Theo Lingen
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Theo Lingen
Theo Lingen (* 10. Juni 1903 in Hannover; † 10. November 1978 in Wien; eigentlich Franz Theodor Schmitz) war ein deutscher Schauspieler, Regisseur und Buchautor. Er war ab 1928 mit der Sängerin Marianne Zoff verheiratet, der ersten Frau Bertolt Brechts.
Theo Lingen, Karikatur von Hans Pfannmüller, 1976
Leben
Standort des Geburtshauses von Theo Lingen in Hannover, hier das nach dem Krieg neu aufgebaute Eckhaus
Theo Lingen war der Sohn eines Justizrates und wurde in Hannover in einem Eckhaus im Stadtteil List geboren, das bei den Luftangriffen im Herbst 1943 zerstört wurde. Er wuchs in Hannover in der Hagenstraße nahe der Innenstadt auf und besuchte das Goethegymnasium (Vorgänger der Goetheschule), das er allerdings ohne Abschluss verließ. Eine seiner Bühnenpartnerinnen beim dortigen Schülertheater war Gretha von Jeinsen, die spätere erste Ehefrau des Schriftstellers Ernst Jünger.[1] Bei Proben für eine Schulaufführung im Boulevard-Theater Schauburg wurde sein schauspielerisches Talent entdeckt. Für seinen Künstlernamen bediente er sich des Namens der Geburtsstadt seines Vaters, Lingen (Ems). 1922 spielte er am Residenztheater Hannover, 1923 in Halberstadt, 1924 in Münster und Bad Oeynhausen, 1926 in Recklinghausen. Auf der Bühne erwarb er sich früh den Ruf eines superben Charakterkomikers, dessen virtuos-marionettenhafte Pointenarbeit bewundert wurde. In der Zeit von 1939 bis 1960 lebte er in Strobl am Wolfgangsee in Salzburg.[2]
Lingen spielte 1929 in Frankfurt am Main den Macheath in der zweiten Inszenierung der Dreigroschenoper und wurde daraufhin nach Berlin geholt, um die Rolle in der noch immer mit großem Erfolg laufenden Ur-Inszenierung zu übernehmen.
Auch der Filmregisseur Fritz Lang war von Lingens Qualitäten überzeugt: In M (D 1931) und Das Testament des Dr. Mabuse (D 1933) beeindruckte Lingen in ernsten Rollen.
Dem breiten Publikum wurde Theo Lingen jedoch vor allem als Filmkomiker bekannt. Insgesamt wirkte er ab 1929 (erste Leinwandrolle in Ins Blaue hinein) in über 200 Filmen mit. Zusammen mit Hans Moser bildete er in zahlreichen Filmen ein ungleiches Komikerpaar. Auch in den Filmen von Heinz Rühmann wirkte er häufig als wichtiger Nebendarsteller mit. Die näselnde Stimme – die er übrigens privat nicht pflegte – wurde sein Markenzeichen. Auch konnte er sehr effektvoll mit den Ohren wackeln. Gelegentlich (so z. B. in dem Film Die Wirtin zur Goldenen Krone) führte Lingen auch Regie. In den 1960er und 1970er Jahren sah man ihn häufig in Comedyserien wie Klimbim und Filmklamotten wie Die Lümmel von der ersten Bank oder der Neuverfilmung der Feuerzangenbowle. Zweimal spielte er auch den „Sir David Lindsay“ in den ersten Karl-May-Filmen der 1950er Jahre, in Die Sklavenkarawane und in Der Löwe von Babylon. Er trat allerdings auch in nichtkomödiantischen Rollen wie die des „Sergeant Cuff“ in der Wilkie-Collins Fernsehverfilmung Der Monddiamant (1973) auf. 1975 und 1976 moderierte er mit Hans Rosenthal die beiden Shows Schlagerfestival 1925 und 1926. Hans Rosenthal und Theo Lingen präsentierten in diesen zwei Shows Hits, die genau 50 Jahre zuvor aktuell gewesen waren, ferner wurden Witze des Jahres 1925 bzw. von 1926 erzählt und Theo Lingen berichtete über die interessantesten Ereignisse der damaligen Zeit. Außerdem moderierte er von September 1975 bis kurz vor seinem Tod im Jahr 1978 die Sendung Lachen Sie mit Stan und Ollie im ZDF, in der er die Originalfilme des Komikerduos Dick und Doof ankündigte. Diese Anmoderationen sind größtenteils auf den Dick-und-Doof-DVDs enthalten. Dabei zeigte sich der Komiker überwiegend von seiner ernsten Seite. Er beschäftigte sich hauptsächlich mit den Themen der gezeigten Filme oder mit der Vita von Stan Laurel und Oliver Hardy.
