Der Alfred-Nobel-Gedächtnispreis für Wirtschaftswissenschaften
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Der Alfred-Nobel-Gedächtnispreis für Wirtschaftswissenschaften
Der Alfred-Nobel-Gedächtnispreis für Wirtschaftswissenschaften (schwedisch Sveriges Riksbanks pris i ekonomisk vetenskap till Alfred Nobels minne, wörtlich „Preis der Schwedischen Reichsbank in Wirtschaftswissenschaft zur Erinnerung an Alfred Nobel“) ist der renommierteste Preis in den Wirtschaftswissenschaften. Da er jährlich zusammen mit den Nobelpreisen verliehen wird und mit der gleichen Preissumme dotiert ist, wird er im allgemeinen Sprachgebrauch als Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften oder Wirtschaftsnobelpreis bezeichnet; eine offizielle deutsche Bezeichnung existiert nicht. Strittig ist, ob die Auszeichnung zu Recht im Einklang mit den ursprünglichen Nobelpreisen genannt wird.
Bekanntgabe des Preisträgers 2008
Verliehen wurde der Preis zum ersten Mal im Jahr 1969, die ersten Preisträger wurden am 27. Oktober 1969 bekanntgegeben.[1] Er unterscheidet sich von den Nobelpreisen darin, dass er nicht von Alfred Nobel, sondern nachträglich im Jahr 1968 von der Schwedischen Reichsbank anlässlich ihres 300-jährigen Bestehens gestiftet wurde. Es handelt sich also nicht um einen Nobelpreis im ursprünglichen Sinne, sondern um eine Ehrung, die im Gedenken an Alfred Nobel nach ähnlichen Kriterien vergeben wird.
Aus wissenschaftssoziologischer Sicht trägt der Preis zur breiteren Wahrnehmung der Wirtschaftswissenschaften bei, gerade im Vergleich zu anderen Sozialwissenschaften wie der Politologie oder der Soziologie. Der Preis steigert das symbolische Kapital der Preisträger innerhalb und außerhalb der Wirtschaftswissenschaft, wovon insbesondere amerikanische Ökonomen profitieren, die mit großem Abstand die meisten Preisträger stellen. Nicht wenige Preisträger – etwa Milton Friedman oder Paul Krugman – nutz(t)en das so gewonnene symbolische Kapital auch für politische Interventionen.[2]
Allgemeine Vergaberichtlinien
Laut den Statuten[3] soll der Preis jährlich an eine Person gehen, die ein wirtschaftswissenschaftliches Werk verfasst hat, das von so großer Bedeutung ist, wie es Alfred Nobel in seinem Testament vom 27. November 1895 dargelegt hat. Bei Nominierung, Beschluss und Übergabe sollen die Richtlinien des Nobelpreises angewandt werden, soweit diese zutreffen.
Sylvia Nasar schrieb in ihrem Buch A Beautiful Mind, dass nach den Diskussionen um die Vergabe an John Nash der Preis neu definiert wurde. Diese machte es möglich, ihn an Forscher zu vergeben, die aus dem Bereich Politikwissenschaft, Psychologie oder Soziologie stammten.[4][5] Dem widerspricht jedoch die genannte Bestimmung in den Statuten. Auch wurde der Preis seither immer für wirtschaftswissenschaftliche Leistungen vergeben.
Nominierung
Nominierungsberechtigt sind
Mitglieder der Königlich Schwedischen Akademie der Wissenschaften
Mitglieder des Preiskomitees, das den Preisträger bestimmt
Frühere Preisträger
Wirtschaftswissenschaftsprofessoren aus den skandinavischen Ländern
Professoren oder vergleichbare akademische Würdenträger an mindestens sechs anderen Hochschulen und Institutionen, die von der Akademie ausgewählt werden
Weitere Wissenschaftler, die von der Akademie als geeignet angesehen werden
Die Entscheidung über die Auswahl der letzten beiden genannten nominierungsberechtigten Gruppen soll jedes Jahr bis Ende September getroffen werden.
