Plinius der Ältere
Seite 1 von 1
Plinius der Ältere
Gaius Plinius Secundus Maior, kurz Plinius der Ältere (* 23 oder 24 n. Chr. in Novum Comum, heute Como; † 25. August 79 in Stabiae am Golf von Neapel), war ein römischer Gelehrter, Offizier und Verwaltungsbeamter, der vor allem durch ein enzyklopädisches Werk zur Naturkunde Bedeutung erlangt hat. Er starb während des großen Vesuvausbruchs im Alter von 55 Jahren.
Gedenkstein für Plinius den Älteren, heute am Dom zu Como angebracht
Plinius der Ältere ist nicht zu verwechseln mit seinem Neffen Plinius dem Jüngeren (Gaius Plinius Caecilius Secundus Minor).
Leben
Plinius’ Leben ist fast nur durch einige Anspielungen in seinem eigenen Werk Historia naturalis, durch zwei Briefe Plinius des Jüngeren sowie die Vita Plinii aus dem Catalogus virorum illustrium Tranquilli bezeugt. Nach letzterer ist sein Geburtsort Novum Comum in der Provinz Gallia cisalpina. Das Geburtsdatum kann eingegrenzt werden, da sein Neffe berichtet, dass Plinius in seinem 56. Lebensjahr stand, als er starb.[1]
Plinius muss eine Ausbildung erhalten haben, die ihn befähigte, einer der bedeutendsten Gelehrten seiner Zeit zu werden. Belegt ist, dass Plinius in Rom im Hause des Publius Pomponius Secundus unterrichtet und erzogen wurde.[2] Details sind jedoch nicht bekannt. Er selbst gibt lediglich einige kurze Selbstzeugnisse.[3]
Als Offizier war Plinius in verschiedenen römischen Provinzen eingesetzt. Im Jahr 47 n. Chr. kam er nach Niedergermanien und gelangte unter Domitius Corbulo in das Gebiet der Chauken.[4] Später erreichte er Gebiete nördlich des Mittel- und Oberrheins. Spätestens 59 n. Chr. war er zurück in Italien, übte jedoch unter Nero keine militärische oder zivile Funktion im Staat aus und konzentrierte sich auf seine wissenschaftlichen und literarischen Tätigkeiten.[5] Nach dem Prinzipat Neros diente Plinius in mehreren römischen Provinzen als Finanzverwalter (Procurator), unter anderem in Hispania Tarraconensis.[6] Um 79 n. Chr. leitete er als Präfekt die in Misenum unweit des Vesuvs stationierte römische Flotte.
Der Tod des Plinius ist durch einen Brief Plinius des Jüngeren an den römischen Historiker Tacitus detailliert überliefert.[7] Als eine große schwarze Wolke beobachtet worden war, habe Plinius zunächst aus Forschungsinteresse an das Ufer unterhalb des Vesuvs segeln wollen, um das Phänomen zu beobachten, auf den Hilferuf einer gewissen Rectina hin habe er sich jedoch entschlossen, die dort ansässigen Menschen zu retten. Aufgrund des Ascheregens habe man das Ufer jedoch nicht erreichen können. Stattdessen sei er nach Stabiae gesteuert und auf dem Gut eines Pomponianus abgestiegen. Nach einer unruhigen Nacht habe man am Morgen die Gebäude wegen starker Erdbeben verlassen müssen. Plinius sei an der Küste tot zusammengebrochen. Die direkte Todesursache gilt heute als unklar. Als mögliche Ursachen werden in der Forschung Tod durch Ersticken, Vergiftung, Asthma, Herzinfarkt oder Schlaganfall diskutiert.
Plinius blieb zeitlebens unverheiratet und kinderlos.[8] Nach dem Tod seines Schwagers wohnte er mit seiner Schwester zusammen und adoptierte deren Sohn, Plinius den Jüngeren, testamentarisch.
In dem Roman Pompeji von Robert Harris ist sein Wirken am Ende seines Lebens in Misenum anschaulich dargestellt.
