August Hinrichs
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August Hinrichs
August Hinrichs (August Gerhard Hinrichs) (* 18. April 1879 in Oldenburg; † 20. Juni 1956 in Huntlosen) war ein deutscher Schriftsteller.
Biografie
Hinrichs war der Sohn des Tischlermeisters Hermann Diedrich Hinrichs und dessen Ehefrau Meta geborene Siemen. Er besuchte die Stadtknabenschule und erlernte danach bei seinem Vater das Tischlerhandwerk. Nach bestandener Prüfung ging Hinrichs auf die Walz. Er wanderte durch ganz Deutschland, Oberitalien und Österreich-Ungarn. Nach seiner Heimkehr bestand er die Meisterprüfung und eröffnete im Jahre 1905 in Oldenburg eine eigene Tischlerwerkstatt.
Hinrichs war ein guter Turner und Mitglied des Oldenburger Turnerbundes. In diesem Kreise trug er gerne zur Unterhaltung bei, indem er kurze Theaterstücke schrieb, die von der Laienspielschar des Vereins aufgeführt wurden. Da seine Stücke Anklang fanden, schrieb Hinrichs größere Stücke, wie Kinder der Sehnsucht (1909), Frithjof (1911), De Aukschon (1913), die im Oldenburger Hoftheater, dem heutigen Staatstheater, aufgeführt wurden.
Die handwerkliche und schriftstellerische Tätigkeit von Hinrichs wurde durch den Ersten Weltkrieg unterbrochen. Von 1914 bis 1918 diente er als Soldat an der Westfront. Zurückgekehrt nahm er seine Tätigkeit wieder auf, wobei er das Schwergewicht seiner Arbeit immer mehr auf die Literatur legte. Nunmehr entstanden die Theaterstücke Diederk schall freen (1918) und Marie (1922). Größeren Erfolg erzielte Hinrichs jedoch mit seinen Romanen: Das Licht der Heimat (1920/1950 und 1954), Der Moorhof (1920), Der Wanderer ohne Weg (1921), Das Nest in der Heide (1922), Die Hartjes (1924/1956), Gertraudis (1927), Das Volk am Meer (1929).
1925 schrieb Hinrichs sein zweites Festspiel für die oldenburgischen Turner, Neue Jugend. Hinrichs hatte sich als lokaler Schriftsteller etabliert und konnte ab 1929 von seiner literarischen Arbeit leben. Seinen eigentlichen Durchbruch erreichte er 1930 mit seiner Swienskomödi (hochdeutsch: Krach um Jolanthe[1] und 1934 von Carl Fröhlich verfilmt. Der Film ist zu einem der meistgespielten des 'Dritten Reiches' geworden). Die Vorlage zu diesem Stück war ein Steuerstreik Südoldenburger Bauern, der damals großes Aufsehen erregte. Hinrichs hatte sich mit dem Stück als führender Heimatschriftsteller in Nordwest-Deutschland etabliert. In der Folgezeit brachte Hinrichs noch weitere Komödien heraus, die sich zum Teil ebenfalls bis heute auf dem Spielplan der norddeutschen Theater gehalten haben: Freie Bahn dem Tüchtigen (1931), Nur eine Mark (1932, auch verfilmt), Wenn de Hahn kreiht (1933).
Die Komödien von Hinrichs erfreuten sich in Oldenburg und darüber hinaus deshalb so großer Beliebtheit, da sie, im Jargon der Zeit, keine „Tendenzstücke“ waren. Zur 700-Jahr-Feier der Schlacht bei Altenesch, in der ein Kreuzritterheer die Bauernrepublik Stedingen vernichtet hatte, schrieb Hinrichs ein Stück, das 1934 am Ort der Schlacht, in Altenesch, aufgeführt wurde. 1937 erfolgten weitere Aufführungen auf der vom damaligen Gauleiter Carl Röver errichteten Freilichtbühne in Bookholzberg (heute Ortsteil der Gemeinde Ganderkesee).[2] Ebenfalls 1937 wurde er Mitglied der NSDAP. Auf Drängen seiner niederdeutschen Freunde übernahm er die Landesleitung der Reichsschrifttumskammer für den Gau Weser-Ems. Hinrichs war 1941 Teilnehmer am Weimarer Dichtertreffen, bei dem die Europäische Schriftsteller-Vereinigung gegründet wurde.
Hinrichs veröffentlichte 1938 ein weiteres Lustspiel För de Katt sowie Petermann fährt nach Madeira (basierend auf Bezügen zu der Organisation „Kraft durch Freude“, verfilmt 1936), Tilly vor Oldenburg (1939), Der Musterbauer (1949: De latinsche Buer), Sware Tid (1944).
