suum cuique = Jedem das Seine
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suum cuique = Jedem das Seine
Jedem das Seine, lateinisch suum cuique, ist seit antiken philosophischen Theorien der Moral und Politik ein für die Fassung von Begriffen des Rechts und der Gerechtigkeit, insbesondere der Verteilungsgerechtigkeit, vielfach ins Spiel gebrachtes Prinzip. Es besagt, dass jedem Bürger eines Gemeinwesens das zugeteilt wird (bzw. werden soll), was ihm gebührt, etwa durch gerechte Güterverteilung. Je nach politischer Theorie oder praktischem Bezug werden verschiedene Präzisierungen vorgeschlagen. Der Status eines solchen Prinzips wird unterschiedlich bewertet.
Abbildung aus dem Stammbuch des Kaufherrn Jonas Deutschländer, 1726–1729
Zaun vor dem Schloss Charlottenburg
Geschichte
Antike
Suum cuique geht als Grundsatz auf das antike Griechenland zurück. In der Politeia stellte Platon fest, dass Gerechtigkeit besteht, „wenn man das Seine tut und nicht vielerlei Dinge treibt“ (τὸ τὰ αὑτοῦ πράττειν καὶ μὴ πολυπραγμονεῖν δικαιοσύνη ἐστί, to ta autou prattein kai me polypragmonein dikaiosyne esti, IV 433a). Jeder soll das Seine tun, und zwar in Art und Umfang so, wie es seinem Wesen, seinen Möglichkeiten und den individuellen Umständen entspricht (Idiopragieformel). Ergänzend erklärte Platon, dass auch jeder das Seine bekommen und dass niemandem das Seine genommen werden soll (433e).
Über diese Verteilungsgerechtigkeit, die dem Lohn und damit auch dem Besitz zugrunde liegt, äußert sich Aristoteles ausführlich in Buch 5 der Nikomachischen Ethik. Wie er[1] ausführt, handelt es sich dabei um proportionale Verhältnisse [2] , in denen jeweils vier Begriffe zueinander in Beziehung gesetzt sind. Damit jeder das ihm Zustehende erhält, muss sich Person A zu Person B verhalten wie C (das der Person A Zugeteilte) zu D (das der Person B Zugeteilte). „Die Verbindung des A mit dem C und die des B mit dem D ist die Verteilungsgerechtigkeit.“ Ungerechtigkeit und Unrecht sind nach dieser Definition also ein Zuviel oder ein Zuwenig für den Einzelnen. Dabei ist sich Aristoteles des Problems bewusst, das darin besteht, welches Kriterium für die Feststellung dieser Proportion zwischen A und B gelten soll: „Dass die Gerechtigkeit im Zuteilen gemäß einer Wertigkeit[3] geschehen muss, wird allgemein anerkannt; aber als diese Wertigkeit bezeichnen nicht alle das Nämliche, sondern die Demokraten die Freiheit, die Oligarchen den Reichtum, andere die Hochwohlgeborenheit, wieder andere die Tüchtigkeit.“
In dem politischen und juristischen Sinne „Jedem das Seine zuteilen“ wird die Formel unter anderem bei Cicero, De legibus 1, 6 19, verwendet, der dort an die Ableitung des griechischen Substantivs νόμος (nómos, Gesetz) von dem Wort νέμειν (némein, zuteilen) erinnert: „Eamque rem (gemeint: legem) illi Graeco putant nomine a suum cuique tribuendo appellatam“ – „Und diese Sache (das Gesetz) sei, wie jene glauben, mit ihrer griechischen Bezeichnung nach dem ‚jedem das Seine Zuteilen‘ benannt“.
Auch in Cicero, De officiis I,15, findet sich der Ausdruck: „[…] in hominum societate tuenda tribuendoque suum cuique et rerum contractarum fide“ („[…] in der Aufrechterhaltung der Gesellschaft der Menschen, darin, einem jedem das Seine zukommen zu lassen sowie in der Verlässlichkeit vertraglicher Abmachungen“).