Schriften
Plinius der Jüngere überliefert nicht nur biografische Informationen, sondern auch Angaben über die schriftstellerische Tätigkeit seines Onkels. In einem Brief an Baebius Macer zählt er dessen Schriften in chronologischer Reihenfolge auf. Daneben habe Plinius der Ältere noch 160 doppelseitig eng beschriebenene Hefte mit Notizen und Auszügen aus früheren Schriftstellern hinterlassen.[9] Die Datierungsversuche sind nachträglich angestellt worden:
De iaculatione equestri liber unus (Speerwerfen vom Pferd aus, ein Buch): ca. Ende der 40er Jahre
De vita Pomponi Secundi duo (Leben des Pomponius Secundus, zwei Bücher): ca. 50er Jahre
Bellorum Germaniae libri XX (20 Bücher über die Kriege in Germanien): etwa in den 40er Jahren vollendet, jedoch erst in den 50er Jahren veröffentlicht
Studiosi libri tres (Der Student, drei Bücher): ca. Ende der 50er Jahre
Dubii sermonis libri octo (Undeutliche Ausdrucksweise, acht Bücher): in der für Literaten gefährlichen Zeit unter Nero, ca. 65–68 n. Chr.
A fine Aufidii Bassi libri triginta unus (Fortsetzung des Aufidius Bassus, 31 Bücher): unter Vespasian, zwischen 69 und 79 n. Chr.
Naturae historiarum libri triginta septem (Naturgeschichte, 37 Bücher): ca. 77 n. Chr.
Die Bella Germaniae und A fine Aufidii Bassi gehören zu den historischen Schriften, die übrigen behandeln überwiegend rhetorisch-literaturgeschichtliche Fragen. Die meisten dieser Werke sind heute allerdings höchstens fragmentarisch oder gar nicht überliefert.
Geschichtswerke
Die bella Germaniae sind schon in der Spätantike nur schwer zugänglich gewesen, wie aus einem Brief des Quintus Aurelius Symmachus aus dem Jahr 396 hervorgeht.[10] Mit den Historien (die sein Neffe unter A fine Aufidii Bassi listete) schloss Plinius an Aufidius Bassus an. Daher wird vermutet, es ist aber nicht sicher belegt, dass die Darstellung wohl im Jahr 47 einsetzte.
Sowohl die Historien, die bis in die Regierungszeit Vespasians reichten, wie auch die Germanenkriege wurden ausgiebig von Tacitus als Quelle benutzt, der Plinius’ Schriften schon bald verdrängte.[11] Sueton hat die Geschichtswerke des Plinius ebenfalls herangezogen.
Die Fragmente sind gesammelt in The Fragments of the Roman Historians (Nr. 80).
Naturalis Historia
Eine Sonderstellung nimmt die Naturalis Historia ein. Alle 37 Bände der umfangreichen Enzyklopädie sind komplett erhalten, da sie ununterbrochen rezipiert und vervielfältigt wurde.[12] In ihr wurde das naturkundliche Wissen um 50 n. Chr. zusammengetragen. Damit ist das Werk heute eine wichtige Quelle für die Beurteilung und Rezeption antiken Wissens.
Plinius arrangierte darin traditionelles naturwissenschaftliches Wissen griechischer Autoren wie Aristoteles, Theophrastos und Hippokrates von Kos unmittelbar aus Handschriften und setzte dieses mit neuen geografischen Kenntnissen Catos, Varros, Agrippas, Licinius’, Mucianus’, Corbulos und anderer in Beziehung.[13] Das Werk zeichnet sich im Besonderen durch den Aufbau aus: Es besteht aus 37 Bänden, die unabhängig voneinander verwendet werden können.[14] Ein Band der Naturalis Historia konnte somit als Handbuch für ein Fachgebiet fungieren. Die Enzyklopädie befasste sich mit den Themenbereichen Kosmographie (Buch 2), Geographie und Klimatologie (Buch 3–6), Anthropologie (Buch 7), Zoologie (Buch 8–11), Botanik (Buch 12–19), Medizin (20–32), Metallurgie und Mineralogie sowie Malerei und Kunstgeschichte (Buch 33–37).[15]
Die Rezeption der Naturalis Historia
Antike
Das Werk Plinius des Älteren wurde bereits von Zeitgenossen des Autors rezipiert.[16] Quintilian lag beispielsweise bei der Abfassung seiner Institutio oratoria die Naturalis historia vor. Zudem basieren seine Ausarbeitungen auf Plinius‘ verlorenem, rhetorischen Werk. Später beriefen sich Apuleius und Aulus Gellius auf Plinius. Gaius Julius Solinus verfasste eine Kompilation der Bücher 3-13 und 37 der Naturalis historia, in der er dem Gedankengang Plinius folgte. Damit zeigte sich bereits in der antiken Rezeption des Oeuvres von Plinius dem Älteren die Wichtigkeit der Naturalis historia.
