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Walther Rathenau

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Walther Rathenau Empty Walther Rathenau

Beitrag  checker So Nov 29, 2015 11:35 am

Walther Rathenau (* 29. September 1867 in Berlin; † 24. Juni 1922 in Berlin-Grunewald) war ein deutscher Industrieller, Schriftsteller und liberaler Politiker (DDP). Er wurde als Reichsaußenminister Opfer eines politisch motivierten Attentats der Organisation Consul.

Walther Rathenau 290px-Walther_Rathenau

Leben

Walther Rathenau wurde als ältester Sohn des deutsch-jüdischen Industriellen Emil Rathenau (des späteren Gründers der AEG) und seiner Ehefrau Mathilde (geb. Nachmann) in Berlin geboren. Er wuchs dort zusammen mit seinen jüngeren Geschwistern Erich (1871–1903) und Edith (1883–1952) auf und besuchte das Königliche Wilhelms-Gymnasium. 1886–1889 studierte er in Straßburg und Berlin Physik, Philosophie und Chemie bis zur Promotion (Die Absorption des Lichts in Metallen). 1889/90 studierte er Maschinenbau an der Technischen Universität München.

Rückblickend schrieb er über seine Jugendzeit:

„In den Jugendjahren eines jeden deutschen Juden gibt es einen schmerzlichen Augenblick, an den er sich zeitlebens erinnert: wenn ihm zum ersten Male voll bewußt wird, daß er als Bürger zweiter Klasse in die Welt getreten ist und keine Tüchtigkeit und kein Verdienst ihn aus dieser Lage befreien kann.[1]“

Die traumatisch erlebte Kluft zwischen Zugehörigkeit zur Elite und gleichzeitiger Diskriminierung begleitete ihn und bestimmte sein Handeln und Denken sein Leben lang.[2]

„Sein Leben kann [...] auch so gesehen werden, dass es die Quintessenz der deutsch-jüdischen Geschichte enthält, nämlich den Versuch, die jüdische und die deutsche Identität miteinander in Einklang zu bringen, ohne sich je in der einen oder in der anderen zu Hause zu fühlen.“

– Shulamit Volkov[3]

Walther Rathenau Rathenau_sergeant
Rathenau im Jahr 1891 als Vizewachtmeister im Garde-Kürassier-Regiment

Industrieller

Nach gescheiterten Versuchen, dem Berufsbereich des Vaters durch die Hinwendung zur Kunst oder einer Offiziers- und Diplomatenkarriere zu entgehen, fügte er sich und übernahm 1893–1898 den Aufbau der von der AEG gegründeten Elektrochemischen Werke in Bitterfeld und Rheinfelden. Seit 1899 war Rathenau in leitenden Positionen für die AEG tätig, zunächst im Vorstand, 1902–1907 als Geschäftsinhaber in der nahestehenden Berliner Handels-Gesellschaft (BHG), seit 1904 vom Aufsichtsrat der AEG aus, dessen Vorsitzender er 1912 wurde. Zugleich vereinigte er seit 1904 nach und nach mehr als 80 Aufsichtsratsposten auf sich. Seine führende Stellung in der deutschen Wirtschaft wurde auch durch seine Aufnahme in die Gesellschaft der Freunde deutlich. In der kritischen Rezessionszeit der deutschen Elektroindustrie setzte er sich erfolgreich für Konkurrenzverminderung durch Syndikate und Fusionen ein. Die erfolgreich von ihm betriebene Kartellpolitik ließ ihn ab 1914 als den geeigneten Mann für die Organisation der deutschen Kriegsrohstoffversorgung erscheinen. Er wurde engster Berater seines Vaters, aber dessen Nachfolger wurde 1915 Felix Deutsch, während Rathenau Sondervollmachten und den Titel „Präsident der AEG“ erhielt.

