Die Hugo Boss AG
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Die Hugo Boss AG
Die Hugo Boss AG ist ein deutsches Modeunternehmen mit Sitz in Metzingen in Baden-Württemberg.
Rechtsform Aktiengesellschaft
ISIN DE000A1PHFF7
Gründung 1924
Sitz Metzingen
Leitung
N.N., Vorstandsvorsitzender
Michel Perraudin, Aufsichtsratsvorsitzender
Mitarbeiter ▲ 13.764 (2015)[1]
Umsatz ▲ 2,81 Mrd. EUR (2015)[1]
Branche Textilindustrie
Website group.hugoboss.com
Das im MDAX börsennotierte Unternehmen produziert und verkauft über eigene Ladengeschäfte und den gehobenen Einzelhandel weltweit Bekleidung, Lederwaren und Accessoires für Herren, Damen sowie Kinder und vertreibt über Lizenznehmer zudem Heimartikel und Parfüm. Boss bzw. Hugo Boss ist gleichzeitig eine der bekanntesten deutschen Modemarken.
Geschichte
Anzeige in der Alb-Neckar-Zeitung, 1933
Anfangsjahre
1924 wurde das Unternehmen von Hugo Ferdinand Boss (1885–1948) als Hersteller von Berufskleidung in Metzingen gegründet.[2]
In den 1930er Jahren bestand die Unternehmensleitung aus bekennenden Nationalsozialisten und erhielt Aufträge zur Lieferung von Uniformen an SA, SS, Wehrmacht und HJ. Das Unternehmen, das aus ca. 300 Mitarbeitern bestand, beschäftigte während des Zweiten Weltkriegs Zwangsarbeiter aus West- und Osteuropa.[3] Die britisch-deutsche Performancekünstlerin Tanya Ury setzt sich in ihren Werken unter Anderem mit diesem Abschnitt der Firmengeschichte auseinander.[4]
Im Entnazifizierungsverfahren wurde Hugo Ferdinand Boss zunächst als „Belasteter“, dann als „Mitläufer“ eingestuft.[5] Die gelegentlich auftauchende Behauptung, Hugo Boss habe für den Entwurf der SS- und Partei-Uniformen verantwortlich gezeichnet, ist falsch. Für diese waren die Organisationen selbst zuständig.[6] Richtig ist aber, dass die Firma Hugo Boss den Auftrag zur Fertigung der Uniformen bekommen und angenommen hat.[7][8] Im Juni 2000 trat die Hugo Boss AG der Stiftungsinitiative der Deutschen Wirtschaft zur Entschädigung der Zwangsarbeiter bei. Eine erste, vom Unternehmen in Auftrag gegebene und finanzierte Studie über die Situation im Dritten Reich wurde nicht, eine zweite, ebenfalls unternehmensseitig finanzierte Studie wurde veröffentlicht.[9][10]
Boss-Filiale auf der 5th Avenue in New York, 2008
Entwicklung zum Modeunternehmen
Als Hugo Ferdinand 1948 starb, übernahm sein Schwiegersohn Eugen Holy die Firmenleitung. Erst in dieser Zeit begann das Unternehmen Herren-Anzüge herzustellen. 1967 übernahmen die Söhne von Eugen Holy, die Brüder Uwe und Jochen Holy, den Betrieb. 1975 wurde der österreichische Designer Werner Baldessarini eingestellt, der schließlich zum Chefdesigner aufstieg.[11] In den 1970ern begann auch der Fabrikverkauf von Hugo Boss in Metzingen, woraus sich im Laufe der Jahre eine ganze Outlet-Stadt entwickelte.[12] Am 19. Dezember 1985 ging das Unternehmen zunächst mit Vorzugsaktien an die Börse.
