Franz Lüdtke
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Franz Lüdtke
Franz Lüdtke, Pseudonym Frank Hinrich Brastatt (* 5. August 1882 in Bromberg; † 30. April 1945 in Oranienburg) war ein deutscher Volkstumspolitiker, der vor allem in der Zeit des Nationalsozialismus als Geschichtsschreiber, Schriftsteller und Mitherausgeber der Schriftenreihe „Deutsche Männer“ (1935 ff.) hervortrat.
Leben
Politiker
Das volkstumspolitische Programm des promovierten Lehrers Lüdtke, der Geschichte, Philosophie und Erziehungskunde studiert hatte und in Bromberg und Oranienburg unterrichtete, resultierte teilweise aus seiner Herkunft aus Bromberg, das seit 1920 zu Polen gehörte. Als „Führer der nationalen Ostbewegung“ in den Jahren 1928/29 tätig, und zwar im „Deutschen Ostmarkenverein, strebte er jetzt gegenüber dem jungen Nationalstaat Polen erneut die Rückgewinnung „altgermanischen Raumes“ an.
Trotz früherer Zugehörigkeit zu einer Freimaurerloge wurde Lüdtke 1932 Mitglied der NSDAP.[1] Nach der „Machtergreifung“ der Nationalsozialisten 1933 überführte er den Ostmarkenverein in den „Bund Deutscher Osten“ (BDO), dessen Reichsführer er war, bis er von Theodor Oberländer abgelöst wurde. Im Herbst 1933 stellte er in einer Rede vor Historikern in Königsberg seine Ostvisionen vor, indem er sagte, keine andere deutsche Ostgrenze anzuerkennen als eine, die vom Baltikum nach Siebenbürgen, von der Weichsel bis zur Wolga, insgesamt von der Ostsee bis ans Schwarze Meer verlaufe.[2] 1936 befasste er sich in König Heinrich I. mit der „gewaltigsten Leistung unseres Volkes“, mit der „Ostkolonisation“, i.e. Ostsiedlung, des Mittelalters. Lüdtke deutete sie im Sinne der „Ostforschung“ als Rückgewinnung „altgermanischen Raumes“ aus slawischer Hand, „den das lebendige Blut unzähliger Geschlechter arthaft und heimatlich formen durfte“.[3] Als Hauptabteilungsleiter des Außenpolitischen Amtes der NSDAP arbeitete er eng mit Albert Brackmann zusammen, der dafür sorgte, dass jede wissenschaftliche Arbeit, die sich mit Ostgeschichte beschäftigte, vom BDO gebilligt wurde.[4]Daneben war er Vortragsredner der Reichsdienststelle Deutsches Volksbildungswerk.[1][5]
Geschichtsschreiber
Kernfigur des an die „kleindeutsch-norddeutsch-protestantische Geschichtsauffassung“[6] angelehnten völkischen Geschichtsbildes Lüdtkes war zunächst Heinrich I. (919–936). Dieser galt seit Heinrich von Sybel als nationaler Reichsgründer. Ganz im Sinne der Position Sybels im Sybel-Ficker-Streit kritisierte er mit seiner Wertung Heinrichs „den Scheinglanz eines kirchlich und römisch geprägten Kaisertums“ und integrierte ihn in die „rassischen Erkenntnisse unserer Tage“.[7] Heinrich Himmler stützte sich in seiner Rede am 2. Juli 1936 in Quedlinburg zum 1000. Todestag Heinrichs I., die er für die wichtigste seiner Karriere hielt, in einigen Passagen auf Lüdtkes Monographie.[8] Wie Himmler mit dem „Anschluss“ Österreichs von seiner Verunglimpfung des mittelalterlichen Kaisertums abließ und seine „kleindeutsche“ Sichtweise in eine „großdeutsche“ ausweitete und 1944 sogar Karl den Großen als Reichsgründer ansehen konnte, so wandelte sich auch Lüdtkes Perspektive mit der in Bewegung geratenen expansiven Politik der Nationalsozialisten. In seinem für den Schulgebrauch verfassten „Abriss der Deutschen Kaisergeschichte 900 bis 1250“ zählte er Otto I., den er wegen des „Bluts der fränkischen Großmutter“ 1936 noch den „niedersächsischen Weg“ für das römische Kaisertum aufgeben gesehen hatte, „zu den bedeutendsten Persönlichkeiten und Gestaltern unserer Geschichte“.