Niedersorbisch, Obersorbisch und der Gruppe der dazwischenliegenden Grenzdialekte unterschieden. Die niedersorbische Sprache ist akut vom Aussterben bedroht. Während das Obersorbische dem Tschechischen und Slowakischen näher steht, ist das Niedersorbische dem Polnischen ähnlicher.[5]
Nach Schätzungen sorbischer Institutionen (Domowina, Sorbisches Institut) gibt es heute 20.000 bis 30.000 aktive Sprecher der sorbischen Sprache, anderen Hochrechnungen zufolge hat das Niedersorbische noch 7.000 aktive Sprecher und das Obersorbische etwa 15.000. Der Kern des obersorbischen Gebiets, in dem das Sorbische Alltagssprache ist und von der großen Mehrheit der Bevölkerung genutzt wird, sind dabei die Gemeinden Crostwitz, Ralbitz-Rosenthal, Panschwitz-Kuckau, Nebelschütz und Räckelwitz sowie Teile der angrenzenden Gemeinden Neschwitz, Puschwitz und Göda. Ein weiteres Zentrum ist die Gemeinde Radibor. In der Niederlausitz kann von einem stabilen Kerngebiet in dieser Form nicht mehr gesprochen werden. Die meisten Niedersorbisch-Muttersprachler findet man jedoch in den Gemeinden zwischen dem Spreewald und Cottbus.[6][7]
In einem Streifen von Bad Muskau im Osten über Schleife bis nach Hoyerswerda im Westen werden Übergangsdialekte gesprochen, die sogenannten Sorbischen Grenzdialekte. Sie unterscheiden sich von beiden Standardsprachen teils erheblich.
Sorbische Emigration
Aufgrund der vorherrschenden Armut in den ländlichen Gebieten des Deutschen Bundes Mitte des 19. Jahrhunderts, bedingt durch einen starken Bevölkerungszuwachs und den Übergang zur Industrialisierung (siehe auch: Pauperismus), kam es auch in der Lausitz zu einer Abwanderung kleinerer sorbischer Bevölkerungsteile.
Kilian Hall, das nach Jan Kilian benannte ehemalige Hauptgebäude der Concordia Universität Texas
Eine Gruppe von über 500 Sorben unter der Führung des evangelisch-lutherischen Pfarrers Jan Kilian segelte 1854 auf dem Schiff „Ben Nevis“ nach Galveston. Sie gründeten später die Siedlung Serbin im texanischen Lee County nahe Austin. Zwei Drittel der Emigranten stammten dabei aus dem preußischen, ein Drittel aus dem sächsischen Teil der Oberlausitz, darunter ca. 200 Sorben aus Klitten. Bis in die 1920er Jahre hielt sich die sorbische Sprache, eine Variante des Obersorbischen, die zuerst vom Deutschen, später vom Englischen stark beeinflusst wurde. Früher wurden in Serbin auch Zeitungen auf Sorbisch veröffentlicht. Heute befindet sich in der ehemaligen sorbischen Schule von Serbin das Texas Wendish Heritage Museum, das über die Geschichte der Sorben in den USA berichtet. Nachfahren dieser Auswanderer gründeten 1926 in der texanischen Hauptstadt Austin die Concordia Universität Texas.[8][9]
Weitere sorbische Siedlungen – überwiegend gemeinsam mit deutschen Auswanderern – gab es in verschiedenen Gebieten Australiens, vor allem jedoch in South Australia. In den Jahren 1848 bis 1860 kamen die meisten Sorben, etwa 2000 in 400 Familien, ein großer Teil von ihnen mit den Schiffen „Pribislaw“ und „Helena“. Auch nach der Auswanderung wurde die sorbische Sprache stark vom Deutschen beeinflusst, da die meisten Sorben (noch) kein Englisch konnten und sie daher meist in deutschsprachige Regionen zogen. Die letzte Nachkommin der sorbischen Einwanderer, welche die Sprache noch beherrschte, starb 1957 in Sevenhill.[10][8]
Religion
Die sorbisch-evangelische Michaeliskirche in Bautzen
Zahlreiche Wegkreuze – wie hier bei Crostwitz – zeugen vom katholischen Glauben der Bevölkerung im heutigen sorbischen Kernland
Die meisten Sprecher des Obersorbischen sind heutzutage katholischer Konfession. Ursprünglich war die Mehrzahl der Sorben noch im 19. Jahrhundert evangelisch-lutherisch (86,9 % im Jahr 1900),[11] nur die Sorben des Kreises Kamenz – angesiedelt überwiegend auf dem ausgedehnten ehemaligen Grundbesitz des Klosters St. Marienstern – waren zu 88,4 % Katholiken. In der Niederlausitz lag deren Anteil dagegen durchweg unter einem Prozent. Aufgrund des schnelleren Sprach- und Identitätsverlustes unter der evangelischen sorbischen Bevölkerung – insbesondere in der DDR-Zeit – ist dieses Verhältnis heute umgekehrt.
