Der Frankfurter Wachensturm
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Der Frankfurter Wachensturm
Der Frankfurter Wachensturm vom 3. April 1833 war der gescheiterte Versuch von etwa 100 Aufständischen, durch einen Überfall auf die Hauptwache und die Konstablerwache in Frankfurt am Main eine allgemeine Revolution in Deutschland auszulösen. Der Frankfurter Wachensturm gehörte neben dem Wartburgfest und dem Hambacher Fest zu den spektakulärsten politischen Aktionen des deutschen Vormärz und bereitete die Märzrevolution von 1848 mit vor.
Zeitgenössischer Kupferstich zum Frankfurter Wachensturm
Vorgeschichte
„Vor den Festen“
Aufgrund der besonderen Verhältnisse formierte sich eine Opposition aus frühliberalen, bildungs-, besitz-, bzw. stadtbürgerlichen Kräften. Sie wurde durch die französische Julirevolution 1830, die belgische Revolution 1830/31 und das Aufbegehren der Polen im Novemberaufstand 1830/31 ermutigt und lehnte sich gegen die Machtverhältnisse im Deutschen Bund auf, welcher auf Restauration bedacht war.[1] Auch waren radikalere Stimmen in jener Zeit zu hören, von denen etwa dieser Brief vom 6. Februar 1832 Zeugnis gibt:[2]
„…Die Wirkung welche der Durchzug der Polen auf die deutschen Gemüther hat, ist ungeheuer, sie wird gewiß nicht so schnell wieder verschwinden. Sie zu erhalten und zu steigern haben wir Zeit bis Ende Juni, dann aber muß unter jeder Bedingung etwas Entscheidendes geschehen. Bleibt das Unternehmen bis dahin ohne kräftige äussere Stütze, so ist Thüringen der beste Stand auf welchem das Feuer angefacht werden kann.…“
→ Hauptartikel: Polenschwärmerei
Ereignisse auf dem Hambacher Fest
Auf dem Hambacher Fest am 27. Mai 1832 vor 25.000 bis 30.000 Zuhörern forderten die Initiatoren Philipp Jakob Siebenpfeiffer und Johann Georg August Wirth das Ende des Absolutismus. Darüber hinaus verlangten die beiden nach nationaler Einheit und Volkssouveränität.[3] Siebenpfeiffer rief die Deutschen zur Überwindung der Kleinstaaterei durch Brüderlichkeit auf und spottete über die Verfassungen der deutschen Staaten, die nur als „Konstitutiönchen“ dem Volk zum Spielen gegeben seien. Für Wirth war die Einheit das Mittel zur Freiheit der europäischen Völker, jedoch warnte er die französische Seite vor der Erhebung von Ansprüchen auf das linke Rheinland.[4]
Etwa 500 bis 600 Teilnehmer waren auf der Veranstaltung des Folgetags anwesend, die am Abend zuvor angekündigt wurde. Siebenpfeiffer forderte die Anwesenden zum Zusammentreten auf, um über die erforderlich erscheinenden Reformen Beschlüsse zu fassen und Männer ihres Vertrauens zu wählen, die als eine provisorische Regierung dem Bundestage, als ein Nationalconvent oder eine National Volksrepräsentation sich gegenüberstellen.[5]
