Der Deutsche Werkbund e. V. (DWB)
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Der Deutsche Werkbund e. V. (DWB)
Der Deutsche Werkbund e. V. (DWB) wurde am 6. Oktober 1907 als wirtschaftskulturelle „Vereinigung von Künstlern, Architekten, Unternehmern und Sachverständigen“ auf Anregung von Hermann Muthesius, dem Heilbronner Politiker Friedrich Naumann und Henry van de Velde in München gegründet. Sein Sitz ist in Darmstadt.
Ziele
Der Deutsche Werkbund zielte auf eine „Veredelung der gewerblichen Arbeit im Zusammenwirken von Kunst, Industrie und Handwerk, durch Erziehung, Propaganda und geschlossene Stellungnahme zu einschlägigen Fragen“. Er setzte damit die schon bestehenden Ansätze der von John Ruskin inspirierten Reformbewegungen fort. Unter Berufung auf einen moralisch fundierten Qualitätsbegriff suchte man eine neue Warenästhetik für die kunstgewerbliche Industrieproduktion zu etablieren, die sich bislang überwiegend mit Kopien und Adaptionen der alten handwerklichen Formvorbilder mit ihrer oft reichen Ornamentik begnügt hatte. Zentrales Anliegen war die Suche nach einer neuen durch „Zweck“, „Material“ und „Konstruktion“ bedingten Formgebung (auch als „Form follows function“ bekannt), die man auch als „Sachlichkeit“ bezeichnete – und die in den 1920er Jahren dann unter dem Topos „Neue Sachlichkeit“ erneut thematisiert werden sollte. Diese Forderung nach einer technisch wie ästhetisch hochwertigen Qualitätsproduktion wurde in einen programmatischen Gegensatz gesetzt zu einer scheinbar nur am Profit orientierten bisherigen Praxis des industrialisierten Kunstgewerbes.
Plakat für eine Ausstellung des Deutschen Werkbundes 1914 in Köln; Entwurf: Peter Behrens; Lithographie/Steindruck:
A. Molling & Comp. KG Hannover-Berlin
Um dem in diesem Zusammenhang beklagten Qualitätsverfall des Kunstgewerbes entgegenzuwirken, sollte nun eine den spezifischen Bedingungen der maschinellen Produktion adäquate Gestaltungsweise entwickelt werden, die sich insbesondere durch Ornamentlosigkeit und Schlichtheit der Formen auszeichnete. In den zahlreichen Publikationen und Ausstellungen des Werkbundes sollte dieser neuen Ästhetik durch beispielhafte Formgestaltungen von Gebrauchsgegenständen bei Konsumenten und Herstellern zugleich zu größerer Popularität verholfen werden.
Außerdem hoffte man unter dem expansiven Motto Vom Sofakissen zum Städtebau auch weit über die Industrieproduktion hinaus für die ganze Welt der alltäglichen Gebrauchsgegenstände einschließlich der Architektur einen damals sogenannten „modernen Stil unserer Zeit“ von epochaler Dauerhaftigkeit etablieren zu können. Im Hintergrund stand dabei die berühmte Prognose Gottfried Sempers, dass der Neuanfang in der Architektur nur vom Kunstgewerbe und den Kunstindustrien ausgehen könne. Entsprechend richtete man hinsichtlich der Verbreitung der neuen Formen besondere Erwartungen an die marktbeherrschenden Kräfte der industriellen Massenproduktion und wünschte schließlich auf diesem Wege auch eine Art „Geschmackskartell“ aufzubauen (siehe dazu die Rede von Hermann Muthesius auf der Kölner Werkbundausstellung 1914). Wobei es aber bei der Kölner Ausstellung zu einem Richtungsstreit zwischen den Vertretern der Typisierung (Muthesius) und denen des Individualismus (van de Velde) kam (sg. Typisierungsdebatte).[1]
Zu den angesehensten Kritikern des Werkbundes gehörten Adolf Loos und Werner Sombart, wobei Loos den künstlerischen Anspruch des Werkbunds angriff und betonte, dass nur der unbedingte Funktionalismus zur Herausbildung zeitgemäßer Stile führen würde, während Sombart vor allem darauf verwies, dass das erzieherische Programm des Werkbunds zwangsläufig zum Scheitern verurteilt sei.[2]
Geschichte
Übersicht
1907 Gründung des Deutschen Werkbundes in München
1914 Ausstellung: Kölner Werkbundausstellung
1924 Ausstellung: Industrielle Formgebung in Berlin
1925 Herausgabe der Zeitschrift Die Form (bis 1934)
1927 Ausstellung: „Die Wohnung“ Industrielle Formgebung in Stuttgart (Weißenhofsiedlung)
1929 Ausstellung: Industrielle Formgebung in Breslau (WUWA)
1929 „Film und Foto”-Ausstellung in Stuttgart (avantgardistischen Fotografie der zwanziger Jahre).
1932 Ausstellung: Werkbundsiedlung Wien
1933 Gleichschaltung durch die Nationalsozialisten
1938 Auflösung
1947 Neugründung nach föderalistischem Prinzip mit acht Landesbünden in Rheydt
1949 Ausstellung „Neues Wohnen“ und die „Gute Form“ in Köln
1952 Herausgabe der Zeitschrift Werk und Zeit
1972 Gründung des Werkbundarchivs als Museum der Alltagskultur des 20. Jahrhunderts im Martin-Gropius-Bau in Berlin
1907 bis 1947
Am 5. und 6. Oktober 1907 trafen angesehene Künstler, Architekten, Kunsthandwerker, Industrielle, Kaufleute und Schriftsteller im Münchner Hotel Vier Jahreszeiten zusammen, die das Werk, also das Produkt ihrer Arbeit, in den Mittelpunkt ihres Denkens und Handelns stellten. Sie gaben sich den Namen „Werkbund“ und formulierten die Aufgaben in der Satzung: „Der Zweck des Bundes ist die Veredelung der gewerblichen Arbeit im Zusammenwirken von Kunst, Industrie und Handwerk durch Erziehung, Propaganda und geschlossene Stellungnahme zu einschlägigen Fragen.“ Mit dieser Zielsetzung vertrat der Werkbund einen ethisch fundierten Qualitätsbegriff, der Materialgerechtigkeit, Zweckmäßigkeit, Gediegenheit und Nachhaltigkeit beinhaltete. Die Werkbund-Gründung war ein Protest gegen Historismus und Kulturverfall der menschlichen Umwelt – der Geräte und Möbel, der Wohnungen und Arbeitsstätten, der Häuser, Straßen, Städte und Landschaften. Sie war zugleich ein Aufruf zur künstlerischen, sittlichen und sozialen Erneuerung. Die Werkbundgründer sahen das entscheidende Problem in der Entfremdung des Produktes vom Schaffenden. Sie sahen auch, dass es notwendig war, diese Entfremdung innerhalb der industriellen Entwicklung zu überwinden. Bei der Formel „Veredelung der gewerblichen Arbeit“ ging es daher nicht nur um die Hebung der Qualität der Produkte, sondern auch um die „Veredelung“ des Arbeitsvorganges selbst.
