August Sander
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August Sander
Was? Das Antwerpener Fotomuseum FoMu widmet dem deutschen Fotografen August Sander (1876-1964) eine umfassende Ausstellung. Sander gilt als einer der einflussreichsten Fotografen des 20. Jahrhunderts. Das FoMu zeigt rund 300 Originalabzüge von Sander, darunter auch Fotos, die außerhalb Deutschlands bisher kaum zu sehen waren. Partner des FoMu ist Die Photographische Sammlung/SK Stiftung Kultur aus Köln.
Wann? 23/10/15 - 14/02/16
Wo? FoMu, Waalsekaai 47, 4000 Antwerpen
Info: www.fotomuseum.be und Die Photographische Sammlung/SK Stiftung Kultur
Haben Sie Tipps zu Veranstaltungen für uns? Mailen Sie einfach: info@flanderninfo.be
Quelle
August Sander
August Sander (* 17. November 1876 in Herdorf, Landkreis Altenkirchen (damals Rheinprovinz, heute Rheinland-Pfalz); † 20. April 1964 in Köln) war ein deutscher Fotograf. Sander gilt heute als einer der wichtigsten Fotografen des 20. Jahrhunderts.[1] Mit seinem Bildatlas Menschen des 20. Jahrhunderts hat er ein „epochemachendes“ Fotoprojekt geschaffen.[2] Er ist der Stilrichtung der Neuen Sachlichkeit zuzuordnen.
Leben
Sander – Sohn eines Bergbauzimmermanns – arbeitete nach Abschluss der Volksschule als sogenannter Haldenjunge in den Grubenanlagen im Umland seines Geburtsortes Herdorf. Sander kam zum ersten Mal mit der Fotografie in Berührung, als er einem Fotografen assistierte, der für die Bergwerksgesellschaft arbeitete. Mit finanzieller Hilfe eines Onkels konnte er sich eine Fotoausrüstung kaufen und ein Labor einrichten.
Ein weiterer Schritt auf dem Weg zu seinem späteren Beruf wurde sein Militärdienst (1897–1899) in Trier, wo er als Assistent eines Fotografen weitere Erfahrungen sammeln konnte. Mit dessen Empfehlung ging er danach auf zweijährige Wanderschaft, die ihn u. a. nach Berlin, Magdeburg, Halle (Saale), Leipzig und Dresden (dort mit kurzzeitiger Teilnahme am akademischen Kunstunterricht) führte.
1901 wurde Sander zunächst Angestellter, im folgenden Jahr Mit- und im Jahr 1904 Alleineigentümer eines Fotoateliers in Linz an der Donau. Im Jahr 1902 heiratete er Anna Seitenmacher, aus der Ehe gingen vier Kinder hervor. Im Jahr 1910 gab er sein Linzer Geschäft auf und siedelte nach Köln über, wo er sich ein neues Atelier aufbaute und mit seiner Frau in der Dürener Straße 201 wohnte. Im Ersten Weltkrieg diente er im Landsturm.
Zu Beginn der 1920er-Jahre kam Sander in Berührung mit der Gruppe „Kölner Progressive“ und fand in diesem Kreis eine starke Resonanz; hier u. a. in engem Austausch mit den Künstlern Franz Wilhelm Seiwert, der auch Sanders Firmensignet entwarf, und Heinrich Hoerle sowie des Weiteren mit Gerd Arntz, Gottfried Brockmann, Otto Freundlich, Raoul Hausmann und Stanislaw Kubicki (Berlin), Hans Schmitz, Augustin Tschinkel (Prag/Köln) und Peter Alma (Amsterdam). Zudem stand Sander mit den Malern Jankel Adler, Otto Dix, Heinrich Pilger und Anton Räderscheidt in engerem Kontakt. Viele von ihnen wurden, wie auch Künstler anderer Sparten, so der Musik, Literatur, Baukunst und des Schauspiels von August Sander porträtiert und in sein großes Werk Menschen des 20. Jahrhunderts aufgenommen. Für dieses entwarf er um 1925 ein Konzept, das allerdings über das Sujet des Künstlerportraits hinaus ein weites Spektrum der damaligen Gesellschafts- und Berufsgruppen umfasste, angelegt auf rund 600 Aufnahmen und unterteilt in sieben Gruppen.
