Carl Erdmann Heine
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Carl Erdmann Heine
Ernst Carl Erdmann Heine (* 10. Januar 1819 in Leipzig; † 25. August 1888 ebenda) war ein sächsischer Gutsherr, Rechtsanwalt, Unternehmer und Politiker (DFP). Er war Abgeordneter im Sächsischen Landtag und im Reichstag. Als Industriepionier prägte er das Gesicht der Leipziger Westvorstadt und von Plagwitz.
Karl-Heine-Denkmal im Leipziger Palmengarten
Leben
Karl Heine wurde 1819 als Sohn des gebürtigen Braunschweiger Kaufmanns und Besitzers des Ritterguts Neuscherbitz, Johann Carl Friedrich Heine, und dessen Gattin Christiana Dorothea, geborene Reichel, in Leipzig geboren. Sein Großvater war der Leipziger Kaufmann Erdmann Traugott Reichel. Kurz nach seiner Geburt wurde Heine in der Thomaskirche evangelisch-lutherisch getauft. Er lernte von 1833 bis 1837 an der Thomasschule zu Leipzig unter den Rektoren Friedrich Wilhelm Ehrenfried Rost und Johann Gottfried Stallbaum.
Danach studierte er Rechtswissenschaften an der Universität Leipzig, wo er ab 1838 Mitglied der Studentenverbindung Corps Saxonia Leipzig war. Zusätzlich interessierte er sich für mathematische und volkswirtschaftliche Zusammenhänge. 1842 erwarb er den Baccalaureus Juris.
Im Jahr seines Abschlusses trat er in die Leipziger Kommunalgarde ein und erreichte den Dienstgrad eines Hauptmanns.
Er wurde 1843 mit einer Dissertation (Titel: De principiis iuris in usu fluviorum adhibendis) über die wirtschaftliche Nutzung von Wasserwegen und deren Ufer nach sächsischem Landesrecht zum Dr. jur. promoviert. Er verteidigte seine Arbeit vor Professor Gustav Ludwig Theodor Marezoll (1794–1873). Im Anschluss ließ er sich in Leipzig als Rechtsanwalt nieder.
1842 übertrug ihm die Mutter eine Generalvollmacht für Reichels Garten (früher: Apels Garten). Nach dem Tode seines Großvaters Reichel kaufte Karl Heine die Anteile der anderen Erben an dem Anwesen, ließ diesen parzellieren und ab der Mitte des 19. Jahrhunderts schrittweise mit der heutigen inneren Westvorstadt bebauen.
Im Jahr 1854 dehnte Heine seinen Grundbesitz auch in die Gemeinde Plagwitz aus. Im Jahr 1856 begann er in Plagwitz mit dem Bau des ersten Teilstücks eines die Weiße Elster mit der Saale schiffbar verbindenden Kanals, das heute seinen Namen trägt (Karl-Heine-Kanal). Mit dem Aushub des Kanalbaus wurde die spätere Westvorstadt trockengelegt. Zum Transport der anfallenden Erdmassen, nutzte er von Hand oder mit Pferden bewegte hölzerne Loren auf Feldbahngleisen mit einer Spurweite von 2 1/ 2 sächs. Fuß (798,5 mm). Die Reste der Bahn stehen als Technisches Denkmal "Alte Lindenauer Kiesbahn" unter Denkmalschutz und werden vom Verein "Museumsfeldbahn Leipzig-Lindenau (MFLL) e.V." betreut.
Zur Umsetzung seiner Bebauungs- und Industrialisierungspläne in Plagwitz gründete Karl Heine im Jahr 1858 eine „Öconomie“. Im Folgejahr 1859 gründete Heine in Leipzig zusammen mit Otto Steche, Bruder des Kunsthistorikers Richard Steche, unter dem Namen Heine & Co. ein Unternehmen zur „Destillation von ätherischen Ölen aus einheimischen Pflanzen (…) sowie zur Herstellung von Essenzen für die Spirituosen- und Süßwarenindustrie“.[1] Sie spezialisierten sich auf die synthetische Gewinnung von Senföl.
Um die Westvorstadt mit der Gemeinde Plagwitz zu verbinden, ließ er südlich parallel zur alten Landstraße von Leipzig nach Lindenau die Plagwitzer Straße (heute zur Käthe-Kollwitz-Straße) und, gegen den Widerstand des Leipziger Rates, die Plagwitzer Brücke anlegen, die den Anschluss an die Leipziger Straße in Plagwitz (heute zur Karl-Heine-Straße) herstellte.