Gründungsmitglieder waren zwölf Künstler und zwölf Unternehmen:[3]
Peter Behrens, Theodor Fischer, Josef Hoffmann, Wilhelm Kreis, Max Laeuger, Adelbert Niemeyer, Joseph Maria Olbrich, Bruno Paul, Richard Riemerschmid, Jakob Julius Scharvogel, Paul Schultze-Naumburg und Fritz Schumacher,
Besteckfabrik Peter Bruckmann & Söhne (Heilbronn), Deutsche Werkstätten für Handwerkskunst (Dresden), Verlag Eugen Diederichs (Jena), Schriftgießerei Gebr. Klingspor (Offenbach am Main), Druckerei „Künstlerbund Karlsruhe“ Poeschel & Trepte (Karlsruhe), Saalecker Werkstätten, Vereinigte Werkstätten für Kunst und Handwerk (München), Werkstätten für deutschen Hausrat Theophil Müller (Dresden), Wiener Werkstätte, Metallwerkstatt Wilhelm & Co. und Weberei Gottlob Wunderlich.
Als erster Geschäftsführer des Werkbunds wurde Wolf Dohrn, langjähriger Mitarbeiter von Friedrich Naumann, berufen, der in den Folgejahren wesentlichen Anteil an der Planung und dem Bau der Gartenstadt Hellerau haben sollte.
Hermann Hesse schrieb 1912 über den Werkbund: „Im Deutschen Werkbund arbeiten Künstler mit Handwerkern und Fabrikanten zusammen und zwar gegen den Schund zugunsten der Qualitätsarbeit. Es ist etwa der Ruskinsche Gedankenkreis, aber moderner, praktischer und weniger eng determiniert. Es handelt sich um den Geschmack als moralische Angelegenheit, aber Moral ist hier gleichbedeutend mit Volkswirtschaft.“
Die Geschichte des Werkbunds lässt sich insgesamt nur als höchst wechselhaft beschreiben. Dabei bildet der Erste Weltkrieg eine tiefe Zäsur in der Geschichte des Werkbunds. In der Anfangsgeschichte gehörten Friedrich Naumann, Fritz Schumacher, Georg Wrba, Karl Schmidt und Hermann Muthesius zu den maßgeblichen Persönlichkeiten. Der Höhepunkt und Endpunkt dieser ersten Phase war die große Ausstellung von 1914 in Köln, die den Werkbund im Zuge einer großen Ideologiedebatte (der sogenannte Typenstreit) an den Rande einer Spaltung brachte. Nachdem sich die erste Generation der Werkbundmitglieder gegen Ende des Krieges zurückgezogen hatte, gelangte der Werkbund im Laufe der 1920er Jahre zunehmend unter den Einfluss der Bauhaus-Ideen; Walter Gropius war schon lange vor dem Ersten Weltkrieg Mitglied, jedoch in einer gewissen Allianz mit Henry van de Velde und Bruno Taut an seinem Widersacher Muthesius 1914 zunächst gescheitert. Ludwig Mies van der Rohe wurde in den 1920er Jahren schließlich eines der führenden Mitglieder, wobei die Ausstellung Neues Bauen und die Werkbund-Ausstellung „Siedlung am Weißenhof“ 1927 in Stuttgart sicherlich als Meilensteine dieser Phase des Werkbundes gelten dürfen. Ihr folgte 1929 die Bauausstellung „Wohnung und Werkraum“ in Breslau und im selben Jahr die „Film und Foto“-Ausstellung in Stuttgart. Mit dieser wohl wichtigsten Schau der avantgardistischen Fotografie der 1920er Jahre, die einen internationalen Querschnitt von der UdSSR (El Lissitzky, Alexander Rodtschenko) bis zu den USA (Edward Weston) vorstellt, gelangen die visuellen Medien stärker ins Blickfeld des Werkbundes.
Von 1918 bis 1933 war Theodor Heuss Geschäftsführer und Vorstandsmitglied. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 wurde die Satzung des Werkbunds den Vorstellungen der Partei („... allein im Deutschen Handwerk ist die Kunst verwurzelt ...“) angepasst. Entgegen späteren Legenden blieb der Werkbund aber bis 1938 unter eigenem Vorsitz bestehen und wurde erst dann aufgelöst.
Nach dem Krieg begannen schon 1945 Initiativen für eine Neugründung in Sachsen und Berlin tätig zu werden. Jedoch entstanden zunächst in schneller Folge Landeswerkbünde, so zuerst die Deutschen Werkbünde Bayern und Hessen (1947) und später auch der Werkbund Berlin (1949) und die anderen Werkbünde. Die Einigung auf eine Wiedergründung des Deutschen Werkbunds erfolgte 1947 in Rheydt in einem von Hans Schwippert organisierten Treffen, an dessen Abschluss das „Rheydter Manifest“ stand. Auf diese Planung erfolgte die offizielle Wiederbegründung 1950 im Kloster Ettal, in der die föderalististische Organisation beschlossen wurde.
1947 bis 1987
Theodor Heuss wurde 1949 nach seiner Tätigkeit als Geschäftsführer des Werkbundes zum Bundespräsidenten der Bundesrepublik ernannt. 1952 erschien das erste Heft der Zeitschrift „werk und zeit”. Als Signet diente der „Hahn” (Entwurf Ewald Mataré) des Deutschen Werkbundes in leicht abgewandelter Form. Im Jahr 1953 erfolgte die Gründung des Rates für Formgebung in Darmstadt. Dieser veröffentlichte bis 1961 den Katalog „Deutsche Warenkunde”, in dessen Inhalt vorbildliche Gebrauchsgeräte beschrieben wurden.
Bei der 1957 im Berliner Hansaviertel stattfindenden Interbau nahm auch der Deutsche Werkbund teil. Ein Jahr später entwarf Walter Rossow den Außenraum für den Pavillon zur Weltausstellung in Brüssel. 1960 fand in München eine Werkbundtagung mit dem Thema „Die Landschaft muss das Gesetz werden“ statt.
