Der Hamburger Brand
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Der Hamburger Brand
Der Hamburger Brand war ein großer Stadtbrand in Hamburg, der zwischen dem 5. Mai und dem 8. Mai 1842 große Teile der Altstadt zerstörte. Im Zusammenhang mit der Hamburger Geschichte wird häufig auch nur vom Großen Brand gesprochen. Das Feuer war noch in einer Entfernung von über 50 Kilometern sichtbar.[1]
Hopfenmarkt und Nicolaikirche in Flammen. Der verhängnisvolle 5. Mai 1842. Zeitgenössische Druckgraphik
Verlauf
Bei der Zollenbrücke
Zeichnung des Hamburger Brandes. Erschienen 1842 in der Illustrated London News.
Das Feuer brach am 5. Mai 1842 gegen 1:00 Uhr im Haus Nr. 44[2][3][4] in der Deichstraße am Nikolaifleet beim Zigarrenmacher Eduard Cohen, nach anderen Quellen im Haus Nr. 42[5], aus. Die genaue Ursache des Brandes blieb ungeklärt. Es wurde von den Nachtwächtern schnell bemerkt, doch den herbeigeeilten Spritzenleuten gelang es nicht, das Feuer zu löschen oder sein Übergreifen auf weitere Häuser zu verhindern. Aufgrund der vorangegangenen Trockenheit und anhaltender Winde breitete es sich schnell aus. Zeitweise drohte das Feuer sogar auf das am anderen, östlichen Ufer des Nikolaifleets gelegene Gebiet, den Cremon, überzugreifen, doch die kleineren Brandherde, die hier entstanden, konnten rechtzeitig erstickt werden. So weitete sich das Feuer im Nikolaiviertel hauptsächlich nach Norden und Westen aus. Überlegungen, die Ausweitung durch Sprengungen zu behindern, wurden zunächst verworfen.
Am Morgen des 5. Mai, des Himmelfahrttages des Jahres 1842, war bereits ein erheblicher Teil des Nikolaiviertels von den Flammen erfasst. In der Nikolaikirche hielt man noch den morgendlichen Hauptgottesdienst, auch am Mittag fand ein weiterer, letzter Gottesdienst statt. Gegen 4 Uhr nachmittags geriet der Turm in Brand und konnte trotz erheblicher Anstrengungen nicht gerettet werden. Erzählungen nach erklang das Glockenspiel durch die Hitzewirkung ein letztes Mal, dann stürzte der Turm zusammen und steckte das Kirchenschiff in Brand.
Gegen Abend bedrohten die Flammen das alte Rathaus, das nordöstlich der Nikolaikirche an der Trostbrücke auf dem Platz stand, an dem sich heute das Haus der Patriotischen Gesellschaft befindet. Nachdem inzwischen ein Großteil der Akten in Sicherheit gebracht worden war, entschloss man sich, das Rathaus zu sprengen, doch die Sprengung gelang nur unvollständig, so dass die Flammen in den Trümmern ausreichend Nahrung fanden und sich über die Schneise hinaus ausbreiten konnten.
Im Verlauf des 6. Mai wanderte das Feuer nach Norden und erfasste das Gebiet, auf dem sich heute der Komplex der Börse und des Rathauses befindet. Es drohte, die neue Börse zu erfassen, die erst im Dezember 1841 bezogen worden war. Obwohl das junge Gebäude zeitweise auf allen vier Seiten von Flammen umschlossen war, konnte es gerettet werden. Am Abend berührte das Feuer den Gänsemarkt; eine weitere Ausdehnung nach Westen konnte aber unter anderem mit Hilfe von Sprengungen aufgehalten werden.
