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Praktiker vor dem aus?

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Praktiker vor dem aus? Empty Praktiker vor dem aus?

Beitrag  Andy Mi Jul 04, 2012 5:36 pm

Die Hauptversammlung der maroden Baumarktkette Praktiker gerät zum offenen Machtkampf. Der Vorstand droht mit Insolvenz, die Großaktionäre verlangen die Entlassung des Managements. Ein Wirtschaftskrimi.

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Diese Frau wird an diesem Mittwoch noch viel Ärger machen. Jeder weiß das, der an diesem Morgen wie sie auf dem Weg ins Hamburger Curiohaus ist. Im Vorbeigehen stimmt sich Isabella de Krassny schon mal ein: "Oh, das wird spannend", ruft sie Umstehenden zu. Sie trägt ein Kleid in stechendem Grün, viel Make-up und ein sehr breites Lächeln.
Sie ist unterwegs zu einer Hauptversammlung, denken alle. Wenig später ist klar: Die Fondsmanagerin aus Wien ist unterwegs zu einem Putschversuch.
Er findet statt an der Hamburger Rothenbaumchaussee, unweit der Alster, ein hundert Jahre altes, vornehmes Gesellschaftshaus, das so gar nicht passen will zu dem Unternehmen, das am Mittwoch hierher zum Aktionärstreffen geladen hat: Praktiker, die Baumarktkette mit dem Ramsch-Image. Die Firma kämpft ums Überleben, es ist die wichtigste Hauptversammlung ihrer Geschichte. "Sie entscheiden heute über die Zukunft", steht bedrohlich über der Powerpoint-Präsentation von Vorstandschef Kay Hafner.

Praktiker hat mehrere Katastrophenjahre hinter sich, musste im vergangenen Jahr 500 Mio. Euro Verlust verkraften, die Aktie ist abgestürzt und dümpelt seit Monaten um die 1-Euro-Marke herum. Ohne frisches Geld droht die Insolvenz. Doch statt gemeinsam nach einer neuen Strategie zu suchen, bekriegen sich die Unternehmensführung und die beiden größten Anteilseigner seit Monaten. Finden sie an diesem Mittwoch nicht zueinander, ist die Existenz des Unternehmens akut bedroht. Die beiden Aktionäre sind die Wiener Privatbank Semper Constantia und der zypriotische Fonds Maseltov, gemeinsam haben sie 15 Prozent des Kapitals - und damit eine unglaubliche Macht, wie sich noch zeigen wird. Für sie spricht: die lächelnde Frau de Krassny.
Einig sind sich Hafner und de Krassny nur in einem Punkt: Praktiker muss umgebaut, erneuert werden. Und dafür braucht man Geld. Nur woher? Bei dieser Frage enden jegliche Gemeinsamkeiten.
Eindringlich wirbt Hafner für sein Finanzierungskonzept: 400 Märkte hängen dran, mehr als 20.000 Arbeitsplätze. "Stimmen Sie dafür", fleht Hafner die Aktionäre an, "es geht ums Überleben." 235 Mio. Euro muss der Vorstand einsammeln um den Sanierungsplan umzusetzen, der im Kern darauf abzielt, statt auf die Marke Praktiker künftig alle Kraft in die Tochter Max Bahr zu stecken. 120 Praktiker-Märkte will Hafner auf Max Bahr umflaggen und darin ein höherwertigeres Sortiment anbieten. Das Geld dafür soll aus einer Kapitalerhöhung um 60 Mio. Euro kommen - und aus einer Finanzspritze des US-Finanzinvestors Anchorage. Der ist bereit, einen Notkredit von 85 Mio. Euro bereitzustellen, wenn ihm die Aktionäre im Gegenzug Zugriff auf 15 Prozent der Firmenanteile gewähren. Nur: Tun die das?
Nach Hafner tritt Finanzchef Markus Schürholz ans blau-gelbe Rednerpult und verschärft das Szenario: Lehnten die Aktionäre den Plan ab, sehe er keine Alternative. "Praktiker wäre in diesem Fall unmittelbar von der Insolvenz bedroht. Der Wert der Aktie würde wohl gegen Null sinken."

Es ist später Vormittag, noch glauben die Vorstände, die Oberhand zu haben, in letzter Minute genügend Aktionäre auf ihre Seite ziehen zu können. Alle Verhandlungen waren vorher gescheitert. Mit einem harten Tag hatten alle gerechnet, aber nicht mit diesem Showdown, diesem Live-Wirtschaftskrimi, der nun folgen sollte.
Nervöses Geraune überall. Wird hier auf den Gängen doch noch ein Kompromiss ausgehandelt, während der laufenden Versammlung? Oder kracht das Unternehmen in jeder Minute lautstark zusammen? Niemand weiß es. Nicht die Vorstände, nicht die Aufsichtsräte, auch die Aktionärsvertreter und Banken nicht. Alles hängt an einer einzigen, schwer berechenbaren Person: de Krassny.

