Die Geschichte der Deutschen in den Vereinigten Staaten
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Die Geschichte der Deutschen in den Vereinigten Staaten
Die Geschichte der Deutschen in den Vereinigten Staaten beginnt im 17. Jahrhundert mit der Gründung der ersten europäischen Kolonie auf dem späteren Staatsgebiet der USA. An der europäischen Besiedelung des nordamerikanischen Festlandes waren Deutsche von Anfang an beteiligt, und bis ins 20. Jahrhundert hinein bildeten sie – noch vor den Juden, Briten, Iren und Italienern – sogar die stärkste Einwanderergruppe. Der größte Teil der deutschen Einwanderer kam in der Zeit zwischen der Deutschen Revolution und dem Ende des Ersten Weltkrieges in den Jahren zwischen 1848 und 1918. Ihren Höhepunkt erreichte die Migration im Jahre 1882, als etwa 250.000 Deutsche einwanderten.
Die deutschen Einwanderer haben das gesellschaftliche, geistige und kulturelle Leben der Vereinigten Staaten, etwa in der Presse und der Religion, in starkem Maße mitgeprägt. Bis ins 20. Jahrhundert waren die Deutschen eine der am besten organisierten und am höchsten angesehenen Einwanderergruppen des Landes, ihre Mitglieder machten zum Teil große wirtschaftliche und gesellschaftliche Karrieren. Im Laufe des 20. Jahrhunderts zerfiel ihre kulturelle Eigenständigkeit jedoch fast vollständig. Hintergrund dieser jähen Assimilation war die Tatsache, dass ihr Herkunftsland mit den USA in diesem Jahrhundert zweimal Krieg geführt hatte. Abgesehen von einigen Minderheiten wie den Texasdeutschen und den Amischen, die Teile ihrer Kultur bis in die Gegenwart bewahrt haben, beschränkt sich die Pflege des kulturellen Erbes bei den meisten Deutschamerikanern heute auf folkloristische Elemente. Der Druck zur Assimilation hat die deutsch-amerikanische Migration jedoch niemals beeinträchtigt, und als Arbeitsmigration von Akademikern besteht sie bis in die Gegenwart fort.
Kolonialzeit (1607–1776)
Deutscher Unterricht in einer Mennonitengemeinde in Pennsylvania (1942)[1]
Vereinzelt befanden sich Deutsche bereits unter den Pionieren, die die britischen Kolonien in Nordamerika mitbegründeten und besiedelten. In größerer Zahl kamen deutsche Einwanderer jedoch erst seit den 1680er Jahren nach Amerika. Ihr Ziel war manchmal Upstate New York (dort u. a. das Mohawk-Tal) oder New Jersey, noch öfter aber Pennsylvania, dessen für seinen Liberalismus bekannter Gründer William Penn in den 1670er Jahren zweimal nach Deutschland kam, um dort für die Besiedelung der Kolonie zu werben. Auch Reiseberichte wie das 1756 veröffentlichte Buch Gottlieb Mittelbergers Reise nach Pennsylvanien im Jahr 1750. und Rückreise nach Teutschland im Jahr 1754[2] regten die Migration an.
Die deutschen Auswanderer verließen ihre Heimat aus unterschiedlichen Gründen. Viele kamen aus wirtschaftlichen Gründen, weil die Landwirtschaft ihnen kein Auskommen mehr ermöglichte. Mennoniten, Amische, Herrnhuter Brüder und Tunker wurden wegen ihres Glaubens verfolgt; wieder anderen drohte eine Einberufung zum Wehrdienst. Die nordamerikanischen Kolonien verhießen bessere wirtschaftliche Bedingungen als Mitteleuropa, insbesondere boten sie die Aussicht auf Landbesitz.[3] Um die Überseepassage, die etwa einem Jahreseinkommen entsprach, zu finanzieren, verpflichteten sich fast 60 % der deutschen Auswanderer als Schuldknechte. Diese wurden oft im Hudson Valley angesiedelt, wo sie, bis sie ihre Schuld abgeleistet hatten, für die britische Krone Teer herstellen oder Hanf anbauen mussten.[4]
Jamestown und Nieuw Nederland
Als erster Deutscher, der sich auf dem späteren Staatsgebiet der Vereinigten Staaten niederließ, gilt der aus Breslau stammende Arzt Dr. Johannes Fleischer, der 1607 mit der ersten Siedlergeneration in der späteren britischen Kolonie Jamestown eintraf, aber bereits im folgenden Jahr starb. Im September 1608 folgten drei deutsche Glaser, die ebenfalls bald ums Leben kamen.
1625 reiste Peter Minuit, der im Herzogtum Kleve geborene Sohn eines Niederländers, im Dienst der Niederländische Westindien-Kompanie in die junge Kolonie Nieuw Nederland (heute: New York), wo er von 1626 bis 1632 das Amt des Generaldirektors ausübte. Die Legende sagt, dass Minuit die Insel Manhattan den Algonkin mit Glasperlen und anderen Kleinigkeiten abgekauft haben soll. Historisch belegt ist dieser Handel nicht.[5]
Deutsche Siedlungen in Pennsylvania
→ Hauptartikel: Ernst Reinhold Schmidt
Germantown
Mennonitenkirche in Germantown (fotografiert um 1903).[1]
Die erste dauerhafte deutsche Siedlung, Germantown, lag in der Province of Pennsylvania. Gegründet wurde der Ort von dem Gelehrten Franz Daniel Pastorius, der hier 1683 gemeinsam mit 13 Familien – Quäkern und Mennoniten – aus dem Krefelder Raum eintraf.[6] Viele dieser Siedler waren Weber.[7] Im Jahre 1688 wurde von vier Einwohnern Germantowns – Franz Daniel Pastorius, Abraham Isacks op den Graeff, Herman Isacks op den Graeff sowie Gerrit Henderich – ausgehend, der erste Protest gegen die Sklaverei in Amerika verfasst.[8] Zwei Jahre später richtete der Deutsche William Rittenhouse am Rande des Ortes die erste Papiermühle auf dem späteren Staatsgebiet der USA ein.[9] 1743 druckte Johann Christoph Sauer in Germantown die ersten Bibeln der Kolonien – in deutscher Sprache.[10]
Einwanderung aus der Pfalz
Eine der bedeutendsten deutschen Auswanderungsregionen war die von Kriegen und religiösen Spannungen besonders heimgesuchte Pfalz. Die ersten Pfälzer, die nach Übersee gingen, waren religiös Verfolgte. So siedelte bereits 1675 eine von Abraham J. Hasbrouck geleitete Gruppe französischer Hugenotten, die in der Pfalz vorübergehend Zuflucht gefunden hatten, am Hudson River und gründeten dort 1677, in Erinnerung an ihre gastfreundliche Zwischenheimat, den Ort New Paltz. Auch in Germantown ließen sich schon im 17. Jahrhundert viele Pfälzer nieder. Eine Massenauswanderung begann jedoch erst nach dem sehr harten Winter von 1708/09; die meisten Betroffenen waren Bauern. Obwohl die britische Königin in der Pfalz für die Besiedelung ihrer Provinz Carolina warb[3], strebte die Mehrzahl der Pfälzer Pennsylvania an. Die Reise führte über Rotterdam und London und war äußerst beschwerlich. Zehntausende von Auswanderungswilligen starben, bevor sie Amerika erreichten; andere wurden zwangsweise in Irland angesiedelt oder mussten aus England nach Deutschland zurückkehren. Dennoch landeten in Philadelphia bis 1727 ca. 15.000 Pfälzer; bis 1775 folgten rund 70.000 weitere.[11]
Während die Pennsylvaniendeutschen zunächst nur die Küstenregion bewohnt hatten, stieg die deutsche Einwanderung nach Pennsylvania von 1727 an deutlich an und das Siedlungsgebiet begann sich über den Susquehanna River hinaus nach Westen auszudehnen.[3] Erst in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts verebbte die pfälzisch-amerikanische Migration allmählich, als sich den Pfälzern alternative Auswanderungsziele im Osten und Südosten Europas erschlossen.[11] Dennoch machten deutsche Einwanderer zum Zeitpunkt des Amerikanischen Unabhängigkeitskrieges ein Drittel der Bevölkerung von Pennsylvania aus.[12] Die Pennsylvaniendeutschen, unter denen neben reformierten und lutherischen Christen viele Mennoniten und Amische waren, führten oft ein abgeschlossenes Leben, sodass ihre Mundart, das aus dem Pfälzischen entstandene Pennsylvania Dutch, sich bis heute weitgehend erhalten hat.
Religiöse Minderheiten
Pennsylvania hatte in der Kolonialzeit eine besonders liberale Verfassung und zog damit Einwanderer an, die in ihrer Heimat aufgrund ihres Glaubens verfolgt oder bedrängt wurden. Das betraf nicht nur die Quäker, deren Versammlungen in England seit 1662 verboten waren, sondern auch viele religiöse Minderheiten im deutschsprachigen Raum.
1731 kamen die ersten Schwenkfeldianer nach Pennsylvania, Angehörige freikirchlicher Gemeinden, die in Schlesien nach der Lehre von Kaspar Schwenckfeld gelebt hatten, schließlich aber unter den Druck der Jesuiten geraten waren. Die Schwenkfelder wanderten in sechs Schüben ein, bis 1737, und siedelten verstreut.[13]
1732 gründete der aus der Gruppe der Schwarzenau Brethren kommende Conrad Beissel im Gebiet des heutigen Lancaster County das Ephrata Cloister, eine halb-klösterliche religiöse Gemeinschaft, die nach urchristlichen Vorstellungen lebte. Am Urchristentum orientiert war die Siedlung Harmony (Pennsylvania), die der aus Württemberg eingewanderte radikale Pietist Johann Georg Rapp im frühen 19. Jahrhundert im Westen von Pennsylvania errichtete.[14]
Herrnhuter Brüder gründeten in Pennsylvania die Orte Nazareth (1740), Bethlehem (1741) und Lititz (1756).
