Die Bandkeramische Kultur, auch Linienbandkeramische Kultur oder Linearbandkeramische Kultur (Fachkürzel LBK)
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Die Bandkeramische Kultur, auch Linienbandkeramische Kultur oder Linearbandkeramische Kultur (Fachkürzel LBK)
Die Bandkeramische Kultur, auch Linienbandkeramische Kultur oder Linearbandkeramische Kultur (Fachkürzel LBK), ist die älteste bäuerliche Kultur der Jungsteinzeit[1] mit permanenten Siedlungen in ganz Mitteleuropa und als solche Ergebnis der Neolithisierung. Der Name leitet sich von der charakteristischen Verzierung der keramischen Gefäße mit einem Bandmuster aus eckigen, spiral- oder wellenförmigen Linien ab. Die Träger der bandkeramischen Kultur waren laut der derzeit favorisierten Theorie keine Angehörigen oder Abkömmlinge der postglazialen, mesolithischen einheimischen Jäger und Sammler, sondern Immigranten.[2][3] Ob Bevölkerungsdruck und/oder Ressourcenverknappung, neben anderen Faktoren die alleinigen Motivationen für die Immigration waren ist momentan nicht belegbar.[4][5] Inwieweit diese Immigration letztlich von Anatolien (Anatolien-Hypothese) ausgehend ihren Ausgang nahm – mit einer Zwischenstation im ungarischen Raum – bleibt bislang noch hypothetisch.
Bandkeramische Gefäße aus Mitteldeutschland im Bestand der ur- und frühgeschichtlichen Sammlung der Universität Jena, die Friedrich Klopfleisch 1882 zur Definition der bandkeramischen Kultur benutzte
Karte der europäischen Jungsteinzeit– bzw Mittelsteinzeitkulturen, ca. 4500–4000 v. Chr.:
Bandkeramische Kultur, neolithische Kultur
Alföld-Linearkeramik, östliche LBK
Cardial- oder Impressokultur
Ertebølle-Kultur, mesolithische Kultur
Dnepr-Don-Kultur
Vinča-Kultur
Almeríakultur
Dimini-Kultur
Karanowo-Kultur
Grübchenkeramische Kultur, mesolithische Kultur
Den Begriff Bandkeramik führte im Jahre 1883 der Historiker Friedrich Klopfleisch aus Jena in die wissenschaftliche Diskussion ein. 1902 prägte der Mediziner Alfred Schliz den Begriff „Linearkeramik“.[6]
Die Ausbreitung begann wahrscheinlich ungefähr 5700 v. Chr. ausgehend von der Gegend um den Neusiedler See und schuf innerhalb einer menschheitsgeschichtlich kurzen Zeitspanne von etwa zweihundert Jahren einen großen, kulturell einheitlichen und stabilen Siedlungs- und Kulturraum über fast das gesamte südliche bzw. südöstliche Mitteleuropa hinweg. Ihre Rekonstruktion als Kultur erschließt sich über verschiedene Bodenfunde. Die neolithischen Kulturen sind illiterale oder schriftlose Kulturen. Die bandkeramische Kultur löste sich restlos erst um 4100 v. Chr. wieder auf.[7][8]
Einteilung der Epochen der Bandkeramischen Kultur (LBK)[9][10]
ca. 5700 bis ca.5400 ältere LBK
ca. 5400 bis ca. 5200 mittlere LBK
ca. 5200 bis ca. 5000 jüngere LBK
ca. 5000 bis ca. 4100 sich auflösende LBK.
Die Bandkeramik war in Westungarn (Transdanubien), Rumänien, der Ukraine, Österreich, der Südwestslowakei, Mähren, Böhmen, Polen, Deutschland und Frankreich (Pariser Becken, Elsass und Lothringen dort als „Culture rubanée“ bezeichnet) verbreitet und ist als größte Flächenkultur der Jungsteinzeit zu betrachten.[11] Die Bandkeramiker stehen wahrscheinlich in enger Beziehung zur Körös-Kultur oder Körös-Criș-Kultur, die man auf den Zeitraum von 6200 bis 5600 v. Chr. datiert. Diese gilt als eine der wichtigsten danubischen Kulturen des Frühneolithikums und wird als die östliche Vorläuferkultur angesehen. Aber auch die Starčevo-Kultur wird als eine Vorläuferkultur angesehen. So will die ungarische Prähistorikerin Eszter Bánffy die Bandkeramiker allein aus der Starčevo-Kultur herleiten.[12]
Zu den bandkeramischen Kulturen bzw. zur Bandkeramik im weiteren Sinn wird auch die Alföld-Linearkeramik (östliche Bandkeramik in Ungarn, 5500–4900 v. Chr.) gezählt, im weitesten Sinn auch die jüngere Stichbandkeramik in Mitteleuropa (4900–4500 v. Chr.).
