Paschtunische Sprache
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Paschtunische Sprache
Paschtunisch, auch Paschtu, Paschto (Eigenbezeichnung: پښتو [paʂto]) oder Paṭhānī (Hindustani) genannt oder im eigentlichen Sinne als Afghanisch (persisch افغانی) bekannt, ist eine in Afghanistan und Pakistan gesprochene Sprache. Sie gehört zum ostiranischen Zweig der indogermanischen Sprachfamilie und wird als direkter Abkömmling des Avestischen angesehen (was umstritten ist).[4][5][6] Wegen einer Besonderheit des Paschtunischen, nämlich wegen der relativ großen Nähe zu altiranischen Sprachen, die sich über die Jahrhunderte erhalten hat, wird es gelegentlich ein „Museum für altindoiranische Vokabeln“ genannt.[7] Paschtu ist neben Dari (offizieller Name des Neupersischen in Afghanistan) Amtssprache Afghanistans. Es wird davon ausgegangen, dass Paschto etwa 50–60 Millionen Muttersprachler, maßgeblich Paschtunen, umfasst.[8][9][9][10][11]
Gesprochen in
Afghanistan, Pakistan, Iran
Sprecher ca. 45-60 Millionen (unterschiedliche Schätzungen)[1][2][3]
Linguistische
Klassifikation
Indogermanische Sprachen
Indoiranische Sprachen
Iranische Sprachen
Paschtunisch
Offizieller Status
Amtssprache von Afghanistan Afghanistan
Anerkannte Minderheitensprache in: Pakistan Pakistan
Sprachcodes
ISO 639-1:
ps
ISO 639-2:
pus
ISO 639-3:
pus
Die ostiranischen Sprachen, deren prominentester Vertreter heute das Paschtunische ist, unterscheiden sich von anderen iranischen Sprachen durch bestimmte Lautgesetze, die ihre unterschiedliche Entwicklung erklären. Indische Elemente im Paschtunischen wie beispielsweise retroflexe Konsonanten deuten auf eine eindeutig südöstliche Abstammung der Sprache hin. Damit unterscheidet sich Paschtu als südöstliche iranische Sprache von den nordöstlichen iranischen Sprachen, wie zum Beispiel Jaghnobi. Da Paschtunisch nur von Paschtunen gesprochen wird und keinen bedeutenden Einfluss auf benachbarte Sprachen hatte, kann man direkte Rückschlüsse auf die Abstammung und das Abstammungsgebiet des Volkes der Paschtunen ziehen. Demnach müsste das Ursprungsgebiet der Paschtunen im südöstlichen Teil des iranischen Hochlands, d. h. südlich des Hindukusch gelegen haben. Das erklärt auch den starken Einfluss indischer Dialekte auf das Paschtu.
Verbreitungsgebiet des Paschtunischen
Persische und arabische Lehnwörter sind recht häufig, was nicht zuletzt eine Folge der dominierenden Rolle des Persischen nach der Verlegung der afghanischen Hauptstadt von Kandahar nach Kabul im 18. Jahrhundert ist. Ein Hauptgrund jedoch ist, dass das Paschtunische seit mehreren Jahrhunderten unter dem persischen Einfluss stand.
Status als Amtssprache
Paschto und Dari sind die beiden Amtssprachen Afghanistans. Bis in die 1930er wurde allein das Persische als Amtssprache verwendet.[12] Zu jener Zeit begann eine Bewegung zur Förderung des Paschto[12] als Sprache der Administration und der Künste mit der Etablierung einer Paschto-Gesellschaft (1931) und der Gründung der Universität Kabul (1932) und der Paschto-Akademie Pashto Tolana (1937).[13] Im Jahre 1936 wurde Paschto unter dem Regenten Hashim Khan zur Amtssprache erklärt,[14] obwohl selbst die paschtunischen Regenten und die Beamtenschaft privat und geschäftlich oft das Persische benutzten.[13] Der Status als Amtssprache wurde im Rahmen der Konstitutionsversammlung 1964 bestätigt.[15] Zu diesem Zeitpunkt wurde Persisch offiziell in Dari umbenannt.[16]
Status als Literatursprache
Paschto brachte eine durchaus nennenswerte, jedoch außerhalb des paschtunischen Sprachraums kaum beachtete bzw. wenig bekannte Literatur hervor.
Als bekannteste Dichter und Literaten dieser Sprache gelten Khushal Khan Khattak (1613–1689), der als Mann des Schwertes und der Feder gilt, Rahman Baba (um 1651–1709), ein Mystiker, Abdul Hameed Mashokhel (auch Abdul Hamid Baba genannt, bis ca. 1732), ein feinfühliger Liebesdichter, und Kabir Stori (1942–2006), ein patriotischer Dichter. Aber auch der erste König Afghanistans, Ahmad Schah Durrani (1724–1773), ging nicht nur als Herrscher, sondern auch als großer Dichter in die Geschichte des Landes ein.
Vier Zeilen aus einem Gedicht von Ahmad Schah Durrani[17]
Afghanisch Umschrift Übersetzung
که هر څو مي د دنيا ملکونه ډير شي kə hər co mi də dunyā məlkunə ḍer ši Wie viel Länder dieser Welt sich auch in meinem Besitz befinden,
زما به هېر نه شي دا ستا ښکلي باغونه zmā bə her nə ši dā stā ṣ̌kuli bāghunə vergessen werde ich nicht deine schönen Gärten.
د ډهلي تخت هېرومه چي راياد کړم də ḍehli taxt herəwəmə či rāyād kṛam Den Thron von Delhi vergesse ich, wenn ich mir in Erinnerung bringe
زما د ښکلي پښتونخوا د غرو سرونه zmā dә ṣ̌kuli paṣ̌tunkxwā dә ghro sәrunә die Gipfel der Berge meines schönen Pakhtunkhwa
Phonologie (اواز پوهه oder غږپوهنه)
Das Paschtunische unterscheidet sich vom Persischen (Dari), welches zusätzlich die Lingua Franca Afghanistans ist, durch eine größere Anzahl an Konsonanten. Die relativ hohe Anzahl an retroflexen Lauten findet sich nur selten in anderen Sprachen der irano-arischen Sprachfamilie. Eine Übernahme dieser Phoneme durch den Sprachkontakt zu den benachbarten indo-arischen Sprachen ist wahrscheinlich.[18] Analoge Erklärungsansätze finden sich zu den ejektiven Konsonanten im ostiranischen Ossetischen.
