Gottlieb Duttweiler
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Gottlieb Duttweiler
Gottlieb Duttweiler (* 15. August 1888 in Zürich; † 8. Juni 1962 ebenda; heimatberechtigt in Oberweningen, ab 1901 in Zürich) war ein Schweizer Unternehmer und Politiker (LdU).
Biografie
Duttweiler erlernte das Rohwarengeschäft bei der Zürcher Handelsfirma Handelshaus Pfister & Sigg. Nach guten Geschäften in Italien wurde er Partner, sodass die Firma 1917 Pfister & Duttweiler hiess. Drei Jahre später verlor er mit der Firma all seinen Reichtum.[1]
Mit fünf Verkaufswagen legte Duttweiler 1925 den Grundstein zum Schweizer Detailhandelsunternehmen Migros. Später eröffnete er Läden. Das Erfolgsgeheimnis war, dass er Güter des täglichen Bedarfs durch Ausschaltung des Zwischenhandels direkt zu den Verbrauchern brachte. Da viele Produzenten das Unternehmen boykottierten, wurde ein Teil der Waren selbst hergestellt. Im Laufe der Jahre entstanden immer mehr Filialen, und seiner sozialen Einstellung entsprechend, vermachten er und seine Frau Adele bereits 1941 die Migros ihrer Kundschaft, indem das Unternehmen zur Genossenschaft wurde. Aufgrund seines sozialen Engagements gibt es z. B. das Kulturprozent. Duttweiler verfügte, dass die Migros einen festen Teil ihres Umsatzes in kulturelle, sportliche und Freizeitaktivitäten investieren muss. So entstanden die Klubschule Migros im Bildungsbereich (entspricht ungefähr der Volkshochschule in Österreich und Deutschland) und unterschiedliche Freizeit-Einrichtungen.
Duttweiler prägte die Migros mit starken Prinzipien. So hat er zeitlebens und für die Zukunft verhindert, dass Alkohol und Tabakwaren von der Migros vertrieben und verkauft werden, obwohl er selber Zigarrenraucher war. Er war Begründer der politischen Partei Landesring der Unabhängigen (LdU).
1935 wurde er erstmals im Kanton Bern in den Nationalrat gewählt. Berner Nationalrat war er dann bis zu seinem Rücktritt 1940[2] und später von 1951 bis zu seinem Tod im Jahre 1962. In der Zeit dazwischen war er als Vertreter des Kantons Zürich Mitglied des Nationalrats (1943–1949) beziehungsweise des Ständerats (1949–1951)[3]. Die Wahl in die kleine Kammer gewann er in einer Ersatzwahl für den zurückgetretenen Friedrich Traugott Wahlen.
1935 gründete er die wöchentlich erscheinende Zeitung Die Tat, die 1939 in eine Tageszeitung umgewandelt wurde. Die Tat war das Sprachrohr des Landesrings der Unabhängigen[4]. 1942 gründete er die Wochenzeitung Brückenbauer, das heutige Migros-Magazin.[5] 1938 und 1939 setzte er sich für eine starke Flugwaffe ein; Duttweiler forderte, die Schweiz müsse tausend Militärflugzeuge beschaffen, die Jugend für die Aviatik begeistern, eine nationale Flugzeugindustrie aufbauen und eine Sondersteuer («Wehropfer») zur Finanzierung erheben. In diesem Sinn lancierte der LdU die «Flugzeug-Wehropfer-Initiative», die 92'199 Schweizer unterzeichneten, die dann aber nach Kriegsausbruch nicht mehr eingereicht wurde.[6] Schon 1937 hatte er die Idee eines Labels, mit dem Waren ausgezeichnet werden sollten, die unter anständigen Arbeitsbedingungen produziert wurden.