1927 unternahm Sander zusammen mit dem Schriftsteller Ludwig Mathar eine rund dreimonatige Reise nach Sardinien, auf der etwa 500 Aufnahmen entstanden. Eine geplante Buchveröffentlichung über die Reise scheiterte aber. 1929 veröffentlichte Sander ein erstes Buch, Antlitz der Zeit, eine Auswahl von 60 seiner Portraits Menschen des 20. Jahrhunderts.
Sanders Grab in Köln
August-Sander-Park, Köln
Die Zeit des Nationalsozialismus brachte für seine Arbeit wie für sein persönliches Leben starke Einschränkungen. Sein Sohn Erich, Mitglied in der linken Sozialistischen Arbeiterpartei Deutschlands (SAP), wurde 1934 festgenommen und zu 10 Jahren Zuchthaus verurteilt. Erich starb kurz vor dem Ende dieser Haftzeit. August Sanders Buch Antlitz der Zeit wurde 1936 beschlagnahmt, die Druckstöcke wurden vernichtet. Während des Zweiten Weltkrieges verlegte er seinen Lebensmittelpunkt nach Kuchhausen im Westerwald, wohin er u. a. seine wichtigsten Negative und Photographien vor den Bombenangriffen in Sicherheit bringen konnte. Sein Atelier wurde 1944 bei einem Luftangriff zerstört. 1946 begann Sander eine umfangreiche Bilddokumentation über das kriegszerstörte Köln.
August Sander verstarb am 20. April 1964 in Köln. Sein Grab befindet sich dort auf dem Melaten-Friedhof, Flur 87.[3] Im Jahr 2008 wurde der Merkurkrater „Sander“ nach ihm benannt.[4] Im Mai 2014 widmete die Stadt Köln die Grünfläche im Mediapark, hinter dem Gebäude, in dem die Kulturstiftung der Sparkasse und die Photographische Sammlung untergebracht ist, als August-Sander-Park ihrem Fotografen.[5]
Photographie
August Sanders Werk umfasst Landschafts-, Natur-, Industriearchitektur- und Stadtfotografie; berühmt aber ist er hauptsächlich für seine Porträtkunst, wie sie exemplarisch in der Fotoserie Menschen des 20. Jahrhunderts ausgeführt ist. In dieser Serie versuchte er einen Querschnitt ausgehend von der Gesellschaft der Weimarer Republik zu geben. Beginnend mit der „Stammmappe“ – Bauernportraits aus dem Westerwald – unterteilt er sein Werk in sieben Gruppen: „Der Bauer“, „Der Handwerker“, „Die Frau“, „Die Stände“, „Die Künstler“, „Die Großstadt“ und „Die letzten Menschen“. Sander entwickelte eine „inszenierende“ Bildauffassung, indem er die Menschen in typischer Umgebung, mit charakteristischer Kleidung oder auch berufsspezifischen Attributen zeigt. Er nannte seine Arbeit „Das Antlitz des deutschen Menschen“. Mit der umfangreichen Porträtserie ist ein fotografisches Bildarchiv mit fast enzyklopädischem Anspruch entstanden.
2009 wurde vom Kölnischen Stadtmuseum der Bildband Köln wie es war. Fotografien von August Sander in Faksimilequalität herausgegeben. Er zeigt Köln in 408 Fotografien in 16 Mappen vor dem Zweiten Weltkrieg von 1920 bis 1939. Erstmals werden hier alle von Sander selbst gefertigten Abzüge so wiedergegeben, wie er sie selbst vergrößert, entwickelt und bearbeitet hat. 1953 hatte das Stadtmuseum diese für 25.000 DM erworben.
Das Archiv August Sanders hat in der Photographischen Sammlung der SK Stiftung Kultur in Köln seinen Platz gefunden.
Werke
Zu Lebzeiten veröffentlichte Werke
August Sander: Antlitz der Zeit. Sechzig Aufnahmen deutscher Menschen des 20. Jahrhunderts. Mit einer Einleitung von Alfred Döblin. Kurt Wolff Verlag/Transmare Verlag, München 1929.
weitere deutsche Ausgaben: Schirmer/Mosel, München 1976 bzw. 1990.
französische Ausgabe: Schirmer/Mosel, München 1990.
englische Ausgabe: Schirmer/Mosel, München 1994.
