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Hans-Ulrich Wehler

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Hans-Ulrich Wehler Empty Hans-Ulrich Wehler

Beitrag  checker Mi Okt 22, 2014 2:51 am

Hans-Ulrich Wehler (* 11. September 1931 in Freudenberg bei Siegen; † 5. Juli 2014 in Bielefeld[1]) war einer der einflussreichsten deutschen Historiker der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Er war maßgeblich daran beteiligt, die deutsche Geschichtswissenschaft an der Sozialgeschichte und Modernisierungstheorie auszurichten. Seine fünfbändige Deutsche Gesellschaftsgeschichte zählt zu den Standardwerken[2] der deutschen Geschichtsschreibung für die Zeit von der Mitte des 18. Jahrhunderts bis 1990.

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Leben

Aufgewachsen in der Zeit des Nationalsozialismus in Gummersbach und zeitlebens mit dem zwei Jahre älteren Jürgen Habermas bekannt, mit dem er in der Hitlerjugend zusammentraf[3] und dasselbe Gymnasium besuchte, legte Wehler 1952 das Abitur ab. Er studierte Geschichte, Soziologie und Ökonomie an den Universitäten Köln, Bonn und mit einem Fulbright-Stipendium an der Ohio University in Athens, Ohio. 1960 wurde er bei Theodor Schieder mit der Arbeit Sozialdemokratie und Nationalstaat (1840–1914) promoviert[4] und war anschließend Schieders Assistent am Historischen Seminar in Köln, wo er später von Erich Angermann (1927–1992) in der anglo-amerikanischen Abteilung des Historischen Seminars übernommen wurde.

Der Unternehmensberater Gerhard Kienbaum war ein Vetter Wehlers.[5]
Hochschullehrer

Seine erste Habilitationsschrift Aufstieg des amerikanischen Imperialismus 1865–1900 aus dem Jahr 1964 wurde von der Fakultät der Universität Köln als „nicht hinreichende historische Leistung“ abgelehnt.[6] Auch seine zweite Arbeit Bismarck und der Imperialismus (1967) stieß in der Habilitationskommission auf starken Widerstand. Nach einem Kolloquium über Clausewitz und die Entwicklung vom absoluten zum totalen Krieg wurde die Habilitation schließlich 1968 in einer knappen Abstimmung der Fakultät angenommen.[6] Der ganze Fall wurde anhand der Quellen und Gutachten detailliert rekonstruiert.[7] Bis 1970 blieb Wehler als Privatdozent in Köln, bevor er 1970 Professor für amerikanische Geschichte an der Freien Universität Berlin wurde. Von 1971 bis zu seiner Emeritierung im Jahr 1996 war er Professor für Allgemeine Geschichte mit besonderer Berücksichtigung der Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts an der Universität Bielefeld. Er lehrte außerdem als Gastprofessor in Harvard, Princeton, Stanford, Yale und Bern.
Werk und wissenschaftliches Wirken

An der Reformuniversität Bielefeld gehörte Wehler zu den Begründern der so genannten Bielefelder Schule, die sich als Vertreterin einer historischen Sozialwissenschaft verstand. Ziel war es, die bislang hauptsächlich ereignisgeschichtliche Historiographie gegenüber den Sozialwissenschaften (Soziologie, Wirtschaftswissenschaften) aber auch der Psychoanalyse zu öffnen. Als Publikations- und Diskussionsorgan wurde 1975 die Zeitschrift Geschichte und Gesellschaft von Wehler wesentlich mitgegründet. In den folgenden Jahrzehnten bis zu seiner Emeritierung blieb er die prägende Kraft der Zeitschrift.