Außerdem erschienen: Auf der breiten Straße nach West (1935), Mein ernstes Buch (1941), Mein heiteres Buch (1941), Rund um den Lappan (1943). Nach 1945 veröffentlichte Hinrichs schließlich: Das Wunder der Heiligen Nacht (1949), Die Krumme Straße (1949), Kommst du heut abend (1952) und Eines Nachts (1955).
In der Sowjetischen Besatzungszone wurden seine Schriften An der breiten Straße nach West. Kriegserlebnisse (1935) und Petermann fährt nach Madeira (1936) sowie in der Deutschen Demokratischen Republik Drei heitere Bühnenstücke (1944) auf die Liste der auszusondernden Literatur gesetzt.[3][4][5]
Der Nachlass von Hinrichs befindet sich in der Landesbibliothek Oldenburg, so auch die „August-Hinrichs-Akte“ des Hinrichs-Kritikers Klaus Dede.
Ehrungen
Den Stavenhagen-Preis des Niedersächsischen Bühnenbundes erhielt er 1938.
Die August-Hinrichs-Bühne (AHB), als Niederdeutschen Bühne in Oldenburg, trägt seit 1939 seinen Namen.
Die Goethe-Medaille für Kunst und Wissenschaft erhielt er 1939.
Den Gau-Kulturpreis bekam er 1943.
1944 wurde Hinrichs Ehrenbürger der Stadt Oldenburg. 1990 beantragten zwei Oldenburger Ratsmitglieder, Hinrichs von der Liste der Ehrenbürger zu streichen, was mit den Stimmen der SPD, CDU und FDP bei Stimmenthaltung der Grünen abgelehnt wurde. Dieser Antrag wurde 2001 von der PDS wiederholt und erneut mehrheitlich abgelehnt.
Die August-Hinrichs-Straßen in Bremen, Stadtteil Neustadt, Cloppenburg, Oldenburg, Stade, Varel, Wiefelstede, Wildeshausen, Wilhelmshaven wurden u.a. nach ihm benannt.
1954 erhielt er das Bundesverdienstkreuz
Die August-Hinrichs-Stiftung wurde 1982 gegründet.
Das August-Hinrichs-Denkmal steht seit 1999 in der Kriegerstrasse (Geburtshaus)
2006 entstand die Stiftung eines Jugendförderpreises für die Niederdeutsche Sprache der August Hinrichs Erben. Der August-Hinrichs-Preis wird über die August-Hinrichs-Stiftung vergeben.
Werke
August Hinrichs: Das Volk am Meer, Quelle & Meyer, Leipzig, 1929, 9. und 10. Auflage
Festspiel für Turner. Oldenburg 1906, E. Bültmann
To'r Schlummertid. Lieder un Döntjes. Oldenburg 1906 und 1907, E. Bültmann
Frithjof. Ein Sagenspiel in 5 Aufzügen. Oldenburg 1911
De Aukschon. En Kummedi in 1 Uptog. Oldenburg 1913, Bültmann
Diederk schall freen. o. O. 1918
Der Moorhof. Novelle. Wilhelmshaven 1920 (Friesland-Bücherei, 6. Band)
Wanderer ohne Weg. Roman. Leipzig 1920. Quelle und Meyer
Das Licht der Heimat. Leipzig 1920 Quelle und Meyer
Das Nest in der Heide. Leipzig 1922. Quelle und Meyer
Die Hartjes. Roman. Leipzig 1924, Quelle und Meyer
Neue Jugend. Ein Festspiel für Turner. Dresden 1925, Limpert
Marie. Plattdütsch Drama in 1 Uptog. Bremen und Wilhelmshaven 1922, Friesenverlag
Gertraudis. 3 Novellen. Leipzig 1927, Quelle und Meyer
Das Volk am Meer. Leipzig 1929, Quelle und Meyer
Swienskomödi. Een Buernstück in dre Ennens. Hamburg 1930, Quickbornverlag
Die Metzelsuppe. Bauernkomödie in drei Akten. Berlin 1931, Drei-Masken-Verlag
Krach um Jolanthe, Berlin 1933, Drei-Masken-Verlag, und Weinheim 1952, Deutscher Laienspiel-Verlag
Krach um Jolanthe, Hessische Fassung 2006, Drei-Masken-Verlag, München
Aufruf zur Freude. Ein Sprech- und Bewegungschor für Turner. Dresden 1930, Limpert
Freie Bahn dem Tüchtigen. (Der aufrechte Mann). Berlin 1931. Drei-Masken-Verlag
Jan is Konig. Litjet Wihnachtsspill. Hamburg 1930, Quickborn-Verlag
Jan ist König, Weinheim an der Bergstraße 1955, Deutscher Laienspiel-Verlag