Die 53-Jährige ist Prokuristin und Fondsmanagerin bei Semper Constantia. In Österreich sind ihre forschen, furchtlosen Auftritte auf Hauptversammlungen berühmt. Und schon nach kurzer Zeit ist in Hamburg klar: Auch ihr Deutschland-Debüt wird spektakulär.
Sie verfolgt einen ganz anderen Plan als der Vorstand. Sie will den geplanten Einstieg von Anchorage verhindern. Es passt ihr nicht, dass der die Ertragsperle Max Bahr als Pfand für sein Darlehen verlangt. Ist das am Ende ein Versuch, sich den besten Unternehmensteil billig zu sichern - zum Schaden der Großaktionäre?
Ihren Gegnern macht de Krassny gewaltig zu schaffen: Sie tickt derart anders als sie, dass einige ihr sogar unterstellen, sie denke gar nicht. Sie wirkt planlos auf sie, lässt keine Strategie erkennen, gilt als sprunghaft. "Wir versuchen ihr die Konsequenzen ihres Handelns klarzumachen", sagt einer der stillen, wichtigen Männer auf den Gängen. "Mit der Frau kann man nicht argumentieren", sagt ein anderer.
Und doch sind sie ihr ausgeliefert. Gegen Mittag ist klar: Nur 26,9 Prozent des Aktienkapitals sind auf der Hauptversammlung anwesend. Damit hat de Krassny die Mehrheit.

Vorstände und Aufsichtsräte sitzen wie erstarrt hinter ihren weißen Podesten unter dem opulenten Kristallleuchter. Unterhalb des Podiums braut sich etwas zusammen. Aktionäre verlassen in Grüppchen den Saal, Gespräche in Separees werden geführt. Dahinter stecke de Krassny, heißt es. Sie mobilisiert Anhänger für einen kühnen Plan. "Frau de Krassny will hier heute den Vorstand neu besetzen", verrät Anleger Manfred Klein, ein bekannter Querulant auf Hauptversammlungen, aber einer, der viel Einfluss hat bei anderen Aktionären. Und er ist Feuer und Flamme für die Sache, und weitere lassen sich hier leicht anstecken. Die Wut ist groß auf die Praktiker-Oberen, die wie Klein sagt " den Wert der Aktie auf das Preisniveaus eines Schokoriegels gebracht haben."
Während die Baumarktbranche in Deutschland mit plus vier Prozent solide wächst, taumelt Praktiker seit Jahren Richtung Niedergang. Alle erfolgreichen Konkurrenten wie Hornbach oder Bauhaus haben in den vergangenen Jahren in Beratung, Ambiente, hochwertigere Produkte und Service investiert. Bei Praktiker dagegen herrschte Stillstand.
Der Anfang vom Ende war die Niedrigpreisstrategie mit dem Slogan, den fast jeder Deutsche aufsagen kann: "20 Prozent auf alles - außer Tiernahrung". Den Kunden gefiel das, die Umsätze stiegen, aber die Gewinne brachen weg. 500 Mio. Euro Verlust bei 3,2 Mrd. Euro Umsatz 2011 - das muss man erst mal hinkriegen. "Wie man in diesen Zeiten Verluste in der Baumarktbranche machen kann, ist mir ein Rätsel", schimpft Markus Neumann, stellvertretender Vorsitzender der Aktionärsvereinigung SdK während der Hauptversammlung.
Viele Anteilseigner trauen Vorstandschef Hafner nicht, der erst seit zwei Monaten an der Spitze steht und mit seinen früheren Jobs als Chef von Wal-Mart Deutschland und Hertie nicht eben Erfolgsgeschichten vorzuweisen hat. Beide Unternehmen gibt es nicht mehr. "Das ist kein Restrukturierungskonzept, das ist eine bodenlose Frechheit. Sie gehören abgewählt. Ich kann ihnen den Rückritt nur nahe legen", ruft Neumann vom Rednerpult aus in Richtung Vorstand. Und ein Aktionär sagt: "Der Vorstand bietet uns hier eine Lösung an nach dem Motto: Friss Vogel, oder stirb. Wenn ihr nicht zustimmt, verliert ihr Euere Anlage." Die Stimmung dreht gegen den Vorstand. Und es wird noch schlimmer, denn da tritt de Krassny auf die Bühne. Und fackelt nicht lange.

"Ich bin diejenige, die hier seit sieben Monaten um dieses Unternehmen kämpft", sagt sie. "Wir haben seit einem Jahr Vorstände, die nichts vom Geschäft verstehen." Und: "Wir verlangen den Rücktritt aller." Sie sagt, die hinter ihr stehenden Investoren verfügten über die Mittel und das Management, um Praktiker fortzuführen. Was man hier von den Aktionären verlange, sei "Erpressung".
Im Saal wird es lauter. Dutzende Redebeiträge werden angemeldet. Sie ziehen sich bis in den Abend. Die Aktionäre schimpfen, drohen. Durch die geöffneten Fenster dringt Sommerhitze ein, die Gesichter der Vorstände Hafner und Schürholz sind jetzt rot gefärbt. Der Sturm vom Rednerpult droht sie aus dem Amt zu fegen, ihre Hauptversammlung entgleitet ihnen.
Riskiert de Krassny die Insolvenz, obwohl die von ihr vertretenen Großaktionäre dabei doch nur verlieren können? Der insolvenzrechtliche Berater des Praktiker-Vorstands debattiert mit de Krassnys Leuten. Auch die Warenkreditversicherer ziehen sich zu Beratungen zurück - wenn sie nervös werden, können sie einer Firma im Alleingang die Existenzgrundlage entziehen.
Gibt es doch noch einen Kompromiss in letzter Minute? Zustimmung zur Kapitalerhöhung, wenn im Gegenzug einige Aufsichtsräte zurücktreten? Das Wort "Vertagung" macht die Runde. Plötzlich, gegen 20 Uhr, lenkt de Krassny ein. Die Praktiker-Leute haben ihr eine gesichtswahrende Lösung verschafft: Sie darf zwei Vertreter in den Aufsichtsrat schicken. Frieden wird bei der Baumarktkette deswegen aber erst recht nicht einziehen.

Quelle
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