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Frank Thiess

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Frank Thiess Empty Frank Thiess

Beitrag  checker Di Dez 29, 2015 5:05 am

Frank Theodor Thiess (* 1. Märzjul./ 13. März 1890greg.[1] in Eluisenstein bei Uexküll/Lettland; † 22. Dezember 1977 in Darmstadt) war ein deutscher Schriftsteller.

Frank Thiess Bundesarchiv_Bild_183-D0430-0050-010%2C_Frank_Thiess

Leben

Der Sohn eines Bauingenieurs aus Riga und einer Gutsbesitzerin kam bereits im Alter von drei Jahren nach Berlin, weil seine Familie wegen der Russifizierungsmaßnahmen der zaristischen Behörden die Heimat vorübergehend verließ. Nach seinem Abitur am Gymnasium Stephaneum in Aschersleben studierte Thiess an der Universität Berlin und an der Universität Tübingen Germanistik und Philosophie und promovierte 1914 mit einer Arbeit über Die Stellung der Schwaben zu Goethe. Im Ersten Weltkrieg war er – nach einer kurzen Zeit als Schauspielschüler am Lessingtheater in Berlin – als einfacher Soldat eingezogen und erkrankte an der Ostfront schwer. 1915–1919 arbeitete er als Redakteur für Außenpolitik beim Berliner Tageblatt unter Theodor Wolff. Danach war er 1920/21 Dramaturg an der Volksbühne Stuttgart und ab 1921 Theaterkritiker in Hannover beim „Hannoverschen Anzeiger“. Danach arbeitete ab 1923 als freier Schriftsteller in Berlin und am Steinhuder Meer.

Frank Thiess wurde auf dem Waldfriedhof Darmstadt (Grabstelle: L 3d 3) bestattet.
Werk und Wirken

Frühen Erfolg als Schriftsteller brachte ihm der Roman Die Verdammten (Juli 1922) ein, der den Zerfall einer baltischen Familie schildert. Neben dem vierteiligen Romanzyklus Jugend (1924–1931), der den Identitätskrisen Jugendlicher in den Jahren nach 1918 gewidmet war, ist es vor allem sein in mehreren hunderttausend Exemplaren aufgelegter Tatsachenroman über die 1905 erfolgte russisch-japanische Seeschlacht bei Tsushima Tsushima: Roman eines Seekriegs (1936), der Thiess bekannt machte.

1933 versah Thiess seinen Roman Der Leibhaftige mit einem neuen Vorwort, das ihn den Nationalsozialisten empfahl.[2] Thiess bezeichnete sich selbst als Vertreter der Inneren Emigration, eine Haltung, die er vor allem in Auseinandersetzung mit dem Emigranten Thomas Mann bekräftigte. Zwei seiner Romane (Die Verdammten und Frauenraub)[3] waren außerdem bei den Bücherverbrennungen 1933 dem Scheiterhaufen übergeben worden, ein Faktum, auf das er nach 1945 öfters verwies. Ein weiteres Verbot erhielt 1941 sein Roman Das Reich der Dämonen. Seine Ausfälle gegen Kollegen, die emigriert waren, relativierte er nach 1945 teilweise wieder. Während und kurz nach dem Krieg erschienen zwei Romane über Caruso, Neapolitanische Legende (1942) und Caruso in Sorrent (1946), die auf große Resonanz aus dem Publikum stießen. Thiess verfasste zahlreiche essayistische Werke und war im Nachkriegsdeutschland Vizepräsident der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung in Darmstadt, wo er seine letzten Lebensjahre verbrachte.

Frank Thiess hat nach dem Krieg in den 1950er Jahren die Zeitschrift Das literarische Deutschland herausgegeben. Diese Zeitschrift erschien zweiwöchentlich im Format einer Tageszeitung und sollte in gewisser Weise die Zeitschrift Die literarische Welt, die Willy Haas aus Prag früher in Berlin herausgegeben hatte, wieder aufleben lassen. Die letzten Nummern dieser Zeitschrift titelten auch „Die literarische Welt“.