Im Weiteren breitete es sich nach Osten und Norden aus. Am 7. Mai brannte trotz verzweifelter Rettungsversuche die Petrikirche nieder, ebenso die Gertrudenkapelle, die nicht wiederaufgebaut wurde; das Gelände östlich davon, einschließlich der Jacobikirche, blieb dagegen verschont. Binnenalster und Glockengießerwall geboten der Ausbreitung des Feuers schließlich Einhalt, und am 8. Mai brannte das letzte Haus in der Straße Kurze Mühren. Die Verlängerung der Kurzen Mühren zum Ballindamm hin heißt deshalb heute Brandsende. (Die Brandstwiete in der südlichen Altstadt hat dagegen nichts mit dem Großen Brand zu tun, sondern leitet sich ab von dem Hamburger Bürger Hein Brand, dessen Festnahme 1410 zum Aufstand der Hamburger Bürger führte und zur ersten Hamburger Verfassung.)
Im Laufe der Zeit waren Spritzen (Feuerwehren) aus Städten der näheren und ferneren Nachbarschaft hinzugezogen worden, unter anderem aus Altona, Uetersen, Wedel, Wandsbek, Geesthacht, Lauenburg, Lübeck, Stade und Kiel.
Am 8. Mai 1843, dem 1. Jahrestag des Brandendes, wurde auf Antrag Eines Ehrbaren Rathes an Erbgesessene Bürgerschaft beschlossen, mit einer Commission den innigsten Dank für die unterschiedlichen Hilfeleistungen darzubringen und die feierliche und öffentliche Überreichung von Gedenkmünzen und -medaillen aus Bronze bzw. Kupfer der geschmolzenen Glocken vorzunehmen.[6] Zur besonderen Anerkennung wurden 1843 Johann Smidt (dem Bürgermeister der Freien Hansestadt Bremen), dem Oberpräsidenten der Stadt Altona und dem Oberpräsidenten der preußischen Provinz Sachsen zu Magdeburg das Hamburgische Ehrenbürgerrecht verliehen.
Ein wichtiges Ereignis der Hamburger Geschichte musste wegen des Großen Brandes verschoben werden, nämlich die Eröffnung der ersten Hamburger Eisenbahnstrecke. Diese führte nach Bergedorf und sollte am 7. Mai 1842 dem Verkehr übergeben werden. Anstelle von Ehrengästen beförderten die ersten Züge Flüchtlinge aus der brennenden Stadt – der planmäßige Betrieb wurde erst am 17. Mai ohne Feierlichkeiten aufgenommen.
Folgen
Der Große Brand verwüstete mehr als ein Viertel des damaligen Stadtgebietes. 51 Menschen kamen ums Leben, die Zahl der Obdachlosen wurde auf 20.000 geschätzt, die Zahl der zerstörten Häuser auf etwa 1.700 in 41 Straßen. 102 Speicher waren ebenso zerstört wie drei Kirchen (darunter die Hauptkirchen St. Nicolai und St. Petri), das Rathaus, die Bank, das Archiv und das Commercium mit der alten Börse.
Schadenersatz durch die Feuerversicherer
Die Hamburger Feuerkasse, die alle betroffenen Gebäudebesitzer entschädigte, gab an, dass 20 % des Gebäudebestands zerstört waren. Sie musste Kredite aufnehmen, die erst 40 Jahre später vollständig abbezahlt waren. Die Aachener Feuerversicherungs-Gesellschaft, eine Vorläuferinstitution der heutigen AachenMünchener VersicherungsAG, zahlte eine Entschädigungssumme von 320.000 Talern, die hauptgeschädigte Feuerversicherungsbank, die Gothaer Feuer, zahlte insgesamt 1,4 Mio. Taler als Entschädigung. Der gesamte Sachschaden wurde auf mehr als 140 Mio. Mark geschätzt.