Hans Gottfried von Stockhausen
Seite 1 von 1
Hans Gottfried von Stockhausen
Hans Gottfried von Stockhausen (* 12. Mai 1920 auf der Trendelburg; † 8. Januar 2010 in Remshalden-Buoch) war ein deutscher Glasmaler, Maler und Zeichner. Bekannt wurde er vor allem durch seine über 500 Kirchenfenster und architekturgebundenen Arbeiten im In- und Ausland.
Hans Gottfried von Stockhausen im Jahr 2000
Leben
Stockhausen stammte aus einem weitverzweigten Adelsgeschlecht. Nach seiner Teilnahme am Zweiten Weltkrieg, u. a. beim Kampf um Stalingrad[1], und der britischen Gefangenschaft in einem Lager in Ägypten studierte Stockhausen von 1947 bis 1952 bei Rudolf Yelin an der Akademie der Bildenden Künste in Stuttgart Glasmalerei und Mosaik. Als Künstler widmete er sich zunächst der architekturgebundenen Glasmalerei und wurde mit Aufträgen vor allem aus dem kirchlichen Bereich betraut. 1968 wurde er Leiter einer Klasse für allgemeine künstlerische Ausbildung eben an dieser Akademie. Im Jahr 1971 berief ihn die Akademieleitung an den bisher von Rudolf Yelin bekleideten Lehrstuhl für Glasmalerei und Mosaik. Mehrere Jahre wirkte er als Prorektor der Hochschule.
Der Beitrag, den Stockhausen als Künstler und akademischer Lehrer zur zeitgenössischen Glasmalerei leistete, wurde seit den späten 1970er Jahren über Deutschland hinaus mit Aufmerksamkeit registriert. Das von ihm ab 1964 entwickelte freie Glasbild stellte er in den Mittelpunkt seines Hochschulunterrichts, über den er erstmals im Sommer 1974 mit einer Ausstellung an der Akademie Rechenschaft ablegte. An der Ausstellung, die „den Wandel in Auffassung und Ausbildungsabsicht offen[legte], der sich in jüngster Zeit vollzogen hat“ (Wolfgang Kermer), beteiligten sich zehn Studierende. Das farbige Glas wurde zum Thema, nicht allein als gegebenes Material, sondern in der Verwandlung zu einer meditativen Hintergründigkeit. Stockhausen hat nie die figürliche Darstellung, die Gegenständlichkeit verlassen oder geleugnet. Seine Zeichnungen, Radierungen, Holzschnitte und Pastelle zeigen es. Inhaltlich nehmen seine Bilder häufig biblische Geschichten und Motive aus der antiken Mythologie auf. Seine Bilder möchten für ihn wichtige Inhalte in eine allgemein verständliche Sprache umsetzen.
Er hat nicht nur alte handwerkliche Techniken zur Bearbeitung von Flachgläsern wiederbelebt, sondern auch neue, bisher unübliche Techniken bei Glasbildern entwickelt. Mit der Einrichtung eines Studioglasofens gegen Ende seiner Tätigkeit an der Stuttgarter Akademie ging ein langgehegter Wunsch in Erfüllung. Unter seinem Einfluss ist „Stuttgarter Glas“ zu einem international anerkannten Begriff geworden. Nach seiner Emeritierung 1986 übernahm er 1986 und 1990 Lehraufträge an der Pilchuck Glass School in Pilchuck/Washington (USA), und 1987 einen Lehrauftrag in Edinburgh/Schottland.
Sein Atelier unterhielt von Stockhausen auf Schloss Waldenburg, wo er des Öfteren Ausstellungen seiner Werke für die Öffentlichkeit zeigte.[2]
Werke und Ausstellungen (Auswahl)
Oberer Teil des Passions- und Osterfensters in Bad Hersfeld
Kirchenausstattungen
Bedeutende Werke Stockhausens finden sich im Ulmer Münster, in der Wiesenkirche in Soest, in der Thomaskirche in Leipzig, im Konstanzer Münster, in der St. Johannes-Kirche in Neumarkt in der Oberpfalz, in der Stiftskirche in Wetter, in der Stadtkirche Bad Hersfeld, in der Dortmunder Stadtkirche St. Reinoldi. Des Weiteren sind folgende Kirchenfenster zu nennen: in der 1962 geweihten ev.-luth. Gnadenkirche zum Heiligen Kreuz Hannover-Mittelfeld – die große Christusrosette in der Ostwand über dem Altar, in den Obergaden 12 Fenster mit den Toren zum himmlischen Jerusalem und zwei Engelsfenster, im südlichen Teil der Vierung das große Fenster der Wolke der Zeugen –, im Gemeindehaus der ev. Kirchengemeinde Friedewald, in der Evangelischen Stadtkirche Wolfhagen, in der Auferstehungskirche Bad Oeynhausen, in St. Michael im Kampe in Hiddesen, in der ev. Kirche zu Lautenhausen, in der Martinskirche in Kassel, in der ev. Kirche von Werkel (Christus der Weltenrichter) bei Fritzlar, in der Liebfrauenkirche in Koblenz, in der Stadtkirche St. Blasius in Plochingen, in der Stadtkirche (Werktagskirche) in Pforzheim. Große Teile der künstlerischen Ausstattung folgender Gotteshäuser entstanden ebenfalls in Stockhausens Atelier: St. Gallus-Kirche (Fenster der Versuchung, Tauffenster, Abendmahlsfenster und Fenster der Verheißung) in Welzheim sowie in St. Katharinen in Braunschweig; evangelische Kirche in den Ortsteilen von Wendlingen am Neckar (insgesamt acht Fenster aus den 1950er bis 1990er Jahren), Jakobskirche Bodelshofen (vier Werke zwischen 1953 und 1996), Christianskirche in Hamburg-Ottensen (großes Altarbild Die Anbetung der Erlösten, [1968] und die Kirchenfenster im Turm mit den Themen Auferstehung und Engel).
