Franz Haniel & Cie.
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Franz Haniel & Cie.
Franz Haniel & Cie. GmbH ist eine Investmentholding in Familienbesitz mit Sitz in Duisburg-Ruhrort, die als strategische Führungsholding ein diversifiziertes Portfolio steuert. Das Unternehmen, das sich selbst als Family-Equity-Unternehmen bezeichnet, ist eines der größten Unternehmen Europas, das immer noch zu 100 % von einer Familie (Familie Haniel) gehalten wird.
Rechtsform GmbH
Gründung 1756 / 22. Juni 1917 (GmbH)
Sitz Duisburg, Deutschland
Leitung Stephan Gemkow, Vorstandsvorsitzender
Franz Markus Haniel, Aufsichtsratsvorsitzender
Mitarbeiter 11.544 (2014)[1]
Umsatz 3.944 Mio. Euro (2014)[1]
Branche Holding
Website www.haniel.de
Im Ranking der 500 größten Familienunternehmen in Deutschland der Zeitschrift Wirtschaftsblatt nimmt die Holding aktuell den vierten Platz ein.[2]
Geschichte
Ursprünge & Gründung
Erstes Wohn- und Geschäftshaus der Firma Haniel in Ruhrort, errichtet 1756. Hier lebte Franz Haniel von 1779 bis 1868
Der Vorläufer des Unternehmens wurde im Ruhrorter „Packhaus“ gegründet, das von Franz Haniels Großvater Jan Willem Noot erbaut wurde. Als Gründungsjahr wird deswegen 1756, in welchem Friedrich der Große den Erbpachtvertrag für das Grundstück unterzeichnete, verwendet.
Jan Willem Noot betrieb im Packhaus ein Lagerhaltungsgeschäft für Kolonialwaren, das erst von Jacob (bis 1782) und dann von dessen Gattin Aletta Haniel, geborene Noot, (bis 1797) als Speditionshandel weitergeführt wurde.
Expansion in die metallverarbeitende Industrie
Im Jahr 1802 werden deren Söhne Franz und Gerhard zu Teilhabern des Unternehmens, dessen Anteile 1809 unter den Brüdern aufgeteilt wurde. Von nun an betreiben die beiden Brüder zwei separate Handelsfirmen. Die eigene Kohlenhandlung und Reederei von Franz Haniel bestand wahrscheinlich aber bereits um 1802. Ein Großteil seines Geschäftsinteresses galt von da an der Kohle.
Ein anderes Interesse wurde 1803 geweckt: Franz Haniel erkannte, dass sich der Besitz der beiden Eisenhütten „St. Antony“ in Oberhausen-Osterfeld und „Neu-Essen“ im Reichsstift Essen, mit denen die Haniels schon seit zehn Jahren Geschäfte machten, lohnen müsste. Der Kauf zusammen mit seinem Bruder Gerhard und seinem Schwager Gottlob Jacobi kam 1805 zustande. Heinrich Arnold Huyssen vermittelte 1808 den Ankauf der dritten Hütte, „Gutehoffnung“ in Oberhausen-Sterkrade, von Helene Amalie Krupp. Noch im selben Jahr werden die drei Hütten zur Hüttengewerkschaft und Handlung Jacobi, Haniel & Huyssen (JHH), Vorgängerin der „Gutehoffnungshütte“ AG (GHH), zusammengeschlossen. Mit dem Bau von Dampfmaschinen und -schiffen, Lokomotiven, Schienen und Brücken leistete die JHH einen wichtigen Beitrag zur Industrialisierung des Ruhrgebiets. Damit war das erste deutsche Montanunternehmen entstanden.
Schiffs- und Maschinenbau
1809 wurde das mütterliche Erbe zwischen den beiden Brüdern aufgeteilt. Die in Ruhrort ansässige Kohlenhandlung und die Spedition gingen an Franz und wurden fortan unter dessen Namen geführt. Ausgerechnet bei Ruhrort erlitt das Dampfschiff Caledonia des Sohns des Erfinders der Dampfmaschine, James Watt jr., einen Maschinenschaden. Das dabei beschädigte Pleuel wurde daraufhin bei der JHH wieder repariert und weckte Franz Haniels Faszination für Dampfmaschinen. Er bemühte sich in England bei Watt um einen persönlichen Einblick in dessen Werk, was dieser jedoch ablehnte. Dennoch baute die JHH 1819 eine erste größere Dampfmaschine mit einer Leistung von 12 Pferdestärken, und 1829 wurde das erste in eigener Werft Jacobi, Haniel & Huyssen produzierte Passagierdampfboot in Betrieb genommen. Für den Bau der ersten Dampfschiffe wurden von Haniel überwiegend holländische und englische Werftarbeiter nach Ruhrort geholt.
1830 lief das erste deutsche Dampfschiff auf dem Rhein, die „Stadt Mainz“, in Ruhrort vom Stapel. 1838 kam die komplett aus Eisen gefertigte „Graf von Paris“, 1845 der Schlepper „Die Ruhr“ hinzu. Mit von der Partie beim Dampfschiffbau war ein englischer Konstrukteur namens Nicholas Harvey, den Franz Haniel durch die Vermittlung einer Ehe mit seiner Nichte Maria Kunigunde Clementine Jacobi an das Unternehmen band. Die Lütticher Industriellenfamilie Cockerill beabsichtigte ebenfalls den Bau von Dampfschiffen auf dem Rhein. Durch die Hochzeit seines Sohnes mit der Tochter der Familie Cockerill im Jahre 1839 blieb die unliebsame Konkurrenz in Dampfschiffen am Rhein aus.
Bereits 1821 hatte Haniel in Ruhrort einen ersten mit Koks befeuerten Hochofen errichtet. „Jacoby, Haniel & Huyssen“ erbaute 1830 zudem ein Blechwalzwerk, dann 1835 ein weiteres Walzwerk und produzierte 1840 die erste Lokomotive, die „Ruhr“. Seit 1838 wurden diverse Erzgruben betrieben. Ein Walzwerk zur Produktion von Eisenbahnschienen wurde 1841 gegründet, aber 1842 wieder aufgegeben.