Die unterschiedliche Entwicklung des Sprachverhaltens im katholischen bzw. evangelischen Sorbentum ist zum einen auf die unterschiedliche Struktur der Kirchen zurückzuführen. Während es sich bei der evangelischen Kirche um eine Landeskirche handelt (wobei die Landesherren der sorbischen Bevölkerung immer deutschsprachig waren), ist die katholische Kirche in ihrer ultramontanen Ausrichtung auf den Vatikan seit jeher transnational. Die größere Staatsnähe der evangelischen Kirche sollte sich besonders mit der in der Niederlausitz seit dem 17. Jahrhundert betriebenen Germanisierungspolitik negativ auf das sorbische Sprachgebiet auswirken. Zum anderen herrschte in der katholischen Kirche eher die Meinung vor, dass die Muttersprache als göttliches Geschenk zu betrachten sei, welches abzulegen Sünde wäre. So erklärt sich der seit dem Ende des 19. Jahrhunderts verstärkt betonte außergewöhnlich enge Zusammenhang zwischen Katholizismus und Sorbentum, der bis in die heutige Zeit besteht.[12]
Die katholischen Gemeinden stellen heute den Kern des verbliebenen Mehrheitsgebietes dar, während in den evangelischen Gebieten im Osten und Norden die Sprache zumeist verschwunden ist. Während in der westlichen Oberlausitz insbesondere die jahrhundertelange Verbundenheit der Sorben zur katholischen Kirche maßgeblich zum Erhalt der sorbischen Muttersprache beigetragen hat, zeigte in der Niederlausitz die evangelische Kirche vor und nach 1945, trotz allgemeiner Förderung der Sorben in der DDR, kein Interesse, die Sprache der Minderheit im kirchlichen Leben zu pflegen. Erst seit 1987 gibt es auf Initiative einiger Niedersorben wieder regelmäßigen wendischen Gottesdienst.
Seit der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts gibt es zudem einen nennenswerten Anteil konfessionsloser Sorben.
Institutionen
Domowina
Symbol der Domowina
Die 1912 gegründete zentrale Interessenvertretung Domowina (ein sorbischer poetischer Ausdruck für „Heimat“, voller Name Domowina – Zwjazk Łužiskich Serbow z. t., Domowina – Bund Lausitzer Sorben e. V.), ist der Dachverband von Ortsgruppen, fünf Regionalverbänden sowie zwölf überregional wirkender sorbischer Vereine,[13] mit insgesamt ca. 7.300 Mitgliedern,[14] wobei jene, die in mehreren Mitgliedsvereinen organisiert sind, auch mehrfach gezählt werden.