Da seine Frau jüdischer Herkunft war und er daher bei den Nationalsozialisten als „jüdisch versippt“ galt, was normalerweise einem Berufsverbot gleichkam, spielte Lingen mit dem Gedanken, ins Exil zu gehen. Aber aufgrund seiner Popularität erhielt er eine Sondergenehmigung und konnte weiter auftreten. 1944 verlegte er seinen Wohnsitz nach Wien, wo er über Paul Hörbiger auch Kontakt zu einer kleinen Widerstandszelle knüpfte.[3] Anfang 1945 zog er sich nach Strobl am Wolfgangsee zurück.
Büste in Strobl am dortigen Theo-Lingen-Platz
Dort wurde er aber nicht, wie gelegentlich irrtümlich berichtet wird, im Juni 1945 zum Ersten Bürgermeister gewählt. Ab 1948 wirkte er als Charakterdarsteller am Wiener Burgtheater. Als Gastdarsteller war er auch auf bundesdeutschen Theaterbühnen immer wieder zu sehen. Legendär sind seine Carl-Sternheim-Rollen unter der Regie von Rudolf Noelte.
Ehrengrab von Theo Lingen im Zentralfriedhof
Der privat als ungemein ernst, still und belesen geschilderte Theo Lingen schrieb das 1942 erschienene Lustspiel „Johann“, das mit ihm selbst in einer Doppelrolle kurz darauf von R. A. Stemmle verfilmt wurde, und außerdem den Erzählband „Das kann doch nicht wahr sein“.
Seine Tochter Ursula Lingen wurde ebenfalls Schauspielerin. Theo Lingen erlitt im Oktober 1978 einen Kollaps aufgrund einer Krebserkrankung, an deren Folgen er am 10. November 1978 in einem Krankenhaus in Wien verstarb. Die Stadt Wien widmete dem Wahl-Wiener Theo Lingen ein Ehrengrab auf dem Wiener Zentralfriedhof (Gruppe 32 C, Nummer 46). Seine Grabplatte gab aus unbekannten Gründen als Sterbejahr 1979 an. Das Datum wurde im Frühjahr 2012 korrigiert.
2006 widmete die Gemeinde Strobl dem Schauspieler eine von der Künstlerin Eva Mazzucco gestaltete Skulptur, welche auf dem eigens benannten „Theo-Lingen-Platz“ aufgestellt wurde.
In Lingen, dem Wohnort seiner Eltern, wurde 2007 ein neu geschaffener Platz vor einer ebenfalls neuen Unterführung nach Theo Lingen benannt.
Werke
Johann. Lustspiel in 3 Akten. Ahn & Simrock, Berlin 1942. – Als Manuskript gedruckt
Ich über mich. Interview eines Schauspielers mit sich selbst. Velber (Friedrich-Verlag) 1963, 76 Seiten
Theophanes. Hörspiel (Komödie); Regie: Walter Jokisch. Radio Bremen, 1949.
Eine Minute vor sieben. Krimihörspiel; Regie: Heinz-Günter Stamm. Bayerischer Rundfunk, München 1972 – Mehrfach gesendet.
Fein gegen Fein. Hörspiel in Briefen; Regie: Heinz-Günter Stamm. Bayerischer Rundfunk, München 1974.
Kidnapping. Krimihörspiel; Regie: Heinz-Günter Stamm. Bayerischer Rundfunk, München 1974 – Mehrfach gesendet.
