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Die Katholischen Arbeitervereine

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Die Katholischen Arbeitervereine Empty Die Katholischen Arbeitervereine

Beitrag  Andy Mi März 04, 2015 10:23 pm

Die Katholischen Arbeitervereine waren im 19. Jahrhundert entstandene, vom Klerus geleitete Laienorganisationen. Sie werden auch als Katholische Arbeiterbewegung (KAB) bezeichnet. Nach dem Zweiten Weltkrieg knüpfte die Katholische Arbeitnehmerbewegung an diese Tradition an. Außer in Deutschland gab es in verschiedenen europäischen Ländern katholische Arbeitervereine, darunter in der Schweiz und in Österreich.

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Fahne des katholischen Arbeitervereins Weibern 1908 mit der Abbildung des hl. Josef, des Arbeiters als Schutzpatron

Die Arbeitervereine in Deutschland waren zunächst geistlich dominiert und dienten primär zur Absicherung des katholischen Milieus im Prozess der Industrialisierung. Neben geistlicher Betreuung und Einbindung der Arbeiter in die Pfarrgemeinden gab es Selbsthilfeeinrichtungen verschiedener Art. Die materielle und politische Interessenvertretung gehörte zunächst nicht zu den Aufgaben der Vereine. Dennoch wurden sie um die Jahrhundertwende in den Gewerkschaftsstreit im katholischen Deutschland miteinbezogen und gespalten. Während der Weimarer Republik nahmen die Vereine auch Stellung zu sozial- und wirtschaftspolitischen Fragen. Sie standen weitgehend auf Seiten der Republik. Die Zeit des Nationalsozialismus konnten sie teilweise als entpolitisierte Vereine überstehen.[1] Der westdeutsche Teilverband wurde weder zerschlagen noch gleichgeschaltet. Insbesondere aus diesem Verband beteiligten sich führende Vertreter der Vereine am Widerstand.

Vorgeschichte

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Wilhelm Emmanuel von Ketteler setzte sich früh für die Gründung von katholischen Arbeitervereinen ein (Fotografie um 1870)

Erste Anregungen, katholische Arbeitervereine zu gründen, gehen unter anderem auf die Fabrikrede des Abgeordneten Joseph von Buß aus dem Großherzogtum Baden im Jahr 1837 zurück. Im Jahr 1847 forderte Peter Reichensperger die Eigeninitiative der Arbeiter auf sozialpolitischem Gebiet und empfahl die Gründung von Arbeitervereinen. Wichtig wurde die Schrift von Wilhelm Emmanuel von Ketteler aus dem Jahr 1864 Die Arbeiterfrage und das Christentum. Auch Ketteler schlug darin Zusammenschlüsse von Arbeitern vor. Auf verschiedenen Katholikentagen warb Ketteler für Arbeitervereine. Der Katholikentag von 1869 von Düsseldorf stimmte ihm darin bei.[2]

Erste katholische Arbeitervereine entstanden in der Zeit der Revolution von 1848. Ein erster wurde 1847 in Regensburg gegründet. Nach anderen Angaben entstand dieser als Unterstützungsverein Hl. Josef, der Arbeiter erst 1849/1850 als Teilorganisation des örtlichen Piusvereins. Es folgten Nürnberg und andere süddeutsche Städte. Diese ersten Ansätze konnten sich nicht lange halten.[3] Gesellenvereine entstanden seit den 1840er Jahren. Unter dem Einfluss Adolph Kolpings erlebten diese seit den 1850er Jahren einen Aufschwung. Seit den 1850er Jahren entstanden insbesondere im Ruhrgebiet, aber auch am Niederrhein und im Saarland katholische Knappenvereine und Arbeitervereine. Allerdings konnten auch diese sich meist nicht halten.[4]

Auf Anregung nicht zuletzt von Ketteler entstanden christlich-soziale Vereine, die ihren Höhepunkt in den 1870er und 1880er Jahren erlebten. Allein im Ruhrgebiet hatten sie Mitte der 1870er Jahre 30.000 Mitglieder. Die christlich-sozialen Arbeitervereine waren grundsätzlich überkonfessionell, organisierten aber in der Regel Katholiken. Die Vereine hatten durchaus gewerkschaftsähnliche Züge, lehnten etwa Streiks nicht ab. Damit unterschieden sie sich deutlich von den späteren katholischen Arbeitervereinen. Sie litten zum einen unter den Auswirkungen des Kulturkampfes. Zum anderen verengte das Sozialistengesetz auch ihren Spielraum, so dass sie bald an Bedeutung verloren.[5]