Auswahl
Für die Auswahl der Preisträger ist wie bei den Preisen in Physik und Chemie die Königlich Schwedische Akademie der Wissenschaften verantwortlich. Hierfür wird von der Akademie ein fünfköpfiges Preiskomitee gewählt. Dessen Mitglieder werden für eine Amtszeit von drei Jahren gewählt. Die Anzahl der möglichen Wiederwahlen ist begrenzt. Mitglieder, die mehr als 70 Jahre alt sind, dürfen nicht wiedergewählt werden.
Laut Nasar wurde die Zusammensetzung des Komitees nach 1994 derart geändert, dass nun zwei Nichtökonomen diesem Gremium angehören. Es gibt aber keine offizielle Regel in den Statuten hierzu. Sollte es eine solche ähnlich der sogenannten „Lex Buck“ beim Literaturnobelpreis geben, so wird sie nicht konsequent eingehalten. Derzeit (Stand 2010) sind vier von fünf Mitgliedern des Komitees Wirtschaftswissenschaftler, und auch der Sekretär des Komitees kommt aus dieser Fachrichtung.[6]
Wie bei den Nobelpreisen kommt die Regel zum Einsatz, dass maximal drei Personen und zwei Leistungen prämiert werden. Die Empfehlung des Preiskomitees muss bis Ende September bei der Akademie eingereicht werden. Daraufhin sollen sich die Mitglieder der wirtschaftswissenschaftlichen Klasse (Abteilung) der Akademie bis Ende Oktober treffen und ihre Meinung hierzu abgeben. Die endgültige Entscheidung soll dann von der Akademie bis Mitte November getroffen werden. Alle Mitglieder, die daran teilnehmen, erhalten eine Goldmedaille als Erinnerung daran.
Von der Möglichkeit, bei Fehlen eines geeigneten Kandidaten den Preis im darauffolgenden Jahr oder gar nicht zu vergeben, wurde bislang kein Gebrauch gemacht.
Preisumfang
Das Preisgeld beläuft sich auf die gleiche Summe wie in einer der Kategorien des Nobelpreises. Für die Aufteilung im Falle von mehreren Preisträgern gilt dasselbe wie für den Nobelpreis. Ebenso sind eine Medaille und eine Urkunde Teil des Preises. Die Namen der Preisträger werden – wie auch beim Friedensnobelpreis – auf den Rand der Medaillen statt auf den Flächen eingraviert.
Bekanntgabe
Die Bekanntgabe der Preisträger unterscheidet sich insofern von den originären Nobelpreisen, als dass der Wirtschaftspreis keinen festen Termin hat. Er wird häufig als letzter bekanntgegeben. Die Pressekonferenz zur Bekanntgabe findet erst am frühen Nachmittag statt, während die anderen Preise in der Regel am späten Morgen bekanntgegeben werden.
Vorlesung
Wie die Nobelpreisträger sind die Empfänger dieses Preises dazu verpflichtet, eine Vorlesung über ihre Arbeit zu halten. Diese findet in der Regel am 8. Dezember in der Aula Magna der Universität Stockholm nach den entsprechenden Beiträgen der Nobelpreisträger in Physik und Chemie statt.
Verleihung und Bankett
Die Verleihung erfolgt im Rahmen derselben Veranstaltung, in der auch den Nobelpreisträgern in Physik, in Chemie, in Physiologie oder Medizin und Literatur im Stockholmer Konzerthaus alljährlich am Todestag Nobels am 10. Dezember die Auszeichnung überreicht wird. Der Friedensnobelpreis wird in Oslo übergeben.
Zwar sind die Preisträger des Wirtschaftspreises immer als Letztes an der Reihe, aber sie sind ansonsten vollkommen gleichberechtigt. So sitzen sie mit den anderen Preisträgern auf der Bühne und später beim Bankett im Stadshuset am Ehrentisch.
