Lord Schadt karriere in den Staaten
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Lord Schadt karriere in den Staaten
chriftsteller, Jäger, Sammler – Lord Schadts Theaterstück „Lost modern Love“ wurde jüngst in den USA uraufgeführt
Der Braunschweiger Autor Lord Schadt (34) hat vor einiger Zeit das Theaterstück „Lost modern Love“ geschrieben. Ende März ist es an der Wesleyan University in Middletown, Connecticut, uraufgeführt worden. Wir lesen mal kurz rein in Kapitel IV. Trennen:
Ein postmodernes Pärchen sitzt in Italien am Meer. Sie unterhalten sich über ihre dekonstruierte Beziehung.
Er: Mailand oder Madrid – Hauptsache Italien.
Sie: Wir stecken mitten im Abstiegskampf. Wir sind hierher gefahren und haben gesagt: Okay, wenn wir verlieren, fahren wir wieder nach Hause.
Er: Wir müssen gewinnen. Alles andere ist primär.
Das Kapitel endet so:
Er: Ich habe fertig!
Er tritt ab, sie bleibt sitzen.
Na, erkannt? Das ist alles nur geklaut, das ist alles gar nicht seines… Könnte man nun in Anlehnung an das Liedchen „Alles nur geklaut“ von den Prinzen in schönster Abkupfermentalität vor sich hin summen. Was Lord Schadt in diesem Dialog aneinander kupfert, sind Fußballerzitate von Möller, Basler, Rehmer, Krankl und Trappatoni. Eine nette Idee, könnte man meinen, damit kann man dem ein oder anderen Dialog ja mal ein bisschen Zug zum Tor geben, weil er so dem hoffentlich fußballfachkundigen Publikum den ein oder anderen Brüller ob des Wiedererkennungseffekts entlocken könnte.
Doch die Idee ist mehr, sie ist Prinzip: Das Theaterstück erzählt eine Liebesgeschichte, die ausschließlich geschrieben oder besser gesagt zusammengesetzt ist aus Handy-, Film- und Fußballerzitaten sowie letzten Worten berühmter Leute. Sie lernen sich kennen und schicken sich Standard-SMS-Texte aus dem Internet, haben Sex und unterhalten sich mittels Werbeslogans, sie trennen sich mit Fußballerzitaten (siehe oben).
Ein Puzzle aus 1500 und bestimmt noch ein paar mehr Zitat-Fundstücken. 146 Seiten immerhin. Wir stellen uns den Schriftsteller Schadt also gewissermaßen als Jäger und Sammler vor, der jahrelang Zitate aufgespießt und angehäuft hat, bevor er dann zur Schreibtat schreiten konnte. „Och nö, so schlimm ist das gar nicht“, sagt Lord Schadt. Zwei, drei Klicks im Internet und die weltweiten Zitatenschätze ballen sich auf dem heimischen Bildschirm. Warum hat er für seine Dialoge auf Zitate, also gewissermaßen Fremdtexte zurückgegriffen? „Ich habe in meinem Stück die Grundidee der Postmoderne variiert. Die Postmoderne geht davon aus: Alle Stücke sind schon geschrieben, alles ist schon einmal gesagt worden. Wenn man diese Idee zugrunde legt, kann man eigentlich nur aus bereits vorhandenem Textmaterial etwas Neues machen.“
Manches liest sich freilich ein bisschen wie Gaga-Dialoge, einiges Zusammengepuzzeltes aus den Handyzitaten ist in einer Familienzeitung nicht zitierfähig. Will er damit auch die Kommunikationsstörung, ja -verkrüppelung einer desorientierten, enttabuisierten Gesellschaft bloßlegen, die viel redet, aber vorzugsweise aneinander vorbei? „Wenn das so ankommt, ist es okay. Aber ich kommentiere gerade diese SMS-Lyrik nicht, die aus dem Volk kommt. Ich formiere sie nur neu.“
Wie er gehört hat, soll das ins Englische übersetzte Stück in den USA gut angekommen sein. In Deutschland hat seine Agentin noch kein Theater gefunden. „Eine ordentliche Inszenierung am Staatstheater wäre natürlich was!“
Ansonsten ist Lord Schadt, der Soziologie, Philosophie und Medienwissenschaften studiert hat, zufrieden mit seiner „genialen Randexistenz“. Dass man mit Experimentalliteratur wenig bis gar kein Geld verdienen kann, ist eben so. Kommerziell sei er komplett erfolglos, aber es gebe eben auch eine andere Währung: Aufmerksamkeit.
Was die Downloads im Internet anbelangt, „bin ich der Braunschweiger Autor mit den meisten“. Irgendwann würde er gern von seiner Literatur leben können. Bis dahin arbeitet er als Floß- und Kanufahrer auf der Oker. „Der schönste Arbeitsplatz in ganz Braunschweig.“ Und weil diese schöne Stadt einen Lord verdient habe, ersteigerte Dirk Schadt diesen Titel bei ebay. Seither besitzt er ein 30cm x 30cm großes Stück Land in Irland. Und den Titel Lord of Cork.