Konsonanten (اصلي اوازونه)
Die Konsonanten sind gelistet in Lautschrift gemäß dem Internationalen Phonetischen Alphabet (IPA) und in wissenschaftlicher Umschrift gemäß der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft für das Persische Alphabet, welche der zusätzlichen Retroflexe wegen an Manfred Lorenz angelehnt ist.[19]
Labial Dental Alveolar Retroflex Postalveolar Palatal Velar Uvular Glottal
Nasale m
m n
n ɳ
ṉ
Plosive p b
p b t̪ d̪
t d ʈ ɖ
ṯ ḏ k ɡ
k g q
q ʔ
(')
Affrikate t͡s d͡z
c dz t͡ʃ d͡ʒ
č ǧ
Frikative f
f s z
s z ʂ ʐ
x' g' ʃ ʒ
š ž ç ʝ
x' g' x ɣ
x ġ h
h
Approximanten l
l j
j w
w
Rhotisch r
r ɺ̢
r̝
ʂ ʐ und ç ʝ sind Allophone.
f wird häufig durch p ersetzt.
q wird häufig durch k ersetzt.
ʔ wird in der Umschrift häufig weggelassen.
Vokale (کومکي اوازونه oder غږلرونکي)
Vorne Zentral Hinten
Geschlossen i u
Mittel e ə o
Offen a ɑ
Das Paschtunische besitzt zudem die Diphthonge (دوه غږي) /ai/, /əi/, /ɑw/, /aw/.
Alphabet (الفبې)
→ Hauptartikel: Paschtunische Schrift
Im direkten Vergleich mit Persisch zeichnet sich Paschtunisch durch eine komplexere Phonologie (اواز پوهه Synonyme: غږپوهه oder غږپوهنه oder ږغ پوهنه oder د اوازونو څېړل) und Morphologie (ګړپوهه oder ګړ څېړل) aus.
Das paschtunische Alphabet ist eine modifizierte Form des persischen Alphabets, die wiederum aus dem arabischen Alphabet hergeleitet ist. Das paschtunische Alphabet enthält spezifische Buchstaben für Paschto, die weder in der persischen noch in der arabischen Sprache (semitische Sprache) vorkommen. Seit dem 17. Jahrhundert sind paschtunische Schriften üblicherweise als Nasḫī anstatt Nastaliq zu finden. Das paschtunische Alphabet enthält je nach Sichtweise bis zu 44 Buchstaben mit mehreren diakritischen Zeichen, d. h., im Vergleich zum persischen Alphabet besitzt das paschtunische Alphabet bis zu zwölf zusätzliche Buchstaben. Die folgende Tabelle zeigt die isolierte Form der Buchstaben mit einer Transliteration sowie den entsprechenden IPA-Lauten.
Afghanische Buchstaben 1-12
12/۱۲ 11/۱۱ 10/۱۰ 9/۹ 8/۸ 7/۷ 6/۶ 5/۵ 4/۴ 3/۳ 2/۲ 1/۱ Zahl des Buchstabens
خ ح څ ځ چ ج ث ټ ت پ ب ا Isolierte Form des afghanischen Buchstaben
x h c oder ts dz č j s ṭ oder tt t p b ā, ' Transliteration
x h t͡s d͡z t͡ʃ d͡ʒ s ʈ t̪ p b ɑ, ʔ IPA
Che He Tse Dze, Dzim Tsche Dschim Se Tte Te Pe Be Alif Name des Buchstabens
Afghanische Buchstaben 13-24
24/۲۴ 23/۲۳ 22/۲۲ 21/۲۱ 20/۲۰ 19/۱۹ 18/۱۸ 17/۱۷ 16/۱۶ 15/۱۵ 14/۱۴ 13/۱۳ Zahl des Buchstabens
ص ښ ش س ږ ژ ز ړ ر ذ ډ د Isolierte Form des afghanischen Buchstaben
s ṣ̌ (SW), x̌ (Z), x (NO) š s ẓ̌ (SW), γ̌/ǵ (Z), g (NO) ž z ṛ oder rr r z ḍ oder dd d Transliteration
s ʂ, ç, x ʃ s ʐ, ʝ, ɡ ʒ z ɻ, ɺ̢ r z ɖ d̪ IPA
Swād/Sād Ssin, Xin Schin Sin Zze, Ge Že Ze Rre Re Zāl Ddāl Dāl Name des Buchstabens
Afghanische Buchstaben 25-36
36/۳۶ 35/۳۵ 34/۳۴ 33/۳۳ 32/۳۲ 31/۳۱ 30/۳۰ 29/۲۹ 28/۲۸ 27/۲۷ 26/۲۶ 25/۲۵ Zahl des Buchstabens
ن م ل ګ ک ق ف غ ع ظ ط ض Isolierte Form des afghanischen Buchstaben
n m l g k q f gh oder γ ' z t z, d Transliteration
n m l ɡ k q f ɣ ʔ z t̪ z, d̪ IPA
Nun Mim Lām Gāf Kāf Qāf Fe Ghayn Ayn Zwe/Zā Twe/Tā Zwād/Dwād/Dād Name des Buchstabens
Afghanische Buchstaben 37-44
44/۴۴ 43/۴۳ 42/۴۲ 41/۴۱ 40/۴۰ 39/۳۹ 38/۳۸ 37/۳۷ Zahl des Buchstabens
هُ ء ئ ۍ ی ې ي ه و ڼ Isolierte Form des afghanischen Buchstaben
ə əi/əy, y əi/əy ay, y e y, ī h, a, ə w, ū, o ṇ oder nn Transliteration
ə əi, j əi ai, j e j, i h, a, ə w, u, o ɳ IPA
He-Hamza (in Peschawar) Hamza (همزه) Verbales Ye/Fe'liya Ye (فعليه يې) Weibliches Ye/Schadzina Ye (ښځينه يې) Männliches Ye/Narina Ye (نارينه يې) Weiches Ye/Pasta Ye (پسته يې) Hartes Ye/Zakhta Ye oder Klaka Ye (کلکه/سخته يې) He Wāw Nur, Nnun Name des Buchstabens
Anmerkungen
SW=Südwestgruppe (Kandahar), Z=Zentralgruppe (Kabul), NO=Nordostgruppe (Peschawar)
Ein langes a (ā) in der Anfangsstellung eines Wortes wird mit Alif+Madda (آ) dargestellt. In der Mittel- und Endstellung ist Alif (ا) ein langes a (ā). Ansonsten stellt Alif (ا) in der Anfangsstellung je nach historischem Kontext Vokale dar. Die restlichen langen Vokale in der Anfangsstellung werden mit Alif und einem Vokal gebildet. Langes e wird durch اېـ (Alif+Pasta Ye), langes i durch ايـ (Alif+hartes Ye), langes o und u durch او (Alif+Wāw). Das Diphthong aw/au wird durch او (Alif+Wāw) gebildet und ai durch ايـ (Alif+Sakhta Ye).