Mittelalter
Im siebten Jahrhundert berief sich Bischof Isidor von Sevilla in seinen ‚Etymologiae‘ ebenfalls auf Plinius‘ Naturalis historia.[17] Insbesondere folgt er ihr in seinem Werkaufbau. Isidor musste eine sehr genaue Textkenntnis der Naturalis historia gehabt haben, sodass er in seinem Werk deren Struktur imitieren konnte. Dennoch ist bis heute in der Forschung strittig, ob Isidor eine Originalhandschrift oder nur eine indirekte Überlieferung vorlag. Die Ausführungen Isidors folgen vor allem in den Bereichen Kosmologie, Zoologie, Geographie und Edelsteine der Naturgeschichte des Plinius. Im Zeitraum vom achten bis zum elften Jahrhundert wurde insbesondere Plinius‘ ‚Naturalis historia‘ zumeist indirekt über verschiedene enzyklopädische Werke und Exzerpte zitiert.[18]
Ein großes Interesse an Handschriften der ‚Naturalis Historia‘ bildete sich im elften Jahrhundert heraus. Vor allem Kleriker, die in Klöstern ansässig waren, beschäftigten sich unter philologischen Aspekten mit der ‚Naturalis historia‘. Gerbert von Reims strebte, um nur ein Beispiel zu nennen, eine Verbesserung des Pliniuswerkes an. Andere wie Abbo setzten sich mit einzelnen Abschnitten der ‚Naturalis historia‘ auseinander und der Mönch Oliva berief sich in seiner Enzyklopädie über die Zeitmessung auf Plinius‘ Naturalis historia.[19]
Diese Hochschätzung des antiken Werkes blieb auch im zwölften Jahrhundert gewahrt. Für die Erstellung seiner Imago Mundi nutzte der Benediktinermönch Honorius Augustodunensis die ‚Naturalis historia‘.[19] Zudem entstanden bedeutende Sammlungen zu bestimmten naturwissenschaftlichen Themen, die auf Grundlage der Naturalis historia ausgearbeitet wurden. Es wurde ein Pflanzenverzeichnis in Clairvaux und von Hildegard von Bingen eine Arbeit über die Heilkraft von Steinen verfasst.[19] Diese breite Rezeption und Verwendung zeugt von der immensen Bedeutung, die der Naturalis historia im elften und zwölften Jahrhundert beigemessen wurde.
Im zwölften Jahrhundert wurde die ‚Naturalis historia‘ als Lehrbuch an den Schulen von Chartres, Laon und Oxford verwendet. Dafür wurde die ‚Naturalis historia‘ beispielsweise von Robert von Cricklade eigens ediert.[19] Im Auftrag König Heinrichs II. wurde 1154 das Buch in einem christlichen Sinne umgeschrieben. Dieser Versuch der Zensur wurde jedoch nicht akzeptiert. Weiterhin wurde die Naturgeschichte direkt rezipiert und für wissenschaftliche Ausarbeitungen direkt zitiert.
Im dreizehnten Jahrhundert überlagerten aristotelische Schriften die Pliniustexte und stellten als antikes Wissen eine zweite Wissenssäule dar. Dieses antike Wissen kam erst in diesem Jahrhundert zum Tragen, da erst im zwölften Jahrhundert Übersetzerschulen wie die Übersetzerschule von Toledo arabisch tradierte, griechische Schriften ins Latein übertrugen.
Im vierzehnten Jahrhundert verlagerte sich das Interesse an der ‚Naturalis historia‘ von einem Informationsinteresse zu einem textkritischen Interesse. Zunehmend wurde der Informationswert der Naturgeschichte wissenschaftlich geprüft. Francesco Petrarca überprüfte beispielsweise in den Büchern 1-15 und 25-37 die geografischen und antiquarischen Angaben sowie die Ortsnamen und die Beschreibung der Monumente.[20]
Im fünfzehnten Jahrhundert wurde die Aufmerksamkeit auf die kosmographischen Bücher der Naturalis historia gerichtet. So bezog sich der Kardinal Pierre d’Ailly in seiner Schrift Cosmographiae tractatus duo seiner Imago Mundi auf das Ptolemäische Weltbild und ergänzte dieses mit Aspekten der Naturalis historia. Textkritischer ging Olaus Magnus vor, der in seinem Text Historia de gentibus septentrionalibus Plinius‘ Vorstellung eines „alter orbis“ widerlegte.[21] Trotz vereinzelter kritischer Texte bewahrte die Naturalis historia ihr Prestige.