Preisträger
→ Hauptartikel: Liste der Träger des Alfred-Nobel-Gedächtnispreises für Wirtschaftswissenschaften
Eine deutliche Mehrheit der Preisträger stammt aus den Vereinigten Staaten. Besonders stark vertreten waren bislang Ökonomen von der Universität Chicago, von der insgesamt zehn Preisträger kamen. In den Jahren 1990 bis 1993 kam sogar jedes Jahr einer der Preisträger von dieser Hochschule. Auch andere amerikanische Universitäten sind sehr stark vertreten: die University of California stellte bislang fünf Preisträger, die Hochschulen Columbia University, Princeton University, Harvard University und das Massachusetts Institute of Technology (MIT) waren jeweils viermal vertreten.
Bislang ging der Preis nahezu ausschließlich an Männer. Elinor Ostrom, die 2009 ausgezeichnet wurde, ist bislang die einzige Preisträgerin. Anteilsmäßig hat aber der Physiknobelpreis noch einen geringeren Frauenanteil.
Herbert A. Simon war der erste Nichtökonom, der im Jahr 1978 diesen Preis gewann. Seinen PhD erwarb er in Politikwissenschaften, jedoch ist sein Einfluss in der Wirtschaftswissenschaft bedeutend.
Kontroversen
Kritik am Preis
Der Hauptkritikpunkt an dem Preis ist, dass er durch Vergabeprozedur und Verleihungszeremonie de facto einem Nobelpreis gleichgestellt ist, aber unklar oder gar unwahrscheinlich ist, dass Nobel die Einrichtung eines solchen Preises gewollt hätte.
Zu den ausgesprochenen Gegnern des Preises gehören auch Nachfahren Nobels. 2001 veröffentlichten vier Urenkel seines Bruders Ludvig einige Briefe, in denen Alfred Nobel schreibt „Ich habe keine Wirtschafts-Ausbildung und hasse sie von Herzen.“[7] Sie setzten sich für eine Abschaffung des Preises ein. Unter anderem vertritt Peter Nobel, ein Menschenrechtsaktivist und Urgroßneffe von Alfred Nobel, die Position, sein Vorfahr hätte diesen Preis nie gewollt. Er nennt den Preis einen „PR-Coup“ von Wirtschaftswissenschaftlern, um deren Ansehen zu verbessern.[8]
Der frühere schwedische Finanzminister Kjell-Olof Feldt sprach sich dezidiert für die Abschaffung des Preises aus, auch wenn er selbst später Vorstand der Reichsbank wurde, die den Preis gestiftet hatte.[5] Es gab jedoch auch positive Reaktionen auf den Preis. Der Spiegel sprach anlässlich der ersten Vergabe davon, er korrigiere den Irrtum Nobels, dass die Wirtschaftswissenschaft für den Fortschritt der Menschheit ohne Belang sei.[9]
Der schwedische Ökonom Gunnar Myrdal, selbst Preisträger, sprach sich später für die Abschaffung des Preises aus. Seine Meinung begründete sich auch darauf, dass der Preis an seiner Meinung nach „reaktionäre“ Personen wie Friedrich Hayek, mit dem er sich den Preis 1974 teilte, und an Milton Friedman im Jahre 1976 vergeben wurde.[5]
Kritiker sehen in der Tatsache, dass die 1983 verstorbene Ökonomin Joan Robinson nie mit dem Preis ausgezeichnet wurde, als Beweis für die Tendenz des Komitees, Mainstream-Ökonomen zu bevorzugen,[10][11] obwohl schon heterodoxe Ökonomen wie Friedrich Hayek und Ronald Coase gewonnen haben.