Filmografie
1929: Ins Blaue hinein (Kurzfilm)
1930: Das Flötenkonzert von Sans-souci
1930: Die große Sehnsucht
1930: Dolly macht Karriere
1930: Zwei Krawatten
1931: M
1931: Mann ist Mann (Kurzfilm)
1931: Meine Frau, die Hochstaplerin
1931: Nie wieder Liebe
1931: Ronny
1931: Die Firma heiratet
1932: Frederike
1932: Der Orlow
1932: Die Gräfin von Monte-Christo
1932: Der große Bluff
1932: Zwei himmelblaue Augen
1932: Der Frauendiplomat
1932: Moderne Mitgift
1932: Das Testament des Cornelius Gulden
1932: Flucht nach Nizza
1932: Ein Toller Einfall
1932: Zigeuner der Nacht
1932: Nur ein Viertelstündchen (Kurzfilm)
1932: Mein Name ist Lampe (Kurzfilm)
1932: Im Banne des Eulenspiegels
1933: Das Testament des Dr. Mabuse
1933: Ein Unsichtbarer geht durch die Stadt
1933: Ihre Durchlaucht, die Verkäuferin
1933: Gipfelstürmer
1933: Der Doppelgänger
1933: Walzerkrieg
1933: Keine Angst vor der Liebe
1933: Liebe muß verstanden sein
1933: Der Jäger aus Kurpfalz
1933: Zwei im Sonnenschein
1933: Eine Stadt steht Kopf
1933: Die Goldgrube (Kurzfilm)
1933: Die Blumenmädchen vom Grand-Hotel
1933: Das Lied vom Glück
1933: Die kleine Schwindlerin
1933: Höllentempo
1933: Marion, das gehört sich nicht
1933: Kleiner Mann – was nun?
1933: Kleines Mädel – großes Glück
1933: Wie werde ich energisch? (Kurzfilm)
1933: Welle 4711 (Kurzfilm)
1933: Gutgehendes Geschäft zu verkaufen (Kurzfilm)
1933: … und wer küßt mich?
1933: Meine Frau – seine Frau (Kurzfilm)
1934: Ein Walzer für dich
1934: Der Doppelgänger
1934: … heute Abend bei mir
1934: Die Finanzen des Großherzogs
1934: Gern hab’ ich die Frau’n geküßt
1934: Der Verlorene Sohn
1934: Ich kenn’ Dich nicht und liebe Dich
1934: Herr oder Diener (Kurzfilm)
1934: Mein Herz ruft nach Dir
1934: Liebe dumme Mama
1934: Ein Mädel wirbelt durch die Welt
1934: Schön ist es, verliebt zu sein
1934: Csibi, der Fratz
1934: Ich sehne mich nach dir
1934: Ich heirate meine Frau
1934: Ihr größter Erfolg
1934: Die Abschieds-Symphonie (Kurzfilm)
1934: Schlagerpartie (Kurzfilm)
1934: Konjunkturritter
1935: Der Himmel auf Erden
1935: Ich liebe alle Frauen
1935: Wer wagt – gewinnt
1935: Der Ammenkönig
1935: Ein Falscher Fuffziger
1935: Frühjahrsparade
1935: Das Einmaleins der Liebe
1935: Winternachtstraum
1935: Petersburger Nächte
1935: Held einer Nacht
1935: Im weißen Rößl
1935: Der Schlafwagenkontrolleur
1935: Die Katz’ im Sack
1936: Der Kurier des Zaren
1936: Ungeküßt soll man nicht schlafen gehn
1936: Fräulein Veronika
1936: Der verkannte Lebemann
1936: Ein Hochzeitstraum
1936: Die Entführung
1936: Opernring / Im Sonnenschein
1937: Premiere
1937: Zauber der Bohème
1937: Der Mann, von dem man spricht
1937/1938: Der Tiger von Eschnapur
1937/1938: Das indische Grabmal
1938: Tanz auf dem Vulkan
1938: Die unruhigen Mädchen
1938: Immer wenn ich glücklich bin..!
