Monumenta Germaniae Historica
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Monumenta Germaniae Historica
Monumenta Germaniae Historica (MGH, lat. Geschichtliche Denkmale Deutschlands) bezeichnet mittelalterliche Quellentexte, deren wissenschaftlich bearbeitete Editionen und das Institut, das sie herausgibt. Die MGH-Editionen stellen die wichtige Quellensammlung zur mittelalterlichen Geschichte dar, sie sind oft auch die jeweils maßgeblichen wissenschaftlichen Ausgaben.
Titel der Ausgabe „Diplomatum Imperii“, Band I, Hannover 1872
Die 1819 vom Reichsfreiherrn vom Stein gegründete „Gesellschaft für ältere deutsche Geschichtskunde“ hatte damit begonnen, historische Dokumente aufzuarbeiten und sie als „Monumenta Germaniae Historica“ zu veröffentlichen. Diese wurde 1935 im Zuge der Umwandlung der Monumenta Germaniae Historica in ein Reichsinstitut für ältere deutsche Geschichtskunde aufgelöst, 1945 aber durch Vertreter aller deutschen Akademien und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften wiederhergestellt. Die Monumenta Germaniae Historica haben seit 1949 ihren Sitz in München; der Freistaat Bayern verlieh dem Institut 1963 die Eigenschaft einer Körperschaft des öffentlichen Rechts.
Eine seit 1949 in München ansässige Vereinigung von Gelehrten führt diese Tätigkeit als Körperschaft des öffentlichen Rechts weiter und hat dazu die Bezeichnung „Monumenta Germaniae Historica (Deutsches Institut für Erforschung des Mittelalters)“ angenommen. Sie will durch kritische Studien und Ausgaben von Quellen der wissenschaftlichen Erforschung der mittelalterlichen Geschichte von Deutschland bzw. Europa dienen.
Oft wird die Bezeichnung „MGH“ auch auf die vom Institut herausgegebenen Editionen mittelalterlicher Texte bezogen, deren erstes Anliegen es ist, diese Quellen der Forschung zugänglich zu machen. Außerdem wird von den MGH mit dem Deutschen Archiv für Erforschung des Mittelalters (DA) eine der wichtigsten Fachzeitschriften für die mittelalterliche Geschichte herausgegeben.
Seit April 2012 war Claudia Märtl befristet für zwei Jahre Präsidentin der MGH. Angesichts der Einsparmaßnahmen des Freistaates Bayern, welche das eigenständige Fortbestehen der Institution gefährden, verzichtete Märtl auf eine Entfristung über den 31. März 2014 hinaus.[1] Seit 1. April 2014 ist Marc-Aeilko Aris Vorsitzender des Ortsausschusses und als solcher interimistischer Leiter der MGH. Stellvertreter des Präsidenten bleibt nach wie vor Martina Hartmann.
Geschichte
Das Projekt der Monumenta Germaniae Historica hatte sich nach dem Wiener Kongress das ehrgeizige Ziel gesetzt, die wesentlichen Geschichtsquellen zur ‚deutschen‘ Vergangenheit zu edieren. Dementsprechend gab Johann Lambert Büchler 1819 der Gesellschaft für ältere deutsche Geschichtskunde und damit den MGH das Motto Sanctus amor patriae dat animum, lateinisch für „Die heilige Vaterlandsliebe gibt den (rechten) Geist“ – ein Wahlspruch im Sinne des romantischen Nationalismus zu Beginn des 19. Jahrhunderts.
Anfängliche Meinungsverschiedenheiten über Art und Umfang der Quellensammlung wurden mit dem Plan der Zentraldirektion von 1824 grundlegend geklärt, beispielsweise wurde die Einteilung der Publikationen in die fünf Haupt-Abteilungen (vgl. dazu den nächsten Abschnitt) beschlossen. Als editorische Regeln wurden damals unter anderem vorgegeben: Die besten Handschriften eines Werkes sollten vollständig, die schlechteren nur in Auswahl berücksichtigt werden. Die originale Rechtschreibung der Handschriften sei bis auf die Unterscheidung von u, v und w beizubehalten, die Interpunktion könne modernisiert werden.