Zeit des Kaiserreichs
Anfänge

Die Katholischen Arbeitervereine HitzeFranz
Franz Hitze beteiligte sich maßgeblich an der Gründung der Arbeitervereine und konzipierte ihre Programmatik

In den 1870er Jahren erfuhr die Vereinsbewegung, gefördert von christlich-sozialen Geistlichen, einen Aufschwung. Unterstützung fanden die Arbeitervereine durch den von katholischen Unternehmern mit Franz Brandts an der Spitze 1880 gegründeten Verband Arbeiterwohl und dessen Generalsekretär Franz Hitze.[6]

Die Arbeitervereine standen in einer doppelten Frontstellung gegen den kulturkämpferischen Protestantismus und gegen die zunehmend kirchenkritische Sozialdemokratie. Auch vor diesem Hintergrund waren die Arbeitervereine strikt katholisch ausgerichtet.[7] Von Anfang an bestanden unterschiedliche Auffassungen über Ziel und Aufgaben. Es existierten geistliche, sozialreformerische oder gewerkschaftliche Tendenzen. Anfangs gab es in der Kirche noch Widerstände. Noch in den 1880er Jahren hieß es, dass die Arbeiter „immer eingedenk sein“ sollten, „dass sie den vollen, wahren Lohn für ihre Arbeit und Mühe nicht auf dieser Welt […] zu erwarten haben.“ Der Arbeiter solle „im Geist der Buße, des Gehorsams und der Demut sein Joch tragen“ und „bei der Besserung seines Standes an sich selbst anfangen. Sparsamkeit, Fleiß, Mäßigung und ein religiöses, stilles Leben geben eine innere Zufriedenheit“.[8]

Papst Leo XIII. hatte 1884 in seiner Enzyklika Humani generis zur Bildung von Arbeitervereinen angeregt. In Deutschland rief Franz Hitze auf dem Katholikentag im selben Jahr zur Gründung von Arbeitervereinen auf. Er legte dort Grundzüge für die Organisation katholischer Arbeitervereine vor. Dabei hat er nicht zuletzt eine antisozialdemokratische Zielsetzung betont: „Nur die Religion mit ihrer Macht über die Gemüter und Leidenschaften […] schütze gegen sozialdemokratische Verführung. Die Sozialdemokratie müsse isoliert und Organisation gegen Organisation gestellt werden.“ Allerdings hat er die sozialdemokratische Bewegung nicht nur als Verirrung betrachtet, denn „sie erwache aus den Notständen unseres Volkes.“ Hitze setzte sich auch auf den Katholikentagen von 1886 und 1889 für die Errichtung von Arbeitervereinen ein.[9]

In der Folge entstanden viele derartige Vereine. Im Jahr 1889 bestanden 168 Arbeitervereine, 51 Knappenvereine, 26 Arbeiterinnenvereine sowie 37 Vereine für jugendliche Arbeiter mit zusammen etwa 60.000–65.000 Mitgliedern.[10]

Weiteren Auftrieb erhielten die Vereine 1890 durch die Enzyklika Rerum Novarum, in der sie von der Kirchenspitze offiziell anerkannt und befürwortet wurden. Hinzu kam ein entsprechender Hirtenbrief der deutschen Bischöfe. Förderlich war auch die Gründung des Volksvereins für das Katholische Deutschland 1890.[11]

Aufgaben und Selbstverständnis

Die Katholischen Arbeitervereine Frohnhauser_19
Alfredushaus in Essen, Sitz der örtlichen christlichen Gewerkschaften und des Arbeitervereins

Das zentrale Ziel war die Erziehung der Arbeiter „von der Klasse zum Stand“. Diese berufsethische Programmatik war als Gegenentwurf zum sozialistischen Klassenkampf gedacht. Die Abwehr des Sozialismus war ein wichtiges Motiv für die Gründung der Vereine. Insgesamt ist eine Ähnlichkeit zu den Gesellenvereinen Kolpings zu erkennen.[12]