In den Jahren 1965 und 1966 folgten weitere Werkbundtagungen in Berlin und Hannover, wenig später (1968) auch in Berlin (Thema: „Die Generation und ihre Verantwortung für unsere Umwelt”). 1972 wurde das Werkbund-Archiv in Berlin gegründet, dabei handelt es sich jedoch um eine vom Werkbund unabhängige Institution. Zwischen den Jahren 1986 und 1987 erfolgte der Umzug des Werkbundes von Darmstadt nach Frankfurt.
1987 bis 2010
Im Jahr 1988 wurde das Rhein-Kolleg gegründet. In den nächsten zwei Jahren zeigte der Werkbund die zwei Ausstellungen „ex und hopp – Das Prinzip Wegwerf – Eine Bilanz mit Verlusten“ (1989) und „Vom Bauhaus bis Bitterfeld“ (1990). Am 6. März 1992 wurde als erster Werkbund in den neuen Bundesländern der Deutsche Werkbund Sachsen e. V. ins Leben gerufen. In den Jahren darauf wurden die Laboratorien der Zivilisation/Akademie Deutscher Werkbund gegründet, deren Aufgabe es ist, sich mit Gestaltungsfragen auseinanderzusetzen. 1995 wurde in Frankfurt mit der Ausstellung „Warchitekture – Sarajevo, eine verwundete Stadt“ der Krieg in Jugoslawien thematisiert.
1996 wurde in Dresden-Hellerau das Werkbundhaus eingeweiht. Im selben Jahr wurden sämtliche Fördermittel der Länder und der Stadt Frankfurt gestrichen. Die Folge waren starke finanzielle Schwierigkeiten sowie die Schließung der Bundesgeschäftsstelle in Frankfurt. Nach der Übernahme des Dachverbandes durch den Landwerkbund Bayern wurde in den kommenden vier Jahren die schlechte Finanzlage in Angriff genommen. Die Geschäftsstelle wechselte zunächst nach München, später dann zurück nach Darmstadt (1999). Seit 1998 wird jährlich ein Werkbundtag mit wechselndem Thema ausgerichtet.
Zu seinem hundertsten Geburtstag wurden zwischen den Landeswerkbünden, die im Deutschen Werkbund e. V. vertreten sind, und denen, die zwischenzeitlich ausgetreten waren, Verhandlungen über eine Wiedervereinigung aller Landesbünde begonnen. Durch die Moderation von Hans-Hörg Oehm (BW) und Yvonne Endes (BW) sowie die Satzungsarbeit von Georg Drost (Bayern) konnte diese Vereinigung im Sommer 2008 vollzogen werden. Der Vorsitz des Deutschen Werkbundes wird nun turnusmäßig zwischen den Landesverbänden wandern (zunächst: 2008 Hans-Jörg Oehm BW, 2009 Dieter Koppe Bayern, 2010 Roland Günter NRW).
Von 19. bis 21. Juni 2009 fand zum ersten Mal in diesem Rahmen wieder der Deutsche Werkbundtag in München mit dem Schwerpunkt „Zukunft des Wohnens“ statt. Der Deutsche Werkbundtag 2010 war im Sommer 2010 in Oberhausen.
werkbund.jung
Initiiert durch den Architekturhistoriker Werner Durth, formierte sich 2006 an der Technischen Universität Darmstadt eine Gruppe Studierender unter dem Namen wb.jung, die als "werkbund.jung" in einzelnen deutschen Werkbünden als Projektgruppe tätig ist - wie es auf einer Klausurtagung des Deutschen Werkbunds in Kassel im März 2011 ermöglicht worden ist[4]. Aktuell gibt es werkbund.jung-Initiativen im Rhein-Main-Gebiet und Detmold. Er organisiert in Absprache mit den verantwortlichen Werkbünden Projekte (Ausstellungen, Veröffentlichungen etc.)
100 Jahre Deutscher Werkbund
Briefmarke zum 100-jährigen Bestehen (Deutsche Post 2007)
Zum 100-jährigen Bestehen des Deutschen Werkbunds zeigt das Architekturmuseum der Technischen Universität München in Zusammenarbeit mit dem Institut für Geschichte und Theorie der TU Darmstadt, dem Institut für Auslandsbeziehungen und der Neuen Sammlung in der Pinakothek der Moderne die seit langem erste große Gesamtdarstellung über den Deutschen Werkbund.[5]
Der Werkbund Bayern hat zum Jubiläum den Bau einer neuen Werkbundsiedlung in München, der Gründungsstadt des Werkbunds, initiiert. Über einen internationalen Architektenwettbewerb wurde der Entwurf des japanischen Architekten Kazunari Sakamoto als städtebauliches Konzept der Werkbundsiedlung Wiesenfeld ausgewählt. Ab 2007 sollte mit dem Bau der Wohnhäuser nach den Entwürfen von zwölf Architekturbüros begonnen werden, was jedoch im Herbst 2007 durch Ablehnung des Konzeptes durch den Münchner Stadtrat abgelehnt wurde.
Deutschlandweit veranstalten die einzelnen Mitglieder des Deutschen Werkbunds eine Vielzahl von Ausstellungen, Symposien und öffentlichen Tagungen.[6]
Deutschland würdigte das Jubiläum durch die Herausgabe einer 55-Eurocent-Sonderbriefmarke, ihre Erstausgabe war am 11. Oktober 2007.
Zur Frage des Urheberrechtschutzes
Der Werkbundgründung unmittelbar vorangegangen war eine Novellierung des Urheberrechtsgesetzes, so dass es zum ersten Mal möglich wurde, die Formerfindungen des Künstlers des Kunstgewerbes bzw. des neuentstehenden „Industrial Designs“ (etwa eines Peter Behrens) vor beliebiger Nachahmung zu schützen, wodurch die Künstler bzw. „Designer“ in rechtlicher Hinsicht zu einem gleichberechtigten Partner des industriellen Herstellers geworden waren. Der Werkbund suchte wie die neue Gesetzgebung zum Geschmacksmusterschutz eine Antwort auf die mit dem Jugendstil entstandene Problematik der Plagiate, die nicht nur etliche Künstler um die wirtschaftlichen Früchte ihrer entwerferischen Leistungen gebracht hatte, sondern in Augen vieler Kritiker auch dazu geführt hatte, dass der Jugendstil im Zusammenspiel mit den seit der Industrialisierung entfesselten Marktkräften als Modewelle ebenso rasch verebbte, wie die im 19. Jahrhundert vorausgegangenen Stilmoden. Die Stilmoden des Historismus suchten ihre Formvorbilder allerdings im historischen Material, weshalb die Frage nach den Rechten des Entwerfers an seinen Formen und Zeichen erst mit dem Jugendstil und der rasch anwachsenden industriellen Massenproduktion wirklich akut wurde. Dies ist immer noch ein wichtiges Handlungsfeld des Deutschen Werkbundes, dem sich Rido Busse mit seiner Initiative Plagiarius widmet.