Institut für Sorabistik
Am 10. Dezember 1716 gründeten sechs sorbische Theologiestudenten mit Erlaubnis des Senates der Universität Leipzig das „Wendische Predigercollegium“ (später umbenannt in „Lausitzer Predigergesellschaft“ und „Landsmannschaft Sorabia“), den ersten sorbischen Verein überhaupt.[15] Ihr Grundsatz war zugleich ihre Grußformel: „Soraborum saluti!“ Heute ist das Institut für Sorabistik an der Universität Leipzig das einzige Institut in Deutschland, an dem Sorbischlehrer und Sorabisten ausgebildet werden. Unterrichtssprachen sind Ober- und Niedersorbisch. In letzter Zeit finden die Sorabistik und die dazu angebotenen Studiengänge an der Universität Leipzig zunehmendes Interesse, insbesondere im slawischen Ausland. Direktor des Institutes ist seit dem 1. März 2003 Prof. Dr. Eduard Werner (sorb. Edward Wornar).
Sorbisches Institut
Seit 1951 existiert in Bautzen eine außeruniversitäre Forschungseinrichtung der Sorabistik, die bis 1991 zur Deutschen Akademie der Wissenschaften in Berlin (Ost) gehörte. 1992 zum Sorbischen Institut e. V. (Serbski Institut z. t.) umgegründet, sind die ca. 25 festen Mitarbeiter nun an den beiden Standorten Bautzen (Sachsen) und Cottbus (Brandenburg) tätig. Komplexer Auftrag ist die Erforschung der sorbischen Sprache (Ober- und Niedersorbisch), der Geschichte, Kultur und Identität des sorbischen Volkes in der Ober- und Niederlausitz. Das Institut wirkt mit seinen vielfältigen Projekten zugleich auf die Praxis der Erhaltung und Entfaltung sorbischer nationaler Substanz ein. Ihm angegliedert sind die Sorbische Zentralbibliothek und das Sorbische Kulturarchiv, die das sorbische Kulturerbe aus nahezu 500 Jahren sammeln, bewahren und weitervermitteln.
Domowina-Verlag
Ebenfalls in Bautzen ist der Domowina-Verlag (sorb. Ludowe nakładnistwo Domowina) ansässig, in dem die meisten sorbischen Bücher, Zeitungen und Zeitschriften erscheinen. Der Verlag ging aus dem 1958 gegründeten VEB Domowina-Verlag hervor, welcher 1990 in eine GmbH umgewandelt wurde.[16] Der Verlag wird aus dem Etat der Stiftung für das sorbische Volk mit 2,9 Mio € finanziert (Stand 2012). Seit 1991 wird vom Verlag die Smoler’sche Verlagsbuchhandlung (sorb. Smolerjec kniharnja) betrieben, die in Anlehnung an die 1851 eingerichtete sorbische Buchhandlung des ersten sorbischen Verlegers Jan Arnošt Smoler (1816–1884) benannt ist.[17]
Sorbisches Museum
Das Sorbische Museum in Bautzen (Serbski muzej Budyšin) befindet sich im Salzhaus der Ortenburg. In seiner Ausstellung gibt es einen Überblick über die Geschichte der Sorben von seinen Anfängen im 6. Jahrhundert bis zur Gegenwart sowie über Kultur und Lebensweise der sorbischen Bevölkerung. In regelmäßig wechselnden Sonderausstellungen werden Werke sorbischer bildender Künstler präsentiert oder spezielle geschichtliche Themen behandelt. Träger des Sorbischen Museums ist der Landkreis Bautzen. Außerdem wird es aus Mitteln der Stiftung für das sorbische Volk und des Kulturraumes Oberlausitz-Niederschlesien gefördert.
Stiftung für das sorbische Volk
Das Haus der Sorben (Serbski dom) in Bautzen ist Sitz zahlreicher sorbischer Institutionen.