August Sander: Deutschenspiegel. Menschen des 20. Jahrhunderts. Einleitung von Heinrich Lützeler. Sigbert Mohn Verlag, Gütersloh 1962.
August Sander photographiert: Deutsche Menschen. In: DU. Kulturelle Monatsschrift Nr. 225, mit Texten von Alfred Döblin, Manuel Gasser und Golo Mann, Zürich, November 1959.
Postum herausgegebene Werke
August Sander: Menschen ohne Maske. Mit einem Text von Gunter Sander und einem Vorwort von Golo Mann. Luzern/ Frankfurt am Main 1971.
August Sander: Rheinlandschaften. Photographien 1929–1946. Mit einem Text von Wolfgang Kemp, München 1975.
Neuauflage zum 40-jährigen Verlagsjubiläum: Schirmer/Mosel Verlag, München 2014, ISBN 978-3-8296-0671-4
August Sander: Die Zerstörung Kölns. Photographien 1945–1946. Hrsg. Winfried Ranke, München 1985.
August Sander: Köln, wie es war. Bearbeitet von Rolf Sachsse, Hrsg. Werner Schäfke, Köln 1988.
August Sander: „In der Photographie gibt es keine ungeklärten Schatten“. Eine Publikation zur Ausstellung des August Sander Archives / Stiftung City-Treff, Köln, mit Texten von Christoph Schreier u. Gerd Sander, Ars Nicolai, Berlin 1994.
August Sander: Photographien 1902–1939. Texte von Susanne Lange u. Gabriele Conrath-Scholl. Hrsg. Kulturstiftung d. Länder in Verbindung m. d. Kulturstiftung der Stadtsparkasse Köln
August Sander: Köln wie es war. August Sander-Werkausgabe. Hrsg. August Sander Archiv, Kölnisches Stadtmuseum, ISBN 3-927396-65-6.
August Sander, Karl Blossfeldt, Albert Renger-Patzsch, Bernd und Hilla Becher: Vergleichende Konzeptionen. Texte: Susanne Lange, Gabriele Conrath-Scholl, Anne Ganteführer und Virginia Heckert. Hrsg. Die Photographische Sammlung/SK Stiftung Kultur, Köln. Schirmer/Mosel, München/Paris/London 1997, ISBN 3-88814-757-3.
August Sander: Landschaften. Text: Olivier Lugon. Hrsg. Die Photographische Sammlung/SK Stiftung Kultur, Köln. Schirmer/Mosel, München/Paris/London 1999, ISBN 3-88814-797-2.
Zeitgenossen. August Sander und die Kunstszene der 20er Jahre im Rheinland. Hrsg. Die Photographische Sammlung/SK Stiftung Kultur, Köln. Steidel, Göttingen 2000, ISBN 3-88243-750-2.
August Sander: Menschen des 20. Jahrhunderts. Studienband. Texte: Gabriele Conrath-Scholl, Otto Dann, Janos Frecot, L. Fritz Gruber, Klaus Honnef, Susanne Lange, Olivier Lugon, Otfried Schütz und Thomas Wiegand. Hrsg. Die Photographische Sammlung/SK Stiftung Kultur, Köln. Schirmer/Mosel, München 2001.
August Sander: Menschen des 20. Jahrhunderts: Ein Kulturwerk in Lichtbildern eingeteilt in sieben Gruppen. Hrsg.: Die Photographische Sammlung/SK Stiftung Kultur, Köln. Bearbeitet und neu zusammengestellt von Susanne Lange, Gabriele Conrath-Scholl und Gerd Sander. 7 Bände (dt., engl. u. frz.), Schirmer/Mosel, München 2002, ISBN 3-8296-0006-2.