[9] Als 1939 die „entrissenen Ostlande zu Großdeutschland“ kamen – im 1939 bis 1945 kurzfristig wieder deutsch gewordenen Bromberg erhielt eine Straße seinen Namen –, schrieb er 1941 in seinem Buch „Ein Jahrtausend Krieg zwischen Deutschland und Polen“:
„Der Osten des neuen Jahrtausends steht im Zeichen des Hakenkreuzes. […] Mit der Zerschmetterung des Bolschewismus ist unser Ostland endgültig befreit worden. Der Sieg über den Bolschewismus aber ist zugleich ein Sieg über den Polen. Dies zu begründen ist nicht nötig. Wer den Osten kennt, weiß, daß es so ist. Er weiß auch, daß die Lösung der Judenfrage notwendig ist, in Europa und ganz besonders in Osteuropa. Alle diese Dinge stehen in einem inneren Zusammenhang. Erst mit der Beendigung des 1000jährigen Kampfes gegen Polen wurde der Weg offen für die Lösung der gesamten Ostfrage.“[10]
Das Buch wurde in einem anderen Sinne bedeutsam insofern, als es auf polnischer Seite eine Antwort auslöste, die als „Flaggschiff“ des polnischen Westgedankens in den vierziger Jahren bezeichnet wird – „Wojciechowskis Buch ‚Polska-Niemcy. Dziesięć wieków zmagań‘ (= Deutschland und Polen. Tausend Jahre des Ringens), dessen Titel [...] zweifellos auf das 1941 in Stuttgart veröffentlichte Buch von Franz Lüdtke ‚Ein Jahrtausend Krieg zwischen Deutschland und Polen‘ anknüpfte“. Wojciechowski entwickelte darin den Gedanken, dass Polen mit der „Rückkehr“ an Oder und Neiße „die Gesamtheit seiner Mutterlande“ wiedergewönne.[11]
Werk
Nach Kriegsende wurden zahlreiche von Lüdtke verfasste und herausgegebene Schriften in der Sowjetischen Besatzungszone und in der Deutschen Demokratischen Republik auf die Liste der auszusondernden Literatur gesetzt.[12][13][14][15][16][17][18]
Schriftsteller
Das dichterische Werk Lüdtkes ist vergessen. Es sind Gedichte (z. B. „Lieder eines Suchenden“, 1909; „Land an der Grenze“ 1938), Novellen („Die Nacht der Erlösung“), Romane („Menschen um 18“) und zuletzt historische Romane („König aller Deutschen. Roman des völkischen Aufbruchs“, 1942; „Das Reich ohne Grenzen. Roman deutscher Sendung“, 1944).
Lyrik
In dem seit 1836 bis heute erscheinenden „Echtermeyer“ sind in der von Richard Wittsack gestalteten Ausgabe von 1936 zwei Gedichte abgedruckt, „Tod von Tannenberg“, eine Ballade über den Sieg Jagiellos über den „Deutschen Orden“ 1410 bei Tannenberg, und ein Stimmungsgedicht über die nach dem Ersten Weltkrieg an Polen gefallene Weichsel in Westpreußen, woher der Autor stammt:
„Abend am Weichselufer
Hoch am Ufer des Stromes wölbt das Gotteshaus
Seine gotischen Bogen jäh in den Abend aus.
Drinnen um Chor und Pfeiler dämmert es schwer und dicht,
Heimlich nur vom Altare flackert das ewige Licht.
Rötlich im Meer des Dunkels schwimmt der Ampelschein,
Glänzt in die wehen Herzen all der Beter hinein.
Vesperklänge zittern weich aus des Mettners Hand,
Hauchen als Abendsegen über das stille Land.
