Prometheus , der Vorausdenkende oder Vorbedenker‘
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Prometheus , der Vorausdenkende oder Vorbedenker‘
Prometheus (griechisch Προμηθεύς Promētheús ‚der Vorausdenkende‘, ‚der Vorbedenker‘; Betonung lateinisch und deutsch Prométheus) ist eine Gestalt der griechischen Mythologie. Die Prometheussage gehört zu den bekanntesten literarischen Stoffen.
Der gefesselte Prometheus mit dem Adler; links sein Bruder Atlas (Trinkschale aus Cerveteri, um 560/550 v. Chr., Vatikanische Museen, Rom)
Prometheus gehört dem Göttergeschlecht der Titanen an. Wie alle Wesen ist er der Herrschaft des Göttervaters Zeus unterworfen. Bei einem Tieropfer greift er zu einer List, um Zeus zu täuschen; er überlässt ihm nur die wertlosen Teile des Opfertiers und behält das genießbare Fleisch für die Menschen, da sie seine Schützlinge sind. Zur Strafe dafür verweigert der erzürnte Zeus den Sterblichen den Besitz des Feuers. Darauf entwendet Prometheus den Göttern das Feuer und bringt es den Menschen. Deswegen wird er auf Befehl des Göttervaters gefesselt und in der Einöde des Kaukasusgebirges festgeschmiedet. Dort sucht ihn regelmäßig ein Adler auf und frisst von seiner Leber, die sich danach stets erneuert. Erst nach langer Zeit erlöst der Held Herakles den Titanen von dieser Qual, indem er den Adler erlegt. Schließlich wird Prometheus von Zeus begnadigt und erlangt seine Freiheit zurück.
Als Feuerbringer und Lehrmeister ist Prometheus der Urheber der menschlichen Zivilisation. Einer Variante des Mythos zufolge hat er sogar als Schöpfer oder Mitwirkender an der Schöpfung die ersten Menschen aus Lehm gestaltet und mit Eigenschaften ausgestattet. Dabei kam es allerdings zu Fehlern, deren Folgen Unzulänglichkeiten sind, unter denen die Menschheit seither leidet. Für diese Mängel wird in der mythischen Überlieferung auch ein am Schöpfungswerk beteiligter Bruder des Prometheus, der unkluge „Nachherbedenker“ Epimetheus, verantwortlich gemacht. Großes Unheil verursacht Epimetheus, indem er sich gegen den Rat seines voraussichtigen Bruders auf die von Zeus entsandte Verführerin Pandora einlässt.
In der ältesten antiken Überlieferung bei Hesiod ist Prometheus ein listiger und hochmütiger Betrüger, der zu Recht für seinen Frevel bestraft wird. Ein sehr vorteilhaftes Bild des Titanen zeichnet hingegen die dem Dichter Aischylos zugeschriebene Tragödie Der gefesselte Prometheus. Der Dramatiker verherrlicht Prometheus als Wohltäter der Menschheit und Gegenspieler des tyrannischen Zeus.
Schon in der Antike war das Schicksal des Prometheus ein eindrückliches literarisches Sujet und ein beliebtes Motiv der bildenden Kunst. Seit der Renaissance haben zahlreiche Dichter, Schriftsteller, Maler, Bildhauer und Komponisten den Stoff bearbeitet. Auch zu philosophischer Reflexion hat der Mythos vielfach Anstoß gegeben. Aus religionskritischer Sicht ist Prometheus das Urbild des mutigen Rebellen, der die Befreiung von Unwissenheit und religiös fundierter Unterdrückung einleitet. In der Moderne steht er als Symbolfigur für den wissenschaftlichen und technischen Fortschritt und die zunehmende Herrschaft des Menschen über die Natur. Daher wird er je nach geschichtsphilosophischem Standort unterschiedlich beurteilt: Für Fortschrittsoptimisten stellt er eine Allegorie der sich emanzipierenden Menschheit dar; Zivilisationskritiker hingegen halten den „prometheischen“ Impuls für zwiespältig oder fragwürdig und problematisieren den Drang des Menschen zu möglichst schrankenloser, gottähnlicher Macht.
Antike
In der Götterwelt Homers kommt Prometheus nicht vor. Die älteste überlieferte Version des Mythos findet sich in den Werken des Epikers Hesiod, die im späten 8. Jahrhundert v. Chr. entstanden sind. Auf Hesiods Angaben fußt die freie literarische Gestaltung des Stoffs in der athenischen Bühnendichtung des 5. Jahrhunderts v. Chr. Diese frühesten schriftlich fixierten Fassungen der Sage wurden für die Folgezeit wegweisend.