[A 1] Die Hamburger Feuerkasse, eine öffentliche Gebäudeversicherungsanstalt, hatte bei einer Gesamtversicherungssumme von 223 Mio. Mark einen Schaden von 45 Mio. Mark zu ersetzen. Dazu wurde ein verzinsliches Wertpapier in Höhe von 48 Mio. Mark aufgelegt, dessen Tilgung zum Teil aus Steuermitteln erfolgte und erst 1888 abgeschlossen war. Diese durchaus logische Verfahrensweise konnten die privaten Feuerversicherungen nicht wählen. So musste die 1795 auf Betreiben von Georg Ehlert Bieber gegründete Association Hamburgischer Einwohner zur Versicherung gegen Feuersgefahr Insolvenz anmelden, weil sie bei einer Schadensersatzforderung von mehr als 18 Mio. Mark nur über Rücklagen von 500.000 Mark verfügte. Zwei Hamburger Feuerversicherungen ereilte das gleiche Schicksal: die Zweite Hamburgische Assekuranz-Compagnie mit 1,6 Mio. Mark und die Fünfte Hamburgische Assekuranz-Compagnie mit 4,3 Mio. Mark Schadenssumme. Eine weitere Versicherung, die Patriotische Assekuranz-Compagnie, verdoppelte ihre Aktienkapital und konnte die Schadenssumme in Höhe von 1,5 Mio. Mark ausgleichen. Der Feuerassekuranzverein Altona, der nur wenig betroffen war, konnte die Forderungen voll erfüllen. Größtenteils sehr schnell und in voller Höhe beglichen die überregionalen, teils ausländischen Feuerversicherer ihre Verpflichtungen. Dazu gehörten zwei französische, drei oder vier englische und vier deutsche Versicherer (Aachen und Münchener, Colonia, Leipziger und die Gothaer). Die 1782 gegründete Londoner Phoenix Assurance Company veröffentlichte in einer Festschrift der Boulevardzeitschrift Daily Herald im Jahre 1960 eine Schadenssumme von 250.000 £ (das entsprach etwa 1,7 Mio. Taler), die Versicherungsgesellschaft Sun nannte in der gleichen Zeitschrift eine Summe von 117.000 £ (= 800.000 Taler). Die Londoner Allianz nannte in einer 1924 erschienenen Festschrift 40.000 £ (=170.000 Taler). Den größten Schaden der englischen Versicherer hatte die Liverpooler Royal, deren Schaden noch höher als der der Sun war. Die Schäden der deutschen Versicherer beliefen sich auf 1,4 Mio. Taler bei der Gothaer, 320.000 Taler bei der Aachener und Münchener, 114.000 Taler bei der Colonia und 67.000 Taler bei der Leipziger. Der Aachener und Münchener-Direktor Brüggemann sorgte persönlich dafür, dass alle Schäden innerhalb von zwei Wochen gezahlt waren, die Colonia tat dies innerhalb von fünf Wochen und die Gothaer innerhalb von drei Monaten.
Über Jahre hinweg war das Stadtbild von den zerstörten Flächen und den darauf errichteten Behelfswohnungen geprägt, welche die Obdachlosigkeit von Bürgern und Gewerbe lindern sollten.
Die großflächigen Zerstörungen in der Altstadt gaben Gelegenheit, das innere Stadtgebiet umfassend neu zu gestalten und die Infrastruktur zu modernisieren. Die Planungen dazu wurden noch im Mai 1842 unter der Federführung des englischen Ingenieurs William Lindley in Angriff genommen. Maßgeblich beteiligt an der Erneuerung des Stadtbildes war der Hamburger Architekt Alexis de Chateauneuf, außerdem flossen Vorschläge des Architekten Gottfried Semper in das Gemeinschaftswerk ein. Besonders radikal änderte sich das Gebiet um die Kleine Alster, wo ein neues Stadtzentrum geschaffen wurde. Klosterstraßenfleet und Gerberstraßenfleet wurden zugeschüttet, die kleine Alster in ihre heutige rechteckige Form gebracht und der Platz für Rathaus und Rathausmarkt vorbereitet, auch wenn es noch 44 Jahre bis zur Grundsteinlegung für das heutige Hamburger Rathaus dauern sollte, und weitere elf Jahre bis zu seiner Eröffnung.