Da die AEG stark an der deutschen Rüstungsproduktion im Ersten Weltkrieg beteiligt war, war Rathenau als ihr Aufsichtsratsvorsitzender auch in die Kriegsplanungen der Reichsregierung eingebunden. Am 16. September 1916 nahm er an einer Konferenz im preußischen Kriegsministerium teil, auf der Carl Duisberg und andere führende Industrielle angesichts des kriegsbedingten Arbeitskräftemangels die Deportation belgischer Zivilisten zur Zwangsarbeit nach Deutschland forderten. Rathenau unterstützte ihre Forderung in einem Brief an den OHL-General Erich Ludendorff, in dem er sich für scharfe Maßnahmen gegen die belgische Zivilbevölkerung aussprach. Die Deportationen wurden dann tatsächlich durchgeführt. Der Publizist Maximilian Harden, der sich mit seinem langjährigen Freund Walther Rathenau bereits 1913 zerstritten hatte, griff diesen später aufgrund seiner Verwicklung in die Deportationen scharf an. In Belgien wurde sogar überlegt, Rathenaus Auslieferung zu verlangen.[4]
Schriftsteller

Die ausgedehnte berufliche Arbeit bildete nur einen Teil seiner Aktivitäten. Während er praktisch zur Fortführung des väterlichen Großunternehmens beitrug, wollte er theoretisch als Schriftsteller die moderne Welt des Kapitalismus und Materialismus kulturkritisch durchdringen und verbessern. Hier förderte ihn Maximilian Harden, in dessen Wochenzeitschrift Die Zukunft seine ersten Aufsätze erschienen, als erster 1897 „Höre, Israel!“, eine Polemik gegen das moderne Judentum. Politisch und ästhetisch gehörte Rathenau zur Opposition gegen den herrschenden Wilhelminismus. Durch die Freundschaft mit Gerhart Hauptmann kam er in den Autorenkreis des S. Fischer Verlags und veröffentlichte hier 1912 und 1913 seine Bücher „Zur Kritik der Zeit“ und „Zur Mechanik des Geistes“, in denen er die moderne „Mechanisierung der Welt“ beklagte und seine neuidealistische Weltanschauung vom „Reich der Seele“ darlegte. Politisch setzte er sich für eine stärkere Beteiligung des liberalen, industriell tätigen Bürgertums an der Außenpolitik ein und suchte selbst durch Mitwirkung in der Kolonialpolitik Einfluss zu gewinnen. Neben anderen Kontakten in die völkische Szene war Rathenau von 1913 bis zu seinem Tod mit dem rechtskonservativen Publizisten Wilhelm Schwaner befreundet, in dessen Zeitschrift Der Volkserzieher in dieser Zeit einige Aufsätze Rathenaus abgedruckt wurden, was zu erheblichem Unmut in nationalistischen Kreisen führte.

Politiker

Zu Beginn des Ersten Weltkriegs machte Rathenau als Erster auf die unzureichende wirtschaftliche Vorbereitung des Reiches aufmerksam und empfahl die rasche Errichtung eines „Rohmaterialamtes“ zur zentralen Bewirtschaftung kriegswichtiger Rohstoffe. Kriegsminister Erich von Falkenhayn richtete daraufhin im preußischen Kriegsministerium die Kriegsrohstoffabteilung ein, um die Verteilung der kriegswichtigen Rohstoffe zu organisieren und hierbei eine staatliche Beaufsichtigung der deutschen Industrie durch Kriegswirtschaftsgesellschaften einzuführen. Die Leitung übernahm der Initiator Rathenau von August 1914 bis März 1915.[5] Wahrscheinlich verhinderte er damit eine schwere Materialkrise in Deutschland, sah selbst darin aber auch Ansätze für neue gemeinwirtschaftliche Formen. Es gelang ihm, die durch die britische Blockade sofort spürbaren Defizite bei kriegswichtigen Rohstoffen zumindest einzudämmen.[6]

