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Ernst Ludwig Kramar

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Ernst Ludwig Kramar Empty Ernst Ludwig Kramar

Beitrag  Andy So Jun 19, 2016 11:43 pm

Ernst Ludwig Kramar (* 15. Juni 1902 in Kladno bei Prag, damals Österreich-Ungarn; † 8. Oktober 1978)[1] war deutscher Elektroingenieur und Erfinder und ein Pionier der Funknavigation.

Bei seiner Arbeit für die C. Lorenz AG entwickelte er unter dem Namen „Elektra“ bzw. „Sonne“ das Consol-Flugnavigationsverfahren. Zuvor hatte er mit der sogenannten Lorenzbake das erste auf Ultrakurzwelle gestützte Instrumentenlandesystem (ILS) konstruiert, das in den 1930er Jahren auf Flughäfen weltweit installiert und erfolgreich eingesetzt wurde.

Leben

Kramar studierte von 1920 bis 1925 an der Deutschen Technischen Universität Prag und erwarb seinen Diplomabschluss zum Elektroingenieur. Seine Dissertation verfasste er an der TH Dresden und wurde 1927 zum Dr.-Ing. promoviert. Im Anschluss übernahm er eine Stelle bei der Firma C. Lorenz AG, Berlin.

Seine erste Arbeit war die Entwicklung synchronisierter Funksendestationen und ab 1930 wurde die Funknavigation sein Spezialgebiet. Er setzte dabei auf Funkfeuer mit einer rotierenden Antenne und auf ein Leistrahlsystem mittels zweier im Winkel zueinander aufgestellter Sender, auf dessen Grundprinzipien bereits Otto Scheller bei seiner Arbeit für C. Lorenz in den Jahren 1907 und 1916 Patente erhalten hatte. Am Flughafen Berlin-Tempelhof richtete Kramar 1932 eine als „Ultrakurzwellen-Landefunkfeuer“ (LFF) oder auch Lorenzbake bezeichnete Senderanordung ein und demonstrierte ein Jahr später erfolgreich ihre Funktion. Ab diesem Zeitpunkt war sie auch als „Lorenz System“ bekannt und wurde bis 1938 auf etwa 38 Flughäfen weltweit installiert. Es handelte sich um das erste vollständig über Ultrakurzwelle realisierte Instrumentenlandesystem (ILS). Die hohe Frequenz von 33,33 MHz brachte ihm entscheidende Vorteile, vor allem gegenüber dem in den Vereinigten Staaten zeitgleich für Mittelwelle entwickelten System. Letzteres hatte deutlich größere Schwierigkeiten mit Störungen durch Sendestationen in der Nachbarschaft oder bei schlechtem Wetter als das Lorenz-System. Den Vorschlag, auf eine kürzere Wellenlänge zu setzen, hatte zuvor auch schon Walter Hahnemann als Technischer Direktor der C. Lorenz AG gemacht.

Von 1934 bis 1939 war Kramar Leiter einer speziell auf diese Themen ausgerichteten Abteilung Radionavigation und beschäftigte sich mit der Weiterentwicklung von Landehilfen und Funkpeilungsystemen zur Erkennung der korrekten Flugrichtung beim Landen. Im Jahr 1938 erhielt er eine Auszeichnung der Otto-Lilienthal-Gesellschaft für seine besonderen Verdienste auf dem Feld der Funklandesysteme.

Ab 1939 dehnte er seine Forschung auf Langstreckennavigationssysteme aus. Grundlage bildete sein ab 1936 eingeführtes System „Elektra“. Im Auftrag der Deutschen Versuchsanstalt für Luftfahrt übertrug er die Grundprinzipien auf Sender für Langwelle, woraus das Drehfunkfeuersystem „Sonne“ entstand. Er wurde 1940 eingeführt und bald auch von den alliierten Streitkräften kopiert. Unter dem Namen Consol blieb es auch nach Ende des Zweiten Weltkriegs bis in die 1980er Jahre in Verwendung.

Von 1945 bis 1953 arbeitete Kramar im Auftrag der C. Lorenz AG für die amerikanische Militärverwaltung im Deutschland der Nachkriegszeit. Ab 1953 war er bei C. Lorenz Direktor eines Unternehmensbereichs für die Entwicklung von funkgestützten Navigationshilfen bei C. Lorenz. Schwerpunkt seiner Forschung ab 1955 waren vor allem die Nutzung von Ultrakurzwelle und Doppler-Effekt für hochpräzise Funkfeuer und Geräte zur Richtungspeilung.

Er hielt Vorträge als Dozent an der Technischen Universität Stuttgart und an der Technischen Universität Karlsruhe. Letztere verlieh ihm auch eine Ehrenprofessur. Sein 40. Berufsjubiläum feierte er bei der Standard Elektrik Lorenz (SEL), in der die C. Lorenz AG nach einer Fusion im Jahr 1958 aufgegangen war. Auch im Ruhestand blieb er für das Unternehmen noch als wissenschaftlicher Berater tätig.
Leistungen

Die Arbeit Ernst Ludwig Kramars wurde mit mehr als 80 Patenten und zahlreichen Publikationen in deutschen, aber auch anderssprachigen technischen Fachzeitschriften gewürdigt.

1962 wurde Kramar durch die Deutsche Gesellschaft für Ortung und Navigation mit einer goldenen Ehrenmedaille für seinen Beitrag zur Funkpeilung und -Navigation ausgezeichnet. Er war außerdem 1964 Preisträger des durch den IEEE Professional Technical Group on Aerospace and Navigational Electronics vergebenen Pioneer Award.[2] Ein Jahr später erhielt er auch den Colonel Thomas L. Thurlow Award des Institute of Navigation in Manassas, Virginia.[3]
Werke

Neues zur Gleichwellentelephonie. In: Zeitschrift für technische Physik, 10. Jahrgang, Nr. 11, 1929, S. 525.
mit Hans Jakobshaben: Schlechtwetterlandung mittels Ultrakurzwellen-Funkbaken. In: Zeitschrift für Flugtechnik und Motorluftschriffahrt, Band 24, Nr. 18, 1933.
Die Navigation von Flugzeugen mit Funkbaken. In: Jahrbuch der Deutschen Luftfahrtforschung, 1935.
Die Anwendung des Doppler-Prinzipes in der Funkortung und Navigation (= Sonderbücherei der Funkortung). Deutsche Gesellschaft für Ortung und Navigation 1963.
Die Anwendung der Impulstechnik in der Funknavigation. In: Impulstechnik (Vortragsreihe des Außeninstituts der Technischen Universität Berlin-Charlottenburg). Springer-Verlag, Berlin 1956, S. 156-175
mit W. Feyer: Das Doppler-Drehfunkfeuer. Entscheidende Verbesserung der Mittelstreckennavigation. In: Interavia, Zeitschrift für Luft- und Raumfahrt, Jahrgang 1968, Nr. 2, S. 180 ff.
Die Geschichte der Funklandehilfen. In: Interavia, Zeitschrift für Luft- und Raumfahrt, Jahrgang 27, 1972, Heft 3, S. 246–248.
mit H. Hart: Funksysteme für Ortung und Navigation. Berliner Union und W. Kohlhammer, 1973, S. 248-255.


Quelle
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