Ebenfalls bereits ab 1820 engagierte sich Haniel für den Ausbau des Ruhrorter Hafens, zunächst zum Zwecke des Aufbaus der eigenen Werft, ab 1830 dann auch für die Planung der Ruhrorter Infrastruktur: Die Strecke der Köln-Mindener Eisenbahn-Gesellschaft wurde 1847 fertiggestellt. Die Anbindung Ruhrorts an diese wichtige Bahnstrecke lässt sich dabei nachweislich auf das Engagement Franz Haniels zurückführen.
Durchbruch im Tiefbergbau
Haniel hatte 1833 bereits mit Tiefenbohrungen begonnen, um in Essen-Schönebeck im Jahr 1834 als Erster eine senkrechte Schachtanlage durch die als undurchdringlich geltende Mergelschicht abzuteufen. Das Ziel der Tiefbohrungen war das Erreichen der Fettkohlenflöze. Fettkohle kann zu Kokskohle umgewandelt und dann in Hochöfen eingesetzt werden. Mit Dampfmaschinen ließ er das eindringende Grundwasser abpumpen. 100.000 Taler kostete Haniel dieser Schacht, von dem ihm alle Übrigen samt dem zuständigen Bergamt abgeraten hatten. Mit der Durchdringung der Mergelschicht wurde 1834 eine Pionierleistung erreicht, die daraufhin schnell ihre Nachahmer fand. 1847 eröffnete er die „Zeche Zollverein“ in Essen, die 1851 die Kohleförderung aufnehmen konnte.
Haniel hatte sein Ziel einer eigenen Kohleversorgung seiner Hüttenwerke mit Kokskohle erreicht, und die Gleisanlagen der Köln-Mindener Eisenbahn-Gesellschaft lagen so günstig, dass die Kohle von der Zeche preiswert nach Ruhrort transportiert und dort im Hafen auf eigene Schiffe zum Weitertransport verladen werden konnte. Somit hatte Franz Haniel die Grundlagen für eine vertikale Integration seines Konzerns geschaffen.
1854 beteiligte sich Haniel maßgeblich am Bau einer Fährverbindung über den Rhein, dem Ruhrort-Homberger-Eisenbahntrajekt, bei dem wegen der noch fehlenden Rheinbrücken die Kohlewaggons über einen dampfgetriebenen Aufzug auf Fährschiffe verladen und nach Westen übergesetzt wurden. Die Fähren wurden selbstverständlich bei Haniel auf der eigenen Werft gebaut. Noch heute existiert in Duisburg-Homberg ein Turm des Trajekts als Denkmal. Das Trajekt war für Haniel Anlass, sich als Erster mit einem linksrheinischen Zechenprojekt zu beschäftigen: Er gründete die „Zeche Rheinpreußen“, die bis 1990 Kohle förderte.
Vertreter des paternalistischen Kapitalismus
Als typischer Vertreter eines sozial verpflichteten, paternalistischen Kapitalismus, den man später als den „rheinischen“ bezeichnen wird, kümmerte sich Franz Haniel immer auch um das Wohlergehen der Beschäftigten. Bereits 1832 hatte Haniel mit seinen Compagnions eine Unterstützungs-Casse der hiesigen Arbeiter gegründet, die diese im Falle von Krankheit oder Unfall absichern sollte. Bis 1837 wurde der Schutz dieser Kasse auf alle Beschäftigten der Ruhrorter Werft ausgeweitet. 1847 dann eröffnet Franz Haniel für die Mitarbeiter seiner Firma eine weitere Unterstützungskasse. Die JHH errichtete auch Häuser in der Nähe ihrer Zechen für die Stammbelegschaft. So entstand 1844 die Siedlung Eisenheim in Oberhausen-Osterfeld, die den Bergarbeiterfamilien neben ausreichend Wohnfläche auch Raum für die Ziege („die Kuh des Bergmanns“) hinter dem Haus ließ, aus der später die Taubenzüchterparadiese hervorgingen. Die Siedlung steht heute unter Denkmalschutz. Mit fast 3.600 Arbeitern war die JHH 1858 der größte Arbeitgeber im Ruhrgebiet.
Haniel unter Hugo Haniel
Nach Haniels Tod im Jahre 1868 übernahm sein Sohn, Hugo Haniel, die Geschäftsleitung und führte die Geschäfte der neu gegründeten Firma Franz Haniel & Cie. oHG. Aus der Gutehoffnungshütte in Oberhausen-Sterkrade, einem Unternehmen mit 18.000 Mitarbeitern, wird nach dem Tod des letzten Mitbegründers, Heinrich Huyssen, 1873 eine Aktiengesellschaft mit dem Namen Gutehoffnungshütte, Actienverein für Bergbau und Hüttenbetrieb. Die Aktien befinden sich im Besitz der Nachkommen der vier Gründer. Dort wurden aus dem Eisen u. a. die Bahnhofshalle in Frankfurt am Main und ein riesiges Schwimmdock für die kaiserliche Marine in Tsingtao in China gefertigt.
Paul Reusch als Leiter der GHH
Erstmals übernahm 1905 mit dem schwäbischen Bergbautechniker Paul Reusch ein angestellter Manager, der nicht Familienmitglied war, die Leitung der GHH. Er erweiterte das Montanunternehmen um die stahlverarbeitende Industrie und den Maschinenbau. Ein damals neu abgeteufter Schacht in Oberhausen-Osterfeld erhielt seinen Namen: Paul-Reusch-Schacht. Während der Hyperinflation 1923 ergriff Reusch die Gelegenheit zum Kauf der MAN, womit die Belegschaft auf 52.000 Menschen wuchs. Neu in den Konzern integriert wurde ab 1923 auch die in Den Haag gegründete Ferrostaal. Mit der Weltwirtschaftskrise 1929 halbiert auch die GHH ihre Belegschaft. Die Machtübergabe an die Nationalsozialisten begrüßte Reusch anfangs und drängte bei Hitler auf die Besetzung der für die Wirtschaft wichtigen Ministerien mit Fachleuten anstatt Parteigünstlingen. Der von Hitler forcierte Autobahnbau erhöhte den Bedarf an Brückenbauten, die Aufrüstung steigerte den Absatz von Dieselmotoren für Schiffe der Kriegs- und Handelsmarine erheblich. Während des Zweiten Weltkriegs beschäftigte die GHH zeitweise 4.000 Zwangsarbeiter. 1942 musste Reusch auf Druck des Regimes aus dem Vorstand ausscheiden.