Neben dem Standesgedanken spielte die Seelsorge an den Arbeitern eine wichtige Rolle. Für die Vereine war die Pflege des religiösen Lebens und der gemeinsame Empfang der Sakramente wichtig. Die Geselligkeit war stark katholisch geprägt. Dabei ist die Bedeutung dieses religiösen Aspektes und der Einfluss der Priester in der Forschung nicht ganz eindeutig. Gerhard A. Ritter/Klaus Tenfelde sprechen von Konflikten zwischen geistlichem Anspruch und emanzipatorischen Interessen. Benjamin Ziemann spricht von einem schleichenden Prozess der Säkularisierung der Vereine. Bereits in den 1890er Jahren beklagten Pfarrer aus Dortmund die Vergnügungssucht und die unwürdigen Reden in den Arbeitervereinen. Es war von „Vereinsmeierei“ und der „Vernachlässigung der Christenlehre“ die Rede. Ähnliches ist auch aus anderen Regionen wie dem eher ländlichen Sauerland bekannt. Während der Weimarer Republik nahmen die Klagen der Geistlichen über die wachsende Bedeutung von weltlichen Festen noch zu. Die These einer schleichenden Säkularisierung wird von anderen wie Josef Mooser etwa mit Blick auf die starke Stellung der Geistlichen relativiert. Eine neuere Regionalstudie zu den Arbeitervereinen im Ruhrgebiet kommt hingegen zu dem Schluss, dass „die Grenzen der priesterlichen Macht und die Einflussmöglichkeiten der Vereinsmitglieder“ nicht übersehen werden dürfen.[13]

Es gab im Vereinsleben Veranstaltungen zur religiösen Erbauung, kirchliche und allgemeine Bildungsangebote. Wichtig war auch die genossenschaftliche Selbsthilfe und die Einrichtung von Unterstützungskassen. Es wurden Arbeitsnachweise eingerichtet und Fachunterrichtskurse angeboten. Viele Arbeitervereine hatten bis zum Ende der Weimarer Republik auch Spar-, Kranken- und Sterbekassen sowie Bibliotheken. Einige hatten sogar Konsumvereine und Volksbüros. An Stelle von lokalen Kassen traten zunehmend Verbandskassen. Es wurde auch Rechtsberatung etwa in Berufsfragen angeboten. Von großer Bedeutung gerade in dieser Hinsicht waren hauptamtliche Arbeitersekretäre. Im süddeutschen Verband entstanden etwa bis zum Ersten Weltkrieg 27 Arbeitersekretariate.[14]

Von den Vereinen wurden Anregungen an die Gemeindeverwaltungen oder an Arbeitgeber weitergeleitet. Dies hatte aber Grenzen. Das Vereinsrecht schloss eine politische Betätigung aus. Auch verstanden sich die Arbeitervereine nicht als Vertretung materieller Arbeiterinteressen. Dieses Feld überließen sie den seit den 1890er Jahren entstehenden christlichen Gewerkschaften. Hitze hatte die Arbeitervereine als eine Art Vorstufe zu den Gewerkschaften verstanden.[15]

Organisation

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Nikolaus und Elisabeth Groß um 1912

Im Gegensatz etwa zu den evangelischen Arbeitervereinen und älteren Organisationsversuchen waren in den Arbeitervereinen fast nur Arbeiter selbst organisiert. Sozial orientierte Bürgerliche wurden nicht aufgenommen und für Handwerker gab es die Gesellenvereine.[16]

Die Vereine entstanden auf Basis der Pfarreien. An der Spitze stand ein örtlicher Geistlicher als Präses. Berufen wurde dieser vom zuständigen Bischof. Bei den ersten Vereinen gab es noch keinen gewählten Vorstand. Es bestand ein Schutzvorstand oder Ehrenbeirat aus örtlichen Honoratioren.[17] Dies änderte sich unter dem Einfluss des Volksvereins. Nun gab es neben dem Präses einen regelrechten Vorstand. Aus den Mitgliedern des Vereins wurden die Vorstandsmitglieder gewählt. Ihre jeweilige Funktion wurde ihnen vom Geistlichen zugewiesen. Vorsitzender und Vizepräses war ein gewählter Arbeiter. Hinzu kamen Kassierer, Schriftführer und Beisitzer. Die Präsidesverfassung stand im gewollten Widerspruch zum liberalen Prinzip der Gleichheit aller Vereinsmitglieder. Das demokratische Mehrheitsprinzip sollte gemildert werden. Nur eine geistliche Leitung schien Schutz vor Abirrungen der Vereine zu bieten.[18]