Über diese Zukunftsziele äußerte er sich 1917 in seinem wirkungsvollsten Buch „Von kommenden Dingen“. Wirtschaftliche Rationalisierung und Verfassungsreformen hielt er für wichtig, aber noch notwendiger erschien ihm eine Bewusstseinsveränderung. Ein zweiter Interessenpunkt Rathenaus an der Leitung der Kriegsrohstoffabteilung war die vergebliche Hoffnung einer weiterführenden Berufung zum Staatssekretär im Reichsschatzamt. Auch aus Enttäuschung zog er sich daher nach acht Monaten wieder aus der Kriegsrohstoffabteilung zurück und konzentrierte sich bis zum Ende des Krieges auf die Organisation der Rüstungsfabrikation der AEG und Planungen zur Rückumstellung auf die Friedensproduktion.[7] Hatte Rathenau dem Krieg 1914 noch kritisch gegenübergestanden,[8] wandelte er sich während seiner Arbeit für das Kriegsministerium immer mehr zum „Falken“. So sprach er sich für die Bombardierung Londons mit Zeppelinen und die Deportation belgischer Zivilisten zur Zwangsarbeit nach Deutschland aus.[9]

Rathenau, der die Methoden des Wiener Kongresses für überlebt hielt, weil „Länderteilungen hinfällig geworden“ seien, wollte eine mitteleuropäische Zollunion, die Deutschlands Sieg und Dominanz in Europa bedeuten würde.[10] Die Leitung des mitteleuropäischen Wirtschaftsverbandes war einer zwischenstaatlichen Organisation zugedacht, „in der Deutschland eine stärkere Stellung beanspruchen könnte, als Preußen sie im Bundesrat einnimmt“. Er propagierte die Idee der Wiederbelebung des Frankenreiches, die von der Bevölkerung angeblich besser begriffen würde, als ein Programm weitreichender direkter Annexionen.[11] Über den Frieden von Brest-Litowsk urteilte er hingegen, Deutschland würde durch diesen Frieden „in einem Abgrund von Feindschaft und Konflikten leben“.[12]

1918 kritisierte er sogar den Waffenstillstand und plädierte für die Fortführung des Krieges, um die späteren Verhandlungen aus einer besseren Position heraus führen zu können.[8] Trotz seiner harten Haltung im Krieg wurde er später zur Zielscheibe von antisemitisch motivierten Angriffen durch die Anhänger der Dolchstoßlegende.

Wegen seiner widerspruchsvollen politischen Haltung von allen Seiten angefeindet, hatte Rathenau nach dem Krieg zunächst Mühe, für eine neue Politik tätig zu werden. Als Wirtschaftssachverständiger und Mitglied und Mitbegründer der Deutschen Demokratischen Partei (DDP) arbeitete er 1920 in der Sozialisierungskommission und nahm an der Konferenz in Spa teil. Wegen seines entspannungsfördernden Verhandlungsgeschicks und seines internationalen Ansehens wurde er im Mai 1921 Wiederaufbauminister im Kabinett des Reichskanzlers Joseph Wirth und schloss im Oktober mit Frankreich das Wiesbadener Abkommen über privatwirtschaftliche deutsche Sachlieferungen an französische Kriegsgeschädigte. Ende Oktober trat Rathenau zurück, war aber in London und der Konferenz von Cannes weiterhin für die Regierung tätig. Am 31. Januar 1922 wurde er zum Außenminister im Kabinett Wirth II ernannt, um Deutschland bei der Weltwirtschaftskonferenz von Genua zu vertreten. Hier gelangen ihm keine Fortschritte in der Reparationsfrage, aber er fand sich unter Bedenken bereit, am 16. April 1922 mit Sowjetrussland in Rapallo einen bilateralen Sondervertrag abzuschließen, um Deutschland außenpolitisch mehr Handlungsfreiheit zu verschaffen. Obwohl dieser Schritt gerade von nationaler Seite begrüßt wurde, hielt er die rechtsradikale Organisation Consul (O.C.) nicht davon ab, später ein Attentat gegen den erfolgreichen Außenpolitiker durchzuführen.