Die zehn Buchstaben ق ف ع ظ ط ض ص ح ﺫ ث kommen nur in Lehnwörtern vor. Die meisten Lehnwörter sind arabischen Ursprungs. Sieber von diesen Buchstaben stellen im Afghanischen kein eigenes Phon dar, sondern ihre Aussprache entspricht anderen Buchstaben. Diese Buchstaben sind ظ ط ض ص ح ﺫ ث.
ح (He) tendiert zu einer Auslassung bei der Aussprache, wenn es am Ende eines Wortes steht, z. B. beim Wort اصلاح [isˡlɑ].
Der Buchstabe ړ (Rre) wird als lateraler retroflexer Flap /ɺ̢/ ausgesprochen, wenn es nicht der letzte Buchstabe einer Silbe ist. Wenn es der letzte Buchstabe einer Silbe ist, dann entspricht es einem stimmhaften retroflexen Approximant /ɻ/
Der Buchstabe ک kann auch als ك geschrieben werden (vor allem historische Texte).
Der Buchstabe ګ kann auch als گ geschrieben werden.
Der Buchstabe و (Wāw) wird als w ausgesprochen, wenn es der erste Buchstabe einer Silbe ist, z. B. ولي (walí) "warum" oder کول (kawәl) "machen". Ist er nicht der erste Buchstabe einer Silbe, dann entspricht es einem langen o, ū oder au/aw (Diphthong), z. B. کور (kor) "Haus", سوله (sola) "Frieden" oder يو (yau) "eins".
In formlosen Texten werden die Ye’s ی sowie ې, ۍ und ئ manchmal durch den Buchstaben ے ersetzt, vor allem in Khyber Pakhtunkhwa (mit Hauptstadt (Peschawar)).
Das harte Ye (ي) kann jede Position innerhalb eines Wortes einnehmen يـ, ـيـ und ـي. Das weiche und verbale Ye kann in der Mitte oder am Ende eines Wortes stehen ـېـ oder ـې bzw. ـئـ und ـئ. Die männlichen und weiblichen Ye’s stehen immer am Ende eines Wortes ـی (männlich) und ـۍ (weiblich).
ی (Männliches Ye) wird als Diphthong ai ausgesprochen, wenn es einem Konsonanten folgt (z. B. لرګی - largay, "Holz"), was dem maskulinen Genus entspricht. Wenn ی (Männliches Ye) nach einem Vokal folgt, dann entspricht ی dem pulmonalen Konsonanten [j] (Transliteration y) nach dem Internationalen Phonetischem Alphabet (z. B. دوی - duy, "sie").
Das verbale Ye (ئ) entspricht nach einem Vokal [j] (Transliteration y) (z. B. جدائي - judāyī, "Trennung").
Das verbale Ye (ئ) ist die Endung eines Verbs in der zweiten Person, Plural und wird als "əy" ausgesprochen, z. B. دوی غواړئ (duy ghwāṛəy) "sie möchten/wollen" (siehe Personalendungen).
Das Hamzazeichen des verbalen Ye’s kann auch nach rechts verschoben sein: statt ﺉ wird ٸ geschrieben.
Arabische Lehnwörter mit Ye (ی) am Ende eines Satzes werden als langes a (ā) ausgesprochen, z. B. in مصطفی (mustafā). Dieses Zeichen ist im Arabischen kein Ye, sondern das Alif maqsūra ی und darf nicht mit dem afghanischen männlichen Ye ی oder dem arabischen Buchstaben Yā ي verwechselt werden.
Wörter arabischen Ursprungs haben Wörter mit einem ء (Hamza) über Vokale, das als ع (Ayn) ausgesprochen wird. So kommen ؤ, أ und ئ vor, z. B. سؤال (suʼāl) "Frage" oder دائمى (dāʼimī) "permanent". Häufig wird das Hamza aber weggelassen.
In der Rechtschreibung von Peschawar wird am Ende des Satzes statt eines ـه auch ein He-Hamza ـهُ verwendet, das einen unbetonten e (ə) darstellt, z. B. نهٔ (nə) "nicht".
Das Verdoppelungszeichen Taschdid (تشديد) kommt bei Wörtern arabischen Ursprungs vor und dient der Verdoppelung von Buchstaben, z. B. اوّل (awwal) "Erster". Häufig wird das Taschdid weggelassen.
Die Nunation durch Tanwin ًkommt in den Endsilben in Wörtern arabischen Ursprungs vor und stellt einen "an" dar, z. B. مثلاً (masalan) "beispielsweise" oder اولاً (awwalan) "erstens".