Die Gründung der Franz Haniel & Cie. GmbH
Die Vielzahl großer und kleiner Fertigprodukte erforderten bald eine Erweiterung der eigenen Logistik des Handelshauses. 1917 wurde neben der oHG, die noch bis 1929 existiert, die Franz Haniel & Cie. GmbH gegründet. Aus dem alten Packhaus wurde der zentrale Sitz. 1921 bündelten MAN und der Haniel-Konzern ihre Ölinteressen zu gleichen Anteilen in der Oelhag. Ein Teil der Anteile ging in den 1920er Jahren an die Atlantic Richfield Company, die restlichen Anteile während der Weltwirtschaftskrise vollständig an die Deutsch-Amerikanische Petroleum Gesellschaft (DAPG) und Rhenania-Ossag.
Mit Johann Wilhelm Welker erhielt die GmbH einen ebenfalls familienfremden eigenen Generaldirektor, der diese Position bis 1944 innehatte. Seitdem galt für die Familie Haniel das Gesetz, dass Familienangehörige im Unternehmen keine Posten erhalten können. Unter Welkers Leitung wurde nach dem Ersten Weltkrieg die Reederei für den Kohlenhandel erheblich ausgebaut. Während der Zeit des Nationalsozialismus ist Welker der einzige Vorsitzende einer Handelskammer, der über kein Parteibuch der NSDAP verfügte. Dennoch nutzte auch er die Autarkie-Bestrebungen des Dritten Reiches: Die Zeche Rheinpreußen errichtete Hydrieranlagen, mit denen aus Steinkohle im Fischer-Tropsch-Verfahren Benzin hergestellt werden konnte. Im Gegensatz zu anderen Unternehmen erfolgte der dafür nötige Anlagenbau allerdings ohne staatliche Subventionen. Das grün-weiße Tankstellennetz von Rheinpreußen warb mit dem Slogan: „Säulen deutscher Unabhängigkeit“.
Entflechtung und Strukturwandel
Bei Kriegsende war der größte Teil der Haniel-Schiffe im Ruhrorter Hafen versenkt, die Reederei lag weitgehend brach, die Industrieanlagen waren zerbombt und GHH und MAN hatten ihr wichtiges Netz an Auslandsniederlassungen verloren. Dennoch stellte Haniel jeden heimkehrenden Frontsoldaten, der ehemaliger Haniel-Mitarbeiter war, sofort wieder ein.
Die Entflechtung bei Haniel führte dazu, dass bis 1960 aus der indirekten Beteiligung der Familie Haniel an der Franz Haniel & Cie. GmbH über die Zechen und GHH eine direkte Beteiligung wurde. Die GHH wurde im Kontext dieses Prozesses in vier Teile entflochten. Der Brückenbauspezialist GHH war schnell wieder gefragt, und so wurde bereits 1948 die unter Beteiligung der GHH wiedererrichtete Deutzer Brücke in Köln eingeweiht. Bei der Berliner Luftbrücke 1948/49 lieferte Haniel 30 Prozent der von Hand in Zentnersäcken verpackten Kohle. Das Geschäft entwickelte sich zu einer so guten Einnahmequelle, dass gelegentlich von einem neuen Geschäftszweig die Rede war. Auch der Speditions- und Umschlagbetrieb war beteiligt.
Von 1960 bis 2000
Unter der Leitung von Klaus Haniel, Wolfgang Curtius und Thuisko von Metzsch unternahm Haniel frühzeitig einen erheblichen Strukturwandel: In den frühen 1960er Jahren verkaufte man die Zeche Rheinpreußen und das damit zusammenhängende Tankstellennetz. Den Erlös nutzte die Firma für den Einstieg und Ausbau neuer Geschäftsfelder wie den Pharmagroßhandel, den Transport und die Ablagerung von Industrieabfällen sowie den Einstieg in die Groß- und Einzelhandelskette Metro AG, an der sie bis heute Anteile hält. In den 1960er Jahren begann die Familie Haniel mit dem schrittweisen Verkauf ihrer GHH-Anteile an den Thyssen-Konzern. 1965 betrug der Umsatz der Franz Haniel & Cie. GmbH 1,096 Milliarden DM. In den 1980er Jahren wurden die letzten Anteile an der GHH abgegeben. Später folgte der Rückzug aus dem Brennstoffhandel, der Spedition und der Binnenschifffahrt.
Haniel im 21. Jahrhundert
Der Beginn des 21. Jahrhunderts war für Haniel durch eine Reihe von Übernahmen und Verkäufen von Unternehmensbeteiligungen geprägt. Im Jahre 2000 zog sich Haniel durch die Veräußerung der Mehrheitsanteile der Reederei endgültig aus der Binnenschifffahrt zurück.
Im Januar 2006 übernahm der ehemalige Mercedes-Chef Eckhard Cordes den Posten des Vorstandsvorsitzenden und löste damit den nur acht Monate amtierenden Theo Siegert ab, der „aus persönlichen Gründen“ aus dem Amt schied. Im gleichen Jahr folgte der Ausstieg Haniels aus der Schadensanierung mit dem Verkauf von BELFOR und die Feier zum 250-jährigen Bestehen des Konzerns. Im August 2007 stockte Haniel unter Eckhard Cordes die Beteiligung an der Metro AG auf und wurde mit 34,24 % der Stimmrechte größter Anteilseigner.
Im Zuge der geplanten Ausrichtung zum internationalen Handels- und Dienstleistungskonzern verkaufte Haniel mit der Xella im Jahre 2007 den letzten produzierenden Geschäftsbereich an ein Private-Equity-Konsortium.[3] Haniel war einer der Hauptsponsoren von RUHR.2010[4].
Im Januar 2010 übernahm Jürgen Kluge das Amt des Vorstandsvorsitzenden von Haniel[5], und Stefan Meister löste Fritz Oesterle ab. Stefan Meister wurde zum 1. September 2011 von Florian Funck, der seine Karriere in der Holding begann und zuletzt Finanzvorstand der Haniel-Tochter TAKKT AG in Stuttgart war, abgelöst. Jürgen Kluge beendete seine Tätigkeit zum 1. August 2012; auf ihn folgte Stephan Gemkow, der zuletzt Finanzvorstand der Lufthansa AG war.[6] Der Vorstand von Haniel besteht damit im Moment mit Stephan Gemkow (CEO) und Florian Funck (CFO) aus 2 Mitgliedern.