In den Institutionen des Kaisers Justinian heißt es ganz zu Beginn, im ersten Teil des Corpus Iuris Civilis: iuris praecepta sunt haec: honeste vivere, alterum non laedere, suum cuique tribuere. – Die Gebote des Rechts sind diese: Ehrenhaft leben, den anderen nicht verletzen[4], jedem das Seine gewähren (Inst. 1,1,3). Bei Ulpian im Corpus Iuris Civilis, Digesten 1, 1, 10, heißt es: Iustitia est constans et perpetua voluntas ius suum cuique tribuendi. – Die Gerechtigkeit ist der beständige und dauerhafte Wille, jedem sein Recht zukommen zu lassen. Dieser Satz wurde dann vom Verfasser der Institutionen, Tribonian, als Definition an den Anfang des Gesamtwerkes gestellt (Inst. 1,1,1).
Aufklärung
Hugo Grotius, ein Rechtsphilosoph und Vordenker der Aufklärung, verwandte den Begriff in seiner Eigentumstheorie.
Schwarzer Adlerorden
Preußen
In der lateinischen Version ist die Redewendung die Ordensdevise des 1701 von Friedrich I. gestifteten Schwarzen Adlerordens (wohl in der Bedeutung „Jedem nach seinem Verdienst“).
Kirchenmusik
Johann Sebastian Bachs Kantate Nr. 163 aus dem Jahr 1715 trägt den Titel Nur jedem das Seine. Der Text stammt von Salomon Franck und thematisiert (nach Mt 22,21 EU) den Zwiespalt in den Loyalitäten des Menschen und gegenüber Gott.[5]
Lyrik
Ein scherzhaftes Gedicht von Eduard Mörike aus dem Jahr 1862 trägt den Titel Jedem das Seine.[6] Es wurde 1939 von Hugo Distler als Chormusikstück vertont.[7]
Tor des KZ Buchenwald. Der inhaftierte Bauhauskünstler Franz Ehrlich gestaltete die Inschrift im von den Nazis verpönten Bauhausstil.
Zeit des Nationalsozialismus
1937 bauten die Nationalsozialisten das Konzentrationslager Buchenwald in der Nähe von Weimar. Der Spruch „Jedem das Seine“ (in der Bedeutung von „Jedem, was er verdient“) prangte von innen lesbar über dem Haupttor. Er wurde damit als Propagandaspruch gebraucht, ähnlich wie „Arbeit macht frei“ über dem Eingang anderer Konzentrationslager (wie Auschwitz, Dachau, Groß-Rosen, Sachsenhausen oder Theresienstadt).
Literatur der Nachkriegszeit
Über viele Jahrzehnte blieb das Motto „Jedem das Seine“ weitgehend unbeachtet und fand in seiner klassischen Bedeutung weite Verbreitung in Literatur und Medien.
Der Film To each his own kam in Deutschland 1946 zwar unter dem Titel Mutterherz heraus, wurde in der Presse jedoch auch als Jedem das Seine bekannt. Ein Lyrikband von Karl Schnog wurde 1949 unter diesem Titel veröffentlicht, ebenso die deutsche Ausgabe von Louis Bromfields Unterhaltungsroman McLeod’s Folly (You Get What You Give).
In den 1970er Jahren wurde an bundesdeutschen Bühnen die Komödie Jedem das Seine gespielt, eine Adaption des Stücks Fringe Benefits von Peter Yeldham und Donald Churchill.
Heutige Verwendung
In Gerichtsgebäuden
Die lateinische Form suum cuique blieb bis heute Bestandteil der an den Decken von Gerichtsgebäuden angebrachten Gerechtigkeitsformel in beiden deutschen Staaten.
Barettabzeichen der deutschen Feldjäger
In der Bundeswehr
Abgeleitet von der Devise des preußischen Schwarzen Adlerordens, ist Suum cuique das Motto der Feldjägertruppe der deutschen Bundeswehr.