Die Stiftung für das sorbische Volk (Załožba za serbski lud) soll als gemeinsames Instrument des Bundes und der beiden Länder Brandenburg und Sachsen die Bewahrung und Entwicklung, Förderung und Verbreitung der sorbischen Sprache, Kultur und Traditionen als Ausdruck der Identität des sorbischen Volkes unterstützen.
Sie wurde 1991 per Erlass zunächst als nichtrechtsfähige Stiftung des öffentlichen Rechts in Bautzen gegründet. Unter Berücksichtigung, dass das sorbische Volk jenseits der Grenzen der BRD keinen Mutterstaat besitzt und gestützt auf die in der Protokollnotiz Nr. 14 zu Art. 35 des Einigungsvertrages erklärte Verpflichtung der Bundesrepublik gegenüber dem sorbischen Volk wurden so die materiellen Rahmenbedingungen geschaffen. Mit Unterzeichnung des Staatsvertrages zwischen dem Land Brandenburg und dem Freistaat Sachsen über die Errichtung der Stiftung für das sorbische Volk vom 28. August 1998 erlangte die Stiftung ihre Rechtsfähigkeit. Gleichzeitig wurde ein erstes bis Ende 2007 gültiges Finanzierungsabkommen zwischen dem Bund und den Ländern Brandenburg und Sachsen vereinbart. Auf der Grundlage des Zweiten Abkommens über die gemeinsame Finanzierung vom 10. Juli 2009 erhält die Stiftung zur Erfüllung des Stiftungszweckes jährliche Zuwendungen des Freistaates Sachsen, des Landes Brandenburg und des Bundes. Das Abkommen gilt bis zum 31. Dezember 2013.[18]
Die aktuelle bis 2013 festgelegte Zuwendungssumme beträgt 16,8 Millionen Euro. Sie setzt sich wie folgt zusammen: Bund 8,2 Millionen Euro, Sachsen 5,85 Millionen Euro, Brandenburg 2,77 Millionen Euro.[19] Den größten Anteil des Stiftungsetats erhalten das Sorbische National-Ensemble (29 %), der Domowina-Verlag (17,2 %) und das Sorbische Institut (11,3 %) sowie die Stiftungsverwaltung (11,4 %).[20] Um die absolute Fördermenge und die Verteilung für einzelne Institutionen und Projekte gibt es immer wieder öffentliche Kontroversen, die in einigen Fällen zu Demonstrationen führten.[21][22]
Schulen und Kindergärten
Im Freistaat Sachsen und in Brandenburg gibt es im zweisprachigen Siedlungsgebiet der Sorben mehrere bilinguale sorbisch-deutsche Schulen, sowie weitere Schulen, an denen Sorbisch als Fremdsprache gelehrt wird. In Sachsen arbeiteten im Schuljahr 2013/14 acht Grund- und sechs Oberschulen zweisprachig[23] und in Brandenburg vier Grund- und eine Oberschule mit Grundschulanteil[24] als zweisprachige sorbisch-deutsche Schulen. Zusätzlich gibt es das Obersorbische Gymnasium Bautzen in Sachsen und das Niedersorbische Gymnasium Cottbus in Brandenburg.
In beiden Bundesländern gibt es weiterhin mehrere sorbische Kindergärten. Der bundeslandübergreifende Sorbische Schulverein e.V. hat zudem das Projekt Witaj zur zweisprachigen Betreuung und Ausbildung an Kindergärten und Schulen ins Leben gerufen, bei dem die Kinder per Immersion an die sorbische Sprache herangeführt werden.[25]
Siehe auch: Sorbisches Schulwesen
Medien
Titelzeile der SN
Es erscheinen eine obersorbische Tageszeitung Serbske Nowiny (Sorbische Zeitung), eine niedersorbische Wochenzeitung Nowy Casnik (Neue Zeitung), die sorbische Kulturmonatsschrift Rozhlad (Umschau), die Kinderzeitschrift Płomjo (Flamme), die katholische Zeitschrift Katolski Posoł und die evangelische Kirchenzeitung Pomhaj Bóh. Das Sorbische Institut bringt alle sechs Monate die wissenschaftliche Zeitschrift Lětopis heraus. Für Pädagogen gibt es die Fachzeitschrift Serbska šula.