Im Januar 2013 nahm die Haniel-Gruppe im Ranking der 500 größten Familienunternehmen der Zeitschrift Wirtschaftsblatt den vierten Platz ein.[7]
Am 23. Januar 2014 gab Haniel bekannt, dass die ursprüngliche gescheiterte Übernahme von Celesio durch den amerikanischen McKesson-Konzern nun doch vollzogen wird. Durch neue Verträge mit dem Mehrheitsaktionär Haniel und dem US-Hedgefonds Elliott sicherte sich McKesson bereits 75 % der Anteile an Celesio, so dass ein entsprechender Beherrschungs- und Gewinnabführungsvertrag geschlossen werden kann.[8]
Haniel heute
Heute steuert die Franz Haniel & Cie. GmbH, die im Besitz von über 680 Gesellschaftern aus der Familie Haniel ist, von Duisburg aus ein diversifiziertes Portfolio. Die gesamte Haniel-Gruppe besteht aus ca. 160 Einzelfirmen und erwirtschaftete im Jahr 2014 mit 11.544 Mitarbeitern (davon 11.525 in den fortgeführten Bereichen) in über 30 Ländern einen Jahresumsatz von rund 3,94 Mrd. €[9].
Geschäftsbereiche
CWS-boco
100 %
ELG
100 %
Bekaert
100,00 %
TAKKT AG
50,25 %
Metro AG
25,00 %
Fünf Geschäftsbereiche gehören aktuell zum Portfolio: Die 100-Prozent-Beteiligungen Bekaert Textiles (Spezialist für die Entwicklung und Herstellung von gewebten und gestrickten Stoffen für Matratzenbezüge), CWS-boco International GmbH (Vermietung und Verkauf von Berufskleidung sowie Waschraumhygiene) und ELG (Recycling und Handel mit Rohstoffen für die Edelstahlindustrie) sowie die Mehrheitsbeteiligung (50,25 %) TAKKT (B2B-Versandhandel von Büro-, Betriebs- und Lagereinrichtungen) und die Minderheitsbeteiligung (25,00 %) Metro Group, einer der bedeutendsten internationalen Handelskonzerne.[10]
enkelfähig
Der Begriff „enkelfähig“, der seinen Ursprung im Bereich der Nachhaltigkeit hat, ist sowohl eine Marke der Franz Haniel & Cie. GmbH als auch der Titel des Unternehmensmagazins. Haniel interpretiert den Begriff für sich in der Form, dass er den Anspruch des Unternehmens – finanzielle, gesellschaftliche und ökologische Werte zu schaffen und zu stärken – auf den Punkt bringt. Er soll das Verantwortungsbewusstsein und die langfristige Ausrichtung eines Unternehmens transportieren.
Das Unternehmensmagazin „enkelfähig“ der Franz Haniel & Cie. GmbH erschien im November 2011 zum ersten Mal. Es entsteht in Zusammenarbeit mit der Agentur C3 Creative Code and Content (ehemals: Burda Creative Group) und erscheint dreimal jährlich. Die Auflage beträgt 11.000. Das Magazin gibt es ausschließlich auf Deutsch, lediglich Ausgabe #3 und #4 waren zusätzlich auf Englisch verfügbar. Bei „enkelfähig“ wird bewusst nicht vordergründig das Unternehmen in den Mittelpunkt gestellt – mehr als die Hälfte des Inhalts steht in keiner direkten Verbindung zu Haniel. Ein wesentlicher Bestandteil des Magazin-Konzepts ist es, generationsübergreifende und -verbindende Themen zu behandeln, und das jeweilige Monothema aus den unterschiedlichsten Blickwinkeln zu beleuchten. [11][12] Das Magazin hat sowohl als Print- wie auch als Online-Version diverse nationale und internationale Preise gewonnen, so u.a. mehrfach den Best of Corporate Publishing (BCP)-Award[13] sowie den Econ-Award (verliehen durch den Econ Verlag)[14].
Corporate Governance bei Haniel
Seit der Gründung der Franz Haniel & Cie im Jahre 1917 überlässt die Familie das operative Geschäft vollständig externen Managern. Eigentum und Unternehmensführung werden seit diesem Jahr, durch ein ungeschriebenes familieninternes Gesetz, voneinander getrennt.
Die Firmenstrategie wird langfristig von der Familie vorgegeben. Im Rahmen der jährlichen Gesellschafterversammlung wählen die anwesenden Familienmitglieder aus dem Kreis der Anwesenden alle 5 Jahre einen Beirat. Dieser besteht aus 30 Familienmitgliedern, von denen acht bis zehn wiederum den „Kleinen Kreis“ bilden. Acht Mitglieder des Kleinen Kreises entsendet die Gesellschafterversammlung als Anteilseignervertreter in den Aufsichtsrat, wo sie die Grundsätze der Geschäftspolitik mitbestimmen und die Unternehmensstrategie beeinflussen. Vorsitzender des Aufsichtsrats ist Franz Markus Haniel. Seit Mitte 2012 sind zwei der familienbezogenen Aufsichtsratsplätze und dementsprechend auch zwei der Plätze im Kleinen Kreis externen Persönlichkeiten aus der Wirtschaft zugeordnet.
Alle zwei Jahre veranstaltet die Holding ein Jugendtreffen, bei dem die Junggesellschafter einen der Geschäftsbereiche des Unternehmens kennenlernen (Altersgrenze 40 Jahre).[15] Notwendige familieninterne Kommunikations- und Abstimmungsprozesse werden in jüngerer Zeit mit Hilfe des "Haniel Family Net"[16][17] unterstützt, einem geschlossenen elektronischen Netzwerk.
→ Hauptartikel: Haniel (Unternehmerfamilie)
Zu den Prinzipien Haniels gehört, im langfristigen Mittel nie mehr als 25 Prozent des Nettogewinns nach Steuern aus dem Unternehmen zu entnehmen.
Zur Dokumentation der Geschichte des Konzerns und des Lebens Franz Haniels wurde das Haniel Museum im Geburtshaus Franz Haniels in Duisburg-Ruhrort eingerichtet[18].