1939: Marguerite: 3 (auch Regie)
1939: Opernball
1940: Herz modern möbliert (auch Regie)
1940: Rosen in Tirol
1940: Sieben Jahre Pech
1940: Ihr Privatsekretär
1941: Hauptsache glücklich (Regie)
1941: Was geschah in dieser Nacht? (auch Regie)
1941: Frau Luna (auch Regie)
1942: Wiener Blut
1942: Liebeskomödie (auch Regie)
1942/1943: Tolle Nacht (auch Regie)
1942/1943: Johann
1943/1944: Es fing so harmlos an (auch Regie und Drehbuch)
1943: Das Lied der Nachtigall (auch Regie und Drehbuch)
1944/1945: Liebesheirat (auch Regie und Drehbuch)
1944/1949: Philine (auch Regie)
1947: Wiener Melodien (Regie)
1947: Hin und her (auch Regie und Drehbuch)
1949: Um eine Nasenlänge
1950: Jetzt schlägt’s 13 (Es schlägt 13)
1950: Glück muß man haben / Operettenklänge (auch Regie)
1950: Der Theodor im Fußballtor
1951: Durch Dick und Dünn (auch Regie und Drehbuch)
1952: Schäm dich, Brigitte
1952: Die Diebin von Bagdad
1952: Heidi
1955: Heidi und Peter
1955: Wenn die Alpenrosen blüh’n, Regie Richard Häussler
1955: Wie werde ich Filmstar? (auch Regie)
1955: Die Wirtin zur Goldenen Krone (auch Regie)
1956: Meine Tante – deine Tante
1956: Opernball
1956: Wo die Lerche singt
1957: Die Unschuld vom Lande
1957: Mit Rosen fängt die Liebe an
1957: Drei Mann auf einem Pferd
1957: Die Beine von Dolores
1957: Almenrausch und Edelweiß
1958: Ein Lied geht um die Welt
1958: Was ihr wollt
1958: Die Sklavenkarawane
1958: Im Prater blüh’n wieder die Bäume
1958: Eine Reise ins Glück
1959: Der Löwe von Babylon
1959: Die Nacht vor der Premiere
1960: Pension Schöller
1960: Drei schräge Vögel (Der Teufel hat gut lachen)
1963: Der Musterknabe
1963: Das alte Hotel (6tlg. Miniserie)
1964: Tonio Kröger
1965: Die fromme Helene
1967: Das große Glück
1967: Die Heiden von Kummerow und ihre lustigen Streiche
1967: Donaugeschichten, 2. Staffel (mit Willy Millowitsch)
1967/1968: Die Witzeakademie
1968: Die Lümmel von der ersten Bank – Zur Hölle mit den Paukern
1968: Die Lümmel von der ersten Bank – Zum Teufel mit der Penne
1969: Die Lümmel von der ersten Bank – Pepe, der Paukerschreck
1969: Die Lümmel von der ersten Bank – Hurra, die Schule brennt!
1970: Wer zuletzt lacht, lacht am besten
1970: Die Lümmel von der ersten Bank – Wir hau’n die Pauker in die Pfanne
1970: Die Feuerzangenbowle
1971: Tante Trude aus Buxtehude
1971: Die Lümmel von der ersten Bank – Morgen fällt die Schule aus
1971: Hilfe, die Verwandten kommen
1971: Wenn mein Schätzchen auf die Pauke haut
1971: Die tollen Tanten schlagen zu
1972: Die Lümmel von der ersten Bank – Betragen ungenügend!
1972: Hauptsache Ferien
1972: Immer Ärger mit Hochwürden
1973: Der Monddiamant
1975: Hoftheater (Fernsehserie)
1975: Lady Dracula (Erstaufführung 1978)
1975: Der Geheimnisträger
1978: Zwei himmlische Töchter
1975–1978: Lachen Sie mit Stan und Ollie (Moderation)
Hörspiele
1949: Theo – Regie: Kurt Wilhelm
1950: Ein Sommernachtstraum (nach William Shakespeare) – Regie: Heinz-Günter Stamm
1953: Romanze in Doll – Regie: Hanns Korngiebel
1953: Der Apollo von Bellac – Regie: Heinz-Günter Stamm
1953: Eins, zwei, drei – Regie: Peter Hamel
1954: Rendez-vous mit dem Erfolg – Regie: Peter Hamel
1954: Minna von Barnhelm (nach Gotthold Ephraim Lessing) – Regie: Willi Schmidt
1959: Seien Sie versichert (Sie können versichert sein) – Regie: Peter Hamel
1962: Lily Dafon – Eine Pariser Komödie – Regie: Heinz-Günter Stamm
1963: Memoiren eines Butlers – Regie: Heinz-Günter Stamm
1964: Brave Diebe – Regie: Heinz-Günter Stamm
1965: Duell um Aimée – Regie: Heinz-Günter Stamm
1974: Fein gegen Fein (auch Autor) – Regie: Heinz-Günter Stamm
Trivia
Der Name Theo Lingens ist Teil eines im deutschen Sprachraum sehr bekannten Merkspruches zur Arteria carotis externa: „Theo Lingen fabriziert phantastisch starke Ochsenschwanzsuppe aus toten Mäusen“ (siehe Arteria carotis externa).