Ausstellungen (Auswahl)
Zu seinen Lebzeiten
1906: „Große Ausstellung photographischer Bildnisse aus dem Atelier August Sander.“ Linz/Donau, Landhaus-Pavillon
1927: Köln, Kölnischer Kunstverein
1951: Köln, photokina (Fotomesse)
1956: New York, Museum of Modern Art („MoMA“), Gemeinschaftsausstellung mit Manuel Álvarez Bravo, Walker Evans und Paul Strand
1958: Herdorf, aus Anlass der Ehrenbürgerwürde
1956: New York, Museum of Modern Art
1959: „August Sander – Gestalten seiner Zeit.“ Köln, Deutsche Gesellschaft für Photographie (DGPh)
Postume Ausstellungen
1969: New York, Museum of Modern Art
1972: Köln, Galerie Wilde
1972: New York, Sonnabend Gallery
1973: Antwerpen, International Cultural Center
1974: Eindhoven, Stedelijk van Abbe-Museum
1974: Berlin, Landesbildstelle
1975: Hamburg, Kunstverein
1975: „Stadt und Land.“ Münster, Westfälischer Kunstverein
1976: Chicago, Art Institute of Chicago
1977: Edinburgh
1977: „Menschen ohne Maske, Fotografien 1906–1952“. Zürich, Kunstgewerbemuseum
1977: documenta 6, Kassel
1978: Linz/Österreich, Stadtmuseum
1980: Ostberlin, Ständige Vertretung der Bundesrepublik Deutschland, mit Bernd und Hilla Becher
1980: Köln, Galerie Wilde
1981: Leipzig/DDR, Galerie der Hochschule für Grafik und Buchkunst
1985: Valencia/Spanien, Salla Parapallo
1988: Rolandseck, Siebzig Fotografien aus dem J. Paul Getty Museum, Katalog
1993: „Antlitz der Zeit“. Aix-en-Provence/Frankreich
1994: Moskau, Puschkin-Museum der Bildenden Künste
1994: Tokio/Japan, Museum of Contemporary Art
1995: Bonn, Kunstmuseum
1995: „Eine Reise nach Sardinien“. Hannover, Sprengel Museum – Sammlung Wilde
1996: „August Sander (1876–1964). Photographien aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts“. Köln, Rheinhalle 1
1997: „August Sander, Karl Blossfeldt, Albert Renger-Patzsch, Bernd und Hilla Becher: Vergleichende Konzeptionen.“ Die Photographische Sammlung, Köln, Mediapark
1997: „August Sander. Photographien 1902–1939“. Die Photographische Sammlung, Köln, Mediapark
2000: „‚Zeitgenossen‘. August Sander und die Kunstszene der 20er Jahre im Rheinland.“ Köln, Josef-Haubrich-Kunsthalle
2001: August Sander: „Menschen des 20. Jahrhunderts“, Die Photographische Sammlung, Köln, Mediapark
2003: Frankfurt am Main, Städelsches Kunstinstitut
2004: August Sander: „‚Menschen des 20. Jahrhunderts.‘ Das große Portraitwerk und Arbeiten seiner Künstlerfreunde“. Berlin, Martin-Gropius-Bau
2004: August Sander: „‚Menschen des 20. Jahrhunderts.‘ Das große Portraitwerk“. Frankfurt am Main, Städelsches Kunstinstitut und Städtische Galerie
2004: August Sander: „‚Menschen des 20. Jahrhunderts.‘ Das große Portraitwerk“. New York, Metropolitan Museum of Art
2006: „August Sander, Linzer Jahre 1901–1909“. Die Photographische Sammlung, Köln, Mediapark
2007: „Antlitz der Zeit“. Krakau, Polen
2008: Altenkirchen (Westerwald)
2010: London, Tate Modern
2011: Herdorf, DJH-Museum
2011/2012: Galerie Haus Schlangeneck, Euskirchen
2011: Karneval Köln, FEROZ Galerie, Bonn
2012: In der Biennale von São Paulo (Bienal de São Paulo)[6]
2013: FEROZ Galerie Bonn[7]
2014: August Sander: Meisterwerke und Entdeckungen. Die Photographische Sammlung/SK Stiftung Kultur, Köln, Mediapark[8]
2014: Menschen vor Flusslandschaft - August Sander und die Fotografie der Gegenwart aus der Sammlung Lothar Schirmer, München, Pinakothek der Moderne[9]
2014: August Sander Zyklus, Teil 5: Die Stände., Feroz Galerie, Bonn[10]
2014. Vater/Sohn, 1931: Eine Fotografie von August Sander., Kunstverein Friedrichshafen[11]
Ständige Ausstellungen
1989: 11 Fotografien aus dem Werkabschnitt Bauernportraits aus dem Westerwald aus der Sammlung Erwin Wortelkamp u.a. Dorfschullehrer (1921), Haus für August Sander, Hanspeter Demetz, Hasselbach/Werkhausen, im Tal (Skulpturenpark)[12]
Museumsinventar
2015 erwarb das Museum of Modern Art eine Sammlung von 619 Sander-Fotos aus den Jahren 1892 - 1954.[13]
Quelle - lioterartur & einzelnaschweise
Wann? 23/10/15 - 14/02/16
Wo? FoMu, Waalsekaai 47, 4000 Antwerpen
Info: www.fotomuseum.be und Die Photographische Sammlung/SK Stiftung Kultur
Haben Sie Tipps zu Veranstaltungen für uns? Mailen Sie einfach: info@flanderninfo.be
Quelle
August Sander
August Sander (* 17. November 1876 in Herdorf, Landkreis Altenkirchen (damals Rheinprovinz, heute Rheinland-Pfalz); † 20. April 1964 in Köln) war ein deutscher Fotograf. Sander gilt heute als einer der wichtigsten Fotografen des 20. Jahrhunderts.[1] Mit seinem Bildatlas Menschen des 20. Jahrhunderts hat er ein „epochemachendes“ Fotoprojekt geschaffen.[2] Er ist der Stilrichtung der Neuen Sachlichkeit zuzuordnen.