In den ersten Bielefelder Jahren war Wehler stark theorie- und strukturgeschichtlich orientiert. Strukturen und Prozesse erschienen bei ihm wichtiger als die Entscheidungen von Personen. Dieser Ansatz war in weiten Teilen der Geschichtswissenschaft stark umstritten. In den 1980er Jahren setzte sich diese Perspektive auf die Historie als Paradigma durch, woraufhin jüngere Historiker, etwa aus dem Umfeld der Alltagsgeschichte und neuen Kulturgeschichte, Wehler und seine Schule als „Bielefelder Orthodoxie“ anzugreifen begannen.[8] In theoretischer Hinsicht stützte sich Wehler in erster Linie auf die Arbeiten von Max Weber. Dabei übernahm er nicht dessen Ergebnisse, sondern in erster Linie die Art der Fragestellung und Grundkonzepte. So ging auch Wehler davon aus, dass sich die Moderne auf einen Prozess der Rationalisierung, Bürokratisierung und Individualisierung gründe, den es in der Geschichte zu lokalisieren gelte.

Das Konzept fand Niederschlag in zahlreichen kleineren und größeren Arbeiten. In der Fachwelt hat das Buch Das Deutsche Kaiserreich 1871–1918 von 1973 für erhebliche Aufmerksamkeit gesorgt. In diesem setzte Wehler seinen strukturgeschichtlichen Ansatz erstmals konsequent um. Neben der Hervorhebung sozioökonomischer Prozesse spielte dabei die Sonderwegsthese eine erhebliche Rolle. Obwohl sie mittlerweile in wichtigen Details als widerlegt gilt, hat sie einen internationalen Forschungsboom zum Deutschen Kaiserreich ausgelöst und das Geschichtsbewusstsein in Deutschland nachhaltig geprägt.

Nach zahlreichen Arbeiten etwa zum amerikanischen Imperialismus, aber auch zu theoretischen Fragen erschien 1987 der erste Band seiner Deutschen Gesellschaftsgeschichte. Dieses Projekt, wiederum anknüpfend an Max Weber,[9] untersucht die deutsche Geschichte seit etwa 1700. Mit Erscheinen des fünften Bandes im Jahr 2008, der den Zeitraum von 1949 bis 1990 behandelt, hat Wehler die Reihe zum Abschluss bringen können. Die Bände versuchen eine Art histoire totale zu liefern und folgen dabei einem einheitlichen Schema. Nach einem Überblick über Demographie und Bevölkerungsentwicklung folgt die Analyse von Wirtschaft, den Strukturen der sozialen Ungleichheit, den Strukturen und Entwicklungen der politischen Herrschaft und der Kultur.[10] Dieses opus magnum gilt mittlerweile als Standardwerk; einige Aspekte stießen aber auch auf heftige Kritik. Dies gilt etwa für Wehlers Versuch, den Erfolg des Nationalsozialismus und Adolf Hitlers mit Hilfe des an Max Weber angelehnten Charismakonzepts zu erklären.[11] Konrad Jarausch kritisierte die fehlende Durchdringung der Geschichte der DDR, die Wehler mit Max Webers Herrschaftstypus des „Sultanismus“ zu fassen versuchte; für Jarausch „ein begrifflicher Ausdruck von Hilflosigkeit gegenüber dem Phänomen DDR“.[12] Auch Michael Stolleis kritisierte anhand dieses Begriffs „die geradezu schreiende Beschimpfung der DDR“ bei Wehler.[13]
Beiträge zu öffentlichen Debatten

Neben seinen fachwissenschaftlichen Arbeiten beteiligte sich Wehler auch immer wieder an historisch-politischen Debatten in der breiten Öffentlichkeit. Dazu zählte im Jahr 1986 sein Eingreifen in den Historikerstreit, der sich an den Thesen Ernst Noltes entzündet hatte. Wehler war neben Jürgen Habermas einer der führenden Kritiker der von Nolte und seinen Unterstützern vertretenen Thesen. Im Jahr 1989 heizte Wehler den Streit noch einmal an. Auch 1996 bezog er in der Debatte über die Thesen von Daniel Goldhagen Position und kritisierte dessen Haltung zum deutschen Antisemitismus.[14]

In seiner Universitätsstadt schaltete er sich 1998 in die Debatte um die Kunsthalle der Stadt Bielefeld ein und verlangte die Entfernung des Namens Richard Kaselowsky. Zur Begründung hieß es, der Namenspatron habe der NSDAP angehört und sei Förderer des „Freundeskreises des Reichsführers SS“ gewesen.