Diese „roten Kapläne“ spielten für den Erfolg der Vereine eine wesentliche Rolle. Von ihrem Engagement und ihrem Mut hing es ab, ob die Arbeiter in den Vereinen – über die religiöse Bildung und Identität hinaus – auch eine soziale Identität als Arbeiter entwickeln konnten. Allerdings sahen viele Geistliche die Vereine vor allem als wichtige Faktoren der Laienseelsorge an. Die Vereine dienten nicht zuletzt zur Einbindung der Arbeiter in die Pfarreien.[19]

Seit 1891 begannen sich die Vereine auf regionaler Ebene zusammenzuschließen. Unterhalb der Regionalverbände gab es Diözesan- und Bezirksverbände auf der Ebene der Dekanate. An der Spitze der Diözesanverbände, die als Hauptverbände bezeichnet wurden, stand ein Diözesanpräsides. Auch dieser wurde vom Ortsbischof ernannt.

Der organisatorische Schwerpunkt der Arbeitervereine lag in Westdeutschland. Mehr als die Hälfte aller Mitglieder gehörte dem westdeutschen Verband an. Daneben bildete sich ein süddeutscher Verband, der Verband der katholischen Arbeitervereine mit Sitz in Berlin, ein ostdeutscher Verband sowie die Diözesenverbände der Erzdiözese Freiburg und der Diözese Rottenburg („Landesverband der katholischen Arbeiter- und Arbeiterinnenvereine Württembergs.“)[20] Die katholischen polnischen Vereine blieben den Verbänden fern.

Die Regionalverbände und die Arbeitervereine Badens und Württembergs schlossen sich ohne die Richtung Berlin 1911 zu einem „Kartellverband katholischer Arbeitervereine West-, Süd- und Ostdeutschlands“ zusammen. Die Zahl der Mitglieder betrug 1914 etwa 500.000. Unabhängig blieben der 1903 gegründete „Bezirksverband der katholischen Arbeiterverbände“ in Saarbrücken sowie zwei Verbände für Seeleute und Schiffer.[21]

Zwar gab es schon seit längerem auch Arbeiterinnenvereine. Diese schlossen sich aber meist später mit denen der Arbeiter zusammen. Im Jahr 1905 gründete sich der „Verband katholischer Vereine der erwerbstätigen Frauen und Mädchen Deutschlands“, dieser vertrat die wirtschaftsfriedlichen Positionen der Berliner Richtung. Im Jahr 1906 entstand der „Verband süddeutscher katholischer Arbeiterinnenvereine“. Erst 1917 wurde der „Verband katholischer Arbeiterinnenvereine Westdeutschlands“ gegründet.[22]

Süddeutscher Verband

Die Katholischen Arbeitervereine LorenzHuber
Lorenz Huber

Der erste Regionalverband entstand in Süddeutschland mit Sitz in München. Der Organisation gehörten zunächst nur Vereine aus Bayern und dem Erzbistum Salzburg an. Hinzu kamen einige Vereine aus den Diözesen Freiburg und Rottenburg. Um 1900 waren die Vereine unterhalb der Verbandsebene in Diözesan- und Bezirksverbände gegliedert. Verbandspräses war der Geistliche Lorenz Huber aus München. Dieser gab auch das Verbandsblatt Der Arbeiter heraus. Ihm folgte 1904 Carl Walterbach.

Im Gründungsjahr hatte der Verband 27 Vereine und 6.000 Mitglieder. 1894 waren es 56 Vereine mit 11.625 Mitgliedern. Zur Jahrhundertwende waren es 372 Vereine mit fast 60.000 Mitgliedern. Kurz vor dem Ersten Weltkrieg hatte der Verband 114.000 Mitglieder in 1041 Vereinen.[23]

Die Arbeitervereine in Bayern sind relativ gut erforscht. Dort konnten mit Landarbeitern und Frauen Gruppen organisiert werden, die etwa von der sozialistischen Arbeiterbewegung nicht erreicht wurden. Diese oft ländlichen Arbeitervereine unterschieden sich durch antikapitalistische Zielvorstellungen von den eher sozialreformerischen Vereinen in den industriellen Ballungsräumen in Westdeutschland.[24]
Berliner Richtung und Ostdeutscher Verband