Ursprung der Bandkeramik
Die Bandkeramik erreichte die nördlichen Lössgrenzen in Mitteleuropa ab 5600 bis 5500 v. Chr. Nach heutigem Forschungsstand ging sie aus dem Starčevo-Körös-Kulturkomplex hervor.[13][14] In diesem Zusammenhang sind besonders die in den letzten Jahren ergrabenen, frühesten bandkeramischen Siedlungen in Transdanubien von Bedeutung: Die älteste Bandkeramik zeichnet sich durch flachbodige Gefäße aus, sie ähnelt stark der ungarischen Starčevo-Keramik. Etwa um 5200 v. Chr. setzt sich ein anderer Stil durch, die Keramik ist nun rundbodig.[15] Solche Siedlungen wurden z. B. in Szentgyörgyvölgy-Pityerdomb (Kleingebiet Lenti), Vörs-Máriaasszonysziget (Balaton) und Andráshida-Gébarti-tó (bei Zalaegerszeg) gefunden. Untersuchungen von alter DNA aus bandkeramischen Skeletten wurden dahingehend interpretiert, dass die Träger der Bandkeramik aus dem Karpatenbecken nach Mitteleuropa eingewandert sind und hier keine anthropologische Kontinuität zur Bevölkerung des späten Mesolithikums bestand.[16] Die Ausbreitung der linienbandkeramischen Kultur erfolgte dem Forschungsstand nach zu urteilen in zwei Ausbreitungsrichtungen. Die eine verlief über Böhmen und Mähren entlang der Elbe bis nach Mitteldeutschland. Die andere folgte dem Lauf der Donau[17] über Niederösterreich bis nach Südwestdeutschland und den Rhein entlang. Eine Studie aus dem Jahre 2010 fand überraschenderweise Übereinstimmungen der DNA bandkeramischer Gräber aus Derenburg (Sachsen-Anhalt) mit der heutigen Bevölkerung des Vorderen Orients.[18][19]
Diese Hypothese ist nicht unwidersprochen, so führte der Archäologe Claus-Joachim Kind (1998)[20] aus, dass es sich bei den Bandkeramikern um eine autochthone Entwicklung im europäischen Neolithikum handeln könnte.[21] So deuteten Steinartefakte auf mesolithische Traditionen hin wie sie in der ältesten Bandkeramik nachzuweisen seien. Auch seien die Ähnlichkeiten der Keramikgefäße aus der ältesten Bandkeramik und dem Starčevo–Körös-Kulturkomplex nur gering und schlössen damit eine Immigration aus diesen Kulturen aus. Doch muss sich diese Annahme der Frage stellen, ob eine sich mehr oder weniger einheitlich darstellende Linearkeramische-Kultur multilokalen Ursprungs sein und es einen vertikalen Kulturtransfer gegeben haben könnte, oder ob eine transmigrierende Gruppe bzw. Gruppen, im Sinne eines horizontalen Kulturtransfers, in Austausch mit der einheimischen mesolithischen Bevölkerung trat.
Wegen der Kontinuität in der materiellen Kultur diskutieren im Gegensatz dazu noch weitere Forscher die Übernahme der neolithischen Lebensweise durch einheimische mesolithische Bevölkerungsgruppen. Sie stützen sich dabei auf die Feuersteingeräte ältestbandkeramischer Siedlungen, die ihrer Meinung nach mesolithische Züge aufweisen, sowohl in bestimmten Formen (Querschneider/Trapeze etc.) als auch in bestimmten Abschlagtechniken (Präparation der Schlagflächen).[22][23][24]
Wie Clemens Lichter (2010) feststellt,[25] ist der Hintergrund, aus dem sich die Bandkeramik löst, hinsichtlich der Religion anders gestaltet, so dass mit der Migration eine andere Ideologie aufkommt, die sich u. a. in Kreisgrabenanlagen zeigt, die es im danubischen Raum des Starčevo-Körös-Komplexes nicht gab.