Ausstellungen
2009: Licht Sinn Raum, im Hällisch-Fränkischen Museum der Stadt Schwäbisch Hall[3]
Schriften
Glasbild. Hirmer, München 1987, ISBN 3-7774-4190-2.
Das Glasbild in der Architektur. Hirmer, München 2002, ISBN 3-7774-8860-7.
Fenster der Stuttgarter Stiftskirche. Markstein, Filderstadt 2004, ISBN 3-935129-19-X.
Licht und Sinnraum. In: Erik Hornung, Andreas Schweizer (Hrsg.): Die Weisheit der Schlange. Beiträge der Eranos-Tagungen 2003 und 2004. Schwabe, Basel 2005, ISBN 3-7965-2151-7.
Die Stiftskirche zu Wetter und ihre Glasmalereien. Hirmer, München 2007, ISBN 978-3-7774-3875-7.
Auszeichnungen
1980: Bundesverdienstkreuz 1. Klasse
1988: Preisträger der Stiftung der Württembergischen Hypothekenbank für Kunst und Wissenschaft
2000: Preisträger des Esslinger Kulturpreises
2002: Verdienstmedaille des Landes Baden-Württemberg
2004: Ehrensenator der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste, Stuttgart
2005: Silberne Brenz-Medaille der Evangelischen Landeskirche Württemberg
Quelle - literatur & Einzelnachweise
Hans Gottfried von Stockhausen im Jahr 2000
Leben
Stockhausen stammte aus einem weitverzweigten Adelsgeschlecht. Nach seiner Teilnahme am Zweiten Weltkrieg, u. a. beim Kampf um Stalingrad[1], und der britischen Gefangenschaft in einem Lager in Ägypten studierte Stockhausen von 1947 bis 1952 bei Rudolf Yelin an der Akademie der Bildenden Künste in Stuttgart Glasmalerei und Mosaik. Als Künstler widmete er sich zunächst der architekturgebundenen Glasmalerei und wurde mit Aufträgen vor allem aus dem kirchlichen Bereich betraut. 1968 wurde er Leiter einer Klasse für allgemeine künstlerische Ausbildung eben an dieser Akademie. Im Jahr 1971 berief ihn die Akademieleitung an den bisher von Rudolf Yelin bekleideten Lehrstuhl für Glasmalerei und Mosaik. Mehrere Jahre wirkte er als Prorektor der Hochschule.
Der Beitrag, den Stockhausen als Künstler und akademischer Lehrer zur zeitgenössischen Glasmalerei leistete, wurde seit den späten 1970er Jahren über Deutschland hinaus mit Aufmerksamkeit registriert. Das von ihm ab 1964 entwickelte freie Glasbild stellte er in den Mittelpunkt seines Hochschulunterrichts, über den er erstmals im Sommer 1974 mit einer Ausstellung an der Akademie Rechenschaft ablegte. An der Ausstellung, die „den Wandel in Auffassung und Ausbildungsabsicht offen[legte], der sich in jüngster Zeit vollzogen hat“ (Wolfgang Kermer), beteiligten sich zehn Studierende. Das farbige Glas wurde zum Thema, nicht allein als gegebenes Material, sondern in der Verwandlung zu einer meditativen Hintergründigkeit. Stockhausen hat nie die figürliche Darstellung, die Gegenständlichkeit verlassen oder geleugnet. Seine Zeichnungen, Radierungen, Holzschnitte und Pastelle zeigen es. Inhaltlich nehmen seine Bilder häufig biblische Geschichten und Motive aus der antiken Mythologie auf. Seine Bilder möchten für ihn wichtige Inhalte in eine allgemein verständliche Sprache umsetzen.
Er hat nicht nur alte handwerkliche Techniken zur Bearbeitung von Flachgläsern wiederbelebt, sondern auch neue, bisher unübliche Techniken bei Glasbildern entwickelt. Mit der Einrichtung eines Studioglasofens gegen Ende seiner Tätigkeit an der Stuttgarter Akademie ging ein langgehegter Wunsch in Erfüllung. Unter seinem Einfluss ist „Stuttgarter Glas“ zu einem international anerkannten Begriff geworden. Nach seiner Emeritierung 1986 übernahm er 1986 und 1990 Lehraufträge an der Pilchuck Glass School in Pilchuck/Washington (USA), und 1987 einen Lehrauftrag in Edinburgh/Schottland.
