Braunschweig-aktuell
Würden Sie gerne auf diese Nachricht reagieren? Erstellen Sie einen Account in wenigen Klicks oder loggen Sie sich ein, um fortzufahren.
Suchen
 
 

Ergebnisse in:
 


Rechercher Fortgeschrittene Suche

Neueste Themen
» ebike controller tester - E-Scooter Fehlersuche Diagnose - Motor / Controller / Gashebel prüfen
Die Interkulturelle Erziehung Icon_minitimeMo März 18, 2024 6:23 am von checker

» Einfach erklärt - Funktionsweiße, Fehlersuche und Tuning. Bürstenloser Nabenmotor
Die Interkulturelle Erziehung Icon_minitimeMo März 18, 2024 6:15 am von checker

» Akne Filme Dr. Pimple Pooper
Die Interkulturelle Erziehung Icon_minitimeSa März 02, 2024 4:50 am von Andy

» R.I.P. Manni
Die Interkulturelle Erziehung Icon_minitimeSa Dez 30, 2023 6:31 am von checker

» R.i.P. Manfred Wüstefeld
Die Interkulturelle Erziehung Icon_minitimeSo Dez 10, 2023 9:07 am von checker

» R.I.P. Holger
Die Interkulturelle Erziehung Icon_minitimeFr Nov 03, 2023 9:33 pm von Andy

» R.I.P Rudolf HAASE
Die Interkulturelle Erziehung Icon_minitimeDo Sep 21, 2023 5:55 am von Andy

» PAROOKAVILLE 2023 | Finch
Die Interkulturelle Erziehung Icon_minitimeDo Aug 03, 2023 1:58 am von Andy

» Festivalfilm - ROCKHARZ 2023
Die Interkulturelle Erziehung Icon_minitimeDo Aug 03, 2023 1:55 am von Andy

Navigation
 Portal
 Index
 Mitglieder
 Profil
 FAQ
 Suchen
Partner
free forum
April 2024
MoDiMiDoFrSaSo
1234567
891011121314
15161718192021
22232425262728
2930     

Kalender Kalender


Die Interkulturelle Erziehung

Nach unten

Die Interkulturelle Erziehung Empty Die Interkulturelle Erziehung

Beitrag  checker Mi Sep 09, 2015 8:58 am

Interkulturelle Erziehung bezeichnet pädagogische Ansätze, die ein Zusammenleben von Menschen unterschiedlicher Herkunft fördern sollen. Dabei geht es insbesondere darum, im gemeinsamen interkulturellen Lernen einen Umgang mit Fremdheit zu finden.

Ausgangspunkt der interkulturellen Erziehung ist die Kulturkontaktthese, die besagt, dass das gemeinsame Leben von Menschen unterschiedlicher Kultur einen Lernprozess bei allen Beteiligten auslöst. Durch das Erkennen von Unterschieden und Gemeinsamkeiten können eigene bis dahin nicht hinterfragte Positionen überdacht werden und gegebenenfalls neue Lösungsstrategien erkannt werden. Dabei geht die interkulturelle Erziehung davon aus, dass alle Kulturen gleichberechtigt nebeneinander bestehen und der Lernprozess auf allen Seiten stattfinden kann.

Diesem Ansatz liegt ein dynamischer Kulturbegriff zu Grunde: Kultur wird hier als etwas verstanden, was ständig im Entstehen begriffen ist, nicht statisch verfestigt ist, sondern im Gegenteil durchlässige Strukturen entfaltet. Entscheidendes Moment dieses Entstehungsprozesses ist dabei die Auseinandersetzung mit anderen Kulturen in dem oben beschriebenen Sinne. Insofern greift eine häufig angetroffene Vorstellung von interkultureller Pädagogik als einer "Ausländerpädagogik" entschieden zu kurz. In den Schulen sind Mitschülerinnen und Mitschüler aus anderen Kulturen, insbesondere solche mit Migrationshintergrund, zwar Träger einer von der vorgefundenen unterschiedlichen Kultur; grundsätzlich aber handelt es sich um einen generellen pädagogischen Ansatz, der jegliche Differenz zwischen Menschen (also auch Geschlechterdifferenz, soziale Differenz, intellektuelle Differenz, usw.) zum Gegenstand der produktiven Auseinandersetzung macht. Dieses Verständnis von Kultur steht in komplementärem Gegensatz zu dem politisch populistischen Begriff der (deutschen) Leitkultur.