Ferner gibt es den Sorbischen Rundfunk, dessen Programm vom Mitteldeutschen Rundfunk und Rundfunk Berlin-Brandenburg produziert wird. Täglich werden einige Stunden sorbischsprachige Radiosendungen von Sendern in Calau (RBB) und Hoyerswerda (MDR 1) ausgestrahlt, wobei alle niedersorbischen Sendungen des RBB auch im Internet nachgehört werden können. Für junge Leute sendet der RBB jeden ersten Donnerstag im Monat das halbstündige Monatsmagazin Bubak und der MDR jeden Montag das zweistündige Wochenmagazin Radio Satkula.
Der Rundfunk Berlin-Brandenburg produziert seit April 1992 monatlich das halbstündige niedersorbische Fernsehmagazin Łužyca (Lausitz), der MDR seit dem 8. September 2001 monatlich die halbstündige obersorbische Sendung Wuhladko (Aussicht). Außerdem sendet der MDR jeden Sonntag Unser Sandmännchen in Zweikanalton.
Kultur
Handrij Zejler
Das erste gedruckte Werk im Niedersorbischen war Martin Luthers Gesangbuch in der Übersetzung von Albin Moller (1574), im Obersorbischen Luthers Kleiner Katechismus (1597). Erst im 19. Jahrhundert entstand eine nationalbewusste sorbische Literatur. Bis dahin hatte sich die niedergeschriebene und gedruckte sorbische Literatur fast ausschließlich auf religiöse und wirtschaftliche Inhalte beschränkt. Der Lyriker Handrij Zejler gilt als Begründer der modernen Literatur und war 1847 Mitbegründer der sorbischen wissenschaftlichen Gesellschaft Maćica Serbska. Sein 1827 veröffentlichtes Gedicht „Na sersku Łužicu” („An die sorbische Lausitz“) wurde im selben Jahr von Korla Awgust Kocor vertont, woraus die heutige Hymne der Sorben „Rjana Łužica“ („Schöne Lausitz“) entstand. Weitere klassische Dichter waren auf obersorbischer Seite der Lieder- und Märchensammler Jan Arnošt Smoler und der katholische Priester und Dichter Jakub Bart-Ćišinski. In der vom Obersorbischen dominierten sorbischen Literatur erbrachte unter anderem die Lyrikerin Mina Witkojc ein bedeutenden Beitrag für das in der Niederlausitz gesprochene Niedersorbisch.[26]
Die literarischen Fassungen der Krabatsage, Mišter Krabat (1954) von Měrćin Nowak-Njechorński, Die schwarze Mühle (1968) von Jurij Brězan und Krabat (1971) des sudetendeutschen Schriftstellers Otfried Preußler wurden in viele Sprachen übersetzt, und trugen dazu bei, die Sorben auch im Ausland bekanntzumachen.
Gegenwartsautoren sind beispielsweise Jurij Brězan, Kito Lorenc, Jurij Koch, Angela Stachowa, Róža Domašcyna, Jan Cyž, Marja Krawcec und Marja Brězanec (siehe auch: Liste sorbischsprachiger Schriftsteller).