Unklar ist, welchen Anteil die sogenannte La-Hoguette-Gruppe hatte, die von der Normandie (eponymer Fundort) bis ins Main-Neckar-Gebiet verbreitet war. Die La-Hoguette-Gruppe lässt sich aus der Cardial-Kultur bzw. Impresso-Kultur herleiten, einer frühneolithischen Kultur, die chronologisch vor dem Starčevo-Körös-Komplex einzuordnen ist und an den Küsten des westlichen Mittelmeeres verbreitet war. Von der Mündung der Rhone aus verbreitete sie sich um etwa 6500 v. Chr. nach Norden und erreichte etwa 300 Jahre vor der Linearbandkeramik den Rhein und seine Nebenflüsse, bis zur Lippe. Der Anteil von Haustierknochen ist in den Funden der La-Hoguette-Kultur bedeutend größer als bei den Bandkeramikern und diese betrieben umgekehrt deutlich mehr Feldbau. Da intensive Kontakte beider Kulturen belegt sind, ist es gut vorstellbar, dass die La-Hoguette-Hirten und Bandkeramik-Bauern wirtschaftlich voneinander profitierten.[26]
Ökologische Rahmenbedingungen
Rekonstruktion des Temperaturverlaufs der Erde am Ende der letzten Kaltzeit und den darauffolgenden 12.000 Jahren. Die Blütezeit der bandkeramischen Kultur lag zwischen 5500 und 4500 v. Chr.
Vor dem Wärmeoptimum Atlantikum,[27] welches sich zeitlich unscharf zwischen ca. 8000 v. Chr. bis ca. 4000 v. Chr. in Nordeuropa zeigte, kam es[28] zur Entwicklung der wärmsten und feuchtesten Periode der Blytt-Sernander-Sequenz, auch als „Holozäne Optimum“ benannt. Während der Misox-Schwankung kam es zu einer zeitlich scharf abgegrenzten, relativ kurzfristige Klimaveränderung rund 6200 Jahre v. Chr. Im mesolithischen Mitteleuropa kam es innerhalb weniger Jahrzehnte zu einer Abkühlung um etwa 2 °C. Die Misox-Schwankung fällt mit der letzten größeren Veränderung im Abfluss des Agassizsees zusammen. Sie fand vor ca. 8400 Jahren statt, als der Agassizsee in die Hudson Bay abfloss.[29] Der enorme Süßwassereintrag in den Nordatlantik unterband weitgehend die Entstehung von absinkendem höhersalinarem Wasser (Dichteunterschiede) und beeinträchtigte damit die thermohaline Zirkulation (Konvektion) des Nordatlantiks, indem sie den nach Norden gerichteten Wärmetransport verringerte. Durch eine Unterbrechung der thermohalinen Zirkulation des aus dem Golfstrom resultierenden Nordatlantikstroms folgte eine in Nordeuropa und dem Vorderen Orient (Fruchtbarer Halbmond) einsetzende, regional unterschiedliche aber erhebliche Abkühlung bzw. Austrocknung. Die klimatologischen Folgen der Misox-Schwankung sind in der Vegetationsentwicklung Europas gut hundert Jahre lang nachweisbar.[30]
Im Atlantikum erlebte Europa mit regionalen zeitlichen Unterschieden und kurzzeitigen Unterbrechungen[31] die wärmste Epoche der letzten 75.000 Jahre.[32] Sowohl die Sommer- als auch die Wintertemperaturen lagen 1–2 °C höher als im 20. Jahrhundert.[33] Insbesondere die Winter waren sehr mild. Mit der Ausprägung dieser feucht-warmen Periode und einem Anstieg der Durchschnittstemperaturen war die Ausbreitung dichter Eichenmischwälder mit Eichen, Linden, Ulmen und Haselnusssträuchern verbunden. Durch die Pollenanalyse in den Bodenproben zeigt im nördlichen Mitteleuropa die mit der Bandkeramik verbundenen Veränderungen im Anteil der verschiedenen Gehölze. Die Zahl der Eichen- und Lindenpollen sank, während Birken-, Haselnuss- und Eschenpollen anstiegen. Es wird angenommen, dass der Wandel im Vegetationsbild eine Folge der Rodung der Eichenmischwälder durch die Bandkeramiker war. Sie fällten Eichen, um Holz für Häuser oder Palisaden zu gewinnen.[34]
