Julius Pohlig
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Julius Pohlig
Julius Pohlig (* 17. November 1842 in Leichlingen; † 30. Januar 1916 in Köln) war ein deutscher Ingenieur und Unternehmer. Er gilt als Wegbereiter des Seilbahnbaus.[1]
Julius-Pohlig-Denkmal (Detail) im Stadtpark Leichlingen
Jugend und Ausbildung
Seine Eltern waren der Bäcker Johann Peter (1799–1875) und Anna Margaretha Pohlig geb. Rehborn (1805–1863). Pohlig studierte an der Technischen Hochschule Karlsruhe Maschinenbau und war nach dem Studium 1865 als beratender Ingenieur an der Friedrich-Wilhelm-Hütte in Troisdorf tätig. Danach wechselte er 1867 an die private Siegener Baugewerkschule als Lehrer für Mathematik, Maschinen- und Mühlenbau. Nach Auflösung der Schule lehrte er an der Königlichen Bergschule in Siegen Bergwerksmaschinen, Mechanik und technisches Zeichnen. Hier war er noch 1878 als Lehrer registriert und unternahm in jener Zeit Verdampfungsversuche mit Dampfmaschinen.[2]
Unternehmer
Die erste Seilschwebebahn konstruierte Adam Wybe im Jahre 1644. Die Erfindung der neuzeitlichen, mit Trag- und Zugseil ausgerüsteten Seilschwebebahnen ist mit den Namen Theobald Obach, Franz Fritz Freiherr von Dücker (1827–1892; erhielt 1861 ein Patent für die Zweikabelbahn), Julius Pohlig und Adolf Bleichert eng verknüpft.[3] Bereits 1873 fertigte Pohlig eine erste Materialseilbahn im Siegerland und spezialisierte sich auf die Konstruktion von Seilbahnen für den Einsatz beim Kohle- und Erztransport in den Bergwerken. 1874 gründete er die Firma „J. Pohlig in Köln und Theobald Obach in Wien“, die er ab 1. Juli 1899 als „J. Pohlig AG“ weiterführte. In der Zwischenzeit siedelte Pohlig 1890 nach Köln über, wo 1894 durch Peter Gaertner die Pohlig-Fabrik in Köln-Zollstock entstand, die 1912 erweitert wurde. Zunächst baute das Werk Materialseilbahnen wie etwa im April 1900 bei der Inbetriebnahme einer Schlacke-Seilbahn für die Bremer Hütte in Siegen-Geisweid. Wegen der bei Seilbahnen verwendeten Drahtseile kooperierte er seit etwa 1900 mit der Kölner Firma Carlswerk, einer Tochtergesellschaft von Felten & Guilleaume. 1901 entstand ein Zweigwerk in Berzdorf, 1903 verließ Pohlig das Unternehmen nach einem missglückten ausländischen Engagement.[4] Neuer Vorstand wurde mit Georg Zapf ein Manager von den Carlswerken, die seit 1929 Aktien der J. Pohlig AG erwarben. Auch sein Sohn Julius Pohlig junior stieg 1903 in den Vorstand auf.
Im Jahre 1927 musste die Ernst Heckel GmbH wegen finanzieller Schwierigkeiten an die Kölner Carlswerke verkauft werden, 1933 wurde auch Pohlig von den Carlswerken übernommen. Als im Juni 1932 die Leipziger Adolf Bleichert & Co. in Konkurs ging, gründeten die Carlswerke noch im selben Jahr in Köln als Auffanggesellschaft die Bleichert Transportanlagen GmbH. Damit waren die Carlswerke Gesellschafter der größten drei europäischen Seilbahnfirmen. Als im Juni 1946 der Luxemburger ARBED-Konzern mit 67,08 % die Aktienmehrheit an der Carlswerk-Muttergesellschaft Felten & Guilleaume erwarb, war er damit auch Mehrheitsaktionär dieser drei Seilbahnunternehmen.[5] Ab 1949 erfolgte der Wiederaufbau des Kölner Werks durch Wilhelm Heidrich/Leonhard Arenz. 1962 kam es zur Fusion mit der Kölner Bleichert Transportanlagen GmbH zu Pohlig-Heckel-Bleichert (PHB), die dadurch zu einem der größten Seilbahnhersteller der Welt aufstiegen und in Zollstock über ein Firmengelände von inzwischen 42.840 m² Größe verfügten. PHB gehört seit 1977 zu 97 % zum ARBED-Konzern. Das unrentable Berzdorfer Werk schloss im März 1979. Im Mai 1980 kommt es zur Fusion mit Weserhütte zu PHB-Weserhütte, im Dezember 1987 ging diese verlustbedingt in Konkurs. Nachdem 1988 die Fabrik stillgelegt wurde, kam es 1989 zum Zwangsvergleich. Die Seilbahnsparte wurde von Doppelmayr übernommen. Auf dem brachliegenden PHB-Gelände entstand zwischen 1994 und 1996 die Zentrale der Gothaer Versicherungsbank.
