Audi kauft Motorradbauer Ducati - Piechs Marken-Dutzend komplett
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Audi kauft Motorradbauer Ducati - Piechs Marken-Dutzend komplett
München (Reuters) - VW-Patriarch Ferdinand Piech lässt die Konzerntochter Audi den italienischen Motorradbauer Ducati kaufen und macht so das Marken-Dutzend in seinem Fahrzeugimperium komplett.
Die Aufsichtsräte von Audi und VW genehmigten am Mittwoch die rund 860 Millionen Euro schwere Übernahme, mit der Audi seine Konkurrenz zum größeren Oberklasse-Hersteller BMW, der ebenfalls Motorräder fertigt, auf ein neues Feld ausweiten kann. Branchenexperten zweifeln am industriellen und ökonomischen Sinn der Akquisition, weil sich keine Kostenersparnisse, etwa beim Bau von Fahrzeugen, ergäben. Als Kaufgrund wird vor allem Piechs Leidenschaft für starke Marken gesehen. Im VW-Konzern verspricht man sich dagegen Einblicke in den Bau leichter, aber leistungsstarker Motoren.
Bisher war der Hersteller von feuerroten Sportmotorrädern aus Bologna mehrheitlich im Besitz des italienischen Finanzinvestors Investindustrial. Im Kaufpreis sind einem Insider zufolge Schulden von unter 200 Millionen Euro enthalten. Die Übernahme kann Audi ohne große Mühe stemmen - die Ingolstädter saßen zuletzt auf 15,7 liquiden Milliarden Euro. Die Kartellbehörden müssen der Übernahme noch zustimmen.
Zwar wirft der Verkauf von Motorrädern deutlich niedrigere Gewinne ab als das Pkw-Geschäft, doch im VW-Konzern schielt man vor allem auf die satte Rendite von rund 18 Prozent, die sowohl die Margen von Audi als auch der BMW-Motorradsparte weit übertrifft. Ducati-Maschinen, von denen im vergangenen Jahr rund 42.000 weltweit abgesetzt wurden, zählen zu den teuersten Motorrädern. Der italienische Hersteller fuhr zuletzt einen Umsatz von rund 480 Millionen Euro und einen Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) von 87 Millionen ein.
Zum Vergleich: Die BMW-Motorradsparte erzielte bei einem Umsatz von 1,4 Milliarden Euro einen Betriebsgewinn von 45 Millionen, die Marge lag bei rund drei Prozent. Die Münchner verkauften 2011 mehr als 104.000 Motorräder der Marke BMW und knapp 9300 Maschinen des Herstellers Husqvarna. Die schwedisch-italienische Marke hatte BMW extra gekauft, um jüngere Kunden anzulocken, doch der Absatz schrumpft. Das Motorradgeschäft ist vielerorts rückläufig, besonders seit der Finanzkrise.
Bei Audi setzt man dagegen darauf, dass die Nachfrage künftig vor allem in Asien wächst. In den USA könnte der Konzern zudem vom guten Image von Ducati profitieren. Dort zuckelt Audi den Konkurrenten BMW und Mercedes hinterher. Auf der technischen Seite imponiert im VW-Konzern vor allem, dass Ducati aus einem Liter Hubraum 200 PS herausbekommt. Beim Leichtbau, den sich auch die Audi-Sportwagenschmiede Lamborghini auf die Fahnen geschrieben hat, erhofft man sich ebenfalls Einblicke.
PIECHS UND AUDIS ALTE LIEBE ZUM MOTORRAD ROSTET NICHT
Garniert mit Motorrädern hat Piechs Fahrzeug-Imperium künftig fast alle Arten motorisierter Gefährte zu bieten: spritsparende Kleinwagen, Kompakt- und Elektroautos, Luxuslimousinen, Sportflitzer, Busse, Kleintransporter und Schwerlaster. Mit dem Kauf von Ducati hat der VW-Aufsichtsratschef auch das von ihm gewünschte Dutzend an Marken zusammen, über das er wiederholt orakelt hat. Zu Europas größtem Autobauer gehören einschließlich der Hälfte des Porsche-Sportwagengeschäfts bereits acht Pkw-Marken, die VW-Transporter-Marke und die beiden Lkw-Bauer Scania und MAN.
Piech, der selbst eine Ducati besitzt, kann mit dem Kauf außerdem eine Scharte auswetzen: Er selbst hatte es als Fehler bezeichnet, den Motorradbauer 1985 nicht gekauft zu haben, als er nur "Peanuts" gekostet habe. 2005 hatte sich Audi bemüht, Ducati von damaligen Eigentümer Texas Pacific Group zu übernehmen. Zum Zuge kam aber Investindustrial. Der Finanzinvestor bot die 1926 gegründete Traditionsfirma im Februar wieder zum Verkauf. Bei Audi besann man sich - außer auf Piechs Wünsche - auf die eigene Historie: Das Vorläuferunternehmen DKW war schon in den späten 1920er Jahren, als Ducati noch ein Hersteller von Radio-Bauteilen war, der größte Motorradbauer der Welt. Auch die 1969 mit dem Audi-Vorläufer Auto Union verschmolzene NSU rühmt sich einer starken Zweirad-Tradition. In Ingolstadt heißt es heute: "Die Liebe zum Motorrad ist nie ganz erkaltet."
