Erhard Milch
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Erhard Milch
Erhard Milch (* 30. März 1892 in Wilhelmshaven; † 25. Januar 1972 in Wuppertal) war deutscher Heeres- und Luftwaffenoffizier (ab 1940 Generalfeldmarschall) und in der Zeit des Nationalsozialismus von 1933 bis 1945 Staatssekretär des Reichsluftfahrtministeriums (RLM), zugleich Generalinspekteur der Luftwaffe und nach Ernst Udets Suizid im November 1941 bis Juli 1944 Generalluftzeugmeister. Im Nürnberger Milch-Prozess vom 2. Januar bis 17. April 1947 vor dem amerikanischen Militärgerichtshof wurde Milch als Kriegsverbrecher zu lebenslanger Haft verurteilt.
Erhard Milch (rechts) zusammen mit Albert Speer, Mai 1944
Leben
Kaiserreich und Erster Weltkrieg
Milch war Sohn eines Marinebeamten und trat im Februar 1910 nach bestandenem Abitur als Fahnenjunker in das „Fußartillerieregiment von Linger (Ostpreußisches) Nr. 1“ ein und wurde 1911 Leutnant. Er entwickelte schon früh ein Interesse für die Fliegerei, jedoch blieb ihm eine Versetzung zunächst verwehrt, und so zog er im September 1914 als Adjutant im II. Reserve-Bataillon des Fußartillerie-Regiments „von Dieskau“ (Schlesisches) Nr. 6 in den Ersten Weltkrieg.
Ab 1. Juli 1915 wurde er als Flugzeugbeobachter ausgebildet und eingesetzt. Hierbei wurde ihm auch das Eiserne Kreuz I. Klasse verliehen. Im Spätherbst 1916 war Milch Oberleutnant und Adjutant des Schulkommandeurs der Fliegerschule Alt-Autz in Kurland (und direkter Vorgesetzter Kurt Tucholskys). Kurz vor Ende des Ersten Weltkriegs erhielt der inzwischen zum Hauptmann beförderte Milch noch das Kommando über die „Jagdgruppe 6“.
Weimarer Republik
Nach Kriegsende war Milch Führer der „Freiwilligen Fliegerabteilung 412“ beim Grenzschutz Ost, bis er am 31. Januar 1920 Führer der „Polizeifliegerstaffel Königsberg“ wurde. Nachdem auch die Polizeifliegerei durch den Versailler Vertrag untersagt wurde, quittierte Milch den Polizeidienst und wurde Geschäftsführer der u.a. von Hugo Junkers gegründeten Danziger Luftpost GmbH.
Erhard Milch (links) mit Theodor Osterkamp im Jahre 1934
Milch war anschließend Technischer Direktor und Vorstandsmitglied der 1926 gegründeten Deutschen Luft Hansa, ab 1942 deren Aufsichtsratsvorsitzender und Präsident.
Zeit des Nationalsozialismus
Vorkriegszeit
Er wurde umgehend nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten von Hermann Göring angeworben und trat der NSDAP bei.[1] Er war als Görings Staatssekretär in den 1930er Jahren für den Aufbau der Luftwaffe zuständig, gleichzeitig Reaktivierung als Oberst, dann 1934 Generalmajor, 1935 Generalleutnant, 1937 General der Flieger und Generalinspekteur der Luftwaffe als Vertreter des Oberbefehlshabers (Göring), 1938 Generaloberst.
Zweiter Weltkrieg
Am 19. Juli 1940 wurde er zum Generalfeldmarschall ernannt und ab 1941 wurde er als Generalluftzeugmeister der eigentliche Leiter der technischen Entwicklung und der Rüstungsproduktion der Luftwaffe.[2] In dieser Funktion war er auch verantwortlich für die Menschenversuche der Luftwaffe im Konzentrationslager Dachau.[1] Nach dem Suizid von Ernst Udet, der das Amt des Generalluftzeugmeister vor Milch innehatte, fiel ihm die Aufgabe zu, die Versäumnisse seines Vorgängers hinsichtlich der Luftrüstung aufzuarbeiten. Udet hatte die technische Entwicklung der Luftwaffe vernachlässigt und die Produktionszyklen neuer Typen verkürzt, indem er sie vor der Serienreife zur Fertigung freigab. Beispiele hierfür sind die Projekte He 177, Me 210 und auch die Ju 188. Neben Albert Speer war Milch der zentrale Akteur der deutschen Rüstungsproduktion, insbesondere der Luftrüstung, die er bis August 1944 als Generalluftzeugmeister leitete. 1942 erhielt er von Adolf Hitler eine Dotation über 250.000 Reichsmark.[1][3]
Im Januar 1943 wurde Milch von Hitler durch einen Führerbefehl direkt beauftragt, die Versorgung der eingeschlossenen Verbände der 6. Armee in Stalingrad durch die Luft zu gewährleisten. Hierzu reiste Milch mit engen Mitarbeitern aus dem Reichsluftfahrtministerium (RLM) direkt an die Front. Die Aufgabe erwies sich jedoch als unerfüllbar: es gab zu wenig fliegendes Personal, zu wenige Flugzeuge und insbesondere keine geeigneten Flug- und Landeplätze in Reichweite Stalingrads.
