Mädchen nach EHEC-Infektion verstorben - Angst vor Killer-Keim kehrt zurück
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Mädchen nach EHEC-Infektion verstorben - Angst vor Killer-Keim kehrt zurück
Der Tod eines sechs Jahre alten Mädchens in Hamburg schockiert. Denn die Grundschülerin starb an den Folgen einer EHEC-Erkrankung. Viele Eltern sind alarmiert: Kommt die Darmseuche zurück?
Das kleine Mädchen aus Hamburg-Blankenese starb in der Nacht zum Sonntag, nachdem es sich mit dem aggressiven Darmkeim infiziert hatte. Noch ist nicht klar, mit welcher Variante des EHEC-Erregers sich das Kind ansteckte. Der Fall ruft Erinnerungen wach an die verheerende EHEC-Welle im Frühsommer 2011. Damals erkrankten mehr als 4000 Menschen an dem gefährlichen O104:H4-Erreger, einer besonders aggressiven Variante von EHEC. Der Bakterienstamm vereinte das Erbgut von menschlichen und tierischen Erregern, der Großteil seiner DNA stammte von einem afrikanischen Bakterienstamm. Das Fatale daran: Der O104:H4-Erreger bildete ein hochgefährliches Toxin, welches das lebensgefährliche Krankheitsbild hämolytisch-urämisches Syndrom (HUS) auslöste. Diese Erkrankungen verliefen im Frühjahr 2011 teilweise dramatisch. Sie führten zu heftigem Durchfall, Nierenversagen, Gehirnschäden und Koma. Bundesweit starben 53 Patienten an den Folgen einer EHEC-Infektion. Norddeutschland war damals besonders betroffen.
Der EHEC-Erreger war nie weg
Der neue Fall in Hamburg ist zwar erschreckend – aber nicht völlig überraschend. Durchschnittlich erkranken jedes Jahr etwa 1000 Menschen in Deutschland an dem gefährlichen Darmkeim, rund 60 Menschen entwickeln HUS.
Sehr viele Tiere sind Träger – und damit Ausscheider – von EHEC, ohne selbst jemals Symptome entwickelt zu haben. Besonders häufig lässt sich das Bakterium im Darm von Wiederkäuern feststellen, in Schafen und Ziegen beispielsweise, aber allen voran in Rindern. Doch auch in anderen Tieren wie Katzen, Schweinen, Hunden oder Wildvögeln wurde der Erreger schon nachgewiesen. Zum Menschen gelangt der Keim über Kontakt mit Tierkot oder über mit Tierkot kontaminierte Lebensmittel. Das können Obst und Gemüse sein, aber auch Fleisch und wenig erhitzte Wurstwaren sowie nicht pasteurisierte, also nicht erhitzte, (Roh-) Milchprodukte oder nicht pasteurisierte Säfte. Immer wieder kommt es auch zu Infektionen durch verunreinigte Badegewässer.
Das macht den Keim so gefährlich
EHEC hat im Vergleich zu anderen Koli-Bakterien zwei Besonderheiten: Es kann sich besonders gut am Darmgewebe festsetzen. Und es produziert ein Gift: Das sogenannte Shiga-Toxin ist der Grund, warum die Infektion einen so schweren Verlauf nehmen kann. Rote Blutkörperchen transportieren das Shiga-Toxin durch den Körper. Erreichen diese Vehikel die Nierengefäße, zerstören sie dort die Endothelzellen. Das sind Zellen, die die Innenseiten der Blutgefäße bedecken und eine Schutzbarriere bilden. Ist dieser Schutzwall durchbrochen, kann das Gift in die Zellen eindringen, dort an bestimmte Rezeptoren andocken und dadurch die für die Zelle lebenswichtige Proteinsynthese blockieren. Das bedeutet den Zelltod.