In seiner Rede vor dem Festbankett sagt Friedrich Hayek, wenn er gefragt worden wäre, hätte er sich entschieden gegen die Schaffung dieses Preises ausgesprochen. Zwar werde eine seiner Befürchtungen, das Komitee würde nur aktuellen wissenschaftlichen Trends folgen, durch seine Auszeichnung widerlegt, bei einer zweiten Befürchtung sei er aber weniger sicher. Sie besteht darin, dass der Preis einem Preisträger eine Autorität verleihe, die in den Wirtschaftswissenschaften kein einzelner Mensch besitzen sollte. Während das in den Naturwissenschaften nicht schade, weil die Fachkollegen einer Kompetenzüberschreitung Einhalt geboten, übe der Ökonom auch Einfluss auf Laien aus. Daher sei er fast dazu geneigt, einen Eid für Preisträger vorzuschlagen, ihre Kompetenz in öffentlichen Äußerungen nicht zu überschreiten.[12]
Paul Samuelson, Wirtschaftswissenschaftler am Massachusetts Institute of Technology und im Jahr 1970 mit dem Preis bedacht, wurde zehn Jahre vor Einrichtung des Preises von der Reichsbank nach seiner Meinung über einen solchen Preis gefragt. Er äußerte beim Nobelpreisträgertreffen 2004 in Lindau, dass er davor gewarnt habe, dass „die Vergabe von Anerkennungen an eine Elite eine größere Gruppe von preiswürdigen Wissenschaftlern von der Ehre ausschließen würde, deren Forschungsergebnisse sich in Qualität und Quantität jedoch nur wenig, wenn überhaupt, unterschieden“.[7]
Andere Preisträger sahen positive Aspekte des Preises. George Akerlof, im Jahr 2001 ausgezeichnet, sieht den Preis als Ermutigung für weitere Arbeiten. Joseph Stiglitz ist der Ansicht, der Preis diene der öffentlichen Aufklärung und verleihe ökonomischen Ideen Aufmerksamkeit, die sie sonst nicht erhalten würden.[7] Er merkte aber ironisch an: „Die Ökonomie ist die einzige Wissenschaft, in der sich zwei Menschen einen Nobelpreis teilen können, weil ihre Theorien sich gegenseitig widerlegen.“[13]
Umstrittene Preisträger
Milton Friedman wurde im Jahr 1976 für seine Arbeiten zum Monetarismus ausgezeichnet. Dies verursachte internationale Proteste, vor allem bei der radikalen Linken,[14] die eine Verbindung zu seiner sechs Tage dauernden Reise nach Chile sah, wo er Vorlesungen zur Inflation gab und sich mit Regierungsmitgliedern traf, unter anderen mit Diktator Pinochet.[15] Die vier Nobelpreisträger George Wald, Linus Pauling, David Baltimore und Salvador Luria schrieben wegen der Preisverleihung im Jahr 1976 einen Protestbrief an die New York Times.[16][17]
Die Preisverleihung an John Forbes Nash im Jahr 1994 soll wegen seiner bekannten psychischen Erkrankung und seiner antisemitischen Tendenzen Diskussionen innerhalb des Komitees verursacht haben. Später wurden die Regeln für die Besetzung des Komitees verändert. Das Amt der Mitglieder war vorher zeitlich nicht begrenzt, jetzt gehören sie für einen Zeitraum von drei Jahren dem Komitee an.[18]
Die Preisverleihung an Robert Aumann im Jahr 2005 wurde von der europäischen Presse wegen seines ausgiebigen Gebrauchs der Spieltheorie kritisiert, mit der er sich gegen den Abbau der Siedlungen im Westjordanland aussprach.[19]
1997 wurden die US-Ökonomen und Mitinitiatoren des amerikanischen Hedgefonds Long-Term Capital Management (LTCM), Robert Carhart Merton und Myron S. Scholes, für eine neue Methode bei der Bewertung von Finanzderivaten ausgezeichnet. Im Jahr darauf lösten laut brand eins Fehlspekulationen dieses Hedgefonds beinahe einen Kollaps des internationalen Finanzsystems aus. Nur dank milliardenschwerer Kapitalspritzen zahlreicher Banken wurden damals schwerwiegende Folgen verhindert.[20].