Im englischen Sprachraum verwendet man für die Umschrift (=Transkription) der afghanischen Buchstaben in die Lateinische Schrift die ALA-LC-Transkription.[20]
Paschtunische Dialekte (د پښتو ګړدودونه)
Es gibt mehrere paschtunische Dialekte. Prinzipiell kann man die Dialekte in zwei Hauptgruppen zusammenfassen.[19]
Die zwei Hauptdialekte
Dialektgruppen Zentrum
Südwest- bzw. Westgruppe mit Paṣ̌to (Paschto) Kandahar in Afghanistan
Nordost- bzw. Ostgruppe mit Pakhto (Pachto, Paxto) Peschawar in Nordpakistan (historisch zum Durrani-Imperium gehörend)
Auch eine zentrale Gruppe mit Zentrum im Kabul wird manchmal genannt, die man aber zur Ostgruppe zählen kann, da sie sehr ähnlich sind.
Weitere Unterteilungen der Dialekte sind z. B. nach MacKenzie die Südwestgruppe (Kandahar), Südostgruppe (Quetta), Nordostgruppe (Peschawar) und die Nordwestgruppe (Kabul).[21]
Ein wesentlicher Unterschied ist die Aussprache der Buchstaben und mancher Wörter. Vor allem die drei nachfolgenden Buchstaben in der Tabelle werden sehr abweichend voneinander ausgesprochen.
Gemeinsame Buchstaben, die in den jeweiligen Dialekten unterschiedlich ausgesprochen werden.
Gemeinsamer Buchstabe Westgruppe (Paschto) zentrale Gruppe (Paxtó) Ostgruppe (Pakhto)
ژ (ž) ژ (ž) ز (z) ج (j)
ږ (ẓ̌) retroflexes ژ (ž) ګ (g) ګ (g)
ښ (ṣ̌) retroflexes ش (š) خ (x) خ (kh)
Beispiele von Wörtern mit gleicher Bedeutung und gleicher Rechtschreibung, aber unterschiedlicher Aussprache
Übersetzung Afghanisch Westgruppe (Paschto) zentrale Gruppe (Paxtó) Ostgruppe (Pakhto)
tief ژور žawár zawár jawár
Leben ژوند žwand zwand jwand
Mond سپوږمۍ spoẓ̌mә́y spogmә́y spogmә́y
Frau ښځه ṣ̌ә́dza xә́dza khә́dza
Paschto پښتو paṣ̌tó paxtó pakhtó
Auch werden einige „Ye’s“ am Ende teilweise anders ausgesprochen, was jedoch keine große Relevanz im gegenseitigen Verständnis der unterschiedlichen Dialekte hat.[21]
Beispiele von Wörtern mit gleicher Bedeutung und ähnlicher Rechtschreibung, aber unterschiedlicher Aussprache
Übersetzung Westgruppe (Paschto) Ostgruppe (Pakhto)
wo(hin) چېري (čérí) چېرته (čérta)
wie viele څونه (cúna) څومره (cúmra, cómra)
so viele دونه (dúna) دومره (dúmra)
werden (perfektiv) سول (swəl) شول (šwəl)
es gibt/existiert سته (sta) شته (šta)
Außer dieser Standardgruppen gibt es viele paschtunische Dialekte, die z. T. unbekannt oder unerforscht sind und in verschiedenen Regionen sowie von den verschiedenen paschtunischen Stämmen gesprochen werden. Ein Beispiel ist der wasirische Dialekt Wasiri (وزیري), der in Wasiristan im heutigen Norden Pakistans (ehemals zum afghanischen Durrani-Imperium gehörend) liegt und eine halbautonome Region in den Stammesgebieten unter Bundesverwaltung ist. Historisch ist Wasiristan immer wieder in Konflikten gegen äußere Einflüsse geraten und ist heute bedauerlicherweise Opfer des weltweit unbeachteten, aber gegen den Europäischen Menschenrechtskonvention geführten amerikanischen Drohnenkrieges, der von der pakistanischen Regierung sowie durch die pakistanische Armee geduldet wird und zu zahlreichen zivilen Opfern[22][23] sowie zu einer Massenflucht von 3,44 Millionen Menschen in der Region geführt hat.[24][25] Aus diesen Gründen ist es für ausländische Sprachwissenschaftler schwierig die bergige Region Wasiristan zu besuchen und deren afghanischen Akzent Wasiri zu analysieren. Wasiri hat Laute, die im Alphabet des Standardpaschto nicht vorkommen. So werden die Laute ش [ʃ] und ښ [ʂ] sowie ژ [ʒ] und ږ [ʐ] nach dem IPA wie [ɕ] und [ʑ] ausgesprochen.[26] Bisher sind im Ausland keine wasirischen Schriften bekannt, die die gesprochene Sprache in Schriftform enthält. Als Schriftsprache wird wie bei vielen anderen unerforschten Stämmen mit ihren Dialekten das Standardpaschto genutzt. Das Wort مونږ (muʐ (Westen) oder mung (Osten)) „wir“ wird als [miʑ] und das Wort لږ ([ləʐ] (Südwesten) oder ləg (Nordosten)) „wenig“ als [ləɕki] ausgesprochen.
Wie jede Sprache hat auch Paschto Einflüsse von anderen Sprachen. Vor allem finden sich Ähnlichkeiten zwischen der paschtunischen (afghanischen) und persischen Sprache, da eine geografische Nähe zu den persisch-sprachigen Ländern Iran sowie Tadschikistan bestehen und in Afghanistan neben Paschto die persische Sprache Dari gesprochen wird (siehe auch Chorasan). Die afghanische Nordostgruppe hat aufgrund seiner geografischen Nähe zu den urdu-sprachigen Ländern Pakistan sowie Indien viele Begriffe aus dem Urdu und dementsprechend auch aus dem Englischen (s. Britisch-Indien).
Es gibt – wie in allen Sprachen islamischer, aber auch europäischer Länder (siehe Liste deutscher Wörter aus dem Arabischen) – viele arabische Einflüsse der paschtunischen Sprache, was sich u. a. im Wortschatz zeigt. Selten finden sich in der paschtunischen Sprache auch türkische, dardische, französische und im militärischen Bereich sehr selten russische Begriffe (s. Sowjetisch-Afghanischer Krieg), z. B. die کلشنکوف „Kalaschnikow“.