Die älteste überlieferte Gestalt des Mythos bei Hesiod
Hesiod behandelte den Mythos ausführlich in seiner Theogonie[1] und in dem Gedicht Werke und Tage.[2] Dabei hielt er sich aber nicht durchgängig an den chronologischen Ablauf und deutete manches nur an. Er konzentrierte sich auf die wirkungsvolle Ausmalung einzelner Szenen, denn die Grundzüge der mythischen Handlung waren seinem Publikum bereits vertraut.[3]
Nach Hesiods Darstellung ist Prometheus einer der vier Söhne des Titanen Iapetos und der Okeanide Klymene. Seine Mutter ist eine der dreitausend Töchter des Gewässergottes Okeanos, den Hesiod ebenfalls zu den Titanen zählt, und der Tethys, der Schwester und Gattin des Okeanos. Die Brüder des Prometheus sind der trotzige Atlas, der gewalttätige und ruhmbegierige Menoitios sowie Epimetheus, der „Nachherbedenkende“, dessen sprechender Name seine Torheit anzeigt: Epimetheus handelt, bevor er nachdenkt. Damit ist er das Gegenteil des umsichtigen „Vorherbedenkers“ Prometheus, den Hesiod als gewandten, listigen Planer charakterisiert. Als Meister der schlauen Überlegung und Voraussicht kontrastiert Prometheus mit seinem unvernünftigen Bruder.[4]
Der Göttervater Zeus beherrscht die ganze Welt, seit er zusammen mit seinen Brüdern Poseidon und Hades in einem gigantischen Kampf, der „Titanomachie“, eine Gruppe von Titanen besiegt hat.[5] Von den Menschen fordert er die regelmäßige Opferung von Nutztieren. Prometheus als Beschützer der Menschheit möchte ihr die Belastung durch die Opferpflicht ersparen.[6]
Auf einer Versammlung in der Stadt Mekone (Sikyon) schließt Zeus mit den Sterblichen eine Vereinbarung über die Opferpflicht. Von jedem geschlachteten Tier soll ein Teil den Göttern dargebracht werden. Stellvertretend für die Menschheit vollzieht Prometheus in Mekone das erste Opfer als maßgebliches Muster für die Zukunft. Um seinen Schützlingen zu helfen, greift er zu einer List. Er schlachtet ein Rind und verteilt es auf zwei Haufen, einen größeren aus den Knochen, die er kunstvoll aufschichtet, und einen kleineren aus dem Fleisch. Den kleinen Haufen bedeckt er mit der Haut, den großen überzieht er mit einer Fettschicht. Dann bittet er Zeus arglistig, den Haufen zu wählen, der ihm besser gefalle. Der Göttervater merkt, dass er überlistet werden soll, gibt aber vor, sich täuschen zu lassen. Nach seinem Willen soll die Hinterlist erst ausgeführt werden und dann die gebührende Strafe finden. Daher wählt er den großen Haufen und entfernt die Bedeckung. Beim Anblick der Knochen ergrimmt er. Nun gilt für alle künftigen Zeiten als vereinbart, dass nur die ungenießbaren Teile der Opfertiere den Göttern dargebracht werden müssen und das Fleisch dem menschlichen Verzehr dienen soll. Aus Zorn über das Täuschungsmanöver versagt der Göttervater den Menschen den Gebrauch des Feuers. Damit ist ihnen die Verwendung von Brennholz unmöglich gemacht und der Weg zu einem zivilisierten Leben versperrt, und sie können sich ihres Anteils am Rind nicht erfreuen.[7]
Nun greift Prometheus wiederum ein. Um den Menschen dennoch das Feuer zu verschaffen, stiehlt er im Himmel etwas Glut, verbirgt sie im hohlen, trockenen Stängel des Riesenfenchels und bringt sie zur Erde. Darauf leuchtet dort ein weithin sichtbares Feuer auf. Damit wird Zeus vor vollendete Tatsachen gestellt, das Geschehene lässt sich nicht mehr rückgängig machen. Beim Anblick der Flammen wird der Göttervater von heftigem Zorn erfasst.[8]