1991 wurde die italienische Marzotto-Gruppe Mehrheitsaktionär. Die Holy-Brüder verließen das Unternehmen 1993. Vorstandsvorsitzender wurde Peter Littmann, der 1993 die Jugendlinie Hugo und 1994 die nach dem Chef-Designer benannte Premium-Linie Baldessarini einführte. 1997 wurde erstmals in der Firmengeschichte für die Marke Hugo Damenmode von Hugo Boss entworfen. Nach Meinungsverschiedenheiten zwischen Littmann und der Marzotto-Gruppe wurde 1998 Werner Baldessarini zum Vorstandsvorsitzenden berufen, der u. a. mit Boss Orange als Nachfolgekollektion für die eingestellte Boss-Sport-Linie in die Sportswear-Sparte vorstieß und eine Golf-Linie etablierte. 2000 führte das Unternehmen unter der Marke Boss Woman eine in Mailand unter der deutschen Designerin Grit Seymour produzierte Hauptkollektion für Damenmode ein, die allerdings anfangs hohe Verluste einfuhr und erst 2002 nach einer Neupositionierung mit einem Design-Team am Standort Metzingen langsam erfolgreich wurde.[13][14]
Aufstieg zum internationalen Modekonzern
2002 verließ Baldessarini das Unternehmen und der Boss-Manager Bruno Sälzer (ab 1995 Vertriebsvorstand) übernahm den Posten des Vorstandssprechers. Sälzer erschuf den Lifestyle-Konzern Hugo Boss, rettete die Damenlinie Boss Woman und trieb die internationale Expansion voran. 2005 trennte Marzotto seine Bekleidungs- und Modeaktivitäten in die Valentino Fashion Group ab, die damit bis Ende 2009 Hauptaktionärin von Hugo Boss wurde.
2007 wurde Valentino vom Finanzinvestor Permira für 3,5 Mrd. Euro übernommen, der seitdem maßgeblichen Einfluss auf das Unternehmen Hugo Boss ausübte.[15] Zu dem Zeitpunkt war die Hugo Boss Aktie mit rund 45 Euro bewertet.[16] Sälzer schied im Februar 2008, unter anderem aufgrund von Meinungsverschiedenheiten über die Geschäftspolitik und über eine Sonderdividende zugunsten von Permira in Höhe von 345 Mio. Euro, aus dem Unternehmen aus.[17][18] Mitte 2008 bestellte Permira den ehemaligen Louis Vuitton- und Christian Dior-Manager Claus-Dietrich Lahrs zum Vorstandsvorsitzenden von Hugo Boss.[19][20] Lahrs schied zum 29. Februar 2016 aus, ohne dass zunächst ein Nachfolger bekannt gegeben wurde.[21] Ende 2009 wurde Hugo Boss aus der Valentino Fashion Group herausgelöst; fortan wurde der Boss-Anteil von Permira über deren Red & Black Holding gehalten.[22] Im April 2010 waren Mitglieder der Familie Marzotto in den Aufsichtsrat bestellt worden, was Verkaufsgerüchte aufkommen ließ, die Permira aber dementierte.[23][24] Seit einem Aktienverkauf im November 2011 hielt die Red & Black Holding an Hugo Boss 66 % des gesamten Aktienkapitals und 89 % der Stimmrechte.[25] In den folgenden Jahren veräußerte Permira über die Red & Black Holding weitere Boss-Anteile und trennte sich Anfang 2015, als die Boss-Aktie bei um die 112 Euro notiert, komplett von der Boss-Beteiligung.[26][27] Seither befinden sich 91 % der Hugo Boss Aktien (64,1 Millionen Aktien) im Streubesitz, 7 % verbleiben bei der Marzotto-Familie und den Rest hält das Unternehmen selbst.[28]
Im Januar 1999 ging Hugo Boss mit dem eigenen Internetauftritt erstmals online.[29] 2009 startete das Unternehmen den Versandhandel über einen Online-Shop auf der eigenen Website. Ende 2014 betrieb das Unternehmen weltweit 388 Boss-Ladengeschäfte, 531 Shops und 122 Outlets selbst.[30]
Marken
Herren-Bekleidung
Unter der Dachmarke Hugo Boss firmieren die beiden Marken Boss (Kernmarke) und Hugo (jugendliche Mode, 1993 für Herren herausgebracht).