Interkulturelle Pädagogik hat sehr konkrete Absichten: etwa die Befähigung zu einer aktiven Auseinandersetzung mit Differenzen, wie sie für eine pluralistische Gesellschaft zumal konstitutiv sind. Sie ist gleichzeitig eine Absage an Gleichgültigkeit und einen falsch verstandenen Toleranzbegriff.

Ziele

Interkulturelle Erziehung verfolgt unterschiedliche Ziele:

Fördern des Verständnisses unterschiedlicher Perspektiven
Aushalten von Widersprüchen (Ambiguitätstoleranz)
Erziehung zu Respekt vor anderen Menschen
Abbau von Vorurteilen
Anpassung (integrativ, aber auch assimilativ)
Erziehung zur Interkulturalität
Bewahrung der Eigenständigkeit
gemeinsame Erziehung in sozpäd. Einrichtungen (wechselseitige Lernerfahrungen anbahnen)

Zudem gibt es Überschneidungen zu anderen Erziehungsansätzen, die mit dem Konzept interkultureller Erziehung weiterentwickelt wurden:

zweisprachige Erziehung
Interkulturelle zweisprachige Erziehung
Menschenrechtserziehung
Friedenserziehung
Demokratische Erziehung
Antirassistische Erziehung
Transkulturelle Erziehung
Inklusion (Pädagogik)

Geschichte

Die gemeinsame Beschulung von Kindern unterschiedlicher sozialer, ethnischer und religiöser Herkunft ist historisch nicht neu. Die Kinder der sprachlichen Minderheiten (bzw. der "fremdsprachigen Volksteile, wie sie in der Weimarerer Republik genannt wurden) waren stets schulpflichtig, da sie Staatsangehörige waren. Konfliktpunkt war allerdings die 'fremde' Sprache (Polnisch, Kaschubisch, Sorbisch, Dänisch, Friesisch, Mährisch, usw.). Nicht einbezogen in die allgemeine Schulpflicht hingegen waren Kinder fremder Staatsangehörigkeit; sie konnten zwar die öffentlichen Schulen besuchen, aber die Schulen konnten sich auch weigern, sie aufzunehmen. Sie besuchten nicht selten Privatschulen. Der Einbezug von Kindern ausländischer Staatsangehörigkeit erfolgte in der Bundesrepublik Deutschland im Verlauf der 1960er Jahre. In der DDR war zwar schon im Schulgesetz von 1950 verankert, dass ausländische Kinder schulpflichtig seien, nur angesichts der restriktiven Migrationspolitik und der fehlenden Integrationspolitik der DDR hat diese Regelung kaum Anwendung gefunden. Außerdem gab es auch Ansätze für gemeinsamen Unterricht von Kindern unterschiedlicher religiöser Zugehörigkeit, so z.B. die Freischulen der Haskala, die einen gemeinsamen Unterricht jüdischer und christlicher Kinder zu realisieren versucht haben. In der NS-Zeit sind selbst die wenigen Ansätze für einen demokratischen Umgang mit "Andersheit" diskreditiert und zerstört worden; Antisemitismus und Rassismus als staatlich geförderte Lernziele steigerten sich zur systematischen Diskriminierung von Personen und Gruppen, die als 'anders' gebrandmarkt wurden, bis hin zur Ermordung von Juden und Roma und Sinti, oder auch von Behinderten.

Nach der Befreiung vom Nationalsozialismus versuchten die Alliierten unter anderem durch interkulturelle Ansätze ("inter-group-education") dem weit verbreiteten Rassismus entgegenzuwirken. In der Bundesrepublik Deutschland wurde die sprachliche Minderheit der Dänen - nach einigen Konflikten - anerkannt, und in der DDR erhielten die Sorben kulturelle Teilautonomie; Kinder fremder Staatsangehörigkeit wurden in der BRD zwar zum Schulunterricht zugelassen, aber schulpflichtig wurden sie erst im Verlauf der 1960er Jahre. Entscheidend zu diesem Zeitpunkt war weniger die Tatsache, dass infolge der Anwerbung ausländischer Arbeitskräfte auch Familien zugewandert waren, als die mit der Herausbildung und Entwicklung der EWG/EU einhergehenden Freizügigkeitsregelungen auch für Personen. In diesem Zusammenhang sind auch die ersten Eingliederungshilfen für ausländische Kinder und Jugendliche konzipiert worden, die jedoch vor allem als Eingliederungshilfen für "Gastarbeiterkinder" wahrgenommen wurden. Diese Eingliederungshilfen (Vorbereitungsklassen, zusätzlicher Deutschunterricht, Hausaufgabenhilfen einerseits und muttersprachlicher Unterricht andererseits) waren kompensatorisch resp. rückkehrorientiert ausgerichtet, so dass der Eindruck entstand, dass man es hier mit Schülerinnen und Schülern zu tun habe, die besondere Defizite aufwiesen.