Die Rezeption der Enzyklopädie ‚Naturalis historia‘ brach folglich auch im Mittelalter nicht ab, während den anderen Schriften Plinius des Älteren keine große Bedeutung zugemessen wurde. In ganz Europa wurde die Naturgeschichte rezipiert, was sich an der großen Anzahl und dem Alter der erhaltenen Handschriften erschließen lässt.[22] Es gab über 200 Handschriften, was in dieser Zeit sehr viel war. Durch diese ununterbrochene und breite Rezeption verdrängte die Naturalis historia andere enzyklopädische Werke. Der Text kann zudem als kanonisch bezeichnet werden, da Gelehrte in der Regel Plinius Naturalis historia direkt oder zumindest indirekt über darauf aufbauende Werke, beispielsweise von Isidor, rezipiert hatten. Zudem wurde der Text als Lehrbuch an Gelehrtenschulen eingesetzt. Zwischen 1469, dem Jahr des ersten Druckes, und 1599 wurden mehr als 50 Gesamtausgaben herausgegeben. Zusammenfassend kann die Naturalis historia in kosmographischen, geografischen und besonders medizinischen Bereichen als große Autorität beurteilt werden, die im Mittelalter regelmäßig rezipiert und zitiert wurde.[23]
Weiter geht es in Teil 2
Gedenkstein für Plinius den Älteren, heute am Dom zu Como angebracht
Plinius der Ältere ist nicht zu verwechseln mit seinem Neffen Plinius dem Jüngeren (Gaius Plinius Caecilius Secundus Minor).
Leben
Plinius’ Leben ist fast nur durch einige Anspielungen in seinem eigenen Werk Historia naturalis, durch zwei Briefe Plinius des Jüngeren sowie die Vita Plinii aus dem Catalogus virorum illustrium Tranquilli bezeugt. Nach letzterer ist sein Geburtsort Novum Comum in der Provinz Gallia cisalpina. Das Geburtsdatum kann eingegrenzt werden, da sein Neffe berichtet, dass Plinius in seinem 56. Lebensjahr stand, als er starb.[1]
Plinius muss eine Ausbildung erhalten haben, die ihn befähigte, einer der bedeutendsten Gelehrten seiner Zeit zu werden. Belegt ist, dass Plinius in Rom im Hause des Publius Pomponius Secundus unterrichtet und erzogen wurde.[2] Details sind jedoch nicht bekannt. Er selbst gibt lediglich einige kurze Selbstzeugnisse.[3]
Als Offizier war Plinius in verschiedenen römischen Provinzen eingesetzt. Im Jahr 47 n. Chr. kam er nach Niedergermanien und gelangte unter Domitius Corbulo in das Gebiet der Chauken.[4] Später erreichte er Gebiete nördlich des Mittel- und Oberrheins. Spätestens 59 n. Chr. war er zurück in Italien, übte jedoch unter Nero keine militärische oder zivile Funktion im Staat aus und konzentrierte sich auf seine wissenschaftlichen und literarischen Tätigkeiten.[5] Nach dem Prinzipat Neros diente Plinius in mehreren römischen Provinzen als Finanzverwalter (Procurator), unter anderem in Hispania Tarraconensis.[6] Um 79 n. Chr. leitete er als Präfekt die in Misenum unweit des Vesuvs stationierte römische Flotte.
Der Tod des Plinius ist durch einen Brief Plinius des Jüngeren an den römischen Historiker Tacitus detailliert überliefert.[7] Als eine große schwarze Wolke beobachtet worden war, habe Plinius zunächst aus Forschungsinteresse an das Ufer unterhalb des Vesuvs segeln wollen, um das Phänomen zu beobachten, auf den Hilferuf einer gewissen Rectina hin habe er sich jedoch entschlossen, die dort ansässigen Menschen zu retten. Aufgrund des Ascheregens habe man das Ufer jedoch nicht erreichen können. Stattdessen sei er nach Stabiae gesteuert und auf dem Gut eines Pomponianus abgestiegen. Nach einer unruhigen Nacht habe man am Morgen die Gebäude wegen starker Erdbeben verlassen müssen. Plinius sei an der Küste tot zusammengebrochen. Die direkte Todesursache gilt heute als unklar. Als mögliche Ursachen werden in der Forschung Tod durch Ersticken, Vergiftung, Asthma, Herzinfarkt oder Schlaganfall diskutiert.