Quelle
Nah dann mal herzlichen Glückwunsch von uns zum Erfolg
Der Braunschweiger Autor Lord Schadt (34) hat vor einiger Zeit das Theaterstück „Lost modern Love“ geschrieben. Ende März ist es an der Wesleyan University in Middletown, Connecticut, uraufgeführt worden. Wir lesen mal kurz rein in Kapitel IV. Trennen:
Ein postmodernes Pärchen sitzt in Italien am Meer. Sie unterhalten sich über ihre dekonstruierte Beziehung.
Er: Mailand oder Madrid – Hauptsache Italien.
Sie: Wir stecken mitten im Abstiegskampf. Wir sind hierher gefahren und haben gesagt: Okay, wenn wir verlieren, fahren wir wieder nach Hause.
Er: Wir müssen gewinnen. Alles andere ist primär.
Das Kapitel endet so:
Er: Ich habe fertig!
Er tritt ab, sie bleibt sitzen.
Na, erkannt? Das ist alles nur geklaut, das ist alles gar nicht seines… Könnte man nun in Anlehnung an das Liedchen „Alles nur geklaut“ von den Prinzen in schönster Abkupfermentalität vor sich hin summen. Was Lord Schadt in diesem Dialog aneinander kupfert, sind Fußballerzitate von Möller, Basler, Rehmer, Krankl und Trappatoni. Eine nette Idee, könnte man meinen, damit kann man dem ein oder anderen Dialog ja mal ein bisschen Zug zum Tor geben, weil er so dem hoffentlich fußballfachkundigen Publikum den ein oder anderen Brüller ob des Wiedererkennungseffekts entlocken könnte.
Doch die Idee ist mehr, sie ist Prinzip: Das Theaterstück erzählt eine Liebesgeschichte, die ausschließlich geschrieben oder besser gesagt zusammengesetzt ist aus Handy-, Film- und Fußballerzitaten sowie letzten Worten berühmter Leute. Sie lernen sich kennen und schicken sich Standard-SMS-Texte aus dem Internet, haben Sex und unterhalten sich mittels Werbeslogans, sie trennen sich mit Fußballerzitaten (siehe oben).
Ein Puzzle aus 1500 und bestimmt noch ein paar mehr Zitat-Fundstücken. 146 Seiten immerhin. Wir stellen uns den Schriftsteller Schadt also gewissermaßen als Jäger und Sammler vor, der jahrelang Zitate aufgespießt und angehäuft hat, bevor er dann zur Schreibtat schreiten konnte. „Och nö, so schlimm ist das gar nicht“, sagt Lord Schadt. Zwei, drei Klicks im Internet und die weltweiten Zitatenschätze ballen sich auf dem heimischen Bildschirm. Warum hat er für seine Dialoge auf Zitate, also gewissermaßen Fremdtexte zurückgegriffen? „Ich habe in meinem Stück die Grundidee der Postmoderne variiert. Die Postmoderne geht davon aus: Alle Stücke sind schon geschrieben, alles ist schon einmal gesagt worden. Wenn man diese Idee zugrunde legt, kann man eigentlich nur aus bereits vorhandenem Textmaterial etwas Neues machen.“
Manches liest sich freilich ein bisschen wie Gaga-Dialoge, einiges Zusammengepuzzeltes aus den Handyzitaten ist in einer Familienzeitung nicht zitierfähig. Will er damit auch die Kommunikationsstörung, ja -verkrüppelung einer desorientierten, enttabuisierten Gesellschaft bloßlegen, die viel redet, aber vorzugsweise aneinander vorbei? „Wenn das so ankommt, ist es okay. Aber ich kommentiere gerade diese SMS-Lyrik nicht, die aus dem Volk kommt. Ich formiere sie nur neu.“
Wie er gehört hat, soll das ins Englische übersetzte Stück in den USA gut angekommen sein. In Deutschland hat seine Agentin noch kein Theater gefunden. „Eine ordentliche Inszenierung am Staatstheater wäre natürlich was!“
Ansonsten ist Lord Schadt, der Soziologie, Philosophie und Medienwissenschaften studiert hat, zufrieden mit seiner „genialen Randexistenz“. Dass man mit Experimentalliteratur wenig bis gar kein Geld verdienen kann, ist eben so. Kommerziell sei er komplett erfolglos, aber es gebe eben auch eine andere Währung: Aufmerksamkeit.
Was die Downloads im Internet anbelangt, „bin ich der Braunschweiger Autor mit den meisten“. Irgendwann würde er gern von seiner Literatur leben können. Bis dahin arbeitet er als Floß- und Kanufahrer auf der Oker. „Der schönste Arbeitsplatz in ganz Braunschweig.“ Und weil diese schöne Stadt einen Lord verdient habe, ersteigerte Dirk Schadt diesen Titel bei ebay. Seither besitzt er ein 30cm x 30cm großes Stück Land in Irland. Und den Titel Lord of Cork.
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Nah dann mal herzlichen Glückwunsch von uns zum Erfolg
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