Quelle - Literatur & Einzelnachweise
Theo Lingen, Karikatur von Hans Pfannmüller, 1976
Leben
Standort des Geburtshauses von Theo Lingen in Hannover, hier das nach dem Krieg neu aufgebaute Eckhaus
Theo Lingen war der Sohn eines Justizrates und wurde in Hannover in einem Eckhaus im Stadtteil List geboren, das bei den Luftangriffen im Herbst 1943 zerstört wurde. Er wuchs in Hannover in der Hagenstraße nahe der Innenstadt auf und besuchte das Goethegymnasium (Vorgänger der Goetheschule), das er allerdings ohne Abschluss verließ. Eine seiner Bühnenpartnerinnen beim dortigen Schülertheater war Gretha von Jeinsen, die spätere erste Ehefrau des Schriftstellers Ernst Jünger.[1] Bei Proben für eine Schulaufführung im Boulevard-Theater Schauburg wurde sein schauspielerisches Talent entdeckt. Für seinen Künstlernamen bediente er sich des Namens der Geburtsstadt seines Vaters, Lingen (Ems). 1922 spielte er am Residenztheater Hannover, 1923 in Halberstadt, 1924 in Münster und Bad Oeynhausen, 1926 in Recklinghausen. Auf der Bühne erwarb er sich früh den Ruf eines superben Charakterkomikers, dessen virtuos-marionettenhafte Pointenarbeit bewundert wurde. In der Zeit von 1939 bis 1960 lebte er in Strobl am Wolfgangsee in Salzburg.[2]
Lingen spielte 1929 in Frankfurt am Main den Macheath in der zweiten Inszenierung der Dreigroschenoper und wurde daraufhin nach Berlin geholt, um die Rolle in der noch immer mit großem Erfolg laufenden Ur-Inszenierung zu übernehmen.
Auch der Filmregisseur Fritz Lang war von Lingens Qualitäten überzeugt: In M (D 1931) und Das Testament des Dr. Mabuse (D 1933) beeindruckte Lingen in ernsten Rollen.
Dem breiten Publikum wurde Theo Lingen jedoch vor allem als Filmkomiker bekannt. Insgesamt wirkte er ab 1929 (erste Leinwandrolle in Ins Blaue hinein) in über 200 Filmen mit. Zusammen mit Hans Moser bildete er in zahlreichen Filmen ein ungleiches Komikerpaar. Auch in den Filmen von Heinz Rühmann wirkte er häufig als wichtiger Nebendarsteller mit. Die näselnde Stimme – die er übrigens privat nicht pflegte – wurde sein Markenzeichen. Auch konnte er sehr effektvoll mit den Ohren wackeln. Gelegentlich (so z. B. in dem Film Die Wirtin zur Goldenen Krone) führte Lingen auch Regie. In den 1960er und 1970er Jahren sah man ihn häufig in Comedyserien wie Klimbim und Filmklamotten wie Die Lümmel von der ersten Bank oder der Neuverfilmung der Feuerzangenbowle. Zweimal spielte er auch den „Sir David Lindsay“ in den ersten Karl-May-Filmen der 1950er Jahre, in Die Sklavenkarawane und in Der Löwe von Babylon. Er trat allerdings auch in nichtkomödiantischen Rollen wie die des „Sergeant Cuff“ in der Wilkie-Collins Fernsehverfilmung Der Monddiamant (1973) auf. 1975 und 1976 moderierte er mit Hans Rosenthal die beiden Shows Schlagerfestival 1925 und 1926. Hans Rosenthal und Theo Lingen präsentierten in diesen zwei Shows Hits, die genau 50 Jahre zuvor aktuell gewesen waren, ferner wurden Witze des Jahres 1925 bzw. von 1926 erzählt und Theo Lingen berichtete über die interessantesten Ereignisse der damaligen Zeit. Außerdem moderierte er von September 1975 bis kurz vor seinem Tod im Jahr 1978 die Sendung Lachen Sie mit Stan und Ollie im ZDF, in der er die Originalfilme des Komikerduos Dick und Doof ankündigte. Diese Anmoderationen sind größtenteils auf den Dick-und-Doof-DVDs enthalten. Dabei zeigte sich der Komiker überwiegend von seiner ernsten Seite. Er beschäftigte sich hauptsächlich mit den Themen der gezeigten Filme oder mit der Vita von Stan Laurel und Oliver Hardy.