Der Deist Benjamin Franklin sah gerade diese deutschen Siedler als in kultureller Hinsicht gefährlich rückständig an, obwohl er selbst zeitweise als Redakteur einer deutschsprachigen Tageszeitung tätig war. Er bezeichnete sie als religiöse Eiferer und „boors“ (pejorativ: Buren, Bauern). Viele Deutsche in Pennsylvania verweigerten ihren Kindern den Besuch englischsprachiger Schulen. Seit Mitte der 1750er Jahre reagierten Verwaltung und Kirche in Pennsylvanien immer stärker auf diese gefürchtete Tendenz der Deutschen zur Integrationsverweigerung. Sie forderten Zwangsehen, ein Verbot der deutschsprachigen Presse und der deutschen Sprache in der Öffentlichkeit, was von Franklin als überzogen kritisiert wurde.[15] Auch Thomas Jefferson und James Madison fürchteten die Illiberalität der religiösen deutschen Einwanderer und ihrer Prägung durch die undemokratischen absolutistischen Regierungsformen ihrer Heimatländer.[16]
Deutsche Siedlungen in den südlichen Kolonien
Zu den frühesten deutschsprachigen Siedlungen in den südlichen Kolonien zählt der Ort New Bern, der 1710 von einer Gruppe Schweizer und pfälzischer Siedler in der Provinz Carolina gegründet wurde. In der Kolonie Virginia, nahe der heutigen Stadt Culpeper, errichteten 42 Auswanderer aus dem Siegerland im Jahre 1714 eine Siedlung, die den Namen Germanna erhielt. 1717 kamen etwa 80 Auswanderer aus der Pfalz und dem Gebiet von Baden-Württemberg hinzu; später folgten weitere. Die Bewohner von Germanna waren Schuldknechte, die für den Gouverneur Alexander Spotswood nach Silber und Eisen gruben; die meisten von ihnen verließen den Ort im folgenden Jahrzehnt und zogen weiter süd- oder westwärts.[17]
In der französischen Kolonie Louisiana siedelte John Law für die Compagnie di Mississippi im Jahre 1721 deutschsprachige Auswanderer aus dem Elsass, Lothringen und der Schweiz an, die nach dem Bankrott des Unternehmens (1721) unabhängige Landbesitzer wurden. Die Zeitgenossen bezeichneten diese bei New Orleans gelegene Region als German Coast oder französisch als Côte des Allemands.[18]
In der Provinz Georgia landeten ab 1734 Protestanten, die aus dem katholischen Fürsterzbistum Salzburg vertrieben worden waren.[19]
Auf dem Gebiet der heutigen Stadt Winston-Salem in North Carolina gründeten 15 aus Deutschland eingewanderte Herrnhuter Brüder im Jahre 1753 die Siedlung Bethabara.[20]
Deutsche Siedlungen in Neuengland
1742–1753 landeten vier Schiffe mit deutschsprachigen Einwanderern in Neuengland. Die meisten dieser fast 1.000 Menschen ließen sich in Broad Bay nieder, auf dem Gebiet der heutigen Stadt Waldoboro in Maine. Nach Angriffen durch Indianer zogen viele weiter nach Boston, Nova Scotia oder North Carolina. Andere blieben und wandten sich der Fischerei oder dem Schiffbau zu.[21]
Landwirtschaft
Die deutschen Migranten, die ins koloniale Nordamerika kamen, übten eine Vielzahl von Berufen aus. Viele waren Handwerker oder Kaufleute, die meisten jedoch Bauern. Das Siedeln in den britischen Kolonien bedeutete für sie vor allem das Urbarmachen von Wäldern. Nachdem der Homestead Act von 1862 einen Anreiz zur Besiedelung der landwirtschaftlich bis dahin noch unerschlossenen Great Plains schuf, gingen viele Einwanderer in den Mittleren Westen, wo sie Mais anbauten, der in Deutschland in dieser Zeit noch wenig üblich war. Die meisten aus Deutschland eingewanderten Landwirte betrieben jedoch Milchwirtschaft und ließen sich bevorzugt in der Nähe größerer Städte nieder, in denen sie ihre Produkte absetzen konnten.[7]
Unabhängigkeitskrieg (1775–1783)
→ Hauptartikel: Deutsche Beteiligung am Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg
Im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg – zu diesem Zeitpunkt lebten in den Kolonien geschätzte 225.000 bis 250.000 Deutsche[22] – waren deutsche Soldaten auf beiden Seiten beteiligt. Der größere Teil davon kämpfte an der Seite der Briten. Dies waren Subsidienregimenter, die die Briten aus verschiedenen deutschen Fürstentümern angemietet hatten. Allein Hessen-Kassel entsandte mehr als 12.000 Soldaten; insgesamt stellten die deutschen Fürstentümer der britischen Krone fast 30.000 Soldaten zur Verfügung.[23] Eine kleine Anzahl deutscher Berufssoldaten, darunter der Preuße Friedrich Wilhelm von Steuben, reiste an den Kriegsschauplatz, um die Armee George Washingtons gegen die Briten zu unterstützen. Proviantmeister der Unabhängigkeitsarmee war seit 1777 der aus Gießen gebürtige Bäcker Christoph Ludwig. Im Jahr darauf übernahm der ehemalige preußische Major Bartholomäus von Heer die unabhängige berittene Truppe und Leibwache von George Washington.[22]
Die deutschen Siedler sympathisierten – wie andere Bevölkerungsgruppen auch – teils mit den amerikanischen Rebellen, teils mit den Briten. Das im Januar 1776 aufgestellte, als „German Regiment“ bekannte 8. Virginia-Regiment rekrutierte sich aus deutschen Einwanderern aus Pennsylvania und Maryland.[22] Überwiegend aus deutschen Soldaten bestand das „Royal Deux-Ponts“, ein französisches Fremdenregiment, das an der Seite der Amerikaner u. a. in der Schlacht von Yorktown (1781) kämpfte.
Nach der Gründung der Vereinigten Staaten
Die Muhlenberg-Legende
→ Hauptartikel: Muhlenberg-Legende
Am 9. Januar 1794 reichte eine Gruppe deutscher Einwanderer beim US-Repräsentantenhaus eine Petition ein, in der sie die Veröffentlichung von Gesetzestexten in deutscher Übersetzung forderten. Der Antrag wurde mit knapper Mehrheit abgelehnt. Fast ein halbes Jahrhundert später, um 1840, wurde dieser Vorfall Ausgangspunkt einer noch bis heute verbreiteten Legende, die besagt, dass im Repräsentantenhaus damals darüber abgestimmt worden sei, Deutsch in den USA als Amtssprache einzuführen.[24]
Jüdische Einwanderung
An Bord des Auswandererschiffes Samuel Hop. Idealisierende Zeichnung aus dem Jahre 1850.
Im Zeitraum von 1830 bis 1870 kam es zu einer Auswanderungswelle deutscher Juden. Die meisten davon erreichten die USA in den 1840er und 1850er Jahren. In Preußen und Bayern, wo Juden keine vollen Bürgerrechte besaßen, begann die Auswanderung sogar schon um 1830. In den 1840er Jahren folgte Württemberg, und nach der gescheiterten Deutschen Revolution von 1848/49 verließen gebildete Juden auch andere deutsche Staaten, wo sie aufgrund diskriminierender Gesetze keine verantwortungsvollen Positionen erlangen konnten. Unter den jüdischen deutschen Auswanderern befanden sich Persönlichkeiten wie Abraham Jacobi, der 1860 das erste Kinderkrankenhaus der USA eröffnete, und Emil Berliner, der Erfinder der Schallplatte und des Grammophons.
Weiter geht es in Teil 2
Die deutschen Einwanderer haben das gesellschaftliche, geistige und kulturelle Leben der Vereinigten Staaten, etwa in der Presse und der Religion, in starkem Maße mitgeprägt. Bis ins 20. Jahrhundert waren die Deutschen eine der am besten organisierten und am höchsten angesehenen Einwanderergruppen des Landes, ihre Mitglieder machten zum Teil große wirtschaftliche und gesellschaftliche Karrieren. Im Laufe des 20. Jahrhunderts zerfiel ihre kulturelle Eigenständigkeit jedoch fast vollständig. Hintergrund dieser jähen Assimilation war die Tatsache, dass ihr Herkunftsland mit den USA in diesem Jahrhundert zweimal Krieg geführt hatte. Abgesehen von einigen Minderheiten wie den Texasdeutschen und den Amischen, die Teile ihrer Kultur bis in die Gegenwart bewahrt haben, beschränkt sich die Pflege des kulturellen Erbes bei den meisten Deutschamerikanern heute auf folkloristische Elemente. Der Druck zur Assimilation hat die deutsch-amerikanische Migration jedoch niemals beeinträchtigt, und als Arbeitsmigration von Akademikern besteht sie bis in die Gegenwart fort.
Kolonialzeit (1607–1776)
Deutscher Unterricht in einer Mennonitengemeinde in Pennsylvania (1942)[1]
Vereinzelt befanden sich Deutsche bereits unter den Pionieren, die die britischen Kolonien in Nordamerika mitbegründeten und besiedelten. In größerer Zahl kamen deutsche Einwanderer jedoch erst seit den 1680er Jahren nach Amerika. Ihr Ziel war manchmal Upstate New York (dort u. a. das Mohawk-Tal) oder New Jersey, noch öfter aber Pennsylvania, dessen für seinen Liberalismus bekannter Gründer William Penn in den 1670er Jahren zweimal nach Deutschland kam, um dort für die Besiedelung der Kolonie zu werben. Auch Reiseberichte wie das 1756 veröffentlichte Buch Gottlieb Mittelbergers Reise nach Pennsylvanien im Jahr 1750. und Rückreise nach Teutschland im Jahr 1754[2] regten die Migration an.