Die afghanische Sprachakademie „Paschto Tolana“ (پښتو ټولنه) bemüht sich, eine gemeinsame Schriftsprache sowie paschtunische Neologismen zu entwickeln.[19]
Weiteres dazu im Link:
https://de.wikipedia.org/wiki/Paschtunische_Sprache
Gesprochen in
Afghanistan, Pakistan, Iran
Sprecher ca. 45-60 Millionen (unterschiedliche Schätzungen)[1][2][3]
Linguistische
Klassifikation
Indogermanische Sprachen
Indoiranische Sprachen
Iranische Sprachen
Paschtunisch
Offizieller Status
Amtssprache von Afghanistan Afghanistan
Anerkannte Minderheitensprache in: Pakistan Pakistan
Sprachcodes
ISO 639-1:
ps
ISO 639-2:
pus
ISO 639-3:
pus
Die ostiranischen Sprachen, deren prominentester Vertreter heute das Paschtunische ist, unterscheiden sich von anderen iranischen Sprachen durch bestimmte Lautgesetze, die ihre unterschiedliche Entwicklung erklären. Indische Elemente im Paschtunischen wie beispielsweise retroflexe Konsonanten deuten auf eine eindeutig südöstliche Abstammung der Sprache hin. Damit unterscheidet sich Paschtu als südöstliche iranische Sprache von den nordöstlichen iranischen Sprachen, wie zum Beispiel Jaghnobi. Da Paschtunisch nur von Paschtunen gesprochen wird und keinen bedeutenden Einfluss auf benachbarte Sprachen hatte, kann man direkte Rückschlüsse auf die Abstammung und das Abstammungsgebiet des Volkes der Paschtunen ziehen. Demnach müsste das Ursprungsgebiet der Paschtunen im südöstlichen Teil des iranischen Hochlands, d. h. südlich des Hindukusch gelegen haben. Das erklärt auch den starken Einfluss indischer Dialekte auf das Paschtu.
Verbreitungsgebiet des Paschtunischen
Persische und arabische Lehnwörter sind recht häufig, was nicht zuletzt eine Folge der dominierenden Rolle des Persischen nach der Verlegung der afghanischen Hauptstadt von Kandahar nach Kabul im 18. Jahrhundert ist. Ein Hauptgrund jedoch ist, dass das Paschtunische seit mehreren Jahrhunderten unter dem persischen Einfluss stand.
Status als Amtssprache
Paschto und Dari sind die beiden Amtssprachen Afghanistans. Bis in die 1930er wurde allein das Persische als Amtssprache verwendet.[12] Zu jener Zeit begann eine Bewegung zur Förderung des Paschto[12] als Sprache der Administration und der Künste mit der Etablierung einer Paschto-Gesellschaft (1931) und der Gründung der Universität Kabul (1932) und der Paschto-Akademie Pashto Tolana (1937).[13] Im Jahre 1936 wurde Paschto unter dem Regenten Hashim Khan zur Amtssprache erklärt,[14] obwohl selbst die paschtunischen Regenten und die Beamtenschaft privat und geschäftlich oft das Persische benutzten.[13] Der Status als Amtssprache wurde im Rahmen der Konstitutionsversammlung 1964 bestätigt.[15] Zu diesem Zeitpunkt wurde Persisch offiziell in Dari umbenannt.[16]
Status als Literatursprache
Paschto brachte eine durchaus nennenswerte, jedoch außerhalb des paschtunischen Sprachraums kaum beachtete bzw. wenig bekannte Literatur hervor.
Als bekannteste Dichter und Literaten dieser Sprache gelten Khushal Khan Khattak (1613–1689), der als Mann des Schwertes und der Feder gilt, Rahman Baba (um 1651–1709), ein Mystiker, Abdul Hameed Mashokhel (auch Abdul Hamid Baba genannt, bis ca. 1732), ein feinfühliger Liebesdichter, und Kabir Stori (1942–2006), ein patriotischer Dichter. Aber auch der erste König Afghanistans, Ahmad Schah Durrani (1724–1773), ging nicht nur als Herrscher, sondern auch als großer Dichter in die Geschichte des Landes ein.
Vier Zeilen aus einem Gedicht von Ahmad Schah Durrani[17]
Afghanisch Umschrift Übersetzung
که هر څو مي د دنيا ملکونه ډير شي kə hər co mi də dunyā məlkunə ḍer ši Wie viel Länder dieser Welt sich auch in meinem Besitz befinden,
زما به هېر نه شي دا ستا ښکلي باغونه zmā bə her nə ši dā stā ṣ̌kuli bāghunə vergessen werde ich nicht deine schönen Gärten.
د ډهلي تخت هېرومه چي راياد کړم də ḍehli taxt herəwəmə či rāyād kṛam Den Thron von Delhi vergesse ich, wenn ich mir in Erinnerung bringe
زما د ښکلي پښتونخوا د غرو سرونه zmā dә ṣ̌kuli paṣ̌tunkxwā dә ghro sәrunә die Gipfel der Berge meines schönen Pakhtunkhwa
Phonologie (اواز پوهه oder غږپوهنه)
Das Paschtunische unterscheidet sich vom Persischen (Dari), welches zusätzlich die Lingua Franca Afghanistans ist, durch eine größere Anzahl an Konsonanten. Die relativ hohe Anzahl an retroflexen Lauten findet sich nur selten in anderen Sprachen der irano-arischen Sprachfamilie. Eine Übernahme dieser Phoneme durch den Sprachkontakt zu den benachbarten indo-arischen Sprachen ist wahrscheinlich.[18] Analoge Erklärungsansätze finden sich zu den ejektiven Konsonanten im ostiranischen Ossetischen.