Gründungsmitglieder
Gründungsmitglieder des Deutschen Werkbundes waren zwölf Künstler und zwölf Unternehmen.
Künstler:
Peter Behrens, Theodor Fischer, Josef Hoffmann, Wilhelm Kreis, Max Laeuger, Adelbert Niemeyer, Joseph Maria Olbrich, Bruno Paul, Richard Riemerschmid, Jakob Julius Scharvogel, Paul Schultze-Naumburg, Fritz Schumacher.
Firmen:
Silberwarenfabrik Peter Bruckmann & Söhne, Deutsche Werkstätten für Handwerkskunst Dresden, Eugen Diederichs, Gebr. Klingspor, Kunstdruckerei Künstlerbund Karlsruhe, Poeschel & Trepte, Saalecker Werkstätten, Vereinigte Werkstätten für Kunst im Handwerk (München), Werkstätten für deutschen Hausrat Theophil Müller (Dresden), Wiener Werkstätten, Wilhelm & Co. (München), Gottlob Wunderlich (Waldkirchen-Zschopenthal).
Frühe Mitglieder des Werkbundes:
Paul Bonatz, Theodor Heuss, Harry Graf Kessler, Bruno Möhring, Hermann Muthesius, Friedrich Naumann, Ludwig Paffendorf, Hans Poelzig, Karl Schmidt-Hellerau, Ferdinand Selle, Bruno Taut, Emil Thormählen, Jan Thorn Prikker und Henry van de Velde.
Vorsitzende des Deutschen Werkbundes
1907–1909 Theodor Fischer
1909–1919 Peter Bruckmann
1919–1921 Hans Poelzig
1921–1926 Richard Riemerschmid
1926–1932 Peter Bruckmann (1932 Ehrenvorsitzender)
1932–1933 Ernst Jäckh
1933–1935 Carl Christoph Lörcher
1935–1938 Hermann Gretsch
1950–1963 Hans Schwippert
1963–1964 Otto Haupt
1964–1969 Adolf Arndt
1969–1973 Hans Paul Bahrdt
1973–1976 Julius Posener
1976–1983 Lucius Burckhardt
1983–1985 Anna Teut
1985–1996 Hermann Glaser
1996–1999 Peter Zlonicky
1999–2006 Hans Rudolf Güdemann
2006–2008 Bernd Sikora
2008 Hans-Jörg Oehm
2009 Dieter Koppe
2010 Roland Günter
2011 Ulf Kilian
2012 Marlen Dittmann
2013 Maria Pfitzner
2014 Babett Börner
2015 Mark Linnemann
Mitglieder (Auswahl)
Konrad Adenauer
Adolf Arndt
Anker-Werke Delmenhorst
Ferdinand Avenarius
Otto Bartning
Willi Baumeister
Adolf Behne
Hendrik Petrus Berlage
Richard Berndl
Johann Michael Bossard
Fritz August Breuhaus de Groot
Bazon Brock
Ulrich Böhme
Max Burchartz
Charles Crodel
Carl Otto Czeschka
Wilhelm von Debschitz
Franz Karl Delavilla
Peter A. Demeter
Walter Dexel
Eugen Diederichs
Karl Duschek
Egon Eiermann
Albert Eitel
August Endell
Jupp Ernst
Lyonel Feininger
Karl Ganser
Hansjörg Göritz
Hermann Gretsch
Moritz Hadda
Richard Hamann
Hugo Häring
Hans Heckner
Erwin Heerich
Hans Christoph Hertlein
Max Hertwig
Lucy Hillebrand
Georg Hirth
Theodor Heuss
Ot Hoffmann
Ferdy Horrmeyer
Klaus Humpert
Harald Kimpel
Moissey Kogan
Hans P. Koellmann
Ludwig König (Designer)
Ernst Kühn
Hugo Kükelhaus
Klaus Küster
Ferdinand Kramer
Günter Kupetz
Emil Lange
El Lissitzky
Johannes Ludovicus Mathieu Lauweriks
Richard Luksch
Gerhard Marcks
Ewald Mataré
Ernst May
Kaiser-Wilhelm-Museum
Erich Mendelsohn
Wolfgang Meisenheimer
Georg Metzendorf
Ludwig Mies van der Rohe
Leberecht Migge
Anna Muthesius
Hermann Muthesius
Friedrich Naumann
Walter Neuhäusser
Hans Neumann
Karl Ernst Osthaus
Ludwig Paffendorf
Bernhard Pankok
Karl Poser
Walfried Pohl
Jan Thorn Prikker
Peter Raacke
Dieter Rams
Walther Rathenau
Carl Rehorst
Lilly Reich
Albert Reimann
Albert Renger-Patzsch
Paul Renner
Richard Riemerschmid
Alexander Michailowitsch Rodtschenko
Gregor Rosenbauer
Werner Ruhnau
Hans Scharoun
Karl Schmidt-Hellerau
Willy Schönefeld
Werner Schriefers
Rudolf Alexander Schröder
Reinhard Schulze
Fritz Schupp
Margarete Schütte-Lihotzky
Walter Schwagenscheidt
Ferdinand Selle
Carl Sonntag jun.