1948 warf Duttweiler mit zwei Steinen eine Fensterscheibe von innen im Bundeshaus ein.[7][8][9] Der Nationalrat hatte seinen Vorstoss zum Thema wirtschaftliche Landesversorgung um mehr als vier Jahre verschleppt. Duttweiler fürchtete neue kriegerische Auseinandersetzungen und wollte die Bevölkerung dazu anhalten, Lebensmittelvorräte anzulegen. Der Steinwurf sorgte im In- und Ausland für grosses Aufsehen.[10] 1952 initiierte Gottlieb Duttweiler, Gründer und Präsident der Reederei Zürich AG, den Bau des Frachtschiffs Adele und ihres Schwesterschiffs Amelia. Für eine staatliche Abfindung kriegsgeschädigter Auslandschweizer wollte er sich 1955 im Eingangsbereich des Internationalen Roten Kreuzes in Genf öffentlich zu Tode hungern, nach drei Tagen brach er den Hungerstreik ab.[9]
Duttweiler lebte mit seiner Frau Adele, die er 1913[11] geheiratet hat, in Rüschlikon. Kurz vor seinem Tod legte er in Rüschlikon den Grundstein zum Gottlieb Duttweiler Institut (GDI), einem Zentrum für wirtschafts- und sozialpolitische Fragen. Die Eröffnung des Institutes 1963 konnte er nicht mehr miterleben, er liegt auf dem Friedhof neben dem Institut begraben.[12] In unregelmässigen Abständen wird seit 1970 vom Institut der nach ihm benannte Gottlieb-Duttweiler-Preis verliehen.
Anlässlich seines 125. Geburtstages gab die Schweizerische Post 2013 eine Sondermarke im Wert von einem Franken heraus. Die Marke wurde von Christian Kitzmüller gestaltet.[13]
Filmische Rezeption
Im Sommer 2007 kam der Dokumentarfilm Dutti der Riese von Martin Witz in die Schweizer Kinos, der das Leben und Wirken Duttweilers zeigt. Bereits 1962 realisierte Gaudenz Meili für das Schweizer Fernsehen den Dokumentarfilm Gottlieb Duttweiler. 1999 drehte Georges Gachot unter dem Titel Kultur für alle einen Film zum 50-Jahr-Jubiläum der Klubhaus-Konzerte, der die von Duttweiler begründete Kulturförderung über das Migros-Kulturprozent zum Thema hat. Im Jahr 2000 wurde Der Sozialkapitalist – Gottlieb Duttweiler von Bruno Moll produziert.[14]
Quelle
Biografie
Duttweiler erlernte das Rohwarengeschäft bei der Zürcher Handelsfirma Handelshaus Pfister & Sigg. Nach guten Geschäften in Italien wurde er Partner, sodass die Firma 1917 Pfister & Duttweiler hiess. Drei Jahre später verlor er mit der Firma all seinen Reichtum.[1]
Mit fünf Verkaufswagen legte Duttweiler 1925 den Grundstein zum Schweizer Detailhandelsunternehmen Migros. Später eröffnete er Läden. Das Erfolgsgeheimnis war, dass er Güter des täglichen Bedarfs durch Ausschaltung des Zwischenhandels direkt zu den Verbrauchern brachte. Da viele Produzenten das Unternehmen boykottierten, wurde ein Teil der Waren selbst hergestellt. Im Laufe der Jahre entstanden immer mehr Filialen, und seiner sozialen Einstellung entsprechend, vermachten er und seine Frau Adele bereits 1941 die Migros ihrer Kundschaft, indem das Unternehmen zur Genossenschaft wurde. Aufgrund seines sozialen Engagements gibt es z. B. das Kulturprozent. Duttweiler verfügte, dass die Migros einen festen Teil ihres Umsatzes in kulturelle, sportliche und Freizeitaktivitäten investieren muss. So entstanden die Klubschule Migros im Bildungsbereich (entspricht ungefähr der Volkshochschule in Österreich und Deutschland) und unterschiedliche Freizeit-Einrichtungen.
Duttweiler prägte die Migros mit starken Prinzipien. So hat er zeitlebens und für die Zukunft verhindert, dass Alkohol und Tabakwaren von der Migros vertrieben und verkauft werden, obwohl er selber Zigarrenraucher war. Er war Begründer der politischen Partei Landesring der Unabhängigen (LdU).