Draußen aber im Westen leuchtet, wie Rosenblühn
Über schlummernden Gärten, leise ein letztes Glühn.
Unten in grauer Tiefe raunen die Wasser sacht.
Auf die flutende Weichsel gleiten die Schleier der Nacht.“[19]
Historische Romane
Die späten Romane sollen die volkstumspolitische Tätigkeit und die Geschichtsschreibung Lüdtkes in eine epische Gesamtschau einbetten. Sie stehen in „großdeutschem“ Licht, wobei die mittelalterlichen Kaiser in romferne „germanische“ Tradition eingepasst werden: in die „Ostsicherung“ Europas gegen „Asien“, nämlich gegen Slawen, Ungarn, Awaren und Hunnen. Das zeigt sich z. B. in seinem „Roman des völkischen Aufbruchs“ von 1942, in dem er noch einmal Heinrich I. zur Hauptfigur macht. Karl der Große ist jetzt ein starker Herrscher, der Heinrich „den Weg gewiesen hat“. In seinem Sohn Otto I. fließen „die besten Blutströme des sächsischen Volkes“, „Bauernblut, das zur Scholle drängt, und Wikingerblut, das zur Ferne drängt“. Am Schluss legt Heinrich die von ihm erworbene Heilige Lanze in des neuen Königs Rechte, aber nicht mehr als christliches Symbol, sondern als „Wodes Speer“, Wotans Speer. – Wie sehr sich Lüdtke auch in der belletristischen Darstellung „germanisch-völkischer“ Geschichte seit Heinrich I. üben mochte, so kam er für Himmler doch nicht in die engere Auswahl von Autoren, die ihn als denjenigen preisen sollten, der diese Geschichte in der Fortsetzung des zum völkisch-rassistischen Ostimperialisten stilisierten Heinrichs I. im Programm Heinrich von der Wewelsburg aus zu vollenden sich vorgenommen hatte.
Werke
Die strategische Bedeutung der Schlacht bei Dresden, Berlin 1904
Professor Sombarts "Deutsche Volkswirtschaft im 19. Jahrhundert", Leipzig 1905
Die Geologie im erdkundlichen Unterrichte höherer Schulen, Wollstein 1907
Führer durch Bromberg und Umgebung, Bromberg 1909
Lieder eines Suchenden, Lissa i.P. 1909
Kritische Geschichte der Apperzeptionsbegriffe, Leipzig
1. Leibniz, 1911
Polen und die Erwerbung der preußischen Königswürde durch die Hohenzollern, Bromberg
1. Abhandlung, 1912
2. Anlagen, 1913
Der Deutsche Ritterorden, Leipzig [u.a.] 1914 (Digitalisat).
Das deutsche Jahr, Leipzig 1915
Preußische Kulturarbeit im Osten, Leipzig [u.a.] 1915 (Digitalisat).