Auf dem Verbandsabzeichen des Luftlandeunterstützungsbataillon 262 steht ebenfalls das Motto Suum cuique. Der Politologe und Theologe Thjomas Zuche kritisierte dies; es diene der psychologischen Aufrüstung und ideologischen Rechtfertigung des Tötens bei Kriegseinsätzen.[8]
Auseinandersetzungen seit 1990
In den 1990er Jahren setzte ein kritischer Umgang ein, der unter anderem in der Auseinandersetzung um Trutz Hardos 1996 erschienenen Roman Jedem das Seine seinen Ursprung hatte. Hardo rechtfertigt in dem Roman den Holocaust, indem er ihn als Vollstreckung des „Karmagesetzes“ interpretiert, jedem Insassen von Buchenwald sei „in konzentrierter Weise das ihm aus karmischer Gesetzmäßigkeit zustehende Schicksal zugewiesen, um seine Verschuldung abzuarbeiten und dadurch frei zu werden.“ Das Amtsgericht Neuwied verurteilte Hardo am 4. Mai 1998 wegen „Volksverhetzung in Tateinheit mit Beleidigung und der Verunglimpfung des Andenkens Verstorbener“ zu einer Geldstrafe und untersagte die Weiterverbreitung des Buches. Damit wurde auch offiziell klargestellt, dass die Legitimierung der Buchenwalder Bedeutung von „Jedem das Seine“ in der Bundesrepublik gegen geltendes Recht verstößt.[9]
Die Debatte verschärfte sich Ende der 1990er, als die Verwendung des Mottos als Slogan in vereinzelten Werbe- und politischen Kampagnen zu Protesten führte, worauf einige dieser Werbekampagnen zurückgezogen wurden.[10][11][12][13] Den Fall einer eingestellten Werbekampagne von Nokia nahm Henryk M. Broder 1999 in dem Buch „Jedem das Seine“ zum Anlass, Absurditäten im Umgang der Deutschen mit den Juden zu beschreiben.[9]
Im März 2007 wurde am Stadttheater Klagenfurt eine von den Autoren Peter Turrini und Silke Hassler so genannte „Volksoperette“ mit dem Titel Jedem das Seine uraufgeführt. In dem Stück geht es um einen Todesmarsch ungarischer Juden in den letzten Tagen des Zweiten Weltkriegs.[14][15] Es wurde 2009/2010 mit dem Titel Vielleicht in einem anderen Leben verfilmt.
Der auf der Berlinale 2009 aufgeführte Film Jedem das Seine von Stefan Schaller thematisiert die unterschiedliche Entwicklung zweier Roma-Brüder aus dem ehemaligen Jugoslawien.[16]
Der Forderung, durch den Verzicht auf einen gedankenlosen Gebrauch ein würdiges Andenken an die Opfer des Nationalsozialismus zu wahren und den Überlebenden Respekt zu erweisen, steht die Ansicht gegenüber, dass „Jedem das Seine“ meist in einem achtbaren Sinne gebraucht worden sei, anders als beispielsweise „Arbeit macht frei“.
Quelle - Literatur & einzelnachweise
Abbildung aus dem Stammbuch des Kaufherrn Jonas Deutschländer, 1726–1729
Zaun vor dem Schloss Charlottenburg
Geschichte
Antike
Suum cuique geht als Grundsatz auf das antike Griechenland zurück. In der Politeia stellte Platon fest, dass Gerechtigkeit besteht, „wenn man das Seine tut und nicht vielerlei Dinge treibt“ (τὸ τὰ αὑτοῦ πράττειν καὶ μὴ πολυπραγμονεῖν δικαιοσύνη ἐστί, to ta autou prattein kai me polypragmonein dikaiosyne esti, IV 433a). Jeder soll das Seine tun, und zwar in Art und Umfang so, wie es seinem Wesen, seinen Möglichkeiten und den individuellen Umständen entspricht (Idiopragieformel). Ergänzend erklärte Platon, dass auch jeder das Seine bekommen und dass niemandem das Seine genommen werden soll (433e).