Bildende Kunst
William Krause, Wendisches Mädchen (1912)
Mit den Bildhauern Jakub Delenka (1695–1763) und Maćij Wjacław Jakula tauchen die ersten Künstler im Zeitalter des Barock auf. Jäckel hatte in Prag eine Werkstatt und schuf mehrere Skulpturen für böhmische Klosterkirchen und die Prager Karlsbrücke. Zu den herausragenden Künstlern des 18./19. Jahrhunderts zählt der Landschaftszeichner und -radierer Hendrich Božidar Wjela, der zwischen 1793 bis 1799 an der Dresdener Kunstakademie bei Johann Christian Klengel und Giovanni Battista Casanova studierte. Wjela kann als Zeichner und Radierer zwischen dem Sturm und Drang und der Romantik eingeordnet werden.[27]
Ende des 19. Jahrhunderts entstand durch den Aufschwung der Volkskunde und des Heimatschutzes die sogenannte Brauchtumsmalerei und das Interesse deutscher und ausländischer Künstler für die Sorben wurde geweckt. Dem Landvolk widmeten sich mit dieser auf eine beschreibende Darstellung der Folklore zielenden Malerei Künstler wie William Krause, Ludvík Kuba sowie später unter anderem Friedrich Krause-Osten, und zeigten die Sorben in ihrer kulturellen Vielfalt und Tradition.[27]
Zu den herausragenden sorbischen Künstlern des 20. Jahrhunderts zählen der Maler, Graphiker und Schriftsteller Měrćin Nowak-Njechorński sowie Hanka Krawcec und Fryco Latk. In den zwanziger Jahren versuchten die Künstler, nationale Ideale nicht durch die reine Abbildung der Folklore zu interpretierten, sondern durch ein stärkeres ästhetisches und philosophisches Eindringen in die Eigenarten des sorbischen Volkes. Nach dem Zweiten Weltkrieg fanden sich sorbische Maler und Grafiker 1948 zum Arbeitskreis sorbischer bildender Künstler zusammen. Der Arbeitskreis wurde von 1948 bis 1951 durch Conrad Felixmüller geleitet, in dessen folkloristisch geprägter Malerei aus dem ländlichen Milieu der sorbischen Oberlausitz ein Wiederentdecken seiner sorbischen Vorfahren zum Ausdruck kommt. Zum sorbischen Arbeitskreis gehörten unter anderem auch Horst Šlosar und Ota Garten. Heutige sorbische Kunstschaffende sind unter anderem die Maler Jan Buk und Božena Nawka-Kunysz sowie die Graphikerin und Keramikerin Jěwa Wórša Lanzyna.[28][27]
Siehe auch: Liste sorbischer bildender Künstler
Musik und Theater
Deutsch-Sorbisches Volkstheater an den Schilleranlagen in Bautzen
Die frühe sorbische Musik ist durch das Volkslied und die instrumentale Volksmusik gekennzeichnet. Erste Dokumentationen gibt es aus dem ausgehenden 18./19. Jahrhundert, wie zum Beispiel das „Kralsche Geigenspielbuch“ des Volksmusikanten Mikławš Kral (1791–1812) und die in Bautzen erschienene Sammlung „Volkslieder der Sorben in der Ober- und Niederlausitz“ von Leopold Haupt (1797–1883) und Jan Arnošt Smoler. Zur Zeit der Reformation gab es einige namhafte sorbische Kirchenmusiker, wie zum Beispiel den aus der Niederlausitz stammenden Kantor der St.-Nicolai-Kirche in Berlin, Jan Krygaŕ. Krygaŕ (dt. Johann Crüger) gilt als wichtigster protestantischer Choralkomponist und Musiktheoretiker des 17. Jahrhunderts, aus dessen Schriften sogar Johann Sebastian Bach sein musikalisches Handwerk erwarb.[29]