Die mittel- und ostdeutschen Verbände aus Berlin, Brandenburg, Pommern und Schlesien schlossen sich 1897 zum „Verband katholischer Arbeitervereine Nord- und Ostdeutschlands“ zusammen. Einige Jahre später nannte sich diese Organisation Verband der katholischen Arbeitervereine – Sitz Berlin. Damit lehnte der Verband eine regionale Abgrenzung ab und machte deutlich, dass er auch in den Bereichen anderer Verbände tätig werden wollte. Dies war eine Folge des Gewerkschaftsstreits im katholischen Milieu. In diesem Zusammenhang schlossen sich dem Verband die meisten Vereine der Diözese Trier an. Teilweise verstreut hatte der Verband Vereine in vierzehn Diözesen vornehmlich in Nordostdeutschland. Die Berliner Richtung hatte in der Spitze 130.000 Mitglieder.[25][26]

Als Folge des Gewerkschaftsstreits spaltete sich 1910 ein ostdeutscher Verband der katholischen Arbeitervereine mit Sitz in Breslau und später in Neiße von der Berliner Richtung ab. Er hatte aber vor dem Ersten Weltkrieg nur etwa 14.000 Mitglieder und gewann erst während der Weimarer Republik an Bedeutung.[27]

Westdeutscher Verband

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August Pieper war zeitweise Vorsitzender des Westdeutschen Verbandes und eine Schnittstelle zum Volksverein für das katholische Deutschland

Angesichts des hohen Industrialisierungsgrades kam es in Westdeutschland erst spät zu einem Zusammenschluss. Ein Grund war, dass man längere Zeit befürchtete, dass ein solcher Verband vom Staat aufgelöst werden könnte. Andererseits gab es innere Gegensätze. Es gab eine Kölner Richtung, die antikapitalistisch und traditionalistisch ausgerichtet war. Daneben gab es die fortschrittlichere Strömung um die Zentrale des Volksvereins in Mönchengladbach um Hitze und August Pieper (Mönchengladbacher Richtung). Auch gab es noch Reste der alten christlich-sozialen Vereine. Es gab zwar Kontakte der Präsides der Arbeitervereine untereinander. Aber erst 1899 wurde im Erzbistum Köln ein erster Diözesanverband gegründet.[28]

Der 1903/1904 gegründete Verband der katholischen Arbeiter- und Knappenvereine Westdeutschlands, hatte 1913 220.000 Mitglieder. 1912 gab es allein in diesem Bereich 1.041 Vereinen. Er umfasste die Diözesanverbände Köln, Paderborn, Münster, Osnabrück, Hildesheim, Limburg, Mainz und Fulda. Mit dem Niedergang der Berliner Richtung schlossen sich die Vereine aus der Diözese Trier Ende der 1920er Jahre dem Westdeutschen Verband an. Vorsitzender wurde August Pieper. Einige Zeit später folgte Pfr. Otto Müller.

Der Verband gab seit 1898 mit der westdeutschen Arbeiterzeitung ein verbreitetes Wochenblatt heraus. Der Untertitel lautete Für die Interessen der arbeitenden Stände. Redakteur war Johannes Giesberts. Kurze Zeit später kam Joseph Joos hinzu, der Giesberts auch ablöste, als dieser in den Reichstag gewählt wurde. Die Zeitung hatte anfangs eine Auflage von 1200 Exemplaren. Innerhalb von fünfzehn Jahren konnte sie die Auflage auf 120.000 Exemplaren steigern.[29]

Die stärksten Berufsgruppen im Westdeutschen Verband stellten Eisen- und Metallarbeiter sowie die Bergarbeiter. Otto Müller gab an, dass die Arbeitervereine etwa ein Drittel der katholischen Arbeiter erreicht hätten.[30] Aber dies dürfte zu hoch gegriffen sein, zumal es große Unterschiede gab. In einer katholischen Region wie dem ehemals kölnischen Sauerland war nur eine Minderheit der Arbeiter in den Arbeitervereinen organisiert. Immer wieder gab es Klagen über die organisatorische Schwäche. In kleineren Industrieorten waren dabei die Vereine gemessen an der Bevölkerungszahl stärker vertreten als in den gewerblichen Zentren.[31] Organisiert wurden eher ältere und qualifizierte Arbeiter, während es ihnen schwer fiel, die gering qualifizierten Beschäftigten und die von starker Fluktuation geprägten Berufsgruppen zu erfassen. Die Vereine integrierten nicht so sehr Zuwanderer, sondern trugen zur Stabilisierung des katholischen Milieus bei.[32]

So hier unzterbrechen wir,wer sich weiter dafür interressiert,dem sei der Link empfohlen:

http://de.wikipedia.org/wiki/Katholische_Arbeitervereine
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