Darauf folgend fand am selben Vormittag in der Wohnung des Landstands Schoppmann eine Zusammenkunft der gewählten Abgeordneten statt. Anwesend waren: Siebenpfeiffer, Wirth, Brüggemann, Strecker, Hütlin (Bürgermeister), Delisle, Cornelius, Funck, Schüler, Savoye, von Rauschenplatt, Stromeyer, Hallauer und mehr durch Zufall von Schachtmeyer (Rittmeister a.D.). Schüler leitete die Versammlung. Zur Entscheidung stand die Frage, ob man sich konstituieren wolle. Von Rauschenplatt sprach sich aus für eine sofortige Bildung des Nationalconvents und der Bestimmung eines Tages, an dem die Fahne des Aufruhrs aufgepflanzt und losgeschlagen werden solle. Johann Friedrich Funck dagegen äußerte dabei entweder wollten sie losschlagen dann müssten sie bleiben, oder sie wollten nicht losschlagen was er für angemessen halte dann müsse man gehen. Später veröffentlichte er in seiner Zeitschrift dem „Eulenspiegel“ dazu: „man habe sich bestimmt dahin ausgesprochen, daß man bloßen Machtsprüchen feierliche Verwahrung entgegensetzen müsse, daß man aber der offenen Gewalt, welche Gesetz und Recht umzustürzen sich erdreiste, nicht anders begegnen könne, als mit den Waffen.“ Mehrere Redner hatten am Vortag sich gegen Waffengewalt ausgesprochen und diese der Usurpation gleichgestellt, was gegen die Forderung nach Recht und Volkssouveränität stand. Der Beschluss fiel negativ aus.[6] Gleichsam kam es hier auch zum Bruch zwischen Siebenpfeiffer, Wirth und dem Zentralkomitee über das Engagement des Deutschen Press- und Vaterlandsverein. Wirth plädierte für den weiteren Aufbau von Oppositionsstrukturen durch Umformung des Deutschen Preß- und Vaterlandsvereins in eine schlagkräftige politische Organisation.[7]
So wäre beinahe ein permanenter Nationalkonvent gebildet worden, bei der Repräsentanten der deutschen Gaue gewählt wurden, unter ihnen auch Abwesende. Die Schlussabstimmung zur Frage, ob eine Konstitution aus sich selbst heraus die Kompetenz hätte, im Namen von ganz Deutschland eine Revolution zu beginnen, ließ die Bemühungen jedoch scheitern.[8]
Das Sandhof-Fest in Frankfurt am Main
Schon am 20. April erreichte eine Einladung die Frankfurter, und zwar ins damalige Neustadt an der Haardt zum „deutschen Nationalfest“ auf der Schlossruine zu Hambach im „bedeutungsvollen“ Mai 1832.[9][10] Voller Erwartung und Erregung waren die liberalen Kreise in Frankfurt. Dem gegenüber sorgten sich die Wächter der bestehenden Ordnung, dass dieses Ereignis nicht „zu einem Feuer aufgehen könne“. Dem Aufruf folgend reisten von Frankfurt aus die Advokaten Dr. Jucho und Dr. Langer, die Kaufleute Beyschlag, Netz, Hübschmann, Hinckel und Herold, der Apotheker Jost, die Buchhändler Meidinger und Karl Körner mit beiden Söhnen sowie dessen Bruder Gustav Körner, ferner Sauerwein, Funck, Stoltze mit Sohn an.[11][12] Im Namen der Frankfurter wurde Wirth nach dessen Rede in Anerkennung seines Kampfes für die Pressefreiheit durch die anwesenden Burschen ein Schwert überreicht, in dessen Klinge „Dem Wirth/Deutsche in Frankfurt“ und der leicht veränderte burschenschaftliche Wahlspruch „Vaterland – Ehre – Freiheit“ eingraviert war.[13]
Zur gleichen Zeit am 27. Mai wurde in Frankfurt von den daheim gebliebenen auch in Frankfurt und zwar auf dem Sandhof eine Versammlung abgehalten. Etwa 4.000 Menschen fanden sich ein, unter diesen waren mehrere polnische Offiziere und viele aus den benachbarten hessen-nassauischen Ortschaften. Hier wurden wie in Hambach schwarz-rot-goldenen Kokarden getragen. Mit dem Glockenschlag um 5 Uhr schwang zu Beginn ein Knabe die Frankfurter rot-weiße Fahne mit dem Frankfurter weißen Adler und der Papierhändler Theissinger sprach vom Balkon des Gasthofs einen Toast:[14]