Erbaute Seilbahnen (Auswahl)
Julius Pohlig – Pohlig-Seilbahn auf den Zuckerhut (1913)
Die meisten der durch Pohlig erbauten Anlagen erlangten überregionale Beachtung. Die Pohlig AG brachte es mit ihrer Vielfalt produzierter Anlagen für hochqualifizierte Fördertechniken jeglicher Anwendung zu weltweiter Bekanntheit. Sein Unternehmen fertigte international bekannte Seilbahnen wie etwa 1908 in Hongkong die erste Kabinen-Seilbahn der Welt für den öffentlichen Personentransport am Beacon Hill, mit der Eröffnung der zweiten Sektion am 18. Januar 1913 folgte die Seilbahn auf den Zuckerhut in Rio de Janeiro, 1926 eine Seilschwebebahn auf die Bürgeralpe bei Mariazell, 1929 auf den Tafelberg in Kapstadt, 1951 die Wallbergbahn oder 1955 der Umbau der Seilbahn zur Zugspitze. Die Kölner Seilbahn war damals bei Inbetriebnahme im März 1957 die erste flussüberquerende in Europa.[6] 1955 errichtete Pohlig die Sesselbahn Ehrenbreitstein in Koblenz zur Festung Ehrenbreitstein, am 27. April 1961 eröffnete die Untersbergbahn, 1970 stellte sie die Wendelstein-Seilbahn fertig, 1972 baute sie die Hochgratbahn im Allgäu.
Ehrungen
Im Jahr 1912 wurde Julius Pohlig von der TH Karlsruhe der Titel Dr.-Ing. e. h. verliehen. Noch heute erinnert eine Büste im alten Stadtpark von Leichlingen an den Sohn der Stadt. Das Bronze-Bildnis schuf der Bildhauer Kurt Arentz, dem das Museum Europäische Kunst auf Schloss Nörvenich eine umfassende Sammlung „Portraits unserer Epoche“ gewidmet hat. In Köln und Berlin benannte man zu Ehren von Pohlig eine Straße.
Quelle
Julius-Pohlig-Denkmal (Detail) im Stadtpark Leichlingen
Jugend und Ausbildung
Seine Eltern waren der Bäcker Johann Peter (1799–1875) und Anna Margaretha Pohlig geb. Rehborn (1805–1863). Pohlig studierte an der Technischen Hochschule Karlsruhe Maschinenbau und war nach dem Studium 1865 als beratender Ingenieur an der Friedrich-Wilhelm-Hütte in Troisdorf tätig. Danach wechselte er 1867 an die private Siegener Baugewerkschule als Lehrer für Mathematik, Maschinen- und Mühlenbau. Nach Auflösung der Schule lehrte er an der Königlichen Bergschule in Siegen Bergwerksmaschinen, Mechanik und technisches Zeichnen. Hier war er noch 1878 als Lehrer registriert und unternahm in jener Zeit Verdampfungsversuche mit Dampfmaschinen.[2]
Unternehmer
Die erste Seilschwebebahn konstruierte Adam Wybe im Jahre 1644. Die Erfindung der neuzeitlichen, mit Trag- und Zugseil ausgerüsteten Seilschwebebahnen ist mit den Namen Theobald Obach, Franz Fritz Freiherr von Dücker (1827–1892; erhielt 1861 ein Patent für die Zweikabelbahn), Julius Pohlig und Adolf Bleichert eng verknüpft.[3] Bereits 1873 fertigte Pohlig eine erste Materialseilbahn im Siegerland und spezialisierte sich auf die Konstruktion von Seilbahnen für den Einsatz beim Kohle- und Erztransport in den Bergwerken. 1874 gründete er die Firma „J. Pohlig in Köln und Theobald Obach in Wien“, die er ab 1. Juli 1899 als „J. Pohlig AG“ weiterführte. In der Zwischenzeit siedelte Pohlig 1890 nach Köln über, wo 1894 durch Peter Gaertner die Pohlig-Fabrik in Köln-Zollstock entstand, die 1912 erweitert wurde. Zunächst baute das Werk Materialseilbahnen wie etwa im April 1900 bei der Inbetriebnahme einer Schlacke-Seilbahn für die Bremer Hütte in Siegen-Geisweid. Wegen der bei Seilbahnen verwendeten Drahtseile kooperierte er seit etwa 1900 mit der Kölner Firma Carlswerk, einer Tochtergesellschaft von Felten & Guilleaume. 1901 entstand ein Zweigwerk in Berzdorf, 1903 verließ Pohlig das Unternehmen nach einem missglückten ausländischen Engagement.[4] Neuer Vorstand wurde mit Georg Zapf ein Manager von den Carlswerken, die seit 1929 Aktien der J. Pohlig AG erwarben. Auch sein Sohn Julius Pohlig junior stieg 1903 in den Vorstand auf.