Friedrich Spengelin
Anton Stankowski
Heinz Stoffregen
Ludwig Sütterlin
Heinrich Straumer
Gustav Stresemann
Bruno Taut
Heinrich Tessenow
Paul Thiersch
Emil Thormählen
Walter Tiemann
Paul Ludwig Troost
Otto Ubbelohde
Henry van de Velde
Theodor Veil
Otto Voelckers
Heinrich Vogeler
Fritz Wärndorfer
Wilhelm Wagenfeld
Otto Wagner
Udo Weilacher
Werkbund Werkstatt Nürnberg
Edward Weston
Karl With
Dieter Witte
Georg Wrba
Christoph Zöpel
Berta Zuckerkandl
Die Satzung wurde erstmals am 12. Juli 1908 ergänzt.[7] [8]
Siehe auch
Rat für Formgebung
Neue Sachlichkeit (Fotografie)
Neue Sachlichkeit (Architektur), Moderne (Architektur), Neues Bauen
Quelle - Literatur & Einzelnachweise
Ziele
Der Deutsche Werkbund zielte auf eine „Veredelung der gewerblichen Arbeit im Zusammenwirken von Kunst, Industrie und Handwerk, durch Erziehung, Propaganda und geschlossene Stellungnahme zu einschlägigen Fragen“. Er setzte damit die schon bestehenden Ansätze der von John Ruskin inspirierten Reformbewegungen fort. Unter Berufung auf einen moralisch fundierten Qualitätsbegriff suchte man eine neue Warenästhetik für die kunstgewerbliche Industrieproduktion zu etablieren, die sich bislang überwiegend mit Kopien und Adaptionen der alten handwerklichen Formvorbilder mit ihrer oft reichen Ornamentik begnügt hatte. Zentrales Anliegen war die Suche nach einer neuen durch „Zweck“, „Material“ und „Konstruktion“ bedingten Formgebung (auch als „Form follows function“ bekannt), die man auch als „Sachlichkeit“ bezeichnete – und die in den 1920er Jahren dann unter dem Topos „Neue Sachlichkeit“ erneut thematisiert werden sollte. Diese Forderung nach einer technisch wie ästhetisch hochwertigen Qualitätsproduktion wurde in einen programmatischen Gegensatz gesetzt zu einer scheinbar nur am Profit orientierten bisherigen Praxis des industrialisierten Kunstgewerbes.
Plakat für eine Ausstellung des Deutschen Werkbundes 1914 in Köln; Entwurf: Peter Behrens; Lithographie/Steindruck:
A. Molling & Comp. KG Hannover-Berlin
Um dem in diesem Zusammenhang beklagten Qualitätsverfall des Kunstgewerbes entgegenzuwirken, sollte nun eine den spezifischen Bedingungen der maschinellen Produktion adäquate Gestaltungsweise entwickelt werden, die sich insbesondere durch Ornamentlosigkeit und Schlichtheit der Formen auszeichnete. In den zahlreichen Publikationen und Ausstellungen des Werkbundes sollte dieser neuen Ästhetik durch beispielhafte Formgestaltungen von Gebrauchsgegenständen bei Konsumenten und Herstellern zugleich zu größerer Popularität verholfen werden.
Außerdem hoffte man unter dem expansiven Motto Vom Sofakissen zum Städtebau auch weit über die Industrieproduktion hinaus für die ganze Welt der alltäglichen Gebrauchsgegenstände einschließlich der Architektur einen damals sogenannten „modernen Stil unserer Zeit“ von epochaler Dauerhaftigkeit etablieren zu können. Im Hintergrund stand dabei die berühmte Prognose Gottfried Sempers, dass der Neuanfang in der Architektur nur vom Kunstgewerbe und den Kunstindustrien ausgehen könne. Entsprechend richtete man hinsichtlich der Verbreitung der neuen Formen besondere Erwartungen an die marktbeherrschenden Kräfte der industriellen Massenproduktion und wünschte schließlich auf diesem Wege auch eine Art „Geschmackskartell“ aufzubauen (siehe dazu die Rede von Hermann Muthesius auf der Kölner Werkbundausstellung 1914). Wobei es aber bei der Kölner Ausstellung zu einem Richtungsstreit zwischen den Vertretern der Typisierung (Muthesius) und denen des Individualismus (van de Velde) kam (sg. Typisierungsdebatte).[1]
Zu den angesehensten Kritikern des Werkbundes gehörten Adolf Loos und Werner Sombart, wobei Loos den künstlerischen Anspruch des Werkbunds angriff und betonte, dass nur der unbedingte Funktionalismus zur Herausbildung zeitgemäßer Stile führen würde, während Sombart vor allem darauf verwies, dass das erzieherische Programm des Werkbunds zwangsläufig zum Scheitern verurteilt sei.[2]
Geschichte
Übersicht
1907 Gründung des Deutschen Werkbundes in München
1914 Ausstellung: Kölner Werkbundausstellung
1924 Ausstellung: Industrielle Formgebung in Berlin
1925 Herausgabe der Zeitschrift Die Form (bis 1934)
1927 Ausstellung: „Die Wohnung“ Industrielle Formgebung in Stuttgart (Weißenhofsiedlung)
1929 Ausstellung: Industrielle Formgebung in Breslau (WUWA)
1929 „Film und Foto”-Ausstellung in Stuttgart (avantgardistischen Fotografie der zwanziger Jahre).
1932 Ausstellung: Werkbundsiedlung Wien
1933 Gleichschaltung durch die Nationalsozialisten
1938 Auflösung
1947 Neugründung nach föderalistischem Prinzip mit acht Landesbünden in Rheydt
1949 Ausstellung „Neues Wohnen“ und die „Gute Form“ in Köln
1952 Herausgabe der Zeitschrift Werk und Zeit
1972 Gründung des Werkbundarchivs als Museum der Alltagskultur des 20. Jahrhunderts im Martin-Gropius-Bau in Berlin
1907 bis 1947
Am 5. und 6. Oktober 1907 trafen angesehene Künstler, Architekten, Kunsthandwerker, Industrielle, Kaufleute und Schriftsteller im Münchner Hotel Vier Jahreszeiten zusammen, die das Werk, also das Produkt ihrer Arbeit, in den Mittelpunkt ihres Denkens und Handelns stellten. Sie gaben sich den Namen „Werkbund“ und formulierten die Aufgaben in der Satzung: „Der Zweck des Bundes ist die Veredelung der gewerblichen Arbeit im Zusammenwirken von Kunst, Industrie und Handwerk durch Erziehung, Propaganda und geschlossene Stellungnahme zu einschlägigen Fragen.“ Mit dieser Zielsetzung vertrat der Werkbund einen ethisch fundierten Qualitätsbegriff, der Materialgerechtigkeit, Zweckmäßigkeit, Gediegenheit und Nachhaltigkeit beinhaltete. Die Werkbund-Gründung war ein Protest gegen Historismus und Kulturverfall der menschlichen Umwelt – der Geräte und Möbel, der Wohnungen und Arbeitsstätten, der Häuser, Straßen, Städte und Landschaften. Sie war zugleich ein Aufruf zur künstlerischen, sittlichen und sozialen Erneuerung. Die Werkbundgründer sahen das entscheidende Problem in der Entfremdung des Produktes vom Schaffenden. Sie sahen auch, dass es notwendig war, diese Entfremdung innerhalb der industriellen Entwicklung zu überwinden. Bei der Formel „Veredelung der gewerblichen Arbeit“ ging es daher nicht nur um die Hebung der Qualität der Produkte, sondern auch um die „Veredelung“ des Arbeitsvorganges selbst.
