Ludwig Börne
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Ludwig Börne
Carl Ludwig Börne (* 6. Mai 1786 im jüdischen Ghetto von Frankfurt am Main als Juda Löb Baruch; † 12. Februar 1837 in Paris) war ein deutscher Journalist, Literatur- und Theaterkritiker. Börne, der zuweilen mit Jean Paul verglichen wird, gilt aufgrund seiner pointiert-witzigen anschaulichen Schreibweise als Wegbereiter der literarischen Kritik in Deutschland, insbesondere des Feuilletons.
Ludwig Börne, Gemälde von Moritz Oppenheim, Öl auf Leinwand (1827)
Leben, Werk und Wirkung
Auf Wunsch des Vaters ging Börne 1802 nach Berlin, um Medizin zu studieren. Untergebracht wurde er bei Dr. Marcus Herz, zu dessen Frau Henriette Herz er eine impulsive Neigung entwickelte. Nach dem Tod ihres Mannes offenbarte Börne seine Gefühle, wurde jedoch zurückgewiesen. Ein Suizidversuch konnte verhindert werden. Frau Herz vermittelte Börne daraufhin zur Fortsetzung des Studiums nach Halle zu Johann Christian Reil. Er stellte, wie schon vorher Herz, mangelnde Studierfähigkeit bei Börne fest. Börne wurde aufs Gymnasium geschickt, um seine Allgemeinbildung zu verbessern. Erst 1804 immatrikulierte er sich, hörte aber zuvor schon philosophische Seminare bei Henrik Steffens und Friedrich Schleiermacher.
1807 kam es wegen Schulden zu einer schweren Auseinandersetzung mit seinem Vater; ein folgender Zivilprozess sollte sich bis 1813 hinziehen. Börne musste nach Heidelberg wechseln, um besser vom Vater kontrolliert werden zu können. Hier wechselte er von der gehassten Medizin zu den Rechtswissenschaften. Seinen Schwerpunkt setzt er auf die Kameralwissenschaften, die der philosophischen Fakultät angeschlossen waren. Als er auch in Heidelberg Schulden machte, musste er erneut die Universität wechseln.
1808 schrieb er sich in Gießen ein. Er wurde durch seinen früheren Internatslehrer Professor Crome gefördert, in dessen Zeitschrift Germanien er unter anderem Aphorismen veröffentlichte. Schon nach drei Monaten ließ er Börne zum Dr. phil. promovieren, ohne auf einem Examen zu bestehen.
Börne wurde am 19. Juli 1808 in der Loge Zur aufgehenden Morgenröthe in Frankfurt/Main als Freimaurer aufgenommen.[1] Er schrieb 1811 einen Vortrag Über Freimaurerei, aus dem manche Sätze in neuere Freimaurer-Rituale Einzug gehalten haben.[2]
Gedenktafel für Ludwig Börne am Hambacher Schloss
Ludwig Börnes Grab
1811 wurde er durch Vermittlung seines Vaters Polizeiaktuar in Frankfurt am Main, jedoch aufgrund seines Judentums 1815 entlassen. 1818 ließ er sich evangelisch taufen. Seinen Namen änderte er kurz vor der Taufe in Ludwig Börne, mit der Begründung, dass sein Name zu eindeutig seine Religionszugehörigkeit zeige und ihm bei seiner Herausgebertätigkeit schaden könnte.
1816 hatte er Jeanette Wohl kennengelernt. Später sollte er diese langjährige Freundin zur Verwalterin seines literarischen Nachlasses einsetzen.
Als Publizist und Journalist unternahm er zahlreiche Reisen und ließ sich 1830 in Paris nieder. Er schrieb unter anderem für die Allgemeine Zeitung und er engagierte sich schriftstellerisch mit Leidenschaft für die Bewegung „Junges Deutschland“, mit dem Ziel der Verbreitung der Demokratie als Voraussetzung der Freiheit. Seine 1830 bis 1833 in der Korrespondenz mit Jeanette Wohl entstandenen Briefe aus Paris leiteten aus der Pariser Julirevolution die Notwendigkeit einer Revolution in Deutschland ab. 1832 wurde er von Wirth zum Hambacher Fest als Ehrengast eingeladen und nahm teil. Diese Schriften, wie auch seine Metternich-kritische Zeitschrift Die Wage, wurden verboten. Auch gegen Johann Wolfgang Goethe, Wolfgang Menzel und Heinrich Heine (mit dem er zunächst befreundet war) verfasste er kritische Schriften. Er bemühte sich um eine deutsch-französische Freundschaft.