Haniel Stiftung
1988 gründete das Unternehmen die Haniel-Stiftung, die insbesondere Stipendien und Hochschul-Kooperationen mit wirtschaftswissenschaftlichem Schwerpunkt finanziert.
→ Hauptartikel: Haniel-Stiftung
Quelle
Rechtsform GmbH
Gründung 1756 / 22. Juni 1917 (GmbH)
Sitz Duisburg, Deutschland
Leitung Stephan Gemkow, Vorstandsvorsitzender
Franz Markus Haniel, Aufsichtsratsvorsitzender
Mitarbeiter 11.544 (2014)[1]
Umsatz 3.944 Mio. Euro (2014)[1]
Branche Holding
Website www.haniel.de
Im Ranking der 500 größten Familienunternehmen in Deutschland der Zeitschrift Wirtschaftsblatt nimmt die Holding aktuell den vierten Platz ein.[2]
Geschichte
Ursprünge & Gründung
Erstes Wohn- und Geschäftshaus der Firma Haniel in Ruhrort, errichtet 1756. Hier lebte Franz Haniel von 1779 bis 1868
Der Vorläufer des Unternehmens wurde im Ruhrorter „Packhaus“ gegründet, das von Franz Haniels Großvater Jan Willem Noot erbaut wurde. Als Gründungsjahr wird deswegen 1756, in welchem Friedrich der Große den Erbpachtvertrag für das Grundstück unterzeichnete, verwendet.
Jan Willem Noot betrieb im Packhaus ein Lagerhaltungsgeschäft für Kolonialwaren, das erst von Jacob (bis 1782) und dann von dessen Gattin Aletta Haniel, geborene Noot, (bis 1797) als Speditionshandel weitergeführt wurde.
Expansion in die metallverarbeitende Industrie
Im Jahr 1802 werden deren Söhne Franz und Gerhard zu Teilhabern des Unternehmens, dessen Anteile 1809 unter den Brüdern aufgeteilt wurde. Von nun an betreiben die beiden Brüder zwei separate Handelsfirmen. Die eigene Kohlenhandlung und Reederei von Franz Haniel bestand wahrscheinlich aber bereits um 1802. Ein Großteil seines Geschäftsinteresses galt von da an der Kohle.
Ein anderes Interesse wurde 1803 geweckt: Franz Haniel erkannte, dass sich der Besitz der beiden Eisenhütten „St. Antony“ in Oberhausen-Osterfeld und „Neu-Essen“ im Reichsstift Essen, mit denen die Haniels schon seit zehn Jahren Geschäfte machten, lohnen müsste. Der Kauf zusammen mit seinem Bruder Gerhard und seinem Schwager Gottlob Jacobi kam 1805 zustande. Heinrich Arnold Huyssen vermittelte 1808 den Ankauf der dritten Hütte, „Gutehoffnung“ in Oberhausen-Sterkrade, von Helene Amalie Krupp. Noch im selben Jahr werden die drei Hütten zur Hüttengewerkschaft und Handlung Jacobi, Haniel & Huyssen (JHH), Vorgängerin der „Gutehoffnungshütte“ AG (GHH), zusammengeschlossen. Mit dem Bau von Dampfmaschinen und -schiffen, Lokomotiven, Schienen und Brücken leistete die JHH einen wichtigen Beitrag zur Industrialisierung des Ruhrgebiets. Damit war das erste deutsche Montanunternehmen entstanden.
Schiffs- und Maschinenbau
1809 wurde das mütterliche Erbe zwischen den beiden Brüdern aufgeteilt. Die in Ruhrort ansässige Kohlenhandlung und die Spedition gingen an Franz und wurden fortan unter dessen Namen geführt. Ausgerechnet bei Ruhrort erlitt das Dampfschiff Caledonia des Sohns des Erfinders der Dampfmaschine, James Watt jr., einen Maschinenschaden. Das dabei beschädigte Pleuel wurde daraufhin bei der JHH wieder repariert und weckte Franz Haniels Faszination für Dampfmaschinen. Er bemühte sich in England bei Watt um einen persönlichen Einblick in dessen Werk, was dieser jedoch ablehnte. Dennoch baute die JHH 1819 eine erste größere Dampfmaschine mit einer Leistung von 12 Pferdestärken, und 1829 wurde das erste in eigener Werft Jacobi, Haniel & Huyssen produzierte Passagierdampfboot in Betrieb genommen. Für den Bau der ersten Dampfschiffe wurden von Haniel überwiegend holländische und englische Werftarbeiter nach Ruhrort geholt.
1830 lief das erste deutsche Dampfschiff auf dem Rhein, die „Stadt Mainz“, in Ruhrort vom Stapel. 1838 kam die komplett aus Eisen gefertigte „Graf von Paris“, 1845 der Schlepper „Die Ruhr“ hinzu. Mit von der Partie beim Dampfschiffbau war ein englischer Konstrukteur namens Nicholas Harvey, den Franz Haniel durch die Vermittlung einer Ehe mit seiner Nichte Maria Kunigunde Clementine Jacobi an das Unternehmen band. Die Lütticher Industriellenfamilie Cockerill beabsichtigte ebenfalls den Bau von Dampfschiffen auf dem Rhein. Durch die Hochzeit seines Sohnes mit der Tochter der Familie Cockerill im Jahre 1839 blieb die unliebsame Konkurrenz in Dampfschiffen am Rhein aus.
Bereits 1821 hatte Haniel in Ruhrort einen ersten mit Koks befeuerten Hochofen errichtet. „Jacoby, Haniel & Huyssen“ erbaute 1830 zudem ein Blechwalzwerk, dann 1835 ein weiteres Walzwerk und produzierte 1840 die erste Lokomotive, die „Ruhr“. Seit 1838 wurden diverse Erzgruben betrieben. Ein Walzwerk zur Produktion von Eisenbahnschienen wurde 1841 gegründet, aber 1842 wieder aufgegeben.
Ebenfalls bereits ab 1820 engagierte sich Haniel für den Ausbau des Ruhrorter Hafens, zunächst zum Zwecke des Aufbaus der eigenen Werft, ab 1830 dann auch für die Planung der Ruhrorter Infrastruktur: Die Strecke der Köln-Mindener Eisenbahn-Gesellschaft wurde 1847 fertiggestellt. Die Anbindung Ruhrorts an diese wichtige Bahnstrecke lässt sich dabei nachweislich auf das Engagement Franz Haniels zurückführen.