Plinius blieb zeitlebens unverheiratet und kinderlos.[8] Nach dem Tod seines Schwagers wohnte er mit seiner Schwester zusammen und adoptierte deren Sohn, Plinius den Jüngeren, testamentarisch.
In dem Roman Pompeji von Robert Harris ist sein Wirken am Ende seines Lebens in Misenum anschaulich dargestellt.
Schriften
Plinius der Jüngere überliefert nicht nur biografische Informationen, sondern auch Angaben über die schriftstellerische Tätigkeit seines Onkels. In einem Brief an Baebius Macer zählt er dessen Schriften in chronologischer Reihenfolge auf. Daneben habe Plinius der Ältere noch 160 doppelseitig eng beschriebenene Hefte mit Notizen und Auszügen aus früheren Schriftstellern hinterlassen.[9] Die Datierungsversuche sind nachträglich angestellt worden:
De iaculatione equestri liber unus (Speerwerfen vom Pferd aus, ein Buch): ca. Ende der 40er Jahre
De vita Pomponi Secundi duo (Leben des Pomponius Secundus, zwei Bücher): ca. 50er Jahre
Bellorum Germaniae libri XX (20 Bücher über die Kriege in Germanien): etwa in den 40er Jahren vollendet, jedoch erst in den 50er Jahren veröffentlicht
Studiosi libri tres (Der Student, drei Bücher): ca. Ende der 50er Jahre
Dubii sermonis libri octo (Undeutliche Ausdrucksweise, acht Bücher): in der für Literaten gefährlichen Zeit unter Nero, ca. 65–68 n. Chr.
A fine Aufidii Bassi libri triginta unus (Fortsetzung des Aufidius Bassus, 31 Bücher): unter Vespasian, zwischen 69 und 79 n. Chr.
Naturae historiarum libri triginta septem (Naturgeschichte, 37 Bücher): ca. 77 n. Chr.
Die Bella Germaniae und A fine Aufidii Bassi gehören zu den historischen Schriften, die übrigen behandeln überwiegend rhetorisch-literaturgeschichtliche Fragen. Die meisten dieser Werke sind heute allerdings höchstens fragmentarisch oder gar nicht überliefert.
Geschichtswerke
Die bella Germaniae sind schon in der Spätantike nur schwer zugänglich gewesen, wie aus einem Brief des Quintus Aurelius Symmachus aus dem Jahr 396 hervorgeht.[10] Mit den Historien (die sein Neffe unter A fine Aufidii Bassi listete) schloss Plinius an Aufidius Bassus an. Daher wird vermutet, es ist aber nicht sicher belegt, dass die Darstellung wohl im Jahr 47 einsetzte.
Sowohl die Historien, die bis in die Regierungszeit Vespasians reichten, wie auch die Germanenkriege wurden ausgiebig von Tacitus als Quelle benutzt, der Plinius’ Schriften schon bald verdrängte.[11] Sueton hat die Geschichtswerke des Plinius ebenfalls herangezogen.
Die Fragmente sind gesammelt in The Fragments of the Roman Historians (Nr. 80).
Naturalis Historia
Eine Sonderstellung nimmt die Naturalis Historia ein. Alle 37 Bände der umfangreichen Enzyklopädie sind komplett erhalten, da sie ununterbrochen rezipiert und vervielfältigt wurde.[12] In ihr wurde das naturkundliche Wissen um 50 n. Chr. zusammengetragen. Damit ist das Werk heute eine wichtige Quelle für die Beurteilung und Rezeption antiken Wissens.
Plinius arrangierte darin traditionelles naturwissenschaftliches Wissen griechischer Autoren wie Aristoteles, Theophrastos und Hippokrates von Kos unmittelbar aus Handschriften und setzte dieses mit neuen geografischen Kenntnissen Catos, Varros, Agrippas, Licinius’, Mucianus’, Corbulos und anderer in Beziehung.[13] Das Werk zeichnet sich im Besonderen durch den Aufbau aus: Es besteht aus 37 Bänden, die unabhängig voneinander verwendet werden können.[14] Ein Band der Naturalis Historia konnte somit als Handbuch für ein Fachgebiet fungieren. Die Enzyklopädie befasste sich mit den Themenbereichen Kosmographie (Buch 2), Geographie und Klimatologie (Buch 3–6), Anthropologie (Buch 7), Zoologie (Buch 8–11), Botanik (Buch 12–19), Medizin (20–32), Metallurgie und Mineralogie sowie Malerei und Kunstgeschichte (Buch 33–37).[15]
Die Rezeption der Naturalis Historia
Antike
Das Werk Plinius des Älteren wurde bereits von Zeitgenossen des Autors rezipiert.[16] Quintilian lag beispielsweise bei der Abfassung seiner Institutio oratoria die Naturalis historia vor. Zudem basieren seine Ausarbeitungen auf Plinius‘ verlorenem, rhetorischen Werk. Später beriefen sich Apuleius und Aulus Gellius auf Plinius. Gaius Julius Solinus verfasste eine Kompilation der Bücher 3-13 und 37 der Naturalis historia, in der er dem Gedankengang Plinius folgte. Damit zeigte sich bereits in der antiken Rezeption des Oeuvres von Plinius dem Älteren die Wichtigkeit der Naturalis historia.