Im Jahr 2002 erregten Wehlers Thesen gegen den Beitritt der Türkei zur EU erhebliche Aufmerksamkeit.[15] Im selben Jahr betonte er bei seiner Rede zur Eröffnung der neu konzipierten Wehrmachtsausstellung, ein Ziel der Ausstellung müsse es sein, gesamtgesellschaftliche Prozesse im nationalsozialistisch regierten Deutschland zu hinterfragen. Nur so könne die Wehrmacht und deren Vorgehen verstanden werden.[16]

2003 kritisierte Wehler die Schulpolitik der NRW-Landesregierung (Kabinett Steinbrück). Unter anderem wandte er sich gegen die Ökonomisierung des Schulbetriebs durch Mindestzahlen in Kursen, die Verpflichtung zu nur einer Gesellschaftswissenschaft in der Gymnasialen Oberstufe sowie deren etwaigen Ersatz durch einen Ergänzungskurs, den er als unseriös bezeichnete. Wehler sah hier Fundamente deutscher Politik in Gefahr.[17]

Wiederholt meldete Wehler sich in den 2000er-Jahren in Debatten über Einwanderung zu Wort und kritisierte die in seinen Augen falsche Einwanderungs- und Integrationspolitik sowie die mangelnde Integrationsbereitschaft türkischer und muslimischer Einwanderer: „Die Bundesrepublik hat kein Ausländerproblem, sie hat ein Türkenproblem. Diese muslimische Diaspora ist im Prinzip nicht integrierbar. […] Man soll sich nicht freiwillig Sprengstoff ins Land holen.“[18] 2007 positionierte sich Wehler im Zusammenhang mit dem Streit um die geplante DITIB-Zentralmoschee Köln in dem Sinne, dass „endlich eine offenherzige Diskussion über die Stellung der deutschen Muslime zu führen“ sei, da die DİTİB dazu neige, „sich in einer eigenen Subkultur einzuigeln und jede Assimilation zu verweigern.“[19]

In einer Rezension für Die Zeit kritisierte Wehler 2010 die auch auf genetische Aspekte gestützte Argumentation des Buches Deutschland schafft sich ab von Thilo Sarrazin. Er meinte jedoch, die Analyse, die sich auch allein aus den sozialpolitischen Erkenntnissen des Buches ableiten lasse, treffe „ins Schwarze“, und verteidigte das Werk insgesamt gegen eine „fehlgesteuerte Diskussion“, in der Wehler eine massive „Attacke gegen die Meinungsfreiheit“ sah.[20]

Die umstrittene Äußerung von Bundespräsident Christian Wulff zum 20. Jahrestag der deutschen Wiedervereinigung am 3. Oktober 2010, der Islam gehöre zu Deutschland[21], kritisierte Wehler im Tagesspiegel: „Der Islam ist über die Jahrhunderte hinweg immer ein Gegner dieses Europas gewesen. Der Islam ist kein Teil der Kultur oder des gesellschaftlichen Lebens in Deutschland geworden, egal ob sie das Recht, die Politik oder das Verfassungsdenken ansehen.“[22]
Auszeichnungen

Wehler erhielt 1997 das Verdienstkreuz 1. Klasse der Bundesrepublik Deutschland. Er wurde mit mehreren Ehrendoktorwürden ausgezeichnet. 1999 wurde Wehler zu einem auswärtigen Ehrenmitglied der American Historical Association (AHA), dem mitgliederstärksten Historikerverband der USA, ernannt. Als Begründung wurde angegeben, kein „lebender Historiker in der Bundesrepublik Deutschland in der Nachkriegszeit“ habe mehr „für die Neuorientierung und Belebung der modernen deutschen Geschichtswissenschaft“ getan.[23] Wehler war der achte deutsche Historiker nach Leopold von Ranke (1885), Theodor Mommsen (1900), Friedrich Meinecke (1947), Franz Schnabel (1952), Gerhard Ritter (1959), Fritz Fischer (1984) und Karl Bosl (1990), der diese Auszeichnung erhielt.[24]