Nur eine Mark. Schauspiel in 7 Bildern. Berlin 1932. Drei-Masken-Verlag
Wenn der Hahn kräht. Komödie in drei Akten. Berlin 1933, Drei-Masken-Verlag
Die Stedinger. Spiel vom Untergang eines Volkes. Oldenburg 1934. Schulzesche Verlagsbuchhandlung
Ausgewählte Erzählungen. Nordmark-Buchreihe 20. Hamburg 1934, Schulausgabe, Otto Meißners Verlag
Das Volksbuch von Jolanthe. Vorwort von Gustav Frenssen. Beiträge von Friedrich Lindemann, August Hinrichs und Fritz Hoopts. Berlin 1935, Drei-Masken-Verlag
Der Landstreicher/Das Wunder der hl. Nacht. 2 Novellen. Hrsg. v. Maximin Schwuchow. Leipzig 1935, Quelle und Meyer
An der breiten Straße nach Westen. Kriegserlebnisse. Leipzig 1935, Quelle und Meyer
Petermann fährt nach Madeira. Ein Volksstück in 4 Bildern. Berlin 1936, Drei-Masken-Verlag
Tilly vor Oldenburg. Kleines Spiel im Oldenburger Schloss. Oldenburg 1939, Edo Dieckmann
Steding Renke. Spiel vom Opfergang eines Volkes. Berlin 1939, Drei-Masken-Verlag
För de Katt. Buernkumedi in dre Ennen. Hamburg 1943, Quickborn
Der Musterbauer. Komödie in drei Aufzügen. Berlin 1941, Drei-Masken-Verlag
Mein heiteres Buch. Fröhliche Geschichten. Leipzig 1941, E. Huyke
Mein ernstes Buch. Leipzig 1942, E. Huyke (2. Aufl.)
Rund um den Lappan. Oldenburger Anekdoten. Oldenburg 1943, Gerhard Stalling
Drei Bauernkomödien (Krach um Jolanthe, Wenn der Hahn kräht, Für die Katz), Leipzig 1943, E. Huyke
Drei heitere Bühnenstücke. (Freie Bahn dem Tüchtigen, Petermann fährt nach Madeira, Der Musterbauer), Leipzig 1944, E. Huyke
Schwere Zeit. Volksstück in 3 Akten. Berlin 1944, Drei-Masken-Verlag
Alltomal Sünner. Komödie in einem Akt. Hamburg 1951, Quickborn
Siebzehn und zwei. Komödie in einem Akt. Weinheim an der Bergstraße 1955, Deutscher Laienspielverlag
Die krumme Straße. Roman. Oldenburg 1949, E. Huyke
Kommst du heut abend? Kleine Liebesgeschichten. Oldenburg 1952, Huyke
Der Weg in die Freiheit. Ein Denkmal für Friedrich Ludwig Jahn. Im Auftrage des Deutschen Turnerbundes komponiert von Hermann Erdlen nach einer Dichtung von August Hinrichs. Kantate für Sopran- und Bariton-Solo, Gemischter Chor, Sprecher und Orchester. „Jahn-Kantate“. Uraufführung beim Deutschen Turnfest 1953 am Sonntag, dem 2. August 1953, 20 Uhr, in der großen Stadthalle Uetersen 1953
Der kluge Heini. Kleine Komödie. Weinheim an der Bergstraße 1954, Deutscher Laienspiel-Verlag.
Wi hewt all kien rein Gewietten. (Alltomal Sünner, Münsterländer Niederdeutsch). In die Münsterländer Mundart übertragen von Anton Aulke. München 1954, Drei-Masken-Verlag
Folk of the sea. (Volk am Meer) by Mary M. Whitmore. From the German of August Hinrichs. Ilfracombe/Devon 1954, Stockwell
Eines Nachts. Erzählungen. Bremen 1955, Döll
Vörnehm und gering. Hamburg 1959, Quickborn-Verlag. Schallplatte. Sprecher: Walter Arthur Kreye. Leer 1967, Schuster
Schwarzbrot. Ausgewählte Erzählungen. Hamburg 1960, Schünemann
Heini un de Schoolmester. Ausgewählte Geschichten, 2. Band. Oldenburg, Hamburg und München 1981, Stalling
Jan in'n Busch. Ausgewählte Geschichten. Mit einer Einleitung von Günter Kühn. Oldenburg, Hamburg, München 1982, Stalling
Skulptur „Krach um Jolanthe“ in Cloppenburg
Verfilmungen
Krach um Jolanthe (D, 1934), unter der Regie von Carl Froelich, mit Marianne Hoppe, Olaf Bach, Albert Lieven u. a.
Wenn der Hahn kräht (D, 1936), unter der Regie von Carl Froelich, mit Heinrich George, Hans Brausewetter, Marianne Hoppe u. a.