Der überlistete Himmelsherrscher beschließt, sich sowohl an der Menschheit als auch an dem trotzigen Titanen zu rächen. Von seinem eigenen Racheplan ergötzt bricht er in Gelächter aus. Zunächst befiehlt er dem technisch und künstlerisch hochbegabten Schmiedegott Hephaistos, aus Erde die Gestalt einer überaus schönen Jungfrau zu schaffen und ihr Leben zu verleihen. Anschließend wird das neue Geschöpf reich geschmückt, jede der olympischen Gottheiten stattet es mit einer besonderen Gabe oder Fertigkeit aus. Die Jungfrau erhält alles, was zu vollendeter Schönheit und Anmut gehört, aber auch Verschlagenheit und einen betrügerischen Charakter. Sie wird Pandora – „die über alle Gaben Verfügende“ – genannt. Im Auftrag des Zeus führt der Götterbote Hermes Pandora dem törichten Epimetheus zu, der sie aufnimmt, obwohl Prometheus ihn gewarnt hat, niemals ein Geschenk von Zeus anzunehmen. Die Unheilbringerin öffnet die sprichwörtliche „Büchse der Pandora“, ein verschlossenes Gefäß, das alle Übel, von denen die Menschen bisher verschont waren, sowie elpís – die Erwartung oder Voraussicht[9] – enthält. Es handelt sich um einen Krug oder ein Fass mit Deckel. Sowie Pandora den Deckel hebt, schweben die Übel hinaus. Nur elpís bleibt im Gefäß zurück, das wieder verschlossen wird. Seither wird die Menschheit von unzähligen Plagen – insbesondere Krankheiten – heimgesucht. Zu den neuen Übeln zählt auch, dass die Männer viel Kummer von schlechten Frauen erleiden müssen, die mit ihrer Selbstsucht und Faulheit ihren Gatten zur Last fallen.[10]
Eine noch härtere Strafe trifft Prometheus. Zeus lässt ihn an einem Pfosten oder einer Säule anketten und sendet ihm einen Adler, der jeden Tag seine Leber frisst, die sich nachts wiederum erneuert, da der Titan unsterblich ist. Später setzt jedoch der Held Herakles, ein Sohn des Zeus, der Folter ein Ende, indem er den Adler tötet. Dabei handelt er mit Billigung seines göttlichen Vaters, denn Zeus gönnt seinem berühmten Sohn den zusätzlichen Ruhm dieser Tat, und das ist ihm wichtiger als sein Groll gegen den widerspenstigen Titanen. Allerdings wird Prometheus bei Hesiod nicht von den Fesseln befreit; die Strafe der Ankettung bleibt bestehen, sie ist offenbar ewig.[11]
Laut Fragmenten eines heute großenteils verlorenen, traditionell Hesiod zugeschriebenen Frauenkatalogs ist Deukalion, der Held der griechischen Sintflutsage, ein Sohn des Prometheus.[12]
Den Hintergrund von Hesiods Verständnis des Mythos bildet die Sonderstellung des Menschen im Kosmos. Aus der Sicht des Dichters ist die Menschheit aus einer engen Bindung an die Götterwelt und aus einem paradiesischen Urzustand herausgetreten und in eine Daseinsform gelangt, die von den Mühseligkeiten der Arbeit bestimmt ist. Die List des Prometheus steht für die Entfernung von den Göttern. Das Ergebnis ist eine Verselbständigung des Menschen, die Entstehung einer eigenen menschlichen Lebenswelt, die freilich in eine übergreifende kosmische Gesetzlichkeit eingeordnet bleibt.[13]
Umgestaltung in den Dramen des 5. Jahrhunderts v. Chr.