Ludwig Börne starb im Februar 1837 in Paris, wo er auf dem Friedhof Père Lachaise beerdigt wurde. Sein Grab ist noch heute zu besichtigen.
Deutsche Emigranten gründeten 1849 ihm zu Ehren den Ort Boerne in Kendall County, Texas (übrigens nahe den nach Bettina von Arnim und Ludwig Uhland benannten Orten Bettina und Uhland).
Seit 1993 wird in der Frankfurter Paulskirche jährlich der Ludwig-Börne-Preis an deutschsprachige politische Publizisten verliehen.
Zitate
Im Dienste der Wahrheit genügt es nicht, Geist zu zeigen, man muß auch Mut zeigen (Börne: Über Deutschland, von Heine).
Seit ich fühle, habe ich Goethe gehaßt, seit ich denke, weiß ich warum (Börne: Briefe aus Paris).
Vieles kann der Mensch entbehren, nur den Menschen nicht
Nichts ist von Dauer, nur die Veränderung!
Man kann eine Idee durch eine andere verdrängen, nur die der Freiheit nicht.
Was ist selbst der glücklichste Mensch ohne Glauben? Eine schöne Blume in einem Glase Wasser, ohne Wurzel, ohne Dauer.
Es fließt ein Blutstrom durch achtzehn Jahrhunderte und an seinen Ufern wohnt das Christentum.
Werke. Werkausgaben
Ludwig Börne – Das große Lesebuch. Hg. von Inge Rippmann, Fischer Tb., Frankfurt a. M. 2012, ISBN 978-3-596-90377-1.
(Hrsg): Die Wage. Eine Zeitschrift für Bürgerleben, Wissenschaft und Kunst. 2 Bde., Hermann, Frankfurt/M. 1818/20; Laupp, Frankfurt/M., Tübingen 1820/21; [Nachdruck:] Auvermann, Glashütte/Taunus. Reprint 1972.
Gesammelte Schriften. 8 Bde. Hamburg: Hoffmann u. Campe 1829–1834
Briefe aus Paris. 1830–1831. 2 Bde. Hamburg: Hoffmann u. Campe 1832 (Briefe 1–48)
Briefe aus Paris. 1831–1832. 2 Bde. Offenbach: Brunet 1833 (Briefe 49–79), erschienen unter dem Titel „Mitteilungen aus dem Gebiete der Länder- und Völkerkunde“
Briefe aus Paris. 1832–1833. 2 Bde. Paris: Brunet 1834 (Briefe 80–115)
Menzel der Franzosenfresser. Paris: Barriot 1837
Ludwig Börne’s Urtheil über H. Heine. Ungedruckte Stellen aus den Pariser Briefen. Frankfurt/M.: Sauerländer 1840
Nachgelassene Schriften. 6 Bde. Mannheim: Bassermann 1844–1850
Ludwig Börnes gesammelte Schriften. Vollständige Ausgabe in sechs Bänden nebst Anhang: Nachgelassene Schriften in zwei Bänden. Mit Börnes Bildnis, einem Briefe in Faksimile und einer biographisch-kritischen Einleitung von Alfred Klaar. Leipzig: Hesse [1899]
Börnes Werke. Historisch-kritische Ausgabe in zwölf Bänden. Hg. von Ludwig Geiger in Verbindung mit Jules [recte: Joseph] Dresch, Rudolf Fürst, Erwin Kalischer, Alfred Klaar, Alfred Stern u. Leon Zeitlin. Berlin, Leipzig, Wien, Stuttgart: Bong [1911–1913]. Bd. 1–3, 6–7, 9 [mehr nicht erschienen.]