Mittelalter
Im siebten Jahrhundert berief sich Bischof Isidor von Sevilla in seinen ‚Etymologiae‘ ebenfalls auf Plinius‘ Naturalis historia.[17] Insbesondere folgt er ihr in seinem Werkaufbau. Isidor musste eine sehr genaue Textkenntnis der Naturalis historia gehabt haben, sodass er in seinem Werk deren Struktur imitieren konnte. Dennoch ist bis heute in der Forschung strittig, ob Isidor eine Originalhandschrift oder nur eine indirekte Überlieferung vorlag. Die Ausführungen Isidors folgen vor allem in den Bereichen Kosmologie, Zoologie, Geographie und Edelsteine der Naturgeschichte des Plinius. Im Zeitraum vom achten bis zum elften Jahrhundert wurde insbesondere Plinius‘ ‚Naturalis historia‘ zumeist indirekt über verschiedene enzyklopädische Werke und Exzerpte zitiert.[18]
Ein großes Interesse an Handschriften der ‚Naturalis Historia‘ bildete sich im elften Jahrhundert heraus. Vor allem Kleriker, die in Klöstern ansässig waren, beschäftigten sich unter philologischen Aspekten mit der ‚Naturalis historia‘. Gerbert von Reims strebte, um nur ein Beispiel zu nennen, eine Verbesserung des Pliniuswerkes an. Andere wie Abbo setzten sich mit einzelnen Abschnitten der ‚Naturalis historia‘ auseinander und der Mönch Oliva berief sich in seiner Enzyklopädie über die Zeitmessung auf Plinius‘ Naturalis historia.[19]
Diese Hochschätzung des antiken Werkes blieb auch im zwölften Jahrhundert gewahrt. Für die Erstellung seiner Imago Mundi nutzte der Benediktinermönch Honorius Augustodunensis die ‚Naturalis historia‘.[19] Zudem entstanden bedeutende Sammlungen zu bestimmten naturwissenschaftlichen Themen, die auf Grundlage der Naturalis historia ausgearbeitet wurden. Es wurde ein Pflanzenverzeichnis in Clairvaux und von Hildegard von Bingen eine Arbeit über die Heilkraft von Steinen verfasst.[19] Diese breite Rezeption und Verwendung zeugt von der immensen Bedeutung, die der Naturalis historia im elften und zwölften Jahrhundert beigemessen wurde.
Im zwölften Jahrhundert wurde die ‚Naturalis historia‘ als Lehrbuch an den Schulen von Chartres, Laon und Oxford verwendet. Dafür wurde die ‚Naturalis historia‘ beispielsweise von Robert von Cricklade eigens ediert.[19] Im Auftrag König Heinrichs II. wurde 1154 das Buch in einem christlichen Sinne umgeschrieben. Dieser Versuch der Zensur wurde jedoch nicht akzeptiert. Weiterhin wurde die Naturgeschichte direkt rezipiert und für wissenschaftliche Ausarbeitungen direkt zitiert.
Im dreizehnten Jahrhundert überlagerten aristotelische Schriften die Pliniustexte und stellten als antikes Wissen eine zweite Wissenssäule dar. Dieses antike Wissen kam erst in diesem Jahrhundert zum Tragen, da erst im zwölften Jahrhundert Übersetzerschulen wie die Übersetzerschule von Toledo arabisch tradierte, griechische Schriften ins Latein übertrugen.
