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Die Attacke der Leichten Brigade

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Die Attacke der Leichten Brigade Empty Die Attacke der Leichten Brigade

Beitrag  Andy So Okt 19, 2014 10:51 pm

Die Attacke der Leichten Brigade oder auch der Todesritt der leichten Brigade (engl. Charge of the Light Brigade) war ein Angriff britischer Kavalleristen in der Schlacht von Balaklawa. Sie erlangte Berühmtheit wegen der großen Verluste der Brigade und der Umstände, die zur Attacke geführt hatten. Die Schlacht von Balaklawa fand im Krimkrieg zwischen dem russischen Zarenreich und den Alliierten (Briten, Franzosen, Osmanisches Reich) am 25. Oktober 1854 statt.

Die Attacke der Leichten Brigade CatonWoodvilleLightBrigade
Charge of the Light Brigade, Gemälde von Richard Caton Woodville junior

Die Attacke

Die Attacke der Leichten Brigade Charge_Timeline
Schematische Darstellung der Attacke

Im Verlauf der Schlacht gab der britische Oberbefehlshaber Lord Raglan an General Airey den Befehl, die Kavallerie einzusetzen, um die am Morgen durch die russische Armee erbeuteten Kanonen zurückzuerobern. Airey gab diesen Befehl mündlich an den Ordonnanzoffizier Nolan weiter. Da dieser Lord Lucan, den Befehlshaber der Kavalleriedivision, und dessen Schwager Lord Cardigan, den Chef der leichten Brigade, verachtete, gab er den Befehl in sehr knapper Form weiter. Für Lucan war daher nicht klar, um welche Kanonen es sich handelte. Von seiner Position im Talgrund konnte Lucan nur die Stellung der Russen am Ende des nördlichen Tals erkennen. Die am Morgen durch die Russen eroberten Geschützstellungen befanden sich dagegen auf den Fedjuchin-Hügeln, die das Tal nach Norden schlossen. Sie waren ebenfalls auf den Weg, den die Leichte Brigade nehmen sollte, gerichtet. Nolan war bei der Aufklärung des Irrtums offenbar keine große Hilfe. Nach Berichten fuchtelte er mit dem Säbel und erklärte, sich selbst an die Spitze der Attacke setzen zu wollen. Er erklärte Lord Lucan: „Da sind Ihre Kanonen, da ist der Feind!“ und wies auf die russischen Stellungen. Lord Lucan, Nolan in herzlicher Antipathie verbunden, glaubte, ob dieser Provokation keine Wahl zu haben, als dem Befehlshaber der Leichten Brigade den Angriff auf die russischen Kanonen durch das Tal zu befehlen. Cardigans Hinweis, dass ein Frontalangriff bei gleichzeitigem Beschuss von beiden Flanken zu hohen Verlusten führen werde, wies er mit dem Hinweis auf den Befehl Raglans zurück.

Die Attacke der Leichten Brigade 1024px-William_Simpson_-_Charge_of_the_light_cavalry_brigade%2C_25th_Oct._1854%2C_under_Major_General_the_Earl_of_Cardigan
The Charge of the Light Brigade at Balaklava, 1855 von William Simpson

Die Brigade bestand während der Attacke aus 673 Mann. Die 13th Light Dragoons (13. Leichten Dragoner), 17th Lancers (17. Ulanen) und 11th Hussars (11. Husaren) bildeten die erste, die beiden anderen Regimenter die zweite Angriffswelle. Eine der ersten Kugeln tötete Captain Nolan, der seinen Fehler eingesehen hatte und Cardigan zurückzuhalten versuchte. Das Bild der unter Beschuss von vorne und von beiden Seiten galoppierenden Truppen kommentierte der französische General Pierre Bosquet mit den heute berühmten Worten: „Das ist großartig, aber Krieg ist das nicht, es ist Wahnsinn.“ («C’est magnifique, mais ce n’est pas la guerre, c’est de la folie»[1]). 200 Mann erreichten die Kanonenstellungen und griffen diese, zum Erstaunen der Russen an. Die 13th Light Dragoons und ein Teil der 17th Lancers griffen die russischen Stellungen direkt an. Der Rest der 17th Lancers umging sie und griff von hinten an. Schließlich musste die Brigade vor einem Gegenangriff der russischen Schweren Kavallerie den Rückzug antreten. Da inzwischen die Kanonen auf der linken Seite durch die französischen 4e Chasseurs d’Afrique (4. Afrikanische Jäger) unter General Morris ausgeschaltet waren, gelang dies auch.
Die Opfer