Boss Black (Business-, Abend- und Freizeitbekleidung)
Boss Orange (Freizeitmode ab 2004, herausgebracht 1998 als Boss Sport, ab 2000 als Boss Orange Label)
Boss Green (Sport- bzw. Golfbekleidung für Herren ab 2004, herausgebracht 1998 als Boss Golf, ab 2000 als Boss Green Label)
Hugo (jugendliche Modekollektion)
Die 1994 als Top-Marke im Boss-Portfolio eingeführte Herren-Marke Baldessarini wurde im September 2006 an Werner Baldessarini verkauft. Im Boss-Sortiment wurde die Marke durch die bereits 2004 herausgebrachte Kollektion Boss Selection ersetzt. Boss Selection wurde 2009 um Boss Selection Tailored Line erweitert, Mitte 2012 jedoch in die Hauptlinie Boss Black integriert und damit als eigenständige Kollektion aufgegeben.[31] Als Herren-Parfüm Boss Selection (2006 herausgebracht) blieb die Marke erhalten.
Die Boss-Herrenkollektionen wurden zusammen mit der Damenmode ab Anfang der 2000er Jahre bei der New York Fashion Week und ab Ende der 2000er Jahre bei der Berlin Fashion Week auf dem Laufsteg vorgeführt.
Damen-Bekleidung
Im Geschäftsjahr 2011 machte die Damenmodesparte 11 % des Jahresumsatzes von Hugo Boss aus. Boss-Damenmode wird unter den folgenden Marken angeboten:
Boss Black / Boss Woman (seit 2000; 2003 neu ausgerichtet)[32]
Boss Orange (seit 2006)
Boss Green (seit Ende 2010)[33]
Hugo (seit 1997)[34]
Die Boss-Woman-Kollektion wurde in ihren Anfängen bei der Mailänder Modewoche und zusammen mit der Boss-Herrenmode bei der New York Fashion Week präsentiert. Ab 2007 wurde die Damenkollektion bei der Berlin Fashion Week auf dem Laufsteg gezeigt. Nachdem Mitte 2013 der US-amerikanische Designer Jason Wu als künstlerischer Leiter der Boss-Damenkollektion eingestellt worden war,[35] wurden die Kollektionen ab Anfang 2014 im Rahmen der New York Fashion Week in Modenschauen vorgeführt.[36] Für Wu wurde ein Boss-Atelier in New York eingerichtet.[37]
Kinder-Bekleidung
Zudem gibt es seit 2008 eine Kollektion für Kinderbekleidung der Marke Boss Orange und seit 2009 eine in Lizenz gefertigte Boss Kidswear Kollektion für Jungen und Mädchen.
Heimbedarf
2012 wurde die Boss-Home-Kollektion mit Bettwäsche, Frottierwaren und anderen Artikeln für den Heimbedarf herausgebracht.
Boss Fragrances
Procter & Gamble vertreibt unter dem Namen Boss und Hugo bzw. Hugo Boss Parfüms, Cremes und Duschgels. P&G hat hierzu eine Markenlizenz von Hugo Boss erworben.
Designer bei Hugo Boss
Die Designer der einzelnen Modekollektionen werden bei Hugo Boss „Produktmanager“ genannt.