Kennzeichnend für die Bauten, die nach dem großen Brand entstanden, waren klassizistische Formen und Anleihen bei italienischen Städten. Prägend wurde der Rundbogenstil, der das Erscheinungsbild zahlreicher Bauten wie das Postgebäude oder die Niemitz-Apotheke am Georgsplatz bestimmt. Diese Nachbrandarchitektur ist heute noch etwa bei den Alsterarkaden oder dem Postgebäude des Architekten Alexis de Chateauneuf zu sehen, insgesamt sind allerdings nur wenige Beispiele erhalten geblieben.
Die innerstädtische Wasserversorgung durch Schöpfwerke war großenteils vernichtet und wurde auch nicht wiederhergestellt; stattdessen errichtete man ein Wasserwerk in Rothenburgsort. Zerstört waren ebenfalls die Wassermühlen an der Alster. Obwohl sich abzeichnete, dass Wassermühlen technisch überholt waren, baute man noch eine neue Stadtwassermühle an der Poststraße, die durch eine unterirdische Leitung von der Binnenalster gespeist wurde.
Die Stauhöhe der Alster konnte gesenkt werden, was die Gebiete Uhlenhorst und Harvestehude für eine Besiedelung verfügbar machte. Damit einher gingen ein Rückbau der Wallanlagen und schließlich die Abschaffung der Torsperre 1860.
Für die Stadtentwässerung wurden unterirdische Kanäle zur Elbe gegraben. Außerdem begann man mit dem Aufbau einer Gasbeleuchtung anstelle der alten Öllampen.
Von den drei zerstörten Kirchen wurden nur zwei wiederaufgebaut. Die Petrikirche erhielt in etwa ihr altes Aussehen und ist in dieser Form bis heute erhalten geblieben; anstelle der alten Nikolaikirche entstand eine der bedeutendsten neugotischen Kirchenbauten Deutschlands. Der neue Turm war lange Zeit das höchste Gebäude Hamburgs. Die neue Nikolaikirche wurde aber im Zweiten Weltkrieg schwer beschädigt, und heute stehen nur noch der Turm und einige Mauerreste.
Für das Hamburger Umland hatte der Brand vor allem eine wirtschaftliche Bedeutung. Die Ziegeleien in den Marschgebieten beispielsweise an Elbe und Oste florierten in der Folgezeit wegen des großen Baustoffbedarfs.
Quelle
Hopfenmarkt und Nicolaikirche in Flammen. Der verhängnisvolle 5. Mai 1842. Zeitgenössische Druckgraphik
Verlauf
Bei der Zollenbrücke
Zeichnung des Hamburger Brandes. Erschienen 1842 in der Illustrated London News.
Das Feuer brach am 5. Mai 1842 gegen 1:00 Uhr im Haus Nr. 44[2][3][4] in der Deichstraße am Nikolaifleet beim Zigarrenmacher Eduard Cohen, nach anderen Quellen im Haus Nr. 42[5], aus. Die genaue Ursache des Brandes blieb ungeklärt. Es wurde von den Nachtwächtern schnell bemerkt, doch den herbeigeeilten Spritzenleuten gelang es nicht, das Feuer zu löschen oder sein Übergreifen auf weitere Häuser zu verhindern. Aufgrund der vorangegangenen Trockenheit und anhaltender Winde breitete es sich schnell aus. Zeitweise drohte das Feuer sogar auf das am anderen, östlichen Ufer des Nikolaifleets gelegene Gebiet, den Cremon, überzugreifen, doch die kleineren Brandherde, die hier entstanden, konnten rechtzeitig erstickt werden. So weitete sich das Feuer im Nikolaiviertel hauptsächlich nach Norden und Westen aus. Überlegungen, die Ausweitung durch Sprengungen zu behindern, wurden zunächst verworfen.
Am Morgen des 5. Mai, des Himmelfahrttages des Jahres 1842, war bereits ein erheblicher Teil des Nikolaiviertels von den Flammen erfasst. In der Nikolaikirche hielt man noch den morgendlichen Hauptgottesdienst, auch am Mittag fand ein weiterer, letzter Gottesdienst statt. Gegen 4 Uhr nachmittags geriet der Turm in Brand und konnte trotz erheblicher Anstrengungen nicht gerettet werden. Erzählungen nach erklang das Glockenspiel durch die Hitzewirkung ein letztes Mal, dann stürzte der Turm zusammen und steckte das Kirchenschiff in Brand.