Maßgeblich für den Druck wurde der Verleger Heinrich Wilhelm Hahn der Jüngere, der den Auftrag jedoch an Friedrich Bernhard Culemann weiterreichte.[2]
Außerdem wurde als Richtwert für den zeitlichen Umfang der Monumenta die Zeit von etwa 500 bis 1500 n. Chr. festgesetzt, vom Aufhören der klassischen Literatur bis zum allgemeinen Gebrauch der Buchdruckerkunst. Antike klassische Schriftsteller – wie etwa Tacitus – sollten allenfalls auszugsweise berücksichtigt werden. Hinsichtlich des räumlichen Umfangs sollte die mittelalterliche Ausdehnung des deutschen Reiches maßgeblich sein, so dass auch die deutsche Schweiz, Elsass-Lothringen, die Ostseeprovinzen und die Niederlande berücksichtigt würden.[3]
Daneben sollten auch die wichtigsten „ausgewanderten deutschen Stämme“ wie die Vandalen, Burgunder und Langobarden berücksichtigt werden: „Bis zu ihrer Vermischung oder ihrem Untergange“ gehöre ihre Geschichte „im weiteren Sinne auch zu der unsrigen“, heißt es im Plan des Unternehmens für ältere deutsche Geschichtskunde von 1824. Befolgt wurde jedoch auch die Warnung von Barthold Georg Niebuhr, der gegen die Aufnahme der Quellen einiger der „ausgewanderten Stämme“ große Bedenken hatte: die Franken seien zwar ohne weiteres aufzunehmen, weil ja ihr Siedlungsgebiet Teil des karolingischen Reiches gewesen war; aber die Angelsachsen, wandte er ein, seien toto orbe divisi gewesen (lateinisch: „mit ihrem ganzen (Siedlungs-)gebiet [vom deutschen Reich] getrennt“), und die Westgoten nicht minder.
Die Tätigkeit der MGH, eine der größten koordinierten Arbeiten auf dem Gebiet historischer Forschung, setzt sich auch im 21. Jahrhundert weiter fort. Im Jahr 2004 begannen die MGH, finanziell gefördert durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft, ihre sämtlichen Editionen, die älter als drei Jahre sind, in Form von digitalisierten Scans und als Volltexte online zu stellen (siehe Weblinks).
Publikationen und Abteilungen der Monumenta
Die Publikationen der Monumenta Germaniae Historica erscheinen hauptsächlich in fünf Abteilungen:
I. Scriptores (lateinisch „Schriftsteller“): Editionen narrativer Quellen (Viten, Chroniken, Annalen, Staatsschriften);
II. Leges (lateinisch „Gesetze“): Editionen von Volksrechten, Kapitularien, Konzilsbeschlüssen, Formulae u. a.
III. Diplomata (lateinisch „Urkunden“): Editionen von Urkunden, vor allem den Urkunden der deutschen Könige und Kaiser derzeit von den Merowingern 481 n. Chr. über die Karolinger, Ottonen und Salier bis hin zu dem Stauferkaiser Friedrich II. 1212.
IV. Epistolae (lateinisch „Briefe“).
V. Antiquitates (lateinisch „Altertümer“): Editionen von mittelalterlichen Gedichten, Nekrologien, Memorialbüchern.
Außerdem erscheinen (oder erschienen) bei den Monumenta Germaniae Historica:
die Zeitschrift „Deutsches Archiv für Erforschung des Mittelalters“ (seit 1937; Vorgänger: die Zeitschrift „Neues Archiv der Gesellschaft für ältere deutsche Geschichtskunde", 1876–1935);
die Publikationsreihe „Quellen zur Geistesgeschichte des Mittelalters“;
die Publikationsreihe „Deutsches Mittelalter. Kritische Studientexte“;
Einzelausgaben lateinischer Quellentexte zum Studiengebrauch („Scriptores rerum Germanicarum in usum scholarum separatim editi“).