Konsonanten (اصلي اوازونه)
Die Konsonanten sind gelistet in Lautschrift gemäß dem Internationalen Phonetischen Alphabet (IPA) und in wissenschaftlicher Umschrift gemäß der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft für das Persische Alphabet, welche der zusätzlichen Retroflexe wegen an Manfred Lorenz angelehnt ist.[19]
Labial Dental Alveolar Retroflex Postalveolar Palatal Velar Uvular Glottal
Nasale m
m n
n ɳ
ṉ
Plosive p b
p b t̪ d̪
t d ʈ ɖ
ṯ ḏ k ɡ
k g q
q ʔ
(')
Affrikate t͡s d͡z
c dz t͡ʃ d͡ʒ
č ǧ
Frikative f
f s z
s z ʂ ʐ
x' g' ʃ ʒ
š ž ç ʝ
x' g' x ɣ
x ġ h
h
Approximanten l
l j
j w
w
Rhotisch r
r ɺ̢
r̝
ʂ ʐ und ç ʝ sind Allophone.
f wird häufig durch p ersetzt.
q wird häufig durch k ersetzt.
ʔ wird in der Umschrift häufig weggelassen.
Vokale (کومکي اوازونه oder غږلرونکي)
Vorne Zentral Hinten
Geschlossen i u
Mittel e ə o
Offen a ɑ
Das Paschtunische besitzt zudem die Diphthonge (دوه غږي) /ai/, /əi/, /ɑw/, /aw/.
Alphabet (الفبې)
→ Hauptartikel: Paschtunische Schrift
Im direkten Vergleich mit Persisch zeichnet sich Paschtunisch durch eine komplexere Phonologie (اواز پوهه Synonyme: غږپوهه oder غږپوهنه oder ږغ پوهنه oder د اوازونو څېړل) und Morphologie (ګړپوهه oder ګړ څېړل) aus.
Das paschtunische Alphabet ist eine modifizierte Form des persischen Alphabets, die wiederum aus dem arabischen Alphabet hergeleitet ist. Das paschtunische Alphabet enthält spezifische Buchstaben für Paschto, die weder in der persischen noch in der arabischen Sprache (semitische Sprache) vorkommen. Seit dem 17. Jahrhundert sind paschtunische Schriften üblicherweise als Nasḫī anstatt Nastaliq zu finden. Das paschtunische Alphabet enthält je nach Sichtweise bis zu 44 Buchstaben mit mehreren diakritischen Zeichen, d. h., im Vergleich zum persischen Alphabet besitzt das paschtunische Alphabet bis zu zwölf zusätzliche Buchstaben. Die folgende Tabelle zeigt die isolierte Form der Buchstaben mit einer Transliteration sowie den entsprechenden IPA-Lauten.
Afghanische Buchstaben 1-12
12/۱۲ 11/۱۱ 10/۱۰ 9/۹ 8/۸ 7/۷ 6/۶ 5/۵ 4/۴ 3/۳ 2/۲ 1/۱ Zahl des Buchstabens
خ ح څ ځ چ ج ث ټ ت پ ب ا Isolierte Form des afghanischen Buchstaben
x h c oder ts dz č j s ṭ oder tt t p b ā, ' Transliteration
x h t͡s d͡z t͡ʃ d͡ʒ s ʈ t̪ p b ɑ, ʔ IPA
Che He Tse Dze, Dzim Tsche Dschim Se Tte Te Pe Be Alif Name des Buchstabens
Afghanische Buchstaben 13-24
24/۲۴ 23/۲۳ 22/۲۲ 21/۲۱ 20/۲۰ 19/۱۹ 18/۱۸ 17/۱۷ 16/۱۶ 15/۱۵ 14/۱۴ 13/۱۳ Zahl des Buchstabens
ص ښ ش س ږ ژ ز ړ ر ذ ډ د Isolierte Form des afghanischen Buchstaben
s ṣ̌ (SW), x̌ (Z), x (NO) š s ẓ̌ (SW), γ̌/ǵ (Z), g (NO) ž z ṛ oder rr r z ḍ oder dd d Transliteration
s ʂ, ç, x ʃ s ʐ, ʝ, ɡ ʒ z ɻ, ɺ̢ r z ɖ d̪ IPA
Swād/Sād Ssin, Xin Schin Sin Zze, Ge Že Ze Rre Re Zāl Ddāl Dāl Name des Buchstabens
Afghanische Buchstaben 25-36
36/۳۶ 35/۳۵ 34/۳۴ 33/۳۳ 32/۳۲ 31/۳۱ 30/۳۰ 29/۲۹ 28/۲۸ 27/۲۷ 26/۲۶ 25/۲۵ Zahl des Buchstabens
ن م ل ګ ک ق ف غ ع ظ ط ض Isolierte Form des afghanischen Buchstaben
n m l g k q f gh oder γ ' z t z, d Transliteration
n m l ɡ k q f ɣ ʔ z t̪ z, d̪ IPA
Nun Mim Lām Gāf Kāf Qāf Fe Ghayn Ayn Zwe/Zā Twe/Tā Zwād/Dwād/Dād Name des Buchstabens
Afghanische Buchstaben 37-44
44/۴۴ 43/۴۳ 42/۴۲ 41/۴۱ 40/۴۰ 39/۳۹ 38/۳۸ 37/۳۷ Zahl des Buchstabens
هُ ء ئ ۍ ی ې ي ه و ڼ Isolierte Form des afghanischen Buchstaben
ə əi/əy, y əi/əy ay, y e y, ī h, a, ə w, ū, o ṇ oder nn Transliteration
ə əi, j əi ai, j e j, i h, a, ə w, u, o ɳ IPA
He-Hamza (in Peschawar) Hamza (همزه) Verbales Ye/Fe'liya Ye (فعليه يې) Weibliches Ye/Schadzina Ye (ښځينه يې) Männliches Ye/Narina Ye (نارينه يې) Weiches Ye/Pasta Ye (پسته يې) Hartes Ye/Zakhta Ye oder Klaka Ye (کلکه/سخته يې) He Wāw Nur, Nnun Name des Buchstabens
Anmerkungen
SW=Südwestgruppe (Kandahar), Z=Zentralgruppe (Kabul), NO=Nordostgruppe (Peschawar)
Ein langes a (ā) in der Anfangsstellung eines Wortes wird mit Alif+Madda (آ) dargestellt. In der Mittel- und Endstellung ist Alif (ا) ein langes a (ā). Ansonsten stellt Alif (ا) in der Anfangsstellung je nach historischem Kontext Vokale dar. Die restlichen langen Vokale in der Anfangsstellung werden mit Alif und einem Vokal gebildet. Langes e wird durch اېـ (Alif+Pasta Ye), langes i durch ايـ (Alif+hartes Ye), langes o und u durch او (Alif+Wāw). Das Diphthong aw/au wird durch او (Alif+Wāw) gebildet und ai durch ايـ (Alif+Sakhta Ye).