Das Lexikon der phantastischen Literatur urteilt über Thiess’ Reputation in der Gegenwart: „Sein Werk ist heute weitgehend, und teilweise zu Unrecht, in Vergessenheit geraten.“[4]
Politisches Wirken

Nach 1945 machte er sich zum Wortführer der „Inneren Emigration“, seine Angriffe auf den tatsächlich vor den Nazis emigrierten Thomas Mann bestärkten im In- und Ausland die Vorbehalte gegen die „Innere Emigration“.[5] Thiess rezensierte das Buch des geschichtsrevisionistischen Historikers David Leslie Hoggan: Der erzwungene Krieg, Die Ursachen und Urheber des 2. Weltkriegs positiv als "Leistung, die mit wissenschaftlicher Sorgfalt, seltener Noblesse und beispielhafter Gerechtigkeit von einem Amerikaner für Deutschland vollbracht wurde"; der rechtsextreme Grabert Verlag nutzte diese Rezension als Klappentext.[6] Bereits in den frühen 1960er Jahren wurde Hoggan von Historikern nachgewiesen, dass seine Argumentation auf der systematischen Fälschung und nachträglichen Bearbeitung von Quellen aufbaute.[7]

1965 publizierte er in der Deutschen National- und Wochenzeitung, seine Artikel wurden im Reichsruf, dem Organ der Deutschen Reichspartei nachgedruckt. Er unterstützte student, war Autor im Deutschen Studentenanzeiger, Konservativ Heute und Deutsche Monatshefte. Thiess gehörte dem Witikobund an. 1967 setzte er sich für die Freilassung von Rudolf Heß ein.[8]
Auszeichnungen und Ehrungen

1955: Großes Bundesverdienstkreuz
Johann-Heinrich-Merck-Ehrenurkunde der Stadt Darmstadt
Ehrenring des Deutschen Kulturwerks Europäischen Geistes (DEKG)
1960: Silberne Verdienstplakette der Stadt Darmstadt
1961: Großes Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich (1952)
1968: Hessische Goethe-Plakette
1968: Konrad-Adenauer-Preis
1975: Andreas-Gryphius-Preis der Künstlergilde Esslingen

Schriften (Auswahl)