Präsidenten
Die Präsidenten der Monumenta Germaniae Historica waren von der Gründung bis heute:
1823–1873 Georg Heinrich Pertz
1875–1886 Georg Waitz
1886–1888 Wilhelm Wattenbach (kommissarisch)
1888–1902 Ernst Dümmler
1902–1905 Oswald Holder-Egger (gewählt; Ernennung ausgeblieben)
1905–1914 Reinhold Koser (bis 1906 kommissarisch)
1914–1919 Michael Tangl (kommissarisch)
1919–1935 Paul Fridolin Kehr
1936–1937 Wilhelm Engel (kommissarisch)
1937–1942 Edmund Ernst Stengel
1942–1945 Theodor Mayer
1947–1959 Friedrich Baethgen
1959–1970 Herbert Grundmann
1971–1994 Horst Fuhrmann
1994–2012 Rudolf Schieffer
2012–2014 Claudia Märtl
Quelle - Literatur & Einzelnachweise
Titel der Ausgabe „Diplomatum Imperii“, Band I, Hannover 1872
Die 1819 vom Reichsfreiherrn vom Stein gegründete „Gesellschaft für ältere deutsche Geschichtskunde“ hatte damit begonnen, historische Dokumente aufzuarbeiten und sie als „Monumenta Germaniae Historica“ zu veröffentlichen. Diese wurde 1935 im Zuge der Umwandlung der Monumenta Germaniae Historica in ein Reichsinstitut für ältere deutsche Geschichtskunde aufgelöst, 1945 aber durch Vertreter aller deutschen Akademien und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften wiederhergestellt. Die Monumenta Germaniae Historica haben seit 1949 ihren Sitz in München; der Freistaat Bayern verlieh dem Institut 1963 die Eigenschaft einer Körperschaft des öffentlichen Rechts.
Eine seit 1949 in München ansässige Vereinigung von Gelehrten führt diese Tätigkeit als Körperschaft des öffentlichen Rechts weiter und hat dazu die Bezeichnung „Monumenta Germaniae Historica (Deutsches Institut für Erforschung des Mittelalters)“ angenommen. Sie will durch kritische Studien und Ausgaben von Quellen der wissenschaftlichen Erforschung der mittelalterlichen Geschichte von Deutschland bzw. Europa dienen.
Oft wird die Bezeichnung „MGH“ auch auf die vom Institut herausgegebenen Editionen mittelalterlicher Texte bezogen, deren erstes Anliegen es ist, diese Quellen der Forschung zugänglich zu machen. Außerdem wird von den MGH mit dem Deutschen Archiv für Erforschung des Mittelalters (DA) eine der wichtigsten Fachzeitschriften für die mittelalterliche Geschichte herausgegeben.
Seit April 2012 war Claudia Märtl befristet für zwei Jahre Präsidentin der MGH. Angesichts der Einsparmaßnahmen des Freistaates Bayern, welche das eigenständige Fortbestehen der Institution gefährden, verzichtete Märtl auf eine Entfristung über den 31. März 2014 hinaus.[1] Seit 1. April 2014 ist Marc-Aeilko Aris Vorsitzender des Ortsausschusses und als solcher interimistischer Leiter der MGH. Stellvertreter des Präsidenten bleibt nach wie vor Martina Hartmann.
Geschichte
Das Projekt der Monumenta Germaniae Historica hatte sich nach dem Wiener Kongress das ehrgeizige Ziel gesetzt, die wesentlichen Geschichtsquellen zur ‚deutschen‘ Vergangenheit zu edieren. Dementsprechend gab Johann Lambert Büchler 1819 der Gesellschaft für ältere deutsche Geschichtskunde und damit den MGH das Motto Sanctus amor patriae dat animum, lateinisch für „Die heilige Vaterlandsliebe gibt den (rechten) Geist“ – ein Wahlspruch im Sinne des romantischen Nationalismus zu Beginn des 19. Jahrhunderts.
Anfängliche Meinungsverschiedenheiten über Art und Umfang der Quellensammlung wurden mit dem Plan der Zentraldirektion von 1824 grundlegend geklärt, beispielsweise wurde die Einteilung der Publikationen in die fünf Haupt-Abteilungen (vgl. dazu den nächsten Abschnitt) beschlossen. Als editorische Regeln wurden damals unter anderem vorgegeben: Die besten Handschriften eines Werkes sollten vollständig, die schlechteren nur in Auswahl berücksichtigt werden. Die originale Rechtschreibung der Handschriften sei bis auf die Unterscheidung von u, v und w beizubehalten, die Interpunktion könne modernisiert werden.