Die zehn Buchstaben ق ف ع ظ ط ض ص ح ﺫ ث kommen nur in Lehnwörtern vor. Die meisten Lehnwörter sind arabischen Ursprungs. Sieber von diesen Buchstaben stellen im Afghanischen kein eigenes Phon dar, sondern ihre Aussprache entspricht anderen Buchstaben. Diese Buchstaben sind ظ ط ض ص ح ﺫ ث.
ح (He) tendiert zu einer Auslassung bei der Aussprache, wenn es am Ende eines Wortes steht, z. B. beim Wort اصلاح [isˡlɑ].
Der Buchstabe ړ (Rre) wird als lateraler retroflexer Flap /ɺ̢/ ausgesprochen, wenn es nicht der letzte Buchstabe einer Silbe ist. Wenn es der letzte Buchstabe einer Silbe ist, dann entspricht es einem stimmhaften retroflexen Approximant /ɻ/
Der Buchstabe ک kann auch als ك geschrieben werden (vor allem historische Texte).
Der Buchstabe ګ kann auch als گ geschrieben werden.
Der Buchstabe و (Wāw) wird als w ausgesprochen, wenn es der erste Buchstabe einer Silbe ist, z. B. ولي (walí) "warum" oder کول (kawәl) "machen". Ist er nicht der erste Buchstabe einer Silbe, dann entspricht es einem langen o, ū oder au/aw (Diphthong), z. B. کور (kor) "Haus", سوله (sola) "Frieden" oder يو (yau) "eins".
In formlosen Texten werden die Ye’s ی sowie ې, ۍ und ئ manchmal durch den Buchstaben ے ersetzt, vor allem in Khyber Pakhtunkhwa (mit Hauptstadt (Peschawar)).
Das harte Ye (ي) kann jede Position innerhalb eines Wortes einnehmen يـ, ـيـ und ـي. Das weiche und verbale Ye kann in der Mitte oder am Ende eines Wortes stehen ـېـ oder ـې bzw. ـئـ und ـئ. Die männlichen und weiblichen Ye’s stehen immer am Ende eines Wortes ـی (männlich) und ـۍ (weiblich).
ی (Männliches Ye) wird als Diphthong ai ausgesprochen, wenn es einem Konsonanten folgt (z. B. لرګی - largay, "Holz"), was dem maskulinen Genus entspricht. Wenn ی (Männliches Ye) nach einem Vokal folgt, dann entspricht ی dem pulmonalen Konsonanten [j] (Transliteration y) nach dem Internationalen Phonetischem Alphabet (z. B. دوی - duy, "sie").
Das verbale Ye (ئ) entspricht nach einem Vokal [j] (Transliteration y) (z. B. جدائي - judāyī, "Trennung").
Das verbale Ye (ئ) ist die Endung eines Verbs in der zweiten Person, Plural und wird als "əy" ausgesprochen, z. B. دوی غواړئ (duy ghwāṛəy) "sie möchten/wollen" (siehe Personalendungen).
Das Hamzazeichen des verbalen Ye’s kann auch nach rechts verschoben sein: statt ﺉ wird ٸ geschrieben.
Arabische Lehnwörter mit Ye (ی) am Ende eines Satzes werden als langes a (ā) ausgesprochen, z. B. in مصطفی (mustafā). Dieses Zeichen ist im Arabischen kein Ye, sondern das Alif maqsūra ی und darf nicht mit dem afghanischen männlichen Ye ی oder dem arabischen Buchstaben Yā ي verwechselt werden.
Wörter arabischen Ursprungs haben Wörter mit einem ء (Hamza) über Vokale, das als ع (Ayn) ausgesprochen wird. So kommen ؤ, أ und ئ vor, z. B. سؤال (suʼāl) "Frage" oder دائمى (dāʼimī) "permanent". Häufig wird das Hamza aber weggelassen.
In der Rechtschreibung von Peschawar wird am Ende des Satzes statt eines ـه auch ein He-Hamza ـهُ verwendet, das einen unbetonten e (ə) darstellt, z. B. نهٔ (nə) "nicht".
Das Verdoppelungszeichen Taschdid (تشديد) kommt bei Wörtern arabischen Ursprungs vor und dient der Verdoppelung von Buchstaben, z. B. اوّل (awwal) "Erster". Häufig wird das Taschdid weggelassen.
Die Nunation durch Tanwin ًkommt in den Endsilben in Wörtern arabischen Ursprungs vor und stellt einen "an" dar, z. B. مثلاً (masalan) "beispielsweise" oder اولاً (awwalan) "erstens".
Im englischen Sprachraum verwendet man für die Umschrift (=Transkription) der afghanischen Buchstaben in die Lateinische Schrift die ALA-LC-Transkription.[20]
Paschtunische Dialekte (د پښتو ګړدودونه)
Es gibt mehrere paschtunische Dialekte. Prinzipiell kann man die Dialekte in zwei Hauptgruppen zusammenfassen.[19]
Die zwei Hauptdialekte
Dialektgruppen Zentrum
Südwest- bzw. Westgruppe mit Paṣ̌to (Paschto) Kandahar in Afghanistan
Nordost- bzw. Ostgruppe mit Pakhto (Pachto, Paxto) Peschawar in Nordpakistan (historisch zum Durrani-Imperium gehörend)
Auch eine zentrale Gruppe mit Zentrum im Kabul wird manchmal genannt, die man aber zur Ostgruppe zählen kann, da sie sehr ähnlich sind.