Milch hatte zu dieser Zeit den Zenit seiner Karriere überschritten. Die immer stärker werdenden Luftangriffe der Alliierten ab Sommer 1943 auf das Reichsgebiet und der damit einhergehende Verlust der Lufthoheit führten letztendlich zu einem Vertrauensverlust bei Göring und auch Hitler. Dieser Machtverlust verstärkte sich, als Milch die Jägerproduktion, also den Großteil der deutschen Luftrüstung, Anfang 1944 nach verheerenden Angriffen der Alliierten (Big Week) auf deutsche Städte und Rüstungsziele an den so genannten Jägerstab – sprich das Rüstungsministerium – abgeben musste.[4]
Im Juli/August 1944 wurde er schließlich entmachtet, als das Reichsluftfahrtministerium umstrukturiert und die Luftrüstung vom Rüstungsministerium übernommen wurde. Milch selbst wurde zwar noch zu einem Stellvertreter Speers ernannt, trat aber bis Kriegsende nicht mehr in Erscheinung.
Abstammung als Karriere-Kriterium im NS-Staat
Als Milch 1933 von Göring zum Staatssekretär im Luftfahrtministerium ernannt worden war, wurde von Neidern verbreitet, Milchs Mutter sei mit einem konvertierten Juden verheiratet. Milch bestritt offenbar, aus dieser Verbindung zu stammen; Göring übernahm diese Version und ließ möglicherweise sogar Dokumente entsprechend manipulieren.[5] Im Kreuzverhör, dem Milch sich 1946 als Entlastungszeuge im Nürnberger Prozess gegen die Hauptkriegsverbrecher stellte, ließ er weiterhin durchblicken, dass er außerehelich gezeugt worden sei.[6]
Ob Erhard Milch wirklich einen jüdischen Vater hatte und damit nach den später erlassenen Nürnberger Gesetzen als „jüdischer Mischling“ zu gelten hatte, war längere Zeit umstritten. Milch hatte 1967 David Irving erzählt, seine Mutter Clara hätte eine intime Beziehung zu ihrem Onkel unterhalten, welcher der tatsächliche Vater ihrer Kinder gewesen sei. Seine Mutter und sein offizieller Vater Anton Milch hätten diesen Sachverhalt 1933 bestätigt. Irving übernahm diese Geschichte in seine 1970 erschienene Biographie Milchs, Die Tragödie der Deutschen Luftwaffe. Der Historiker Horst Boog wiederum folgte dieser Darstellung 1994 in seinem Artikel zu Milch in der Neuen Deutschen Biographie. Angesichts neuerer Forschungsergebnisse rückte Boog allerdings wenig später davon ab: Eine lückenlose väterliche Ahnenreihe ergebe eindeutig Milchs jüdische Herkunft. Erhard Milch „war der leibliche Sohn von Anton Milch und Clara Milch geb. Vetter, die zusammen sechs Kinder, drei Söhne und drei Töchter hatten“. Die von Milch und Irving verbreitete Herkunftsversion sei eine reine Schutzbehauptung gewesen.[7] Der US-amerikanische Historiker Bryan Mark Rigg vertritt die These, dass Erhard Milch neben einer nennenswerten Anzahl weiterer Offiziere und Mannschaften ranghöchster „jüdischer“ (im Sinne der nationalsozialistischen Rassenideologie) Soldat in der Wehrmacht war.[8] Grundlagen seiner Thesen sind unter anderem verschiedene in den 1990er Jahren geführte Interviews und auch Material des Bundesarchivs.