Für die Katz (D, 1940), unter der Regie von Hermann Pfeiffer, mit Hilde Jansen, Axel Monjé, Rudolf Platte, Lina Carstens u. a.
Jolanta - den gäckande suggan (S, 1945), unter der Regie von Hugo Bolander und Oscar Winge, mit Oscar Winge, Ninni Löfberg, Thor Modéen u. a.
Das fröhliche Dorf (D, 1955), nach Krach um Jolanthe, unter der Regie von Rudolf Schündler, mit Hannelore Bollmann, Carl Hinrichs, Gerhard Riedmann u. a.
Hörspiele
1950: Swienskomödi - Regie: Hans Freundt, mit Carl Voscherau, Hilde Sicks, Hans Mahler, Heidi Kabel, Otto Lüthje u. a. (NWDR Hamburg)
1951: De Aukschon – Regie: Rudolf Sang, mit Carl Hinrichs, Ruth Westerholt, Hella Schöttler, Rolf Güth u. a. (RB)
1951: Wenn de Hahn kreiht – Regie: Eberhard Freudenberg, mit Walter A. Kreye, Thea Waldau, Elsbeth Kwintmeyer, Wilhelm Westernhagen u. a. (RB)
1951: De latinsche Bur – Regie: Rudolf Sang, mit Carl Hinrichs, Anneliese Schmedtper, Emil Riemer u. a. (NWDR Hamburg)
1951: Alltomal Sünner – Regie: Werner Perrey, mit Hans Mahler, Heidi Kabel, Hilde Sicks, Heinz Lanker, Heini Kaufeld u. a. (NWDR Hamburg)
1951: Jan is König – Regie: Walter A. Kreye, mit Emil Riemer, Ruth Bunkenburg, Hella Schöttler (RB)
1952: Diederk schall freen – Regie: Walter Bäumer, mit Lulu Freese, Alfred Klingenberg, Carl Hinrichs u. a. (NWDR Hamburg)
1952: För de Katt – Regie: Eberhard Freudenberg, mit Hella Schöttler, Hannelore Theilen, Heinrich Kunst u. a. (RB)
1952: Wenn de Hahn kreiht – Regie: Wilhelm Wahl, mit Franz Blanke, Käte Kortenkamp, Hanni Fockele-Grollmes (NWDR Köln)
1952: Heini un de Scholmester – Regie: Walter Bäumer, mit Heinz Schnittker, Georg Gläseker, Carl Hinrichs (NWDR Hamburg)
1953: Alltomal Sünner – Regie: Walter A. Kreye, mit Carl Hinrichs, Elsbeth Kwintmeyer, Almut Sandstede u. a. (RB)
1954: Siebzehn und zwei - Regie: Viktor Lenz (Radio Saarbrücken)
1954: De latinsche Buer – Regie und Sprecher: Wolfgang Harprecht, mit Carl Hinrichs, Ruth Bunkenburg, Alfred Klingenberg u. a. (Übertragung aus der August-Hinrichs-Bühne in Oldenburg) (RB)
1954: Wenn der Hahn kräht – Regie: Viktor Lenz, mit Maria Rumann, Gerti Palmer, Melitta Johänntgen u. a. (Radio Saarbrücken)
1954: Der Postraub – Regie: Willy Purucker, mit Thea Aichbichler, Irene Kohl, Elfie Pertramer, Wastl Witt u. a. (BR)
1954: Wie hewt all kinn rein Gewietten – Regie: Wilhelm Wahl, mit Franz Blanke, Hanni Fockele-Grollmes, Mimi Frenke (NWDR Köln)
1954: Diederk schall freen – Regie: Wolfgang Harprecht, mit Hella Schöttler, Heinz Schnittker, Carl Hinrichs (NWDR Hannover)
1957: Marie – Regie: Günter Jansen, mit Carl Hinrichs, Georg Gläseker, Ruth Westerholt u. a. (NDR)
1958: Swienskummedi – Regie: Günter Siebert, mit Walter A. Kreye, Elsbeth Kwintmeyer, Wilhelm Westernhagen u. a. (RB)
1960: Wenn der Hahn kräht (in einer Bearbeitung von Walter Netzsch) – Regie: Olf Fischer, mit Michl Lang, Liesl Karlstadt, Agi Somya, Ludwig Schmid-Wildy, Hannes Keppler u. a. (BR)
1960: Wenn de Hahn kreiht – Regie: Walter A. Kreye, mit Carl Hinrichs, Martha Mahlstedt, Ursula Tammen u. a. (NDR/RB)
1961: De Aukschon – Regie: Rudolf Sang, mit Bernd Wiegmann, Heinz Burmeister, Margarethe Dahle, Heinrich Schmidt-Barrien u. a. (RB)
1963: Diederk schall freen – Regie: Bernd Wiegmann, mit Ruth Bunkenburg, Jochen Schenck, Henry Vahl u. a. (RB)
Quelle - Literatur & Einzelnachweise
Biografie
Hinrichs war der Sohn des Tischlermeisters Hermann Diedrich Hinrichs und dessen Ehefrau Meta geborene Siemen. Er besuchte die Stadtknabenschule und erlernte danach bei seinem Vater das Tischlerhandwerk. Nach bestandener Prüfung ging Hinrichs auf die Walz. Er wanderte durch ganz Deutschland, Oberitalien und Österreich-Ungarn. Nach seiner Heimkehr bestand er die Meisterprüfung und eröffnete im Jahre 1905 in Oldenburg eine eigene Tischlerwerkstatt.