Doch EHEC hat noch einen anderen Kniff in petto: Es kann Zellen mit Proteinen „impfen“. Diese Eiweiße töten dann entweder die Zelle ab oder bewirken, dass sich das Bakterium besonders gut am Darmgewebe festsetzen kann. Das Gift löst damit eine ganze Reihe gefährlicher Prozesse im Körper aus. Wer Glück hat – zwischen 80 und 90 Prozent der Erkrankten – erlebt drei bis vier Tage nach der Ansteckung nur die typischen Symptome einer Darminfektion: Bauchkrämpfe, wässrigen Durchfall, Übelkeit und Erbrechen. Meist bleiben die Patienten fieberfrei. Nach vier bis zehn Tagen haben ansonsten körperlich fitte Patienten den Infekt überstanden. Sie können jedoch danach noch mehrere Wochen lang EHEC ausscheiden, ohne Symptome zu verspüren. „Das liegt daran, dass das Bakterium an sich nicht krank macht, sondern die Toxine – und die werden mit der Zeit inaktiv“, sagt Klaus Heeg, Mikrobiologe an der Uniklinik Heidelberg. Diesen Patienten ist es gelungen, das Bakterium zumindest in solchen Mengen auszuscheiden, dass der Körper es unter Kontrolle hat und es sein gefährliches Werk nicht mehr weiter verrichten kann.
Für zehn bis 20 Prozent der Erkrankten ist der Spuk nach diesen vier bis zehn Leidenstagen noch nicht vorbei. Sie entwickeln etwa eine Woche nach den ersten Symptomen eine schwere Darmentzündung, die hämorrhagische Kolitis mit blutigem Stuhl und starken Bauchkrämpfen. Sie entsteht, weil eine beträchtliche Anzahl an EHEC es geschafft hat, sich am Darmgewebe festzusetzen. Für die Hälfte dieser Fälle verschlechtert sich die gesundheitliche Situation in den Folgetagen zusätzlich: Sie entwickeln die schwerere Form der EHEC-Infektion, ein HUS, hämolytisch-urämisches Syndrom. In ihnen haben sich die EHEC-Bakterien deutlich vermehrt und mit ihrer Giftschwemme begonnen. Zwei Prozent der HUS-Kranken überleben die Komplikation nicht.
Ein HUS kann den Zerfall roter Blutkörperchen bedeuten, wenn das Shiga-Toxin die Zellen angreift. Dadurch wird die Niere in ihrer Arbeit so gestört, dass sie in manchen Fällen ihren Dienst einstellt. In dieser Phase haben die meisten Patienten Fieber, Blutarmut durch die verringerte Anzahl an roten Blutkörperchen und einen Mangel an Blutplättchen, der Gefäße, zum Beispiel der Niere, schädigen und zu Blutgerinnungsstörungen führen kann. Bei manchen dieser schwerkranken Patienten ist selbst nach der Genesung die Niere dauerhaft geschädigt oder sie leiden nachhaltig an Bluthochdruck.
Wenige Therapiemöglichkeiten
Ärzten stehen nicht sehr viele Behandlungsmöglichkeiten offen. Ihre wichtigste Aufgabe ist es, die Symptome zu bekämpfen. Das geschieht zum einen über Infusionen, um den Flüssigkeits- und Salzverlust auszugleichen, zum anderen mittels Blutwäsche, um das Blut von Krankheitsauslösern und Giftstoffen zu reinigen. Patienten mit fortgeschrittener Nierenstörung müssen an die Dialyse. Auf Antibiotika müssen die Ärzte in den meisten Fällen verzichten, denn sie zerstören die Bakterien auf einen Schlag, wodurch Toxine den Körper fluten – in der Folge kommt es zu lebensbedrohlichen Vergiftungserscheinungen.