Gründungsmitglieder waren zwölf Künstler und zwölf Unternehmen:[3]
Peter Behrens, Theodor Fischer, Josef Hoffmann, Wilhelm Kreis, Max Laeuger, Adelbert Niemeyer, Joseph Maria Olbrich, Bruno Paul, Richard Riemerschmid, Jakob Julius Scharvogel, Paul Schultze-Naumburg und Fritz Schumacher,
Besteckfabrik Peter Bruckmann & Söhne (Heilbronn), Deutsche Werkstätten für Handwerkskunst (Dresden), Verlag Eugen Diederichs (Jena), Schriftgießerei Gebr. Klingspor (Offenbach am Main), Druckerei „Künstlerbund Karlsruhe“ Poeschel & Trepte (Karlsruhe), Saalecker Werkstätten, Vereinigte Werkstätten für Kunst und Handwerk (München), Werkstätten für deutschen Hausrat Theophil Müller (Dresden), Wiener Werkstätte, Metallwerkstatt Wilhelm & Co. und Weberei Gottlob Wunderlich.
Als erster Geschäftsführer des Werkbunds wurde Wolf Dohrn, langjähriger Mitarbeiter von Friedrich Naumann, berufen, der in den Folgejahren wesentlichen Anteil an der Planung und dem Bau der Gartenstadt Hellerau haben sollte.
Hermann Hesse schrieb 1912 über den Werkbund: „Im Deutschen Werkbund arbeiten Künstler mit Handwerkern und Fabrikanten zusammen und zwar gegen den Schund zugunsten der Qualitätsarbeit. Es ist etwa der Ruskinsche Gedankenkreis, aber moderner, praktischer und weniger eng determiniert. Es handelt sich um den Geschmack als moralische Angelegenheit, aber Moral ist hier gleichbedeutend mit Volkswirtschaft.“
Die Geschichte des Werkbunds lässt sich insgesamt nur als höchst wechselhaft beschreiben. Dabei bildet der Erste Weltkrieg eine tiefe Zäsur in der Geschichte des Werkbunds. In der Anfangsgeschichte gehörten Friedrich Naumann, Fritz Schumacher, Georg Wrba, Karl Schmidt und Hermann Muthesius zu den maßgeblichen Persönlichkeiten. Der Höhepunkt und Endpunkt dieser ersten Phase war die große Ausstellung von 1914 in Köln, die den Werkbund im Zuge einer großen Ideologiedebatte (der sogenannte Typenstreit) an den Rande einer Spaltung brachte. Nachdem sich die erste Generation der Werkbundmitglieder gegen Ende des Krieges zurückgezogen hatte, gelangte der Werkbund im Laufe der 1920er Jahre zunehmend unter den Einfluss der Bauhaus-Ideen; Walter Gropius war schon lange vor dem Ersten Weltkrieg Mitglied, jedoch in einer gewissen Allianz mit Henry van de Velde und Bruno Taut an seinem Widersacher Muthesius 1914 zunächst gescheitert. Ludwig Mies van der Rohe wurde in den 1920er Jahren schließlich eines der führenden Mitglieder, wobei die Ausstellung Neues Bauen und die Werkbund-Ausstellung „Siedlung am Weißenhof“ 1927 in Stuttgart sicherlich als Meilensteine dieser Phase des Werkbundes gelten dürfen. Ihr folgte 1929 die Bauausstellung „Wohnung und Werkraum“ in Breslau und im selben Jahr die „Film und Foto“-Ausstellung in Stuttgart. Mit dieser wohl wichtigsten Schau der avantgardistischen Fotografie der 1920er Jahre, die einen internationalen Querschnitt von der UdSSR (El Lissitzky, Alexander Rodtschenko) bis zu den USA (Edward Weston) vorstellt, gelangen die visuellen Medien stärker ins Blickfeld des Werkbundes.
Von 1918 bis 1933 war Theodor Heuss Geschäftsführer und Vorstandsmitglied. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 wurde die Satzung des Werkbunds den Vorstellungen der Partei („... allein im Deutschen Handwerk ist die Kunst verwurzelt ...“) angepasst. Entgegen späteren Legenden blieb der Werkbund aber bis 1938 unter eigenem Vorsitz bestehen und wurde erst dann aufgelöst.
Nach dem Krieg begannen schon 1945 Initiativen für eine Neugründung in Sachsen und Berlin tätig zu werden. Jedoch entstanden zunächst in schneller Folge Landeswerkbünde, so zuerst die Deutschen Werkbünde Bayern und Hessen (1947) und später auch der Werkbund Berlin (1949) und die anderen Werkbünde. Die Einigung auf eine Wiedergründung des Deutschen Werkbunds erfolgte 1947 in Rheydt in einem von Hans Schwippert organisierten Treffen, an dessen Abschluss das „Rheydter Manifest“ stand. Auf diese Planung erfolgte die offizielle Wiederbegründung 1950 im Kloster Ettal, in der die föderalististische Organisation beschlossen wurde.
1947 bis 1987
Theodor Heuss wurde 1949 nach seiner Tätigkeit als Geschäftsführer des Werkbundes zum Bundespräsidenten der Bundesrepublik ernannt. 1952 erschien das erste Heft der Zeitschrift „werk und zeit”. Als Signet diente der „Hahn” (Entwurf Ewald Mataré) des Deutschen Werkbundes in leicht abgewandelter Form. Im Jahr 1953 erfolgte die Gründung des Rates für Formgebung in Darmstadt. Dieser veröffentlichte bis 1961 den Katalog „Deutsche Warenkunde”, in dessen Inhalt vorbildliche Gebrauchsgeräte beschrieben wurden.
Bei der 1957 im Berliner Hansaviertel stattfindenden Interbau nahm auch der Deutsche Werkbund teil. Ein Jahr später entwarf Walter Rossow den Außenraum für den Pavillon zur Weltausstellung in Brüssel. 1960 fand in München eine Werkbundtagung mit dem Thema „Die Landschaft muss das Gesetz werden“ statt.