Gottes Heimkehr, Potsdam 1917
Grenzwacht, Berlin [u.a.] 1917
Deutsches Volkstum, Gotha 1918
Geschlechtsleben und Geschlechtsnot, München 1918
Wie Deutschlands Schüler den Weltkrieg erleben, Berlin 1918
Heimat, Berlin 1920
Menschen um 18, Barmen-U. 1920
Ostmark und Volkshochschule, Berlin 1920
Lieder und Balladen, Leipzig 1921
Wann kommst du, Bismarck?, Berlin 1921
Der Heilandsweg des Benedikt Freudlos, Leipzig 1922
Die Nacht der Erlösung, Rudolstadt 1923
Die grauen Blätter Valentin Brunns, des Goldmachers, Rudolstadt 1924
Entrissene Ostlande, Leipzig 1927 (zusammen mit Fritz Braun und Wilhelm Müller-Rüdersdorf)
Grenzmark Posen-Westpreußen, Leipzig 1927
Das Jahr der Heimat, Lengerich i. Westf. 1927
Ostmark, Berlin-Halensee 1927 (zusammen mit Emanuel Ginschel)
Sturm über der Ostmark, Bielefeld 1927
Spuren des Lichts, Berlin-Charlottenberg 1930
Ostmark und Aufbruch, Oranienburg-Berlin 1932
Alfred Rosenberg, Donauwörth 1934
Deutschland - Scholle und Schicksal, Langensalza [u.a.] 1934
Friedrich der Einzige, Leipzig 1934
Rudolf Heß, Donauwörth 1934
Armin, Deutschlands erster Führer, Leipzig 1935
Der Deutsche Ritterorden, der Wiedereroberer und Kolonisator deutschen Ostraumes, Langensalza [u.a.] 1935
Heinrich der Löwe, Niedersachsens großer Herzog, Leipzig 1935
Heinrich I., der Deutsche, Leipzig 1935
Otto von Bismarck, des zweiten Reiches Gründer und Kanzler, Leipzig 1935
Die deutsche Ostgrenze im Wandel zweier Jahrtausende, Breslau 1936
Deutschland, Treue und Trotz, Langensalza [u.a.] 1936
König Heinrich I., Berlin 1936
Kaiser Lothar der Sachse, Berlin 1937
Land an der Grenze, Potsdam 1938
Abriß der deutschen Kaisergeschichte 900 bis 1250, Leipzig 1939
Armin reitet durch die Nacht, Goslar 1940
Du heiliger deutscher Osten!, Breslau 1940
Erbe im Blut, Goslar 1940
Um Weichsel und Warthe, Leipzig 1940
Widukind, ein Kämpfer für die Freiheit, Leipzig 1940
Zweitausend Jahre deutscher Geschichte, Leipzig 1940
Ein Jahrtausend Krieg zwischen Deutschland und Polen, Stuttgart 1941
König aller Deutschen, Berlin 1942
Ostland, München 1942
Saat und Ernte, Mühlacker 1942
Ordensland, Berlin 1943
Das Reich ohne Grenzen, Berlin 1944
Herausgeberschaft
Robert Reinick: Eine sonnige Welt, München [u.a.] 1918
Deutsche Ostmark, Berlin 1925
Der Kampf um deutsches Ostland, Düsseldorf 1931 (herausgegeben zusammen mit Ernst Otto Thiele)
Rufer des Ostens, Posen 1943
Quelle - Literatur & Einzelnachweise
Leben
Politiker
Das volkstumspolitische Programm des promovierten Lehrers Lüdtke, der Geschichte, Philosophie und Erziehungskunde studiert hatte und in Bromberg und Oranienburg unterrichtete, resultierte teilweise aus seiner Herkunft aus Bromberg, das seit 1920 zu Polen gehörte. Als „Führer der nationalen Ostbewegung“ in den Jahren 1928/29 tätig, und zwar im „Deutschen Ostmarkenverein, strebte er jetzt gegenüber dem jungen Nationalstaat Polen erneut die Rückgewinnung „altgermanischen Raumes“ an.