Am Boden tummelten sich Großsäuger wie Reh, Rothirsch, Elch, Wisent und Wildschwein. Unter den Raubtieren sind Dachse, Wölfe, Luchse und Braunbären zu nennen. Ehemalige Bewohner des offenen Graslands wie der Auerochs und das Wildpferd[35] waren ebenfalls noch gegenwärtig.[36]
Weiteres dazu im Link:
https://de.wikipedia.org/wiki/Linearbandkeramische_Kultur
Bandkeramische Gefäße aus Mitteldeutschland im Bestand der ur- und frühgeschichtlichen Sammlung der Universität Jena, die Friedrich Klopfleisch 1882 zur Definition der bandkeramischen Kultur benutzte
Karte der europäischen Jungsteinzeit– bzw Mittelsteinzeitkulturen, ca. 4500–4000 v. Chr.:
Bandkeramische Kultur, neolithische Kultur
Alföld-Linearkeramik, östliche LBK
Cardial- oder Impressokultur
Ertebølle-Kultur, mesolithische Kultur
Dnepr-Don-Kultur
Vinča-Kultur
Almeríakultur
Dimini-Kultur
Karanowo-Kultur
Grübchenkeramische Kultur, mesolithische Kultur
Den Begriff Bandkeramik führte im Jahre 1883 der Historiker Friedrich Klopfleisch aus Jena in die wissenschaftliche Diskussion ein. 1902 prägte der Mediziner Alfred Schliz den Begriff „Linearkeramik“.[6]
Die Ausbreitung begann wahrscheinlich ungefähr 5700 v. Chr. ausgehend von der Gegend um den Neusiedler See und schuf innerhalb einer menschheitsgeschichtlich kurzen Zeitspanne von etwa zweihundert Jahren einen großen, kulturell einheitlichen und stabilen Siedlungs- und Kulturraum über fast das gesamte südliche bzw. südöstliche Mitteleuropa hinweg. Ihre Rekonstruktion als Kultur erschließt sich über verschiedene Bodenfunde. Die neolithischen Kulturen sind illiterale oder schriftlose Kulturen. Die bandkeramische Kultur löste sich restlos erst um 4100 v. Chr. wieder auf.[7][8]
Einteilung der Epochen der Bandkeramischen Kultur (LBK)[9][10]
ca. 5700 bis ca.5400 ältere LBK
ca. 5400 bis ca. 5200 mittlere LBK
ca. 5200 bis ca. 5000 jüngere LBK
ca. 5000 bis ca. 4100 sich auflösende LBK.
Die Bandkeramik war in Westungarn (Transdanubien), Rumänien, der Ukraine, Österreich, der Südwestslowakei, Mähren, Böhmen, Polen, Deutschland und Frankreich (Pariser Becken, Elsass und Lothringen dort als „Culture rubanée“ bezeichnet) verbreitet und ist als größte Flächenkultur der Jungsteinzeit zu betrachten.[11] Die Bandkeramiker stehen wahrscheinlich in enger Beziehung zur Körös-Kultur oder Körös-Criș-Kultur, die man auf den Zeitraum von 6200 bis 5600 v. Chr. datiert. Diese gilt als eine der wichtigsten danubischen Kulturen des Frühneolithikums und wird als die östliche Vorläuferkultur angesehen. Aber auch die Starčevo-Kultur wird als eine Vorläuferkultur angesehen. So will die ungarische Prähistorikerin Eszter Bánffy die Bandkeramiker allein aus der Starčevo-Kultur herleiten.[12]
Zu den bandkeramischen Kulturen bzw. zur Bandkeramik im weiteren Sinn wird auch die Alföld-Linearkeramik (östliche Bandkeramik in Ungarn, 5500–4900 v. Chr.) gezählt, im weitesten Sinn auch die jüngere Stichbandkeramik in Mitteleuropa (4900–4500 v. Chr.).