Denkrede auf Jean Paul (1924) UB Bielefeld
Sämtliche Schriften. Hg. v. Inge und Peter Rippmann. Bde. 1–3: Düsseldorf: Melzer 1964; Bde. 4–5: Darmstadt: Melzer 1968 [Auch als Taschenbuchausg. in 5 Bdn. (Dreieich: Melzer 1977).] Zu dieser Ausgabe erschien ein kommentierter Index:
Rippmann, Inge: Börne-Index. Historisch-biographische Materialien zu Ludwig Börnes Schriften und Briefen. Ein Beitrag zur Geschichte und Literatur des Vormärz. 2 Bde., Berlin u. New York: de Gruyter 1985
Ludwig Börne. Spiegelbild des Lebens. Aufsätze zur Literatur. Ausgewählt und eingeleitet von Marcel Reich-Ranicki. Frankfurt/M.: Insel Verlag 1993
Ludwig Börnes Goethe-Kritik. Nach den Handschriften und Erstdrucken hrsg. v. Christoph Weiß. Mit einem Nachwort von Inge Rippmann. Hannover 2004. (= Fundstücke, Bd. 2).
Menzel, der Franzosenfresser. WFB-Verlagsgruppe 2006. ISBN 978-3-930730-43-8
Sekundärliteratur
Eduard Beurmann: Ludwig Börne als Charakter und in der Literatur. Körner, Frankfurt am Main 1837 (2. Ausgabe: 1841)
Ferdinand Backhaus: Ludwig Börne in seinem literarischen Wirken oder Resultate meiner Kritik über Börnes Schriften. O. M. Nauwerk Verlag, Zittau und Leipzig, 1837
Heinrich Heine: Über Ludwig Börne. Hoffmann und Campe, Hamburg 1840.
Heinrich Heine: Ludwig Börne – Eine Denkschrift. In: Heinrich Heine, Werke in fünf Bänden. Band 3: Die Romantische Schule und andere Schriften über Deutschland. Könemann, Köln 1995, ISBN 3-89508-067-5.
Karl Gutzkow: Börne’s Leben. Hg. von Martina Lauster, Catherine Minter. Oktober Verl., Münster 2004 ISBN 3-938568-04-6, [nach dem Erstdruck von 1840] online: Börne’s Leben.
Karl Grün: Ludwig Börne. In: Börne´s Gesammelte Schriften in 12 Bänden. Tendler & Comp (Julius Grosser), Wien 1868
Sigmund Schott: Erinnerungen an Börne. Fey, Frankfurt am Main 1877 (aus: Die Wage) (2. Aufl. 1877)
Moriz Carrière: Börne, Ludwig. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 3, Duncker & Humblot, Leipzig 1876, S. 164–173.
Gerard Ras: Ludwig Börne und Heinrich Heine als politische Schriftsteller. Wolter, Groningen 1927 (zgl. Amsterdam: Uni Diss. 1926)
Johannes Proelß: Das junge Deutschland. Ein Buch deutscher Geistesgeschichte. Cotta, Stuttgart 1892
Ludwig Geiger: Das junge Deutschland. Studien und Mitteilungen. Schottlaenders Schlesische Verlagsanstalt Berlin [1907]
Robert Roseeu: Ludwig Börne als Kunstkritiker. Greifswald, Diss. 1910
Ludwig Marcuse: Revolutionär und Patriot. Das Leben Ludwig Börnes. List, Leipzig 1929 (Neuauflage als Börne. Aus der Frühzeit der deutschen Demokratie. Diogenes, Zürich 1980)
Wilhelm Jänsch: Der Theaterkritiker Ludwig Börne und das Drama. Breslau, Diss. 1930
Ernst Heidelberger: Formen der Publizistik bei Börne und Courier. Huber, München 1931
Wolfgang Schimming:, Wolfgang: Ludwig Börnes Theaterkritik. (= Die Schaubühne; Bd. 5). Lechte, Emsdetten 1932
Erika Anders: Ludwig Börne und die Anfänge des modernen Journalismus. Eine stilistische Untersuchung. Heidelberg, Diss. (Teildruck) 1933
Wolfgang Nitzsche: Ludwig Börne als Publizist. Ein Beitrag zur Lehre von der Publizistik. Leipzig, Diss. 1934
Lorenz Ruetz: Arndt und Börne als politische Publizisten. Heidelberg, Diss. 1936
Werner Humm: Ludwig Börne als Journalist. Zürich, Diss. 1937
Fritz Martini: Börne, Ludwig. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 2, Duncker & Humblot, Berlin 1955, ISBN 3-428-00183-4, S. 404–406 (Digitalisat).
