Victor Horta
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Victor Horta
Victor Horta (* 6. Januar 1861 in Gent; † 8. September 1947 in Etterbeek) war ein belgischer Jugendstil-Architekt. Er wurde zu Ende des 19. Jahrhunderts durch die Neuartigkeit seiner Wohnhäuser international bekannt. Für seine Verdienste um die Architektur wurde ihm 1932 von König Albert I. von Belgien der Titel „Baron“ verliehen.
Leben
Er wurde als Sohn eines Schusters in Gent geboren, wo er erstmals mit dem Architektenberuf in Kontakt kam, als er im Alter von zwölf Jahren seinem Onkel auf einer Baustelle half. Horta schrieb sich zunächst 1873 als Student an der Koninklijke Academie voor Schone Kunsten in Gent für die Abteilung Architektur ein[1], nahm jedoch parallel dazu von 1874 bis 1877 weiter am Unterricht im Koninklijk Atheneum aan de Ottogracht in Gent teil. Er verließ dann im Jahr 1878 die Stadt und zog auf den Montmartre in Paris, um Innenarchitekt zu werden, und arbeitete dort im Atelier des Innenarchitekten Jules Debuysson. In Paris wurde er auch von den Impressionisten und Pointillisten und von der Möglichkeit, mit Stahl und Glas zu arbeiten, inspiriert. Er schrieb später in seinen Memoiren: „Mein Aufenthalt in Paris, meine Spaziergänge, meine Denkmalbesichtigungen und Museumsbesuche weckten mein künstlerisches Feingefühl. Keine Schulbildung hätte mich je so anregen und nachhaltig beeindrucken können wie das 'Lesen' von Denkmälern.“
Als Hortas Vater im Jahr 1880 starb, kehrte er zurück nach Belgien und zog nach Brüssel, um dort an der Akademie der Schönen Künste zu studieren. 1913 wurde er für drei Jahre Direktor dieser Akademie. Horta war zweimal verheiratet und Vater von zwei Töchtern.
In Brüssel schloss er Freundschaft mit Paul Hankar, der sich später auch dem Jugendstil zuwandte. Horta war ein guter Student und so wurde er von seinem Professor, dem königlichen Architekten Alphonse Balat, zu seinem Assistenten ernannt. Zusammen entwarfen sie die königlichen Botanischen Gärten in Laeken. Dies war das erste Mal, dass Horta Glas und Stahl für seine Arbeit verwandte.
1884 erhielt er den Godecharle-Preis für Architektur mit einem Entwurf für ein Parlamentsgebäude in Brüssel.
1885, Horta arbeitete schon selbständig, entwarf er drei Häuser für die Twaalfkamerenstraat in Gent, die im selben Jahr noch erbaut wurden. Er beschloss dann, keine Eigenheime für reiche Bürger zu errichten, und widmete sich öffentlichen Ausschreibungen. 1887 gewann er mit einem Entwurf für ein Naturkundemuseum den alle drei Jahre verliehenen Preis, den die Akademie für Schöne Künste in Brüssel für ihre ehemaligen Studenten ausschrieb. Er konzentrierte sich auf die Formgebung seiner Entwürfe im Glauben, dass seine Formen im höchsten Maße praktisch und nicht Ausdruck einer künstlerischen Affektiertheit waren.
Während dieser Zeit knüpfte Horta viele Kontakte und trat den Freimaurern bei. 1893 fing er wieder an, Eigenheime und Geschäfte zu entwerfen.
1892 entstand das Hôtel Tassel, dessen Innenraum von der freiliegenden Gusseisenkonstruktion und Glaselementen, zudem einer reichen, aus organischen Formen und weichen Linien bestehenden Ornamentik geprägt ist. Fast über Nacht wurde der 32-jährige Architekt durch dieses Wohnhaus bekannt. 1893 baute Victor Horta die Maison Autrique, es folgten 1895/1896 die Maison Winssinger und 1895 bis 1900 das Hôtel Eetvelde, die Victor Horta alle als Gesamtkunstwerk im Stil der Art nouveau konzipierte. Von 1896 bis 1899 entwarf Victor Horta die Maison du Peuple, die Zentrale der belgischen sozialistischen Partei, deren Fassade er – als erstes Gebäude in Brüssel – komplett aus Eisen und Glas konstruierte. 1900/1901 entstand das Kaufhaus À l’Innovation, das Victor Horta ebenfalls im Art-nouveau-Stil baute.
