Ludwig Roselius
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Ludwig Roselius
Ludwig Gerhard Wilhelm Roselius (* 2. Juni 1874 in Bremen; † 15. Mai 1943 in Berlin) war ein Kaffeehändler und Gründer der Firma Kaffee HAG. Als Mäzen förderte er Künstler wie Paula Modersohn-Becker und Bernhard Hoetger und baute die Böttcherstraße in Bremen als Kunstwerk auf.
Ludwig Roselius um 1905 auf einer Fotografie von Nicola Perscheid
Leben
Roselius war das zweite Kind des Bremer Kaufmanns und Kaffee-Importeurs Dietrich Friedrich Rennig Roselius (1843–1902). Sein Bruder war der Kaufmann Friedrich Roselius (1876–1941), seine Cousine war die Pädagogin Marie Roselius (1869–1951) und seine Tochter die Zeichnerin und Schriftstellerin Hildegard Roselius (1901–1963).
Er absolvierte von 1890 bis 1893 eine Lehre in der Kolonialwaren-Großhandlung Ernst Grothe in Hannover, ehe er 1894 in das väterliche Geschäft Roselius & Co. in Bremen eintrat. Einige Jahre später wurde er zum Teilhaber des Unternehmens, das zunächst neben Kaffee auch Kolonialwaren führte. Roselius junior weitete das Geschäft aus; 1901 wurde eine Filiale in London gegründet, 1902 eine weitere in Utrecht, 1903 folgte die Übernahme der Firma Friedrich Baur in Hamburg und 1905 die Gründung einer Zweigstelle in Wien.
Der Eingang zur Böttcherstraße
Als Roselius senior im Alter von 59 Jahren unerwartet starb, führten die Ärzte das vor allem auf starken Koffeingenuss zurück. Sein Sohn beschäftigte sich daraufhin intensiv mit der Wirkung von Kaffee und seiner Bestandteile auf die Gesundheit. Er entwickelte nach umfangreichen eigenen Forschungen ein Verfahren, um Kaffeebohnen das Koffein zu entziehen. Da sich der Bremer Kaffeehändler Christian Detlefsen ebenfalls mit diesem Thema beschäftigte, kam es ab 1904 zu einer Zusammenarbeit. Weil sich der Erfolg nicht gleich einstellte, gab Detlefsen jedoch wieder auf. So machte Roselius allein weiter und ließ sich 1906 sein Verfahren patentieren.
1917 wurde er zum Generalkonsul von Bulgarien mit Dienstsitz in Bremen ernannt.
Politisch konservativ stand Roselius dem Nationalsozialismus positiv gegenüber und unterstützte Hitler, den er 1922 privat in Bremen getroffen hatte. Das von ihm verfolgte völkisch-nordische Gedankengut mit seinem Glauben an den unersetzlichen Wert der nordisch-niederdeutschen Rasse unter dem Einfluss der Ideologen Julius Langbehn und Herman Wirth fand aber nur teilweise dessen Zustimmung.[1] Die Böttcherstraße sollte diese Ideenwelt veranschaulichen (Roselius: „Die Wiedererrichtung der Böttcherstraße ist ein Versuch, deutsch zu denken.“)
Wie schwer die Persönlichkeit Roselius einzuordnen ist, macht ein Artikel von Alfred Faust aus dem Jahr 1924[2] deutlich. Faust schreibt u.a.