Helmut Bock: Ludwig Börne. Vom Gettojuden zum Nationalschriftsteller. Rütten & Loening, Berlin 1962
Norbert Oellers: Die zerstrittenen Dioskuren. Aspekte der Auseinandersetzung Heines mit Börne. In: Zeitschrift für deutsche Philologie 91 (1971). Sonderheft: Heine und seine Zeit, S. 66–90.
Walter Hinderer: Nazzarener oder Hellene. Die politisch-ästhetische Fehde zwischen Börne und Heine. In: Monatshefte 66(1974), S. 355–364.
Helmut Koopmann: Die neue „Schreibart“. Zur Zweckliteratur im frühen 19. Jahrhundert. In: Kopenhagener Beiträge zur germanistischen Linguistik. 9(1977), S. 146–172.
Wulf Wülfing: Junges Deutschland. Texte- Kontexte, Abbildungen und Kommentar. Hanser, München 1978
Bernd Witte (Hrsg.): Vormärz: Biedermeier, Junges Deutschland, Demokraten. 1815–1848 (= Deutsche Literatur. Eine Sozialgeschichte; Bd. 6). Rowohlt Taschenbuch-Verlag, Reinbek bei Hamburg 1980
Wolfgang Labuhn: Literatur und Öffentlichkeit im Vormärz. Das Beispiel Ludwig Börne. Athenäum, Königstein im Taunus 1980
Manfred Windfuhr: Das Junge Deutschland als literarische Opposition. Gruppenmerkmale und Neuansätze. In: Heine Jahrbuch 22(1983), S. 47–69.
Marcel Reich-Ranicki: Ludwig Börne - Der tolerante Fanatiker. In ders: Die Anwälte der Literatur, dtv, München 1996, S. 83-99.
Peter Uwe Hohendahl: Literaturkritik in der Epoche des Liberalismus. In: Peter Uwe Holendal (Hrsg.): Geschichte der deutschen Literaturkritik (1730– 1980). Metzler, Stuttgart 1985
Alfred Estermann (Hrsg.): Ludwig Börne. Zum 200. Geburtstag des Frankfurter Schriftstellers. Freiheit, Recht und Menschenwürde. Ausstellungskatalog. Buchhändler-Vereinigung, Frankfurt am Main 1986
Hans Magnus Enzensberger (Bearb.): Ludwig Börne und Heinrich Heine. Ein deutsches Zerwürfnis. (= Die Andere Bibliothek; 20). Greno, Nördlingen 1986, ISBN 3-89190-220-4, ISBN 3-89190-320-0, weitere Ausgaben: Reclam, Leipzig 1991 (Reihe: RUB 1396), ISBN 3-379-00691-2; Eichborn Verlag, Frankfurt am Main 1997, ISBN 978-3-8218-4467-1
Ludwig Börne und Frankfurt am Main. Vorträge zur 200. Wiederkehr seines Geburtstages am 6. Mai 1986. (= Frankfurter Bibliotheksschriften; Bd. 1). Klostermann, Frankfurt am Main 1987
Inge Rippmann, Wolfgang Labuhn (Hrsg.): Die Kunst – Eine Tochter der Zeit. Neue Studien zu Ludwig Börne. Aisthesis, Bielefeld 1988
Willi Jasper: Keinem Vaterland geboren. Ludwig Börne. Eine Biographie. Hoffmann und Campe, Hamburg 1989
Monika Rauschenberg: „La Balance“ oder die Kunst des Lebens. Zur Integration von Sozialkritik und Ästhetik in Ludwig Börnes Schriften. Lang, Frankfurt am Main u. a. 1989 (zgl. Augsburg, Diss. 1984)
Keith Spalding: Worte sind meine Werkzeuge. Das kleine Börne-Brevier. Droste, Düsseldorf 1995
Christa Walz: Jeannette Wohl und Ludwig Börne. Dokumentation und Analyse des Briefwechsels. Campus, Frankfurt am Main und New York 2001
Ludwig Börne: Deutscher, Jude, Demokrat. Hrsg. von Frank Stern und Maria Gierlinger. Berlin, Aufbau, 2003. ISBN 3-351-02558-0.
