Chinesischer Tourist für Bittsteller gehalten, entführt und bewusstlos geschlagen

Chinesischer Tourist für Bittsteller gehalten, entführt und bewusstlos geschlagen



Hochgeladen von NTDde am 03.10.2011

Ein chinesischer Tourist wurde in Peking für einen Bittsteller gehalten, entführt und brutal zusammengeschlagen. Zhao Zhipei wurde am 15. September von einem Dutzend unbekannter Männer aus seinem Hotelzimmer verschleppt und in einen Kleinbus verfrachtet.

Zhao wurde am folgenden Tag in der Stadt Luoyang in der Provinz Henan bewusstlos am Straßenrand aufgefunden.

Laut BBC News teilte Zhao sein Hotelzimmer mit drei weiteren Männern aus Henan. Nur diese Männer waren Bittsteller.

Staatliche Medien gaben bekannt, die Petitionsbehörde von Luoyang habe eine Sicherheitsfirma in Peking für den Angriff beauftragt. Sechs lokale Beamte seien deswegen bestraft worden.


Über Zhaos Fall wurde berichtet, weil er mit einem Bittsteller verwechselt wurde. Belästigung und Entführung von Bittstellern gelten in China als „Standardprozedur".

Jedes Jahr wenden sich Millionen von Chinesen mit ihren Anträgen an örtliche chinesische Behörden.

[Sarah Cook, Asienexpertin, Freedom House]:
„Es gibt ein paar offizielle chinesische Statistiken von 2007, in welchen von etwa 12,7 Millionen Bittstellern im Jahr 2007 ausgegangen wird. Es ist also keine unbedeutende Erscheinung."

Viele werden tätlich angegriffen und entführt.

[Sarah Cook, Asienexpertin, Freedom House]:
„Es gab eine Umfrage der chinesischen Akademie für Sozialwissenschaften. Das war 2007. Darin gaben 71 Prozent der befragten Bittsteller an, geschlagen worden zu sein, und 64 Prozent, dass sie während des Petitionsverfahrens in Gewahrsam genommen wurden."

Petitionen hätten, so Cook, einen Einfluss auf die Karrieren der lokalen Beamten.

[Sarah Cook, Asienexpertin, Freedom House]:
„Nun wollen alle Provinzen sicherstellen, dass von ihnen aus möglichst wenig Bittsteller nach Peking gehen. Denn wenn ein Bittsteller es wirklich bis zum Zentralbüro schafft und dort seinen Antrag stellen kann... dann ist das eine Schmach für den Beamten seiner Heimatprovinz oder seines Dorfes."

Entführte Bittsteller werden oft in behelfsmäßige Gefangenenlager in Hotels geschafft.

[Sarah Cook, Asienexpertin, Freedom House]:
„Schätzungen zufolge könnten sich einige Zehntausend Menschen in solchen schwarzen Gefängnissen befinden. Es gibt diverse Hinweise auf Nahrungsentzug, Prügel oder gar sexuellen Missbrauch durch Wachen der schwarzen Gefängnisse."

Eine genaue Dokumentation dieser Vorgänge gestaltet sich aufgrund der politischen Situation in China als schwierig.