Die deutschen Auswanderer verließen ihre Heimat aus unterschiedlichen Gründen. Viele kamen aus wirtschaftlichen Gründen, weil die Landwirtschaft ihnen kein Auskommen mehr ermöglichte. Mennoniten, Amische, Herrnhuter Brüder und Tunker wurden wegen ihres Glaubens verfolgt; wieder anderen drohte eine Einberufung zum Wehrdienst. Die nordamerikanischen Kolonien verhießen bessere wirtschaftliche Bedingungen als Mitteleuropa, insbesondere boten sie die Aussicht auf Landbesitz.[3] Um die Überseepassage, die etwa einem Jahreseinkommen entsprach, zu finanzieren, verpflichteten sich fast 60 % der deutschen Auswanderer als Schuldknechte. Diese wurden oft im Hudson Valley angesiedelt, wo sie, bis sie ihre Schuld abgeleistet hatten, für die britische Krone Teer herstellen oder Hanf anbauen mussten.[4]
Jamestown und Nieuw Nederland
Als erster Deutscher, der sich auf dem späteren Staatsgebiet der Vereinigten Staaten niederließ, gilt der aus Breslau stammende Arzt Dr. Johannes Fleischer, der 1607 mit der ersten Siedlergeneration in der späteren britischen Kolonie Jamestown eintraf, aber bereits im folgenden Jahr starb. Im September 1608 folgten drei deutsche Glaser, die ebenfalls bald ums Leben kamen.
1625 reiste Peter Minuit, der im Herzogtum Kleve geborene Sohn eines Niederländers, im Dienst der Niederländische Westindien-Kompanie in die junge Kolonie Nieuw Nederland (heute: New York), wo er von 1626 bis 1632 das Amt des Generaldirektors ausübte. Die Legende sagt, dass Minuit die Insel Manhattan den Algonkin mit Glasperlen und anderen Kleinigkeiten abgekauft haben soll. Historisch belegt ist dieser Handel nicht.[5]
Deutsche Siedlungen in Pennsylvania
→ Hauptartikel: Ernst Reinhold Schmidt
Germantown
Mennonitenkirche in Germantown (fotografiert um 1903).[1]
Die erste dauerhafte deutsche Siedlung, Germantown, lag in der Province of Pennsylvania. Gegründet wurde der Ort von dem Gelehrten Franz Daniel Pastorius, der hier 1683 gemeinsam mit 13 Familien – Quäkern und Mennoniten – aus dem Krefelder Raum eintraf.[6] Viele dieser Siedler waren Weber.[7] Im Jahre 1688 wurde von vier Einwohnern Germantowns – Franz Daniel Pastorius, Abraham Isacks op den Graeff, Herman Isacks op den Graeff sowie Gerrit Henderich – ausgehend, der erste Protest gegen die Sklaverei in Amerika verfasst.[8] Zwei Jahre später richtete der Deutsche William Rittenhouse am Rande des Ortes die erste Papiermühle auf dem späteren Staatsgebiet der USA ein.[9] 1743 druckte Johann Christoph Sauer in Germantown die ersten Bibeln der Kolonien – in deutscher Sprache.[10]
Einwanderung aus der Pfalz
Eine der bedeutendsten deutschen Auswanderungsregionen war die von Kriegen und religiösen Spannungen besonders heimgesuchte Pfalz. Die ersten Pfälzer, die nach Übersee gingen, waren religiös Verfolgte. So siedelte bereits 1675 eine von Abraham J. Hasbrouck geleitete Gruppe französischer Hugenotten, die in der Pfalz vorübergehend Zuflucht gefunden hatten, am Hudson River und gründeten dort 1677, in Erinnerung an ihre gastfreundliche Zwischenheimat, den Ort New Paltz. Auch in Germantown ließen sich schon im 17. Jahrhundert viele Pfälzer nieder. Eine Massenauswanderung begann jedoch erst nach dem sehr harten Winter von 1708/09; die meisten Betroffenen waren Bauern. Obwohl die britische Königin in der Pfalz für die Besiedelung ihrer Provinz Carolina warb[3], strebte die Mehrzahl der Pfälzer Pennsylvania an. Die Reise führte über Rotterdam und London und war äußerst beschwerlich. Zehntausende von Auswanderungswilligen starben, bevor sie Amerika erreichten; andere wurden zwangsweise in Irland angesiedelt oder mussten aus England nach Deutschland zurückkehren. Dennoch landeten in Philadelphia bis 1727 ca. 15.000 Pfälzer; bis 1775 folgten rund 70.000 weitere.[11]
Während die Pennsylvaniendeutschen zunächst nur die Küstenregion bewohnt hatten, stieg die deutsche Einwanderung nach Pennsylvania von 1727 an deutlich an und das Siedlungsgebiet begann sich über den Susquehanna River hinaus nach Westen auszudehnen.[3] Erst in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts verebbte die pfälzisch-amerikanische Migration allmählich, als sich den Pfälzern alternative Auswanderungsziele im Osten und Südosten Europas erschlossen.[11] Dennoch machten deutsche Einwanderer zum Zeitpunkt des Amerikanischen Unabhängigkeitskrieges ein Drittel der Bevölkerung von Pennsylvania aus.[12] Die Pennsylvaniendeutschen, unter denen neben reformierten und lutherischen Christen viele Mennoniten und Amische waren, führten oft ein abgeschlossenes Leben, sodass ihre Mundart, das aus dem Pfälzischen entstandene Pennsylvania Dutch, sich bis heute weitgehend erhalten hat.
Religiöse Minderheiten
Pennsylvania hatte in der Kolonialzeit eine besonders liberale Verfassung und zog damit Einwanderer an, die in ihrer Heimat aufgrund ihres Glaubens verfolgt oder bedrängt wurden. Das betraf nicht nur die Quäker, deren Versammlungen in England seit 1662 verboten waren, sondern auch viele religiöse Minderheiten im deutschsprachigen Raum.
1731 kamen die ersten Schwenkfeldianer nach Pennsylvania, Angehörige freikirchlicher Gemeinden, die in Schlesien nach der Lehre von Kaspar Schwenckfeld gelebt hatten, schließlich aber unter den Druck der Jesuiten geraten waren. Die Schwenkfelder wanderten in sechs Schüben ein, bis 1737, und siedelten verstreut.[13]
1732 gründete der aus der Gruppe der Schwarzenau Brethren kommende Conrad Beissel im Gebiet des heutigen Lancaster County das Ephrata Cloister, eine halb-klösterliche religiöse Gemeinschaft, die nach urchristlichen Vorstellungen lebte. Am Urchristentum orientiert war die Siedlung Harmony (Pennsylvania), die der aus Württemberg eingewanderte radikale Pietist Johann Georg Rapp im frühen 19. Jahrhundert im Westen von Pennsylvania errichtete.[14]
Herrnhuter Brüder gründeten in Pennsylvania die Orte Nazareth (1740), Bethlehem (1741) und Lititz (1756).
Der Deist Benjamin Franklin sah gerade diese deutschen Siedler als in kultureller Hinsicht gefährlich rückständig an, obwohl er selbst zeitweise als Redakteur einer deutschsprachigen Tageszeitung tätig war. Er bezeichnete sie als religiöse Eiferer und „boors“ (pejorativ: Buren, Bauern). Viele Deutsche in Pennsylvania verweigerten ihren Kindern den Besuch englischsprachiger Schulen. Seit Mitte der 1750er Jahre reagierten Verwaltung und Kirche in Pennsylvanien immer stärker auf diese gefürchtete Tendenz der Deutschen zur Integrationsverweigerung. Sie forderten Zwangsehen, ein Verbot der deutschsprachigen Presse und der deutschen Sprache in der Öffentlichkeit, was von Franklin als überzogen kritisiert wurde.[15] Auch Thomas Jefferson und James Madison fürchteten die Illiberalität der religiösen deutschen Einwanderer und ihrer Prägung durch die undemokratischen absolutistischen Regierungsformen ihrer Heimatländer.[16]
Deutsche Siedlungen in den südlichen Kolonien
Zu den frühesten deutschsprachigen Siedlungen in den südlichen Kolonien zählt der Ort New Bern, der 1710 von einer Gruppe Schweizer und pfälzischer Siedler in der Provinz Carolina gegründet wurde. In der Kolonie Virginia, nahe der heutigen Stadt Culpeper, errichteten 42 Auswanderer aus dem Siegerland im Jahre 1714 eine Siedlung, die den Namen Germanna erhielt. 1717 kamen etwa 80 Auswanderer aus der Pfalz und dem Gebiet von Baden-Württemberg hinzu; später folgten weitere. Die Bewohner von Germanna waren Schuldknechte, die für den Gouverneur Alexander Spotswood nach Silber und Eisen gruben; die meisten von ihnen verließen den Ort im folgenden Jahrzehnt und zogen weiter süd- oder westwärts.[17]
In der französischen Kolonie Louisiana siedelte John Law für die Compagnie di Mississippi im Jahre 1721 deutschsprachige Auswanderer aus dem Elsass, Lothringen und der Schweiz an, die nach dem Bankrott des Unternehmens (1721) unabhängige Landbesitzer wurden. Die Zeitgenossen bezeichneten diese bei New Orleans gelegene Region als German Coast oder französisch als Côte des Allemands.[18]
In der Provinz Georgia landeten ab 1734 Protestanten, die aus dem katholischen Fürsterzbistum Salzburg vertrieben worden waren.[19]
Auf dem Gebiet der heutigen Stadt Winston-Salem in North Carolina gründeten 15 aus Deutschland eingewanderte Herrnhuter Brüder im Jahre 1753 die Siedlung Bethabara.[20]
Deutsche Siedlungen in Neuengland
1742–1753 landeten vier Schiffe mit deutschsprachigen Einwanderern in Neuengland. Die meisten dieser fast 1.000 Menschen ließen sich in Broad Bay nieder, auf dem Gebiet der heutigen Stadt Waldoboro in Maine. Nach Angriffen durch Indianer zogen viele weiter nach Boston, Nova Scotia oder North Carolina. Andere blieben und wandten sich der Fischerei oder dem Schiffbau zu.[21]
Landwirtschaft
Die deutschen Migranten, die ins koloniale Nordamerika kamen, übten eine Vielzahl von Berufen aus. Viele waren Handwerker oder Kaufleute, die meisten jedoch Bauern. Das Siedeln in den britischen Kolonien bedeutete für sie vor allem das Urbarmachen von Wäldern. Nachdem der Homestead Act von 1862 einen Anreiz zur Besiedelung der landwirtschaftlich bis dahin noch unerschlossenen Great Plains schuf, gingen viele Einwanderer in den Mittleren Westen, wo sie Mais anbauten, der in Deutschland in dieser Zeit noch wenig üblich war. Die meisten aus Deutschland eingewanderten Landwirte betrieben jedoch Milchwirtschaft und ließen sich bevorzugt in der Nähe größerer Städte nieder, in denen sie ihre Produkte absetzen konnten.[7]
Unabhängigkeitskrieg (1775–1783)
→ Hauptartikel: Deutsche Beteiligung am Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg
Im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg – zu diesem Zeitpunkt lebten in den Kolonien geschätzte 225.000 bis 250.000 Deutsche[22] – waren deutsche Soldaten auf beiden Seiten beteiligt. Der größere Teil davon kämpfte an der Seite der Briten. Dies waren Subsidienregimenter, die die Briten aus verschiedenen deutschen Fürstentümern angemietet hatten. Allein Hessen-Kassel entsandte mehr als 12.000 Soldaten; insgesamt stellten die deutschen Fürstentümer der britischen Krone fast 30.000 Soldaten zur Verfügung.[23] Eine kleine Anzahl deutscher Berufssoldaten, darunter der Preuße Friedrich Wilhelm von Steuben, reiste an den Kriegsschauplatz, um die Armee George Washingtons gegen die Briten zu unterstützen. Proviantmeister der Unabhängigkeitsarmee war seit 1777 der aus Gießen gebürtige Bäcker Christoph Ludwig. Im Jahr darauf übernahm der ehemalige preußische Major Bartholomäus von Heer die unabhängige berittene Truppe und Leibwache von George Washington.[22]
Die deutschen Siedler sympathisierten – wie andere Bevölkerungsgruppen auch – teils mit den amerikanischen Rebellen, teils mit den Briten. Das im Januar 1776 aufgestellte, als „German Regiment“ bekannte 8. Virginia-Regiment rekrutierte sich aus deutschen Einwanderern aus Pennsylvania und Maryland.[22] Überwiegend aus deutschen Soldaten bestand das „Royal Deux-Ponts“, ein französisches Fremdenregiment, das an der Seite der Amerikaner u. a. in der Schlacht von Yorktown (1781) kämpfte.