Nachkriegszeit
Verurteilung in den Nürnberger Prozessen
Milch war ein glühender Verfechter des Nationalsozialismus. Die Frage, ob er von Menschenversuchen im Konzentrationslager Dachau gewusst hatte, konnte während der Nürnberger Prozesse im sogenannten Milch-Prozess nicht geklärt werden, so dass er in diesem Punkt freigesprochen wurde. Milch war aber für Einsatz von Zwangs- und Fremdarbeitern in der Rüstungswirtschaft des Dritten Reichs mitverantwortlich. In dem Strafprozess vor einem US-amerikanischen Militärgericht gehörte zu seinen Verteidigern auch sein Bruder, der Jurist und ehemalige Offizier der Wehrmacht Werner Milch. Am 17. April 1947 wurde Erhard Milch von dem Gericht wegen Förderung der Zwangsarbeit und der Ausbeutung von Zwangsarbeitern in den NS-Flugzeugfabriken zu lebenslanger Haft verurteilt.
Begnadigung und Entlassung aus der Haft
Am 31. Januar 1951 gab der amerikanische Hochkommissar John Jay McCloy einem Gnadengesuch nach Absprache mit einem beratenden Ausschuss statt und setzte die Strafe von lebenslänglich auf 15 Jahre Haft herab. Sein Gnadengesuch berief sich auf die Unausgeglichenheit des Temperaments von Erhard Milch, die auf eine verschärfte Überreizung der Nerven durch eine Kopfverletzung zurückzuführen sei.
Am 28. Juni 1954 wurde Milch vorzeitig aus der Haft in Landsberg/Lech entlassen. Er nahm seinen Wohnsitz im rheinisch-westfälischen Industrierevier und fand später Arbeit als Industrieberater.[9]
Er verstarb im Alter von 79 Jahren und wurde auf eigenen Wunsch hin in aller Stille in Lüneburg beigesetzt.[10]
Auszeichnungen
Hier sind einige wesentliche Auszeichnungen angegeben. Eine umfangreichere Aufstellung ist in der Liste der Auszeichnungen, Ehrungen und Mitgliedschaften von Erhard Milch zu finden.
Öffentliche Belobigung. Nennung des Unterprimaners Erhard Milch im Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Stralsund für Lebensrettungstat am 10. Dezember 1908 (erste Auszeichnung).
Eisernes Kreuz (1914) II. Klasse am 4. Oktober 1914 und I. Klasse am 19. Oktober 1915[11]
Goldenes Parteiabzeichen der NSDAP am 30. Januar 1937[12][11]
Chinesischer Jade-Orden, I. Klasse im Juni 1938[11]
Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes am 4. Mai 1940[13][11]
Flugzeugführer- und Beobachterabzeichen in Gold mit Brillanten
Quelle
Erhard Milch (rechts) zusammen mit Albert Speer, Mai 1944
Leben
Kaiserreich und Erster Weltkrieg
Milch war Sohn eines Marinebeamten und trat im Februar 1910 nach bestandenem Abitur als Fahnenjunker in das „Fußartillerieregiment von Linger (Ostpreußisches) Nr. 1“ ein und wurde 1911 Leutnant. Er entwickelte schon früh ein Interesse für die Fliegerei, jedoch blieb ihm eine Versetzung zunächst verwehrt, und so zog er im September 1914 als Adjutant im II. Reserve-Bataillon des Fußartillerie-Regiments „von Dieskau“ (Schlesisches) Nr. 6 in den Ersten Weltkrieg.
Ab 1. Juli 1915 wurde er als Flugzeugbeobachter ausgebildet und eingesetzt. Hierbei wurde ihm auch das Eiserne Kreuz I. Klasse verliehen. Im Spätherbst 1916 war Milch Oberleutnant und Adjutant des Schulkommandeurs der Fliegerschule Alt-Autz in Kurland (und direkter Vorgesetzter Kurt Tucholskys). Kurz vor Ende des Ersten Weltkriegs erhielt der inzwischen zum Hauptmann beförderte Milch noch das Kommando über die „Jagdgruppe 6“.
Weimarer Republik
Nach Kriegsende war Milch Führer der „Freiwilligen Fliegerabteilung 412“ beim Grenzschutz Ost, bis er am 31. Januar 1920 Führer der „Polizeifliegerstaffel Königsberg“ wurde. Nachdem auch die Polizeifliegerei durch den Versailler Vertrag untersagt wurde, quittierte Milch den Polizeidienst und wurde Geschäftsführer der u.a. von Hugo Junkers gegründeten Danziger Luftpost GmbH.