Im vierzehnten Jahrhundert verlagerte sich das Interesse an der ‚Naturalis historia‘ von einem Informationsinteresse zu einem textkritischen Interesse. Zunehmend wurde der Informationswert der Naturgeschichte wissenschaftlich geprüft. Francesco Petrarca überprüfte beispielsweise in den Büchern 1-15 und 25-37 die geografischen und antiquarischen Angaben sowie die Ortsnamen und die Beschreibung der Monumente.[20]
Im fünfzehnten Jahrhundert wurde die Aufmerksamkeit auf die kosmographischen Bücher der Naturalis historia gerichtet. So bezog sich der Kardinal Pierre d’Ailly in seiner Schrift Cosmographiae tractatus duo seiner Imago Mundi auf das Ptolemäische Weltbild und ergänzte dieses mit Aspekten der Naturalis historia. Textkritischer ging Olaus Magnus vor, der in seinem Text Historia de gentibus septentrionalibus Plinius‘ Vorstellung eines „alter orbis“ widerlegte.[21] Trotz vereinzelter kritischer Texte bewahrte die Naturalis historia ihr Prestige.
Die Rezeption der Enzyklopädie ‚Naturalis historia‘ brach folglich auch im Mittelalter nicht ab, während den anderen Schriften Plinius des Älteren keine große Bedeutung zugemessen wurde. In ganz Europa wurde die Naturgeschichte rezipiert, was sich an der großen Anzahl und dem Alter der erhaltenen Handschriften erschließen lässt.[22] Es gab über 200 Handschriften, was in dieser Zeit sehr viel war. Durch diese ununterbrochene und breite Rezeption verdrängte die Naturalis historia andere enzyklopädische Werke. Der Text kann zudem als kanonisch bezeichnet werden, da Gelehrte in der Regel Plinius Naturalis historia direkt oder zumindest indirekt über darauf aufbauende Werke, beispielsweise von Isidor, rezipiert hatten. Zudem wurde der Text als Lehrbuch an Gelehrtenschulen eingesetzt. Zwischen 1469, dem Jahr des ersten Druckes, und 1599 wurden mehr als 50 Gesamtausgaben herausgegeben. Zusammenfassend kann die Naturalis historia in kosmographischen, geografischen und besonders medizinischen Bereichen als große Autorität beurteilt werden, die im Mittelalter regelmäßig rezipiert und zitiert wurde.[23]
Weiter geht es in Teil 2
Andy- Admin
- Anzahl der Beiträge : 36197
Anmeldedatum : 03.04.11
Teil 2
Frühe Neuzeit
Im Folgenden griffen besonders die Humanisten wie Francesco Petrarca oder Giovanni Boccaccio auf die Werke Plinius des Älteren zurück. Dabei trat das textkritische Interesse in den Vordergrund.[22]
Neuzeit
Als wissenschaftliche Autorität war Plinius‘ Naturalis historia nicht mehr tragbar. Seine Rezeption, vor allem in wissenschaftlicher Hinsicht, trat deutlich in den Hintergrund. Historiker wie Theodor Mommsen oder Arthur Schopenhauer diskredierten im 19. Jahrhundert das Werk Plinius des Älteren. Dennoch hatte seine Naturalis historia für neuzeitliche Dichter und Schriftsteller Vorbildcharakter.[24] Vor allem in der romanischen Literatur finden sich in literarischen Werken bei Gustave Flaubert, Jorge Luis Borges und Italo Calvino Bilder der Naturgeschichte wieder.[25] Beispielsweise Gustave Flauberts Leçon d’histoire naturelle steht eindeutig in der Tradition Plinius.[24] Plinius ist somit keine wissenschaftliche Fachgröße mehr, aber noch immer Gegenstand philologischer und anthropologischer Studien und dient als Bereicherung der Fantasie.[26] Schließlich kann das Werk Plinius des Älteren als wertvollste Quelle der Wissenschaftsgeschichte eingeschätzt werden.[27]
Ehrungen
Charles Plumier benannte ihm zu Ehren die Gattung Plinia[28] der Pflanzenfamilie der Myrtengewächse (Myrtaceae). Carl von Linné übernahm später diesen Namen.[29][30]
Der Mondkrater Plinius wurde nach ihm benannt.
Textausgaben und Übersetzungen
Erstausgaben
Historiae mundi libri 37. Froben & Episcopius, Basileae 1539. Digitalisierte Ausgabe der Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf.
G. Plinii Secundi Naturalis Historiae Libri 37. Manutius, Venetiis 1559. Digitalisierte Ausgabe der Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf.
Moderne Editionen und Übersetzungen
Roderich König u. a. (Hrsg.): C. Plinius Secundus d. Ä.: Naturkunde. 37 Bände, Artemis, Zürich u. a. 1990–2004, ISBN 3-7608-1618-5 (Leseausgabe des lateinischen Textes mit Übersetzung und Erläuterungen).