Nach der Gründung der Vereinigten Staaten
Die Muhlenberg-Legende
→ Hauptartikel: Muhlenberg-Legende
Am 9. Januar 1794 reichte eine Gruppe deutscher Einwanderer beim US-Repräsentantenhaus eine Petition ein, in der sie die Veröffentlichung von Gesetzestexten in deutscher Übersetzung forderten. Der Antrag wurde mit knapper Mehrheit abgelehnt. Fast ein halbes Jahrhundert später, um 1840, wurde dieser Vorfall Ausgangspunkt einer noch bis heute verbreiteten Legende, die besagt, dass im Repräsentantenhaus damals darüber abgestimmt worden sei, Deutsch in den USA als Amtssprache einzuführen.[24]
Jüdische Einwanderung
An Bord des Auswandererschiffes Samuel Hop. Idealisierende Zeichnung aus dem Jahre 1850.
Im Zeitraum von 1830 bis 1870 kam es zu einer Auswanderungswelle deutscher Juden. Die meisten davon erreichten die USA in den 1840er und 1850er Jahren. In Preußen und Bayern, wo Juden keine vollen Bürgerrechte besaßen, begann die Auswanderung sogar schon um 1830. In den 1840er Jahren folgte Württemberg, und nach der gescheiterten Deutschen Revolution von 1848/49 verließen gebildete Juden auch andere deutsche Staaten, wo sie aufgrund diskriminierender Gesetze keine verantwortungsvollen Positionen erlangen konnten. Unter den jüdischen deutschen Auswanderern befanden sich Persönlichkeiten wie Abraham Jacobi, der 1860 das erste Kinderkrankenhaus der USA eröffnete, und Emil Berliner, der Erfinder der Schallplatte und des Grammophons.
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Teil 2
Die Forty-Eighters
→ Hauptartikel: Forty-Eighters
Nach der Niederschlagung der Märzrevolution von 1848/49 mussten viele Intellektuelle und Bürgerrechtskämpfer Deutschland verlassen. Ein Großteil dieser Exilanten fand in den Vereinigten Staaten, wo sie als Forty-Eighters bezeichnet wurden, dauerhaft Zuflucht. Viele von ihnen führten ihr politisches und soziales Engagement in der neuen Heimat fort, unterstützten 1860 Abraham Lincolns Wahl zum Präsidenten und traten, wie Franz Sigel und Friedrich Hecker, während des Sezessionskrieges freiwillig der Armee der Nordstaaten bei.
Der Mittlere Westen
Die deutsche Bevölkerung in den Vereinigten Staaten im Jahre 1872.
Im 19. Jahrhundert ließen zunehmend viele deutsche Einwanderer sich im wirtschaftlich aufstrebenden Mittleren Westen nieder. Bereits seit 1834 führte die Gießener Auswanderungsgesellschaft Hunderte von deutschen Auswanderern nach Missouri, wo die geplante Gründung einer deutschen Kolonie scheiterte. Viele davon waren so genannte Dreißiger – Studenten und Intellektuelle, die sich in den Freiheitskämpfen der 1830er Jahre (Hambacher Fest, Frankfurter Wachensturm) engagiert hatten und nach deren Scheitern fliehen mussten. Gustav Körner, einer dieser „Dreißiger“, wurde 1842 Mitglied des US-Repräsentantenhauses und 1853 Vizegouverneur von Illinois. Angeregt hatte die Auswanderungsbewegung in den Mittleren Westen unter anderem Gottfried Duden, dessen 1829 veröffentlichter Bericht über eine Reise nach den westlichen Staaten Nordamerikas und einen mehrjährigen Aufenthalt am Missouri in den Jahren 1824 bis 1827 in Deutschland sehr populär war. Die Region zwischen Cincinnati, Milwaukee und St. Louis wurde bald als German Triangle („deutsches Dreieck“) oder German Belt („deutscher Gürtel“) bezeichnet. In Milwaukee betrug der deutschstämmige Bevölkerungsanteil im Jahre 1890 69 %[25]; Cincinnati hatte im frühen 20. Jahrhundert einen deutschen Einwohneranteil von 60 %.[26]
Wie in Pennsylvania gehörten im Mittleren Westen viele deutsche Einwanderer religiösen Gruppen an, die in Europa nicht geduldet wurden. Ein Beispiel dafür bilden die Inspirierten, Mitglieder einer freikirchliche Bewegung, die aus dem radikalen Pietismus hervorgegangen ist. 800 von ihnen wanderten in die USA aus und gründeten 1843 bei Buffalo, New York eine nach urchristlichen Prinzipien lebende Gemeinschaft; 1854 zogen sie weiter nach Iowa und gründeten dort die Amana Colonies. Manche – vor allem katholische – deutsche Siedlergemeinschaften im Mittleren Westen haben ihre kulturelle Identität bis heute aufrechterhalten, etwa in Stearns County (Minnesota), Dubois County (Indiana) und Effingham County (Illinois).[27]
1847 gründeten Vertreter der lutherischen Glaubensgemeinschaft, die ausgewandert waren, weil sie in ihrer Heimat Sachsen Repressalien erlitten hatten, die Lutheran Church – Missouri Synod, die heute die zweitgrößte lutherische Kirche in den Vereinigten Staaten ist.[28]
Texas-Deutsche
Deutsche Einwanderer auf dem Weg nach Neu-Braunfels. Zeichnung aus dem Jahre 1844.
Als erster deutscher Siedler in Texas gilt Friedrich Ernst, der seine Heimat Oldenburg verließ, weil er dort strafrechtlich verfolgt wurde. Er ließ sich 1831 in Texas nieder, das damals noch zu Mexiko gehörte und unerschlossene Wildnis war. Zwischen 1844 und 1847 gelangten mehrere Tausend Deutsche nach Texas, als der Mainzer Adelsverein, ein von Mitgliedern des Hochadels betriebenes Auswanderungsunternehmen, dort eine deutsche Kolonie einzurichten versuchte. Dies führte u. a. zur Gründung der Orte New Braunfels (1845) und Fredericksburg (1846). Nur sehr kurzen Bestand hatte eine nach der Schriftstellerin benannte Bettina-Siedlung, die eine Gruppe Intellektueller aus Gießen 1847 im heutigen Llano County gründete, um dort ihre Vorstellungen von Kommunismus zu verwirklichen.[29] Der Farmer und Dichter Johannes Romberg gründete 1857 den ersten literarischen Verein in Texas, die „Prärieblume“. 1870 sprach ein Drittel der Einwohner von San Antonio deutsch.[30] Manche Nachkommen der deutsch-texanischen Einwanderer sprechen noch heute einen als Texasdeutsch bekannten Dialekt.