Das erste weltliche Werk sorbischer Kunstmusik stammt von Jurij Rak aus dem Jahre 1767. Es handelt sich dabei um eine „Jubiläumsode“ des damaligen Jurastudenten zur 50-Jahr-Feier des Wendischen Predigercollegiums zu Leipzig („Sorabia“). Obwohl das sorbische Musikleben weder über Theater oder Orchester verfügte, erreichte die Kunstmusik Mitte bis Ende des 19. Jahrhunderts einen ersten bedeutsamen Höhepunkt. Entscheidenden Anteil hatte der Lehrer und Kantor Korla Awgust Kocor. Gemeinsam mit dem Dichter Handrij Zejler organisierte er ein erstes Gesangfest am 17. Oktober 1845 im Bautzener Schützenhaus. Dort wurde auch Zejlers Rjana Łužica erstmals aufgeführt, deren Vertonung von Kocor stammt. Sie begründeten die Tradition der Sorbischen Sängerfeste, welche sich zu populären Ereignissen im Oberlausitzer Kulturraum entwickelten. Eines der wichtigen Werke von Kocor ist das Oratorium „Nalěćo“ (deutsch Frühling) auf einen Gedichtzyklus von Zejler. Um 1900 war Jurij Pilk einer der maßgeblichen Vertreter des sorbischen Musiklebens. Die Ouvertüre zum Singspiel „Smjertnica“ (Die Todesgöttin) zählt zu seinen wichtigsten Werken. Eine weitere Persönlichkeit mit bleibendem Einfluss war der sorbische Komponist, Musikpädagoge und Herausgeber von Musikliteratur Bjarnat Krawc. Zu den Vertretern der zeitgenössischen sorbischen Musik zählen unter anderem Ulrich Pogoda, Jan Bulank und Detlef Kobjela (siehe auch: Liste sorbischer Komponisten klassischer Musik).[29]
Nach 1945 war Jurij Winar (1909–1991) treibende Kraft zur Wiederbelebung des sorbischen Musiklebens. Winar gründete 1952 das heutige Sorbische National-Ensemble (Serbski ludowy ansambl, SLA), an dem er bis 1960 Intendant und künstlerischer Leiter war.[29] Gefördert durch die Stiftung für das sorbische Volk pflegen, bewahren und entwickeln heute die drei professionellen Sparten Ballett, Chor und Orchester die kulturelle Tradition der Sorben.
Das Deutsch-Sorbische Volkstheater (Němsko-Serbske ludowe dźiwadło) geht auf das seit Ende des 18. Jahrhunderts bestehende Bautzener Theater zurück, welches 1963 mit dem seit 1948 bestehenden Sorbischen Volkstheater vereint wurde. Es führt Werke in deutscher und sorbischer Sprache auf. Das Theater in Bautzen ist ein kommunaler Eigenbetrieb des Landkreises Bautzen und wird anteilig aus Mitteln der Stiftung für das sorbische Volk und des Kulturraumes Oberlausitz-Niederschlesien finanziert.
Folklore
Bemalte sorbische Ostereier
Viele Bräuche haben sich erhalten, vor allem das Osterreiten, die Vogelhochzeit und das traditionelle Bemalen von Ostereiern. Zahlreiche slawische mythologische Vorstellungen sind heute noch lebendig, wie zum Beispiel die Mittagsfrau (Připołdnica/Přezpołdnica), der Wassermann (Wódny muž), die Gottesklage (Bože sadleško) oder der geld- und glückbringende Drachen (obersorb. zmij, niedersorb. plon).
Im obersorbischen Kerngebiet, in etwa durch ein Dreieck zwischen den Städten Bautzen, Kamenz und Wittichenau beschrieben, sind Kruzifixe am Wegrand und in Vorgärten sowie gepflegte Kirchen und Kapellen Ausdruck einer bis in die Gegenwart gelebten (meist katholischen) Volksfrömmigkeit, die viel zur Bewahrung der sorbischen Substanz beigetragen hat.
Sehr eindrucksvoll sind auch die sorbischen Trachten, welche regional stark unterschiedlich sind. Sie werden vereinzelt von älteren Frauen noch täglich, von jüngeren jedoch nur zu den großen Feiertagen getragen, wie beispielsweise zu Fronleichnam die Tracht der Brautjungfer (družka).
So an der Stelle brechen wir mal ab,wer sich weiter für diese Geschichte interressiert dem sei der link empfohlen:
http://de.wikipedia.org/wiki/Sorben
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