Über diese Verteilungsgerechtigkeit, die dem Lohn und damit auch dem Besitz zugrunde liegt, äußert sich Aristoteles ausführlich in Buch 5 der Nikomachischen Ethik. Wie er[1] ausführt, handelt es sich dabei um proportionale Verhältnisse [2] , in denen jeweils vier Begriffe zueinander in Beziehung gesetzt sind. Damit jeder das ihm Zustehende erhält, muss sich Person A zu Person B verhalten wie C (das der Person A Zugeteilte) zu D (das der Person B Zugeteilte). „Die Verbindung des A mit dem C und die des B mit dem D ist die Verteilungsgerechtigkeit.“ Ungerechtigkeit und Unrecht sind nach dieser Definition also ein Zuviel oder ein Zuwenig für den Einzelnen. Dabei ist sich Aristoteles des Problems bewusst, das darin besteht, welches Kriterium für die Feststellung dieser Proportion zwischen A und B gelten soll: „Dass die Gerechtigkeit im Zuteilen gemäß einer Wertigkeit[3] geschehen muss, wird allgemein anerkannt; aber als diese Wertigkeit bezeichnen nicht alle das Nämliche, sondern die Demokraten die Freiheit, die Oligarchen den Reichtum, andere die Hochwohlgeborenheit, wieder andere die Tüchtigkeit.“
In dem politischen und juristischen Sinne „Jedem das Seine zuteilen“ wird die Formel unter anderem bei Cicero, De legibus 1, 6 19, verwendet, der dort an die Ableitung des griechischen Substantivs νόμος (nómos, Gesetz) von dem Wort νέμειν (némein, zuteilen) erinnert: „Eamque rem (gemeint: legem) illi Graeco putant nomine a suum cuique tribuendo appellatam“ – „Und diese Sache (das Gesetz) sei, wie jene glauben, mit ihrer griechischen Bezeichnung nach dem ‚jedem das Seine Zuteilen‘ benannt“.
Auch in Cicero, De officiis I,15, findet sich der Ausdruck: „[…] in hominum societate tuenda tribuendoque suum cuique et rerum contractarum fide“ („[…] in der Aufrechterhaltung der Gesellschaft der Menschen, darin, einem jedem das Seine zukommen zu lassen sowie in der Verlässlichkeit vertraglicher Abmachungen“).
In den Institutionen des Kaisers Justinian heißt es ganz zu Beginn, im ersten Teil des Corpus Iuris Civilis: iuris praecepta sunt haec: honeste vivere, alterum non laedere, suum cuique tribuere. – Die Gebote des Rechts sind diese: Ehrenhaft leben, den anderen nicht verletzen[4], jedem das Seine gewähren (Inst. 1,1,3). Bei Ulpian im Corpus Iuris Civilis, Digesten 1, 1, 10, heißt es: Iustitia est constans et perpetua voluntas ius suum cuique tribuendi. – Die Gerechtigkeit ist der beständige und dauerhafte Wille, jedem sein Recht zukommen zu lassen. Dieser Satz wurde dann vom Verfasser der Institutionen, Tribonian, als Definition an den Anfang des Gesamtwerkes gestellt (Inst. 1,1,1).
Aufklärung
Hugo Grotius, ein Rechtsphilosoph und Vordenker der Aufklärung, verwandte den Begriff in seiner Eigentumstheorie.
Schwarzer Adlerorden
Preußen
In der lateinischen Version ist die Redewendung die Ordensdevise des 1701 von Friedrich I. gestifteten Schwarzen Adlerordens (wohl in der Bedeutung „Jedem nach seinem Verdienst“).
Kirchenmusik
Johann Sebastian Bachs Kantate Nr. 163 aus dem Jahr 1715 trägt den Titel Nur jedem das Seine. Der Text stammt von Salomon Franck und thematisiert (nach Mt 22,21 EU) den Zwiespalt in den Loyalitäten des Menschen und gegenüber Gott.[5]
Lyrik
Ein scherzhaftes Gedicht von Eduard Mörike aus dem Jahr 1862 trägt den Titel Jedem das Seine.[6] Es wurde 1939 von Hugo Distler als Chormusikstück vertont.[7]
Tor des KZ Buchenwald. Der inhaftierte Bauhauskünstler Franz Ehrlich gestaltete die Inschrift im von den Nazis verpönten Bauhausstil.
Zeit des Nationalsozialismus
1937 bauten die Nationalsozialisten das Konzentrationslager Buchenwald in der Nähe von Weimar. Der Spruch „Jedem das Seine“ (in der Bedeutung von „Jedem, was er verdient“) prangte von innen lesbar über dem Haupttor. Er wurde damit als Propagandaspruch gebraucht, ähnlich wie „Arbeit macht frei“ über dem Eingang anderer Konzentrationslager (wie Auschwitz, Dachau, Groß-Rosen, Sachsenhausen oder Theresienstadt).
Literatur der Nachkriegszeit
Über viele Jahrzehnte blieb das Motto „Jedem das Seine“ weitgehend unbeachtet und fand in seiner klassischen Bedeutung weite Verbreitung in Literatur und Medien.