Aischylos, einer der erfolgreichsten Dramatiker der kulturellen Blütezeit Athens, brachte den Sagenstoff mehrmals auf die Bühne. Zuerst schrieb er ein Satyrspiel, ein heiteres Stück über den Feuerraub mit dem Titel Prometheus der Feueranzünder, das heute verloren ist. Es bildete den Abschluss einer Tetralogie, einer aus drei Tragödien und dem Satyrspiel bestehenden Vierergruppe von Dramen, mit der Aischylos 472 v. Chr. im alljährlichen Dichterwettkampf siegte. Später entstand Der befreite Prometheus, ein ernstes Stück über die Befreiungstat des Herakles. Von diesem Bühnenwerk des Aischylos sind nur Fragmente erhalten geblieben, die immerhin eine Teilrekonstruktion des Handlungsablaufs ermöglichen. Außerdem ist der Werktitel Prometheus der Feuerträger überliefert; in der Forschung ist umstritten, ob er sich auf das Satyrspiel bezieht oder auf ein weiteres, unbekanntes Drama des Aischylos.[14] Vollständig erhalten ist die Tragödie Der gefesselte Prometheus (Promētheús desmṓtēs), in der die Bestrafung des Titanen dargestellt wird. Sie wird traditionell Aischylos zugeschrieben, doch in der Altertumswissenschaft wird die Frage ihrer Echtheit seit langem kontrovers diskutiert und ist weiterhin ungeklärt. Einer Hypothese zufolge hat Aischylos’ Sohn Euphorion das Drama verfasst, vielleicht auf der Basis eines von seinem Vater hinterlassenen Entwurfs, und es als dessen Werk ausgegeben.[15]
Der befreite Prometheus
In diesem heute verlorenen Schauspiel des Aischylos wird nach dem rekonstruierten Ablauf der angekettete Prometheus von der Erdgöttin Gaia besucht. Sie will ihm zur Begnadigung verhelfen. Vergeblich wünscht sich der Gequälte den Tod, als Gott ist er unsterblich. Erst nachdem er lange unter der Peinigung durch den Adler gelitten hat,[16] erscheint Herakles und erlegt den Raubvogel, doch wagt er es nicht, ohne Erlaubnis des Göttervaters die Fesseln des Gefangenen zu lösen. Die Befreiung wird durch eine weitere Entwicklung ermöglicht: Prometheus hat erfahren, dass Zeus eine Gefahr droht. Der Göttervater beabsichtigt die Nymphe Thetis zu heiraten, da er von ihrer Schönheit ergriffen ist. Eine Weissagung, die Prometheus zu Ohren gekommen ist, besagt jedoch, Thetis werde einen Sohn gebären, der seinen Vater übertreffe. Ein solcher Sohn könnte den Weltherrscher Zeus stürzen, so wie dieser einst seinen Vater Kronos entmachtet hat. Prometheus warnt Zeus, worauf dieser auf die geplante Vermählung verzichtet und den Sträfling aus Dankbarkeit begnadigt. Es kommt zur Versöhnung, der Titan wird von seinen Fesseln befreit und in seinen früheren Stand zurückversetzt.[17]
Weiteres dazu im Link:
https://de.wikipedia.org/wiki/Prometheus
Der gefesselte Prometheus mit dem Adler; links sein Bruder Atlas (Trinkschale aus Cerveteri, um 560/550 v. Chr., Vatikanische Museen, Rom)
Prometheus gehört dem Göttergeschlecht der Titanen an. Wie alle Wesen ist er der Herrschaft des Göttervaters Zeus unterworfen. Bei einem Tieropfer greift er zu einer List, um Zeus zu täuschen; er überlässt ihm nur die wertlosen Teile des Opfertiers und behält das genießbare Fleisch für die Menschen, da sie seine Schützlinge sind. Zur Strafe dafür verweigert der erzürnte Zeus den Sterblichen den Besitz des Feuers. Darauf entwendet Prometheus den Göttern das Feuer und bringt es den Menschen. Deswegen wird er auf Befehl des Göttervaters gefesselt und in der Einöde des Kaukasusgebirges festgeschmiedet. Dort sucht ihn regelmäßig ein Adler auf und frisst von seiner Leber, die sich danach stets erneuert. Erst nach langer Zeit erlöst der Held Herakles den Titanen von dieser Qual, indem er den Adler erlegt. Schließlich wird Prometheus von Zeus begnadigt und erlangt seine Freiheit zurück.
Als Feuerbringer und Lehrmeister ist Prometheus der Urheber der menschlichen Zivilisation. Einer Variante des Mythos zufolge hat er sogar als Schöpfer oder Mitwirkender an der Schöpfung die ersten Menschen aus Lehm gestaltet und mit Eigenschaften ausgestattet. Dabei kam es allerdings zu Fehlern, deren Folgen Unzulänglichkeiten sind, unter denen die Menschheit seither leidet. Für diese Mängel wird in der mythischen Überlieferung auch ein am Schöpfungswerk beteiligter Bruder des Prometheus, der unkluge „Nachherbedenker“ Epimetheus, verantwortlich gemacht. Großes Unheil verursacht Epimetheus, indem er sich gegen den Rat seines voraussichtigen Bruders auf die von Zeus entsandte Verführerin Pandora einlässt.