Trotz früherer Zugehörigkeit zu einer Freimaurerloge wurde Lüdtke 1932 Mitglied der NSDAP.[1] Nach der „Machtergreifung“ der Nationalsozialisten 1933 überführte er den Ostmarkenverein in den „Bund Deutscher Osten“ (BDO), dessen Reichsführer er war, bis er von Theodor Oberländer abgelöst wurde. Im Herbst 1933 stellte er in einer Rede vor Historikern in Königsberg seine Ostvisionen vor, indem er sagte, keine andere deutsche Ostgrenze anzuerkennen als eine, die vom Baltikum nach Siebenbürgen, von der Weichsel bis zur Wolga, insgesamt von der Ostsee bis ans Schwarze Meer verlaufe.[2] 1936 befasste er sich in König Heinrich I. mit der „gewaltigsten Leistung unseres Volkes“, mit der „Ostkolonisation“, i.e. Ostsiedlung, des Mittelalters. Lüdtke deutete sie im Sinne der „Ostforschung“ als Rückgewinnung „altgermanischen Raumes“ aus slawischer Hand, „den das lebendige Blut unzähliger Geschlechter arthaft und heimatlich formen durfte“.[3] Als Hauptabteilungsleiter des Außenpolitischen Amtes der NSDAP arbeitete er eng mit Albert Brackmann zusammen, der dafür sorgte, dass jede wissenschaftliche Arbeit, die sich mit Ostgeschichte beschäftigte, vom BDO gebilligt wurde.[4]Daneben war er Vortragsredner der Reichsdienststelle Deutsches Volksbildungswerk.[1][5]
Geschichtsschreiber
Kernfigur des an die „kleindeutsch-norddeutsch-protestantische Geschichtsauffassung“[6] angelehnten völkischen Geschichtsbildes Lüdtkes war zunächst Heinrich I. (919–936). Dieser galt seit Heinrich von Sybel als nationaler Reichsgründer. Ganz im Sinne der Position Sybels im Sybel-Ficker-Streit kritisierte er mit seiner Wertung Heinrichs „den Scheinglanz eines kirchlich und römisch geprägten Kaisertums“ und integrierte ihn in die „rassischen Erkenntnisse unserer Tage“.[7] Heinrich Himmler stützte sich in seiner Rede am 2. Juli 1936 in Quedlinburg zum 1000. Todestag Heinrichs I., die er für die wichtigste seiner Karriere hielt, in einigen Passagen auf Lüdtkes Monographie.[8] Wie Himmler mit dem „Anschluss“ Österreichs von seiner Verunglimpfung des mittelalterlichen Kaisertums abließ und seine „kleindeutsche“ Sichtweise in eine „großdeutsche“ ausweitete und 1944 sogar Karl den Großen als Reichsgründer ansehen konnte, so wandelte sich auch Lüdtkes Perspektive mit der in Bewegung geratenen expansiven Politik der Nationalsozialisten. In seinem für den Schulgebrauch verfassten „Abriss der Deutschen Kaisergeschichte 900 bis 1250“ zählte er Otto I., den er wegen des „Bluts der fränkischen Großmutter“ 1936 noch den „niedersächsischen Weg“ für das römische Kaisertum aufgeben gesehen hatte, „zu den bedeutendsten Persönlichkeiten und Gestaltern unserer Geschichte“.[9] Als 1939 die „entrissenen Ostlande zu Großdeutschland“ kamen – im 1939 bis 1945 kurzfristig wieder deutsch gewordenen Bromberg erhielt eine Straße seinen Namen –, schrieb er 1941 in seinem Buch „Ein Jahrtausend Krieg zwischen Deutschland und Polen“:
„Der Osten des neuen Jahrtausends steht im Zeichen des Hakenkreuzes. […] Mit der Zerschmetterung des Bolschewismus ist unser Ostland endgültig befreit worden. Der Sieg über den Bolschewismus aber ist zugleich ein Sieg über den Polen. Dies zu begründen ist nicht nötig. Wer den Osten kennt, weiß, daß es so ist. Er weiß auch, daß die Lösung der Judenfrage notwendig ist, in Europa und ganz besonders in Osteuropa. Alle diese Dinge stehen in einem inneren Zusammenhang. Erst mit der Beendigung des 1000jährigen Kampfes gegen Polen wurde der Weg offen für die Lösung der gesamten Ostfrage.“[10]
Das Buch wurde in einem anderen Sinne bedeutsam insofern, als es auf polnischer Seite eine Antwort auslöste, die als „Flaggschiff“ des polnischen Westgedankens in den vierziger Jahren bezeichnet wird – „Wojciechowskis Buch ‚Polska-Niemcy. Dziesięć wieków zmagań‘ (= Deutschland und Polen. Tausend Jahre des Ringens), dessen Titel [...] zweifellos auf das 1941 in Stuttgart veröffentlichte Buch von Franz Lüdtke ‚Ein Jahrtausend Krieg zwischen Deutschland und Polen‘ anknüpfte“. Wojciechowski entwickelte darin den Gedanken, dass Polen mit der „Rückkehr“ an Oder und Neiße „die Gesamtheit seiner Mutterlande“ wiedergewönne.[11]
Werk
Nach Kriegsende wurden zahlreiche von Lüdtke verfasste und herausgegebene Schriften in der Sowjetischen Besatzungszone und in der Deutschen Demokratischen Republik auf die Liste der auszusondernden Literatur gesetzt.[12][13][14][15][16][17][18]
Schriftsteller
Das dichterische Werk Lüdtkes ist vergessen. Es sind Gedichte (z. B. „Lieder eines Suchenden“, 1909; „Land an der Grenze“ 1938), Novellen („Die Nacht der Erlösung“), Romane („Menschen um 18“) und zuletzt historische Romane („König aller Deutschen. Roman des völkischen Aufbruchs“, 1942; „Das Reich ohne Grenzen. Roman deutscher Sendung“, 1944).