1935 wurde er erstmals im Kanton Bern in den Nationalrat gewählt. Berner Nationalrat war er dann bis zu seinem Rücktritt 1940[2] und später von 1951 bis zu seinem Tod im Jahre 1962. In der Zeit dazwischen war er als Vertreter des Kantons Zürich Mitglied des Nationalrats (1943–1949) beziehungsweise des Ständerats (1949–1951)[3]. Die Wahl in die kleine Kammer gewann er in einer Ersatzwahl für den zurückgetretenen Friedrich Traugott Wahlen.
1935 gründete er die wöchentlich erscheinende Zeitung Die Tat, die 1939 in eine Tageszeitung umgewandelt wurde. Die Tat war das Sprachrohr des Landesrings der Unabhängigen[4]. 1942 gründete er die Wochenzeitung Brückenbauer, das heutige Migros-Magazin.[5] 1938 und 1939 setzte er sich für eine starke Flugwaffe ein; Duttweiler forderte, die Schweiz müsse tausend Militärflugzeuge beschaffen, die Jugend für die Aviatik begeistern, eine nationale Flugzeugindustrie aufbauen und eine Sondersteuer («Wehropfer») zur Finanzierung erheben. In diesem Sinn lancierte der LdU die «Flugzeug-Wehropfer-Initiative», die 92'199 Schweizer unterzeichneten, die dann aber nach Kriegsausbruch nicht mehr eingereicht wurde.[6] Schon 1937 hatte er die Idee eines Labels, mit dem Waren ausgezeichnet werden sollten, die unter anständigen Arbeitsbedingungen produziert wurden.
1948 warf Duttweiler mit zwei Steinen eine Fensterscheibe von innen im Bundeshaus ein.[7][8][9] Der Nationalrat hatte seinen Vorstoss zum Thema wirtschaftliche Landesversorgung um mehr als vier Jahre verschleppt. Duttweiler fürchtete neue kriegerische Auseinandersetzungen und wollte die Bevölkerung dazu anhalten, Lebensmittelvorräte anzulegen. Der Steinwurf sorgte im In- und Ausland für grosses Aufsehen.[10] 1952 initiierte Gottlieb Duttweiler, Gründer und Präsident der Reederei Zürich AG, den Bau des Frachtschiffs Adele und ihres Schwesterschiffs Amelia. Für eine staatliche Abfindung kriegsgeschädigter Auslandschweizer wollte er sich 1955 im Eingangsbereich des Internationalen Roten Kreuzes in Genf öffentlich zu Tode hungern, nach drei Tagen brach er den Hungerstreik ab.[9]
Duttweiler lebte mit seiner Frau Adele, die er 1913[11] geheiratet hat, in Rüschlikon. Kurz vor seinem Tod legte er in Rüschlikon den Grundstein zum Gottlieb Duttweiler Institut (GDI), einem Zentrum für wirtschafts- und sozialpolitische Fragen. Die Eröffnung des Institutes 1963 konnte er nicht mehr miterleben, er liegt auf dem Friedhof neben dem Institut begraben.[12] In unregelmässigen Abständen wird seit 1970 vom Institut der nach ihm benannte Gottlieb-Duttweiler-Preis verliehen.
Anlässlich seines 125. Geburtstages gab die Schweizerische Post 2013 eine Sondermarke im Wert von einem Franken heraus. Die Marke wurde von Christian Kitzmüller gestaltet.[13]
Filmische Rezeption
Im Sommer 2007 kam der Dokumentarfilm Dutti der Riese von Martin Witz in die Schweizer Kinos, der das Leben und Wirken Duttweilers zeigt. Bereits 1962 realisierte Gaudenz Meili für das Schweizer Fernsehen den Dokumentarfilm Gottlieb Duttweiler. 1999 drehte Georges Gachot unter dem Titel Kultur für alle einen Film zum 50-Jahr-Jubiläum der Klubhaus-Konzerte, der die von Duttweiler begründete Kulturförderung über das Migros-Kulturprozent zum Thema hat. Im Jahr 2000 wurde Der Sozialkapitalist – Gottlieb Duttweiler von Bruno Moll produziert.[14]
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