Zum Spätwerk Hortas gehören das 1928 eingeweihte Kunstmuseum in Tournai und der erst nach seinem Tod fertiggestellte Brüsseler Hauptbahnhof. Einige seiner Gebäude gehören seit dem Jahr 2000 zum Weltkulturerbe der UNESCO: Hôtel Tassel, Hôtel Solvay, Hôtel van Eetvelde und Maison und Atelier Horta.
Sein 1906 errichtetes Kaufhausgebäude Waucquez beherbergt seit 1988 das nationale belgische Comicmuseum, das Belgische Comiczentrum (BCZ). Das Bauwerk scheint ein Stück pompöser Architektur zu sein, ganz ausgerichtet auf die Wirkung, die ein Tempel des Kommerz auf die Kunden ausüben sollte. Doch auch hier zeigt sich Hortas Meisterschaft, durch Glasdachkonstruktionen Lichtwirkungen zu erzielen.
Ab 1912 lehrte Victor Horta an der Akademie der Schönen Künste in Brüssel, 1913 bis 1915 war er deren Direktor. Von 1916 bis 1919 hielt sich Victor Horta in London und in den Vereinigten Staaten auf. In den Jahren danach entfernte er sich von der Art nouveau, er entwarf seine Bauten nun in einer geraderen, eher klassizistischen Formensprache, was am 1922 bis 1928 erbauten Palais des Beaux-Arts in Brüssel zu erkennen ist.
1939 begann Horta mit der Niederschrift seiner Memoiren. 1945 entschloss er sich, den größten Teil seines Archives zu vernichten.
Rezeption
Nachdem der Jugendstil seine Anziehung verlor, wurden zahlreiche von Horta entworfene Gebäude zerstört, sein 1898 erbautes ehemaliges Wohnhaus wurde jedoch verschont. Dies nicht zuletzt auch aufgrund der Bemühungen seines ehemaligen Assistenten Jean Delhaye, der sich um die Aufbereitung seines hinterlassenen Werkes kümmerte und mit der Einrichtung eines Horta Museums 1969 den unveränderten Fortbestand des Gebäudes absicherte. Die übriggebliebenen Häuser Hortas stehen heute unter Denkmalschutz, und besonders sein Wohn- und Atelierhaus ist zu einem Wallfahrtsort jugendstilbegeisterter Besucher geworden.
quelle - literatur & einzelnachweise
Leben
Er wurde als Sohn eines Schusters in Gent geboren, wo er erstmals mit dem Architektenberuf in Kontakt kam, als er im Alter von zwölf Jahren seinem Onkel auf einer Baustelle half. Horta schrieb sich zunächst 1873 als Student an der Koninklijke Academie voor Schone Kunsten in Gent für die Abteilung Architektur ein[1], nahm jedoch parallel dazu von 1874 bis 1877 weiter am Unterricht im Koninklijk Atheneum aan de Ottogracht in Gent teil. Er verließ dann im Jahr 1878 die Stadt und zog auf den Montmartre in Paris, um Innenarchitekt zu werden, und arbeitete dort im Atelier des Innenarchitekten Jules Debuysson. In Paris wurde er auch von den Impressionisten und Pointillisten und von der Möglichkeit, mit Stahl und Glas zu arbeiten, inspiriert. Er schrieb später in seinen Memoiren: „Mein Aufenthalt in Paris, meine Spaziergänge, meine Denkmalbesichtigungen und Museumsbesuche weckten mein künstlerisches Feingefühl. Keine Schulbildung hätte mich je so anregen und nachhaltig beeindrucken können wie das 'Lesen' von Denkmälern.“
Als Hortas Vater im Jahr 1880 starb, kehrte er zurück nach Belgien und zog nach Brüssel, um dort an der Akademie der Schönen Künste zu studieren. 1913 wurde er für drei Jahre Direktor dieser Akademie. Horta war zweimal verheiratet und Vater von zwei Töchtern.
In Brüssel schloss er Freundschaft mit Paul Hankar, der sich später auch dem Jugendstil zuwandte. Horta war ein guter Student und so wurde er von seinem Professor, dem königlichen Architekten Alphonse Balat, zu seinem Assistenten ernannt. Zusammen entwarfen sie die königlichen Botanischen Gärten in Laeken. Dies war das erste Mal, dass Horta Glas und Stahl für seine Arbeit verwandte.