„Er ließ sich von verschuldeten Königen und von notleidenden Kommunisten anpumpen; er korrespondierte mit dem Hakenkreuz-Grafen Reventlow und mit dem Juden Rathenau, mit Wilson und König Ferdinand, mit Stresemann und Kakowski (als die rumänischen Delegierten vom Internationalen Hamburger Sozialistenkongreß zurückkehrten, besuchten sie nicht die Partei, sondern Roselius). Hatte er in Holland Geschäfte, so lud ihn der tennisspielende Exkronprinz zu sich, und als er in Bremen zurück war, lud er den roten Präsidenten Ebert zu Gast. Der Sozialdemokrat und Bodenreformer Emil Felden war ihm ein ebenso erwünschter Gesprächspartner wie der deutschnationale Hilfstrompeter Freiherr v. Hünefeldt.“
Roselius war Mitglied der nationalsozialistischen Akademie für Deutsches Recht und förderndes Mitglied der SS.[3] Zwar erklärte Hitler auf dem Reichsparteitag am 9. September 1936, dass „der Nationalsozialismus diese Art von Böttcherstraßen-Kultur schärfstens“ ablehne,[4] dennoch war Roselius 1937 Ehrengast bei der Eröffnung der Großen Deutschen Kunstausstellung im Münchner Haus der Deutschen Kunst.[3]
Roselius war Mitglied der Stiftung Haus Seefahrt, der traditionellen exklusiven Organisation führender Bremer Wirtschaftskreise und war Schaffer deren renommierter Schaffermahlzeit im Jahr 1930.[5]
Schriften
Nach Ende des Zweiten Weltkrieges wurden Roselius’ Schrift [Erstes] Nordisches Thing [in der Böttcherstrasse zu Bremen] (1933/34) und das von ihm herausgegebene Fichte für heute. Aus den Schriften Johann Gottlieb Fichtes (1939) – beide erschienen im Angelsachsen-Verlag – in der Sowjetischen Besatzungszone auf die Liste der auszusondernden Literatur gesetzt.[6][7]
Unternehmerische Tätigkeit
Kaffee Hag
Bekannt wurde Ludwig Roselius mit der Gründung der Firma Kaffee Hag im Jahr 1906.
Holzindustrie
Roselius stieg von 1919 bis 1922 kurzzeitig in die Holzindustrie ein. Um den Abfluss der Patente und Rechte an dem von Fritz Pfleumer und seinem Bruder Hermann entdeckten Lignostone gemäß Versailler Friedensvertrag zu verhindern, finanzierte und gründete er in Holland eine Lignostone-Fabrik auf Lizenzbasis. Bereits kurz danach übernahm Hermann Röchling alle Aktivitäten zu Lignostone, die heute von der Röchling Engineering Plastics mit Sitz in Haren (Ems) betrieben werden.
Ehrungen
Die Ludwig-Roselius-Allee in Bremen (durch die Stadtteile Vahr, Sebaldsbrück und Osterholz) wurde nach ihm benannt.
In der Böttcherstraße in Bremen wurde 1922 eine Büste von ihm ausgestellt.
Literarische Adaptionen
In Tankred Dorsts Schauspiel Künstler aus dem Jahr 2007 über Heinrich Vogeler und die Worpsweder Künstlerkolonie tritt Roselius als Mäzen auf.[8]
Grabmal
Das Grabmal von Roselius findet sich auf dem Stadtfriedhof Engesohde in Hannover in der Abteilung 37G, Grabnummer 270-272.[9]
Quelle
Ludwig Roselius um 1905 auf einer Fotografie von Nicola Perscheid
Leben
Roselius war das zweite Kind des Bremer Kaufmanns und Kaffee-Importeurs Dietrich Friedrich Rennig Roselius (1843–1902). Sein Bruder war der Kaufmann Friedrich Roselius (1876–1941), seine Cousine war die Pädagogin Marie Roselius (1869–1951) und seine Tochter die Zeichnerin und Schriftstellerin Hildegard Roselius (1901–1963).
Er absolvierte von 1890 bis 1893 eine Lehre in der Kolonialwaren-Großhandlung Ernst Grothe in Hannover, ehe er 1894 in das väterliche Geschäft Roselius & Co. in Bremen eintrat. Einige Jahre später wurde er zum Teilhaber des Unternehmens, das zunächst neben Kaffee auch Kolonialwaren führte. Roselius junior weitete das Geschäft aus; 1901 wurde eine Filiale in London gegründet, 1902 eine weitere in Utrecht, 1903 folgte die Übernahme der Firma Friedrich Baur in Hamburg und 1905 die Gründung einer Zweigstelle in Wien.
Der Eingang zur Böttcherstraße
Als Roselius senior im Alter von 59 Jahren unerwartet starb, führten die Ärzte das vor allem auf starken Koffeingenuss zurück. Sein Sohn beschäftigte sich daraufhin intensiv mit der Wirkung von Kaffee und seiner Bestandteile auf die Gesundheit. Er entwickelte nach umfangreichen eigenen Forschungen ein Verfahren, um Kaffeebohnen das Koffein zu entziehen. Da sich der Bremer Kaffeehändler Christian Detlefsen ebenfalls mit diesem Thema beschäftigte, kam es ab 1904 zu einer Zusammenarbeit. Weil sich der Erfolg nicht gleich einstellte, gab Detlefsen jedoch wieder auf. So machte Roselius allein weiter und ließ sich 1906 sein Verfahren patentieren.