Gegen Abend bedrohten die Flammen das alte Rathaus, das nordöstlich der Nikolaikirche an der Trostbrücke auf dem Platz stand, an dem sich heute das Haus der Patriotischen Gesellschaft befindet. Nachdem inzwischen ein Großteil der Akten in Sicherheit gebracht worden war, entschloss man sich, das Rathaus zu sprengen, doch die Sprengung gelang nur unvollständig, so dass die Flammen in den Trümmern ausreichend Nahrung fanden und sich über die Schneise hinaus ausbreiten konnten.
Im Verlauf des 6. Mai wanderte das Feuer nach Norden und erfasste das Gebiet, auf dem sich heute der Komplex der Börse und des Rathauses befindet. Es drohte, die neue Börse zu erfassen, die erst im Dezember 1841 bezogen worden war. Obwohl das junge Gebäude zeitweise auf allen vier Seiten von Flammen umschlossen war, konnte es gerettet werden. Am Abend berührte das Feuer den Gänsemarkt; eine weitere Ausdehnung nach Westen konnte aber unter anderem mit Hilfe von Sprengungen aufgehalten werden.
Im Weiteren breitete es sich nach Osten und Norden aus. Am 7. Mai brannte trotz verzweifelter Rettungsversuche die Petrikirche nieder, ebenso die Gertrudenkapelle, die nicht wiederaufgebaut wurde; das Gelände östlich davon, einschließlich der Jacobikirche, blieb dagegen verschont. Binnenalster und Glockengießerwall geboten der Ausbreitung des Feuers schließlich Einhalt, und am 8. Mai brannte das letzte Haus in der Straße Kurze Mühren. Die Verlängerung der Kurzen Mühren zum Ballindamm hin heißt deshalb heute Brandsende. (Die Brandstwiete in der südlichen Altstadt hat dagegen nichts mit dem Großen Brand zu tun, sondern leitet sich ab von dem Hamburger Bürger Hein Brand, dessen Festnahme 1410 zum Aufstand der Hamburger Bürger führte und zur ersten Hamburger Verfassung.)
Im Laufe der Zeit waren Spritzen (Feuerwehren) aus Städten der näheren und ferneren Nachbarschaft hinzugezogen worden, unter anderem aus Altona, Uetersen, Wedel, Wandsbek, Geesthacht, Lauenburg, Lübeck, Stade und Kiel.
Am 8. Mai 1843, dem 1. Jahrestag des Brandendes, wurde auf Antrag Eines Ehrbaren Rathes an Erbgesessene Bürgerschaft beschlossen, mit einer Commission den innigsten Dank für die unterschiedlichen Hilfeleistungen darzubringen und die feierliche und öffentliche Überreichung von Gedenkmünzen und -medaillen aus Bronze bzw. Kupfer der geschmolzenen Glocken vorzunehmen.[6] Zur besonderen Anerkennung wurden 1843 Johann Smidt (dem Bürgermeister der Freien Hansestadt Bremen), dem Oberpräsidenten der Stadt Altona und dem Oberpräsidenten der preußischen Provinz Sachsen zu Magdeburg das Hamburgische Ehrenbürgerrecht verliehen.
Ein wichtiges Ereignis der Hamburger Geschichte musste wegen des Großen Brandes verschoben werden, nämlich die Eröffnung der ersten Hamburger Eisenbahnstrecke. Diese führte nach Bergedorf und sollte am 7. Mai 1842 dem Verkehr übergeben werden. Anstelle von Ehrengästen beförderten die ersten Züge Flüchtlinge aus der brennenden Stadt – der planmäßige Betrieb wurde erst am 17. Mai ohne Feierlichkeiten aufgenommen.