Leben
Sander – Sohn eines Bergbauzimmermanns – arbeitete nach Abschluss der Volksschule als sogenannter Haldenjunge in den Grubenanlagen im Umland seines Geburtsortes Herdorf. Sander kam zum ersten Mal mit der Fotografie in Berührung, als er einem Fotografen assistierte, der für die Bergwerksgesellschaft arbeitete. Mit finanzieller Hilfe eines Onkels konnte er sich eine Fotoausrüstung kaufen und ein Labor einrichten.
Ein weiterer Schritt auf dem Weg zu seinem späteren Beruf wurde sein Militärdienst (1897–1899) in Trier, wo er als Assistent eines Fotografen weitere Erfahrungen sammeln konnte. Mit dessen Empfehlung ging er danach auf zweijährige Wanderschaft, die ihn u. a. nach Berlin, Magdeburg, Halle (Saale), Leipzig und Dresden (dort mit kurzzeitiger Teilnahme am akademischen Kunstunterricht) führte.
1901 wurde Sander zunächst Angestellter, im folgenden Jahr Mit- und im Jahr 1904 Alleineigentümer eines Fotoateliers in Linz an der Donau. Im Jahr 1902 heiratete er Anna Seitenmacher, aus der Ehe gingen vier Kinder hervor. Im Jahr 1910 gab er sein Linzer Geschäft auf und siedelte nach Köln über, wo er sich ein neues Atelier aufbaute und mit seiner Frau in der Dürener Straße 201 wohnte. Im Ersten Weltkrieg diente er im Landsturm.
Zu Beginn der 1920er-Jahre kam Sander in Berührung mit der Gruppe „Kölner Progressive“ und fand in diesem Kreis eine starke Resonanz; hier u. a. in engem Austausch mit den Künstlern Franz Wilhelm Seiwert, der auch Sanders Firmensignet entwarf, und Heinrich Hoerle sowie des Weiteren mit Gerd Arntz, Gottfried Brockmann, Otto Freundlich, Raoul Hausmann und Stanislaw Kubicki (Berlin), Hans Schmitz, Augustin Tschinkel (Prag/Köln) und Peter Alma (Amsterdam). Zudem stand Sander mit den Malern Jankel Adler, Otto Dix, Heinrich Pilger und Anton Räderscheidt in engerem Kontakt. Viele von ihnen wurden, wie auch Künstler anderer Sparten, so der Musik, Literatur, Baukunst und des Schauspiels von August Sander porträtiert und in sein großes Werk Menschen des 20. Jahrhunderts aufgenommen. Für dieses entwarf er um 1925 ein Konzept, das allerdings über das Sujet des Künstlerportraits hinaus ein weites Spektrum der damaligen Gesellschafts- und Berufsgruppen umfasste, angelegt auf rund 600 Aufnahmen und unterteilt in sieben Gruppen.
1927 unternahm Sander zusammen mit dem Schriftsteller Ludwig Mathar eine rund dreimonatige Reise nach Sardinien, auf der etwa 500 Aufnahmen entstanden. Eine geplante Buchveröffentlichung über die Reise scheiterte aber. 1929 veröffentlichte Sander ein erstes Buch, Antlitz der Zeit, eine Auswahl von 60 seiner Portraits Menschen des 20. Jahrhunderts.