Inge Rippmann: „Freiheit ist das Schönste und Höchste in Leben und Kunst“. Ludwig Börne zwischen Literatur und Politik. (= Vormärz-Studien; XI). Aisthesis, Bielefeld 2004
Siehe auch
Exilliteratur
Literaturkritik
Quelle - Literatur & Einzelnachweise
Ludwig Börne, Gemälde von Moritz Oppenheim, Öl auf Leinwand (1827)
Leben, Werk und Wirkung
Auf Wunsch des Vaters ging Börne 1802 nach Berlin, um Medizin zu studieren. Untergebracht wurde er bei Dr. Marcus Herz, zu dessen Frau Henriette Herz er eine impulsive Neigung entwickelte. Nach dem Tod ihres Mannes offenbarte Börne seine Gefühle, wurde jedoch zurückgewiesen. Ein Suizidversuch konnte verhindert werden. Frau Herz vermittelte Börne daraufhin zur Fortsetzung des Studiums nach Halle zu Johann Christian Reil. Er stellte, wie schon vorher Herz, mangelnde Studierfähigkeit bei Börne fest. Börne wurde aufs Gymnasium geschickt, um seine Allgemeinbildung zu verbessern. Erst 1804 immatrikulierte er sich, hörte aber zuvor schon philosophische Seminare bei Henrik Steffens und Friedrich Schleiermacher.
1807 kam es wegen Schulden zu einer schweren Auseinandersetzung mit seinem Vater; ein folgender Zivilprozess sollte sich bis 1813 hinziehen. Börne musste nach Heidelberg wechseln, um besser vom Vater kontrolliert werden zu können. Hier wechselte er von der gehassten Medizin zu den Rechtswissenschaften. Seinen Schwerpunkt setzt er auf die Kameralwissenschaften, die der philosophischen Fakultät angeschlossen waren. Als er auch in Heidelberg Schulden machte, musste er erneut die Universität wechseln.
1808 schrieb er sich in Gießen ein. Er wurde durch seinen früheren Internatslehrer Professor Crome gefördert, in dessen Zeitschrift Germanien er unter anderem Aphorismen veröffentlichte. Schon nach drei Monaten ließ er Börne zum Dr. phil. promovieren, ohne auf einem Examen zu bestehen.
Börne wurde am 19. Juli 1808 in der Loge Zur aufgehenden Morgenröthe in Frankfurt/Main als Freimaurer aufgenommen.[1] Er schrieb 1811 einen Vortrag Über Freimaurerei, aus dem manche Sätze in neuere Freimaurer-Rituale Einzug gehalten haben.[2]
Gedenktafel für Ludwig Börne am Hambacher Schloss
Ludwig Börnes Grab
1811 wurde er durch Vermittlung seines Vaters Polizeiaktuar in Frankfurt am Main, jedoch aufgrund seines Judentums 1815 entlassen. 1818 ließ er sich evangelisch taufen. Seinen Namen änderte er kurz vor der Taufe in Ludwig Börne, mit der Begründung, dass sein Name zu eindeutig seine Religionszugehörigkeit zeige und ihm bei seiner Herausgebertätigkeit schaden könnte.
1816 hatte er Jeanette Wohl kennengelernt. Später sollte er diese langjährige Freundin zur Verwalterin seines literarischen Nachlasses einsetzen.
Als Publizist und Journalist unternahm er zahlreiche Reisen und ließ sich 1830 in Paris nieder. Er schrieb unter anderem für die Allgemeine Zeitung und er engagierte sich schriftstellerisch mit Leidenschaft für die Bewegung „Junges Deutschland“, mit dem Ziel der Verbreitung der Demokratie als Voraussetzung der Freiheit. Seine 1830 bis 1833 in der Korrespondenz mit Jeanette Wohl entstandenen Briefe aus Paris leiteten aus der Pariser Julirevolution die Notwendigkeit einer Revolution in Deutschland ab. 1832 wurde er von Wirth zum Hambacher Fest als Ehrengast eingeladen und nahm teil. Diese Schriften, wie auch seine Metternich-kritische Zeitschrift Die Wage, wurden verboten. Auch gegen Johann Wolfgang Goethe, Wolfgang Menzel und Heinrich Heine (mit dem er zunächst befreundet war) verfasste er kritische Schriften. Er bemühte sich um eine deutsch-französische Freundschaft.