Boss Black: Ingo Wilts (2014–), Kevin Lobo (2009–2014), Ingo Wilts (2005–2009), Lothar Reiff (1977–2005)
Baldessarini: Werner Baldessarini (1994–2002)
Boss Selection: Kevin Lobo (2009–2012), Ingo Wilts (2004–2009)
Boss Woman: Jason Wu (2013-, Artistic Director), Eyan Allen (2011–2013)[38], Karin Busnel (2008–, Head Designer), Graeme Black (2009–, Creative Consultant), Marta Szymendera, Ingo Wilts (2005–2009), Lothar Reiff (2002–2005), Natalie Acatrini (2002–2005), Caterina Salvador (2001–2002), Kathrin Hüsgen (1999–2006), Grit Seymour (1999–2001)
Boss Orange: Bernd Keller (HAKA, 2012–), Eyan Allen (2008–2011, Senior Vice President), Andrea Cannelloni (2005–2008), Ilka Bennewitz (2005–2009)
Boss Green: José Janga (2007–)
Hugo: Bart de Backer (Herren, 2011–), Susan Blommen (2010–, Senior Head Designer), Eyan Allen (Damen, 2007–2013 Kreativdirektor), Bruno Pieters (Artdirektor 2007–2010), Volker Kächele (1993–2006)
Anteilseigner
Stammaktien
Anteilseigner
90,08 % Streubesitz[39]
7,95 % Marzotto Familie
1,97 % Eigene Aktien
Bis einschließlich 15. Juni 2012 war das Grundkapital in auf den Inhaber lautende Stamm- und Vorzugsaktien eingeteilt. Am 15. Juni 2012 nach Börsenschluss wurden die Vorzugsaktien in Stammaktien umgewandelt und alle Aktien auf Namensaktien umgestellt. Das Grundkapital der Gesellschaft besteht seither aus 70.400.000 nennwertlosen Namensstammaktien.
Stand: Juni 2015
Marketing
Die Hugo Boss AG fördert seit 1996 alle zwei Jahre als Kultur-Sponsor den von der Solomon R. Guggenheim Foundation verliehenen Hugo Boss Prize und unterstützt internationale zeitgenössische Ausstellungen. Ebenso besteht seit längerem eine intensive Zusammenarbeit mit den Salzburger Festspielen. So stattet Boss seit 1999 jedes Jahr diverse Aufführungen aus. In Zusammenarbeit mit der Staatlichen Modeschule Stuttgart vergibt das Unternehmen seit 1987 den Hugo Boss Fashion Award an Modestudenten.[40]
Im Segment Sport-Sponsoring ist Hugo Boss in den Bereichen Formel 1 (McLaren Racing, seit 1972),[41] DTM (Mercedes-AMG, seit 2006), Golf, Tennis (Davis Cup, seit 1987),[42] Fußball (Sponsor von Mario Gómez, seit 2009) sowie Segeln (seit 2003) tätig. Die Sponsoring-Aktivitäten des Unternehmens begannen 1972 mit der Unterstützung des Rennfahrers Jochen Mass und des Rennstalls McLaren.[43] Im Golfsport fungiert Hugo Boss sowohl als Ausstatter von Spielern (bspw. zum Stand 2012 Martin Kaymer, Ben Crane, Henrik Stenson, Max Kramer und weitere) als auch als Sponsor von Golf-Turnieren (BMW PGA Championship, BMW International Open, Hong Kong Open). 2003 wurde das Hugo-Boss-Segelteam mit einer eigenen Yacht um den Skipper Alex Thomson ins Leben gerufen.[44]
Kritik
Im Juni 2014 wurde bekannt, dass Hugo Boss seine Mitarbeiter in der Türkei und Kroatien im Durchschnitt weit unter den eigenen „Sozialstandards“ bezahlen lässt. Nur 308 bis 440 Euro zahlt die Luxusmarke ihren Angestellten in den beiden Ländern durchschnittlich, damit liegt der Lohn, je nach Auszahlung, zwischen 562 und 694 Euro unter dem türkischen Existenzminimum von 1002 Euro. Der Konzern reagierte bisher nicht auf den Fragebogen von der Kampagne für Saubere Kleidung, welches die Missstände recherchiert hatte. Die Hugo Boss AG hat zudem dafür gesorgt, dass der Name „Hugo Boss“ aus einer Pressemitteilung getilgt wurde. Auf Anfrage war die Hugo Boss AG ebenfalls für keine Stellungnahme erreichbar.[45]
Quelle
Rechtsform Aktiengesellschaft
ISIN DE000A1PHFF7
Gründung 1924
Sitz Metzingen
Leitung
N.N., Vorstandsvorsitzender
Michel Perraudin, Aufsichtsratsvorsitzender
Mitarbeiter ▲ 13.764 (2015)[1]
Umsatz ▲ 2,81 Mrd. EUR (2015)[1]
Branche Textilindustrie
Website group.hugoboss.com
Das im MDAX börsennotierte Unternehmen produziert und verkauft über eigene Ladengeschäfte und den gehobenen Einzelhandel weltweit Bekleidung, Lederwaren und Accessoires für Herren, Damen sowie Kinder und vertreibt über Lizenznehmer zudem Heimartikel und Parfüm. Boss bzw. Hugo Boss ist gleichzeitig eine der bekanntesten deutschen Modemarken.