Sanders Grab in Köln
August-Sander-Park, Köln
Die Zeit des Nationalsozialismus brachte für seine Arbeit wie für sein persönliches Leben starke Einschränkungen. Sein Sohn Erich, Mitglied in der linken Sozialistischen Arbeiterpartei Deutschlands (SAP), wurde 1934 festgenommen und zu 10 Jahren Zuchthaus verurteilt. Erich starb kurz vor dem Ende dieser Haftzeit. August Sanders Buch Antlitz der Zeit wurde 1936 beschlagnahmt, die Druckstöcke wurden vernichtet. Während des Zweiten Weltkrieges verlegte er seinen Lebensmittelpunkt nach Kuchhausen im Westerwald, wohin er u. a. seine wichtigsten Negative und Photographien vor den Bombenangriffen in Sicherheit bringen konnte. Sein Atelier wurde 1944 bei einem Luftangriff zerstört. 1946 begann Sander eine umfangreiche Bilddokumentation über das kriegszerstörte Köln.
August Sander verstarb am 20. April 1964 in Köln. Sein Grab befindet sich dort auf dem Melaten-Friedhof, Flur 87.[3] Im Jahr 2008 wurde der Merkurkrater „Sander“ nach ihm benannt.[4] Im Mai 2014 widmete die Stadt Köln die Grünfläche im Mediapark, hinter dem Gebäude, in dem die Kulturstiftung der Sparkasse und die Photographische Sammlung untergebracht ist, als August-Sander-Park ihrem Fotografen.[5]
Photographie
August Sanders Werk umfasst Landschafts-, Natur-, Industriearchitektur- und Stadtfotografie; berühmt aber ist er hauptsächlich für seine Porträtkunst, wie sie exemplarisch in der Fotoserie Menschen des 20. Jahrhunderts ausgeführt ist. In dieser Serie versuchte er einen Querschnitt ausgehend von der Gesellschaft der Weimarer Republik zu geben. Beginnend mit der „Stammmappe“ – Bauernportraits aus dem Westerwald – unterteilt er sein Werk in sieben Gruppen: „Der Bauer“, „Der Handwerker“, „Die Frau“, „Die Stände“, „Die Künstler“, „Die Großstadt“ und „Die letzten Menschen“. Sander entwickelte eine „inszenierende“ Bildauffassung, indem er die Menschen in typischer Umgebung, mit charakteristischer Kleidung oder auch berufsspezifischen Attributen zeigt. Er nannte seine Arbeit „Das Antlitz des deutschen Menschen“. Mit der umfangreichen Porträtserie ist ein fotografisches Bildarchiv mit fast enzyklopädischem Anspruch entstanden.
2009 wurde vom Kölnischen Stadtmuseum der Bildband Köln wie es war. Fotografien von August Sander in Faksimilequalität herausgegeben. Er zeigt Köln in 408 Fotografien in 16 Mappen vor dem Zweiten Weltkrieg von 1920 bis 1939. Erstmals werden hier alle von Sander selbst gefertigten Abzüge so wiedergegeben, wie er sie selbst vergrößert, entwickelt und bearbeitet hat. 1953 hatte das Stadtmuseum diese für 25.000 DM erworben.
Das Archiv August Sanders hat in der Photographischen Sammlung der SK Stiftung Kultur in Köln seinen Platz gefunden.
Werke
Zu Lebzeiten veröffentlichte Werke
August Sander: Antlitz der Zeit. Sechzig Aufnahmen deutscher Menschen des 20. Jahrhunderts. Mit einer Einleitung von Alfred Döblin. Kurt Wolff Verlag/Transmare Verlag, München 1929.
weitere deutsche Ausgaben: Schirmer/Mosel, München 1976 bzw. 1990.
französische Ausgabe: Schirmer/Mosel, München 1990.
englische Ausgabe: Schirmer/Mosel, München 1994.
August Sander: Deutschenspiegel. Menschen des 20. Jahrhunderts. Einleitung von Heinrich Lützeler. Sigbert Mohn Verlag, Gütersloh 1962.