1917 wurde er zum Generalkonsul von Bulgarien mit Dienstsitz in Bremen ernannt.
Politisch konservativ stand Roselius dem Nationalsozialismus positiv gegenüber und unterstützte Hitler, den er 1922 privat in Bremen getroffen hatte. Das von ihm verfolgte völkisch-nordische Gedankengut mit seinem Glauben an den unersetzlichen Wert der nordisch-niederdeutschen Rasse unter dem Einfluss der Ideologen Julius Langbehn und Herman Wirth fand aber nur teilweise dessen Zustimmung.[1] Die Böttcherstraße sollte diese Ideenwelt veranschaulichen (Roselius: „Die Wiedererrichtung der Böttcherstraße ist ein Versuch, deutsch zu denken.“)
Wie schwer die Persönlichkeit Roselius einzuordnen ist, macht ein Artikel von Alfred Faust aus dem Jahr 1924[2] deutlich. Faust schreibt u.a.
„Er ließ sich von verschuldeten Königen und von notleidenden Kommunisten anpumpen; er korrespondierte mit dem Hakenkreuz-Grafen Reventlow und mit dem Juden Rathenau, mit Wilson und König Ferdinand, mit Stresemann und Kakowski (als die rumänischen Delegierten vom Internationalen Hamburger Sozialistenkongreß zurückkehrten, besuchten sie nicht die Partei, sondern Roselius). Hatte er in Holland Geschäfte, so lud ihn der tennisspielende Exkronprinz zu sich, und als er in Bremen zurück war, lud er den roten Präsidenten Ebert zu Gast. Der Sozialdemokrat und Bodenreformer Emil Felden war ihm ein ebenso erwünschter Gesprächspartner wie der deutschnationale Hilfstrompeter Freiherr v. Hünefeldt.“
Roselius war Mitglied der nationalsozialistischen Akademie für Deutsches Recht und förderndes Mitglied der SS.[3] Zwar erklärte Hitler auf dem Reichsparteitag am 9. September 1936, dass „der Nationalsozialismus diese Art von Böttcherstraßen-Kultur schärfstens“ ablehne,[4] dennoch war Roselius 1937 Ehrengast bei der Eröffnung der Großen Deutschen Kunstausstellung im Münchner Haus der Deutschen Kunst.[3]
Roselius war Mitglied der Stiftung Haus Seefahrt, der traditionellen exklusiven Organisation führender Bremer Wirtschaftskreise und war Schaffer deren renommierter Schaffermahlzeit im Jahr 1930.[5]
Schriften
Nach Ende des Zweiten Weltkrieges wurden Roselius’ Schrift [Erstes] Nordisches Thing [in der Böttcherstrasse zu Bremen] (1933/34) und das von ihm herausgegebene Fichte für heute. Aus den Schriften Johann Gottlieb Fichtes (1939) – beide erschienen im Angelsachsen-Verlag – in der Sowjetischen Besatzungszone auf die Liste der auszusondernden Literatur gesetzt.[6][7]
Unternehmerische Tätigkeit
Kaffee Hag
Bekannt wurde Ludwig Roselius mit der Gründung der Firma Kaffee Hag im Jahr 1906.
Holzindustrie
Roselius stieg von 1919 bis 1922 kurzzeitig in die Holzindustrie ein. Um den Abfluss der Patente und Rechte an dem von Fritz Pfleumer und seinem Bruder Hermann entdeckten Lignostone gemäß Versailler Friedensvertrag zu verhindern, finanzierte und gründete er in Holland eine Lignostone-Fabrik auf Lizenzbasis. Bereits kurz danach übernahm Hermann Röchling alle Aktivitäten zu Lignostone, die heute von der Röchling Engineering Plastics mit Sitz in Haren (Ems) betrieben werden.
Ehrungen
Die Ludwig-Roselius-Allee in Bremen (durch die Stadtteile Vahr, Sebaldsbrück und Osterholz) wurde nach ihm benannt.
In der Böttcherstraße in Bremen wurde 1922 eine Büste von ihm ausgestellt.
Literarische Adaptionen
In Tankred Dorsts Schauspiel Künstler aus dem Jahr 2007 über Heinrich Vogeler und die Worpsweder Künstlerkolonie tritt Roselius als Mäzen auf.[8]
Grabmal
Das Grabmal von Roselius findet sich auf dem Stadtfriedhof Engesohde in Hannover in der Abteilung 37G, Grabnummer 270-272.[9]
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