Ludwig Börne starb im Februar 1837 in Paris, wo er auf dem Friedhof Père Lachaise beerdigt wurde. Sein Grab ist noch heute zu besichtigen.
Deutsche Emigranten gründeten 1849 ihm zu Ehren den Ort Boerne in Kendall County, Texas (übrigens nahe den nach Bettina von Arnim und Ludwig Uhland benannten Orten Bettina und Uhland).
Seit 1993 wird in der Frankfurter Paulskirche jährlich der Ludwig-Börne-Preis an deutschsprachige politische Publizisten verliehen.
Zitate
Im Dienste der Wahrheit genügt es nicht, Geist zu zeigen, man muß auch Mut zeigen (Börne: Über Deutschland, von Heine).
Seit ich fühle, habe ich Goethe gehaßt, seit ich denke, weiß ich warum (Börne: Briefe aus Paris).
Vieles kann der Mensch entbehren, nur den Menschen nicht
Nichts ist von Dauer, nur die Veränderung!
Man kann eine Idee durch eine andere verdrängen, nur die der Freiheit nicht.
Was ist selbst der glücklichste Mensch ohne Glauben? Eine schöne Blume in einem Glase Wasser, ohne Wurzel, ohne Dauer.
Es fließt ein Blutstrom durch achtzehn Jahrhunderte und an seinen Ufern wohnt das Christentum.
Werke. Werkausgaben
Ludwig Börne – Das große Lesebuch. Hg. von Inge Rippmann, Fischer Tb., Frankfurt a. M. 2012, ISBN 978-3-596-90377-1.
(Hrsg): Die Wage. Eine Zeitschrift für Bürgerleben, Wissenschaft und Kunst. 2 Bde., Hermann, Frankfurt/M. 1818/20; Laupp, Frankfurt/M., Tübingen 1820/21; [Nachdruck:] Auvermann, Glashütte/Taunus. Reprint 1972.
Gesammelte Schriften. 8 Bde. Hamburg: Hoffmann u. Campe 1829–1834
Briefe aus Paris. 1830–1831. 2 Bde. Hamburg: Hoffmann u. Campe 1832 (Briefe 1–48)
Briefe aus Paris. 1831–1832. 2 Bde. Offenbach: Brunet 1833 (Briefe 49–79), erschienen unter dem Titel „Mitteilungen aus dem Gebiete der Länder- und Völkerkunde“
Briefe aus Paris. 1832–1833. 2 Bde. Paris: Brunet 1834 (Briefe 80–115)
Menzel der Franzosenfresser. Paris: Barriot 1837
Ludwig Börne’s Urtheil über H. Heine. Ungedruckte Stellen aus den Pariser Briefen. Frankfurt/M.: Sauerländer 1840
Nachgelassene Schriften. 6 Bde. Mannheim: Bassermann 1844–1850
Ludwig Börnes gesammelte Schriften. Vollständige Ausgabe in sechs Bänden nebst Anhang: Nachgelassene Schriften in zwei Bänden. Mit Börnes Bildnis, einem Briefe in Faksimile und einer biographisch-kritischen Einleitung von Alfred Klaar. Leipzig: Hesse [1899]
Börnes Werke. Historisch-kritische Ausgabe in zwölf Bänden. Hg. von Ludwig Geiger in Verbindung mit Jules [recte: Joseph] Dresch, Rudolf Fürst, Erwin Kalischer, Alfred Klaar, Alfred Stern u. Leon Zeitlin. Berlin, Leipzig, Wien, Stuttgart: Bong [1911–1913]. Bd. 1–3, 6–7, 9 [mehr nicht erschienen.]
Denkrede auf Jean Paul (1924) UB Bielefeld
Sämtliche Schriften. Hg. v. Inge und Peter Rippmann. Bde. 1–3: Düsseldorf: Melzer 1964; Bde. 4–5: Darmstadt: Melzer 1968 [Auch als Taschenbuchausg. in 5 Bdn. (Dreieich: Melzer 1977).] Zu dieser Ausgabe erschien ein kommentierter Index:
Rippmann, Inge: Börne-Index. Historisch-biographische Materialien zu Ludwig Börnes Schriften und Briefen. Ein Beitrag zur Geschichte und Literatur des Vormärz. 2 Bde., Berlin u. New York: de Gruyter 1985
Ludwig Börne. Spiegelbild des Lebens. Aufsätze zur Literatur. Ausgewählt und eingeleitet von Marcel Reich-Ranicki. Frankfurt/M.: Insel Verlag 1993
Ludwig Börnes Goethe-Kritik. Nach den Handschriften und Erstdrucken hrsg. v. Christoph Weiß. Mit einem Nachwort von Inge Rippmann. Hannover 2004. (= Fundstücke, Bd. 2).