Die Preisverleihung im Jahr 2008 an Paul Krugman, einem Kritiker von George W. Bush, löste eine Debatte über eine Bevorzugung von linken Ökonomen aus. Darauf stellte das Komitee fest, es habe niemals eine politische Haltung eingenommen.[21]
Quelle - Literatur & Einzelnachweise
Bekanntgabe des Preisträgers 2008
Verliehen wurde der Preis zum ersten Mal im Jahr 1969, die ersten Preisträger wurden am 27. Oktober 1969 bekanntgegeben.[1] Er unterscheidet sich von den Nobelpreisen darin, dass er nicht von Alfred Nobel, sondern nachträglich im Jahr 1968 von der Schwedischen Reichsbank anlässlich ihres 300-jährigen Bestehens gestiftet wurde. Es handelt sich also nicht um einen Nobelpreis im ursprünglichen Sinne, sondern um eine Ehrung, die im Gedenken an Alfred Nobel nach ähnlichen Kriterien vergeben wird.
Aus wissenschaftssoziologischer Sicht trägt der Preis zur breiteren Wahrnehmung der Wirtschaftswissenschaften bei, gerade im Vergleich zu anderen Sozialwissenschaften wie der Politologie oder der Soziologie. Der Preis steigert das symbolische Kapital der Preisträger innerhalb und außerhalb der Wirtschaftswissenschaft, wovon insbesondere amerikanische Ökonomen profitieren, die mit großem Abstand die meisten Preisträger stellen. Nicht wenige Preisträger – etwa Milton Friedman oder Paul Krugman – nutz(t)en das so gewonnene symbolische Kapital auch für politische Interventionen.[2]
Allgemeine Vergaberichtlinien
Laut den Statuten[3] soll der Preis jährlich an eine Person gehen, die ein wirtschaftswissenschaftliches Werk verfasst hat, das von so großer Bedeutung ist, wie es Alfred Nobel in seinem Testament vom 27. November 1895 dargelegt hat. Bei Nominierung, Beschluss und Übergabe sollen die Richtlinien des Nobelpreises angewandt werden, soweit diese zutreffen.
Sylvia Nasar schrieb in ihrem Buch A Beautiful Mind, dass nach den Diskussionen um die Vergabe an John Nash der Preis neu definiert wurde. Diese machte es möglich, ihn an Forscher zu vergeben, die aus dem Bereich Politikwissenschaft, Psychologie oder Soziologie stammten.[4][5] Dem widerspricht jedoch die genannte Bestimmung in den Statuten. Auch wurde der Preis seither immer für wirtschaftswissenschaftliche Leistungen vergeben.
Nominierung
Nominierungsberechtigt sind
Mitglieder der Königlich Schwedischen Akademie der Wissenschaften
Mitglieder des Preiskomitees, das den Preisträger bestimmt
Frühere Preisträger
Wirtschaftswissenschaftsprofessoren aus den skandinavischen Ländern
Professoren oder vergleichbare akademische Würdenträger an mindestens sechs anderen Hochschulen und Institutionen, die von der Akademie ausgewählt werden
Weitere Wissenschaftler, die von der Akademie als geeignet angesehen werden
Die Entscheidung über die Auswahl der letzten beiden genannten nominierungsberechtigten Gruppen soll jedes Jahr bis Ende September getroffen werden.
Auswahl
Für die Auswahl der Preisträger ist wie bei den Preisen in Physik und Chemie die Königlich Schwedische Akademie der Wissenschaften verantwortlich. Hierfür wird von der Akademie ein fünfköpfiges Preiskomitee gewählt. Dessen Mitglieder werden für eine Amtszeit von drei Jahren gewählt. Die Anzahl der möglichen Wiederwahlen ist begrenzt. Mitglieder, die mehr als 70 Jahre alt sind, dürfen nicht wiedergewählt werden.