Erhard Milch (links) mit Theodor Osterkamp im Jahre 1934
Milch war anschließend Technischer Direktor und Vorstandsmitglied der 1926 gegründeten Deutschen Luft Hansa, ab 1942 deren Aufsichtsratsvorsitzender und Präsident.
Zeit des Nationalsozialismus
Vorkriegszeit
Er wurde umgehend nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten von Hermann Göring angeworben und trat der NSDAP bei.[1] Er war als Görings Staatssekretär in den 1930er Jahren für den Aufbau der Luftwaffe zuständig, gleichzeitig Reaktivierung als Oberst, dann 1934 Generalmajor, 1935 Generalleutnant, 1937 General der Flieger und Generalinspekteur der Luftwaffe als Vertreter des Oberbefehlshabers (Göring), 1938 Generaloberst.
Zweiter Weltkrieg
Am 19. Juli 1940 wurde er zum Generalfeldmarschall ernannt und ab 1941 wurde er als Generalluftzeugmeister der eigentliche Leiter der technischen Entwicklung und der Rüstungsproduktion der Luftwaffe.[2] In dieser Funktion war er auch verantwortlich für die Menschenversuche der Luftwaffe im Konzentrationslager Dachau.[1] Nach dem Suizid von Ernst Udet, der das Amt des Generalluftzeugmeister vor Milch innehatte, fiel ihm die Aufgabe zu, die Versäumnisse seines Vorgängers hinsichtlich der Luftrüstung aufzuarbeiten. Udet hatte die technische Entwicklung der Luftwaffe vernachlässigt und die Produktionszyklen neuer Typen verkürzt, indem er sie vor der Serienreife zur Fertigung freigab. Beispiele hierfür sind die Projekte He 177, Me 210 und auch die Ju 188. Neben Albert Speer war Milch der zentrale Akteur der deutschen Rüstungsproduktion, insbesondere der Luftrüstung, die er bis August 1944 als Generalluftzeugmeister leitete. 1942 erhielt er von Adolf Hitler eine Dotation über 250.000 Reichsmark.[1][3]
Im Januar 1943 wurde Milch von Hitler durch einen Führerbefehl direkt beauftragt, die Versorgung der eingeschlossenen Verbände der 6. Armee in Stalingrad durch die Luft zu gewährleisten. Hierzu reiste Milch mit engen Mitarbeitern aus dem Reichsluftfahrtministerium (RLM) direkt an die Front. Die Aufgabe erwies sich jedoch als unerfüllbar: es gab zu wenig fliegendes Personal, zu wenige Flugzeuge und insbesondere keine geeigneten Flug- und Landeplätze in Reichweite Stalingrads.
Milch hatte zu dieser Zeit den Zenit seiner Karriere überschritten. Die immer stärker werdenden Luftangriffe der Alliierten ab Sommer 1943 auf das Reichsgebiet und der damit einhergehende Verlust der Lufthoheit führten letztendlich zu einem Vertrauensverlust bei Göring und auch Hitler. Dieser Machtverlust verstärkte sich, als Milch die Jägerproduktion, also den Großteil der deutschen Luftrüstung, Anfang 1944 nach verheerenden Angriffen der Alliierten (Big Week) auf deutsche Städte und Rüstungsziele an den so genannten Jägerstab – sprich das Rüstungsministerium – abgeben musste.[4]
Im Juli/August 1944 wurde er schließlich entmachtet, als das Reichsluftfahrtministerium umstrukturiert und die Luftrüstung vom Rüstungsministerium übernommen wurde. Milch selbst wurde zwar noch zu einem Stellvertreter Speers ernannt, trat aber bis Kriegsende nicht mehr in Erscheinung.