Folgen
Der Große Brand verwüstete mehr als ein Viertel des damaligen Stadtgebietes. 51 Menschen kamen ums Leben, die Zahl der Obdachlosen wurde auf 20.000 geschätzt, die Zahl der zerstörten Häuser auf etwa 1.700 in 41 Straßen. 102 Speicher waren ebenso zerstört wie drei Kirchen (darunter die Hauptkirchen St. Nicolai und St. Petri), das Rathaus, die Bank, das Archiv und das Commercium mit der alten Börse.
Schadenersatz durch die Feuerversicherer
Die Hamburger Feuerkasse, die alle betroffenen Gebäudebesitzer entschädigte, gab an, dass 20 % des Gebäudebestands zerstört waren. Sie musste Kredite aufnehmen, die erst 40 Jahre später vollständig abbezahlt waren. Die Aachener Feuerversicherungs-Gesellschaft, eine Vorläuferinstitution der heutigen AachenMünchener VersicherungsAG, zahlte eine Entschädigungssumme von 320.000 Talern, die hauptgeschädigte Feuerversicherungsbank, die Gothaer Feuer, zahlte insgesamt 1,4 Mio. Taler als Entschädigung. Der gesamte Sachschaden wurde auf mehr als 140 Mio. Mark geschätzt.[A 1] Die Hamburger Feuerkasse, eine öffentliche Gebäudeversicherungsanstalt, hatte bei einer Gesamtversicherungssumme von 223 Mio. Mark einen Schaden von 45 Mio. Mark zu ersetzen. Dazu wurde ein verzinsliches Wertpapier in Höhe von 48 Mio. Mark aufgelegt, dessen Tilgung zum Teil aus Steuermitteln erfolgte und erst 1888 abgeschlossen war. Diese durchaus logische Verfahrensweise konnten die privaten Feuerversicherungen nicht wählen. So musste die 1795 auf Betreiben von Georg Ehlert Bieber gegründete Association Hamburgischer Einwohner zur Versicherung gegen Feuersgefahr Insolvenz anmelden, weil sie bei einer Schadensersatzforderung von mehr als 18 Mio. Mark nur über Rücklagen von 500.000 Mark verfügte. Zwei Hamburger Feuerversicherungen ereilte das gleiche Schicksal: die Zweite Hamburgische Assekuranz-Compagnie mit 1,6 Mio. Mark und die Fünfte Hamburgische Assekuranz-Compagnie mit 4,3 Mio. Mark Schadenssumme. Eine weitere Versicherung, die Patriotische Assekuranz-Compagnie, verdoppelte ihre Aktienkapital und konnte die Schadenssumme in Höhe von 1,5 Mio. Mark ausgleichen. Der Feuerassekuranzverein Altona, der nur wenig betroffen war, konnte die Forderungen voll erfüllen. Größtenteils sehr schnell und in voller Höhe beglichen die überregionalen, teils ausländischen Feuerversicherer ihre Verpflichtungen. Dazu gehörten zwei französische, drei oder vier englische und vier deutsche Versicherer (Aachen und Münchener, Colonia, Leipziger und die Gothaer). Die 1782 gegründete Londoner Phoenix Assurance Company veröffentlichte in einer Festschrift der Boulevardzeitschrift Daily Herald im Jahre 1960 eine Schadenssumme von 250.000 £ (das entsprach etwa 1,7 Mio. Taler), die Versicherungsgesellschaft Sun nannte in der gleichen Zeitschrift eine Summe von 117.000 £ (= 800.000 Taler). Die Londoner Allianz nannte in einer 1924 erschienenen Festschrift 40.000 £ (=170.000 Taler). Den größten Schaden der englischen Versicherer hatte die Liverpooler Royal, deren Schaden noch höher als der der Sun war. Die Schäden der deutschen Versicherer beliefen sich auf 1,4 Mio. Taler bei der Gothaer, 320.000 Taler bei der Aachener und Münchener, 114.000 Taler bei der Colonia und 67.000 Taler bei der Leipziger. Der Aachener und Münchener-Direktor Brüggemann sorgte persönlich dafür, dass alle Schäden innerhalb von zwei Wochen gezahlt waren, die Colonia tat dies innerhalb von fünf Wochen und die Gothaer innerhalb von drei Monaten.