In der ältesten antiken Überlieferung bei Hesiod ist Prometheus ein listiger und hochmütiger Betrüger, der zu Recht für seinen Frevel bestraft wird. Ein sehr vorteilhaftes Bild des Titanen zeichnet hingegen die dem Dichter Aischylos zugeschriebene Tragödie Der gefesselte Prometheus. Der Dramatiker verherrlicht Prometheus als Wohltäter der Menschheit und Gegenspieler des tyrannischen Zeus.
Schon in der Antike war das Schicksal des Prometheus ein eindrückliches literarisches Sujet und ein beliebtes Motiv der bildenden Kunst. Seit der Renaissance haben zahlreiche Dichter, Schriftsteller, Maler, Bildhauer und Komponisten den Stoff bearbeitet. Auch zu philosophischer Reflexion hat der Mythos vielfach Anstoß gegeben. Aus religionskritischer Sicht ist Prometheus das Urbild des mutigen Rebellen, der die Befreiung von Unwissenheit und religiös fundierter Unterdrückung einleitet. In der Moderne steht er als Symbolfigur für den wissenschaftlichen und technischen Fortschritt und die zunehmende Herrschaft des Menschen über die Natur. Daher wird er je nach geschichtsphilosophischem Standort unterschiedlich beurteilt: Für Fortschrittsoptimisten stellt er eine Allegorie der sich emanzipierenden Menschheit dar; Zivilisationskritiker hingegen halten den „prometheischen“ Impuls für zwiespältig oder fragwürdig und problematisieren den Drang des Menschen zu möglichst schrankenloser, gottähnlicher Macht.
Antike
In der Götterwelt Homers kommt Prometheus nicht vor. Die älteste überlieferte Version des Mythos findet sich in den Werken des Epikers Hesiod, die im späten 8. Jahrhundert v. Chr. entstanden sind. Auf Hesiods Angaben fußt die freie literarische Gestaltung des Stoffs in der athenischen Bühnendichtung des 5. Jahrhunderts v. Chr. Diese frühesten schriftlich fixierten Fassungen der Sage wurden für die Folgezeit wegweisend.
Die älteste überlieferte Gestalt des Mythos bei Hesiod
Hesiod behandelte den Mythos ausführlich in seiner Theogonie[1] und in dem Gedicht Werke und Tage.[2] Dabei hielt er sich aber nicht durchgängig an den chronologischen Ablauf und deutete manches nur an. Er konzentrierte sich auf die wirkungsvolle Ausmalung einzelner Szenen, denn die Grundzüge der mythischen Handlung waren seinem Publikum bereits vertraut.[3]
Nach Hesiods Darstellung ist Prometheus einer der vier Söhne des Titanen Iapetos und der Okeanide Klymene. Seine Mutter ist eine der dreitausend Töchter des Gewässergottes Okeanos, den Hesiod ebenfalls zu den Titanen zählt, und der Tethys, der Schwester und Gattin des Okeanos. Die Brüder des Prometheus sind der trotzige Atlas, der gewalttätige und ruhmbegierige Menoitios sowie Epimetheus, der „Nachherbedenkende“, dessen sprechender Name seine Torheit anzeigt: Epimetheus handelt, bevor er nachdenkt. Damit ist er das Gegenteil des umsichtigen „Vorherbedenkers“ Prometheus, den Hesiod als gewandten, listigen Planer charakterisiert. Als Meister der schlauen Überlegung und Voraussicht kontrastiert Prometheus mit seinem unvernünftigen Bruder.[4]
Der Göttervater Zeus beherrscht die ganze Welt, seit er zusammen mit seinen Brüdern Poseidon und Hades in einem gigantischen Kampf, der „Titanomachie“, eine Gruppe von Titanen besiegt hat.[5] Von den Menschen fordert er die regelmäßige Opferung von Nutztieren. Prometheus als Beschützer der Menschheit möchte ihr die Belastung durch die Opferpflicht ersparen.[6]
Auf einer Versammlung in der Stadt Mekone (Sikyon) schließt Zeus mit den Sterblichen eine Vereinbarung über die Opferpflicht. Von jedem geschlachteten Tier soll ein Teil den Göttern dargebracht werden. Stellvertretend für die Menschheit vollzieht Prometheus in Mekone das erste Opfer als maßgebliches Muster für die Zukunft. Um seinen Schützlingen zu helfen, greift er zu einer List. Er schlachtet ein Rind und verteilt es auf zwei Haufen, einen größeren aus den Knochen, die er kunstvoll aufschichtet, und einen kleineren aus dem Fleisch. Den kleinen Haufen bedeckt er mit der Haut, den großen überzieht er mit einer Fettschicht. Dann bittet er Zeus arglistig, den Haufen zu wählen, der ihm besser gefalle. Der Göttervater merkt, dass er überlistet werden soll, gibt aber vor, sich täuschen zu