Hinrichs war ein guter Turner und Mitglied des Oldenburger Turnerbundes. In diesem Kreise trug er gerne zur Unterhaltung bei, indem er kurze Theaterstücke schrieb, die von der Laienspielschar des Vereins aufgeführt wurden. Da seine Stücke Anklang fanden, schrieb Hinrichs größere Stücke, wie Kinder der Sehnsucht (1909), Frithjof (1911), De Aukschon (1913), die im Oldenburger Hoftheater, dem heutigen Staatstheater, aufgeführt wurden.
Die handwerkliche und schriftstellerische Tätigkeit von Hinrichs wurde durch den Ersten Weltkrieg unterbrochen. Von 1914 bis 1918 diente er als Soldat an der Westfront. Zurückgekehrt nahm er seine Tätigkeit wieder auf, wobei er das Schwergewicht seiner Arbeit immer mehr auf die Literatur legte. Nunmehr entstanden die Theaterstücke Diederk schall freen (1918) und Marie (1922). Größeren Erfolg erzielte Hinrichs jedoch mit seinen Romanen: Das Licht der Heimat (1920/1950 und 1954), Der Moorhof (1920), Der Wanderer ohne Weg (1921), Das Nest in der Heide (1922), Die Hartjes (1924/1956), Gertraudis (1927), Das Volk am Meer (1929).
1925 schrieb Hinrichs sein zweites Festspiel für die oldenburgischen Turner, Neue Jugend. Hinrichs hatte sich als lokaler Schriftsteller etabliert und konnte ab 1929 von seiner literarischen Arbeit leben. Seinen eigentlichen Durchbruch erreichte er 1930 mit seiner Swienskomödi (hochdeutsch: Krach um Jolanthe[1] und 1934 von Carl Fröhlich verfilmt. Der Film ist zu einem der meistgespielten des 'Dritten Reiches' geworden). Die Vorlage zu diesem Stück war ein Steuerstreik Südoldenburger Bauern, der damals großes Aufsehen erregte. Hinrichs hatte sich mit dem Stück als führender Heimatschriftsteller in Nordwest-Deutschland etabliert. In der Folgezeit brachte Hinrichs noch weitere Komödien heraus, die sich zum Teil ebenfalls bis heute auf dem Spielplan der norddeutschen Theater gehalten haben: Freie Bahn dem Tüchtigen (1931), Nur eine Mark (1932, auch verfilmt), Wenn de Hahn kreiht (1933).
Die Komödien von Hinrichs erfreuten sich in Oldenburg und darüber hinaus deshalb so großer Beliebtheit, da sie, im Jargon der Zeit, keine „Tendenzstücke“ waren. Zur 700-Jahr-Feier der Schlacht bei Altenesch, in der ein Kreuzritterheer die Bauernrepublik Stedingen vernichtet hatte, schrieb Hinrichs ein Stück, das 1934 am Ort der Schlacht, in Altenesch, aufgeführt wurde. 1937 erfolgten weitere Aufführungen auf der vom damaligen Gauleiter Carl Röver errichteten Freilichtbühne in Bookholzberg (heute Ortsteil der Gemeinde Ganderkesee).[2] Ebenfalls 1937 wurde er Mitglied der NSDAP. Auf Drängen seiner niederdeutschen Freunde übernahm er die Landesleitung der Reichsschrifttumskammer für den Gau Weser-Ems. Hinrichs war 1941 Teilnehmer am Weimarer Dichtertreffen, bei dem die Europäische Schriftsteller-Vereinigung gegründet wurde.
Hinrichs veröffentlichte 1938 ein weiteres Lustspiel För de Katt sowie Petermann fährt nach Madeira (basierend auf Bezügen zu der Organisation „Kraft durch Freude“, verfilmt 1936), Tilly vor Oldenburg (1939), Der Musterbauer (1949: De latinsche Buer), Sware Tid (1944).