August Sander photographiert: Deutsche Menschen. In: DU. Kulturelle Monatsschrift Nr. 225, mit Texten von Alfred Döblin, Manuel Gasser und Golo Mann, Zürich, November 1959.
Postum herausgegebene Werke
August Sander: Menschen ohne Maske. Mit einem Text von Gunter Sander und einem Vorwort von Golo Mann. Luzern/ Frankfurt am Main 1971.
August Sander: Rheinlandschaften. Photographien 1929–1946. Mit einem Text von Wolfgang Kemp, München 1975.
Neuauflage zum 40-jährigen Verlagsjubiläum: Schirmer/Mosel Verlag, München 2014, ISBN 978-3-8296-0671-4
August Sander: Die Zerstörung Kölns. Photographien 1945–1946. Hrsg. Winfried Ranke, München 1985.
August Sander: Köln, wie es war. Bearbeitet von Rolf Sachsse, Hrsg. Werner Schäfke, Köln 1988.
August Sander: „In der Photographie gibt es keine ungeklärten Schatten“. Eine Publikation zur Ausstellung des August Sander Archives / Stiftung City-Treff, Köln, mit Texten von Christoph Schreier u. Gerd Sander, Ars Nicolai, Berlin 1994.
August Sander: Photographien 1902–1939. Texte von Susanne Lange u. Gabriele Conrath-Scholl. Hrsg. Kulturstiftung d. Länder in Verbindung m. d. Kulturstiftung der Stadtsparkasse Köln
August Sander: Köln wie es war. August Sander-Werkausgabe. Hrsg. August Sander Archiv, Kölnisches Stadtmuseum, ISBN 3-927396-65-6.
August Sander, Karl Blossfeldt, Albert Renger-Patzsch, Bernd und Hilla Becher: Vergleichende Konzeptionen. Texte: Susanne Lange, Gabriele Conrath-Scholl, Anne Ganteführer und Virginia Heckert. Hrsg. Die Photographische Sammlung/SK Stiftung Kultur, Köln. Schirmer/Mosel, München/Paris/London 1997, ISBN 3-88814-757-3.
August Sander: Landschaften. Text: Olivier Lugon. Hrsg. Die Photographische Sammlung/SK Stiftung Kultur, Köln. Schirmer/Mosel, München/Paris/London 1999, ISBN 3-88814-797-2.
Zeitgenossen. August Sander und die Kunstszene der 20er Jahre im Rheinland. Hrsg. Die Photographische Sammlung/SK Stiftung Kultur, Köln. Steidel, Göttingen 2000, ISBN 3-88243-750-2.
August Sander: Menschen des 20. Jahrhunderts. Studienband. Texte: Gabriele Conrath-Scholl, Otto Dann, Janos Frecot, L. Fritz Gruber, Klaus Honnef, Susanne Lange, Olivier Lugon, Otfried Schütz und Thomas Wiegand. Hrsg. Die Photographische Sammlung/SK Stiftung Kultur, Köln. Schirmer/Mosel, München 2001.
August Sander: Menschen des 20. Jahrhunderts: Ein Kulturwerk in Lichtbildern eingeteilt in sieben Gruppen. Hrsg.: Die Photographische Sammlung/SK Stiftung Kultur, Köln. Bearbeitet und neu zusammengestellt von Susanne Lange, Gabriele Conrath-Scholl und Gerd Sander. 7 Bände (dt., engl. u. frz.), Schirmer/Mosel, München 2002, ISBN 3-8296-0006-2.