In den Jahren 1965 und 1966 folgten weitere Werkbundtagungen in Berlin und Hannover, wenig später (1968) auch in Berlin (Thema: „Die Generation und ihre Verantwortung für unsere Umwelt”). 1972 wurde das Werkbund-Archiv in Berlin gegründet, dabei handelt es sich jedoch um eine vom Werkbund unabhängige Institution. Zwischen den Jahren 1986 und 1987 erfolgte der Umzug des Werkbundes von Darmstadt nach Frankfurt.
1987 bis 2010
Im Jahr 1988 wurde das Rhein-Kolleg gegründet. In den nächsten zwei Jahren zeigte der Werkbund die zwei Ausstellungen „ex und hopp – Das Prinzip Wegwerf – Eine Bilanz mit Verlusten“ (1989) und „Vom Bauhaus bis Bitterfeld“ (1990). Am 6. März 1992 wurde als erster Werkbund in den neuen Bundesländern der Deutsche Werkbund Sachsen e. V. ins Leben gerufen. In den Jahren darauf wurden die Laboratorien der Zivilisation/Akademie Deutscher Werkbund gegründet, deren Aufgabe es ist, sich mit Gestaltungsfragen auseinanderzusetzen. 1995 wurde in Frankfurt mit der Ausstellung „Warchitekture – Sarajevo, eine verwundete Stadt“ der Krieg in Jugoslawien thematisiert.
1996 wurde in Dresden-Hellerau das Werkbundhaus eingeweiht. Im selben Jahr wurden sämtliche Fördermittel der Länder und der Stadt Frankfurt gestrichen. Die Folge waren starke finanzielle Schwierigkeiten sowie die Schließung der Bundesgeschäftsstelle in Frankfurt. Nach der Übernahme des Dachverbandes durch den Landwerkbund Bayern wurde in den kommenden vier Jahren die schlechte Finanzlage in Angriff genommen. Die Geschäftsstelle wechselte zunächst nach München, später dann zurück nach Darmstadt (1999). Seit 1998 wird jährlich ein Werkbundtag mit wechselndem Thema ausgerichtet.
Zu seinem hundertsten Geburtstag wurden zwischen den Landeswerkbünden, die im Deutschen Werkbund e. V. vertreten sind, und denen, die zwischenzeitlich ausgetreten waren, Verhandlungen über eine Wiedervereinigung aller Landesbünde begonnen. Durch die Moderation von Hans-Hörg Oehm (BW) und Yvonne Endes (BW) sowie die Satzungsarbeit von Georg Drost (Bayern) konnte diese Vereinigung im Sommer 2008 vollzogen werden. Der Vorsitz des Deutschen Werkbundes wird nun turnusmäßig zwischen den Landesverbänden wandern (zunächst: 2008 Hans-Jörg Oehm BW, 2009 Dieter Koppe Bayern, 2010 Roland Günter NRW).
Von 19. bis 21. Juni 2009 fand zum ersten Mal in diesem Rahmen wieder der Deutsche Werkbundtag in München mit dem Schwerpunkt „Zukunft des Wohnens“ statt. Der Deutsche Werkbundtag 2010 war im Sommer 2010 in Oberhausen.
werkbund.jung
Initiiert durch den Architekturhistoriker Werner Durth, formierte sich 2006 an der Technischen Universität Darmstadt eine Gruppe Studierender unter dem Namen wb.jung, die als "werkbund.jung" in einzelnen deutschen Werkbünden als Projektgruppe tätig ist - wie es auf einer Klausurtagung des Deutschen Werkbunds in Kassel im März 2011 ermöglicht worden ist[4]. Aktuell gibt es werkbund.jung-Initiativen im Rhein-Main-Gebiet und Detmold. Er organisiert in Absprache mit den verantwortlichen Werkbünden Projekte (Ausstellungen, Veröffentlichungen etc.)
100 Jahre Deutscher Werkbund
Briefmarke zum 100-jährigen Bestehen (Deutsche Post 2007)
Zum 100-jährigen Bestehen des Deutschen Werkbunds zeigt das Architekturmuseum der Technischen Universität München in Zusammenarbeit mit dem Institut für Geschichte und Theorie der TU Darmstadt, dem Institut für Auslandsbeziehungen und der Neuen Sammlung in der Pinakothek der Moderne die seit langem erste große Gesamtdarstellung über den Deutschen Werkbund.[5]
Der Werkbund Bayern hat zum Jubiläum den Bau einer neuen Werkbundsiedlung in München, der Gründungsstadt des Werkbunds, initiiert. Über einen internationalen Architektenwettbewerb wurde der Entwurf des japanischen Architekten Kazunari Sakamoto als städtebauliches Konzept der Werkbundsiedlung Wiesenfeld ausgewählt. Ab 2007 sollte mit dem Bau der Wohnhäuser nach den Entwürfen von zwölf Architekturbüros begonnen werden, was jedoch im Herbst 2007 durch Ablehnung des Konzeptes durch den Münchner Stadtrat abgelehnt wurde.
Deutschlandweit veranstalten die einzelnen Mitglieder des Deutschen Werkbunds eine Vielzahl von Ausstellungen, Symposien und öffentlichen Tagungen.[6]
Deutschland würdigte das Jubiläum durch die Herausgabe einer 55-Eurocent-Sonderbriefmarke, ihre Erstausgabe war am 11. Oktober 2007.
Zur Frage des Urheberrechtschutzes
Der Werkbundgründung unmittelbar vorangegangen war eine Novellierung des Urheberrechtsgesetzes, so dass es zum ersten Mal möglich wurde, die Formerfindungen des Künstlers des Kunstgewerbes bzw. des neuentstehenden „Industrial Designs“ (etwa eines Peter Behrens) vor beliebiger Nachahmung zu schützen, wodurch die Künstler bzw. „Designer“ in rechtlicher Hinsicht zu einem gleichberechtigten Partner des industriellen Herstellers geworden waren. Der Werkbund suchte wie die neue Gesetzgebung zum Geschmacksmusterschutz eine Antwort auf die mit dem Jugendstil entstandene Problematik der Plagiate, die nicht nur etliche Künstler um die wirtschaftlichen Früchte ihrer entwerferischen Leistungen gebracht hatte, sondern in Augen vieler Kritiker auch dazu geführt hatte, dass der Jugendstil im Zusammenspiel mit den seit der Industrialisierung entfesselten Marktkräften als Modewelle ebenso rasch verebbte, wie die im 19. Jahrhundert vorausgegangenen Stilmoden. Die Stilmoden des Historismus suchten ihre Formvorbilder allerdings im historischen Material, weshalb die Frage nach den Rechten des Entwerfers an seinen Formen und Zeichen erst mit dem Jugendstil und der rasch anwachsenden industriellen Massenproduktion wirklich akut wurde. Dies ist immer noch ein wichtiges Handlungsfeld des Deutschen Werkbundes, dem sich Rido Busse mit seiner Initiative Plagiarius widmet.