Außerdem erschienen: Auf der breiten Straße nach West (1935), Mein ernstes Buch (1941), Mein heiteres Buch (1941), Rund um den Lappan (1943). Nach 1945 veröffentlichte Hinrichs schließlich: Das Wunder der Heiligen Nacht (1949), Die Krumme Straße (1949), Kommst du heut abend (1952) und Eines Nachts (1955).
In der Sowjetischen Besatzungszone wurden seine Schriften An der breiten Straße nach West. Kriegserlebnisse (1935) und Petermann fährt nach Madeira (1936) sowie in der Deutschen Demokratischen Republik Drei heitere Bühnenstücke (1944) auf die Liste der auszusondernden Literatur gesetzt.[3][4][5]
Der Nachlass von Hinrichs befindet sich in der Landesbibliothek Oldenburg, so auch die „August-Hinrichs-Akte“ des Hinrichs-Kritikers Klaus Dede.
Ehrungen
Den Stavenhagen-Preis des Niedersächsischen Bühnenbundes erhielt er 1938.
Die August-Hinrichs-Bühne (AHB), als Niederdeutschen Bühne in Oldenburg, trägt seit 1939 seinen Namen.
Die Goethe-Medaille für Kunst und Wissenschaft erhielt er 1939.
Den Gau-Kulturpreis bekam er 1943.
1944 wurde Hinrichs Ehrenbürger der Stadt Oldenburg. 1990 beantragten zwei Oldenburger Ratsmitglieder, Hinrichs von der Liste der Ehrenbürger zu streichen, was mit den Stimmen der SPD, CDU und FDP bei Stimmenthaltung der Grünen abgelehnt wurde. Dieser Antrag wurde 2001 von der PDS wiederholt und erneut mehrheitlich abgelehnt.
Die August-Hinrichs-Straßen in Bremen, Stadtteil Neustadt, Cloppenburg, Oldenburg, Stade, Varel, Wiefelstede, Wildeshausen, Wilhelmshaven wurden u.a. nach ihm benannt.
1954 erhielt er das Bundesverdienstkreuz
Die August-Hinrichs-Stiftung wurde 1982 gegründet.
Das August-Hinrichs-Denkmal steht seit 1999 in der Kriegerstrasse (Geburtshaus)
2006 entstand die Stiftung eines Jugendförderpreises für die Niederdeutsche Sprache der August Hinrichs Erben. Der August-Hinrichs-Preis wird über die August-Hinrichs-Stiftung vergeben.
Werke
August Hinrichs: Das Volk am Meer, Quelle & Meyer, Leipzig, 1929, 9. und 10. Auflage
Festspiel für Turner. Oldenburg 1906, E. Bültmann
To'r Schlummertid. Lieder un Döntjes. Oldenburg 1906 und 1907, E. Bültmann
Frithjof. Ein Sagenspiel in 5 Aufzügen. Oldenburg 1911
De Aukschon. En Kummedi in 1 Uptog. Oldenburg 1913, Bültmann
Diederk schall freen. o. O. 1918
Der Moorhof. Novelle. Wilhelmshaven 1920 (Friesland-Bücherei, 6. Band)
Wanderer ohne Weg. Roman. Leipzig 1920. Quelle und Meyer
Das Licht der Heimat. Leipzig 1920 Quelle und Meyer
Das Nest in der Heide. Leipzig 1922. Quelle und Meyer
Die Hartjes. Roman. Leipzig 1924, Quelle und Meyer
Neue Jugend. Ein Festspiel für Turner. Dresden 1925, Limpert
Marie. Plattdütsch Drama in 1 Uptog. Bremen und Wilhelmshaven 1922, Friesenverlag
Gertraudis. 3 Novellen. Leipzig 1927, Quelle und Meyer
Das Volk am Meer. Leipzig 1929, Quelle und Meyer
Swienskomödi. Een Buernstück in dre Ennens. Hamburg 1930, Quickbornverlag
Die Metzelsuppe. Bauernkomödie in drei Akten. Berlin 1931, Drei-Masken-Verlag
Krach um Jolanthe, Berlin 1933, Drei-Masken-Verlag, und Weinheim 1952, Deutscher Laienspiel-Verlag
Krach um Jolanthe, Hessische Fassung 2006, Drei-Masken-Verlag, München
Aufruf zur Freude. Ein Sprech- und Bewegungschor für Turner. Dresden 1930, Limpert
Freie Bahn dem Tüchtigen. (Der aufrechte Mann). Berlin 1931. Drei-Masken-Verlag
Jan is Konig. Litjet Wihnachtsspill. Hamburg 1930, Quickborn-Verlag
Jan ist König, Weinheim an der Bergstraße 1955, Deutscher Laienspiel-Verlag
Nur eine Mark. Schauspiel in 7 Bildern. Berlin 1932. Drei-Masken-Verlag