Geschichte
Anzeige in der Alb-Neckar-Zeitung, 1933
Anfangsjahre
1924 wurde das Unternehmen von Hugo Ferdinand Boss (1885–1948) als Hersteller von Berufskleidung in Metzingen gegründet.[2]
In den 1930er Jahren bestand die Unternehmensleitung aus bekennenden Nationalsozialisten und erhielt Aufträge zur Lieferung von Uniformen an SA, SS, Wehrmacht und HJ. Das Unternehmen, das aus ca. 300 Mitarbeitern bestand, beschäftigte während des Zweiten Weltkriegs Zwangsarbeiter aus West- und Osteuropa.[3] Die britisch-deutsche Performancekünstlerin Tanya Ury setzt sich in ihren Werken unter Anderem mit diesem Abschnitt der Firmengeschichte auseinander.[4]
Im Entnazifizierungsverfahren wurde Hugo Ferdinand Boss zunächst als „Belasteter“, dann als „Mitläufer“ eingestuft.[5] Die gelegentlich auftauchende Behauptung, Hugo Boss habe für den Entwurf der SS- und Partei-Uniformen verantwortlich gezeichnet, ist falsch. Für diese waren die Organisationen selbst zuständig.[6] Richtig ist aber, dass die Firma Hugo Boss den Auftrag zur Fertigung der Uniformen bekommen und angenommen hat.[7][8] Im Juni 2000 trat die Hugo Boss AG der Stiftungsinitiative der Deutschen Wirtschaft zur Entschädigung der Zwangsarbeiter bei. Eine erste, vom Unternehmen in Auftrag gegebene und finanzierte Studie über die Situation im Dritten Reich wurde nicht, eine zweite, ebenfalls unternehmensseitig finanzierte Studie wurde veröffentlicht.[9][10]
Boss-Filiale auf der 5th Avenue in New York, 2008
Entwicklung zum Modeunternehmen
Als Hugo Ferdinand 1948 starb, übernahm sein Schwiegersohn Eugen Holy die Firmenleitung. Erst in dieser Zeit begann das Unternehmen Herren-Anzüge herzustellen. 1967 übernahmen die Söhne von Eugen Holy, die Brüder Uwe und Jochen Holy, den Betrieb. 1975 wurde der österreichische Designer Werner Baldessarini eingestellt, der schließlich zum Chefdesigner aufstieg.[11] In den 1970ern begann auch der Fabrikverkauf von Hugo Boss in Metzingen, woraus sich im Laufe der Jahre eine ganze Outlet-Stadt entwickelte.[12] Am 19. Dezember 1985 ging das Unternehmen zunächst mit Vorzugsaktien an die Börse.