Menzel, der Franzosenfresser. WFB-Verlagsgruppe 2006. ISBN 978-3-930730-43-8
Sekundärliteratur
Eduard Beurmann: Ludwig Börne als Charakter und in der Literatur. Körner, Frankfurt am Main 1837 (2. Ausgabe: 1841)
Ferdinand Backhaus: Ludwig Börne in seinem literarischen Wirken oder Resultate meiner Kritik über Börnes Schriften. O. M. Nauwerk Verlag, Zittau und Leipzig, 1837
Heinrich Heine: Über Ludwig Börne. Hoffmann und Campe, Hamburg 1840.
Heinrich Heine: Ludwig Börne – Eine Denkschrift. In: Heinrich Heine, Werke in fünf Bänden. Band 3: Die Romantische Schule und andere Schriften über Deutschland. Könemann, Köln 1995, ISBN 3-89508-067-5.
Karl Gutzkow: Börne’s Leben. Hg. von Martina Lauster, Catherine Minter. Oktober Verl., Münster 2004 ISBN 3-938568-04-6, [nach dem Erstdruck von 1840] online: Börne’s Leben.
Karl Grün: Ludwig Börne. In: Börne´s Gesammelte Schriften in 12 Bänden. Tendler & Comp (Julius Grosser), Wien 1868
Sigmund Schott: Erinnerungen an Börne. Fey, Frankfurt am Main 1877 (aus: Die Wage) (2. Aufl. 1877)
Moriz Carrière: Börne, Ludwig. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 3, Duncker & Humblot, Leipzig 1876, S. 164–173.
Gerard Ras: Ludwig Börne und Heinrich Heine als politische Schriftsteller. Wolter, Groningen 1927 (zgl. Amsterdam: Uni Diss. 1926)
Johannes Proelß: Das junge Deutschland. Ein Buch deutscher Geistesgeschichte. Cotta, Stuttgart 1892
Ludwig Geiger: Das junge Deutschland. Studien und Mitteilungen. Schottlaenders Schlesische Verlagsanstalt Berlin [1907]
Robert Roseeu: Ludwig Börne als Kunstkritiker. Greifswald, Diss. 1910
Ludwig Marcuse: Revolutionär und Patriot. Das Leben Ludwig Börnes. List, Leipzig 1929 (Neuauflage als Börne. Aus der Frühzeit der deutschen Demokratie. Diogenes, Zürich 1980)
Wilhelm Jänsch: Der Theaterkritiker Ludwig Börne und das Drama. Breslau, Diss. 1930
Ernst Heidelberger: Formen der Publizistik bei Börne und Courier. Huber, München 1931
Wolfgang Schimming:, Wolfgang: Ludwig Börnes Theaterkritik. (= Die Schaubühne; Bd. 5). Lechte, Emsdetten 1932
Erika Anders: Ludwig Börne und die Anfänge des modernen Journalismus. Eine stilistische Untersuchung. Heidelberg, Diss. (Teildruck) 1933
Wolfgang Nitzsche: Ludwig Börne als Publizist. Ein Beitrag zur Lehre von der Publizistik. Leipzig, Diss. 1934
Lorenz Ruetz: Arndt und Börne als politische Publizisten. Heidelberg, Diss. 1936
Werner Humm: Ludwig Börne als Journalist. Zürich, Diss. 1937
Fritz Martini: Börne, Ludwig. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 2, Duncker & Humblot, Berlin 1955, ISBN 3-428-00183-4, S. 404–406 (Digitalisat).