Cäsar Flaischlen. Ein Essay, 1914
Die Stellung der Schwaben zu Goethe, 1915
Der Tanz als Kunstwerk. Studien zu einer Ästhetik der Tanzkunst, 1920 Delphin-verlag
Lucie Höflich, 1920 E. Reiss Verlag
Der Tod von Falern. Roman einer sterbenden Stadt. Roman, 1921 Stuttgart, J. Engelhorns Nachfahren
Die Verdammten, Roman, 1922 J. Engelhorns Nachfahren
Nikolaus W. Gogol und seine Bühnenwerke. Eine Einführung, 1922 Berlin, Schneiders Bühnenführer
Das Gesicht des Jahrhunderts. Briefe an Zeitgenossen, 1923 Stuttgart, Engelhorn
Angelika ten Swaart, Roman, 1923
Jugend (Tetralogie)
Der Leibhaftige, Roman, 1924
Das Tor zur Welt, Roman, 1926
Abschied vom Paradies. Ein Roman unter Kindern, 1927
Der Zentaur, Roman, 1931
Narren. Fünf Novellen, 1926
Frauenraub, Roman, 1927 (neubearb. Katharina Winter, 1949)
Der Kampf mit dem Engel, 1928
Erziehung zur Freiheit. Abhandlungen und Auseinandersetzungen, 1929
Eine sonderbare Ehe, Novelle, 1929
Die Geschichte eines unruhigen Sommers und andere Erzählungen, 1932
Die Zeit ist reif. Reden und Vorträge, 1932
Johanna und Esther. Eine Chronik ländlicher Ereignisse, Roman, 1933
Der Weg zu Isabelle, Roman, 1934
Der ewige Taugenichts. Romantisches Spiel in 3 Akten (nach Eichendorff), 1935
Tsushima. Der Roman eines Seekrieges, 1936
Stürmischer Frühling. Ein Roman unter jungen Menschen, 1937
Die Herzogin von Langeais, Tragödie, 1938
Die Wölfin, Erzählung, 1939
Das Reich der Dämonen. Der Roman eines Jahrtausends, 1941
Neapolitanische Legende, Roman, 1942
Der Tenor von Trapani, Novelle, 1942
Caruso, Vortrag, 1943
Caruso in Sorrent, Roman, 1946
Puccini. Versuch einer Psychologie seiner Musik, 1947
Despotie des Intellekts, 1947
Goethe als Symbol, Vortrag, 1947
Shakespeare und die Idee der Unsterblichkeit, Vortrag, 1947
Zeitwende. 3 Vorträge, 1947
Ideen zur Natur- und Leidensgeschichte der Völker, 1949
Wir werden es nie wissen, 1949
Vulkanische Zeit. Vorträge, Reden, Aufsätze, 1949
Die Blüten welken, aber der Baum wächst. Ein Brevier für Tag und Nacht, 1950
Goethe der Mensch, Rede, 1950
Don Juans letzte Tage, 1950
Tropische Dämmerung, 1951
Die Straßen des Labyrinths, Roman, 1951
Die Wirklichkeit des Unwirklichen. Untersuchungen über die Realität der Dichtung, 1954 Paul Zsolnay Verlag
In Memoriam Wilhelm Furtwängler. 2 Gedenkreden, 1955 Paul Zsolnay Verlag
Geister werfen keinen Schatten, Roman, 1955 Paul Zsolnay Verlag
Das Menschenbild bei Knut Hamsun, 1956 August Langen
Theater ohne Rampe. Stücke für Zimmertheater und Studiobühnen, 1956 Hamburg, Wegner Verlag
Gäa, Roman, 1957 Europäischer Buchklub
Über die Fähigkeit zu lieben, 1958 Verlagsanstalt Hermann Klemm
Ursprung und Sinn des Ost-West-Gegensatzes, Vortrag, 1958
Die griechischen Kaiser. Die Geburt Europas, 1959 Paul Zsolnay Verlag
Aphorismen, 1961
Sturz nach oben. Roman über das Thema eines Märchens, 1961 Zsolnay Verlag
Plädoyer für Peking. Ein Augenzeugenbericht, 1966 Seewald Verlag
Der schwarze Engel, Novellen, 1966 Zsolnay Verlag
Zauber und Schrecken. Die Welt der Kinder, 1969 Paul Zsolnay Verlag
Dostojewski. Realismus am Rande des Transzendenz, 1971 Seewald Verlag
Jahre des Unheils. Fragmente erlebter Geschichte, 1972 Paul Zsolnay Verlag
Der Zauberlehrling, Roman, 1975 List Verlag

Drehbücher

Der grüne Kaiser, (D, 1938/39), unter der Regie von Paul Mundorf, mit Gustav Diessl, René Deltgen, Carola Höhn u. a.
Der Weg zur Isabel (D, 1939)
Es war eine rauschende Ballnacht (D, 1939), nur für Dialoge zuständig, sonst Géza von Cziffra, unter der Regie von Carl Froelich, mit Zarah Leander, Marika Rökk, Hans Stüwe, Paul Dahlke, Leo Slezak u. a.
Diesel (D, 1942), unter der Regie von Gerhard Lamprecht, mit Willy Birgel, Hilde Weissner, Paul Wegener, Erich Ponto u. a.
Die Brüder Noltenius (D, 1944/45), unter der Regie von Gerhard Lamprecht, mit Willy Birgel, Karl Mathias, Hilde Weissner, Gunnar Möller, Karl Schönböck u. a.


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