Adolphe Crémieux
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Adolphe Crémieux
Isaac Moïse Crémieux, bekannt als Adolphe Crémieux (* 22. April 1796 in Nîmes; † 9. Februar 1880 in Paris) war Rechtsanwalt, Politiker, Repräsentant des Consistoire central israélite und Journalist.
Adolphe Crémieux, gemalt von Jean Lecomte du Noüy
Adolphe Crémieux,Lithographie von Faustin Herr, 1840
Crémieux (unten, Mitte) im Jahr 1848
Leben
Geboren wurde Crémieux 1796 in Nîmes als Sohn eines jüdischen Seidenhändlers. Noch während des ersten Napoleonischen Kaiserreiches schloss er in Paris sein Jurastudium ab. Er kehrte daraufhin 1817 in seine Heimatstadt zurück, wo er als Anwalt durch die Verteidigung von Opfern der politischen Reaktion (unter anderem des „Weißen Terrors“) und religiöser Diskriminierung (vor allem der Juden) erstes Aufsehen erregte.
1830 begann Crémieux in Paris seine Arbeit an der Cour de Cassation, wo er sich als Anwalt aufständischer Republikaner, der Gazette de France, aber auch eines Ministers des abgesetzten Königs Karl X. einen Namen als Verteidiger der individuellen Freiheitsrechte machte.
Daneben setzt er sich energisch für die Belange der Juden innerhalb und außerhalb seiner Heimat ein. Zu nennen ist hier zunächst sein Engagement im „Consistoire central des israélites français“, dem Dachverband des französischen Judentums. 1843 wurde er zu dessen Präsidenten gewählt. Angesichts der Damaskusaffäre (1840), eines besonders populären Falls einer judenfeindlichen Ritualmordbeschuldigung, trat Crémieux nicht nur als Anwalt des Judentums auf, indem er eine Presseoffensive gegen den die Schimäre vom jüdischen Ritualmord begann. Darüber hinaus brach er zu einer abenteuerlichen Reise Richtung Orient auf, mit der Absicht, die des Ritualmords angeklagten Juden von Damaskus zu verteidigen. Weiterhin kämpfte er über Jahre hinweg gegen eine diskriminierende juristische Praxis, welche die französischen Juden zu einem speziellen Eid vor Gericht zwang, den „More Judaico“, bis dieser 1846 endgültig abgeschafft wurde. Einen weiteren Aspekt seines pro-jüdischen Engagements bildet die Übernahme der Präsidentschaft der „Alliance Israélite Universelle“ im Jahre 1863. Jene neuartige Vereinigung hatte sich den Schutz der Juden in aller Welt zur Aufgabe gemacht.
Der Einzug in die Abgeordnetenkammer des französischen Parlaments im Jahre 1842 stellte den ersten großen Schritt in der politischen Karriere Crémieux' dar. Im Laufe der 1840er Jahre wuchs seine Kritik am politischen System der Julimonarchie. So nahm er an den vorrevolutionären Banketten der Jahre 1847/48 teil. Anlässlich der Revolution von 1848 erreichte seine politische Karriere ihren Höhepunkt: Er wurde nach dem Sturz der Julimonarchie zum Justizminister der provisorischen Regierung ernannt. In dieser Funktion setzte er die repressiven „Septembergesetze“ vom 9. September 1835 außer Kraft und rehabilitiert dadurch die Presse- und Versammlungsfreiheit. Im Zuge der weiteren politischen Unruhen, die zu seiner kurzzeitigen Verhaftung (1851) führten, zog er sich gezwungenermaßen zunehmend aus der Politik zurück und widmete sich seiner Anwaltstätigkeit. Erst mit dem Sturz Napoleons III. und mit Beginn der Dritten Republik 1870 kehrte er ins politische Leben Frankreichs zurück: zunächst als Mitglied der Regierung der Nationalen Verteidigung, dann als Deputierter der Nationalversammlung. Er beendete seine politische Karriere als Senator auf Lebenszeit.
1870 veranlasste er das Décret Crémieux. Durch dieses Gesetz wurden den etwa 35.000 Juden in der französischen Kolonie Algerien die französische Staatsbürgerschaft verliehen.
Verehrung wegen seines gelebten Humanismus, der fest in den Idealen der Französischen Revolution von 1789 verankert war, wurde Crémieux unter anderem vom Schriftsteller Heinrich Heine entgegengebracht. Dieser schrieb über Crémieux' Verhalten während der Damaskusaffäre 1840:
„Hr. Cremieux, der berühmt Advocat, welcher nicht bloß die Juden, sondern den Unterdrückten aller Confessionen und aller Doctrinen, zu jeder Zeit seine großmüthige Beredsamkeit gewidmet […] ist wohl der einzige in Paris, der sich der Sache Israels thätig annahm.“
Crémieux starb 1880 in Paris. Er wurde in einem Staatsbegräbnis auf dem Cimetière Montparnasse zusammen mit seiner Frau, einer geborenen Silny, begraben, die im gleichen Monat starb.
