Die Friedrich Krupp Germaniawerft
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Die Friedrich Krupp Germaniawerft
Die Friedrich Krupp Germaniawerft in Kiel war die erste deutsche Werft, die U-Boote in größerem Umfang herstellte. Die Schiffbaubetrieb am Ostufer der Hörn im Kieler Ortsteil Gaarden-Ost war ab 1935 einer der bedeutendsten Auftragnehmer der Kriegsmarine.
Germaniawerft 1921, Blick aus Nordosten: rechts die überdachten Hellingen, hinten in der Mitte die große Bauhalle (nördlich der heutigen Halle 400) und die Hörn.
Die Werftanlagen wurden nach Ende des Zweiten Weltkriegs auf Anordnung der britischen Besatzungsmacht demontiert und das Unternehmen aufgelöst. Ein kleiner Teil des früheren Werftgeländes wird von ThyssenKrupp Marine Systems (TKMS, früher HDW) eingenommen.
Von der Gründung 1867 bis 1918
1867 wurde das Unternehmen in Gaarden bei Kiel als Norddeutsche Schiffbaugesellschaft gegründet, bei der auch die Kaiserjacht Hohenzollern gebaut wurde. Das erste Schiff der Werft war der Frachtdampfer Holsatia für Satori in Kiel. Bis 1879 wurden insgesamt 83 Schiffe auf Kiel gelegt. Nach deren Konkurs 1879 übernahm die Schiff- und Maschinenbau-AG „Germania“ aus Berlin 1882 den nun als Germaniawerft firmierenden Betrieb. Germania übernahm den in Bau befindlichen Restbestand aus der Konkursmasse. Das erste Schiff der nunmehrigen Germaniawerft war der Aviso SMS Blitz aus dem Jahr 1881. Im Jahr 1896 wurde die Werft von der Friedrich Krupp AG übernommen und im Jahr 1902 dann der Name in Friedrich Krupp Germaniawerft geändert.
Bei der Germaniawerft entstanden für die Kaiserliche Marine das Küstenpanzerschiff SMS Siegfried (Stapellauf 1889), das Panzerschiff SMS Wörth (1892), die Linienschiffe SMS Kaiser Wilhelm der Große (1899), SMS Zähringen (1901), SMS Braunschweig (1902) SMS Hessen (1903), SMS Deutschland (1904) und SMS Schleswig-Holstein (1906), die Schlachtschiffe SMS Prinzregent Luitpold (1912) und SMS Kronprinz (1914); die SMS Sachsen (1916) wurde nicht mehr fertiggestellt. Für die Kaiserliche Marine baute die Germaniawerft auch den Großen Kreuzer SMS Kaiserin Augusta (1892) und die Kleinen Kreuzer SMS Gazelle (1898), SMS Nymphe (1899), SMS Amazone (1900), SMS Cöln (1909), SMS Magdeburg (1911) und SMS Karlsruhe (1912).
1902 wurde mit der Forelle eines der ersten U-Boote in Deutschland gebaut, das später vom Russischen Reich gekauft wurde. 1905 wurde mit U 1 auch das erste U-Boot an die Kaiserliche Marine übergeben. 1907 wurde eine Serie von drei U-Booten für Russland fertiggestellt, weitere U-Boote auch für Norwegen, Italien und die Österreichisch-Ungarische Kriegsmarine hergestellt, die in zerlegtem Zustand per Bahn in den Kriegshafen Pola geliefert und dort montiert wurden.
Mit der 1908 fertiggestellten Schoneryacht Germania, nach Entwurf von Max Oertz für Gustav Krupp von Bohlen und Halbach, wurde erstmals eine Rennyacht dieser Größe in Deutschland gebaut.