Im Jahre 1927 musste die Ernst Heckel GmbH wegen finanzieller Schwierigkeiten an die Kölner Carlswerke verkauft werden, 1933 wurde auch Pohlig von den Carlswerken übernommen. Als im Juni 1932 die Leipziger Adolf Bleichert & Co. in Konkurs ging, gründeten die Carlswerke noch im selben Jahr in Köln als Auffanggesellschaft die Bleichert Transportanlagen GmbH. Damit waren die Carlswerke Gesellschafter der größten drei europäischen Seilbahnfirmen. Als im Juni 1946 der Luxemburger ARBED-Konzern mit 67,08 % die Aktienmehrheit an der Carlswerk-Muttergesellschaft Felten & Guilleaume erwarb, war er damit auch Mehrheitsaktionär dieser drei Seilbahnunternehmen.[5] Ab 1949 erfolgte der Wiederaufbau des Kölner Werks durch Wilhelm Heidrich/Leonhard Arenz. 1962 kam es zur Fusion mit der Kölner Bleichert Transportanlagen GmbH zu Pohlig-Heckel-Bleichert (PHB), die dadurch zu einem der größten Seilbahnhersteller der Welt aufstiegen und in Zollstock über ein Firmengelände von inzwischen 42.840 m² Größe verfügten. PHB gehört seit 1977 zu 97 % zum ARBED-Konzern. Das unrentable Berzdorfer Werk schloss im März 1979. Im Mai 1980 kommt es zur Fusion mit Weserhütte zu PHB-Weserhütte, im Dezember 1987 ging diese verlustbedingt in Konkurs. Nachdem 1988 die Fabrik stillgelegt wurde, kam es 1989 zum Zwangsvergleich. Die Seilbahnsparte wurde von Doppelmayr übernommen. Auf dem brachliegenden PHB-Gelände entstand zwischen 1994 und 1996 die Zentrale der Gothaer Versicherungsbank.
Erbaute Seilbahnen (Auswahl)
Julius Pohlig – Pohlig-Seilbahn auf den Zuckerhut (1913)
Die meisten der durch Pohlig erbauten Anlagen erlangten überregionale Beachtung. Die Pohlig AG brachte es mit ihrer Vielfalt produzierter Anlagen für hochqualifizierte Fördertechniken jeglicher Anwendung zu weltweiter Bekanntheit. Sein Unternehmen fertigte international bekannte Seilbahnen wie etwa 1908 in Hongkong die erste Kabinen-Seilbahn der Welt für den öffentlichen Personentransport am Beacon Hill, mit der Eröffnung der zweiten Sektion am 18. Januar 1913 folgte die Seilbahn auf den Zuckerhut in Rio de Janeiro, 1926 eine Seilschwebebahn auf die Bürgeralpe bei Mariazell, 1929 auf den Tafelberg in Kapstadt, 1951 die Wallbergbahn oder 1955 der Umbau der Seilbahn zur Zugspitze. Die Kölner Seilbahn war damals bei Inbetriebnahme im März 1957 die erste flussüberquerende in Europa.[6] 1955 errichtete Pohlig die Sesselbahn Ehrenbreitstein in Koblenz zur Festung Ehrenbreitstein, am 27. April 1961 eröffnete die Untersbergbahn, 1970 stellte sie die Wendelstein-Seilbahn fertig, 1972 baute sie die Hochgratbahn im Allgäu.
Ehrungen
Im Jahr 1912 wurde Julius Pohlig von der TH Karlsruhe der Titel Dr.-Ing. e. h. verliehen. Noch heute erinnert eine Büste im alten Stadtpark von Leichlingen an den Sohn der Stadt. Das Bronze-Bildnis schuf der Bildhauer Kurt Arentz, dem das Museum Europäische Kunst auf Schloss Nörvenich eine umfassende Sammlung „Portraits unserer Epoche“ gewidmet hat. In Köln und Berlin benannte man zu Ehren von Pohlig eine Straße.
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