2003 wurde Wehler mit dem Staatspreis des Landes Nordrhein-Westfalen ausgezeichnet; 2004 ernannte ihn die Universität Bielefeld zum Ehrensenator; im selben Jahr erhielt er „als einer der wenigen Geisteswissenschaftler die Helmholtz-Medaille der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften.“[25] 2006 ernannte die American Academy of Arts and Sciences Wehler zum Ehrenmitglied.[26] 2014 wurde ihm der Lessing-Preis für Kritik zuerkannt.[27]
Schriften

Sozialdemokratie und Nationalstaat. Nationalitätenfrage in Deutschland 1840–1914. Diss., 1962.
Bismarck und der Imperialismus. 1969.
Krisenherde des Kaiserreichs 1871–1918. 1970.
Das Deutsche Kaiserreich 1871–1918. 1973.
Der Aufstieg des amerikanischen Imperialismus. Studien zur Entwicklung des Imperium Americanum 1865–1900. 1974.
Modernisierungstheorie und Geschichte. Göttingen 1975.
Historische Sozialwissenschaft und Geschichtsschreibung. Studien zu Aufgaben und Traditionen deutscher Geschichtswissenschaft. Göttingen 1980.
Entsorgung der deutschen Vergangenheit? Ein polemischer Essay zum „Historikerstreit“. C.H. Beck, München 1988.
Deutsche Gesellschaftsgeschichte. 5 Bände, C.H. Beck, München, 1987–2008. (4900 Seiten als broschierte Ausgabe ISBN 3-4065-7872-1)
Bd. 1: Vom Feudalismus des Alten Reiches bis zur Defensiven Modernisierung der Reformära 1700–1815 1987, 4. Auflage 2006, ISBN 3-4063-2261-1. (einsehbar bei google books)
Bd. 2: Von der Reformära bis zur industriellen und politischen 'Deutschen Doppelrevolution' 1815–1845/49 1989, 4. Auflage 1996, 914 Seiten, ISBN 3-4063-2262-X. (einsehbar bei google books)
Bd. 3: Von der „Deutschen Doppelrevolution“ bis zum Beginn des Ersten Weltkrieges 1845/49–1914. 1995, ISBN 3-4063-2263-8. (einsehbar bei google books)
Bd. 4: Vom Beginn des Ersten Weltkriegs bis zur Gründung der beiden deutschen Staaten 1914–1949 2003, ISBN 3-4063-2264-6. (einsehbar bei google books)
Bd. 5: Bundesrepublik Deutschland und DDR 1949–1990 2008, ISBN 3-4065-2171-1. (einsehbar bei google books)
Europäischer Adel 1750–1950. Göttingen 1990.
Die Herausforderung der Kulturgeschichte. München 1998.
Nationalismus. Geschichte, Formen, Folgen. München 2001.
Historisches Denken am Ende des 20. Jahrhunderts 1945–2000. Essener Kulturwissenschaftliche Vorträge 11, Göttingen, Wallstein Verlag 2001
Konflikte zu Beginn des 21. Jahrhunderts: Essays. München 2003
„Eine lebhafte Kampfsituation“. Ein Gespräch mit Manfred Hettling und Cornelius Torp. München 2006
Notizen zur deutschen Geschichte. Essays (= Beck'sche Reihe. Band 1743). Beck, München 2007, ISBN 978-3-406-54770-6.
Der Nationalsozialismus: Bewegung, Führerherrschaft, Verbrechen 1919–1945. Beck, München 2009, ISBN 978-3-406-58486-2.
Die neue Umverteilung: Soziale Ungleichheit in Deutschland. Beck München 2013, ISBN 978-3-406-64386-6.
Die Deutschen und der Kapitalismus. Essays zur Geschichte. Beck München 2014, ISBN 978-3-406-65945-4.


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