Das Industriemuseum Chemnitz
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Das Industriemuseum Chemnitz
Das Industriemuseum Chemnitz ist eine umfangreiche Sammlung aus der sächsischen Industriegeschichte in Chemnitz und gehört dem Sächsischen Industriemuseum an. Die Ausstellung befindet sich in einer ehemaligen Gießereihalle der Werzeugmaschinenfabrik "Hermann und Alfred Escher AG".
Industriemuseum Chemnitz - Straßenansicht
Blick auf die ehemalige Gießerei Carl August Richter, die von 1992 bis 2002 das erste Chemnitzer Industriemuseum beherbergte
Detail der Rundbogenarchitektur der ehemaligen Gießereihalle Werzeugmaschinenfabrik "Hermann und Alfred Escher AG, seit 2003 Sitz des Museums
Geschichte des Standortes
Die Brüder Bernhard und Hermann Escher gründeten 1874 in Chemnitz einen Werkstattbetrieb zur Herstellung von Drehbänken und Werkzeugmaschinen. Ab 1880 gingen die Brüder unternehmerisch getrennte Wege. Hermann Escher übernahm 1895 die Rockstrohsche Gießerei an der Zwickauer Straße. Auf dem Gießereigelände waren seit 1857 bereits verschiedene Firmen, überwiegend Textilfabriken, ansässig. Nach der Übernahme durch Hermann Escher erfolgte einen stetige bauliche Erweiterung. 1907 wurde eine moderne Gießereihalle mit einer Arbeitsfläche von 4.500 m² errichtet. Hier wurden in zwei Kupolöfen etwa 6.000 Tonnen Maschinenguss pro Jahr hergestellt. In einer benachbarten Montagehalle (errichtet 1897) erfolgte die Produktion von Leitspindel- und Plandrehbänken, Hobel- und Bohrmaschinen sowie von Dampfmaschinen. Im Zuge der Wirtschaftskrise nach dem Ende des Ersten Weltkrieges musste die Gießerei jedoch 1925 geschlossen werden. Die "Hermann und Alfred Escher AG" wurde im Zuge der Weltwirtschaftskrise 1929/30 durch die "Deutsche Niles-Werke AG Berlin" übernommen. Die Gießereihalle wurde als Lagerhalle genutzt. Im Zweiten Weltkrieg nahm die "Auto Union AG" den Gießerbetrieb wieder auf und produzierte hier Gehäude für Panzermotoren. Nach Kriegsende erfolgte die Totaldemontage des Rüstungsbetriebes sowie der anschließende Wiederaufbau. Zu DDR-Zeiten firmierte die Gießerei als Teilbetrieb des "VEB Vereinigte Chemnitzer Gießereien" und war nach dem KPD-Funktionär Rudolf Harlaß benannt. Nach der Inbetriebnahme einer neuen Zentralgießerei in Chemnitz-Wittgensdorf wurde die Gießerei 1982 stillgelegt und das Areal zum Abbruch vorbereitet.
Umnutzung als Museumsstandort
Die Wende verhinderte die bereits vorbereitete Sprengung der Industrieanlagen. Stattdessen wurde der Standort 1996 durch einen Beschluss des Chemnitzer Stadtrates zur Einrichtung eines zentralen Industriemuseums ausgewählt.
Zuvor war bereits 1992 unter maßgeblicher Initiative des Fördervereins Industriemuseum Chemnitz e. V. in den Gebäuden der ehemaligen Eisengießerei Carl August Richter an der Annaberger Straße ein erstes Industriemuseum mit einer kleinen Ausstellung eröffnet wurden. Die Ausstellung wurde 1994 und 1995 erweitert und schloss 2002.
Nach dem Erwerb des Geländes der ehemaligen Werkzeugmaschinenfabrik "Hermann und Alfred Escher AG" erfolgte ab 1999 die schrittweise Sanierung und Umnutzung des Geländes zum neuen Museumsstandort. Dafür wurden die Montagehalle und weitere Nebengebäude abgerissen, während die Gießereihalle und das benachbarte Maschinenhaus als zentraler und authentischer Kernbereich erhalten blieben.
Beide Gebäude sind auch architektonisch bemerkenswerte Sachzeugen der Industriearchitektur. Die Gießereihalle besteht aus vier Hallenschiffen von jeweils 14 Meter Breite und 52 Meter Länge. Die Ziegelaußenwände sind mit Klinker verkleidet. Das Dach ist als Sheddach ausgebildet. Der Backsteinbau tritt insbesondere zur Zwickauer Straße hin mit einer sehenswerten Rundbogenarchitektur in Erscheinung.
Ein neuer Verbindungsbau zwischen Gießerei und Maschinenhaus bildet den Haupteingang des Museums. Der Entwurf des neuen Museums stammte von den Berliner Architekten C. A. Pauli und P. Weimund. Die Eröffnung des neuen Museums erfolgte im April 2003.