Helmut Bock: Ludwig Börne. Vom Gettojuden zum Nationalschriftsteller. Rütten & Loening, Berlin 1962
Norbert Oellers: Die zerstrittenen Dioskuren. Aspekte der Auseinandersetzung Heines mit Börne. In: Zeitschrift für deutsche Philologie 91 (1971). Sonderheft: Heine und seine Zeit, S. 66–90.
Walter Hinderer: Nazzarener oder Hellene. Die politisch-ästhetische Fehde zwischen Börne und Heine. In: Monatshefte 66(1974), S. 355–364.
Helmut Koopmann: Die neue „Schreibart“. Zur Zweckliteratur im frühen 19. Jahrhundert. In: Kopenhagener Beiträge zur germanistischen Linguistik. 9(1977), S. 146–172.
Wulf Wülfing: Junges Deutschland. Texte- Kontexte, Abbildungen und Kommentar. Hanser, München 1978
Bernd Witte (Hrsg.): Vormärz: Biedermeier, Junges Deutschland, Demokraten. 1815–1848 (= Deutsche Literatur. Eine Sozialgeschichte; Bd. 6). Rowohlt Taschenbuch-Verlag, Reinbek bei Hamburg 1980
Wolfgang Labuhn: Literatur und Öffentlichkeit im Vormärz. Das Beispiel Ludwig Börne. Athenäum, Königstein im Taunus 1980
Manfred Windfuhr: Das Junge Deutschland als literarische Opposition. Gruppenmerkmale und Neuansätze. In: Heine Jahrbuch 22(1983), S. 47–69.
Marcel Reich-Ranicki: Ludwig Börne - Der tolerante Fanatiker. In ders: Die Anwälte der Literatur, dtv, München 1996, S. 83-99.
Peter Uwe Hohendahl: Literaturkritik in der Epoche des Liberalismus. In: Peter Uwe Holendal (Hrsg.): Geschichte der deutschen Literaturkritik (1730– 1980). Metzler, Stuttgart 1985
Alfred Estermann (Hrsg.): Ludwig Börne. Zum 200. Geburtstag des Frankfurter Schriftstellers. Freiheit, Recht und Menschenwürde. Ausstellungskatalog. Buchhändler-Vereinigung, Frankfurt am Main 1986
Hans Magnus Enzensberger (Bearb.): Ludwig Börne und Heinrich Heine. Ein deutsches Zerwürfnis. (= Die Andere Bibliothek; 20). Greno, Nördlingen 1986, ISBN 3-89190-220-4, ISBN 3-89190-320-0, weitere Ausgaben: Reclam, Leipzig 1991 (Reihe: RUB 1396), ISBN 3-379-00691-2; Eichborn Verlag, Frankfurt am Main 1997, ISBN 978-3-8218-4467-1
Ludwig Börne und Frankfurt am Main. Vorträge zur 200. Wiederkehr seines Geburtstages am 6. Mai 1986. (= Frankfurter Bibliotheksschriften; Bd. 1). Klostermann, Frankfurt am Main 1987
Inge Rippmann, Wolfgang Labuhn (Hrsg.): Die Kunst – Eine Tochter der Zeit. Neue Studien zu Ludwig Börne. Aisthesis, Bielefeld 1988
Willi Jasper: Keinem Vaterland geboren. Ludwig Börne. Eine Biographie. Hoffmann und Campe, Hamburg 1989
Monika Rauschenberg: „La Balance“ oder die Kunst des Lebens. Zur Integration von Sozialkritik und Ästhetik in Ludwig Börnes Schriften. Lang, Frankfurt am Main u. a. 1989 (zgl. Augsburg, Diss. 1984)
Keith Spalding: Worte sind meine Werkzeuge. Das kleine Börne-Brevier. Droste, Düsseldorf 1995
Christa Walz: Jeannette Wohl und Ludwig Börne. Dokumentation und Analyse des Briefwechsels. Campus, Frankfurt am Main und New York 2001
Ludwig Börne: Deutscher, Jude, Demokrat. Hrsg. von Frank Stern und Maria Gierlinger. Berlin, Aufbau, 2003. ISBN 3-351-02558-0.
Inge Rippmann: „Freiheit ist das Schönste und Höchste in Leben und Kunst“. Ludwig Börne zwischen Literatur und Politik. (= Vormärz-Studien; XI). Aisthesis, Bielefeld 2004
Siehe auch
Exilliteratur
Literaturkritik
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