Ausstellungen (Auswahl)
Zu seinen Lebzeiten
1906: „Große Ausstellung photographischer Bildnisse aus dem Atelier August Sander.“ Linz/Donau, Landhaus-Pavillon
1927: Köln, Kölnischer Kunstverein
1951: Köln, photokina (Fotomesse)
1956: New York, Museum of Modern Art („MoMA“), Gemeinschaftsausstellung mit Manuel Álvarez Bravo, Walker Evans und Paul Strand
1958: Herdorf, aus Anlass der Ehrenbürgerwürde
1956: New York, Museum of Modern Art
1959: „August Sander – Gestalten seiner Zeit.“ Köln, Deutsche Gesellschaft für Photographie (DGPh)
Postume Ausstellungen
1969: New York, Museum of Modern Art
1972: Köln, Galerie Wilde
1972: New York, Sonnabend Gallery
1973: Antwerpen, International Cultural Center
1974: Eindhoven, Stedelijk van Abbe-Museum
1974: Berlin, Landesbildstelle
1975: Hamburg, Kunstverein
1975: „Stadt und Land.“ Münster, Westfälischer Kunstverein
1976: Chicago, Art Institute of Chicago
1977: Edinburgh
1977: „Menschen ohne Maske, Fotografien 1906–1952“. Zürich, Kunstgewerbemuseum
1977: documenta 6, Kassel
1978: Linz/Österreich, Stadtmuseum
1980: Ostberlin, Ständige Vertretung der Bundesrepublik Deutschland, mit Bernd und Hilla Becher
1980: Köln, Galerie Wilde
1981: Leipzig/DDR, Galerie der Hochschule für Grafik und Buchkunst
1985: Valencia/Spanien, Salla Parapallo
1988: Rolandseck, Siebzig Fotografien aus dem J. Paul Getty Museum, Katalog
1993: „Antlitz der Zeit“. Aix-en-Provence/Frankreich
1994: Moskau, Puschkin-Museum der Bildenden Künste
1994: Tokio/Japan, Museum of Contemporary Art
1995: Bonn, Kunstmuseum
1995: „Eine Reise nach Sardinien“. Hannover, Sprengel Museum – Sammlung Wilde
1996: „August Sander (1876–1964). Photographien aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts“. Köln, Rheinhalle 1
1997: „August Sander, Karl Blossfeldt, Albert Renger-Patzsch, Bernd und Hilla Becher: Vergleichende Konzeptionen.“ Die Photographische Sammlung, Köln, Mediapark
1997: „August Sander. Photographien 1902–1939“. Die Photographische Sammlung, Köln, Mediapark
2000: „‚Zeitgenossen‘. August Sander und die Kunstszene der 20er Jahre im Rheinland.“ Köln, Josef-Haubrich-Kunsthalle
2001: August Sander: „Menschen des 20. Jahrhunderts“, Die Photographische Sammlung, Köln, Mediapark
2003: Frankfurt am Main, Städelsches Kunstinstitut
2004: August Sander: „‚Menschen des 20. Jahrhunderts.‘ Das große Portraitwerk und Arbeiten seiner Künstlerfreunde“. Berlin, Martin-Gropius-Bau
2004: August Sander: „‚Menschen des 20. Jahrhunderts.‘ Das große Portraitwerk“. Frankfurt am Main, Städelsches Kunstinstitut und Städtische Galerie
2004: August Sander: „‚Menschen des 20. Jahrhunderts.‘ Das große Portraitwerk“. New York, Metropolitan Museum of Art
2006: „August Sander, Linzer Jahre 1901–1909“. Die Photographische Sammlung, Köln, Mediapark
2007: „Antlitz der Zeit“. Krakau, Polen
2008: Altenkirchen (Westerwald)
2010: London, Tate Modern
2011: Herdorf, DJH-Museum
2011/2012: Galerie Haus Schlangeneck, Euskirchen
2011: Karneval Köln, FEROZ Galerie, Bonn
2012: In der Biennale von São Paulo (Bienal de São Paulo)[6]
2013: FEROZ Galerie Bonn[7]
2014: August Sander: Meisterwerke und Entdeckungen. Die Photographische Sammlung/SK Stiftung Kultur, Köln, Mediapark[8]
2014: Menschen vor Flusslandschaft - August Sander und die Fotografie der Gegenwart aus der Sammlung Lothar Schirmer, München, Pinakothek der Moderne[9]
2014: August Sander Zyklus, Teil 5: Die Stände., Feroz Galerie, Bonn[10]
2014. Vater/Sohn, 1931: Eine Fotografie von August Sander., Kunstverein Friedrichshafen[11]
Ständige Ausstellungen
1989: 11 Fotografien aus dem Werkabschnitt Bauernportraits aus dem Westerwald aus der Sammlung Erwin Wortelkamp u.a. Dorfschullehrer (1921), Haus für August Sander, Hanspeter Demetz, Hasselbach/Werkhausen, im Tal (Skulpturenpark)[12]
Museumsinventar
2015 erwarb das Museum of Modern Art eine Sammlung von 619 Sander-Fotos aus den Jahren 1892 - 1954.[13]
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