Maßgeblich für den Druck wurde der Verleger Heinrich Wilhelm Hahn der Jüngere, der den Auftrag jedoch an Friedrich Bernhard Culemann weiterreichte.[2]
Außerdem wurde als Richtwert für den zeitlichen Umfang der Monumenta die Zeit von etwa 500 bis 1500 n. Chr. festgesetzt, vom Aufhören der klassischen Literatur bis zum allgemeinen Gebrauch der Buchdruckerkunst. Antike klassische Schriftsteller – wie etwa Tacitus – sollten allenfalls auszugsweise berücksichtigt werden. Hinsichtlich des räumlichen Umfangs sollte die mittelalterliche Ausdehnung des deutschen Reiches maßgeblich sein, so dass auch die deutsche Schweiz, Elsass-Lothringen, die Ostseeprovinzen und die Niederlande berücksichtigt würden.[3]
Daneben sollten auch die wichtigsten „ausgewanderten deutschen Stämme“ wie die Vandalen, Burgunder und Langobarden berücksichtigt werden: „Bis zu ihrer Vermischung oder ihrem Untergange“ gehöre ihre Geschichte „im weiteren Sinne auch zu der unsrigen“, heißt es im Plan des Unternehmens für ältere deutsche Geschichtskunde von 1824. Befolgt wurde jedoch auch die Warnung von Barthold Georg Niebuhr, der gegen die Aufnahme der Quellen einiger der „ausgewanderten Stämme“ große Bedenken hatte: die Franken seien zwar ohne weiteres aufzunehmen, weil ja ihr Siedlungsgebiet Teil des karolingischen Reiches gewesen war; aber die Angelsachsen, wandte er ein, seien toto orbe divisi gewesen (lateinisch: „mit ihrem ganzen (Siedlungs-)gebiet [vom deutschen Reich] getrennt“), und die Westgoten nicht minder.
Die Tätigkeit der MGH, eine der größten koordinierten Arbeiten auf dem Gebiet historischer Forschung, setzt sich auch im 21. Jahrhundert weiter fort. Im Jahr 2004 begannen die MGH, finanziell gefördert durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft, ihre sämtlichen Editionen, die älter als drei Jahre sind, in Form von digitalisierten Scans und als Volltexte online zu stellen (siehe Weblinks).
Publikationen und Abteilungen der Monumenta
Die Publikationen der Monumenta Germaniae Historica erscheinen hauptsächlich in fünf Abteilungen:
I. Scriptores (lateinisch „Schriftsteller“): Editionen narrativer Quellen (Viten, Chroniken, Annalen, Staatsschriften);
II. Leges (lateinisch „Gesetze“): Editionen von Volksrechten, Kapitularien, Konzilsbeschlüssen, Formulae u. a.
III. Diplomata (lateinisch „Urkunden“): Editionen von Urkunden, vor allem den Urkunden der deutschen Könige und Kaiser derzeit von den Merowingern 481 n. Chr. über die Karolinger, Ottonen und Salier bis hin zu dem Stauferkaiser Friedrich II. 1212.
IV. Epistolae (lateinisch „Briefe“).
V. Antiquitates (lateinisch „Altertümer“): Editionen von mittelalterlichen Gedichten, Nekrologien, Memorialbüchern.
Außerdem erscheinen (oder erschienen) bei den Monumenta Germaniae Historica:
die Zeitschrift „Deutsches Archiv für Erforschung des Mittelalters“ (seit 1937; Vorgänger: die Zeitschrift „Neues Archiv der Gesellschaft für ältere deutsche Geschichtskunde", 1876–1935);
die Publikationsreihe „Quellen zur Geistesgeschichte des Mittelalters“;
die Publikationsreihe „Deutsches Mittelalter. Kritische Studientexte“;
Einzelausgaben lateinischer Quellentexte zum Studiengebrauch („Scriptores rerum Germanicarum in usum scholarum separatim editi“).
Präsidenten
Die Präsidenten der Monumenta Germaniae Historica waren von der Gründung bis heute:
1823–1873 Georg Heinrich Pertz
1875–1886 Georg Waitz
1886–1888 Wilhelm Wattenbach (kommissarisch)
1888–1902 Ernst Dümmler
1902–1905 Oswald Holder-Egger (gewählt; Ernennung ausgeblieben)
1905–1914 Reinhold Koser (bis 1906 kommissarisch)
1914–1919 Michael Tangl (kommissarisch)
1919–1935 Paul Fridolin Kehr
1936–1937 Wilhelm Engel (kommissarisch)
1937–1942 Edmund Ernst Stengel
1942–1945 Theodor Mayer
1947–1959 Friedrich Baethgen
1959–1970 Herbert Grundmann
1971–1994 Horst Fuhrmann
1994–2012 Rudolf Schieffer
2012–2014 Claudia Märtl
Quelle - Literatur & Einzelnachweise
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