Ab 1873 ließ Heine in Plagwitz auf Grundlage eines Gleisanschlussvertrages vom preußischen Zeitzer Bahnhof aus insgesamt 37 Industrieanschlüsse legen und drei öffentliche Ladestellen für Firmen ohne Gleisanschluss bauen. Die Anschlüsse und Ladestellen waren mit 15 Industrie- und Verbindungsbahnen an den Zeitzer Bahnhof angebunden. Er schaffte damit die Voraussetzungen für die Neuansiedlung von Industriebetrieben, die durch die direkte Bahnanbindung mit günstigeren Transportkosten kalkulieren und somit billiger produzieren konnten.[2]
Von 1870 bis zu seinem Tod gehörte Karl Heine der Zweiten Kammer des Sächsischen Landtages an. Er kandidierte von 1869 bis 1881 im 23. ländlichen Wahlkreis für die Fortschrittspartei, bis er 1881 gegen den Sozialdemokraten August Bebel verlor. Danach trat er für die Konservativen im 3. städtischen Wahlkreis, zuletzt 1887 gegen Wilhelm Liebknecht an. Er befasste sich intensiv mit der Sozialen Frage, wofür er von Liebknecht hoch geschätzt wurde. 1878 lehnte er bereits die Sozialistengesetze des Reichstags ab. Außerdem war er ein Befürworter der Vermögenssteuer.
In der zweiten Wahlperiode 1874 bis 1877 war er für die Deutsche Fortschrittspartei im 13. sächsischen Wahlkreis Reichstagsabgeordneter. Die meisten Mitglieder waren Handwerker, Kaufleute, Gutsbesitzer und Fabrikanten. Zunächst erreicht der Sozialdemokrat Johann Jacoby die Mehrheit der Stimmen, nahm die Wahl aber nicht an. Bei der erneuten Abstimmung konnte sich Heine mit den Stimmen der Nationalliberalen und Konservativen gegen den SPD-Kontrahenten Wilhelm Bracke durchsetzen. 1874 stimmte er gegen das Impfgesetz. Außerdem lehnte das 1875 beschlossene Reichsbankgesetz aus volkswirtschaftlichen Gesichtspunkten ab. Seine Kandidaturen 1878 und 1884 blieben erfolglos. Außerdem war er Mitglied im Leipziger Stadtrat.
Im Jahr 1874 bezog er seine neu errichtete Villa in Neuschleußig (Karl-Heine-Villa, Könneritzstraße 1), wo er bis zu seinem Tode lebte.
Im Jahr 1876 wurde ein Bebauungsplan genehmigt, in dem der Karl Heine gehörende, bisher aus Wiesen und Feldern bestehende nördliche Teil von Schleußig („Neuschleußig“) gemeinsam mit dem Bernhard Hüffer gehörenden, ebenfalls noch weitgehend unbebauten Gutsbezirk Schleußig zur gemeinsamen stadtähnlichen Bebauung mit Wohnhäusern vorgesehen war.
Am 24. Mai 1888 gründete Heine die Leipziger Westend-Baugesellschaft AG, in die er seine Öconomie einbrachte und die seine Projekte auch nach seinem Tode fortsetzte.
Karl Heine war seit 1854 Mitglied der Leipziger Freimaurerloge Apollo und Freund des Freimaurers Ferdinand Goetz.[3] Die Organisation setzte sich verstärkt für Meinungs- und Glaubensfreiheit ein.
Kurz vor seinem Tod äußerte er sich zu seinem prägendsten Einfluss:[4]
„Ich habe als junger Mann an der Seite List's gesessen und habe von diesem Manne das Bild des Eisenbahnwesens gesehen, welches er über Deutschland entworfen hatte [...] Darauf gründen sich meine Überzeugungen“
Er starb am 25. August 1888 im Alter von 69 Jahren in Leipzig.
Ehrungen
Die Stadt Leipzig ehrte Karl Heine im Jahr 1897 mit einem Denkmal, das im Zweiten Weltkrieg eingeschmolzen, aber 2001 erneuert wurde. Nach ihm wurden mehrere Straßen und ein Platz benannt (u. a. Erdmannstraße, 1891 Karl-Heine-Straße, 1904 Karl-Heine-Platz). Außerdem ist in Leipzig der Karl-Heine-Kanal nach ihm benannt, der ursprünglich ein Projekt Heines war.