Im Umfeld des Kindes in Hamburg habe es keine weitere Ansteckung gegeben, erklärt ein Sprecher der Gesundheitsbehörde der Hansestadt . Von Lebensmitteln, die das Mädchen gegessen habe, seien Proben gezogen worden. „Wir hoffen, dass es im Laufe des Tages Ergebnisse gibt.“
http://www.focus.de/gesundheit/ratgeber/verdauung/ehec/maedchen-nach-ehec-infektion-gestorben-angst-vor-killer-keim_aid_715887.html
Das kleine Mädchen aus Hamburg-Blankenese starb in der Nacht zum Sonntag, nachdem es sich mit dem aggressiven Darmkeim infiziert hatte. Noch ist nicht klar, mit welcher Variante des EHEC-Erregers sich das Kind ansteckte. Der Fall ruft Erinnerungen wach an die verheerende EHEC-Welle im Frühsommer 2011. Damals erkrankten mehr als 4000 Menschen an dem gefährlichen O104:H4-Erreger, einer besonders aggressiven Variante von EHEC. Der Bakterienstamm vereinte das Erbgut von menschlichen und tierischen Erregern, der Großteil seiner DNA stammte von einem afrikanischen Bakterienstamm. Das Fatale daran: Der O104:H4-Erreger bildete ein hochgefährliches Toxin, welches das lebensgefährliche Krankheitsbild hämolytisch-urämisches Syndrom (HUS) auslöste. Diese Erkrankungen verliefen im Frühjahr 2011 teilweise dramatisch. Sie führten zu heftigem Durchfall, Nierenversagen, Gehirnschäden und Koma. Bundesweit starben 53 Patienten an den Folgen einer EHEC-Infektion. Norddeutschland war damals besonders betroffen.
Der EHEC-Erreger war nie weg
Der neue Fall in Hamburg ist zwar erschreckend – aber nicht völlig überraschend. Durchschnittlich erkranken jedes Jahr etwa 1000 Menschen in Deutschland an dem gefährlichen Darmkeim, rund 60 Menschen entwickeln HUS.
Sehr viele Tiere sind Träger – und damit Ausscheider – von EHEC, ohne selbst jemals Symptome entwickelt zu haben. Besonders häufig lässt sich das Bakterium im Darm von Wiederkäuern feststellen, in Schafen und Ziegen beispielsweise, aber allen voran in Rindern. Doch auch in anderen Tieren wie Katzen, Schweinen, Hunden oder Wildvögeln wurde der Erreger schon nachgewiesen. Zum Menschen gelangt der Keim über Kontakt mit Tierkot oder über mit Tierkot kontaminierte Lebensmittel. Das können Obst und Gemüse sein, aber auch Fleisch und wenig erhitzte Wurstwaren sowie nicht pasteurisierte, also nicht erhitzte, (Roh-) Milchprodukte oder nicht pasteurisierte Säfte. Immer wieder kommt es auch zu Infektionen durch verunreinigte Badegewässer.
Das macht den Keim so gefährlich
EHEC hat im Vergleich zu anderen Koli-Bakterien zwei Besonderheiten: Es kann sich besonders gut am Darmgewebe festsetzen. Und es produziert ein Gift: Das sogenannte Shiga-Toxin ist der Grund, warum die Infektion einen so schweren Verlauf nehmen kann. Rote Blutkörperchen transportieren das Shiga-Toxin durch den Körper. Erreichen diese Vehikel die Nierengefäße, zerstören sie dort die Endothelzellen. Das sind Zellen, die die Innenseiten der Blutgefäße bedecken und eine Schutzbarriere bilden. Ist dieser Schutzwall durchbrochen, kann das Gift in die Zellen eindringen, dort an bestimmte Rezeptoren andocken und dadurch die für die Zelle lebenswichtige Proteinsynthese blockieren. Das bedeutet den Zelltod.