Durchbruch im Tiefbergbau
Haniel hatte 1833 bereits mit Tiefenbohrungen begonnen, um in Essen-Schönebeck im Jahr 1834 als Erster eine senkrechte Schachtanlage durch die als undurchdringlich geltende Mergelschicht abzuteufen. Das Ziel der Tiefbohrungen war das Erreichen der Fettkohlenflöze. Fettkohle kann zu Kokskohle umgewandelt und dann in Hochöfen eingesetzt werden. Mit Dampfmaschinen ließ er das eindringende Grundwasser abpumpen. 100.000 Taler kostete Haniel dieser Schacht, von dem ihm alle Übrigen samt dem zuständigen Bergamt abgeraten hatten. Mit der Durchdringung der Mergelschicht wurde 1834 eine Pionierleistung erreicht, die daraufhin schnell ihre Nachahmer fand. 1847 eröffnete er die „Zeche Zollverein“ in Essen, die 1851 die Kohleförderung aufnehmen konnte.
Haniel hatte sein Ziel einer eigenen Kohleversorgung seiner Hüttenwerke mit Kokskohle erreicht, und die Gleisanlagen der Köln-Mindener Eisenbahn-Gesellschaft lagen so günstig, dass die Kohle von der Zeche preiswert nach Ruhrort transportiert und dort im Hafen auf eigene Schiffe zum Weitertransport verladen werden konnte. Somit hatte Franz Haniel die Grundlagen für eine vertikale Integration seines Konzerns geschaffen.
1854 beteiligte sich Haniel maßgeblich am Bau einer Fährverbindung über den Rhein, dem Ruhrort-Homberger-Eisenbahntrajekt, bei dem wegen der noch fehlenden Rheinbrücken die Kohlewaggons über einen dampfgetriebenen Aufzug auf Fährschiffe verladen und nach Westen übergesetzt wurden. Die Fähren wurden selbstverständlich bei Haniel auf der eigenen Werft gebaut. Noch heute existiert in Duisburg-Homberg ein Turm des Trajekts als Denkmal. Das Trajekt war für Haniel Anlass, sich als Erster mit einem linksrheinischen Zechenprojekt zu beschäftigen: Er gründete die „Zeche Rheinpreußen“, die bis 1990 Kohle förderte.
Vertreter des paternalistischen Kapitalismus
Als typischer Vertreter eines sozial verpflichteten, paternalistischen Kapitalismus, den man später als den „rheinischen“ bezeichnen wird, kümmerte sich Franz Haniel immer auch um das Wohlergehen der Beschäftigten. Bereits 1832 hatte Haniel mit seinen Compagnions eine Unterstützungs-Casse der hiesigen Arbeiter gegründet, die diese im Falle von Krankheit oder Unfall absichern sollte. Bis 1837 wurde der Schutz dieser Kasse auf alle Beschäftigten der Ruhrorter Werft ausgeweitet. 1847 dann eröffnet Franz Haniel für die Mitarbeiter seiner Firma eine weitere Unterstützungskasse. Die JHH errichtete auch Häuser in der Nähe ihrer Zechen für die Stammbelegschaft. So entstand 1844 die Siedlung Eisenheim in Oberhausen-Osterfeld, die den Bergarbeiterfamilien neben ausreichend Wohnfläche auch Raum für die Ziege („die Kuh des Bergmanns“) hinter dem Haus ließ, aus der später die Taubenzüchterparadiese hervorgingen. Die Siedlung steht heute unter Denkmalschutz. Mit fast 3.600 Arbeitern war die JHH 1858 der größte Arbeitgeber im Ruhrgebiet.
Haniel unter Hugo Haniel
Nach Haniels Tod im Jahre 1868 übernahm sein Sohn, Hugo Haniel, die Geschäftsleitung und führte die Geschäfte der neu gegründeten Firma Franz Haniel & Cie. oHG. Aus der Gutehoffnungshütte in Oberhausen-Sterkrade, einem Unternehmen mit 18.000 Mitarbeitern, wird nach dem Tod des letzten Mitbegründers, Heinrich Huyssen, 1873 eine Aktiengesellschaft mit dem Namen Gutehoffnungshütte, Actienverein für Bergbau und Hüttenbetrieb. Die Aktien befinden sich im Besitz der Nachkommen der vier Gründer. Dort wurden aus dem Eisen u. a. die Bahnhofshalle in Frankfurt am Main und ein riesiges Schwimmdock für die kaiserliche Marine in Tsingtao in China gefertigt.
Paul Reusch als Leiter der GHH
Erstmals übernahm 1905 mit dem schwäbischen Bergbautechniker Paul Reusch ein angestellter Manager, der nicht Familienmitglied war, die Leitung der GHH. Er erweiterte das Montanunternehmen um die stahlverarbeitende Industrie und den Maschinenbau. Ein damals neu abgeteufter Schacht in Oberhausen-Osterfeld erhielt seinen Namen: Paul-Reusch-Schacht. Während der Hyperinflation 1923 ergriff Reusch die Gelegenheit zum Kauf der MAN, womit die Belegschaft auf 52.000 Menschen wuchs. Neu in den Konzern integriert wurde ab 1923 auch die in Den Haag gegründete Ferrostaal. Mit der Weltwirtschaftskrise 1929 halbiert auch die GHH ihre Belegschaft. Die Machtübergabe an die Nationalsozialisten begrüßte Reusch anfangs und drängte bei Hitler auf die Besetzung der für die Wirtschaft wichtigen Ministerien mit Fachleuten anstatt Parteigünstlingen. Der von Hitler forcierte Autobahnbau erhöhte den Bedarf an Brückenbauten, die Aufrüstung steigerte den Absatz von Dieselmotoren für Schiffe der Kriegs- und Handelsmarine erheblich. Während des Zweiten Weltkriegs beschäftigte die GHH zeitweise 4.000 Zwangsarbeiter. 1942 musste Reusch auf Druck des Regimes aus dem Vorstand ausscheiden.
