Ernst Neumann
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Ernst Neumann
Ernst Neumann (* 13. Juli 1888 in Wensowken, Landkreis Angerburg; † 19. Mai 1955 in Bad Segeberg) war deutscher Tierarzt, SS-Führer und Politiker (NSDAP) in Memel.
Dr. Ernst Neumann
Leben und Wirken
Nach dem Schulbesuch, den er 1907 mit dem Abitur in Elbing abschloss, absolvierte Ernst Neumann eine landwirtschaftliche Lehre. Von 1909 bis 1914 gehörte er der kaiserlichen Armee an. Gleichzeitig studierte er Veterinärmedizin. Neumann schloss sein Studium mit der Promotion zum Dr. med. vet. ab.
Politischer Werdegang
Als Reaktion auf die 1933 erfolgte Gründung der Partei „Christlich-Soziale Arbeitsgemeinschaft“ (CSA) durch den Memeler Hafenpfarrer Theodor Freiherr von Saß, die der NS-Bewegung nahestand und die bei der erstmals ausgeschriebenen Wahl zur Memeler Stadtverordnetenversammlung nach der Annexion des Memellandes durch Litauen so erfolgreich war, dass sie alle 18 Kandidaten durchbrachte und sogar noch zwei Plätze verschenken musste, gründete die memelländische Mittelschicht, die in der „Landwirtschafts- und Volkspartei“ parteilich gebunden war, eine ebenfalls NS-nahe Partei, die „Sozialistische Volksgemeinschaft des Memelgebiets“ (SVOG).[1]
Der völlig unpolitische Tierarzt Neumann wurde als Führer vorgeschoben. Er wurde als Mann von schlichtem, lauterem Charakter beschrieben, seriös und braver Befehlsempfänger, der dem temperamentvollen draufgängerischen Haudegen von Saß in keiner Weise gewachsen war, so dass eine gütliche Einigung zur Zusammenlegung beider Parteien zum Scheitern verurteilt war. Daraufhin wurde von Saß mit allen Mitteln diskreditiert, mit der Folge, dass sich die CSA-Fraktion spaltete und neun Abgeordnete zu Neumann überliefen.
Die litauische Regierung belegte die Zeitungen „Memeler Dampfboot“ und „Memelländische Rundschau“ (Organ der Landwirtschaftpartei in Heydekrug) mit empfindlichen Geldstrafen, wenn sie Zuschriften aus der „Neumann-Partei“ veröffentlichten. Als schließlich das „Dampfboot“ den Satz „Besetzung des Memellandes durch Litauen“ gebrauchte, erließ die litauische Regierung ein Gesetz, das ausschließlich und einzig auf das Memelland zugeschnitten war. Am 8. Februar 1934 trat das „Gesetz zum Schutz von Volk und Staat“ (sogenanntes Zuchthausgesetz) in Kraft. Innerhalb von 24 Stunden waren Neumann, von Saß und ihre jeweiligen Anhänger verhaftet (insgesamt 126 Personen).
Kownoer Prozess
Der als zu nachsichtig geltende litauische Memelland-Gouverneur Gylys wurde durch den Scharfmacher Dr. Navakas abgelöst, der versprach, den letzten Deutschen aus dem Memelland zur Abwanderung zu zwingen. Am 14. Dezember 1935 begann der international vielbeachtete Kownoer Prozess oder Neumann-Saß-Prozess vor dem Obersten Litauischen Kriegsgericht in Kaunas. Ausländische Beobachter gewannen den Eindruck, es werde für die Angeklagten keine gerechten Verteidigungsmöglichkeiten geben, da der Zweck des Verfahrens die Abschreckung sei. Kritischen internationalen Beobachtern wurde sogar die Erlaubnis zum Zuhören verweigert.
Die Ergebnisse der Verhandlungen erbrachten keinerlei Hinweise auf einen Aufstandsversuch gegen Litauen. Trotzdem wurde gegen vier Angeklagte wegen angeblichen Mordes die Todesstrafe verhängt, jedoch nicht vollzogen. Neumann wurde zu zwölf Jahren und Freiherr von Saß zu acht Jahren Zuchthaus verurteilt. Es gab in Deutschland und im Ausland scharfe Proteste gegen diese „Terrorurteile“, und schließlich wurden die Verurteilten auf deutschen Druck hin nach und nach entlassen. Neumann befand sich 1938 unter den Letzten. Nach der Haftentlassung wurde er Leiter des memeldeutschen Kulturverbandes und Sportbundes.
Übergabe des Memellands
Am 23. März 1939 übergab Neumann das Memelgebiet an Adolf Hitler, nachdem Litauen auf Druck des NS-Regimes das Memelgebiet geräumt und dieses in das Deutsche Reich eingegliedert worden war. Neumann wurde am 22. März 1939 zum SS-Oberführer ernannt und war vom 25. April 1939 bis 1945 Abgeordneter des nationalsozialistischen Reichstags. Da Neumann die NS-Rassengesetze ablehnte, war er in Memel nicht länger erwünscht und wurde auf Vorschlag von Gauleiter Koch zum Generaldirektor der Bank der Ostpreußischen Landschaft in Königsberg eingesetzt. Zudem war er Mitglied im Reichsbauernrat und Generallandwirtschaftsdirektor.