„Den freien Deutschen, welche in Hambach versammelt sind!“
Einen noch entschieden radikaleren Charakter als die Sandhofversammlung hatte die Nachfeier des Hambacher Festes, die ein paar Tage später bei Bergen veranstaltet wurde. Dort fand sich der Klub „König der Preußen“ zusammen. Funck verlas die Rede von Siebenpfeiffer, die in Hambach gehalten wurden. Funck versicherte: „, dass die Zeiten bald eintreten werden, wo Deutschland von der Donau bis zur Nordsee einig und ungetrennt erscheinen und alle Schlagbäume und Barrieren wegfallen würden“ und er brachte ein Lebehoch auf das vereinte Deutschland.[15]
Folgen der Feste
Es wurden unmittelbar nach dem Hambacher Fest Emissäre (Abgesandte) ausgeschickt. Von Rauschenplatt war noch vor dem Wilhelmsbader Fest nach Heidelberg gereist, um dort die Nachricht zu überbringen, dass der Vaterlandsvereine (Schüler, Savoye und Geib) mit Siebenpfeiffer und Wirt „versöhnt“ sein. Der Verein muntere dazu auf gleichsam Feste zu organisieren. Des Weiteren erkundigte von Rauschenplatt sich nach Mitteln für den Ausbruch einer Revolution.[16]
Auf das Vorgehen des Deutschen Bundes gegen die Redner des Hambacher Fests gab es Protest.[17][18][19] Die zutiefst reaktionären Bundesbeschlüsse vom 28. Juni 1832 und deren Erweiterung am 5. Juli 1832, führten zu einer Radikalisierung der bislang gemäßigten Teile der Hambacher Bewegung.[20] An die Stelle der Verhafteten oder Geflohenen traten nun neue Personen.
Am 22. Juli 1832 konstituierte sich anstelle des provisorischen Zweibrücker Zentralkomitees, das nach Frankreich geflohen war, in Frankfurt am Main das neue Zentralkomitee des Preß- und Vaterlandsvereins. Im August kam es zur Übereinkunft zwischen dem Frankfurter Vorstand und dem Stuttgarter Revolutionär Gottlob Franck, die Vorbereitungen für den bewaffneten Aufstand zu treffen.
Der Kreis betraute den Dürkheimer Lehrer Friedrich Wilhelm Knoebel, ebenfalls Teilnehmer am Hambacher Fest und andere damit, die notwendigen überregionalen Verbindungen zu knüpfen. Knöbel führte Anfang November 1832 Gespräche mit dem Stuttgarter Kreis um Franck und Oberleutnant Ernst Ludwig Koseritz, die die Franckh-Koseritz’sche Verschwörung bildeten. Von Stuttgart aus fuhr er nach Metz zu Friedrich Schüler, der bereit war, in die geplante Regierung einzutreten. Anfang Dezember war Knöbel in Paris, um die deutschen Emigranten und andere Republikaner in die Planung einzubeziehen.
In Stuttgart beschloss am 26. Dezember der Burschentag die Umwandlung der Burschenschaften in politische Clubs und den Anschluss an den Vaterlandsverein. Der Beginn des bewaffneten Aufstands wurde auf Anfang April 1833 festgesetzt.
Die Aktion
Die Hauptwache (um 1860)
Am 3. April 1833 schritten die Verschwörer, darunter der spätere Arbeiterführer Karl Schapper, unter Führung von Gustav Bunsen in Frankfurt zur Tat. Die Stadt war Sitz des Bundestages, des ständigen Gesandtenkongresses, der seit 1815 die einzige, für den gesamten Deutschen Bund zuständige politische Institution darstellte. Die Aufständischen betrachteten den Bundestag als Instrument der restaurativen Politik der deutschen Fürsten und als Hindernis für ihre politischen Ziele.