Da seine Frau jüdischer Herkunft war und er daher bei den Nationalsozialisten als „jüdisch versippt“ galt, was normalerweise einem Berufsverbot gleichkam, spielte Lingen mit dem Gedanken, ins Exil zu gehen. Aber aufgrund seiner Popularität erhielt er eine Sondergenehmigung und konnte weiter auftreten. 1944 verlegte er seinen Wohnsitz nach Wien, wo er über Paul Hörbiger auch Kontakt zu einer kleinen Widerstandszelle knüpfte.[3] Anfang 1945 zog er sich nach Strobl am Wolfgangsee zurück.
Büste in Strobl am dortigen Theo-Lingen-Platz
Dort wurde er aber nicht, wie gelegentlich irrtümlich berichtet wird, im Juni 1945 zum Ersten Bürgermeister gewählt. Ab 1948 wirkte er als Charakterdarsteller am Wiener Burgtheater. Als Gastdarsteller war er auch auf bundesdeutschen Theaterbühnen immer wieder zu sehen. Legendär sind seine Carl-Sternheim-Rollen unter der Regie von Rudolf Noelte.
Ehrengrab von Theo Lingen im Zentralfriedhof
Der privat als ungemein ernst, still und belesen geschilderte Theo Lingen schrieb das 1942 erschienene Lustspiel „Johann“, das mit ihm selbst in einer Doppelrolle kurz darauf von R. A. Stemmle verfilmt wurde, und außerdem den Erzählband „Das kann doch nicht wahr sein“.
Seine Tochter Ursula Lingen wurde ebenfalls Schauspielerin. Theo Lingen erlitt im Oktober 1978 einen Kollaps aufgrund einer Krebserkrankung, an deren Folgen er am 10. November 1978 in einem Krankenhaus in Wien verstarb. Die Stadt Wien widmete dem Wahl-Wiener Theo Lingen ein Ehrengrab auf dem Wiener Zentralfriedhof (Gruppe 32 C, Nummer 46). Seine Grabplatte gab aus unbekannten Gründen als Sterbejahr 1979 an. Das Datum wurde im Frühjahr 2012 korrigiert.
2006 widmete die Gemeinde Strobl dem Schauspieler eine von der Künstlerin Eva Mazzucco gestaltete Skulptur, welche auf dem eigens benannten „Theo-Lingen-Platz“ aufgestellt wurde.
In Lingen, dem Wohnort seiner Eltern, wurde 2007 ein neu geschaffener Platz vor einer ebenfalls neuen Unterführung nach Theo Lingen benannt.
Werke
Johann. Lustspiel in 3 Akten. Ahn & Simrock, Berlin 1942. – Als Manuskript gedruckt
Ich über mich. Interview eines Schauspielers mit sich selbst. Velber (Friedrich-Verlag) 1963, 76 Seiten
Theophanes. Hörspiel (Komödie); Regie: Walter Jokisch. Radio Bremen, 1949.
Eine Minute vor sieben. Krimihörspiel; Regie: Heinz-Günter Stamm. Bayerischer Rundfunk, München 1972 – Mehrfach gesendet.
Fein gegen Fein. Hörspiel in Briefen; Regie: Heinz-Günter Stamm. Bayerischer Rundfunk, München 1974.
Kidnapping. Krimihörspiel; Regie: Heinz-Günter Stamm. Bayerischer Rundfunk, München 1974 – Mehrfach gesendet.