Doch EHEC hat noch einen anderen Kniff in petto: Es kann Zellen mit Proteinen „impfen“. Diese Eiweiße töten dann entweder die Zelle ab oder bewirken, dass sich das Bakterium besonders gut am Darmgewebe festsetzen kann. Das Gift löst damit eine ganze Reihe gefährlicher Prozesse im Körper aus. Wer Glück hat – zwischen 80 und 90 Prozent der Erkrankten – erlebt drei bis vier Tage nach der Ansteckung nur die typischen Symptome einer Darminfektion: Bauchkrämpfe, wässrigen Durchfall, Übelkeit und Erbrechen. Meist bleiben die Patienten fieberfrei. Nach vier bis zehn Tagen haben ansonsten körperlich fitte Patienten den Infekt überstanden. Sie können jedoch danach noch mehrere Wochen lang EHEC ausscheiden, ohne Symptome zu verspüren. „Das liegt daran, dass das Bakterium an sich nicht krank macht, sondern die Toxine – und die werden mit der Zeit inaktiv“, sagt Klaus Heeg, Mikrobiologe an der Uniklinik Heidelberg. Diesen Patienten ist es gelungen, das Bakterium zumindest in solchen Mengen auszuscheiden, dass der Körper es unter Kontrolle hat und es sein gefährliches Werk nicht mehr weiter verrichten kann.
Für zehn bis 20 Prozent der Erkrankten ist der Spuk nach diesen vier bis zehn Leidenstagen noch nicht vorbei. Sie entwickeln etwa eine Woche nach den ersten Symptomen eine schwere Darmentzündung, die hämorrhagische Kolitis mit blutigem Stuhl und starken Bauchkrämpfen. Sie entsteht, weil eine beträchtliche Anzahl an EHEC es geschafft hat, sich am Darmgewebe festzusetzen. Für die Hälfte dieser Fälle verschlechtert sich die gesundheitliche Situation in den Folgetagen zusätzlich: Sie entwickeln die schwerere Form der EHEC-Infektion, ein HUS, hämolytisch-urämisches Syndrom. In ihnen haben sich die EHEC-Bakterien deutlich vermehrt und mit ihrer Giftschwemme begonnen. Zwei Prozent der HUS-Kranken überleben die Komplikation nicht.
Ein HUS kann den Zerfall roter Blutkörperchen bedeuten, wenn das Shiga-Toxin die Zellen angreift. Dadurch wird die Niere in ihrer Arbeit so gestört, dass sie in manchen Fällen ihren Dienst einstellt. In dieser Phase haben die meisten Patienten Fieber, Blutarmut durch die verringerte Anzahl an roten Blutkörperchen und einen Mangel an Blutplättchen, der Gefäße, zum Beispiel der Niere, schädigen und zu Blutgerinnungsstörungen führen kann. Bei manchen dieser schwerkranken Patienten ist selbst nach der Genesung die Niere dauerhaft geschädigt oder sie leiden nachhaltig an Bluthochdruck.
Wenige Therapiemöglichkeiten
Ärzten stehen nicht sehr viele Behandlungsmöglichkeiten offen. Ihre wichtigste Aufgabe ist es, die Symptome zu bekämpfen. Das geschieht zum einen über Infusionen, um den Flüssigkeits- und Salzverlust auszugleichen, zum anderen mittels Blutwäsche, um das Blut von Krankheitsauslösern und Giftstoffen zu reinigen. Patienten mit fortgeschrittener Nierenstörung müssen an die Dialyse. Auf Antibiotika müssen die Ärzte in den meisten Fällen verzichten, denn sie zerstören die Bakterien auf einen Schlag, wodurch Toxine den Körper fluten – in der Folge kommt es zu lebensbedrohlichen Vergiftungserscheinungen.
Im Umfeld des Kindes in Hamburg habe es keine weitere Ansteckung gegeben, erklärt ein Sprecher der Gesundheitsbehörde der Hansestadt . Von Lebensmitteln, die das Mädchen gegessen habe, seien Proben gezogen worden. „Wir hoffen, dass es im Laufe des Tages Ergebnisse gibt.“
http://www.focus.de/gesundheit/ratgeber/verdauung/ehec/maedchen-nach-ehec-infektion-gestorben-angst-vor-killer-keim_aid_715887.html
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