Ausstellung
Die Exponate der Dauerausstellung vermitteln die technische Entwicklung sowie Zusammenhänge mit der Sozial- und Wirtschaftsgeschichte Sachsens. Das zeitliche Spektrum geht vom Ende des 18. Jahrhunderts, dem Beginn der Industrialisierung in Sachsen, aus und endet in der Gegenwart.
Ursprünglich war die Dauerausstellung in die Themenbereiche Sachsen, Familie, Arbeiter, Unternehmer, Karl-Marx-Städter, Kreative, Konsumenten sowie Europäer gegliedert.
2014/2015 erfolgte eine grundlegende Umgestaltung der Dauerausstellung. Die neue Ausstellung ist nunmehr in Themenfelder untergliedert, die einen Einblick in die wichtigsten Bereiche der sächsischen Industriegeschichte angefangen vom Bergbau und der Textilindustrie bis hin zum Maschinenbau und der modernen Automobilfabrikation gewährt und ebenso über die sozialen Folgen der Industrialisierung informiert. Die Umgestaltungskosten beliefen sich auf ca. zwei Millionen Euro.[1]
Das Museum ist Ankerpunkt der Europäischen Route der Industriekultur (ERIH).
Zu den Hauptattraktionen der Dauerausstellung zählen:
das "Silberne Band der sächsischen Industriegeschichte" mit Glanzlichtern der sächsischen Industrieproduktion, darunter Kraftfahrzeuge, Motor- und Fahrräder sowie Textil-, Schreib- und Rechenmaschinen,
der "DKW-Turm" mit einer Sammlung von DKW-Autos und Motoren, u. a. mit einem Schnittmodell eines DKW F7,
eine moderne Karosserieschweißanlage mit Industrierobotern aus dem beginnenden 21. Jahrhundert,
eine funktionstüchtige, über Transmissionen betriebene Schlosserwerkstatt einer Färberei aus dem frühen 20. Jahrhundert,
ein Dampfhammer der Sächsischen Maschinenfabrik von 1923,
eine Lokomotive der Baureihe 98.
Darüber hinaus ist im Maschinenhaus eine funktionsfähige Dampfmaschine der Firma Germania aus dem Jahr 1896 ausgestellt. Das mit historischen Wandgemälden repräsentativ ausgestaltete Maschinenhaus entstand in dieser Form vermutlich nach dem Erwerb der Gießerei um 1907 durch die Schubert & Salzer AG und soll den Stolz des Unternehmertums zu Beginn des 20. Jahrhunderts wiedergeben.
Auszeichnungen
2005 wurde das Industriemuseum Chemnitz mit dem „Europäischen Museumspreis“ ausgezeichnet.
Quelle
Industriemuseum Chemnitz - Straßenansicht
Blick auf die ehemalige Gießerei Carl August Richter, die von 1992 bis 2002 das erste Chemnitzer Industriemuseum beherbergte
Detail der Rundbogenarchitektur der ehemaligen Gießereihalle Werzeugmaschinenfabrik "Hermann und Alfred Escher AG, seit 2003 Sitz des Museums
Geschichte des Standortes
Die Brüder Bernhard und Hermann Escher gründeten 1874 in Chemnitz einen Werkstattbetrieb zur Herstellung von Drehbänken und Werkzeugmaschinen. Ab 1880 gingen die Brüder unternehmerisch getrennte Wege. Hermann Escher übernahm 1895 die Rockstrohsche Gießerei an der Zwickauer Straße. Auf dem Gießereigelände waren seit 1857 bereits verschiedene Firmen, überwiegend Textilfabriken, ansässig. Nach der Übernahme durch Hermann Escher erfolgte einen stetige bauliche Erweiterung. 1907 wurde eine moderne Gießereihalle mit einer Arbeitsfläche von 4.500 m² errichtet. Hier wurden in zwei Kupolöfen etwa 6.000 Tonnen Maschinenguss pro Jahr hergestellt. In einer benachbarten Montagehalle (errichtet 1897) erfolgte die Produktion von Leitspindel- und Plandrehbänken, Hobel- und Bohrmaschinen sowie von Dampfmaschinen. Im Zuge der Wirtschaftskrise nach dem Ende des Ersten Weltkrieges musste die Gießerei jedoch 1925 geschlossen werden. Die "Hermann und Alfred Escher AG" wurde im Zuge der Weltwirtschaftskrise 1929/30 durch die "Deutsche Niles-Werke AG Berlin" übernommen. Die Gießereihalle wurde als Lagerhalle genutzt. Im Zweiten Weltkrieg nahm die "Auto Union AG" den Gießerbetrieb wieder auf und produzierte hier Gehäude für Panzermotoren. Nach Kriegsende erfolgte die Totaldemontage des Rüstungsbetriebes sowie der anschließende Wiederaufbau. Zu DDR-Zeiten firmierte die Gießerei als Teilbetrieb des "VEB Vereinigte Chemnitzer Gießereien" und war nach dem KPD-Funktionär Rudolf Harlaß benannt. Nach der Inbetriebnahme einer neuen Zentralgießerei in Chemnitz-Wittgensdorf wurde die Gießerei 1982 stillgelegt und das Areal zum Abbruch vorbereitet.