Quelle - Literatur & Einzelnachweise
Dr. Ernst Neumann
Leben und Wirken
Nach dem Schulbesuch, den er 1907 mit dem Abitur in Elbing abschloss, absolvierte Ernst Neumann eine landwirtschaftliche Lehre. Von 1909 bis 1914 gehörte er der kaiserlichen Armee an. Gleichzeitig studierte er Veterinärmedizin. Neumann schloss sein Studium mit der Promotion zum Dr. med. vet. ab.
Politischer Werdegang
Als Reaktion auf die 1933 erfolgte Gründung der Partei „Christlich-Soziale Arbeitsgemeinschaft“ (CSA) durch den Memeler Hafenpfarrer Theodor Freiherr von Saß, die der NS-Bewegung nahestand und die bei der erstmals ausgeschriebenen Wahl zur Memeler Stadtverordnetenversammlung nach der Annexion des Memellandes durch Litauen so erfolgreich war, dass sie alle 18 Kandidaten durchbrachte und sogar noch zwei Plätze verschenken musste, gründete die memelländische Mittelschicht, die in der „Landwirtschafts- und Volkspartei“ parteilich gebunden war, eine ebenfalls NS-nahe Partei, die „Sozialistische Volksgemeinschaft des Memelgebiets“ (SVOG).[1]
Der völlig unpolitische Tierarzt Neumann wurde als Führer vorgeschoben. Er wurde als Mann von schlichtem, lauterem Charakter beschrieben, seriös und braver Befehlsempfänger, der dem temperamentvollen draufgängerischen Haudegen von Saß in keiner Weise gewachsen war, so dass eine gütliche Einigung zur Zusammenlegung beider Parteien zum Scheitern verurteilt war. Daraufhin wurde von Saß mit allen Mitteln diskreditiert, mit der Folge, dass sich die CSA-Fraktion spaltete und neun Abgeordnete zu Neumann überliefen.
Die litauische Regierung belegte die Zeitungen „Memeler Dampfboot“ und „Memelländische Rundschau“ (Organ der Landwirtschaftpartei in Heydekrug) mit empfindlichen Geldstrafen, wenn sie Zuschriften aus der „Neumann-Partei“ veröffentlichten. Als schließlich das „Dampfboot“ den Satz „Besetzung des Memellandes durch Litauen“ gebrauchte, erließ die litauische Regierung ein Gesetz, das ausschließlich und einzig auf das Memelland zugeschnitten war. Am 8. Februar 1934 trat das „Gesetz zum Schutz von Volk und Staat“ (sogenanntes Zuchthausgesetz) in Kraft. Innerhalb von 24 Stunden waren Neumann, von Saß und ihre jeweiligen Anhänger verhaftet (insgesamt 126 Personen).
Kownoer Prozess
Der als zu nachsichtig geltende litauische Memelland-Gouverneur Gylys wurde durch den Scharfmacher Dr. Navakas abgelöst, der versprach, den letzten Deutschen aus dem Memelland zur Abwanderung zu zwingen. Am 14. Dezember 1935 begann der international vielbeachtete Kownoer Prozess oder Neumann-Saß-Prozess vor dem Obersten Litauischen Kriegsgericht in Kaunas. Ausländische Beobachter gewannen den Eindruck, es werde für die Angeklagten keine gerechten Verteidigungsmöglichkeiten geben, da der Zweck des Verfahrens die Abschreckung sei. Kritischen internationalen Beobachtern wurde sogar die Erlaubnis zum Zuhören verweigert.
Die Ergebnisse der Verhandlungen erbrachten keinerlei Hinweise auf einen Aufstandsversuch gegen Litauen. Trotzdem wurde gegen vier Angeklagte wegen angeblichen Mordes die Todesstrafe verhängt, jedoch nicht vollzogen. Neumann wurde zu zwölf Jahren und Freiherr von Saß zu acht Jahren Zuchthaus verurteilt. Es gab in Deutschland und im Ausland scharfe Proteste gegen diese „Terrorurteile“, und schließlich wurden die Verurteilten auf deutschen Druck hin nach und nach entlassen. Neumann befand sich 1938 unter den Letzten. Nach der Haftentlassung wurde er Leiter des memeldeutschen Kulturverbandes und Sportbundes.
Übergabe des Memellands
Am 23. März 1939 übergab Neumann das Memelgebiet an Adolf Hitler, nachdem Litauen auf Druck des NS-Regimes das Memelgebiet geräumt und dieses in das Deutsche Reich eingegliedert worden war. Neumann wurde am 22. März 1939 zum SS-Oberführer ernannt und war vom 25. April 1939 bis 1945 Abgeordneter des nationalsozialistischen Reichstags. Da Neumann die NS-Rassengesetze ablehnte, war er in Memel nicht länger erwünscht und wurde auf Vorschlag von Gauleiter Koch zum Generaldirektor der Bank der Ostpreußischen Landschaft in Königsberg eingesetzt. Zudem war er Mitglied im Reichsbauernrat und Generallandwirtschaftsdirektor.
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