Die Gründung der Franz Haniel & Cie. GmbH
Die Vielzahl großer und kleiner Fertigprodukte erforderten bald eine Erweiterung der eigenen Logistik des Handelshauses. 1917 wurde neben der oHG, die noch bis 1929 existiert, die Franz Haniel & Cie. GmbH gegründet. Aus dem alten Packhaus wurde der zentrale Sitz. 1921 bündelten MAN und der Haniel-Konzern ihre Ölinteressen zu gleichen Anteilen in der Oelhag. Ein Teil der Anteile ging in den 1920er Jahren an die Atlantic Richfield Company, die restlichen Anteile während der Weltwirtschaftskrise vollständig an die Deutsch-Amerikanische Petroleum Gesellschaft (DAPG) und Rhenania-Ossag.
Mit Johann Wilhelm Welker erhielt die GmbH einen ebenfalls familienfremden eigenen Generaldirektor, der diese Position bis 1944 innehatte. Seitdem galt für die Familie Haniel das Gesetz, dass Familienangehörige im Unternehmen keine Posten erhalten können. Unter Welkers Leitung wurde nach dem Ersten Weltkrieg die Reederei für den Kohlenhandel erheblich ausgebaut. Während der Zeit des Nationalsozialismus ist Welker der einzige Vorsitzende einer Handelskammer, der über kein Parteibuch der NSDAP verfügte. Dennoch nutzte auch er die Autarkie-Bestrebungen des Dritten Reiches: Die Zeche Rheinpreußen errichtete Hydrieranlagen, mit denen aus Steinkohle im Fischer-Tropsch-Verfahren Benzin hergestellt werden konnte. Im Gegensatz zu anderen Unternehmen erfolgte der dafür nötige Anlagenbau allerdings ohne staatliche Subventionen. Das grün-weiße Tankstellennetz von Rheinpreußen warb mit dem Slogan: „Säulen deutscher Unabhängigkeit“.
Entflechtung und Strukturwandel
Bei Kriegsende war der größte Teil der Haniel-Schiffe im Ruhrorter Hafen versenkt, die Reederei lag weitgehend brach, die Industrieanlagen waren zerbombt und GHH und MAN hatten ihr wichtiges Netz an Auslandsniederlassungen verloren. Dennoch stellte Haniel jeden heimkehrenden Frontsoldaten, der ehemaliger Haniel-Mitarbeiter war, sofort wieder ein.
Die Entflechtung bei Haniel führte dazu, dass bis 1960 aus der indirekten Beteiligung der Familie Haniel an der Franz Haniel & Cie. GmbH über die Zechen und GHH eine direkte Beteiligung wurde. Die GHH wurde im Kontext dieses Prozesses in vier Teile entflochten. Der Brückenbauspezialist GHH war schnell wieder gefragt, und so wurde bereits 1948 die unter Beteiligung der GHH wiedererrichtete Deutzer Brücke in Köln eingeweiht. Bei der Berliner Luftbrücke 1948/49 lieferte Haniel 30 Prozent der von Hand in Zentnersäcken verpackten Kohle. Das Geschäft entwickelte sich zu einer so guten Einnahmequelle, dass gelegentlich von einem neuen Geschäftszweig die Rede war. Auch der Speditions- und Umschlagbetrieb war beteiligt.
Von 1960 bis 2000
Unter der Leitung von Klaus Haniel, Wolfgang Curtius und Thuisko von Metzsch unternahm Haniel frühzeitig einen erheblichen Strukturwandel: In den frühen 1960er Jahren verkaufte man die Zeche Rheinpreußen und das damit zusammenhängende Tankstellennetz. Den Erlös nutzte die Firma für den Einstieg und Ausbau neuer Geschäftsfelder wie den Pharmagroßhandel, den Transport und die Ablagerung von Industrieabfällen sowie den Einstieg in die Groß- und Einzelhandelskette Metro AG, an der sie bis heute Anteile hält. In den 1960er Jahren begann die Familie Haniel mit dem schrittweisen Verkauf ihrer GHH-Anteile an den Thyssen-Konzern. 1965 betrug der Umsatz der Franz Haniel & Cie. GmbH 1,096 Milliarden DM. In den 1980er Jahren wurden die letzten Anteile an der GHH abgegeben. Später folgte der Rückzug aus dem Brennstoffhandel, der Spedition und der Binnenschifffahrt.
Haniel im 21. Jahrhundert
Der Beginn des 21. Jahrhunderts war für Haniel durch eine Reihe von Übernahmen und Verkäufen von Unternehmensbeteiligungen geprägt. Im Jahre 2000 zog sich Haniel durch die Veräußerung der Mehrheitsanteile der Reederei endgültig aus der Binnenschifffahrt zurück.
Im Januar 2006 übernahm der ehemalige Mercedes-Chef Eckhard Cordes den Posten des Vorstandsvorsitzenden und löste damit den nur acht Monate amtierenden Theo Siegert ab, der „aus persönlichen Gründen“ aus dem Amt schied. Im gleichen Jahr folgte der Ausstieg Haniels aus der Schadensanierung mit dem Verkauf von BELFOR und die Feier zum 250-jährigen Bestehen des Konzerns. Im August 2007 stockte Haniel unter Eckhard Cordes die Beteiligung an der Metro AG auf und wurde mit 34,24 % der Stimmrechte größter Anteilseigner.
Im Zuge der geplanten Ausrichtung zum internationalen Handels- und Dienstleistungskonzern verkaufte Haniel mit der Xella im Jahre 2007 den letzten produzierenden Geschäftsbereich an ein Private-Equity-Konsortium.[3] Haniel war einer der Hauptsponsoren von RUHR.2010[4].
Im Januar 2010 übernahm Jürgen Kluge das Amt des Vorstandsvorsitzenden von Haniel[5], und Stefan Meister löste Fritz Oesterle ab. Stefan Meister wurde zum 1. September 2011 von Florian Funck, der seine Karriere in der Holding begann und zuletzt Finanzvorstand der Haniel-Tochter TAKKT AG in Stuttgart war, abgelöst. Jürgen Kluge beendete seine Tätigkeit zum 1. August 2012; auf ihn folgte Stephan Gemkow, der zuletzt Finanzvorstand der Lufthansa AG war.[6] Der Vorstand von Haniel besteht damit im Moment mit Stephan Gemkow (CEO) und Florian Funck (CFO) aus 2 Mitgliedern.