Der Plan der Aufständischen, zumeist Burschenschafter aus Heidelberg und Würzburg, aber auch erfahrene Offiziere wie der polnische Exilant Jan Pawel Lelewel,[21] sah vor, die beiden Frankfurter Polizeiwachen zu stürmen, sich der dort verwahrten Waffen und der Kasse des Deutschen Bundes zu bemächtigen und anschließend die Gesandten der deutschen Fürsten, die unweit der Hauptwache im Palais Thurn und Taxis tagten, gefangen zu nehmen. Dies sollte das Signal zu einer nationalen und demokratischen Erhebung in ganz Deutschland werden.
Der Plan wurde jedoch verraten und war daher schon im Voraus zum Scheitern verurteilt. Die Verschwörer erfuhren zwar noch rechtzeitig von dem Verrat, gaben aber dennoch das Signal zum Angriff, da sie auf Unterstützung durch hessische Bauern und Frankfurter Bürger hofften. Diese Unterstützung blieb jedoch aus, so dass das Militär, das die Studenten bereits erwartete, leichtes Spiel hatte. Bei dem Schusswechsel gab es 9 Tote und 24 Verletzte.
Die Folgen
Die Aktion brachte den Studenten viele Sympathien in ganz Deutschland ein, auch von Menschen, die ihr Vorgehen als überstürzt abgelehnt hatten, der Bundestag aber beschloss die vorübergehende Bundesexekution gegen die Freie Stadt Frankfurt. Seitdem war ständig eine Garnison von 2.500 österreichischen und preußischen Soldaten in Frankfurt stationiert, welche die städtische Souveränität herausforderte, während die fürstlichen Bundestagsdiplomaten die Freie Stadt fortan als liberales Nest schmähten.[22]
Als die Gefangenenwärter den inhaftierten Aufständischen später zur Flucht verhalfen, wurde dies in einer Vielzahl von Flugblättern und Liedern gefeiert.[23] Am 30. Juni 1833[24] wurde die Bundes-Zentralbehörde (mit Sitz in Frankfurt) geschaffen, welche als Inquisitionsorgan bis zur Auflösung im Jahr 1842 gegen mehr als 2000 Verdächtige ermittelte, die im „Schwarzen Buch“ registriert wurden.[25] Viele der Verschwörer flohen deshalb in die USA (siehe „Dreißiger“). Wegen Hochverrats wurden schließlich 39 Personen zum Tode verurteilt, später jedoch wurden die Urteile in zum Teil lebenslängliche Haftstrafen umgewandelt.
Quelle - Literatur & Einzelnachweise
Zeitgenössischer Kupferstich zum Frankfurter Wachensturm
Vorgeschichte
„Vor den Festen“
Aufgrund der besonderen Verhältnisse formierte sich eine Opposition aus frühliberalen, bildungs-, besitz-, bzw. stadtbürgerlichen Kräften. Sie wurde durch die französische Julirevolution 1830, die belgische Revolution 1830/31 und das Aufbegehren der Polen im Novemberaufstand 1830/31 ermutigt und lehnte sich gegen die Machtverhältnisse im Deutschen Bund auf, welcher auf Restauration bedacht war.[1] Auch waren radikalere Stimmen in jener Zeit zu hören, von denen etwa dieser Brief vom 6. Februar 1832 Zeugnis gibt:[2]
„…Die Wirkung welche der Durchzug der Polen auf die deutschen Gemüther hat, ist ungeheuer, sie wird gewiß nicht so schnell wieder verschwinden. Sie zu erhalten und zu steigern haben wir Zeit bis Ende Juni, dann aber muß unter jeder Bedingung etwas Entscheidendes geschehen. Bleibt das Unternehmen bis dahin ohne kräftige äussere Stütze, so ist Thüringen der beste Stand auf welchem das Feuer angefacht werden kann.…“
→ Hauptartikel: Polenschwärmerei
Ereignisse auf dem Hambacher Fest