Filmografie
1929: Ins Blaue hinein (Kurzfilm)
1930: Das Flötenkonzert von Sans-souci
1930: Die große Sehnsucht
1930: Dolly macht Karriere
1930: Zwei Krawatten
1931: M
1931: Mann ist Mann (Kurzfilm)
1931: Meine Frau, die Hochstaplerin
1931: Nie wieder Liebe
1931: Ronny
1931: Die Firma heiratet
1932: Frederike
1932: Der Orlow
1932: Die Gräfin von Monte-Christo
1932: Der große Bluff
1932: Zwei himmelblaue Augen
1932: Der Frauendiplomat
1932: Moderne Mitgift
1932: Das Testament des Cornelius Gulden
1932: Flucht nach Nizza
1932: Ein Toller Einfall
1932: Zigeuner der Nacht
1932: Nur ein Viertelstündchen (Kurzfilm)
1932: Mein Name ist Lampe (Kurzfilm)
1932: Im Banne des Eulenspiegels
1933: Das Testament des Dr. Mabuse
1933: Ein Unsichtbarer geht durch die Stadt
1933: Ihre Durchlaucht, die Verkäuferin
1933: Gipfelstürmer
1933: Der Doppelgänger
1933: Walzerkrieg
1933: Keine Angst vor der Liebe
1933: Liebe muß verstanden sein
1933: Der Jäger aus Kurpfalz
1933: Zwei im Sonnenschein
1933: Eine Stadt steht Kopf
1933: Die Goldgrube (Kurzfilm)
1933: Die Blumenmädchen vom Grand-Hotel
1933: Das Lied vom Glück
1933: Die kleine Schwindlerin
1933: Höllentempo
1933: Marion, das gehört sich nicht
1933: Kleiner Mann – was nun?
1933: Kleines Mädel – großes Glück
1933: Wie werde ich energisch? (Kurzfilm)
1933: Welle 4711 (Kurzfilm)
1933: Gutgehendes Geschäft zu verkaufen (Kurzfilm)
1933: … und wer küßt mich?
1933: Meine Frau – seine Frau (Kurzfilm)
1934: Ein Walzer für dich
1934: Der Doppelgänger
1934: … heute Abend bei mir
1934: Die Finanzen des Großherzogs
1934: Gern hab’ ich die Frau’n geküßt
1934: Der Verlorene Sohn
1934: Ich kenn’ Dich nicht und liebe Dich
1934: Herr oder Diener (Kurzfilm)
1934: Mein Herz ruft nach Dir
1934: Liebe dumme Mama
1934: Ein Mädel wirbelt durch die Welt
1934: Schön ist es, verliebt zu sein
1934: Csibi, der Fratz
1934: Ich sehne mich nach dir
1934: Ich heirate meine Frau
1934: Ihr größter Erfolg
1934: Die Abschieds-Symphonie (Kurzfilm)
1934: Schlagerpartie (Kurzfilm)
1934: Konjunkturritter
1935: Der Himmel auf Erden
1935: Ich liebe alle Frauen
1935: Wer wagt – gewinnt
1935: Der Ammenkönig
1935: Ein Falscher Fuffziger
1935: Frühjahrsparade
1935: Das Einmaleins der Liebe
1935: Winternachtstraum
1935: Petersburger Nächte
1935: Held einer Nacht
1935: Im weißen Rößl
1935: Der Schlafwagenkontrolleur
1935: Die Katz’ im Sack
1936: Der Kurier des Zaren
1936: Ungeküßt soll man nicht schlafen gehn
1936: Fräulein Veronika
1936: Der verkannte Lebemann
1936: Ein Hochzeitstraum
1936: Die Entführung
1936: Opernring / Im Sonnenschein
1937: Premiere
1937: Zauber der Bohème
1937: Der Mann, von dem man spricht
1937/1938: Der Tiger von Eschnapur
1937/1938: Das indische Grabmal
1938: Tanz auf dem Vulkan
1938: Die unruhigen Mädchen
1938: Immer wenn ich glücklich bin..!