Im Januar 2013 nahm die Haniel-Gruppe im Ranking der 500 größten Familienunternehmen der Zeitschrift Wirtschaftsblatt den vierten Platz ein.[7]
Am 23. Januar 2014 gab Haniel bekannt, dass die ursprüngliche gescheiterte Übernahme von Celesio durch den amerikanischen McKesson-Konzern nun doch vollzogen wird. Durch neue Verträge mit dem Mehrheitsaktionär Haniel und dem US-Hedgefonds Elliott sicherte sich McKesson bereits 75 % der Anteile an Celesio, so dass ein entsprechender Beherrschungs- und Gewinnabführungsvertrag geschlossen werden kann.[8]
Haniel heute
Heute steuert die Franz Haniel & Cie. GmbH, die im Besitz von über 680 Gesellschaftern aus der Familie Haniel ist, von Duisburg aus ein diversifiziertes Portfolio. Die gesamte Haniel-Gruppe besteht aus ca. 160 Einzelfirmen und erwirtschaftete im Jahr 2014 mit 11.544 Mitarbeitern (davon 11.525 in den fortgeführten Bereichen) in über 30 Ländern einen Jahresumsatz von rund 3,94 Mrd. €[9].
Geschäftsbereiche
CWS-boco
100 %
ELG
100 %
Bekaert
100,00 %
TAKKT AG
50,25 %
Metro AG
25,00 %
Fünf Geschäftsbereiche gehören aktuell zum Portfolio: Die 100-Prozent-Beteiligungen Bekaert Textiles (Spezialist für die Entwicklung und Herstellung von gewebten und gestrickten Stoffen für Matratzenbezüge), CWS-boco International GmbH (Vermietung und Verkauf von Berufskleidung sowie Waschraumhygiene) und ELG (Recycling und Handel mit Rohstoffen für die Edelstahlindustrie) sowie die Mehrheitsbeteiligung (50,25 %) TAKKT (B2B-Versandhandel von Büro-, Betriebs- und Lagereinrichtungen) und die Minderheitsbeteiligung (25,00 %) Metro Group, einer der bedeutendsten internationalen Handelskonzerne.[10]
enkelfähig
Der Begriff „enkelfähig“, der seinen Ursprung im Bereich der Nachhaltigkeit hat, ist sowohl eine Marke der Franz Haniel & Cie. GmbH als auch der Titel des Unternehmensmagazins. Haniel interpretiert den Begriff für sich in der Form, dass er den Anspruch des Unternehmens – finanzielle, gesellschaftliche und ökologische Werte zu schaffen und zu stärken – auf den Punkt bringt. Er soll das Verantwortungsbewusstsein und die langfristige Ausrichtung eines Unternehmens transportieren.
Das Unternehmensmagazin „enkelfähig“ der Franz Haniel & Cie. GmbH erschien im November 2011 zum ersten Mal. Es entsteht in Zusammenarbeit mit der Agentur C3 Creative Code and Content (ehemals: Burda Creative Group) und erscheint dreimal jährlich. Die Auflage beträgt 11.000. Das Magazin gibt es ausschließlich auf Deutsch, lediglich Ausgabe #3 und #4 waren zusätzlich auf Englisch verfügbar. Bei „enkelfähig“ wird bewusst nicht vordergründig das Unternehmen in den Mittelpunkt gestellt – mehr als die Hälfte des Inhalts steht in keiner direkten Verbindung zu Haniel. Ein wesentlicher Bestandteil des Magazin-Konzepts ist es, generationsübergreifende und -verbindende Themen zu behandeln, und das jeweilige Monothema aus den unterschiedlichsten Blickwinkeln zu beleuchten. [11][12] Das Magazin hat sowohl als Print- wie auch als Online-Version diverse nationale und internationale Preise gewonnen, so u.a. mehrfach den Best of Corporate Publishing (BCP)-Award[13] sowie den Econ-Award (verliehen durch den Econ Verlag)[14].
Corporate Governance bei Haniel
Seit der Gründung der Franz Haniel & Cie im Jahre 1917 überlässt die Familie das operative Geschäft vollständig externen Managern. Eigentum und Unternehmensführung werden seit diesem Jahr, durch ein ungeschriebenes familieninternes Gesetz, voneinander getrennt.
Die Firmenstrategie wird langfristig von der Familie vorgegeben. Im Rahmen der jährlichen Gesellschafterversammlung wählen die anwesenden Familienmitglieder aus dem Kreis der Anwesenden alle 5 Jahre einen Beirat. Dieser besteht aus 30 Familienmitgliedern, von denen acht bis zehn wiederum den „Kleinen Kreis“ bilden. Acht Mitglieder des Kleinen Kreises entsendet die Gesellschafterversammlung als Anteilseignervertreter in den Aufsichtsrat, wo sie die Grundsätze der Geschäftspolitik mitbestimmen und die Unternehmensstrategie beeinflussen. Vorsitzender des Aufsichtsrats ist Franz Markus Haniel. Seit Mitte 2012 sind zwei der familienbezogenen Aufsichtsratsplätze und dementsprechend auch zwei der Plätze im Kleinen Kreis externen Persönlichkeiten aus der Wirtschaft zugeordnet.
Alle zwei Jahre veranstaltet die Holding ein Jugendtreffen, bei dem die Junggesellschafter einen der Geschäftsbereiche des Unternehmens kennenlernen (Altersgrenze 40 Jahre).[15] Notwendige familieninterne Kommunikations- und Abstimmungsprozesse werden in jüngerer Zeit mit Hilfe des "Haniel Family Net"[16][17] unterstützt, einem geschlossenen elektronischen Netzwerk.
→ Hauptartikel: Haniel (Unternehmerfamilie)
Zu den Prinzipien Haniels gehört, im langfristigen Mittel nie mehr als 25 Prozent des Nettogewinns nach Steuern aus dem Unternehmen zu entnehmen.
Zur Dokumentation der Geschichte des Konzerns und des Lebens Franz Haniels wurde das Haniel Museum im Geburtshaus Franz Haniels in Duisburg-Ruhrort eingerichtet[18].
Haniel Stiftung
1988 gründete das Unternehmen die Haniel-Stiftung, die insbesondere Stipendien und Hochschul-Kooperationen mit wirtschaftswissenschaftlichem Schwerpunkt finanziert.
→ Hauptartikel: Haniel-Stiftung
Quelle
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