Auf dem Hambacher Fest am 27. Mai 1832 vor 25.000 bis 30.000 Zuhörern forderten die Initiatoren Philipp Jakob Siebenpfeiffer und Johann Georg August Wirth das Ende des Absolutismus. Darüber hinaus verlangten die beiden nach nationaler Einheit und Volkssouveränität.[3] Siebenpfeiffer rief die Deutschen zur Überwindung der Kleinstaaterei durch Brüderlichkeit auf und spottete über die Verfassungen der deutschen Staaten, die nur als „Konstitutiönchen“ dem Volk zum Spielen gegeben seien. Für Wirth war die Einheit das Mittel zur Freiheit der europäischen Völker, jedoch warnte er die französische Seite vor der Erhebung von Ansprüchen auf das linke Rheinland.[4]
Etwa 500 bis 600 Teilnehmer waren auf der Veranstaltung des Folgetags anwesend, die am Abend zuvor angekündigt wurde. Siebenpfeiffer forderte die Anwesenden zum Zusammentreten auf, um über die erforderlich erscheinenden Reformen Beschlüsse zu fassen und Männer ihres Vertrauens zu wählen, die als eine provisorische Regierung dem Bundestage, als ein Nationalconvent oder eine National Volksrepräsentation sich gegenüberstellen.[5]
Darauf folgend fand am selben Vormittag in der Wohnung des Landstands Schoppmann eine Zusammenkunft der gewählten Abgeordneten statt. Anwesend waren: Siebenpfeiffer, Wirth, Brüggemann, Strecker, Hütlin (Bürgermeister), Delisle, Cornelius, Funck, Schüler, Savoye, von Rauschenplatt, Stromeyer, Hallauer und mehr durch Zufall von Schachtmeyer (Rittmeister a.D.). Schüler leitete die Versammlung. Zur Entscheidung stand die Frage, ob man sich konstituieren wolle. Von Rauschenplatt sprach sich aus für eine sofortige Bildung des Nationalconvents und der Bestimmung eines Tages, an dem die Fahne des Aufruhrs aufgepflanzt und losgeschlagen werden solle. Johann Friedrich Funck dagegen äußerte dabei entweder wollten sie losschlagen dann müssten sie bleiben, oder sie wollten nicht losschlagen was er für angemessen halte dann müsse man gehen. Später veröffentlichte er in seiner Zeitschrift dem „Eulenspiegel“ dazu: „man habe sich bestimmt dahin ausgesprochen, daß man bloßen Machtsprüchen feierliche Verwahrung entgegensetzen müsse, daß man aber der offenen Gewalt, welche Gesetz und Recht umzustürzen sich erdreiste, nicht anders begegnen könne, als mit den Waffen.“ Mehrere Redner hatten am Vortag sich gegen Waffengewalt ausgesprochen und diese der Usurpation gleichgestellt, was gegen die Forderung nach Recht und Volkssouveränität stand. Der Beschluss fiel negativ aus.[6] Gleichsam kam es hier auch zum Bruch zwischen Siebenpfeiffer, Wirth und dem Zentralkomitee über das Engagement des Deutschen Press- und Vaterlandsverein. Wirth plädierte für den weiteren Aufbau von Oppositionsstrukturen durch Umformung des Deutschen Preß- und Vaterlandsvereins in eine schlagkräftige politische Organisation.[7]
So wäre beinahe ein permanenter Nationalkonvent gebildet worden, bei der Repräsentanten der deutschen Gaue gewählt wurden, unter ihnen auch Abwesende. Die Schlussabstimmung zur Frage, ob eine Konstitution aus sich selbst heraus die Kompetenz hätte, im Namen von ganz Deutschland eine Revolution zu beginnen, ließ die Bemühungen jedoch scheitern.[8]
Das Sandhof-Fest in Frankfurt am Main