Quelle - Literatur & Einzelnachweise
Adolphe Crémieux, gemalt von Jean Lecomte du Noüy
Adolphe Crémieux,Lithographie von Faustin Herr, 1840
Crémieux (unten, Mitte) im Jahr 1848
Leben
Geboren wurde Crémieux 1796 in Nîmes als Sohn eines jüdischen Seidenhändlers. Noch während des ersten Napoleonischen Kaiserreiches schloss er in Paris sein Jurastudium ab. Er kehrte daraufhin 1817 in seine Heimatstadt zurück, wo er als Anwalt durch die Verteidigung von Opfern der politischen Reaktion (unter anderem des „Weißen Terrors“) und religiöser Diskriminierung (vor allem der Juden) erstes Aufsehen erregte.
1830 begann Crémieux in Paris seine Arbeit an der Cour de Cassation, wo er sich als Anwalt aufständischer Republikaner, der Gazette de France, aber auch eines Ministers des abgesetzten Königs Karl X. einen Namen als Verteidiger der individuellen Freiheitsrechte machte.
Daneben setzt er sich energisch für die Belange der Juden innerhalb und außerhalb seiner Heimat ein. Zu nennen ist hier zunächst sein Engagement im „Consistoire central des israélites français“, dem Dachverband des französischen Judentums. 1843 wurde er zu dessen Präsidenten gewählt. Angesichts der Damaskusaffäre (1840), eines besonders populären Falls einer judenfeindlichen Ritualmordbeschuldigung, trat Crémieux nicht nur als Anwalt des Judentums auf, indem er eine Presseoffensive gegen den die Schimäre vom jüdischen Ritualmord begann. Darüber hinaus brach er zu einer abenteuerlichen Reise Richtung Orient auf, mit der Absicht, die des Ritualmords angeklagten Juden von Damaskus zu verteidigen. Weiterhin kämpfte er über Jahre hinweg gegen eine diskriminierende juristische Praxis, welche die französischen Juden zu einem speziellen Eid vor Gericht zwang, den „More Judaico“, bis dieser 1846 endgültig abgeschafft wurde. Einen weiteren Aspekt seines pro-jüdischen Engagements bildet die Übernahme der Präsidentschaft der „Alliance Israélite Universelle“ im Jahre 1863. Jene neuartige Vereinigung hatte sich den Schutz der Juden in aller Welt zur Aufgabe gemacht.
Der Einzug in die Abgeordnetenkammer des französischen Parlaments im Jahre 1842 stellte den ersten großen Schritt in der politischen Karriere Crémieux' dar. Im Laufe der 1840er Jahre wuchs seine Kritik am politischen System der Julimonarchie. So nahm er an den vorrevolutionären Banketten der Jahre 1847/48 teil. Anlässlich der Revolution von 1848 erreichte seine politische Karriere ihren Höhepunkt: Er wurde nach dem Sturz der Julimonarchie zum Justizminister der provisorischen Regierung ernannt. In dieser Funktion setzte er die repressiven „Septembergesetze“ vom 9. September 1835 außer Kraft und rehabilitiert dadurch die Presse- und Versammlungsfreiheit. Im Zuge der weiteren politischen Unruhen, die zu seiner kurzzeitigen Verhaftung (1851) führten, zog er sich gezwungenermaßen zunehmend aus der Politik zurück und widmete sich seiner Anwaltstätigkeit. Erst mit dem Sturz Napoleons III. und mit Beginn der Dritten Republik 1870 kehrte er ins politische Leben Frankreichs zurück: zunächst als Mitglied der Regierung der Nationalen Verteidigung, dann als Deputierter der Nationalversammlung. Er beendete seine politische Karriere als Senator auf Lebenszeit.
1870 veranlasste er das Décret Crémieux. Durch dieses Gesetz wurden den etwa 35.000 Juden in der französischen Kolonie Algerien die französische Staatsbürgerschaft verliehen.
Verehrung wegen seines gelebten Humanismus, der fest in den Idealen der Französischen Revolution von 1789 verankert war, wurde Crémieux unter anderem vom Schriftsteller Heinrich Heine entgegengebracht. Dieser schrieb über Crémieux' Verhalten während der Damaskusaffäre 1840:
„Hr. Cremieux, der berühmt Advocat, welcher nicht bloß die Juden, sondern den Unterdrückten aller Confessionen und aller Doctrinen, zu jeder Zeit seine großmüthige Beredsamkeit gewidmet […] ist wohl der einzige in Paris, der sich der Sache Israels thätig annahm.“
Crémieux starb 1880 in Paris. Er wurde in einem Staatsbegräbnis auf dem Cimetière Montparnasse zusammen mit seiner Frau, einer geborenen Silny, begraben, die im gleichen Monat starb.
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