1875/1876 kam es in Mason County zu Spannungen zwischen englisch- und deutschstämmigen Siedlern, die in Gewalt und Lynchjustiz gipfelten. Hintergrund dieser Vorkommnisse, die als Mason County War bzw. Hoodoo War bekannt geworden sind, war die notorische Loyalität der Deutschen gegenüber der Union.[31]
Sezessionskrieg
→ Hauptartikel: Deutsche im Sezessionskrieg
Als 1861 der Amerikanische Bürgerkrieg begann, gab es in den USA mehr als 1,3 Millionen Deutsche. Mehr als 80 % davon lebten in den Nordstaaten und ergriffen Partei für die Union. Dabei spielte eine Rolle, dass viele dieser Deutschen, darunter besonders die Forty-Eighters, als überzeugte Demokraten dem Abolitionismus nahestanden und sich schon früh für die Abschaffung der Sklaverei eingesetzt hatten. Andere traten als Soldaten und Offiziere in die Unionsarmee ein, wie z. B. Franz Sigel, der als Oberst das 3. Missouri Infanterieregiment, ein fast nur aus Deutschen bestehendes Freiwilligenregiment, befehligte. Auch Carl Schurz schloss sich der Unionsarmee an und wurde Generalmajor und Divisionskommandeur.[32] Der Anteil der Deutschamerikaner in der Unionsarmee betrug 23,4 % bzw. 516.000 Mann; 210.000 davon waren in Deutschland geboren.[33]
Eine Sonderrolle spielten die deutschen Einwanderer in Kentucky, von denen einige am 10. Oktober 1861 ein First German Kentucky Regiment bildeten, das auf der Seite der Konföderation kämpfte.[34]
Die großen Einwanderungsbewegungen
Eine deutsche Siedlerfamilie in den 1880er Jahren im Grenzland von Nebraska
Massenmigration als Folge der Industrialisierung
Im 19. Jahrhundert wurde die deutsch-amerikanische Migration zu einer Massenbewegung. Wichtigster Push-Faktor war die Umwandlung der bis dahin landwirtschaftlich geprägten deutschen Staaten in Industriegesellschaften, ein Vorgang, der zu massivem Bevölkerungswachstum, zur Verstädterung und zur Verarmung breiter Bevölkerungsschichten führte. Zu einer Pauperisierung kam es insbesondere im Südwesten, wo sich unter den veränderten Bedingungen die Tradition der Realteilung als Lebensgrundlagen vernichtend erwies. Zwischen 1820 und 1920 wanderten aus den deutschen Staaten fast 6 Mio. Menschen aus. Ein kleiner Teil davon ging nach Brasilien, Kanada oder Australien, mehr als 5,5 Mio. wählten jedoch die Vereinigten Staaten.[35][36] Gefördert wurde die Auswanderung durch Kettenmigration, gesunkene Überfahrtkosten – an die Stelle der Segelschiffe traten seit der Mitte des 19. Jahrhunderts Dampfschiffe – und durch verbesserte Kommunikation, z. B. Werbung durch Reedereien.[35][37] Wichtige Pull-Faktoren waren die boomende Wirtschaft der USA und die Möglichkeit zu kostenlosem Landerwerb.
Migrationsrouten
→ Hauptartikel: Nordatlantik
Ein regelmäßiger Liniendienst von Deutschland in die Vereinigten Staaten entstand erst spät. Robert Miles Sloman war 1836 der erste Reeder, der eine regelmäßige Schiffsverbindung zwischen Hamburg und New York City einrichtete. Noch in den 1840er Jahren schifften sich mehr als drei Viertel der deutschen USA-Auswanderer nicht in einem deutschen Hafen, sondern in Le Havre, Antwerpen, Rotterdam oder London ein.[38] In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde der Hafen von Bremen (Bremerhaven) die bedeutendste Zwischenstation für deutsche Auswanderer. In Bremen waren die Rechte der Auswanderer schon seit 1832 ausdrücklich geschützt, während im Hamburger Hafen, dem größten deutschen Hafen Restriktionen bestanden, die Auswanderungswillige oftmals fernhielten. Nachdem diese Restriktionen 1837 aufgehoben wurden, konnte Hamburg den Bremer Vorsprung nicht mehr einholen.[39]
Die Kontaktaufnahme zwischen Auswanderern und Schifffahrtsunternehmen erfolgte lange vor der Ankunft im Ausreisehafen. Die Reedereien arbeiteten mit Expedienten und Maklern zusammen, die wiederum Agenten in die Auswanderungsgebiete entsandten, um dort vor Ort Schiffspassagen zu verkaufen.[40] Den meist langen Weg zum Einschiffungshafen legten die Auswanderer zu Fuß und später mit der Bahn zurück. Hamburg war seit 1842, Bremen seit 1847, Bremerhaven seit 1862 ans Eisenbahnnetz angeschlossen. Nach einer oft mehrwöchigen Wartezeit in Bremen oder Hamburg gingen die Auswanderer an Bord. Die größten Schifffahrtsunternehmen, die Auswanderer in die Vereinigten Staaten brachten, waren die Ocean Steam Navigation Company (1847–1857), der Norddeutsche Lloyd (seit 1857) und die HAPAG (seit 1847).
Die Überfahrt dauerte mit dem Segelschiff bei günstigen Winden 35-42 Tage. Die Ernährungslage und die sanitären Bedingungen an Bord waren unmenschlich; 10 Prozent der meist armen und oft kranken Auswanderer überlebten die Fahrt nicht. Diese Lage besserte sich erst, als die Reedereien die Verköstigung der Passagiere nicht mehr diesen selbst überließen, und die Überfahrt durch die Einführung von Dampfschiffen auf 13–19 Tage verkürzt werden konnte. Die Passage kostete im Jahre 1879 auf dem Zwischendeck 120 Mark.[41]
Die Einreise in die Vereinigten Staaten war zunächst wenig formalisiert. Von 1855 an erfolgte sie für deutsche Einwanderer regelmäßig im Emigrant Landing Depot des Bundesstaates New York (Castle Clinton) und von 1892 bis 1954 in der Bundes-Einwanderungsstation auf Ellis Island. Gesetze, die die Einwanderung beschränkten, traten jedoch erstmals 1875 in Kraft und betrafen deutsche Migranten zunächst selten.
Blütezeit der deutsch-amerikanischen Kultur
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts waren die Deutschen eine der am höchsten organisierten, am stärksten sichtbaren und am höchsten angesehenen Einwanderergruppen der Vereinigten Staaten.[42]
Unternehmer
John Jacob Astor. Der Pelzhändler und New Yorker Immobilienhändler war der erste Millionär der Vereinigten Staaten.
Ein berühmter deutscher USA-Einwanderer war der aus einer armen kurpfälzischen Familie stammende John Jacob Astor, der 1784 als junger Mann in die USA kam, Kaufmann wurde und im frühen 19. Jahrhundert zum bedeutendsten Pelzhändler des Landes aufstieg. In den 1830er Jahren zog er sich aus dem Pelzgeschäft zurück und investierte in Manhattan, das sich gerade zur Großstadt zu entwickeln begann, in Immobilien. Zum Zeitpunkt seines Todes im Jahre 1848 war Astor der reichste Mann in den Vereinigten Staaten. Der Chemiker Karl Pfizer, einer der „Achtundvierziger“, gründete in Brooklyn 1849 Pfizer, das heute weltweit größte Pharmaunternehmen. Die Brüder Studebaker, deren Vater ein Hufschmied und Wagenbauer aus Solingen war, gründeten 1852 die gleichnamigen Automobilwerke. Ein Jahr darauf gründete der aus Bayern eingewanderte Levi Strauss, der als Erfinder der Jeans gilt, das nach ihm benannte Textilunternehmen. Zur selben Zeit gründete der Goslarer Orgelbauer Heinrich Steinweg in New York City die späteren Klavierwerke Steinway & Sons. Weitere deutsche Einwanderer, die in den USA erfolgreiche Unternehmer wurden, waren der Fabrikant John Jacob Bausch (Bausch & Lomb), der Zuckerfabrikant Claus Spreckels, der „Kupferkönig“ Adolph Lewisohn, die Kaufleute Isidor und Nathan Straus (Macy’s), Henry Villard (Northern Pacific Railroad) und kurz vor dem Ersten Weltkrieg der Pharmaunternehmer Max Kade.
John D. Rockefeller, dessen Vorfahren im 18. Jahrhundert aus der Grafschaft Wied nach Germantown ausgewandert waren, ging in den 1850er Jahren ins beginnende Erdölgeschäft. Um 1912 wurde er durch Investitionen im amerikanischen Aktienmarkt zum reichsten Menschen seiner Zeit.
Brauereiwesen
Eine nahezu monopolistische Vorrangstellung hatten eingewanderte deutsche Unternehmer in der amerikanischen Bierindustrie. Viele der Brauereien, die im 19. Jahrhundert von deutschen Einwanderern gegründet worden sind, spielen in den USA noch heute eine marktbeherrschende Rolle, z. B. Yuengling (Pottsville, Pennsylvania, 1829), Anheuser-Busch (St. Louis, 1852), Joseph Schlitz Brewing Company (Milwaukee, 1858) und Coors (Golden, Colorado, 1873).
Bier galt in der deutschamerikanischen Gemeinschaft als grundlegendes Lebensmittel, und den Volstead Act, mit dem am 28. Oktober 1919 die Prohibition in Kraft trat, empfanden viele Deutschamerikaner als anti-deutsche Maßnahme.[43]
Bankwesen
Der im fränkischen Baiersdorf geborene Joseph Seligman (1819–1880) kam als junger Mann nach New York und investierte als Bankier unter anderem in den Aufbau des Eisenbahnnetzes.
Zu den Bereichen, in denen deutsche USA-Auswanderer besonders erfolgreich waren, zählt das Bankwesen. Bereits 1816 gründete der Deutsch-Amerikaner John Jacob Astor zusammen mit anderen Investoren die Second Bank of the United States und war bis 1819 Leiter der New Yorker Niederlassung der Bank.[44] 1846 gründeten die Brüder Joseph und James Seligman in New York City die noch heute bestehende Investmentbank J. & W. Seligman & Co. Salomon Loeb und Abraham Kuhn gründeten 1867 das Bankunternehmen Kuhn, Loeb & Co., dessen Leitung 1885 Jakob Heinrich Schiff übernahm und in das später Otto Hermann Kahn und Paul Moritz Warburg einstiegen. Marcus Goldman gründete 1869 die Investmentbank Goldman Sachs, die 1893 mit der von Elkan Naumburg gegründeten Naumburg & Co. erbitterte Konkurrenz erhielt. Der aus Frankfurt stammende Jules Bache übernahm 1892 die Leitung des Börsenmaklergeschäfts Bache & Co. und machte es zum zweitbedeutendsten des Landes (nach Merrill Lynch). James Warburg, ein Sohn von Paul Moritz Warburg, wurde ebenfalls Bankier und war 1932–34 Präsident Franklin D. Roosevelts Finanzberater.[45] All diese Bankiers stammten aus gebildeten jüdischen Familien, die Deutschland in einigen Fällen schon nach der gescheiterten Märzrevolution verlassen hatten, weil ihnen dort die gesellschaftliche Gleichstellung verwehrt wurde. Viele von ihnen – wie Loeb, Schiff, Kahn, Naumburg und Bache – wurden in den USA bedeutende Philanthropen und Mäzene.