Ermordung

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Vorwärts-Ausgabe zur Ermordung Walther Rathenaus

Am Morgen des 24. Juni 1922, einem Samstag, wollte Rathenau ins Auswärtige Amt in der Wilhelmstraße, um einer Prüfung von Konsularsanwärtern beizuwohnen. Am Abend zuvor hatte er noch bis in die frühen Morgenstunden bei einem Essen mit dem amerikanischen Botschafter Alanson Houghton und Hugo Stinnes den deutschen Standpunkt in der Reparationsfrage erläutert und eine Abkehr von seiner bisherigen Erfüllungspolitik erkennen lassen. Wohl auch deshalb hatte er sich verspätet und war erst um 10:45 Uhr in den Fond seines offenen NAG-Kabrioletts gestiegen. Obwohl es im Vorfeld immer wieder konkrete Attentatswarnungen gegeben hatte, fuhr Rathenau ohne Polizeischutz. Auf dem Weg von seiner Villa in der Koenigsallee 65 in Berlin-Grunewald bemerkten weder er noch sein Chauffeur, dass sie von einem Wagen verfolgt wurden. Kurz vor der ♁Kreuzung Erdener-/Wallotstraße, als Rathenaus Chauffeur angesichts der folgenden S-Kurve abbremsen musste, überholte der verfolgende Wagen, ein offener Mercedes-Tourenwagen, an dessen Steuer der 20-jährige Maschinenbaustudent Ernst Werner Techow saß. Im Fond saßen der 23-jährige Student der Rechtswissenschaften Erwin Kern und der 26-jährige Maschinenbauingenieur Hermann Fischer. Während Kern mit einer Maschinenpistole MP18 auf Rathenau feuerte, warf Fischer eine Handgranate in den Wagen. Der von fünf Schüssen tödlich getroffene Rathenau starb binnen kürzester Zeit. Den Attentätern gelang die Flucht durch die Wallotstraße und anschließend die Herbertstraße.

Die Polizei stellte schnell einen Zusammenhang mit vorangegangenen Attentaten auf Matthias Erzberger und Philipp Scheidemann her, und noch am Tag der Ermordung ordnete der Kasseler Oberstaatsanwalt die Festnahme von Funktionären der rechtsextremen Organisation Consul (O.C.), darunter Karl Tillessen, Hartmut Plaas und Friedrich Wilhelm Heinz, an. In der Tat waren auch die Attentäter allesamt Mitglieder der O.C., einer geheimen Nachfolgeorganisation der Marine-Brigade Ehrhardt. Am 26. Juni wurde der Student Willi Günther verhaftet, der an der Vorbereitung der Tat beteiligt gewesen war und sich öffentlich der Mittäterschaft gerühmt hatte. Nach Günthers rückhaltlosem Geständnis wurden weitere Tatbeteiligte verhaftet, darunter Hans Gerd Techow, ein Bruder des Fahrers. Ernst Werner Techow selbst wurde nach einem Fahndungsaufruf am 29. Juni verhaftet. Nach Fischer und Kern begann eine fieberhafte Suche. Sie wurden nach Zeugenhinweisen schließlich am Morgen des 17. Juli auf der Burg Saaleck, wo sie beim Burgbesitzer, dem O.C.-Mitglied Hans Wilhelm Stein, Unterschlupf gefunden hatten, von zwei Kriminalbeamten gestellt. Während der Konfrontation gab einer der Beamten fünf ungezielte Schüsse auf ein Turmfenster ab, von denen einer Kern tödlich am Kopf traf. Fischer erschoss sich daraufhin selbst.[13]

Weiteres dazu im Link:

https://de.wikipedia.org/wiki/Walther_Rathenau

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