Sein Atelier unterhielt von Stockhausen auf Schloss Waldenburg, wo er des Öfteren Ausstellungen seiner Werke für die Öffentlichkeit zeigte.[2]
Werke und Ausstellungen (Auswahl)
Oberer Teil des Passions- und Osterfensters in Bad Hersfeld
Kirchenausstattungen
Bedeutende Werke Stockhausens finden sich im Ulmer Münster, in der Wiesenkirche in Soest, in der Thomaskirche in Leipzig, im Konstanzer Münster, in der St. Johannes-Kirche in Neumarkt in der Oberpfalz, in der Stiftskirche in Wetter, in der Stadtkirche Bad Hersfeld, in der Dortmunder Stadtkirche St. Reinoldi. Des Weiteren sind folgende Kirchenfenster zu nennen: in der 1962 geweihten ev.-luth. Gnadenkirche zum Heiligen Kreuz Hannover-Mittelfeld – die große Christusrosette in der Ostwand über dem Altar, in den Obergaden 12 Fenster mit den Toren zum himmlischen Jerusalem und zwei Engelsfenster, im südlichen Teil der Vierung das große Fenster der Wolke der Zeugen –, im Gemeindehaus der ev. Kirchengemeinde Friedewald, in der Evangelischen Stadtkirche Wolfhagen, in der Auferstehungskirche Bad Oeynhausen, in St. Michael im Kampe in Hiddesen, in der ev. Kirche zu Lautenhausen, in der Martinskirche in Kassel, in der ev. Kirche von Werkel (Christus der Weltenrichter) bei Fritzlar, in der Liebfrauenkirche in Koblenz, in der Stadtkirche St. Blasius in Plochingen, in der Stadtkirche (Werktagskirche) in Pforzheim. Große Teile der künstlerischen Ausstattung folgender Gotteshäuser entstanden ebenfalls in Stockhausens Atelier: St. Gallus-Kirche (Fenster der Versuchung, Tauffenster, Abendmahlsfenster und Fenster der Verheißung) in Welzheim sowie in St. Katharinen in Braunschweig; evangelische Kirche in den Ortsteilen von Wendlingen am Neckar (insgesamt acht Fenster aus den 1950er bis 1990er Jahren), Jakobskirche Bodelshofen (vier Werke zwischen 1953 und 1996), Christianskirche in Hamburg-Ottensen (großes Altarbild Die Anbetung der Erlösten, [1968] und die Kirchenfenster im Turm mit den Themen Auferstehung und Engel).
Ausstellungen
2009: Licht Sinn Raum, im Hällisch-Fränkischen Museum der Stadt Schwäbisch Hall[3]
Schriften
Glasbild. Hirmer, München 1987, ISBN 3-7774-4190-2.
Das Glasbild in der Architektur. Hirmer, München 2002, ISBN 3-7774-8860-7.
Fenster der Stuttgarter Stiftskirche. Markstein, Filderstadt 2004, ISBN 3-935129-19-X.
Licht und Sinnraum. In: Erik Hornung, Andreas Schweizer (Hrsg.): Die Weisheit der Schlange. Beiträge der Eranos-Tagungen 2003 und 2004. Schwabe, Basel 2005, ISBN 3-7965-2151-7.
Die Stiftskirche zu Wetter und ihre Glasmalereien. Hirmer, München 2007, ISBN 978-3-7774-3875-7.
Auszeichnungen
1980: Bundesverdienstkreuz 1. Klasse
1988: Preisträger der Stiftung der Württembergischen Hypothekenbank für Kunst und Wissenschaft
2000: Preisträger des Esslinger Kulturpreises
2002: Verdienstmedaille des Landes Baden-Württemberg
2004: Ehrensenator der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste, Stuttgart
2005: Silberne Brenz-Medaille der Evangelischen Landeskirche Württemberg
Quelle - literatur & Einzelnachweise
checker- Moderator
- Anzahl der Beiträge : 49603
Anmeldedatum : 03.04.11
Ort : Braunschweig
Ähnliche Themen
» Derer von Stockhausen
» Hans Schnitzler oder besser Hans-Paul von Schnitzler
» Die Gottfried Lindner AG
» Hans Schnitzler oder besser Hans-Paul von Schnitzler
» Die Gottfried Lindner AG
Seite 1 von 1
Befugnisse in diesem Forum
Sie können in diesem Forum nicht antworten
Gestern um 4:25 am von Andy
» END OF GREEN
Gestern um 4:21 am von Andy
» zozyblue
Gestern um 4:18 am von Andy
» MAGNUM
Gestern um 4:14 am von Andy
» Natasha Bedingfield
Gestern um 4:12 am von Andy
» ... TRAKTOR ...
Gestern um 4:10 am von Andy
» = Azillis =
Gestern um 4:07 am von Andy
» Alice Cooper
Gestern um 4:04 am von Andy
» Art of Trance
Gestern um 4:02 am von Andy