Bildungswesen
Im Mittleren Westen wurden die öffentlichen Schulen von so vielen deutschsprachigen Kindern bevölkert, dass die Bundesstaaten von 1837 an Gesetze verabschiedeten, die es erlaubten, bei entsprechender Nachfrage alle Schulfächer in deutscher Sprache zu unterrichten. Im frühen 19. Jahrhundert wurde an vielen katholischen Schulen deutscher Unterricht erteilt.[46]
Auch individuelle deutsche Einwanderer haben im amerikanischen Bildungswesen ihre Spuren hinterlassen. Der Philologe Karl Follen, dem in Jena und Gießen die Lehrerlaubnis entzogen worden war, reformierte in den 1820er Jahren die Studienordnung der Harvard University nach deutschem Vorbild. Margarethe Meyer-Schurz – Schülerin von Friedrich Fröbel und Ehefrau von Carl Schurz – richtete 1856 in Watertown, Wisconsin den ersten Kindergarten des Landes ein – eine Institution, die ihren deutschen Namen in den USA bis heute behalten hat. Maria Kraus-Boelté, die ebenfalls von Fröbel beeinflusst war, kam 1872 zu Elizabeth Peabody nach New York City, wo sie ihren späteren Ehemann, John Kraus, kennenlernte, mit dem sie bald ein Ausbildungsprogramm für Kindergärtnerinnen schuf.[47] Maximilian Berlitz übernahm 1878 in Providence eine Sprachschule, an der er die Unterrichtsmethode entwickelte, nach der heute an über 540 Berlitz Sprachschulen weltweit gelehrt wird. Fritz Karsen, der in Berlin 1932 die erste Gesamtschule Deutschlands eingerichtet hatte, war in den USA von 1938 an in der Lehrerausbildung tätig.
Publizistik
Philadelphische Zeitung (1732)
Die ersten deutschsprachigen Zeitungen waren auf dem nordamerikanischen Festland bereits in der Kolonialzeit erschienen. So berichtete am 5. Juli 1776 der Pennsylvanische Staatsbote noch vor allen englischsprachigen Zeitungen, dass der Kontinentalkongress sich entschieden habe, die Amerikanische Unabhängigkeitserklärung anzunehmen. Als die erste deutschsprachige Zeitung auf dem späteren Staatsgebiet der USA gilt die 1732 gegründete „Philadelphische Zeitung“; sie erschien nur kurze Zeit.[48] 1834 war das Geburtsjahr der bis auf den heutigen Tag erscheinenden New Yorker Staats-Zeitung.[49]
1848 gründete Julius Bötticher in Indianapolis das wöchentlich erscheinende Indiana Volksblatt.[50] Der von Theodor Canisius herausgegebene Illinois Staats-Anzeiger (Springfield) befand sich 1859/60 kurzzeitig im Besitz von Abraham Lincoln.[51] In St. Louis erschienen um die Mitte des 19. Jahrhunderts der Anzeiger des Westens (1835–46) und die Westliche Post (1857–1938).[52] Die ehemaligen Russlanddeutschen in den Great Plains lasen von 1874 bis 1954 die von Charles F. Rossteuscher herausgegebene Dakota Freie Presse.[53] Die Blütezeit des deutschen Pressewesens in den USA endete spätestens mit Eintritt der Vereinigten Staaten in den ersten Weltkrieg im Jahr 1917. Aber auch nach erstem und zweitem Weltkrieg gab es immer wieder Neugründungen von Zeitungen und Zeitschriften in deutscher Sprache, so z.B. im Jahr 1997 mit Hiwwe wie Driwwe die erste Zeitung, die komplett in pennsylvaniadeutscher Mundart erscheint.
Wichtige Beiträge zur Entwicklung des amerikanischen Pressewesens haben der Pfälzer Auswanderer John Peter Zenger und der deutsch-ungarische Joseph Pulitzer geleistet. Zenger reiste 1710 als junger Mann nach New York ein, wurde Publizist und trug in den 1730er Jahren wesentlich zur Begründung der amerikanischen Pressefreiheit bei. Pulitzer schrieb für deutschsprachige Blätter und leitete auch eine Zeitung für deutsche Einwanderer. Nach ihm wurde der berühmte Pulitzer-Preis benannt.
Politik
Carl Schurz war von 1869 bis 1875 US-Innenminister. Foto aus dem Jahre 1899.
Bereits in der Kolonialzeit nahmen Einwanderer aus Deutschland vereinzelt hohe öffentliche Ämter ein. Der in Bockenheim bei Frankfurt/Main geborene Jakob Leisler führte in der Provinz New York 1689 einen als Leislers Rebellion bekannt gewordenen Aufstand gegen die britische Krone an und riss die Herrschaft über die Kolonie an sich, bis die Briten ihn 1691 stürzten und hinrichteten.
Frederick Muhlenberg, dessen Vater 1742 eingewandert war, wurde 1789, im 1. Kongress der Vereinigten Staaten, nicht nur Abgeordneter, sondern auch Sprecher des Repräsentantenhauses. Die ersten gebürtigen Deutschen, die in den US-Kongress gewählt wurden, waren Myer Strouse (Repräsentantenhaus, 1863–67), Gustavus A. Finkelnburg (Repräsentantenhaus, 1869–73), der „Forty-Eighter“ Carl Schurz (Senat, 1869–75) und Eduard Degener (Repräsentantenhaus, 1870–71).[54]
Abraham Lincoln berief, nachdem er 1861 zum Präsidenten gewählt wurde, den im pfälzischen Essingen geborenen John George Nicolay zu seinem Privatsekretär. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurden deutsche Auswanderer mehrfach zu Gouverneuren amerikanischer Bundesstaaten gewählt, z. B. Edward Salomon (Wisconsin, 1862–64), George Michael Hahn (Louisiana, 1864–65), Edward Selig Salomon (Washington, 1870–72) und John Peter Altgeld (Illinois, 1893–97). Im 20. Jahrhundert folgten u. a. Moses Alexander (Idaho, 1915–19), Simon Bamberger (Utah, 1917–21) und Julius P. Heil (Wisconsin, 1939–43).
Die ersten gebürtigen Deutschen, die als Minister in ein US-Regierungskabinett berufen wurden, waren Carl Schurz (unter Rutherford B. Hayes Innenminister, 1877–81) und Oscar Straus (unter Theodore Roosevelt Handelsminister, 1906–09).
Weiteres dazu im Link:
https://de.wikipedia.org/wiki/Geschichte_der_Deutschen_in_den_Vereinigten_Staaten
→ Hauptartikel: Forty-Eighters
Nach der Niederschlagung der Märzrevolution von 1848/49 mussten viele Intellektuelle und Bürgerrechtskämpfer Deutschland verlassen. Ein Großteil dieser Exilanten fand in den Vereinigten Staaten, wo sie als Forty-Eighters bezeichnet wurden, dauerhaft Zuflucht. Viele von ihnen führten ihr politisches und soziales Engagement in der neuen Heimat fort, unterstützten 1860 Abraham Lincolns Wahl zum Präsidenten und traten, wie Franz Sigel und Friedrich Hecker, während des Sezessionskrieges freiwillig der Armee der Nordstaaten bei.
Der Mittlere Westen
Die deutsche Bevölkerung in den Vereinigten Staaten im Jahre 1872.
Im 19. Jahrhundert ließen zunehmend viele deutsche Einwanderer sich im wirtschaftlich aufstrebenden Mittleren Westen nieder. Bereits seit 1834 führte die Gießener Auswanderungsgesellschaft Hunderte von deutschen Auswanderern nach Missouri, wo die geplante Gründung einer deutschen Kolonie scheiterte. Viele davon waren so genannte Dreißiger – Studenten und Intellektuelle, die sich in den Freiheitskämpfen der 1830er Jahre (Hambacher Fest, Frankfurter Wachensturm) engagiert hatten und nach deren Scheitern fliehen mussten. Gustav Körner, einer dieser „Dreißiger“, wurde 1842 Mitglied des US-Repräsentantenhauses und 1853 Vizegouverneur von Illinois. Angeregt hatte die Auswanderungsbewegung in den Mittleren Westen unter anderem Gottfried Duden, dessen 1829 veröffentlichter Bericht über eine Reise nach den westlichen Staaten Nordamerikas und einen mehrjährigen Aufenthalt am Missouri in den Jahren 1824 bis 1827 in Deutschland sehr populär war. Die Region zwischen Cincinnati, Milwaukee und St. Louis wurde bald als German Triangle („deutsches Dreieck“) oder German Belt („deutscher Gürtel“) bezeichnet. In Milwaukee betrug der deutschstämmige Bevölkerungsanteil im Jahre 1890 69 %[25]; Cincinnati hatte im frühen 20. Jahrhundert einen deutschen Einwohneranteil von 60 %.[26]
Wie in Pennsylvania gehörten im Mittleren Westen viele deutsche Einwanderer religiösen Gruppen an, die in Europa nicht geduldet wurden. Ein Beispiel dafür bilden die Inspirierten, Mitglieder einer freikirchliche Bewegung, die aus dem radikalen Pietismus hervorgegangen ist. 800 von ihnen wanderten in die USA aus und gründeten 1843 bei Buffalo, New York eine nach urchristlichen Prinzipien lebende Gemeinschaft; 1854 zogen sie weiter nach Iowa und gründeten dort die Amana Colonies. Manche – vor allem katholische – deutsche Siedlergemeinschaften im Mittleren Westen haben ihre kulturelle Identität bis heute aufrechterhalten, etwa in Stearns County (Minnesota), Dubois County (Indiana) und Effingham County (Illinois).[27]
1847 gründeten Vertreter der lutherischen Glaubensgemeinschaft, die ausgewandert waren, weil sie in ihrer Heimat Sachsen Repressalien erlitten hatten, die Lutheran Church – Missouri Synod, die heute die zweitgrößte lutherische Kirche in den Vereinigten Staaten ist.[28]
Texas-Deutsche
Deutsche Einwanderer auf dem Weg nach Neu-Braunfels. Zeichnung aus dem Jahre 1844.