- von Irene Preisinger
Quelle
Die Aufsichtsräte von Audi und VW genehmigten am Mittwoch die rund 860 Millionen Euro schwere Übernahme, mit der Audi seine Konkurrenz zum größeren Oberklasse-Hersteller BMW, der ebenfalls Motorräder fertigt, auf ein neues Feld ausweiten kann. Branchenexperten zweifeln am industriellen und ökonomischen Sinn der Akquisition, weil sich keine Kostenersparnisse, etwa beim Bau von Fahrzeugen, ergäben. Als Kaufgrund wird vor allem Piechs Leidenschaft für starke Marken gesehen. Im VW-Konzern verspricht man sich dagegen Einblicke in den Bau leichter, aber leistungsstarker Motoren.
Bisher war der Hersteller von feuerroten Sportmotorrädern aus Bologna mehrheitlich im Besitz des italienischen Finanzinvestors Investindustrial. Im Kaufpreis sind einem Insider zufolge Schulden von unter 200 Millionen Euro enthalten. Die Übernahme kann Audi ohne große Mühe stemmen - die Ingolstädter saßen zuletzt auf 15,7 liquiden Milliarden Euro. Die Kartellbehörden müssen der Übernahme noch zustimmen.
Zwar wirft der Verkauf von Motorrädern deutlich niedrigere Gewinne ab als das Pkw-Geschäft, doch im VW-Konzern schielt man vor allem auf die satte Rendite von rund 18 Prozent, die sowohl die Margen von Audi als auch der BMW-Motorradsparte weit übertrifft. Ducati-Maschinen, von denen im vergangenen Jahr rund 42.000 weltweit abgesetzt wurden, zählen zu den teuersten Motorrädern. Der italienische Hersteller fuhr zuletzt einen Umsatz von rund 480 Millionen Euro und einen Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) von 87 Millionen ein.
Zum Vergleich: Die BMW-Motorradsparte erzielte bei einem Umsatz von 1,4 Milliarden Euro einen Betriebsgewinn von 45 Millionen, die Marge lag bei rund drei Prozent. Die Münchner verkauften 2011 mehr als 104.000 Motorräder der Marke BMW und knapp 9300 Maschinen des Herstellers Husqvarna. Die schwedisch-italienische Marke hatte BMW extra gekauft, um jüngere Kunden anzulocken, doch der Absatz schrumpft. Das Motorradgeschäft ist vielerorts rückläufig, besonders seit der Finanzkrise.
Bei Audi setzt man dagegen darauf, dass die Nachfrage künftig vor allem in Asien wächst. In den USA könnte der Konzern zudem vom guten Image von Ducati profitieren. Dort zuckelt Audi den Konkurrenten BMW und Mercedes hinterher. Auf der technischen Seite imponiert im VW-Konzern vor allem, dass Ducati aus einem Liter Hubraum 200 PS herausbekommt. Beim Leichtbau, den sich auch die Audi-Sportwagenschmiede Lamborghini auf die Fahnen geschrieben hat, erhofft man sich ebenfalls Einblicke.
PIECHS UND AUDIS ALTE LIEBE ZUM MOTORRAD ROSTET NICHT
Garniert mit Motorrädern hat Piechs Fahrzeug-Imperium künftig fast alle Arten motorisierter Gefährte zu bieten: spritsparende Kleinwagen, Kompakt- und Elektroautos, Luxuslimousinen, Sportflitzer, Busse, Kleintransporter und Schwerlaster. Mit dem Kauf von Ducati hat der VW-Aufsichtsratschef auch das von ihm gewünschte Dutzend an Marken zusammen, über das er wiederholt orakelt hat. Zu Europas größtem Autobauer gehören einschließlich der Hälfte des Porsche-Sportwagengeschäfts bereits acht Pkw-Marken, die VW-Transporter-Marke und die beiden Lkw-Bauer Scania und MAN.
Piech, der selbst eine Ducati besitzt, kann mit dem Kauf außerdem eine Scharte auswetzen: Er selbst hatte es als Fehler bezeichnet, den Motorradbauer 1985 nicht gekauft zu haben, als er nur "Peanuts" gekostet habe. 2005 hatte sich Audi bemüht, Ducati von damaligen Eigentümer Texas Pacific Group zu übernehmen. Zum Zuge kam aber Investindustrial. Der Finanzinvestor bot die 1926 gegründete Traditionsfirma im Februar wieder zum Verkauf. Bei Audi besann man sich - außer auf Piechs Wünsche - auf die eigene Historie: Das Vorläuferunternehmen DKW war schon in den späten 1920er Jahren, als Ducati noch ein Hersteller von Radio-Bauteilen war, der größte Motorradbauer der Welt. Auch die 1969 mit dem Audi-Vorläufer Auto Union verschmolzene NSU rühmt sich einer starken Zweirad-Tradition. In Ingolstadt heißt es heute: "Die Liebe zum Motorrad ist nie ganz erkaltet."
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