Laut Nasar wurde die Zusammensetzung des Komitees nach 1994 derart geändert, dass nun zwei Nichtökonomen diesem Gremium angehören. Es gibt aber keine offizielle Regel in den Statuten hierzu. Sollte es eine solche ähnlich der sogenannten „Lex Buck“ beim Literaturnobelpreis geben, so wird sie nicht konsequent eingehalten. Derzeit (Stand 2010) sind vier von fünf Mitgliedern des Komitees Wirtschaftswissenschaftler, und auch der Sekretär des Komitees kommt aus dieser Fachrichtung.[6]
Wie bei den Nobelpreisen kommt die Regel zum Einsatz, dass maximal drei Personen und zwei Leistungen prämiert werden. Die Empfehlung des Preiskomitees muss bis Ende September bei der Akademie eingereicht werden. Daraufhin sollen sich die Mitglieder der wirtschaftswissenschaftlichen Klasse (Abteilung) der Akademie bis Ende Oktober treffen und ihre Meinung hierzu abgeben. Die endgültige Entscheidung soll dann von der Akademie bis Mitte November getroffen werden. Alle Mitglieder, die daran teilnehmen, erhalten eine Goldmedaille als Erinnerung daran.
Von der Möglichkeit, bei Fehlen eines geeigneten Kandidaten den Preis im darauffolgenden Jahr oder gar nicht zu vergeben, wurde bislang kein Gebrauch gemacht.
Preisumfang
Das Preisgeld beläuft sich auf die gleiche Summe wie in einer der Kategorien des Nobelpreises. Für die Aufteilung im Falle von mehreren Preisträgern gilt dasselbe wie für den Nobelpreis. Ebenso sind eine Medaille und eine Urkunde Teil des Preises. Die Namen der Preisträger werden – wie auch beim Friedensnobelpreis – auf den Rand der Medaillen statt auf den Flächen eingraviert.
Bekanntgabe
Die Bekanntgabe der Preisträger unterscheidet sich insofern von den originären Nobelpreisen, als dass der Wirtschaftspreis keinen festen Termin hat. Er wird häufig als letzter bekanntgegeben. Die Pressekonferenz zur Bekanntgabe findet erst am frühen Nachmittag statt, während die anderen Preise in der Regel am späten Morgen bekanntgegeben werden.
Vorlesung
Wie die Nobelpreisträger sind die Empfänger dieses Preises dazu verpflichtet, eine Vorlesung über ihre Arbeit zu halten. Diese findet in der Regel am 8. Dezember in der Aula Magna der Universität Stockholm nach den entsprechenden Beiträgen der Nobelpreisträger in Physik und Chemie statt.
Verleihung und Bankett
Die Verleihung erfolgt im Rahmen derselben Veranstaltung, in der auch den Nobelpreisträgern in Physik, in Chemie, in Physiologie oder Medizin und Literatur im Stockholmer Konzerthaus alljährlich am Todestag Nobels am 10. Dezember die Auszeichnung überreicht wird. Der Friedensnobelpreis wird in Oslo übergeben.
Zwar sind die Preisträger des Wirtschaftspreises immer als Letztes an der Reihe, aber sie sind ansonsten vollkommen gleichberechtigt. So sitzen sie mit den anderen Preisträgern auf der Bühne und später beim Bankett im Stadshuset am Ehrentisch.
Preisträger
→ Hauptartikel: Liste der Träger des Alfred-Nobel-Gedächtnispreises für Wirtschaftswissenschaften
Eine deutliche Mehrheit der Preisträger stammt aus den Vereinigten Staaten. Besonders stark vertreten waren bislang Ökonomen von der Universität Chicago, von der insgesamt zehn Preisträger kamen. In den Jahren 1990 bis 1993 kam sogar jedes Jahr einer der Preisträger von dieser Hochschule. Auch andere amerikanische Universitäten sind sehr stark vertreten: die University of California stellte bislang fünf Preisträger, die Hochschulen Columbia University, Princeton University, Harvard University und das Massachusetts Institute of Technology (MIT) waren jeweils viermal vertreten.