Ursprung der Bandkeramik
Die Bandkeramik erreichte die nördlichen Lössgrenzen in Mitteleuropa ab 5600 bis 5500 v. Chr. Nach heutigem Forschungsstand ging sie aus dem Starčevo-Körös-Kulturkomplex hervor.[13][14] In diesem Zusammenhang sind besonders die in den letzten Jahren ergrabenen, frühesten bandkeramischen Siedlungen in Transdanubien von Bedeutung: Die älteste Bandkeramik zeichnet sich durch flachbodige Gefäße aus, sie ähnelt stark der ungarischen Starčevo-Keramik. Etwa um 5200 v. Chr. setzt sich ein anderer Stil durch, die Keramik ist nun rundbodig.[15] Solche Siedlungen wurden z. B. in Szentgyörgyvölgy-Pityerdomb (Kleingebiet Lenti), Vörs-Máriaasszonysziget (Balaton) und Andráshida-Gébarti-tó (bei Zalaegerszeg) gefunden. Untersuchungen von alter DNA aus bandkeramischen Skeletten wurden dahingehend interpretiert, dass die Träger der Bandkeramik aus dem Karpatenbecken nach Mitteleuropa eingewandert sind und hier keine anthropologische Kontinuität zur Bevölkerung des späten Mesolithikums bestand.[16] Die Ausbreitung der linienbandkeramischen Kultur erfolgte dem Forschungsstand nach zu urteilen in zwei Ausbreitungsrichtungen. Die eine verlief über Böhmen und Mähren entlang der Elbe bis nach Mitteldeutschland. Die andere folgte dem Lauf der Donau[17] über Niederösterreich bis nach Südwestdeutschland und den Rhein entlang. Eine Studie aus dem Jahre 2010 fand überraschenderweise Übereinstimmungen der DNA bandkeramischer Gräber aus Derenburg (Sachsen-Anhalt) mit der heutigen Bevölkerung des Vorderen Orients.[18][19]
Diese Hypothese ist nicht unwidersprochen, so führte der Archäologe Claus-Joachim Kind (1998)[20] aus, dass es sich bei den Bandkeramikern um eine autochthone Entwicklung im europäischen Neolithikum handeln könnte.[21] So deuteten Steinartefakte auf mesolithische Traditionen hin wie sie in der ältesten Bandkeramik nachzuweisen seien. Auch seien die Ähnlichkeiten der Keramikgefäße aus der ältesten Bandkeramik und dem Starčevo–Körös-Kulturkomplex nur gering und schlössen damit eine Immigration aus diesen Kulturen aus. Doch muss sich diese Annahme der Frage stellen, ob eine sich mehr oder weniger einheitlich darstellende Linearkeramische-Kultur multilokalen Ursprungs sein und es einen vertikalen Kulturtransfer gegeben haben könnte, oder ob eine transmigrierende Gruppe bzw. Gruppen, im Sinne eines horizontalen Kulturtransfers, in Austausch mit der einheimischen mesolithischen Bevölkerung trat.
Wegen der Kontinuität in der materiellen Kultur diskutieren im Gegensatz dazu noch weitere Forscher die Übernahme der neolithischen Lebensweise durch einheimische mesolithische Bevölkerungsgruppen. Sie stützen sich dabei auf die Feuersteingeräte ältestbandkeramischer Siedlungen, die ihrer Meinung nach mesolithische Züge aufweisen, sowohl in bestimmten Formen (Querschneider/Trapeze etc.) als auch in bestimmten Abschlagtechniken (Präparation der Schlagflächen).[22][23][24]
Wie Clemens Lichter (2010) feststellt,[25] ist der Hintergrund, aus dem sich die Bandkeramik löst, hinsichtlich der Religion anders gestaltet, so dass mit der Migration eine andere Ideologie aufkommt, die sich u. a. in Kreisgrabenanlagen zeigt, die es im danubischen Raum des Starčevo-Körös-Komplexes nicht gab.