1991 wurde die italienische Marzotto-Gruppe Mehrheitsaktionär. Die Holy-Brüder verließen das Unternehmen 1993. Vorstandsvorsitzender wurde Peter Littmann, der 1993 die Jugendlinie Hugo und 1994 die nach dem Chef-Designer benannte Premium-Linie Baldessarini einführte. 1997 wurde erstmals in der Firmengeschichte für die Marke Hugo Damenmode von Hugo Boss entworfen. Nach Meinungsverschiedenheiten zwischen Littmann und der Marzotto-Gruppe wurde 1998 Werner Baldessarini zum Vorstandsvorsitzenden berufen, der u. a. mit Boss Orange als Nachfolgekollektion für die eingestellte Boss-Sport-Linie in die Sportswear-Sparte vorstieß und eine Golf-Linie etablierte. 2000 führte das Unternehmen unter der Marke Boss Woman eine in Mailand unter der deutschen Designerin Grit Seymour produzierte Hauptkollektion für Damenmode ein, die allerdings anfangs hohe Verluste einfuhr und erst 2002 nach einer Neupositionierung mit einem Design-Team am Standort Metzingen langsam erfolgreich wurde.[13][14]
Aufstieg zum internationalen Modekonzern
2002 verließ Baldessarini das Unternehmen und der Boss-Manager Bruno Sälzer (ab 1995 Vertriebsvorstand) übernahm den Posten des Vorstandssprechers. Sälzer erschuf den Lifestyle-Konzern Hugo Boss, rettete die Damenlinie Boss Woman und trieb die internationale Expansion voran. 2005 trennte Marzotto seine Bekleidungs- und Modeaktivitäten in die Valentino Fashion Group ab, die damit bis Ende 2009 Hauptaktionärin von Hugo Boss wurde.
2007 wurde Valentino vom Finanzinvestor Permira für 3,5 Mrd. Euro übernommen, der seitdem maßgeblichen Einfluss auf das Unternehmen Hugo Boss ausübte.[15] Zu dem Zeitpunkt war die Hugo Boss Aktie mit rund 45 Euro bewertet.[16] Sälzer schied im Februar 2008, unter anderem aufgrund von Meinungsverschiedenheiten über die Geschäftspolitik und über eine Sonderdividende zugunsten von Permira in Höhe von 345 Mio. Euro, aus dem Unternehmen aus.[17][18] Mitte 2008 bestellte Permira den ehemaligen Louis Vuitton- und Christian Dior-Manager Claus-Dietrich Lahrs zum Vorstandsvorsitzenden von Hugo Boss.[19][20] Lahrs schied zum 29. Februar 2016 aus, ohne dass zunächst ein Nachfolger bekannt gegeben wurde.[21] Ende 2009 wurde Hugo Boss aus der Valentino Fashion Group herausgelöst; fortan wurde der Boss-Anteil von Permira über deren Red & Black Holding gehalten.[22] Im April 2010 waren Mitglieder der Familie Marzotto in den Aufsichtsrat bestellt worden, was Verkaufsgerüchte aufkommen ließ, die Permira aber dementierte.[23][24] Seit einem Aktienverkauf im November 2011 hielt die Red & Black Holding an Hugo Boss 66 % des gesamten Aktienkapitals und 89 % der Stimmrechte.[25] In den folgenden Jahren veräußerte Permira über die Red & Black Holding weitere Boss-Anteile und trennte sich Anfang 2015, als die Boss-Aktie bei um die 112 Euro notiert, komplett von der Boss-Beteiligung.[26][27] Seither befinden sich 91 % der Hugo Boss Aktien (64,1 Millionen Aktien) im Streubesitz, 7 % verbleiben bei der Marzotto-Familie und den Rest hält das Unternehmen selbst.[28]
Im Januar 1999 ging Hugo Boss mit dem eigenen Internetauftritt erstmals online.[29] 2009 startete das Unternehmen den Versandhandel über einen Online-Shop auf der eigenen Website. Ende 2014 betrieb das Unternehmen weltweit 388 Boss-Ladengeschäfte, 531 Shops und 122 Outlets selbst.[30]
Marken
Herren-Bekleidung
Unter der Dachmarke Hugo Boss firmieren die beiden Marken Boss (Kernmarke) und Hugo (jugendliche Mode, 1993 für Herren herausgebracht).