Über Jahre hinweg war das Stadtbild von den zerstörten Flächen und den darauf errichteten Behelfswohnungen geprägt, welche die Obdachlosigkeit von Bürgern und Gewerbe lindern sollten.
Die großflächigen Zerstörungen in der Altstadt gaben Gelegenheit, das innere Stadtgebiet umfassend neu zu gestalten und die Infrastruktur zu modernisieren. Die Planungen dazu wurden noch im Mai 1842 unter der Federführung des englischen Ingenieurs William Lindley in Angriff genommen. Maßgeblich beteiligt an der Erneuerung des Stadtbildes war der Hamburger Architekt Alexis de Chateauneuf, außerdem flossen Vorschläge des Architekten Gottfried Semper in das Gemeinschaftswerk ein. Besonders radikal änderte sich das Gebiet um die Kleine Alster, wo ein neues Stadtzentrum geschaffen wurde. Klosterstraßenfleet und Gerberstraßenfleet wurden zugeschüttet, die kleine Alster in ihre heutige rechteckige Form gebracht und der Platz für Rathaus und Rathausmarkt vorbereitet, auch wenn es noch 44 Jahre bis zur Grundsteinlegung für das heutige Hamburger Rathaus dauern sollte, und weitere elf Jahre bis zu seiner Eröffnung.
Kennzeichnend für die Bauten, die nach dem großen Brand entstanden, waren klassizistische Formen und Anleihen bei italienischen Städten. Prägend wurde der Rundbogenstil, der das Erscheinungsbild zahlreicher Bauten wie das Postgebäude oder die Niemitz-Apotheke am Georgsplatz bestimmt. Diese Nachbrandarchitektur ist heute noch etwa bei den Alsterarkaden oder dem Postgebäude des Architekten Alexis de Chateauneuf zu sehen, insgesamt sind allerdings nur wenige Beispiele erhalten geblieben.
Die innerstädtische Wasserversorgung durch Schöpfwerke war großenteils vernichtet und wurde auch nicht wiederhergestellt; stattdessen errichtete man ein Wasserwerk in Rothenburgsort. Zerstört waren ebenfalls die Wassermühlen an der Alster. Obwohl sich abzeichnete, dass Wassermühlen technisch überholt waren, baute man noch eine neue Stadtwassermühle an der Poststraße, die durch eine unterirdische Leitung von der Binnenalster gespeist wurde.
Die Stauhöhe der Alster konnte gesenkt werden, was die Gebiete Uhlenhorst und Harvestehude für eine Besiedelung verfügbar machte. Damit einher gingen ein Rückbau der Wallanlagen und schließlich die Abschaffung der Torsperre 1860.
Für die Stadtentwässerung wurden unterirdische Kanäle zur Elbe gegraben. Außerdem begann man mit dem Aufbau einer Gasbeleuchtung anstelle der alten Öllampen.
Von den drei zerstörten Kirchen wurden nur zwei wiederaufgebaut. Die Petrikirche erhielt in etwa ihr altes Aussehen und ist in dieser Form bis heute erhalten geblieben; anstelle der alten Nikolaikirche entstand eine der bedeutendsten neugotischen Kirchenbauten Deutschlands. Der neue Turm war lange Zeit das höchste Gebäude Hamburgs. Die neue Nikolaikirche wurde aber im Zweiten Weltkrieg schwer beschädigt, und heute stehen nur noch der Turm und einige Mauerreste.
Für das Hamburger Umland hatte der Brand vor allem eine wirtschaftliche Bedeutung. Die Ziegeleien in den Marschgebieten beispielsweise an Elbe und Oste florierten in der Folgezeit wegen des großen Baustoffbedarfs.
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