Wenn der Hahn kräht. Komödie in drei Akten. Berlin 1933, Drei-Masken-Verlag
Die Stedinger. Spiel vom Untergang eines Volkes. Oldenburg 1934. Schulzesche Verlagsbuchhandlung
Ausgewählte Erzählungen. Nordmark-Buchreihe 20. Hamburg 1934, Schulausgabe, Otto Meißners Verlag
Das Volksbuch von Jolanthe. Vorwort von Gustav Frenssen. Beiträge von Friedrich Lindemann, August Hinrichs und Fritz Hoopts. Berlin 1935, Drei-Masken-Verlag
Der Landstreicher/Das Wunder der hl. Nacht. 2 Novellen. Hrsg. v. Maximin Schwuchow. Leipzig 1935, Quelle und Meyer
An der breiten Straße nach Westen. Kriegserlebnisse. Leipzig 1935, Quelle und Meyer
Petermann fährt nach Madeira. Ein Volksstück in 4 Bildern. Berlin 1936, Drei-Masken-Verlag
Tilly vor Oldenburg. Kleines Spiel im Oldenburger Schloss. Oldenburg 1939, Edo Dieckmann
Steding Renke. Spiel vom Opfergang eines Volkes. Berlin 1939, Drei-Masken-Verlag
För de Katt. Buernkumedi in dre Ennen. Hamburg 1943, Quickborn
Der Musterbauer. Komödie in drei Aufzügen. Berlin 1941, Drei-Masken-Verlag
Mein heiteres Buch. Fröhliche Geschichten. Leipzig 1941, E. Huyke
Mein ernstes Buch. Leipzig 1942, E. Huyke (2. Aufl.)
Rund um den Lappan. Oldenburger Anekdoten. Oldenburg 1943, Gerhard Stalling
Drei Bauernkomödien (Krach um Jolanthe, Wenn der Hahn kräht, Für die Katz), Leipzig 1943, E. Huyke
Drei heitere Bühnenstücke. (Freie Bahn dem Tüchtigen, Petermann fährt nach Madeira, Der Musterbauer), Leipzig 1944, E. Huyke
Schwere Zeit. Volksstück in 3 Akten. Berlin 1944, Drei-Masken-Verlag
Alltomal Sünner. Komödie in einem Akt. Hamburg 1951, Quickborn
Siebzehn und zwei. Komödie in einem Akt. Weinheim an der Bergstraße 1955, Deutscher Laienspielverlag
Die krumme Straße. Roman. Oldenburg 1949, E. Huyke
Kommst du heut abend? Kleine Liebesgeschichten. Oldenburg 1952, Huyke
Der Weg in die Freiheit. Ein Denkmal für Friedrich Ludwig Jahn. Im Auftrage des Deutschen Turnerbundes komponiert von Hermann Erdlen nach einer Dichtung von August Hinrichs. Kantate für Sopran- und Bariton-Solo, Gemischter Chor, Sprecher und Orchester. „Jahn-Kantate“. Uraufführung beim Deutschen Turnfest 1953 am Sonntag, dem 2. August 1953, 20 Uhr, in der großen Stadthalle Uetersen 1953
Der kluge Heini. Kleine Komödie. Weinheim an der Bergstraße 1954, Deutscher Laienspiel-Verlag.
Wi hewt all kien rein Gewietten. (Alltomal Sünner, Münsterländer Niederdeutsch). In die Münsterländer Mundart übertragen von Anton Aulke. München 1954, Drei-Masken-Verlag
Folk of the sea. (Volk am Meer) by Mary M. Whitmore. From the German of August Hinrichs. Ilfracombe/Devon 1954, Stockwell
Eines Nachts. Erzählungen. Bremen 1955, Döll
Vörnehm und gering. Hamburg 1959, Quickborn-Verlag. Schallplatte. Sprecher: Walter Arthur Kreye. Leer 1967, Schuster
Schwarzbrot. Ausgewählte Erzählungen. Hamburg 1960, Schünemann
Heini un de Schoolmester. Ausgewählte Geschichten, 2. Band. Oldenburg, Hamburg und München 1981, Stalling
Jan in'n Busch. Ausgewählte Geschichten. Mit einer Einleitung von Günter Kühn. Oldenburg, Hamburg, München 1982, Stalling
Skulptur „Krach um Jolanthe“ in Cloppenburg
Verfilmungen
Krach um Jolanthe (D, 1934), unter der Regie von Carl Froelich, mit Marianne Hoppe, Olaf Bach, Albert Lieven u. a.
Wenn der Hahn kräht (D, 1936), unter der Regie von Carl Froelich, mit Heinrich George, Hans Brausewetter, Marianne Hoppe u. a.
Für die Katz (D, 1940), unter der Regie von Hermann Pfeiffer, mit Hilde Jansen, Axel Monjé, Rudolf Platte, Lina Carstens u. a.