Weitere Unterteilungen der Dialekte sind z. B. nach MacKenzie die Südwestgruppe (Kandahar), Südostgruppe (Quetta), Nordostgruppe (Peschawar) und die Nordwestgruppe (Kabul).[21]
Ein wesentlicher Unterschied ist die Aussprache der Buchstaben und mancher Wörter. Vor allem die drei nachfolgenden Buchstaben in der Tabelle werden sehr abweichend voneinander ausgesprochen.
Gemeinsame Buchstaben, die in den jeweiligen Dialekten unterschiedlich ausgesprochen werden.
Gemeinsamer Buchstabe Westgruppe (Paschto) zentrale Gruppe (Paxtó) Ostgruppe (Pakhto)
ژ (ž) ژ (ž) ز (z) ج (j)
ږ (ẓ̌) retroflexes ژ (ž) ګ (g) ګ (g)
ښ (ṣ̌) retroflexes ش (š) خ (x) خ (kh)
Beispiele von Wörtern mit gleicher Bedeutung und gleicher Rechtschreibung, aber unterschiedlicher Aussprache
Übersetzung Afghanisch Westgruppe (Paschto) zentrale Gruppe (Paxtó) Ostgruppe (Pakhto)
tief ژور žawár zawár jawár
Leben ژوند žwand zwand jwand
Mond سپوږمۍ spoẓ̌mә́y spogmә́y spogmә́y
Frau ښځه ṣ̌ә́dza xә́dza khә́dza
Paschto پښتو paṣ̌tó paxtó pakhtó
Auch werden einige „Ye’s“ am Ende teilweise anders ausgesprochen, was jedoch keine große Relevanz im gegenseitigen Verständnis der unterschiedlichen Dialekte hat.[21]
Beispiele von Wörtern mit gleicher Bedeutung und ähnlicher Rechtschreibung, aber unterschiedlicher Aussprache
Übersetzung Westgruppe (Paschto) Ostgruppe (Pakhto)
wo(hin) چېري (čérí) چېرته (čérta)
wie viele څونه (cúna) څومره (cúmra, cómra)
so viele دونه (dúna) دومره (dúmra)
werden (perfektiv) سول (swəl) شول (šwəl)
es gibt/existiert سته (sta) شته (šta)
Außer dieser Standardgruppen gibt es viele paschtunische Dialekte, die z. T. unbekannt oder unerforscht sind und in verschiedenen Regionen sowie von den verschiedenen paschtunischen Stämmen gesprochen werden. Ein Beispiel ist der wasirische Dialekt Wasiri (وزیري), der in Wasiristan im heutigen Norden Pakistans (ehemals zum afghanischen Durrani-Imperium gehörend) liegt und eine halbautonome Region in den Stammesgebieten unter Bundesverwaltung ist. Historisch ist Wasiristan immer wieder in Konflikten gegen äußere Einflüsse geraten und ist heute bedauerlicherweise Opfer des weltweit unbeachteten, aber gegen den Europäischen Menschenrechtskonvention geführten amerikanischen Drohnenkrieges, der von der pakistanischen Regierung sowie durch die pakistanische Armee geduldet wird und zu zahlreichen zivilen Opfern[22][23] sowie zu einer Massenflucht von 3,44 Millionen Menschen in der Region geführt hat.[24][25] Aus diesen Gründen ist es für ausländische Sprachwissenschaftler schwierig die bergige Region Wasiristan zu besuchen und deren afghanischen Akzent Wasiri zu analysieren. Wasiri hat Laute, die im Alphabet des Standardpaschto nicht vorkommen. So werden die Laute ش [ʃ] und ښ [ʂ] sowie ژ [ʒ] und ږ [ʐ] nach dem IPA wie [ɕ] und [ʑ] ausgesprochen.[26] Bisher sind im Ausland keine wasirischen Schriften bekannt, die die gesprochene Sprache in Schriftform enthält. Als Schriftsprache wird wie bei vielen anderen unerforschten Stämmen mit ihren Dialekten das Standardpaschto genutzt. Das Wort مونږ (muʐ (Westen) oder mung (Osten)) „wir“ wird als [miʑ] und das Wort لږ ([ləʐ] (Südwesten) oder ləg (Nordosten)) „wenig“ als [ləɕki] ausgesprochen.
Wie jede Sprache hat auch Paschto Einflüsse von anderen Sprachen. Vor allem finden sich Ähnlichkeiten zwischen der paschtunischen (afghanischen) und persischen Sprache, da eine geografische Nähe zu den persisch-sprachigen Ländern Iran sowie Tadschikistan bestehen und in Afghanistan neben Paschto die persische Sprache Dari gesprochen wird (siehe auch Chorasan). Die afghanische Nordostgruppe hat aufgrund seiner geografischen Nähe zu den urdu-sprachigen Ländern Pakistan sowie Indien viele Begriffe aus dem Urdu und dementsprechend auch aus dem Englischen (s. Britisch-Indien).
Es gibt – wie in allen Sprachen islamischer, aber auch europäischer Länder (siehe Liste deutscher Wörter aus dem Arabischen) – viele arabische Einflüsse der paschtunischen Sprache, was sich u. a. im Wortschatz zeigt. Selten finden sich in der paschtunischen Sprache auch türkische, dardische, französische und im militärischen Bereich sehr selten russische Begriffe (s. Sowjetisch-Afghanischer Krieg), z. B. die کلشنکوف „Kalaschnikow“.
Die afghanische Sprachakademie „Paschto Tolana“ (پښتو ټولنه) bemüht sich, eine gemeinsame Schriftsprache sowie paschtunische Neologismen zu entwickeln.[19]
Weiteres dazu im Link:
https://de.wikipedia.org/wiki/Paschtunische_Sprache
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