Die genaue Anzahl der Toten und Verwundeten ist nicht bekannt. Calthorpe nennt 156 getötete und 122 verwundete Männer.[2] Adkin zitiert einen Brief Lord Cardigans, der von 300 Toten, Verwundeten und Vermissten spricht. Unter Auswertung der Zahlen bei Whinyates kommt Adkin zu dem Ergebnis, dass 110 Männer getötet wurden, darunter sieben, die später an ihren Wunden verstarben, 130 Verwundeten und 58 Gefangenen.[3] Es wurden, je nach Quelle, zwischen 355 und 396 Pferde getötet.
Die Überlebenden

Am 25. Oktober 1875 fand das erste Balaclava Bankett in London statt. Es waren alle Überlebenden des Angriffs eingeladen, nach längeren Diskussionen wurden zu späteren Banketten nur die Männer eingeladen, die tatsächlich in „das Tal des Todes“ eingeritten waren. Sechs Männer waren mit dem Victoria Cross ausgezeichnet worden, davon waren drei Träger bei dem ersten Dinner anwesend. Einer von ihnen war der frühere Sergeant Charles Wooden der 17. Lancer, der zum Leutnant befördert worden war. Er ist einer von nur zwei Deutschen, denen das Victoria Cross verliehen worden ist. Das Bankett fand bis zum 25. Oktober 1913 jährlich statt.

Anlässlich des Diamantenen Thronjubiläums von Queen Victoria 1897 waren die Teilnehmer des Angriffs von T. Harrison Roberts, einem Verleger der Fleet Street eingeladen worden. Dabei zeigte sich, dass eine Anzahl von ihnen in Armut lebten. Daher wurde der Roberts Relief Fund gegründet und in Zeitungen zu Spenden aufgerufen. Bis 1920 zahlte der Fund kleine Renten aus. Der letzte Überlebende, Private Edwin Hughes, 13th Light Dragoons, verstarb am 18. Mai 1927.[4]

Bedeutung
Verluste

Die Attacke der Leichten Brigade 800px-Fenton_survivors
Überlebende der Leichten Brigade nach der Attacke

Nicht zuletzt durch das Gedicht von Alfred Tennyson und anderen ist die Schlacht, und insbesondere die Attacke der Leichten Brigade mystifiziert worden. So hieß es lange, bei der Attacke sei die Leichte Brigade vollständig aufgerieben beziehungsweise auf ein Drittel reduziert worden. Durch den hohen Verlust an Pferden waren tatsächlich nur noch 195 Reiter einsatzbereit. Die oben bezifferten Verluste waren schwer, aber nicht ungewöhnlich für einen derartigen Reiterangriff. Auch wird im Fehlschlag der Beginn des Niedergangs der Kavallerie als effektive Waffengattung gesehen. Dies trifft bestenfalls im zeitlichen Kontext auf den Massenangriff zu. Bis zur Entwicklung motorisierter Einheiten blieb die Schnelligkeit der Kavallerie für Aufklärung und Umfassung von hoher Bedeutung.

Die Attacke der Leichten Brigade 1024px-KanoneCardigan
Russische Kanone in Cardigan (Wales)

Die Attacke in der Kunst

Die Attacke der Leichten Brigade wurde in mehreren Filmen, Musikstücken und Büchern behandelt. 1854 veröffentlichte Alfred Tennyson sein Gedicht The Charge of the Light Brigade. Theodor Fontane übertrug in seinem Gedicht Balaklawa die Verse Tennysons frei ins Deutsche.