Bislang ging der Preis nahezu ausschließlich an Männer. Elinor Ostrom, die 2009 ausgezeichnet wurde, ist bislang die einzige Preisträgerin. Anteilsmäßig hat aber der Physiknobelpreis noch einen geringeren Frauenanteil.
Herbert A. Simon war der erste Nichtökonom, der im Jahr 1978 diesen Preis gewann. Seinen PhD erwarb er in Politikwissenschaften, jedoch ist sein Einfluss in der Wirtschaftswissenschaft bedeutend.
Kontroversen
Kritik am Preis
Der Hauptkritikpunkt an dem Preis ist, dass er durch Vergabeprozedur und Verleihungszeremonie de facto einem Nobelpreis gleichgestellt ist, aber unklar oder gar unwahrscheinlich ist, dass Nobel die Einrichtung eines solchen Preises gewollt hätte.
Zu den ausgesprochenen Gegnern des Preises gehören auch Nachfahren Nobels. 2001 veröffentlichten vier Urenkel seines Bruders Ludvig einige Briefe, in denen Alfred Nobel schreibt „Ich habe keine Wirtschafts-Ausbildung und hasse sie von Herzen.“[7] Sie setzten sich für eine Abschaffung des Preises ein. Unter anderem vertritt Peter Nobel, ein Menschenrechtsaktivist und Urgroßneffe von Alfred Nobel, die Position, sein Vorfahr hätte diesen Preis nie gewollt. Er nennt den Preis einen „PR-Coup“ von Wirtschaftswissenschaftlern, um deren Ansehen zu verbessern.[8]
Der frühere schwedische Finanzminister Kjell-Olof Feldt sprach sich dezidiert für die Abschaffung des Preises aus, auch wenn er selbst später Vorstand der Reichsbank wurde, die den Preis gestiftet hatte.[5] Es gab jedoch auch positive Reaktionen auf den Preis. Der Spiegel sprach anlässlich der ersten Vergabe davon, er korrigiere den Irrtum Nobels, dass die Wirtschaftswissenschaft für den Fortschritt der Menschheit ohne Belang sei.[9]
Der schwedische Ökonom Gunnar Myrdal, selbst Preisträger, sprach sich später für die Abschaffung des Preises aus. Seine Meinung begründete sich auch darauf, dass der Preis an seiner Meinung nach „reaktionäre“ Personen wie Friedrich Hayek, mit dem er sich den Preis 1974 teilte, und an Milton Friedman im Jahre 1976 vergeben wurde.[5]
Kritiker sehen in der Tatsache, dass die 1983 verstorbene Ökonomin Joan Robinson nie mit dem Preis ausgezeichnet wurde, als Beweis für die Tendenz des Komitees, Mainstream-Ökonomen zu bevorzugen,[10][11] obwohl schon heterodoxe Ökonomen wie Friedrich Hayek und Ronald Coase gewonnen haben.