Vom Ende des Ersten Weltkriegs bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs
Stapellauf des Schweren Kreuzers Prinz Eugen am 22. August 1938
Da nach dem Ersten Weltkrieg infolge der Bestimmungen des Versailler Vertrages größere Aufträge der Reichsmarine ausblieben, geriet das Unternehmen zu Beginn der 1920er Jahre in ernste wirtschaftliche Schwierigkeiten. Der Betrieb sah sich nach neuen Tätigkeitsfeldern um und verlegte sich auf den Bau von Luxusjachten. Zusammen mit zwei anderen deutschen Großwerften wurde durch die Gründung der Tarnorganisation Ingenieurskantoor voor Scheepsbouw in den Niederlanden das im Versailler Vertrag festgelegte Verbot des Baus von U-Booten unterlaufen. In den Jahren der Weimarer Republik liefen auf der Germaniawerft zahlreiche größere und kleinere Dampf- und Segeljachten vom Stapel, die hauptsächlich an amerikanische Millionäre geliefert wurden. So fertigte der Schiffbaubetrieb beispielsweise die Viermastbark Hussar II (1931) – die heutige Sea Cloud – oder die Motorjacht Orion (1929), die als Kreuzfahrtschiff Regina Maris bis zu Beginn des 21. Jahrhunderts im Mittelmeer und im Roten Meer verkehrte.
Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten Anfang 1933 wurde die Germaniawerft im Zuge der Aufrüstung der Wehrmacht zu einem bedeutenden Auftragnehmer von Reichs- bzw. Kriegsmarine. Bereits im Juli 1934 wurden die ersten sechs U-Boote der Klasse II B bestellt; im Sommer 1938 lief der Schwere Kreuzer Prinz Eugen vom Stapel. Auch der Auftrag für den Flugzeugträger B ging an die Kieler Werft, allerdings wurde nach Beginn des Zweiten Weltkriegs der unfertige Rumpf noch auf der Helling wieder abgewrackt, da der U-Boot Bau Priorität hatte. Die Germaniawerft lieferte insgesamt 131 U-Boote der Klassen II B, VII, X B, XIV, XVII und XXIII an die Kriegsmarine; weitere 240 waren bestellt. 1944 hatte die Werft über 10.000 Angestellte, davon waren 11 % Zwangsarbeiter.
Mit der bedingungslosen Kapitulation der Wehrmacht war der Zweite Weltkrieg in Europa beendet. Zusammen mit der benachbarten Werft Deutsche Werke war die bei den Luftangriffen auf Kiel teilweise zerstörte Germaniawerft zur Demontage vorgesehen. Dies hatte wütende Proteste der Bevölkerung der zerbombten Stadt zur Folge. Eine vom Oberbürgermeister Andreas Gayk mitorganisierte Demonstration gegen die Demontage blieb ohne Erfolg; das Unternehmen wurde aufgelöst und nicht wiederbelebt.
Spätere Nutzung des ehemaligen Werftgeländes
Auf dem ehemaligen Areal der Helgen befindet sich heute der Norwegenkai. Ende der 1960er Jahre erwarben die Howaldtswerke (HDW) den größten Teil des restlichen alten Werftgeländes am Ufer der Hörn und nutzten das Grundstück unter anderem als Lager- und Schrottplatz. Ab 1968 befand sich dort auch der U-Boot Bau der HDW im Werk Kiel-Süd, das 1989 geschlossen wurde. Seit den 1990er Jahren wird versucht, im Rahmen des Projekts Kai-City Kiel das brachliegende innenstadtnahe Gelände wiederzubeleben; u. a. mit dem Hochhauscenter am Germaniahafen und der Hörnbrücke für Fußgänger und Radfahrer.
Eine 1939 gebaute Halle, in der sich eine Kupferschmiede/Zinnerei und eine Werkstatt für Schiffsmotoren und Kompressoren der Germaniawerft befand, ist als Halle 400 ein Veranstaltungszentrum. Nördlich der Halle 400 wurde im Rahmen der Umgestaltung des Geländes zur Kai-City Kiel 1998 der Germaniahafen für Gastsegler und Traditionsschiffe angelegt.
Erhaltene Schiffe
U 1 (1906), U-Boot der Kaiserlichen Marine, jetzt im Deutschen Museum in München
Nusrat (1912), Minenleger, Mersin, Türkei
Sedov (1921), Segelschulschiff der Russischen Marine, ex Magdalene Vinnen II, ex Kommodore Johnson
Sea Cloud (1931 als Hussar II gebaut), Viermastbark
Stadt Kiel (1934), Fahrgastschiff in Kiel
Das von der Germaniawerft 1920 gebaute Segelschiff Carthaginian II, das mehrere Jahre in Lahaina, Insel Maui, Hawaii, als Museum zu besichtigen war, wurde 2005 vor der dortigen Küste versenkt und ist seitdem ein beliebtes Ziel von Tauchern.