Der Film To each his own kam in Deutschland 1946 zwar unter dem Titel Mutterherz heraus, wurde in der Presse jedoch auch als Jedem das Seine bekannt. Ein Lyrikband von Karl Schnog wurde 1949 unter diesem Titel veröffentlicht, ebenso die deutsche Ausgabe von Louis Bromfields Unterhaltungsroman McLeod’s Folly (You Get What You Give).
In den 1970er Jahren wurde an bundesdeutschen Bühnen die Komödie Jedem das Seine gespielt, eine Adaption des Stücks Fringe Benefits von Peter Yeldham und Donald Churchill.
Heutige Verwendung
In Gerichtsgebäuden
Die lateinische Form suum cuique blieb bis heute Bestandteil der an den Decken von Gerichtsgebäuden angebrachten Gerechtigkeitsformel in beiden deutschen Staaten.
Barettabzeichen der deutschen Feldjäger
In der Bundeswehr
Abgeleitet von der Devise des preußischen Schwarzen Adlerordens, ist Suum cuique das Motto der Feldjägertruppe der deutschen Bundeswehr.
Auf dem Verbandsabzeichen des Luftlandeunterstützungsbataillon 262 steht ebenfalls das Motto Suum cuique. Der Politologe und Theologe Thjomas Zuche kritisierte dies; es diene der psychologischen Aufrüstung und ideologischen Rechtfertigung des Tötens bei Kriegseinsätzen.[8]
Auseinandersetzungen seit 1990
In den 1990er Jahren setzte ein kritischer Umgang ein, der unter anderem in der Auseinandersetzung um Trutz Hardos 1996 erschienenen Roman Jedem das Seine seinen Ursprung hatte. Hardo rechtfertigt in dem Roman den Holocaust, indem er ihn als Vollstreckung des „Karmagesetzes“ interpretiert, jedem Insassen von Buchenwald sei „in konzentrierter Weise das ihm aus karmischer Gesetzmäßigkeit zustehende Schicksal zugewiesen, um seine Verschuldung abzuarbeiten und dadurch frei zu werden.“ Das Amtsgericht Neuwied verurteilte Hardo am 4. Mai 1998 wegen „Volksverhetzung in Tateinheit mit Beleidigung und der Verunglimpfung des Andenkens Verstorbener“ zu einer Geldstrafe und untersagte die Weiterverbreitung des Buches. Damit wurde auch offiziell klargestellt, dass die Legitimierung der Buchenwalder Bedeutung von „Jedem das Seine“ in der Bundesrepublik gegen geltendes Recht verstößt.[9]
Die Debatte verschärfte sich Ende der 1990er, als die Verwendung des Mottos als Slogan in vereinzelten Werbe- und politischen Kampagnen zu Protesten führte, worauf einige dieser Werbekampagnen zurückgezogen wurden.[10][11][12][13] Den Fall einer eingestellten Werbekampagne von Nokia nahm Henryk M. Broder 1999 in dem Buch „Jedem das Seine“ zum Anlass, Absurditäten im Umgang der Deutschen mit den Juden zu beschreiben.[9]
Im März 2007 wurde am Stadttheater Klagenfurt eine von den Autoren Peter Turrini und Silke Hassler so genannte „Volksoperette“ mit dem Titel Jedem das Seine uraufgeführt. In dem Stück geht es um einen Todesmarsch ungarischer Juden in den letzten Tagen des Zweiten Weltkriegs.[14][15] Es wurde 2009/2010 mit dem Titel Vielleicht in einem anderen Leben verfilmt.
Der auf der Berlinale 2009 aufgeführte Film Jedem das Seine von Stefan Schaller thematisiert die unterschiedliche Entwicklung zweier Roma-Brüder aus dem ehemaligen Jugoslawien.[16]
Der Forderung, durch den Verzicht auf einen gedankenlosen Gebrauch ein würdiges Andenken an die Opfer des Nationalsozialismus zu wahren und den Überlebenden Respekt zu erweisen, steht die Ansicht gegenüber, dass „Jedem das Seine“ meist in einem achtbaren Sinne gebraucht worden sei, anders als beispielsweise „Arbeit macht frei“.
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