Als erster deutscher Siedler in Texas gilt Friedrich Ernst, der seine Heimat Oldenburg verließ, weil er dort strafrechtlich verfolgt wurde. Er ließ sich 1831 in Texas nieder, das damals noch zu Mexiko gehörte und unerschlossene Wildnis war. Zwischen 1844 und 1847 gelangten mehrere Tausend Deutsche nach Texas, als der Mainzer Adelsverein, ein von Mitgliedern des Hochadels betriebenes Auswanderungsunternehmen, dort eine deutsche Kolonie einzurichten versuchte. Dies führte u. a. zur Gründung der Orte New Braunfels (1845) und Fredericksburg (1846). Nur sehr kurzen Bestand hatte eine nach der Schriftstellerin benannte Bettina-Siedlung, die eine Gruppe Intellektueller aus Gießen 1847 im heutigen Llano County gründete, um dort ihre Vorstellungen von Kommunismus zu verwirklichen.[29] Der Farmer und Dichter Johannes Romberg gründete 1857 den ersten literarischen Verein in Texas, die „Prärieblume“. 1870 sprach ein Drittel der Einwohner von San Antonio deutsch.[30] Manche Nachkommen der deutsch-texanischen Einwanderer sprechen noch heute einen als Texasdeutsch bekannten Dialekt.
1875/1876 kam es in Mason County zu Spannungen zwischen englisch- und deutschstämmigen Siedlern, die in Gewalt und Lynchjustiz gipfelten. Hintergrund dieser Vorkommnisse, die als Mason County War bzw. Hoodoo War bekannt geworden sind, war die notorische Loyalität der Deutschen gegenüber der Union.[31]
Sezessionskrieg
→ Hauptartikel: Deutsche im Sezessionskrieg
Als 1861 der Amerikanische Bürgerkrieg begann, gab es in den USA mehr als 1,3 Millionen Deutsche. Mehr als 80 % davon lebten in den Nordstaaten und ergriffen Partei für die Union. Dabei spielte eine Rolle, dass viele dieser Deutschen, darunter besonders die Forty-Eighters, als überzeugte Demokraten dem Abolitionismus nahestanden und sich schon früh für die Abschaffung der Sklaverei eingesetzt hatten. Andere traten als Soldaten und Offiziere in die Unionsarmee ein, wie z. B. Franz Sigel, der als Oberst das 3. Missouri Infanterieregiment, ein fast nur aus Deutschen bestehendes Freiwilligenregiment, befehligte. Auch Carl Schurz schloss sich der Unionsarmee an und wurde Generalmajor und Divisionskommandeur.[32] Der Anteil der Deutschamerikaner in der Unionsarmee betrug 23,4 % bzw. 516.000 Mann; 210.000 davon waren in Deutschland geboren.[33]
Eine Sonderrolle spielten die deutschen Einwanderer in Kentucky, von denen einige am 10. Oktober 1861 ein First German Kentucky Regiment bildeten, das auf der Seite der Konföderation kämpfte.[34]
Die großen Einwanderungsbewegungen
Eine deutsche Siedlerfamilie in den 1880er Jahren im Grenzland von Nebraska
Massenmigration als Folge der Industrialisierung
Im 19. Jahrhundert wurde die deutsch-amerikanische Migration zu einer Massenbewegung. Wichtigster Push-Faktor war die Umwandlung der bis dahin landwirtschaftlich geprägten deutschen Staaten in Industriegesellschaften, ein Vorgang, der zu massivem Bevölkerungswachstum, zur Verstädterung und zur Verarmung breiter Bevölkerungsschichten führte. Zu einer Pauperisierung kam es insbesondere im Südwesten, wo sich unter den veränderten Bedingungen die Tradition der Realteilung als Lebensgrundlagen vernichtend erwies. Zwischen 1820 und 1920 wanderten aus den deutschen Staaten fast 6 Mio. Menschen aus. Ein kleiner Teil davon ging nach Brasilien, Kanada oder Australien, mehr als 5,5 Mio. wählten jedoch die Vereinigten Staaten.[35][36] Gefördert wurde die Auswanderung durch Kettenmigration, gesunkene Überfahrtkosten – an die Stelle der Segelschiffe traten seit der Mitte des 19. Jahrhunderts Dampfschiffe – und durch verbesserte Kommunikation, z. B. Werbung durch Reedereien.[35][37] Wichtige Pull-Faktoren waren die boomende Wirtschaft der USA und die Möglichkeit zu kostenlosem Landerwerb.
Migrationsrouten
→ Hauptartikel: Nordatlantik
Ein regelmäßiger Liniendienst von Deutschland in die Vereinigten Staaten entstand erst spät. Robert Miles Sloman war 1836 der erste Reeder, der eine regelmäßige Schiffsverbindung zwischen Hamburg und New York City einrichtete. Noch in den 1840er Jahren schifften sich mehr als drei Viertel der deutschen USA-Auswanderer nicht in einem deutschen Hafen, sondern in Le Havre, Antwerpen, Rotterdam oder London ein.[38] In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde der Hafen von Bremen (Bremerhaven) die bedeutendste Zwischenstation für deutsche Auswanderer. In Bremen waren die Rechte der Auswanderer schon seit 1832 ausdrücklich geschützt, während im Hamburger Hafen, dem größten deutschen Hafen Restriktionen bestanden, die Auswanderungswillige oftmals fernhielten. Nachdem diese Restriktionen 1837 aufgehoben wurden, konnte Hamburg den Bremer Vorsprung nicht mehr einholen.[39]
Die Kontaktaufnahme zwischen Auswanderern und Schifffahrtsunternehmen erfolgte lange vor der Ankunft im Ausreisehafen. Die Reedereien arbeiteten mit Expedienten und Maklern zusammen, die wiederum Agenten in die Auswanderungsgebiete entsandten, um dort vor Ort Schiffspassagen zu verkaufen.[40] Den meist langen Weg zum Einschiffungshafen legten die Auswanderer zu Fuß und später mit der Bahn zurück. Hamburg war seit 1842, Bremen seit 1847, Bremerhaven seit 1862 ans Eisenbahnnetz angeschlossen. Nach einer oft mehrwöchigen Wartezeit in Bremen oder Hamburg gingen die Auswanderer an Bord. Die größten Schifffahrtsunternehmen, die Auswanderer in die Vereinigten Staaten brachten, waren die Ocean Steam Navigation Company (1847–1857), der Norddeutsche Lloyd (seit 1857) und die HAPAG (seit 1847).
Die Überfahrt dauerte mit dem Segelschiff bei günstigen Winden 35-42 Tage. Die Ernährungslage und die sanitären Bedingungen an Bord waren unmenschlich; 10 Prozent der meist armen und oft kranken Auswanderer überlebten die Fahrt nicht. Diese Lage besserte sich erst, als die Reedereien die Verköstigung der Passagiere nicht mehr diesen selbst überließen, und die Überfahrt durch die Einführung von Dampfschiffen auf 13–19 Tage verkürzt werden konnte. Die Passage kostete im Jahre 1879 auf dem Zwischendeck 120 Mark.[41]
Die Einreise in die Vereinigten Staaten war zunächst wenig formalisiert. Von 1855 an erfolgte sie für deutsche Einwanderer regelmäßig im Emigrant Landing Depot des Bundesstaates New York (Castle Clinton) und von 1892 bis 1954 in der Bundes-Einwanderungsstation auf Ellis Island. Gesetze, die die Einwanderung beschränkten, traten jedoch erstmals 1875 in Kraft und betrafen deutsche Migranten zunächst selten.
Blütezeit der deutsch-amerikanischen Kultur
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts waren die Deutschen eine der am höchsten organisierten, am stärksten sichtbaren und am höchsten angesehenen Einwanderergruppen der Vereinigten Staaten.[42]
Unternehmer
John Jacob Astor. Der Pelzhändler und New Yorker Immobilienhändler war der erste Millionär der Vereinigten Staaten.
Ein berühmter deutscher USA-Einwanderer war der aus einer armen kurpfälzischen Familie stammende John Jacob Astor, der 1784 als junger Mann in die USA kam, Kaufmann wurde und im frühen 19. Jahrhundert zum bedeutendsten Pelzhändler des Landes aufstieg. In den 1830er Jahren zog er sich aus dem Pelzgeschäft zurück und investierte in Manhattan, das sich gerade zur Großstadt zu entwickeln begann, in Immobilien. Zum Zeitpunkt seines Todes im Jahre 1848 war Astor der reichste Mann in den Vereinigten Staaten. Der Chemiker Karl Pfizer, einer der „Achtundvierziger“, gründete in Brooklyn 1849 Pfizer, das heute weltweit größte Pharmaunternehmen. Die Brüder Studebaker, deren Vater ein Hufschmied und Wagenbauer aus Solingen war, gründeten 1852 die gleichnamigen Automobilwerke. Ein Jahr darauf gründete der aus Bayern eingewanderte Levi Strauss, der als Erfinder der Jeans gilt, das nach ihm benannte Textilunternehmen. Zur selben Zeit gründete der Goslarer Orgelbauer Heinrich Steinweg in New York City die späteren Klavierwerke Steinway & Sons. Weitere deutsche Einwanderer, die in den USA erfolgreiche Unternehmer wurden, waren der Fabrikant John Jacob Bausch (Bausch & Lomb), der Zuckerfabrikant Claus Spreckels, der „Kupferkönig“ Adolph Lewisohn, die Kaufleute Isidor und Nathan Straus (Macy’s), Henry Villard (Northern Pacific Railroad) und kurz vor dem Ersten Weltkrieg der Pharmaunternehmer Max Kade.