Im Jahr 2003 erhielt ein Leipziger Berufliches Schulzentrum den Namen Karl-Heine-Schule (ehemals BSZ 3 für Metallbau). Es befindet sich in der Merseburger Straße, in dem Gebiet seines Wirkens.
Quelle - literatur & Einzelnachweise
Karl-Heine-Denkmal im Leipziger Palmengarten
Leben
Karl Heine wurde 1819 als Sohn des gebürtigen Braunschweiger Kaufmanns und Besitzers des Ritterguts Neuscherbitz, Johann Carl Friedrich Heine, und dessen Gattin Christiana Dorothea, geborene Reichel, in Leipzig geboren. Sein Großvater war der Leipziger Kaufmann Erdmann Traugott Reichel. Kurz nach seiner Geburt wurde Heine in der Thomaskirche evangelisch-lutherisch getauft. Er lernte von 1833 bis 1837 an der Thomasschule zu Leipzig unter den Rektoren Friedrich Wilhelm Ehrenfried Rost und Johann Gottfried Stallbaum.
Danach studierte er Rechtswissenschaften an der Universität Leipzig, wo er ab 1838 Mitglied der Studentenverbindung Corps Saxonia Leipzig war. Zusätzlich interessierte er sich für mathematische und volkswirtschaftliche Zusammenhänge. 1842 erwarb er den Baccalaureus Juris.
Im Jahr seines Abschlusses trat er in die Leipziger Kommunalgarde ein und erreichte den Dienstgrad eines Hauptmanns.
Er wurde 1843 mit einer Dissertation (Titel: De principiis iuris in usu fluviorum adhibendis) über die wirtschaftliche Nutzung von Wasserwegen und deren Ufer nach sächsischem Landesrecht zum Dr. jur. promoviert. Er verteidigte seine Arbeit vor Professor Gustav Ludwig Theodor Marezoll (1794–1873). Im Anschluss ließ er sich in Leipzig als Rechtsanwalt nieder.
1842 übertrug ihm die Mutter eine Generalvollmacht für Reichels Garten (früher: Apels Garten). Nach dem Tode seines Großvaters Reichel kaufte Karl Heine die Anteile der anderen Erben an dem Anwesen, ließ diesen parzellieren und ab der Mitte des 19. Jahrhunderts schrittweise mit der heutigen inneren Westvorstadt bebauen.
Im Jahr 1854 dehnte Heine seinen Grundbesitz auch in die Gemeinde Plagwitz aus. Im Jahr 1856 begann er in Plagwitz mit dem Bau des ersten Teilstücks eines die Weiße Elster mit der Saale schiffbar verbindenden Kanals, das heute seinen Namen trägt (Karl-Heine-Kanal). Mit dem Aushub des Kanalbaus wurde die spätere Westvorstadt trockengelegt. Zum Transport der anfallenden Erdmassen, nutzte er von Hand oder mit Pferden bewegte hölzerne Loren auf Feldbahngleisen mit einer Spurweite von 2 1/ 2 sächs. Fuß (798,5 mm). Die Reste der Bahn stehen als Technisches Denkmal "Alte Lindenauer Kiesbahn" unter Denkmalschutz und werden vom Verein "Museumsfeldbahn Leipzig-Lindenau (MFLL) e.V." betreut.
Zur Umsetzung seiner Bebauungs- und Industrialisierungspläne in Plagwitz gründete Karl Heine im Jahr 1858 eine „Öconomie“. Im Folgejahr 1859 gründete Heine in Leipzig zusammen mit Otto Steche, Bruder des Kunsthistorikers Richard Steche, unter dem Namen Heine & Co. ein Unternehmen zur „Destillation von ätherischen Ölen aus einheimischen Pflanzen (…) sowie zur Herstellung von Essenzen für die Spirituosen- und Süßwarenindustrie“.[1] Sie spezialisierten sich auf die synthetische Gewinnung von Senföl.
Um die Westvorstadt mit der Gemeinde Plagwitz zu verbinden, ließ er südlich parallel zur alten Landstraße von Leipzig nach Lindenau die Plagwitzer Straße (heute zur Käthe-Kollwitz-Straße) und, gegen den Widerstand des Leipziger Rates, die Plagwitzer Brücke anlegen, die den Anschluss an die Leipziger Straße in Plagwitz (heute zur Karl-Heine-Straße) herstellte.