lassen. Nach seinem Willen soll die Hinterlist erst ausgeführt werden und dann die gebührende Strafe finden. Daher wählt er den großen Haufen und entfernt die Bedeckung. Beim Anblick der Knochen ergrimmt er. Nun gilt für alle künftigen Zeiten als vereinbart, dass nur die ungenießbaren Teile der Opfertiere den Göttern dargebracht werden müssen und das Fleisch dem menschlichen Verzehr dienen soll. Aus Zorn über das Täuschungsmanöver versagt der Göttervater den Menschen den Gebrauch des Feuers. Damit ist ihnen die Verwendung von Brennholz unmöglich gemacht und der Weg zu einem zivilisierten Leben versperrt, und sie können sich ihres Anteils am Rind nicht erfreuen.[7]
Nun greift Prometheus wiederum ein. Um den Menschen dennoch das Feuer zu verschaffen, stiehlt er im Himmel etwas Glut, verbirgt sie im hohlen, trockenen Stängel des Riesenfenchels und bringt sie zur Erde. Darauf leuchtet dort ein weithin sichtbares Feuer auf. Damit wird Zeus vor vollendete Tatsachen gestellt, das Geschehene lässt sich nicht mehr rückgängig machen. Beim Anblick der Flammen wird der Göttervater von heftigem Zorn erfasst.[8]
Der überlistete Himmelsherrscher beschließt, sich sowohl an der Menschheit als auch an dem trotzigen Titanen zu rächen. Von seinem eigenen Racheplan ergötzt bricht er in Gelächter aus. Zunächst befiehlt er dem technisch und künstlerisch hochbegabten Schmiedegott Hephaistos, aus Erde die Gestalt einer überaus schönen Jungfrau zu schaffen und ihr Leben zu verleihen. Anschließend wird das neue Geschöpf reich geschmückt, jede der olympischen Gottheiten stattet es mit einer besonderen Gabe oder Fertigkeit aus. Die Jungfrau erhält alles, was zu vollendeter Schönheit und Anmut gehört, aber auch Verschlagenheit und einen betrügerischen Charakter. Sie wird Pandora – „die über alle Gaben Verfügende“ – genannt. Im Auftrag des Zeus führt der Götterbote Hermes Pandora dem törichten Epimetheus zu, der sie aufnimmt, obwohl Prometheus ihn gewarnt hat, niemals ein Geschenk von Zeus anzunehmen. Die Unheilbringerin öffnet die sprichwörtliche „Büchse der Pandora“, ein verschlossenes Gefäß, das alle Übel, von denen die Menschen bisher verschont waren, sowie elpís – die Erwartung oder Voraussicht[9] – enthält. Es handelt sich um einen Krug oder ein Fass mit Deckel. Sowie Pandora den Deckel hebt, schweben die Übel hinaus. Nur elpís bleibt im Gefäß zurück, das wieder verschlossen wird. Seither wird die Menschheit von unzähligen Plagen – insbesondere Krankheiten – heimgesucht. Zu den neuen Übeln zählt auch, dass die Männer viel Kummer von schlechten Frauen erleiden müssen, die mit ihrer Selbstsucht und Faulheit ihren Gatten zur Last fallen.[10]
Eine noch härtere Strafe trifft Prometheus. Zeus lässt ihn an einem Pfosten oder einer Säule anketten und sendet ihm einen Adler, der jeden Tag seine Leber frisst, die sich nachts wiederum erneuert, da der Titan unsterblich ist. Später setzt jedoch der Held Herakles, ein Sohn des Zeus, der Folter ein Ende, indem er den Adler tötet. Dabei handelt er mit Billigung seines göttlichen Vaters, denn Zeus gönnt seinem berühmten Sohn den zusätzlichen Ruhm dieser Tat, und das ist ihm wichtiger als sein Groll gegen den widerspenstigen Titanen. Allerdings wird Prometheus bei Hesiod nicht von den Fesseln befreit; die Strafe der Ankettung bleibt bestehen, sie ist offenbar ewig.[11]
Laut Fragmenten eines heute großenteils verlorenen, traditionell Hesiod zugeschriebenen Frauenkatalogs ist Deukalion, der Held der griechischen Sintflutsage, ein Sohn des Prometheus.[12]
Den Hintergrund von Hesiods Verständnis des Mythos bildet die Sonderstellung des Menschen im Kosmos. Aus der Sicht des Dichters ist die Menschheit aus einer engen Bindung an die Götterwelt und aus einem paradiesischen Urzustand herausgetreten und in eine Daseinsform gelangt, die von den Mühseligkeiten der Arbeit bestimmt ist. Die List des Prometheus steht für die Entfernung von den Göttern. Das Ergebnis ist eine Verselbständigung des Menschen, die Entstehung einer eigenen menschlichen Lebenswelt, die freilich in eine übergreifende kosmische Gesetzlichkeit eingeordnet bleibt.[13]
Umgestaltung in den Dramen des 5. Jahrhunderts v. Chr.