1936 wurde in Hollywood mit Errol Flynn, Olivia de Havilland und David Niven der erste Film zur Attacke gedreht – Der Verrat des Surat Khan (Originaltitel: The Charge of the Light Brigade) – Regie: Michael Curtiz. Dieser Film stellt die Attacke der leichten Brigade als Racheakt für ein Massaker Surat Khans an Angehörigen dieser Einheit, zwei Jahre zuvor, dar. Der Sturm auf die russischen Stellungen wurde im Film zudem nicht durch Kommunikationsfehler ausgelöst, sondern durch bewusste Manipulation des Ordonnanzoffiziers, der statt eines Befehls zum Abzug einen Angriffsbefehl überbrachte. Der Angriff wird zwar ebenso als aussichtslos dargestellt, habe aber den Sieg der Briten im Krimkrieg ermöglicht.

Historisch wesentlich genauer und mit großer Detailtreue wurden die Ereignisse von Tony Richardson 1968 mit David Hemmings (Captain Nolan), Trevor Howard (Lord Cardigan) und John Gielgud (Lord Raglan) in Der Angriff der leichten Brigade verfilmt. In der entscheidenden Schlussszene des Films setzte der Regisseur 670 Reiter ein.

Die Band Iron Maiden nahm 1983 der Song The Trooper über die Attacke der Leichten Brigade auf. Es existiert außerdem eine Bearbeitung mit dem Titel The Charge durch die britische Indy-Rockband New Model Army.

Das musikalische Duo Phantom/Ghost bedient sich des Themas im ersten Lied The Charge Of A Light Brigade ihres 2009er-Albums Thrown Out Of Drama School.

Eine 1996 ausgestrahlte Episode der Fernsehserie Outer Limits – Die unbekannte Dimension trägt den Titel The Light Brigade. In dieser Episode geht es um ein Raumschiff mit dem Namen „The Light Brigade“, das eine Waffe transportiert, welche die letzte Hoffnung der Menschheit in einem interstellaren Krieg ist.

In der Star Trek: Deep Space Nine Episode Sacrifice of Angels dt. Sieg oder Niederlage wird die dritte Strophe des Gedichtes The Charge of the Light Brigade von Miles O’Brien und Julian Bashir in einer vergleichbaren Situation zitiert (die Sternenflotte kämpft gegen eine mehr als doppelt so große Flotte des Dominion).

In dem Film Vier Federn von 1939 wird die Erzählung über den Angriff der leichten Brigade sowohl am Beginn des Film, wie auch an seinem Ende vom Vater des Protagonisten als Beispiel von großer Tapferkeit geschildert, die den Sohn anspornen soll.

In Black Beauty wird die Attacke aus Sicht eines überlebenden Pferdes geschildert. Hier werden vor allem die Lebensbedingungen von Pferden im Krieg angeprangert.
Eingang in den Sprachgebrauch

Vor allem im britischen Sprachgebrauch wird „Charge of the Light Brigade“ noch heute verwendet, um ironisch eine Unternehmung zu kennzeichnen, die mit großem Mut und hoher Disziplin, jedoch mit mangelhafter Vorbereitung und untauglichen Mitteln durchgeführt wird. Ein Scheitern wird als sicher angenommen.

Gliederung der Leichten Brigade

Die Attacke der Leichten Brigade 17th-Lancers-Waltz
Uniform des Regiments – ab 1857 17th Regiment of Lancers


Leichte Brigade – Generalmajor Lord Cardigan
4th (The Queen’s Own) Regiment of Light Dragoons – Lieutenant colonel Lord George Paget
8th (The King’s Royal Irish) Regiment of Hussars – Lieutenant colonel Frederick Shewell
11th (Prince Albert’s Own) Regiment of Hussars – Lieutenant colonel John Douglas
13th Regiment of Light Dragoons – Captain John Oldman
17th Regiment of Light Dragoons (Lancers) – Captain William Morris

Die Leichte Brigade gehörte zur Kavalleriedivision. Diese stand unter dem Befehl von Lord Lucan, dem Schwager von Lord Cardigan.

Quelle - Literatur & Einzelnachweise
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