Ludwig von Jan, Karl Mayhoff (Hrsg.): C. Plinii Secundi naturalis historiae libri XXXVII. Teubner, Stuttgart 1967–2002 (Nachdruck der maßgeblichen Edition von 1892–1909 in 6 Bänden).
Lenelotte Möller, Manuel Vogel (Hrsg.): Die Naturgeschichte des Gaius Plinius Secundus. Ins Deutsche übersetzt und mit Anmerkungen versehen von Georg C. Wittstein. 2 Bände, Marix Verlag, Wiesbaden 2007 (Neuauflage der Übersetzung von 1880–1882).
Quelle - Literatur & Einzelnachweise
Im Folgenden griffen besonders die Humanisten wie Francesco Petrarca oder Giovanni Boccaccio auf die Werke Plinius des Älteren zurück. Dabei trat das textkritische Interesse in den Vordergrund.[22]
Neuzeit
Als wissenschaftliche Autorität war Plinius‘ Naturalis historia nicht mehr tragbar. Seine Rezeption, vor allem in wissenschaftlicher Hinsicht, trat deutlich in den Hintergrund. Historiker wie Theodor Mommsen oder Arthur Schopenhauer diskredierten im 19. Jahrhundert das Werk Plinius des Älteren. Dennoch hatte seine Naturalis historia für neuzeitliche Dichter und Schriftsteller Vorbildcharakter.[24] Vor allem in der romanischen Literatur finden sich in literarischen Werken bei Gustave Flaubert, Jorge Luis Borges und Italo Calvino Bilder der Naturgeschichte wieder.[25] Beispielsweise Gustave Flauberts Leçon d’histoire naturelle steht eindeutig in der Tradition Plinius.[24] Plinius ist somit keine wissenschaftliche Fachgröße mehr, aber noch immer Gegenstand philologischer und anthropologischer Studien und dient als Bereicherung der Fantasie.[26] Schließlich kann das Werk Plinius des Älteren als wertvollste Quelle der Wissenschaftsgeschichte eingeschätzt werden.[27]
Ehrungen
Charles Plumier benannte ihm zu Ehren die Gattung Plinia[28] der Pflanzenfamilie der Myrtengewächse (Myrtaceae). Carl von Linné übernahm später diesen Namen.[29][30]
Der Mondkrater Plinius wurde nach ihm benannt.
Textausgaben und Übersetzungen
Erstausgaben
Historiae mundi libri 37. Froben & Episcopius, Basileae 1539. Digitalisierte Ausgabe der Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf.
G. Plinii Secundi Naturalis Historiae Libri 37. Manutius, Venetiis 1559. Digitalisierte Ausgabe der Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf.
Moderne Editionen und Übersetzungen
Roderich König u. a. (Hrsg.): C. Plinius Secundus d. Ä.: Naturkunde. 37 Bände, Artemis, Zürich u. a. 1990–2004, ISBN 3-7608-1618-5 (Leseausgabe des lateinischen Textes mit Übersetzung und Erläuterungen).
Ludwig von Jan, Karl Mayhoff (Hrsg.): C. Plinii Secundi naturalis historiae libri XXXVII. Teubner, Stuttgart 1967–2002 (Nachdruck der maßgeblichen Edition von 1892–1909 in 6 Bänden).
Lenelotte Möller, Manuel Vogel (Hrsg.): Die Naturgeschichte des Gaius Plinius Secundus. Ins Deutsche übersetzt und mit Anmerkungen versehen von Georg C. Wittstein. 2 Bände, Marix Verlag, Wiesbaden 2007 (Neuauflage der Übersetzung von 1880–1882).
Quelle - Literatur & Einzelnachweise
Andy- Admin
- Anzahl der Beiträge : 36197
Anmeldedatum : 03.04.11
Seite 1 von 1
Befugnisse in diesem Forum
Sie können in diesem Forum nicht antworten
Gestern um 4:25 am von Andy
» END OF GREEN
Gestern um 4:21 am von Andy
» zozyblue
Gestern um 4:18 am von Andy
» MAGNUM
Gestern um 4:14 am von Andy
» Natasha Bedingfield
Gestern um 4:12 am von Andy
» ... TRAKTOR ...
Gestern um 4:10 am von Andy
» = Azillis =
Gestern um 4:07 am von Andy
» Alice Cooper
Gestern um 4:04 am von Andy
» Art of Trance
Gestern um 4:02 am von Andy