Schon am 20. April erreichte eine Einladung die Frankfurter, und zwar ins damalige Neustadt an der Haardt zum „deutschen Nationalfest“ auf der Schlossruine zu Hambach im „bedeutungsvollen“ Mai 1832.[9][10] Voller Erwartung und Erregung waren die liberalen Kreise in Frankfurt. Dem gegenüber sorgten sich die Wächter der bestehenden Ordnung, dass dieses Ereignis nicht „zu einem Feuer aufgehen könne“. Dem Aufruf folgend reisten von Frankfurt aus die Advokaten Dr. Jucho und Dr. Langer, die Kaufleute Beyschlag, Netz, Hübschmann, Hinckel und Herold, der Apotheker Jost, die Buchhändler Meidinger und Karl Körner mit beiden Söhnen sowie dessen Bruder Gustav Körner, ferner Sauerwein, Funck, Stoltze mit Sohn an.[11][12] Im Namen der Frankfurter wurde Wirth nach dessen Rede in Anerkennung seines Kampfes für die Pressefreiheit durch die anwesenden Burschen ein Schwert überreicht, in dessen Klinge „Dem Wirth/Deutsche in Frankfurt“ und der leicht veränderte burschenschaftliche Wahlspruch „Vaterland – Ehre – Freiheit“ eingraviert war.[13]
Zur gleichen Zeit am 27. Mai wurde in Frankfurt von den daheim gebliebenen auch in Frankfurt und zwar auf dem Sandhof eine Versammlung abgehalten. Etwa 4.000 Menschen fanden sich ein, unter diesen waren mehrere polnische Offiziere und viele aus den benachbarten hessen-nassauischen Ortschaften. Hier wurden wie in Hambach schwarz-rot-goldenen Kokarden getragen. Mit dem Glockenschlag um 5 Uhr schwang zu Beginn ein Knabe die Frankfurter rot-weiße Fahne mit dem Frankfurter weißen Adler und der Papierhändler Theissinger sprach vom Balkon des Gasthofs einen Toast:[14]
„Den freien Deutschen, welche in Hambach versammelt sind!“
Einen noch entschieden radikaleren Charakter als die Sandhofversammlung hatte die Nachfeier des Hambacher Festes, die ein paar Tage später bei Bergen veranstaltet wurde. Dort fand sich der Klub „König der Preußen“ zusammen. Funck verlas die Rede von Siebenpfeiffer, die in Hambach gehalten wurden. Funck versicherte: „, dass die Zeiten bald eintreten werden, wo Deutschland von der Donau bis zur Nordsee einig und ungetrennt erscheinen und alle Schlagbäume und Barrieren wegfallen würden“ und er brachte ein Lebehoch auf das vereinte Deutschland.[15]
Folgen der Feste
Es wurden unmittelbar nach dem Hambacher Fest Emissäre (Abgesandte) ausgeschickt. Von Rauschenplatt war noch vor dem Wilhelmsbader Fest nach Heidelberg gereist, um dort die Nachricht zu überbringen, dass der Vaterlandsvereine (Schüler, Savoye und Geib) mit Siebenpfeiffer und Wirt „versöhnt“ sein. Der Verein muntere dazu auf gleichsam Feste zu organisieren. Des Weiteren erkundigte von Rauschenplatt sich nach Mitteln für den Ausbruch einer Revolution.[16]
Auf das Vorgehen des Deutschen Bundes gegen die Redner des Hambacher Fests gab es Protest.[17][18][19] Die zutiefst reaktionären Bundesbeschlüsse vom 28. Juni 1832 und deren Erweiterung am 5. Juli 1832, führten zu einer Radikalisierung der bislang gemäßigten Teile der Hambacher Bewegung.[20] An die Stelle der Verhafteten oder Geflohenen traten nun neue Personen.
Am 22. Juli 1832 konstituierte sich anstelle des provisorischen Zweibrücker Zentralkomitees, das nach Frankreich geflohen war, in Frankfurt am Main das neue Zentralkomitee des Preß- und Vaterlandsvereins. Im August kam es zur Übereinkunft zwischen dem Frankfurter Vorstand und dem Stuttgarter Revolutionär Gottlob Franck, die Vorbereitungen für den bewaffneten Aufstand zu treffen.