In seiner Rede vor dem Festbankett sagt Friedrich Hayek, wenn er gefragt worden wäre, hätte er sich entschieden gegen die Schaffung dieses Preises ausgesprochen. Zwar werde eine seiner Befürchtungen, das Komitee würde nur aktuellen wissenschaftlichen Trends folgen, durch seine Auszeichnung widerlegt, bei einer zweiten Befürchtung sei er aber weniger sicher. Sie besteht darin, dass der Preis einem Preisträger eine Autorität verleihe, die in den Wirtschaftswissenschaften kein einzelner Mensch besitzen sollte. Während das in den Naturwissenschaften nicht schade, weil die Fachkollegen einer Kompetenzüberschreitung Einhalt geboten, übe der Ökonom auch Einfluss auf Laien aus. Daher sei er fast dazu geneigt, einen Eid für Preisträger vorzuschlagen, ihre Kompetenz in öffentlichen Äußerungen nicht zu überschreiten.[12]
Paul Samuelson, Wirtschaftswissenschaftler am Massachusetts Institute of Technology und im Jahr 1970 mit dem Preis bedacht, wurde zehn Jahre vor Einrichtung des Preises von der Reichsbank nach seiner Meinung über einen solchen Preis gefragt. Er äußerte beim Nobelpreisträgertreffen 2004 in Lindau, dass er davor gewarnt habe, dass „die Vergabe von Anerkennungen an eine Elite eine größere Gruppe von preiswürdigen Wissenschaftlern von der Ehre ausschließen würde, deren Forschungsergebnisse sich in Qualität und Quantität jedoch nur wenig, wenn überhaupt, unterschieden“.[7]
Andere Preisträger sahen positive Aspekte des Preises. George Akerlof, im Jahr 2001 ausgezeichnet, sieht den Preis als Ermutigung für weitere Arbeiten. Joseph Stiglitz ist der Ansicht, der Preis diene der öffentlichen Aufklärung und verleihe ökonomischen Ideen Aufmerksamkeit, die sie sonst nicht erhalten würden.[7] Er merkte aber ironisch an: „Die Ökonomie ist die einzige Wissenschaft, in der sich zwei Menschen einen Nobelpreis teilen können, weil ihre Theorien sich gegenseitig widerlegen.“[13]
Umstrittene Preisträger
Milton Friedman wurde im Jahr 1976 für seine Arbeiten zum Monetarismus ausgezeichnet. Dies verursachte internationale Proteste, vor allem bei der radikalen Linken,[14] die eine Verbindung zu seiner sechs Tage dauernden Reise nach Chile sah, wo er Vorlesungen zur Inflation gab und sich mit Regierungsmitgliedern traf, unter anderen mit Diktator Pinochet.[15] Die vier Nobelpreisträger George Wald, Linus Pauling, David Baltimore und Salvador Luria schrieben wegen der Preisverleihung im Jahr 1976 einen Protestbrief an die New York Times.[16][17]
Die Preisverleihung an John Forbes Nash im Jahr 1994 soll wegen seiner bekannten psychischen Erkrankung und seiner antisemitischen Tendenzen Diskussionen innerhalb des Komitees verursacht haben. Später wurden die Regeln für die Besetzung des Komitees verändert. Das Amt der Mitglieder war vorher zeitlich nicht begrenzt, jetzt gehören sie für einen Zeitraum von drei Jahren dem Komitee an.[18]
Die Preisverleihung an Robert Aumann im Jahr 2005 wurde von der europäischen Presse wegen seines ausgiebigen Gebrauchs der Spieltheorie kritisiert, mit der er sich gegen den Abbau der Siedlungen im Westjordanland aussprach.[19]
1997 wurden die US-Ökonomen und Mitinitiatoren des amerikanischen Hedgefonds Long-Term Capital Management (LTCM), Robert Carhart Merton und Myron S. Scholes, für eine neue Methode bei der Bewertung von Finanzderivaten ausgezeichnet. Im Jahr darauf lösten laut brand eins Fehlspekulationen dieses Hedgefonds beinahe einen Kollaps des internationalen Finanzsystems aus. Nur dank milliardenschwerer Kapitalspritzen zahlreicher Banken wurden damals schwerwiegende Folgen verhindert.[20].
Die Preisverleihung im Jahr 2008 an Paul Krugman, einem Kritiker von George W. Bush, löste eine Debatte über eine Bevorzugung von linken Ökonomen aus. Darauf stellte das Komitee fest, es habe niemals eine politische Haltung eingenommen.[21]
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