Gründungsmitglieder
Gründungsmitglieder des Deutschen Werkbundes waren zwölf Künstler und zwölf Unternehmen.
Künstler:
Peter Behrens, Theodor Fischer, Josef Hoffmann, Wilhelm Kreis, Max Laeuger, Adelbert Niemeyer, Joseph Maria Olbrich, Bruno Paul, Richard Riemerschmid, Jakob Julius Scharvogel, Paul Schultze-Naumburg, Fritz Schumacher.
Firmen:
Silberwarenfabrik Peter Bruckmann & Söhne, Deutsche Werkstätten für Handwerkskunst Dresden, Eugen Diederichs, Gebr. Klingspor, Kunstdruckerei Künstlerbund Karlsruhe, Poeschel & Trepte, Saalecker Werkstätten, Vereinigte Werkstätten für Kunst im Handwerk (München), Werkstätten für deutschen Hausrat Theophil Müller (Dresden), Wiener Werkstätten, Wilhelm & Co. (München), Gottlob Wunderlich (Waldkirchen-Zschopenthal).
Frühe Mitglieder des Werkbundes:
Paul Bonatz, Theodor Heuss, Harry Graf Kessler, Bruno Möhring, Hermann Muthesius, Friedrich Naumann, Ludwig Paffendorf, Hans Poelzig, Karl Schmidt-Hellerau, Ferdinand Selle, Bruno Taut, Emil Thormählen, Jan Thorn Prikker und Henry van de Velde.
Vorsitzende des Deutschen Werkbundes
1907–1909 Theodor Fischer
1909–1919 Peter Bruckmann
1919–1921 Hans Poelzig
1921–1926 Richard Riemerschmid
1926–1932 Peter Bruckmann (1932 Ehrenvorsitzender)
1932–1933 Ernst Jäckh
1933–1935 Carl Christoph Lörcher
1935–1938 Hermann Gretsch
1950–1963 Hans Schwippert
1963–1964 Otto Haupt
1964–1969 Adolf Arndt
1969–1973 Hans Paul Bahrdt
1973–1976 Julius Posener
1976–1983 Lucius Burckhardt
1983–1985 Anna Teut
1985–1996 Hermann Glaser
1996–1999 Peter Zlonicky
1999–2006 Hans Rudolf Güdemann
2006–2008 Bernd Sikora
2008 Hans-Jörg Oehm
2009 Dieter Koppe
2010 Roland Günter
2011 Ulf Kilian
2012 Marlen Dittmann
2013 Maria Pfitzner
2014 Babett Börner
2015 Mark Linnemann
Mitglieder (Auswahl)
Konrad Adenauer
Adolf Arndt
Anker-Werke Delmenhorst
Ferdinand Avenarius
Otto Bartning
Willi Baumeister
Adolf Behne
Hendrik Petrus Berlage
Richard Berndl
Johann Michael Bossard
Fritz August Breuhaus de Groot
Bazon Brock
Ulrich Böhme
Max Burchartz
Charles Crodel
Carl Otto Czeschka
Wilhelm von Debschitz
Franz Karl Delavilla
Peter A. Demeter
Walter Dexel
Eugen Diederichs
Karl Duschek
Egon Eiermann
Albert Eitel
August Endell
Jupp Ernst
Lyonel Feininger
Karl Ganser
Hansjörg Göritz
Hermann Gretsch
Moritz Hadda
Richard Hamann
Hugo Häring
Hans Heckner
Erwin Heerich
Hans Christoph Hertlein
Max Hertwig
Lucy Hillebrand
Georg Hirth
Theodor Heuss
Ot Hoffmann
Ferdy Horrmeyer
Klaus Humpert
Harald Kimpel
Moissey Kogan
Hans P. Koellmann
Ludwig König (Designer)
Ernst Kühn
Hugo Kükelhaus
Klaus Küster
Ferdinand Kramer
Günter Kupetz
Emil Lange
El Lissitzky
Johannes Ludovicus Mathieu Lauweriks
Richard Luksch
Gerhard Marcks
Ewald Mataré
Ernst May
Kaiser-Wilhelm-Museum
Erich Mendelsohn
Wolfgang Meisenheimer
Georg Metzendorf
Ludwig Mies van der Rohe
Leberecht Migge
Anna Muthesius
Hermann Muthesius
Friedrich Naumann
Walter Neuhäusser
Hans Neumann
Karl Ernst Osthaus
Ludwig Paffendorf
Bernhard Pankok
Karl Poser
Walfried Pohl
Jan Thorn Prikker
Peter Raacke
Dieter Rams
Walther Rathenau
Carl Rehorst
Lilly Reich
Albert Reimann
Albert Renger-Patzsch
Paul Renner
Richard Riemerschmid
Alexander Michailowitsch Rodtschenko
Gregor Rosenbauer
Werner Ruhnau
Hans Scharoun
Karl Schmidt-Hellerau
Willy Schönefeld
Werner Schriefers
Rudolf Alexander Schröder
Reinhard Schulze
Fritz Schupp
Margarete Schütte-Lihotzky
Walter Schwagenscheidt
Ferdinand Selle
Carl Sonntag jun.
Friedrich Spengelin
Anton Stankowski
Heinz Stoffregen
Ludwig Sütterlin
Heinrich Straumer
Gustav Stresemann
Bruno Taut
Heinrich Tessenow
Paul Thiersch
Emil Thormählen
Walter Tiemann
Paul Ludwig Troost
Otto Ubbelohde
Henry van de Velde
Theodor Veil
Otto Voelckers
Heinrich Vogeler
Fritz Wärndorfer
Wilhelm Wagenfeld
Otto Wagner
Udo Weilacher
Werkbund Werkstatt Nürnberg
Edward Weston
Karl With
Dieter Witte
Georg Wrba
Christoph Zöpel
Berta Zuckerkandl
Die Satzung wurde erstmals am 12. Juli 1908 ergänzt.[7] [8]
Siehe auch
Rat für Formgebung
Neue Sachlichkeit (Fotografie)
Neue Sachlichkeit (Architektur), Moderne (Architektur), Neues Bauen
Quelle - Literatur & Einzelnachweise
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