Der Kreis betraute den Dürkheimer Lehrer Friedrich Wilhelm Knoebel, ebenfalls Teilnehmer am Hambacher Fest und andere damit, die notwendigen überregionalen Verbindungen zu knüpfen. Knöbel führte Anfang November 1832 Gespräche mit dem Stuttgarter Kreis um Franck und Oberleutnant Ernst Ludwig Koseritz, die die Franckh-Koseritz’sche Verschwörung bildeten. Von Stuttgart aus fuhr er nach Metz zu Friedrich Schüler, der bereit war, in die geplante Regierung einzutreten. Anfang Dezember war Knöbel in Paris, um die deutschen Emigranten und andere Republikaner in die Planung einzubeziehen.
In Stuttgart beschloss am 26. Dezember der Burschentag die Umwandlung der Burschenschaften in politische Clubs und den Anschluss an den Vaterlandsverein. Der Beginn des bewaffneten Aufstands wurde auf Anfang April 1833 festgesetzt.
Die Aktion
Die Hauptwache (um 1860)
Am 3. April 1833 schritten die Verschwörer, darunter der spätere Arbeiterführer Karl Schapper, unter Führung von Gustav Bunsen in Frankfurt zur Tat. Die Stadt war Sitz des Bundestages, des ständigen Gesandtenkongresses, der seit 1815 die einzige, für den gesamten Deutschen Bund zuständige politische Institution darstellte. Die Aufständischen betrachteten den Bundestag als Instrument der restaurativen Politik der deutschen Fürsten und als Hindernis für ihre politischen Ziele.
Der Plan der Aufständischen, zumeist Burschenschafter aus Heidelberg und Würzburg, aber auch erfahrene Offiziere wie der polnische Exilant Jan Pawel Lelewel,[21] sah vor, die beiden Frankfurter Polizeiwachen zu stürmen, sich der dort verwahrten Waffen und der Kasse des Deutschen Bundes zu bemächtigen und anschließend die Gesandten der deutschen Fürsten, die unweit der Hauptwache im Palais Thurn und Taxis tagten, gefangen zu nehmen. Dies sollte das Signal zu einer nationalen und demokratischen Erhebung in ganz Deutschland werden.
Der Plan wurde jedoch verraten und war daher schon im Voraus zum Scheitern verurteilt. Die Verschwörer erfuhren zwar noch rechtzeitig von dem Verrat, gaben aber dennoch das Signal zum Angriff, da sie auf Unterstützung durch hessische Bauern und Frankfurter Bürger hofften. Diese Unterstützung blieb jedoch aus, so dass das Militär, das die Studenten bereits erwartete, leichtes Spiel hatte. Bei dem Schusswechsel gab es 9 Tote und 24 Verletzte.
Die Folgen
Die Aktion brachte den Studenten viele Sympathien in ganz Deutschland ein, auch von Menschen, die ihr Vorgehen als überstürzt abgelehnt hatten, der Bundestag aber beschloss die vorübergehende Bundesexekution gegen die Freie Stadt Frankfurt. Seitdem war ständig eine Garnison von 2.500 österreichischen und preußischen Soldaten in Frankfurt stationiert, welche die städtische Souveränität herausforderte, während die fürstlichen Bundestagsdiplomaten die Freie Stadt fortan als liberales Nest schmähten.[22]
Als die Gefangenenwärter den inhaftierten Aufständischen später zur Flucht verhalfen, wurde dies in einer Vielzahl von Flugblättern und Liedern gefeiert.[23] Am 30. Juni 1833[24] wurde die Bundes-Zentralbehörde (mit Sitz in Frankfurt) geschaffen, welche als Inquisitionsorgan bis zur Auflösung im Jahr 1842 gegen mehr als 2000 Verdächtige ermittelte, die im „Schwarzen Buch“ registriert wurden.[25] Viele der Verschwörer flohen deshalb in die USA (siehe „Dreißiger“). Wegen Hochverrats wurden schließlich 39 Personen zum Tode verurteilt, später jedoch wurden die Urteile in zum Teil lebenslängliche Haftstrafen umgewandelt.
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