Lyrik
In dem seit 1836 bis heute erscheinenden „Echtermeyer“ sind in der von Richard Wittsack gestalteten Ausgabe von 1936 zwei Gedichte abgedruckt, „Tod von Tannenberg“, eine Ballade über den Sieg Jagiellos über den „Deutschen Orden“ 1410 bei Tannenberg, und ein Stimmungsgedicht über die nach dem Ersten Weltkrieg an Polen gefallene Weichsel in Westpreußen, woher der Autor stammt:
„Abend am Weichselufer
Hoch am Ufer des Stromes wölbt das Gotteshaus
Seine gotischen Bogen jäh in den Abend aus.
Drinnen um Chor und Pfeiler dämmert es schwer und dicht,
Heimlich nur vom Altare flackert das ewige Licht.
Rötlich im Meer des Dunkels schwimmt der Ampelschein,
Glänzt in die wehen Herzen all der Beter hinein.
Vesperklänge zittern weich aus des Mettners Hand,
Hauchen als Abendsegen über das stille Land.
Draußen aber im Westen leuchtet, wie Rosenblühn
Über schlummernden Gärten, leise ein letztes Glühn.
Unten in grauer Tiefe raunen die Wasser sacht.
Auf die flutende Weichsel gleiten die Schleier der Nacht.“[19]
Historische Romane
Die späten Romane sollen die volkstumspolitische Tätigkeit und die Geschichtsschreibung Lüdtkes in eine epische Gesamtschau einbetten. Sie stehen in „großdeutschem“ Licht, wobei die mittelalterlichen Kaiser in romferne „germanische“ Tradition eingepasst werden: in die „Ostsicherung“ Europas gegen „Asien“, nämlich gegen Slawen, Ungarn, Awaren und Hunnen. Das zeigt sich z. B. in seinem „Roman des völkischen Aufbruchs“ von 1942, in dem er noch einmal Heinrich I. zur Hauptfigur macht. Karl der Große ist jetzt ein starker Herrscher, der Heinrich „den Weg gewiesen hat“. In seinem Sohn Otto I. fließen „die besten Blutströme des sächsischen Volkes“, „Bauernblut, das zur Scholle drängt, und Wikingerblut, das zur Ferne drängt“. Am Schluss legt Heinrich die von ihm erworbene Heilige Lanze in des neuen Königs Rechte, aber nicht mehr als christliches Symbol, sondern als „Wodes Speer“, Wotans Speer. – Wie sehr sich Lüdtke auch in der belletristischen Darstellung „germanisch-völkischer“ Geschichte seit Heinrich I. üben mochte, so kam er für Himmler doch nicht in die engere Auswahl von Autoren, die ihn als denjenigen preisen sollten, der diese Geschichte in der Fortsetzung des zum völkisch-rassistischen Ostimperialisten stilisierten Heinrichs I. im Programm Heinrich von der Wewelsburg aus zu vollenden sich vorgenommen hatte.