Umnutzung als Museumsstandort
Die Wende verhinderte die bereits vorbereitete Sprengung der Industrieanlagen. Stattdessen wurde der Standort 1996 durch einen Beschluss des Chemnitzer Stadtrates zur Einrichtung eines zentralen Industriemuseums ausgewählt.
Zuvor war bereits 1992 unter maßgeblicher Initiative des Fördervereins Industriemuseum Chemnitz e. V. in den Gebäuden der ehemaligen Eisengießerei Carl August Richter an der Annaberger Straße ein erstes Industriemuseum mit einer kleinen Ausstellung eröffnet wurden. Die Ausstellung wurde 1994 und 1995 erweitert und schloss 2002.
Nach dem Erwerb des Geländes der ehemaligen Werkzeugmaschinenfabrik "Hermann und Alfred Escher AG" erfolgte ab 1999 die schrittweise Sanierung und Umnutzung des Geländes zum neuen Museumsstandort. Dafür wurden die Montagehalle und weitere Nebengebäude abgerissen, während die Gießereihalle und das benachbarte Maschinenhaus als zentraler und authentischer Kernbereich erhalten blieben.
Beide Gebäude sind auch architektonisch bemerkenswerte Sachzeugen der Industriearchitektur. Die Gießereihalle besteht aus vier Hallenschiffen von jeweils 14 Meter Breite und 52 Meter Länge. Die Ziegelaußenwände sind mit Klinker verkleidet. Das Dach ist als Sheddach ausgebildet. Der Backsteinbau tritt insbesondere zur Zwickauer Straße hin mit einer sehenswerten Rundbogenarchitektur in Erscheinung.
Ein neuer Verbindungsbau zwischen Gießerei und Maschinenhaus bildet den Haupteingang des Museums. Der Entwurf des neuen Museums stammte von den Berliner Architekten C. A. Pauli und P. Weimund. Die Eröffnung des neuen Museums erfolgte im April 2003.
Ausstellung
Die Exponate der Dauerausstellung vermitteln die technische Entwicklung sowie Zusammenhänge mit der Sozial- und Wirtschaftsgeschichte Sachsens. Das zeitliche Spektrum geht vom Ende des 18. Jahrhunderts, dem Beginn der Industrialisierung in Sachsen, aus und endet in der Gegenwart.
Ursprünglich war die Dauerausstellung in die Themenbereiche Sachsen, Familie, Arbeiter, Unternehmer, Karl-Marx-Städter, Kreative, Konsumenten sowie Europäer gegliedert.
2014/2015 erfolgte eine grundlegende Umgestaltung der Dauerausstellung. Die neue Ausstellung ist nunmehr in Themenfelder untergliedert, die einen Einblick in die wichtigsten Bereiche der sächsischen Industriegeschichte angefangen vom Bergbau und der Textilindustrie bis hin zum Maschinenbau und der modernen Automobilfabrikation gewährt und ebenso über die sozialen Folgen der Industrialisierung informiert. Die Umgestaltungskosten beliefen sich auf ca. zwei Millionen Euro.[1]
Das Museum ist Ankerpunkt der Europäischen Route der Industriekultur (ERIH).
Zu den Hauptattraktionen der Dauerausstellung zählen:
das "Silberne Band der sächsischen Industriegeschichte" mit Glanzlichtern der sächsischen Industrieproduktion, darunter Kraftfahrzeuge, Motor- und Fahrräder sowie Textil-, Schreib- und Rechenmaschinen,
der "DKW-Turm" mit einer Sammlung von DKW-Autos und Motoren, u. a. mit einem Schnittmodell eines DKW F7,
eine moderne Karosserieschweißanlage mit Industrierobotern aus dem beginnenden 21. Jahrhundert,
eine funktionstüchtige, über Transmissionen betriebene Schlosserwerkstatt einer Färberei aus dem frühen 20. Jahrhundert,
ein Dampfhammer der Sächsischen Maschinenfabrik von 1923,
eine Lokomotive der Baureihe 98.
Darüber hinaus ist im Maschinenhaus eine funktionsfähige Dampfmaschine der Firma Germania aus dem Jahr 1896 ausgestellt. Das mit historischen Wandgemälden repräsentativ ausgestaltete Maschinenhaus entstand in dieser Form vermutlich nach dem Erwerb der Gießerei um 1907 durch die Schubert & Salzer AG und soll den Stolz des Unternehmertums zu Beginn des 20. Jahrhunderts wiedergeben.
Auszeichnungen
2005 wurde das Industriemuseum Chemnitz mit dem „Europäischen Museumspreis“ ausgezeichnet.
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