Siehe auch
Rotorschiff
Buckau (Schiff)
U-Bootbunker Kilian
Quelle - Literatur & Einzelnachweise
Germaniawerft 1921, Blick aus Nordosten: rechts die überdachten Hellingen, hinten in der Mitte die große Bauhalle (nördlich der heutigen Halle 400) und die Hörn.
Die Werftanlagen wurden nach Ende des Zweiten Weltkriegs auf Anordnung der britischen Besatzungsmacht demontiert und das Unternehmen aufgelöst. Ein kleiner Teil des früheren Werftgeländes wird von ThyssenKrupp Marine Systems (TKMS, früher HDW) eingenommen.
Von der Gründung 1867 bis 1918
1867 wurde das Unternehmen in Gaarden bei Kiel als Norddeutsche Schiffbaugesellschaft gegründet, bei der auch die Kaiserjacht Hohenzollern gebaut wurde. Das erste Schiff der Werft war der Frachtdampfer Holsatia für Satori in Kiel. Bis 1879 wurden insgesamt 83 Schiffe auf Kiel gelegt. Nach deren Konkurs 1879 übernahm die Schiff- und Maschinenbau-AG „Germania“ aus Berlin 1882 den nun als Germaniawerft firmierenden Betrieb. Germania übernahm den in Bau befindlichen Restbestand aus der Konkursmasse. Das erste Schiff der nunmehrigen Germaniawerft war der Aviso SMS Blitz aus dem Jahr 1881. Im Jahr 1896 wurde die Werft von der Friedrich Krupp AG übernommen und im Jahr 1902 dann der Name in Friedrich Krupp Germaniawerft geändert.
Bei der Germaniawerft entstanden für die Kaiserliche Marine das Küstenpanzerschiff SMS Siegfried (Stapellauf 1889), das Panzerschiff SMS Wörth (1892), die Linienschiffe SMS Kaiser Wilhelm der Große (1899), SMS Zähringen (1901), SMS Braunschweig (1902) SMS Hessen (1903), SMS Deutschland (1904) und SMS Schleswig-Holstein (1906), die Schlachtschiffe SMS Prinzregent Luitpold (1912) und SMS Kronprinz (1914); die SMS Sachsen (1916) wurde nicht mehr fertiggestellt. Für die Kaiserliche Marine baute die Germaniawerft auch den Großen Kreuzer SMS Kaiserin Augusta (1892) und die Kleinen Kreuzer SMS Gazelle (1898), SMS Nymphe (1899), SMS Amazone (1900), SMS Cöln (1909), SMS Magdeburg (1911) und SMS Karlsruhe (1912).
1902 wurde mit der Forelle eines der ersten U-Boote in Deutschland gebaut, das später vom Russischen Reich gekauft wurde. 1905 wurde mit U 1 auch das erste U-Boot an die Kaiserliche Marine übergeben. 1907 wurde eine Serie von drei U-Booten für Russland fertiggestellt, weitere U-Boote auch für Norwegen, Italien und die Österreichisch-Ungarische Kriegsmarine hergestellt, die in zerlegtem Zustand per Bahn in den Kriegshafen Pola geliefert und dort montiert wurden.
Mit der 1908 fertiggestellten Schoneryacht Germania, nach Entwurf von Max Oertz für Gustav Krupp von Bohlen und Halbach, wurde erstmals eine Rennyacht dieser Größe in Deutschland gebaut.
Vom Ende des Ersten Weltkriegs bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs
Stapellauf des Schweren Kreuzers Prinz Eugen am 22. August 1938
Da nach dem Ersten Weltkrieg infolge der Bestimmungen des Versailler Vertrages größere Aufträge der Reichsmarine ausblieben, geriet das Unternehmen zu Beginn der 1920er Jahre in ernste wirtschaftliche Schwierigkeiten. Der Betrieb sah sich nach neuen Tätigkeitsfeldern um und verlegte sich auf den Bau von Luxusjachten. Zusammen mit zwei anderen deutschen Großwerften wurde durch die Gründung der Tarnorganisation Ingenieurskantoor voor Scheepsbouw in den Niederlanden das im Versailler Vertrag festgelegte Verbot des Baus von U-Booten unterlaufen. In den Jahren der Weimarer Republik liefen auf der Germaniawerft zahlreiche größere und kleinere Dampf- und Segeljachten vom Stapel, die hauptsächlich an amerikanische Millionäre geliefert wurden. So fertigte der Schiffbaubetrieb beispielsweise die Viermastbark Hussar II (1931) – die heutige Sea Cloud – oder die Motorjacht Orion (1929), die als Kreuzfahrtschiff Regina Maris bis zu Beginn des 21. Jahrhunderts im Mittelmeer und im Roten Meer verkehrte.
Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten Anfang 1933 wurde die Germaniawerft im Zuge der Aufrüstung der Wehrmacht zu einem bedeutenden Auftragnehmer von Reichs- bzw. Kriegsmarine. Bereits im Juli 1934 wurden die ersten sechs U-Boote der Klasse II B bestellt; im Sommer 1938 lief der Schwere Kreuzer Prinz Eugen vom Stapel. Auch der Auftrag für den Flugzeugträger B ging an die Kieler Werft, allerdings wurde nach Beginn des Zweiten Weltkriegs der unfertige Rumpf noch auf der Helling wieder abgewrackt, da der U-Boot Bau Priorität hatte. Die Germaniawerft lieferte insgesamt 131 U-Boote der Klassen II B, VII, X B, XIV, XVII und XXIII an die Kriegsmarine; weitere 240 waren bestellt. 1944 hatte die Werft über 10.000 Angestellte, davon waren 11 % Zwangsarbeiter.
Mit der bedingungslosen Kapitulation der Wehrmacht war der Zweite Weltkrieg in Europa beendet. Zusammen mit der benachbarten Werft Deutsche Werke war die bei den Luftangriffen auf Kiel teilweise zerstörte Germaniawerft zur Demontage vorgesehen. Dies hatte wütende Proteste der Bevölkerung der zerbombten Stadt zur Folge. Eine vom Oberbürgermeister Andreas Gayk mitorganisierte Demonstration gegen die Demontage blieb ohne Erfolg; das Unternehmen wurde aufgelöst und nicht wiederbelebt.
Spätere Nutzung des ehemaligen Werftgeländes
Auf dem ehemaligen Areal der Helgen befindet sich heute der Norwegenkai. Ende der 1960er Jahre erwarben die Howaldtswerke (HDW) den größten Teil des restlichen alten Werftgeländes am Ufer der Hörn und nutzten das Grundstück unter anderem als Lager- und Schrottplatz. Ab 1968 befand sich dort auch der U-Boot Bau der HDW im Werk Kiel-Süd, das 1989 geschlossen wurde. Seit den 1990er Jahren wird versucht, im Rahmen des Projekts Kai-City Kiel das brachliegende innenstadtnahe Gelände wiederzubeleben; u. a. mit dem Hochhauscenter am Germaniahafen und der Hörnbrücke für Fußgänger und Radfahrer.
Eine 1939 gebaute Halle, in der sich eine Kupferschmiede/Zinnerei und eine Werkstatt für Schiffsmotoren und Kompressoren der Germaniawerft befand, ist als Halle 400 ein Veranstaltungszentrum. Nördlich der Halle 400 wurde im Rahmen der Umgestaltung des Geländes zur Kai-City Kiel 1998 der Germaniahafen für Gastsegler und Traditionsschiffe angelegt.
Erhaltene Schiffe
U 1 (1906), U-Boot der Kaiserlichen Marine, jetzt im Deutschen Museum in München
Nusrat (1912), Minenleger, Mersin, Türkei
Sedov (1921), Segelschulschiff der Russischen Marine, ex Magdalene Vinnen II, ex Kommodore Johnson
Sea Cloud (1931 als Hussar II gebaut), Viermastbark
Stadt Kiel (1934), Fahrgastschiff in Kiel
Das von der Germaniawerft 1920 gebaute Segelschiff Carthaginian II, das mehrere Jahre in Lahaina, Insel Maui, Hawaii, als Museum zu besichtigen war, wurde 2005 vor der dortigen Küste versenkt und ist seitdem ein beliebtes Ziel von Tauchern.
Siehe auch
Rotorschiff
Buckau (Schiff)
U-Bootbunker Kilian
Quelle - Literatur & Einzelnachweise
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