Werke
Die strategische Bedeutung der Schlacht bei Dresden, Berlin 1904
Professor Sombarts "Deutsche Volkswirtschaft im 19. Jahrhundert", Leipzig 1905
Die Geologie im erdkundlichen Unterrichte höherer Schulen, Wollstein 1907
Führer durch Bromberg und Umgebung, Bromberg 1909
Lieder eines Suchenden, Lissa i.P. 1909
Kritische Geschichte der Apperzeptionsbegriffe, Leipzig
1. Leibniz, 1911
Polen und die Erwerbung der preußischen Königswürde durch die Hohenzollern, Bromberg
1. Abhandlung, 1912
2. Anlagen, 1913
Der Deutsche Ritterorden, Leipzig [u.a.] 1914 (Digitalisat).
Das deutsche Jahr, Leipzig 1915
Preußische Kulturarbeit im Osten, Leipzig [u.a.] 1915 (Digitalisat).
Gottes Heimkehr, Potsdam 1917
Grenzwacht, Berlin [u.a.] 1917
Deutsches Volkstum, Gotha 1918
Geschlechtsleben und Geschlechtsnot, München 1918
Wie Deutschlands Schüler den Weltkrieg erleben, Berlin 1918
Heimat, Berlin 1920
Menschen um 18, Barmen-U. 1920
Ostmark und Volkshochschule, Berlin 1920
Lieder und Balladen, Leipzig 1921
Wann kommst du, Bismarck?, Berlin 1921
Der Heilandsweg des Benedikt Freudlos, Leipzig 1922
Die Nacht der Erlösung, Rudolstadt 1923
Die grauen Blätter Valentin Brunns, des Goldmachers, Rudolstadt 1924
Entrissene Ostlande, Leipzig 1927 (zusammen mit Fritz Braun und Wilhelm Müller-Rüdersdorf)
Grenzmark Posen-Westpreußen, Leipzig 1927
Das Jahr der Heimat, Lengerich i. Westf. 1927
Ostmark, Berlin-Halensee 1927 (zusammen mit Emanuel Ginschel)
Sturm über der Ostmark, Bielefeld 1927
Spuren des Lichts, Berlin-Charlottenberg 1930
Ostmark und Aufbruch, Oranienburg-Berlin 1932
Alfred Rosenberg, Donauwörth 1934
Deutschland - Scholle und Schicksal, Langensalza [u.a.] 1934
Friedrich der Einzige, Leipzig 1934
Rudolf Heß, Donauwörth 1934
Armin, Deutschlands erster Führer, Leipzig 1935
Der Deutsche Ritterorden, der Wiedereroberer und Kolonisator deutschen Ostraumes, Langensalza [u.a.] 1935
Heinrich der Löwe, Niedersachsens großer Herzog, Leipzig 1935
Heinrich I., der Deutsche, Leipzig 1935
Otto von Bismarck, des zweiten Reiches Gründer und Kanzler, Leipzig 1935
Die deutsche Ostgrenze im Wandel zweier Jahrtausende, Breslau 1936
Deutschland, Treue und Trotz, Langensalza [u.a.] 1936
König Heinrich I., Berlin 1936
Kaiser Lothar der Sachse, Berlin 1937
Land an der Grenze, Potsdam 1938
Abriß der deutschen Kaisergeschichte 900 bis 1250, Leipzig 1939
Armin reitet durch die Nacht, Goslar 1940
Du heiliger deutscher Osten!, Breslau 1940
Erbe im Blut, Goslar 1940
Um Weichsel und Warthe, Leipzig 1940
Widukind, ein Kämpfer für die Freiheit, Leipzig 1940
Zweitausend Jahre deutscher Geschichte, Leipzig 1940
Ein Jahrtausend Krieg zwischen Deutschland und Polen, Stuttgart 1941
König aller Deutschen, Berlin 1942
Ostland, München 1942
Saat und Ernte, Mühlacker 1942
Ordensland, Berlin 1943
Das Reich ohne Grenzen, Berlin 1944
Herausgeberschaft
Robert Reinick: Eine sonnige Welt, München [u.a.] 1918
Deutsche Ostmark, Berlin 1925
Der Kampf um deutsches Ostland, Düsseldorf 1931 (herausgegeben zusammen mit Ernst Otto Thiele)
Rufer des Ostens, Posen 1943
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