1939: Marguerite: 3 (auch Regie)
1939: Opernball
1940: Herz modern möbliert (auch Regie)
1940: Rosen in Tirol
1940: Sieben Jahre Pech
1940: Ihr Privatsekretär
1941: Hauptsache glücklich (Regie)
1941: Was geschah in dieser Nacht? (auch Regie)
1941: Frau Luna (auch Regie)
1942: Wiener Blut
1942: Liebeskomödie (auch Regie)
1942/1943: Tolle Nacht (auch Regie)
1942/1943: Johann
1943/1944: Es fing so harmlos an (auch Regie und Drehbuch)
1943: Das Lied der Nachtigall (auch Regie und Drehbuch)
1944/1945: Liebesheirat (auch Regie und Drehbuch)
1944/1949: Philine (auch Regie)
1947: Wiener Melodien (Regie)
1947: Hin und her (auch Regie und Drehbuch)
1949: Um eine Nasenlänge
1950: Jetzt schlägt’s 13 (Es schlägt 13)
1950: Glück muß man haben / Operettenklänge (auch Regie)
1950: Der Theodor im Fußballtor
1951: Durch Dick und Dünn (auch Regie und Drehbuch)
1952: Schäm dich, Brigitte
1952: Die Diebin von Bagdad
1952: Heidi
1955: Heidi und Peter
1955: Wenn die Alpenrosen blüh’n, Regie Richard Häussler
1955: Wie werde ich Filmstar? (auch Regie)
1955: Die Wirtin zur Goldenen Krone (auch Regie)
1956: Meine Tante – deine Tante
1956: Opernball
1956: Wo die Lerche singt
1957: Die Unschuld vom Lande
1957: Mit Rosen fängt die Liebe an
1957: Drei Mann auf einem Pferd
1957: Die Beine von Dolores
1957: Almenrausch und Edelweiß
1958: Ein Lied geht um die Welt
1958: Was ihr wollt
1958: Die Sklavenkarawane
1958: Im Prater blüh’n wieder die Bäume
1958: Eine Reise ins Glück
1959: Der Löwe von Babylon
1959: Die Nacht vor der Premiere
1960: Pension Schöller
1960: Drei schräge Vögel (Der Teufel hat gut lachen)
1963: Der Musterknabe
1963: Das alte Hotel (6tlg. Miniserie)
1964: Tonio Kröger
1965: Die fromme Helene
1967: Das große Glück
1967: Die Heiden von Kummerow und ihre lustigen Streiche
1967: Donaugeschichten, 2. Staffel (mit Willy Millowitsch)
1967/1968: Die Witzeakademie
1968: Die Lümmel von der ersten Bank – Zur Hölle mit den Paukern
1968: Die Lümmel von der ersten Bank – Zum Teufel mit der Penne
1969: Die Lümmel von der ersten Bank – Pepe, der Paukerschreck
1969: Die Lümmel von der ersten Bank – Hurra, die Schule brennt!
1970: Wer zuletzt lacht, lacht am besten
1970: Die Lümmel von der ersten Bank – Wir hau’n die Pauker in die Pfanne
1970: Die Feuerzangenbowle
1971: Tante Trude aus Buxtehude
1971: Die Lümmel von der ersten Bank – Morgen fällt die Schule aus
1971: Hilfe, die Verwandten kommen
1971: Wenn mein Schätzchen auf die Pauke haut
1971: Die tollen Tanten schlagen zu
1972: Die Lümmel von der ersten Bank – Betragen ungenügend!
1972: Hauptsache Ferien
1972: Immer Ärger mit Hochwürden
1973: Der Monddiamant
1975: Hoftheater (Fernsehserie)
1975: Lady Dracula (Erstaufführung 1978)
1975: Der Geheimnisträger
1978: Zwei himmlische Töchter
1975–1978: Lachen Sie mit Stan und Ollie (Moderation)
Hörspiele
1949: Theo – Regie: Kurt Wilhelm
1950: Ein Sommernachtstraum (nach William Shakespeare) – Regie: Heinz-Günter Stamm
1953: Romanze in Doll – Regie: Hanns Korngiebel
1953: Der Apollo von Bellac – Regie: Heinz-Günter Stamm
1953: Eins, zwei, drei – Regie: Peter Hamel
1954: Rendez-vous mit dem Erfolg – Regie: Peter Hamel
1954: Minna von Barnhelm (nach Gotthold Ephraim Lessing) – Regie: Willi Schmidt
1959: Seien Sie versichert (Sie können versichert sein) – Regie: Peter Hamel
1962: Lily Dafon – Eine Pariser Komödie – Regie: Heinz-Günter Stamm
1963: Memoiren eines Butlers – Regie: Heinz-Günter Stamm
1964: Brave Diebe – Regie: Heinz-Günter Stamm
1965: Duell um Aimée – Regie: Heinz-Günter Stamm
1974: Fein gegen Fein (auch Autor) – Regie: Heinz-Günter Stamm
Trivia
Der Name Theo Lingens ist Teil eines im deutschen Sprachraum sehr bekannten Merkspruches zur Arteria carotis externa: „Theo Lingen fabriziert phantastisch starke Ochsenschwanzsuppe aus toten Mäusen“ (siehe Arteria carotis externa).
Quelle - Literatur & Einzelnachweise
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