John D. Rockefeller, dessen Vorfahren im 18. Jahrhundert aus der Grafschaft Wied nach Germantown ausgewandert waren, ging in den 1850er Jahren ins beginnende Erdölgeschäft. Um 1912 wurde er durch Investitionen im amerikanischen Aktienmarkt zum reichsten Menschen seiner Zeit.
Brauereiwesen
Eine nahezu monopolistische Vorrangstellung hatten eingewanderte deutsche Unternehmer in der amerikanischen Bierindustrie. Viele der Brauereien, die im 19. Jahrhundert von deutschen Einwanderern gegründet worden sind, spielen in den USA noch heute eine marktbeherrschende Rolle, z. B. Yuengling (Pottsville, Pennsylvania, 1829), Anheuser-Busch (St. Louis, 1852), Joseph Schlitz Brewing Company (Milwaukee, 1858) und Coors (Golden, Colorado, 1873).
Bier galt in der deutschamerikanischen Gemeinschaft als grundlegendes Lebensmittel, und den Volstead Act, mit dem am 28. Oktober 1919 die Prohibition in Kraft trat, empfanden viele Deutschamerikaner als anti-deutsche Maßnahme.[43]
Bankwesen
Der im fränkischen Baiersdorf geborene Joseph Seligman (1819–1880) kam als junger Mann nach New York und investierte als Bankier unter anderem in den Aufbau des Eisenbahnnetzes.
Zu den Bereichen, in denen deutsche USA-Auswanderer besonders erfolgreich waren, zählt das Bankwesen. Bereits 1816 gründete der Deutsch-Amerikaner John Jacob Astor zusammen mit anderen Investoren die Second Bank of the United States und war bis 1819 Leiter der New Yorker Niederlassung der Bank.[44] 1846 gründeten die Brüder Joseph und James Seligman in New York City die noch heute bestehende Investmentbank J. & W. Seligman & Co. Salomon Loeb und Abraham Kuhn gründeten 1867 das Bankunternehmen Kuhn, Loeb & Co., dessen Leitung 1885 Jakob Heinrich Schiff übernahm und in das später Otto Hermann Kahn und Paul Moritz Warburg einstiegen. Marcus Goldman gründete 1869 die Investmentbank Goldman Sachs, die 1893 mit der von Elkan Naumburg gegründeten Naumburg & Co. erbitterte Konkurrenz erhielt. Der aus Frankfurt stammende Jules Bache übernahm 1892 die Leitung des Börsenmaklergeschäfts Bache & Co. und machte es zum zweitbedeutendsten des Landes (nach Merrill Lynch). James Warburg, ein Sohn von Paul Moritz Warburg, wurde ebenfalls Bankier und war 1932–34 Präsident Franklin D. Roosevelts Finanzberater.[45] All diese Bankiers stammten aus gebildeten jüdischen Familien, die Deutschland in einigen Fällen schon nach der gescheiterten Märzrevolution verlassen hatten, weil ihnen dort die gesellschaftliche Gleichstellung verwehrt wurde. Viele von ihnen – wie Loeb, Schiff, Kahn, Naumburg und Bache – wurden in den USA bedeutende Philanthropen und Mäzene.
Bildungswesen
Im Mittleren Westen wurden die öffentlichen Schulen von so vielen deutschsprachigen Kindern bevölkert, dass die Bundesstaaten von 1837 an Gesetze verabschiedeten, die es erlaubten, bei entsprechender Nachfrage alle Schulfächer in deutscher Sprache zu unterrichten. Im frühen 19. Jahrhundert wurde an vielen katholischen Schulen deutscher Unterricht erteilt.[46]
Auch individuelle deutsche Einwanderer haben im amerikanischen Bildungswesen ihre Spuren hinterlassen. Der Philologe Karl Follen, dem in Jena und Gießen die Lehrerlaubnis entzogen worden war, reformierte in den 1820er Jahren die Studienordnung der Harvard University nach deutschem Vorbild. Margarethe Meyer-Schurz – Schülerin von Friedrich Fröbel und Ehefrau von Carl Schurz – richtete 1856 in Watertown, Wisconsin den ersten Kindergarten des Landes ein – eine Institution, die ihren deutschen Namen in den USA bis heute behalten hat. Maria Kraus-Boelté, die ebenfalls von Fröbel beeinflusst war, kam 1872 zu Elizabeth Peabody nach New York City, wo sie ihren späteren Ehemann, John Kraus, kennenlernte, mit dem sie bald ein Ausbildungsprogramm für Kindergärtnerinnen schuf.[47] Maximilian Berlitz übernahm 1878 in Providence eine Sprachschule, an der er die Unterrichtsmethode entwickelte, nach der heute an über 540 Berlitz Sprachschulen weltweit gelehrt wird. Fritz Karsen, der in Berlin 1932 die erste Gesamtschule Deutschlands eingerichtet hatte, war in den USA von 1938 an in der Lehrerausbildung tätig.
Publizistik
Philadelphische Zeitung (1732)
Die ersten deutschsprachigen Zeitungen waren auf dem nordamerikanischen Festland bereits in der Kolonialzeit erschienen. So berichtete am 5. Juli 1776 der Pennsylvanische Staatsbote noch vor allen englischsprachigen Zeitungen, dass der Kontinentalkongress sich entschieden habe, die Amerikanische Unabhängigkeitserklärung anzunehmen. Als die erste deutschsprachige Zeitung auf dem späteren Staatsgebiet der USA gilt die 1732 gegründete „Philadelphische Zeitung“; sie erschien nur kurze Zeit.[48] 1834 war das Geburtsjahr der bis auf den heutigen Tag erscheinenden New Yorker Staats-Zeitung.[49]
1848 gründete Julius Bötticher in Indianapolis das wöchentlich erscheinende Indiana Volksblatt.[50] Der von Theodor Canisius herausgegebene Illinois Staats-Anzeiger (Springfield) befand sich 1859/60 kurzzeitig im Besitz von Abraham Lincoln.[51] In St. Louis erschienen um die Mitte des 19. Jahrhunderts der Anzeiger des Westens (1835–46) und die Westliche Post (1857–1938).[52] Die ehemaligen Russlanddeutschen in den Great Plains lasen von 1874 bis 1954 die von Charles F. Rossteuscher herausgegebene Dakota Freie Presse.[53] Die Blütezeit des deutschen Pressewesens in den USA endete spätestens mit Eintritt der Vereinigten Staaten in den ersten Weltkrieg im Jahr 1917. Aber auch nach erstem und zweitem Weltkrieg gab es immer wieder Neugründungen von Zeitungen und Zeitschriften in deutscher Sprache, so z.B. im Jahr 1997 mit Hiwwe wie Driwwe die erste Zeitung, die komplett in pennsylvaniadeutscher Mundart erscheint.
Wichtige Beiträge zur Entwicklung des amerikanischen Pressewesens haben der Pfälzer Auswanderer John Peter Zenger und der deutsch-ungarische Joseph Pulitzer geleistet. Zenger reiste 1710 als junger Mann nach New York ein, wurde Publizist und trug in den 1730er Jahren wesentlich zur Begründung der amerikanischen Pressefreiheit bei. Pulitzer schrieb für deutschsprachige Blätter und leitete auch eine Zeitung für deutsche Einwanderer. Nach ihm wurde der berühmte Pulitzer-Preis benannt.
Politik
Carl Schurz war von 1869 bis 1875 US-Innenminister. Foto aus dem Jahre 1899.
Bereits in der Kolonialzeit nahmen Einwanderer aus Deutschland vereinzelt hohe öffentliche Ämter ein. Der in Bockenheim bei Frankfurt/Main geborene Jakob Leisler führte in der Provinz New York 1689 einen als Leislers Rebellion bekannt gewordenen Aufstand gegen die britische Krone an und riss die Herrschaft über die Kolonie an sich, bis die Briten ihn 1691 stürzten und hinrichteten.
Frederick Muhlenberg, dessen Vater 1742 eingewandert war, wurde 1789, im 1. Kongress der Vereinigten Staaten, nicht nur Abgeordneter, sondern auch Sprecher des Repräsentantenhauses. Die ersten gebürtigen Deutschen, die in den US-Kongress gewählt wurden, waren Myer Strouse (Repräsentantenhaus, 1863–67), Gustavus A. Finkelnburg (Repräsentantenhaus, 1869–73), der „Forty-Eighter“ Carl Schurz (Senat, 1869–75) und Eduard Degener (Repräsentantenhaus, 1870–71).[54]
Abraham Lincoln berief, nachdem er 1861 zum Präsidenten gewählt wurde, den im pfälzischen Essingen geborenen John George Nicolay zu seinem Privatsekretär. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurden deutsche Auswanderer mehrfach zu Gouverneuren amerikanischer Bundesstaaten gewählt, z. B. Edward Salomon (Wisconsin, 1862–64), George Michael Hahn (Louisiana, 1864–65), Edward Selig Salomon (Washington, 1870–72) und John Peter Altgeld (Illinois, 1893–97). Im 20. Jahrhundert folgten u. a. Moses Alexander (Idaho, 1915–19), Simon Bamberger (Utah, 1917–21) und Julius P. Heil (Wisconsin, 1939–43).
Die ersten gebürtigen Deutschen, die als Minister in ein US-Regierungskabinett berufen wurden, waren Carl Schurz (unter Rutherford B. Hayes Innenminister, 1877–81) und Oscar Straus (unter Theodore Roosevelt Handelsminister, 1906–09).
Weiteres dazu im Link:
https://de.wikipedia.org/wiki/Geschichte_der_Deutschen_in_den_Vereinigten_Staaten
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