Ab 1873 ließ Heine in Plagwitz auf Grundlage eines Gleisanschlussvertrages vom preußischen Zeitzer Bahnhof aus insgesamt 37 Industrieanschlüsse legen und drei öffentliche Ladestellen für Firmen ohne Gleisanschluss bauen. Die Anschlüsse und Ladestellen waren mit 15 Industrie- und Verbindungsbahnen an den Zeitzer Bahnhof angebunden. Er schaffte damit die Voraussetzungen für die Neuansiedlung von Industriebetrieben, die durch die direkte Bahnanbindung mit günstigeren Transportkosten kalkulieren und somit billiger produzieren konnten.[2]
Von 1870 bis zu seinem Tod gehörte Karl Heine der Zweiten Kammer des Sächsischen Landtages an. Er kandidierte von 1869 bis 1881 im 23. ländlichen Wahlkreis für die Fortschrittspartei, bis er 1881 gegen den Sozialdemokraten August Bebel verlor. Danach trat er für die Konservativen im 3. städtischen Wahlkreis, zuletzt 1887 gegen Wilhelm Liebknecht an. Er befasste sich intensiv mit der Sozialen Frage, wofür er von Liebknecht hoch geschätzt wurde. 1878 lehnte er bereits die Sozialistengesetze des Reichstags ab. Außerdem war er ein Befürworter der Vermögenssteuer.
In der zweiten Wahlperiode 1874 bis 1877 war er für die Deutsche Fortschrittspartei im 13. sächsischen Wahlkreis Reichstagsabgeordneter. Die meisten Mitglieder waren Handwerker, Kaufleute, Gutsbesitzer und Fabrikanten. Zunächst erreicht der Sozialdemokrat Johann Jacoby die Mehrheit der Stimmen, nahm die Wahl aber nicht an. Bei der erneuten Abstimmung konnte sich Heine mit den Stimmen der Nationalliberalen und Konservativen gegen den SPD-Kontrahenten Wilhelm Bracke durchsetzen. 1874 stimmte er gegen das Impfgesetz. Außerdem lehnte das 1875 beschlossene Reichsbankgesetz aus volkswirtschaftlichen Gesichtspunkten ab. Seine Kandidaturen 1878 und 1884 blieben erfolglos. Außerdem war er Mitglied im Leipziger Stadtrat.
Im Jahr 1874 bezog er seine neu errichtete Villa in Neuschleußig (Karl-Heine-Villa, Könneritzstraße 1), wo er bis zu seinem Tode lebte.
Im Jahr 1876 wurde ein Bebauungsplan genehmigt, in dem der Karl Heine gehörende, bisher aus Wiesen und Feldern bestehende nördliche Teil von Schleußig („Neuschleußig“) gemeinsam mit dem Bernhard Hüffer gehörenden, ebenfalls noch weitgehend unbebauten Gutsbezirk Schleußig zur gemeinsamen stadtähnlichen Bebauung mit Wohnhäusern vorgesehen war.
Am 24. Mai 1888 gründete Heine die Leipziger Westend-Baugesellschaft AG, in die er seine Öconomie einbrachte und die seine Projekte auch nach seinem Tode fortsetzte.
Karl Heine war seit 1854 Mitglied der Leipziger Freimaurerloge Apollo und Freund des Freimaurers Ferdinand Goetz.[3] Die Organisation setzte sich verstärkt für Meinungs- und Glaubensfreiheit ein.
Kurz vor seinem Tod äußerte er sich zu seinem prägendsten Einfluss:[4]
„Ich habe als junger Mann an der Seite List's gesessen und habe von diesem Manne das Bild des Eisenbahnwesens gesehen, welches er über Deutschland entworfen hatte [...] Darauf gründen sich meine Überzeugungen“
Er starb am 25. August 1888 im Alter von 69 Jahren in Leipzig.
Ehrungen
Die Stadt Leipzig ehrte Karl Heine im Jahr 1897 mit einem Denkmal, das im Zweiten Weltkrieg eingeschmolzen, aber 2001 erneuert wurde. Nach ihm wurden mehrere Straßen und ein Platz benannt (u. a. Erdmannstraße, 1891 Karl-Heine-Straße, 1904 Karl-Heine-Platz). Außerdem ist in Leipzig der Karl-Heine-Kanal nach ihm benannt, der ursprünglich ein Projekt Heines war.
Im Jahr 2003 erhielt ein Leipziger Berufliches Schulzentrum den Namen Karl-Heine-Schule (ehemals BSZ 3 für Metallbau). Es befindet sich in der Merseburger Straße, in dem Gebiet seines Wirkens.
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