1884 erhielt er den Godecharle-Preis für Architektur mit einem Entwurf für ein Parlamentsgebäude in Brüssel.
1885, Horta arbeitete schon selbständig, entwarf er drei Häuser für die Twaalfkamerenstraat in Gent, die im selben Jahr noch erbaut wurden. Er beschloss dann, keine Eigenheime für reiche Bürger zu errichten, und widmete sich öffentlichen Ausschreibungen. 1887 gewann er mit einem Entwurf für ein Naturkundemuseum den alle drei Jahre verliehenen Preis, den die Akademie für Schöne Künste in Brüssel für ihre ehemaligen Studenten ausschrieb. Er konzentrierte sich auf die Formgebung seiner Entwürfe im Glauben, dass seine Formen im höchsten Maße praktisch und nicht Ausdruck einer künstlerischen Affektiertheit waren.
Während dieser Zeit knüpfte Horta viele Kontakte und trat den Freimaurern bei. 1893 fing er wieder an, Eigenheime und Geschäfte zu entwerfen.
1892 entstand das Hôtel Tassel, dessen Innenraum von der freiliegenden Gusseisenkonstruktion und Glaselementen, zudem einer reichen, aus organischen Formen und weichen Linien bestehenden Ornamentik geprägt ist. Fast über Nacht wurde der 32-jährige Architekt durch dieses Wohnhaus bekannt. 1893 baute Victor Horta die Maison Autrique, es folgten 1895/1896 die Maison Winssinger und 1895 bis 1900 das Hôtel Eetvelde, die Victor Horta alle als Gesamtkunstwerk im Stil der Art nouveau konzipierte. Von 1896 bis 1899 entwarf Victor Horta die Maison du Peuple, die Zentrale der belgischen sozialistischen Partei, deren Fassade er – als erstes Gebäude in Brüssel – komplett aus Eisen und Glas konstruierte. 1900/1901 entstand das Kaufhaus À l’Innovation, das Victor Horta ebenfalls im Art-nouveau-Stil baute.
Zum Spätwerk Hortas gehören das 1928 eingeweihte Kunstmuseum in Tournai und der erst nach seinem Tod fertiggestellte Brüsseler Hauptbahnhof. Einige seiner Gebäude gehören seit dem Jahr 2000 zum Weltkulturerbe der UNESCO: Hôtel Tassel, Hôtel Solvay, Hôtel van Eetvelde und Maison und Atelier Horta.
Sein 1906 errichtetes Kaufhausgebäude Waucquez beherbergt seit 1988 das nationale belgische Comicmuseum, das Belgische Comiczentrum (BCZ). Das Bauwerk scheint ein Stück pompöser Architektur zu sein, ganz ausgerichtet auf die Wirkung, die ein Tempel des Kommerz auf die Kunden ausüben sollte. Doch auch hier zeigt sich Hortas Meisterschaft, durch Glasdachkonstruktionen Lichtwirkungen zu erzielen.
Ab 1912 lehrte Victor Horta an der Akademie der Schönen Künste in Brüssel, 1913 bis 1915 war er deren Direktor. Von 1916 bis 1919 hielt sich Victor Horta in London und in den Vereinigten Staaten auf. In den Jahren danach entfernte er sich von der Art nouveau, er entwarf seine Bauten nun in einer geraderen, eher klassizistischen Formensprache, was am 1922 bis 1928 erbauten Palais des Beaux-Arts in Brüssel zu erkennen ist.
1939 begann Horta mit der Niederschrift seiner Memoiren. 1945 entschloss er sich, den größten Teil seines Archives zu vernichten.
Rezeption
Nachdem der Jugendstil seine Anziehung verlor, wurden zahlreiche von Horta entworfene Gebäude zerstört, sein 1898 erbautes ehemaliges Wohnhaus wurde jedoch verschont. Dies nicht zuletzt auch aufgrund der Bemühungen seines ehemaligen Assistenten Jean Delhaye, der sich um die Aufbereitung seines hinterlassenen Werkes kümmerte und mit der Einrichtung eines Horta Museums 1969 den unveränderten Fortbestand des Gebäudes absicherte. Die übriggebliebenen Häuser Hortas stehen heute unter Denkmalschutz, und besonders sein Wohn- und Atelierhaus ist zu einem Wallfahrtsort jugendstilbegeisterter Besucher geworden.
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