Abstammung als Karriere-Kriterium im NS-Staat
Als Milch 1933 von Göring zum Staatssekretär im Luftfahrtministerium ernannt worden war, wurde von Neidern verbreitet, Milchs Mutter sei mit einem konvertierten Juden verheiratet. Milch bestritt offenbar, aus dieser Verbindung zu stammen; Göring übernahm diese Version und ließ möglicherweise sogar Dokumente entsprechend manipulieren.[5] Im Kreuzverhör, dem Milch sich 1946 als Entlastungszeuge im Nürnberger Prozess gegen die Hauptkriegsverbrecher stellte, ließ er weiterhin durchblicken, dass er außerehelich gezeugt worden sei.[6]
Ob Erhard Milch wirklich einen jüdischen Vater hatte und damit nach den später erlassenen Nürnberger Gesetzen als „jüdischer Mischling“ zu gelten hatte, war längere Zeit umstritten. Milch hatte 1967 David Irving erzählt, seine Mutter Clara hätte eine intime Beziehung zu ihrem Onkel unterhalten, welcher der tatsächliche Vater ihrer Kinder gewesen sei. Seine Mutter und sein offizieller Vater Anton Milch hätten diesen Sachverhalt 1933 bestätigt. Irving übernahm diese Geschichte in seine 1970 erschienene Biographie Milchs, Die Tragödie der Deutschen Luftwaffe. Der Historiker Horst Boog wiederum folgte dieser Darstellung 1994 in seinem Artikel zu Milch in der Neuen Deutschen Biographie. Angesichts neuerer Forschungsergebnisse rückte Boog allerdings wenig später davon ab: Eine lückenlose väterliche Ahnenreihe ergebe eindeutig Milchs jüdische Herkunft. Erhard Milch „war der leibliche Sohn von Anton Milch und Clara Milch geb. Vetter, die zusammen sechs Kinder, drei Söhne und drei Töchter hatten“. Die von Milch und Irving verbreitete Herkunftsversion sei eine reine Schutzbehauptung gewesen.[7] Der US-amerikanische Historiker Bryan Mark Rigg vertritt die These, dass Erhard Milch neben einer nennenswerten Anzahl weiterer Offiziere und Mannschaften ranghöchster „jüdischer“ (im Sinne der nationalsozialistischen Rassenideologie) Soldat in der Wehrmacht war.[8] Grundlagen seiner Thesen sind unter anderem verschiedene in den 1990er Jahren geführte Interviews und auch Material des Bundesarchivs.
Nachkriegszeit
Verurteilung in den Nürnberger Prozessen
Milch war ein glühender Verfechter des Nationalsozialismus. Die Frage, ob er von Menschenversuchen im Konzentrationslager Dachau gewusst hatte, konnte während der Nürnberger Prozesse im sogenannten Milch-Prozess nicht geklärt werden, so dass er in diesem Punkt freigesprochen wurde. Milch war aber für Einsatz von Zwangs- und Fremdarbeitern in der Rüstungswirtschaft des Dritten Reichs mitverantwortlich. In dem Strafprozess vor einem US-amerikanischen Militärgericht gehörte zu seinen Verteidigern auch sein Bruder, der Jurist und ehemalige Offizier der Wehrmacht Werner Milch. Am 17. April 1947 wurde Erhard Milch von dem Gericht wegen Förderung der Zwangsarbeit und der Ausbeutung von Zwangsarbeitern in den NS-Flugzeugfabriken zu lebenslanger Haft verurteilt.
Begnadigung und Entlassung aus der Haft
Am 31. Januar 1951 gab der amerikanische Hochkommissar John Jay McCloy einem Gnadengesuch nach Absprache mit einem beratenden Ausschuss statt und setzte die Strafe von lebenslänglich auf 15 Jahre Haft herab. Sein Gnadengesuch berief sich auf die Unausgeglichenheit des Temperaments von Erhard Milch, die auf eine verschärfte Überreizung der Nerven durch eine Kopfverletzung zurückzuführen sei.
Am 28. Juni 1954 wurde Milch vorzeitig aus der Haft in Landsberg/Lech entlassen. Er nahm seinen Wohnsitz im rheinisch-westfälischen Industrierevier und fand später Arbeit als Industrieberater.[9]
Er verstarb im Alter von 79 Jahren und wurde auf eigenen Wunsch hin in aller Stille in Lüneburg beigesetzt.[10]
Auszeichnungen
Hier sind einige wesentliche Auszeichnungen angegeben. Eine umfangreichere Aufstellung ist in der Liste der Auszeichnungen, Ehrungen und Mitgliedschaften von Erhard Milch zu finden.
Öffentliche Belobigung. Nennung des Unterprimaners Erhard Milch im Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Stralsund für Lebensrettungstat am 10. Dezember 1908 (erste Auszeichnung).
Eisernes Kreuz (1914) II. Klasse am 4. Oktober 1914 und I. Klasse am 19. Oktober 1915[11]
Goldenes Parteiabzeichen der NSDAP am 30. Januar 1937[12][11]
Chinesischer Jade-Orden, I. Klasse im Juni 1938[11]
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