Boss Black (Business-, Abend- und Freizeitbekleidung)
Boss Orange (Freizeitmode ab 2004, herausgebracht 1998 als Boss Sport, ab 2000 als Boss Orange Label)
Boss Green (Sport- bzw. Golfbekleidung für Herren ab 2004, herausgebracht 1998 als Boss Golf, ab 2000 als Boss Green Label)
Hugo (jugendliche Modekollektion)
Die 1994 als Top-Marke im Boss-Portfolio eingeführte Herren-Marke Baldessarini wurde im September 2006 an Werner Baldessarini verkauft. Im Boss-Sortiment wurde die Marke durch die bereits 2004 herausgebrachte Kollektion Boss Selection ersetzt. Boss Selection wurde 2009 um Boss Selection Tailored Line erweitert, Mitte 2012 jedoch in die Hauptlinie Boss Black integriert und damit als eigenständige Kollektion aufgegeben.[31] Als Herren-Parfüm Boss Selection (2006 herausgebracht) blieb die Marke erhalten.
Die Boss-Herrenkollektionen wurden zusammen mit der Damenmode ab Anfang der 2000er Jahre bei der New York Fashion Week und ab Ende der 2000er Jahre bei der Berlin Fashion Week auf dem Laufsteg vorgeführt.
Damen-Bekleidung
Im Geschäftsjahr 2011 machte die Damenmodesparte 11 % des Jahresumsatzes von Hugo Boss aus. Boss-Damenmode wird unter den folgenden Marken angeboten:
Boss Black / Boss Woman (seit 2000; 2003 neu ausgerichtet)[32]
Boss Orange (seit 2006)
Boss Green (seit Ende 2010)[33]
Hugo (seit 1997)[34]
Die Boss-Woman-Kollektion wurde in ihren Anfängen bei der Mailänder Modewoche und zusammen mit der Boss-Herrenmode bei der New York Fashion Week präsentiert. Ab 2007 wurde die Damenkollektion bei der Berlin Fashion Week auf dem Laufsteg gezeigt. Nachdem Mitte 2013 der US-amerikanische Designer Jason Wu als künstlerischer Leiter der Boss-Damenkollektion eingestellt worden war,[35] wurden die Kollektionen ab Anfang 2014 im Rahmen der New York Fashion Week in Modenschauen vorgeführt.[36] Für Wu wurde ein Boss-Atelier in New York eingerichtet.[37]
Kinder-Bekleidung
Zudem gibt es seit 2008 eine Kollektion für Kinderbekleidung der Marke Boss Orange und seit 2009 eine in Lizenz gefertigte Boss Kidswear Kollektion für Jungen und Mädchen.
Heimbedarf
2012 wurde die Boss-Home-Kollektion mit Bettwäsche, Frottierwaren und anderen Artikeln für den Heimbedarf herausgebracht.
Boss Fragrances
Procter & Gamble vertreibt unter dem Namen Boss und Hugo bzw. Hugo Boss Parfüms, Cremes und Duschgels. P&G hat hierzu eine Markenlizenz von Hugo Boss erworben.
Designer bei Hugo Boss
Die Designer der einzelnen Modekollektionen werden bei Hugo Boss „Produktmanager“ genannt.