In einer Reihe von Modellversuchen wurden Konzepte entwickelt und erprobt, die einen anderen, nicht defizitorientierten Ansatz ermöglichen sollten. In einem dieser Modellversuche ist mit dem Situationsansatz gearbeitet worden, um schon im Vorschulalter mit der Förderung beginnen zu können, Stichwort Frühpädagogik.

Auf der Disziplinebene verstärkte sich gegen Ende der 1970er Jahre die Kritik an der Defizitorientierung der bisherigen bildungspolitischen und pädagogischen Ansätze (Stichwort: Ausländerpädagogik). Kritisiert wurde zudem die eurozentristische Sicht und die Tatsache, dass die Schule in ihrem Kern nicht angetastet wurde. Vereinfacht gesprochen: Alle bisherigen Regelungen und Veränderungen - so die Kritik - liefen darauf hinaus, die Kinder der Schule anzupassen. Ziel einer Pädagogik in einer sich sprachlich, kulturell, ethnisch usw. ausdifferenzierenden Gesellschaft müsse es hingegen sein, die Schule bzw. das Bildungssystem so zu verändern, dass jedes schulpflichtige Kind nach seinen Möglichkeiten gefördert wird und bildungserfolgreich sein kann. Diese Diskussion ist zwar nicht abgeschlossen, aber es gibt erste wichtige Schritte in diese Richtung: bildungspolitisch z.B. die Empfehlung der Kultusministerkonferenz von 1996, die interkulturelle Bildung und Erziehung als Querschnittsaufgabe und Schlüsselqualifikation definiert, oder die Bemühungen - 'aufgeschreckt' durch die PISA-Ergebnisse - die Lernzeit und Lernarragements zu verändern, Stichwort: Stärkung der frühkindlichen Bildung, frühe Sprachförderung, Ausbau von Ganztagsschulen bis hin zu den Bemühungen mehr Personen mit Migrationshintergrund für das Lehramt auszubilden bzw. dort einzustellen.
Kritik

Kritiker werfen der interkulturellen Theorie vor, dass sie die Ebene struktureller und institutioneller Diskriminierung und Benachteiligung (Beispiel: Schulsystem) sowie die gesellschaftspolitischen, sozialen und ökonomischen Rahmenbedingungen einer nationalstaatlich verfassten Einwanderungsgesellschaft ausblende, wenn sie von einer Problemlösung durch ausschließlich gleichberechtigtes Lernen und Zusammenarbeiten ausgehe. Zudem hat die Fokussierung auf kulturelle Unterschiede beziehungsweise die Überbetonung der ethnischen Anteile an der Kultur und die Voraussetzung homogener Kulturen und (nationaler) Identitätszuschreibungen der interkulturellen Erziehung den Vorwurf eines naiven Kulturalismus eingebracht, da dies eher noch zur Verfestigung kulturalistischer Stereotype und zur Tradierung von Vorurteilen beitrage. Versuche, solcher Kritik pragmatisch zu begegnen, finden sich ansatzweise in der transkulturellen Erziehung.

Siehe auch

Interkulturalität
Antirassistische Erziehung
Interkulturelle Kompetenz
Interkulturelles Lernen
Trait d’union
Interkulturelles Management
Schüleraustausch
Transkulturelle Erziehung
Transkulturelle Gesellschaft


Quelle - Literatur & Einzelnachweise
checker
checker
Moderator
Moderator

Anzahl der Beiträge : 49390
Anmeldedatum : 03.04.11
Ort : Braunschweig

Nach oben Nach unten

Nach oben

- Ähnliche Themen

 
Befugnisse in diesem Forum
Sie können in diesem Forum nicht antworten