Jolanta - den gäckande suggan (S, 1945), unter der Regie von Hugo Bolander und Oscar Winge, mit Oscar Winge, Ninni Löfberg, Thor Modéen u. a.
Das fröhliche Dorf (D, 1955), nach Krach um Jolanthe, unter der Regie von Rudolf Schündler, mit Hannelore Bollmann, Carl Hinrichs, Gerhard Riedmann u. a.
Hörspiele
1950: Swienskomödi - Regie: Hans Freundt, mit Carl Voscherau, Hilde Sicks, Hans Mahler, Heidi Kabel, Otto Lüthje u. a. (NWDR Hamburg)
1951: De Aukschon – Regie: Rudolf Sang, mit Carl Hinrichs, Ruth Westerholt, Hella Schöttler, Rolf Güth u. a. (RB)
1951: Wenn de Hahn kreiht – Regie: Eberhard Freudenberg, mit Walter A. Kreye, Thea Waldau, Elsbeth Kwintmeyer, Wilhelm Westernhagen u. a. (RB)
1951: De latinsche Bur – Regie: Rudolf Sang, mit Carl Hinrichs, Anneliese Schmedtper, Emil Riemer u. a. (NWDR Hamburg)
1951: Alltomal Sünner – Regie: Werner Perrey, mit Hans Mahler, Heidi Kabel, Hilde Sicks, Heinz Lanker, Heini Kaufeld u. a. (NWDR Hamburg)
1951: Jan is König – Regie: Walter A. Kreye, mit Emil Riemer, Ruth Bunkenburg, Hella Schöttler (RB)
1952: Diederk schall freen – Regie: Walter Bäumer, mit Lulu Freese, Alfred Klingenberg, Carl Hinrichs u. a. (NWDR Hamburg)
1952: För de Katt – Regie: Eberhard Freudenberg, mit Hella Schöttler, Hannelore Theilen, Heinrich Kunst u. a. (RB)
1952: Wenn de Hahn kreiht – Regie: Wilhelm Wahl, mit Franz Blanke, Käte Kortenkamp, Hanni Fockele-Grollmes (NWDR Köln)
1952: Heini un de Scholmester – Regie: Walter Bäumer, mit Heinz Schnittker, Georg Gläseker, Carl Hinrichs (NWDR Hamburg)
1953: Alltomal Sünner – Regie: Walter A. Kreye, mit Carl Hinrichs, Elsbeth Kwintmeyer, Almut Sandstede u. a. (RB)
1954: Siebzehn und zwei - Regie: Viktor Lenz (Radio Saarbrücken)
1954: De latinsche Buer – Regie und Sprecher: Wolfgang Harprecht, mit Carl Hinrichs, Ruth Bunkenburg, Alfred Klingenberg u. a. (Übertragung aus der August-Hinrichs-Bühne in Oldenburg) (RB)
1954: Wenn der Hahn kräht – Regie: Viktor Lenz, mit Maria Rumann, Gerti Palmer, Melitta Johänntgen u. a. (Radio Saarbrücken)
1954: Der Postraub – Regie: Willy Purucker, mit Thea Aichbichler, Irene Kohl, Elfie Pertramer, Wastl Witt u. a. (BR)
1954: Wie hewt all kinn rein Gewietten – Regie: Wilhelm Wahl, mit Franz Blanke, Hanni Fockele-Grollmes, Mimi Frenke (NWDR Köln)
1954: Diederk schall freen – Regie: Wolfgang Harprecht, mit Hella Schöttler, Heinz Schnittker, Carl Hinrichs (NWDR Hannover)
1957: Marie – Regie: Günter Jansen, mit Carl Hinrichs, Georg Gläseker, Ruth Westerholt u. a. (NDR)
1958: Swienskummedi – Regie: Günter Siebert, mit Walter A. Kreye, Elsbeth Kwintmeyer, Wilhelm Westernhagen u. a. (RB)
1960: Wenn der Hahn kräht (in einer Bearbeitung von Walter Netzsch) – Regie: Olf Fischer, mit Michl Lang, Liesl Karlstadt, Agi Somya, Ludwig Schmid-Wildy, Hannes Keppler u. a. (BR)
1960: Wenn de Hahn kreiht – Regie: Walter A. Kreye, mit Carl Hinrichs, Martha Mahlstedt, Ursula Tammen u. a. (NDR/RB)
1961: De Aukschon – Regie: Rudolf Sang, mit Bernd Wiegmann, Heinz Burmeister, Margarethe Dahle, Heinrich Schmidt-Barrien u. a. (RB)
1963: Diederk schall freen – Regie: Bernd Wiegmann, mit Ruth Bunkenburg, Jochen Schenck, Henry Vahl u. a. (RB)
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