Unklar ist, welchen Anteil die sogenannte La-Hoguette-Gruppe hatte, die von der Normandie (eponymer Fundort) bis ins Main-Neckar-Gebiet verbreitet war. Die La-Hoguette-Gruppe lässt sich aus der Cardial-Kultur bzw. Impresso-Kultur herleiten, einer frühneolithischen Kultur, die chronologisch vor dem Starčevo-Körös-Komplex einzuordnen ist und an den Küsten des westlichen Mittelmeeres verbreitet war. Von der Mündung der Rhone aus verbreitete sie sich um etwa 6500 v. Chr. nach Norden und erreichte etwa 300 Jahre vor der Linearbandkeramik den Rhein und seine Nebenflüsse, bis zur Lippe. Der Anteil von Haustierknochen ist in den Funden der La-Hoguette-Kultur bedeutend größer als bei den Bandkeramikern und diese betrieben umgekehrt deutlich mehr Feldbau. Da intensive Kontakte beider Kulturen belegt sind, ist es gut vorstellbar, dass die La-Hoguette-Hirten und Bandkeramik-Bauern wirtschaftlich voneinander profitierten.[26]
Ökologische Rahmenbedingungen
Rekonstruktion des Temperaturverlaufs der Erde am Ende der letzten Kaltzeit und den darauffolgenden 12.000 Jahren. Die Blütezeit der bandkeramischen Kultur lag zwischen 5500 und 4500 v. Chr.
Vor dem Wärmeoptimum Atlantikum,[27] welches sich zeitlich unscharf zwischen ca. 8000 v. Chr. bis ca. 4000 v. Chr. in Nordeuropa zeigte, kam es[28] zur Entwicklung der wärmsten und feuchtesten Periode der Blytt-Sernander-Sequenz, auch als „Holozäne Optimum“ benannt. Während der Misox-Schwankung kam es zu einer zeitlich scharf abgegrenzten, relativ kurzfristige Klimaveränderung rund 6200 Jahre v. Chr. Im mesolithischen Mitteleuropa kam es innerhalb weniger Jahrzehnte zu einer Abkühlung um etwa 2 °C. Die Misox-Schwankung fällt mit der letzten größeren Veränderung im Abfluss des Agassizsees zusammen. Sie fand vor ca. 8400 Jahren statt, als der Agassizsee in die Hudson Bay abfloss.[29] Der enorme Süßwassereintrag in den Nordatlantik unterband weitgehend die Entstehung von absinkendem höhersalinarem Wasser (Dichteunterschiede) und beeinträchtigte damit die thermohaline Zirkulation (Konvektion) des Nordatlantiks, indem sie den nach Norden gerichteten Wärmetransport verringerte. Durch eine Unterbrechung der thermohalinen Zirkulation des aus dem Golfstrom resultierenden Nordatlantikstroms folgte eine in Nordeuropa und dem Vorderen Orient (Fruchtbarer Halbmond) einsetzende, regional unterschiedliche aber erhebliche Abkühlung bzw. Austrocknung. Die klimatologischen Folgen der Misox-Schwankung sind in der Vegetationsentwicklung Europas gut hundert Jahre lang nachweisbar.[30]
Im Atlantikum erlebte Europa mit regionalen zeitlichen Unterschieden und kurzzeitigen Unterbrechungen[31] die wärmste Epoche der letzten 75.000 Jahre.[32] Sowohl die Sommer- als auch die Wintertemperaturen lagen 1–2 °C höher als im 20. Jahrhundert.[33] Insbesondere die Winter waren sehr mild. Mit der Ausprägung dieser feucht-warmen Periode und einem Anstieg der Durchschnittstemperaturen war die Ausbreitung dichter Eichenmischwälder mit Eichen, Linden, Ulmen und Haselnusssträuchern verbunden. Durch die Pollenanalyse in den Bodenproben zeigt im nördlichen Mitteleuropa die mit der Bandkeramik verbundenen Veränderungen im Anteil der verschiedenen Gehölze. Die Zahl der Eichen- und Lindenpollen sank, während Birken-, Haselnuss- und Eschenpollen anstiegen. Es wird angenommen, dass der Wandel im Vegetationsbild eine Folge der Rodung der Eichenmischwälder durch die Bandkeramiker war. Sie fällten Eichen, um Holz für Häuser oder Palisaden zu gewinnen.[34]
Am Boden tummelten sich Großsäuger wie Reh, Rothirsch, Elch, Wisent und Wildschwein. Unter den Raubtieren sind Dachse, Wölfe, Luchse und Braunbären zu nennen. Ehemalige Bewohner des offenen Graslands wie der Auerochs und das Wildpferd[35] waren ebenfalls noch gegenwärtig.[36]
Weiteres dazu im Link:
https://de.wikipedia.org/wiki/Linearbandkeramische_Kultur
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