Aischylos, einer der erfolgreichsten Dramatiker der kulturellen Blütezeit Athens, brachte den Sagenstoff mehrmals auf die Bühne. Zuerst schrieb er ein Satyrspiel, ein heiteres Stück über den Feuerraub mit dem Titel Prometheus der Feueranzünder, das heute verloren ist. Es bildete den Abschluss einer Tetralogie, einer aus drei Tragödien und dem Satyrspiel bestehenden Vierergruppe von Dramen, mit der Aischylos 472 v. Chr. im alljährlichen Dichterwettkampf siegte. Später entstand Der befreite Prometheus, ein ernstes Stück über die Befreiungstat des Herakles. Von diesem Bühnenwerk des Aischylos sind nur Fragmente erhalten geblieben, die immerhin eine Teilrekonstruktion des Handlungsablaufs ermöglichen. Außerdem ist der Werktitel Prometheus der Feuerträger überliefert; in der Forschung ist umstritten, ob er sich auf das Satyrspiel bezieht oder auf ein weiteres, unbekanntes Drama des Aischylos.[14] Vollständig erhalten ist die Tragödie Der gefesselte Prometheus (Promētheús desmṓtēs), in der die Bestrafung des Titanen dargestellt wird. Sie wird traditionell Aischylos zugeschrieben, doch in der Altertumswissenschaft wird die Frage ihrer Echtheit seit langem kontrovers diskutiert und ist weiterhin ungeklärt. Einer Hypothese zufolge hat Aischylos’ Sohn Euphorion das Drama verfasst, vielleicht auf der Basis eines von seinem Vater hinterlassenen Entwurfs, und es als dessen Werk ausgegeben.[15]
Der befreite Prometheus
In diesem heute verlorenen Schauspiel des Aischylos wird nach dem rekonstruierten Ablauf der angekettete Prometheus von der Erdgöttin Gaia besucht. Sie will ihm zur Begnadigung verhelfen. Vergeblich wünscht sich der Gequälte den Tod, als Gott ist er unsterblich. Erst nachdem er lange unter der Peinigung durch den Adler gelitten hat,[16] erscheint Herakles und erlegt den Raubvogel, doch wagt er es nicht, ohne Erlaubnis des Göttervaters die Fesseln des Gefangenen zu lösen. Die Befreiung wird durch eine weitere Entwicklung ermöglicht: Prometheus hat erfahren, dass Zeus eine Gefahr droht. Der Göttervater beabsichtigt die Nymphe Thetis zu heiraten, da er von ihrer Schönheit ergriffen ist. Eine Weissagung, die Prometheus zu Ohren gekommen ist, besagt jedoch, Thetis werde einen Sohn gebären, der seinen Vater übertreffe. Ein solcher Sohn könnte den Weltherrscher Zeus stürzen, so wie dieser einst seinen Vater Kronos entmachtet hat. Prometheus warnt Zeus, worauf dieser auf die geplante Vermählung verzichtet und den Sträfling aus Dankbarkeit begnadigt. Es kommt zur Versöhnung, der Titan wird von seinen Fesseln befreit und in seinen früheren Stand zurückversetzt.[17]
Weiteres dazu im Link:
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