Boss Black: Ingo Wilts (2014–), Kevin Lobo (2009–2014), Ingo Wilts (2005–2009), Lothar Reiff (1977–2005)
Baldessarini: Werner Baldessarini (1994–2002)
Boss Selection: Kevin Lobo (2009–2012), Ingo Wilts (2004–2009)
Boss Woman: Jason Wu (2013-, Artistic Director), Eyan Allen (2011–2013)[38], Karin Busnel (2008–, Head Designer), Graeme Black (2009–, Creative Consultant), Marta Szymendera, Ingo Wilts (2005–2009), Lothar Reiff (2002–2005), Natalie Acatrini (2002–2005), Caterina Salvador (2001–2002), Kathrin Hüsgen (1999–2006), Grit Seymour (1999–2001)
Boss Orange: Bernd Keller (HAKA, 2012–), Eyan Allen (2008–2011, Senior Vice President), Andrea Cannelloni (2005–2008), Ilka Bennewitz (2005–2009)
Boss Green: José Janga (2007–)
Hugo: Bart de Backer (Herren, 2011–), Susan Blommen (2010–, Senior Head Designer), Eyan Allen (Damen, 2007–2013 Kreativdirektor), Bruno Pieters (Artdirektor 2007–2010), Volker Kächele (1993–2006)
Anteilseigner
Stammaktien
Anteilseigner
90,08 % Streubesitz[39]
7,95 % Marzotto Familie
1,97 % Eigene Aktien
Bis einschließlich 15. Juni 2012 war das Grundkapital in auf den Inhaber lautende Stamm- und Vorzugsaktien eingeteilt. Am 15. Juni 2012 nach Börsenschluss wurden die Vorzugsaktien in Stammaktien umgewandelt und alle Aktien auf Namensaktien umgestellt. Das Grundkapital der Gesellschaft besteht seither aus 70.400.000 nennwertlosen Namensstammaktien.
Stand: Juni 2015
Marketing
Die Hugo Boss AG fördert seit 1996 alle zwei Jahre als Kultur-Sponsor den von der Solomon R. Guggenheim Foundation verliehenen Hugo Boss Prize und unterstützt internationale zeitgenössische Ausstellungen. Ebenso besteht seit längerem eine intensive Zusammenarbeit mit den Salzburger Festspielen. So stattet Boss seit 1999 jedes Jahr diverse Aufführungen aus. In Zusammenarbeit mit der Staatlichen Modeschule Stuttgart vergibt das Unternehmen seit 1987 den Hugo Boss Fashion Award an Modestudenten.[40]
Im Segment Sport-Sponsoring ist Hugo Boss in den Bereichen Formel 1 (McLaren Racing, seit 1972),[41] DTM (Mercedes-AMG, seit 2006), Golf, Tennis (Davis Cup, seit 1987),[42] Fußball (Sponsor von Mario Gómez, seit 2009) sowie Segeln (seit 2003) tätig. Die Sponsoring-Aktivitäten des Unternehmens begannen 1972 mit der Unterstützung des Rennfahrers Jochen Mass und des Rennstalls McLaren.[43] Im Golfsport fungiert Hugo Boss sowohl als Ausstatter von Spielern (bspw. zum Stand 2012 Martin Kaymer, Ben Crane, Henrik Stenson, Max Kramer und weitere) als auch als Sponsor von Golf-Turnieren (BMW PGA Championship, BMW International Open, Hong Kong Open). 2003 wurde das Hugo-Boss-Segelteam mit einer eigenen Yacht um den Skipper Alex Thomson ins Leben gerufen.[44]
Kritik
Im Juni 2014 wurde bekannt, dass Hugo Boss seine Mitarbeiter in der Türkei und Kroatien im Durchschnitt weit unter den eigenen „Sozialstandards“ bezahlen lässt. Nur 308 bis 440 Euro zahlt die Luxusmarke ihren Angestellten in den beiden Ländern durchschnittlich, damit liegt der Lohn, je nach Auszahlung, zwischen 562 und 694 Euro unter dem türkischen Existenzminimum von 1002 Euro. Der Konzern reagierte bisher nicht auf den Fragebogen von der Kampagne für Saubere Kleidung, welches die Missstände recherchiert hatte. Die Hugo Boss AG hat zudem dafür gesorgt, dass der Name „Hugo Boss“ aus einer Pressemitteilung getilgt wurde. Auf Anfrage war die Hugo Boss AG ebenfalls für keine Stellungnahme erreichbar.[45]
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