Braunschweig-aktuell
Würden Sie gerne auf diese Nachricht reagieren? Erstellen Sie einen Account in wenigen Klicks oder loggen Sie sich ein, um fortzufahren.
Suchen
 
 

Ergebnisse in:
 


Rechercher Fortgeschrittene Suche

Neueste Themen
» Metallfilter Reinigung Dunstabzugshaube
Was versteht man unter Arisierung Icon_minitimeMo Mai 06, 2024 12:17 am von Admin

» Telefunken S950 Settings
Was versteht man unter Arisierung Icon_minitimeSo Apr 28, 2024 7:24 am von Admin

» Füllstandanzeige
Was versteht man unter Arisierung Icon_minitimeSo Apr 28, 2024 7:16 am von Admin

» ebike controller tester - E-Scooter Fehlersuche Diagnose - Motor / Controller / Gashebel prüfen
Was versteht man unter Arisierung Icon_minitimeMo März 18, 2024 6:23 am von checker

» Einfach erklärt - Funktionsweiße, Fehlersuche und Tuning. Bürstenloser Nabenmotor
Was versteht man unter Arisierung Icon_minitimeMo März 18, 2024 6:15 am von checker

» Akne Filme Dr. Pimple Pooper
Was versteht man unter Arisierung Icon_minitimeSa März 02, 2024 4:50 am von Andy

» R.I.P. Manni
Was versteht man unter Arisierung Icon_minitimeSa Dez 30, 2023 6:31 am von checker

» R.i.P. Manfred Wüstefeld
Was versteht man unter Arisierung Icon_minitimeSo Dez 10, 2023 9:07 am von checker

» R.I.P. Holger
Was versteht man unter Arisierung Icon_minitimeFr Nov 03, 2023 9:33 pm von Andy

Navigation
 Portal
 Index
 Mitglieder
 Profil
 FAQ
 Suchen
Partner
free forum
Mai 2024
MoDiMiDoFrSaSo
  12345
6789101112
13141516171819
20212223242526
2728293031  

Kalender Kalender


Was versteht man unter Arisierung

Nach unten

Was versteht man unter Arisierung Empty Was versteht man unter Arisierung

Beitrag  Andy Mo März 18, 2013 8:46 pm

Arisierung“ nannten die Nationalsozialisten eine bestimmte Form des Raubes an Eigentum und Besitz einer Minderheit, den Menschen jüdischen Glaubens oder Abkömmlingen von ihnen, im Deutschen Reich 1933 bis 1945 und allen angeschlossenen und besetzten Ländern. Dieser Raub erfolgte zu Gunsten einzelner Menschen, die sich als „arisch“ bezeichneten und der Bevölkerungsmehrheit angehörten. Von dieser Beraubung zugunsten einzelner Menschen zu unterscheiden, ist die Beschlagnahme bzw. Konfiszierung allen jüdischen Eigentums zu Gunsten des Staates, die teilweise parallel zu der Arisierung erfolgte. Beide – Arisierung und Konfiszierung – waren ein Schritt auf dem Weg, den Weg für die Deportation der Juden in die Vernichtungslager im Osten freizumachen. Beiden Raubarten waren zu eigen, dass extra Gesetze und Verordnungen für sie erlassen wurden. So waren die Raubaktionen zu gesetzlichen Aufgaben mutiert.

In einem erweiterten Sinn wurde der Begriff auch auf andere Bereiche ausgedehnt, z. B. auf das Kulturleben und bezeichnete in diesem Zusammenhang die Vertreibung oder Vernichtung jüdischer Kulturschaffender und Wissenschaftler.

Ab dem 1. Januar 1939 war deutschen Juden das Betreiben von Einzelhandelsgeschäften und Handwerksbetrieben sowie das Anbieten von Waren und Dienstleistungen untersagt. Schon vorher wurden jüdische Geschäftsinhaber oder Grundstücksbesitzer unter (teils öffentlichen) Druck gesetzt, das Geschäft deutlich unter dem aktuellen Wert zu verkaufen oder zu übertragen. Sehr oft waren daran bisherige Mitinhaber oder Angestellte beteiligt oder dadurch begünstigt, die ihre Verbindungen zur NSDAP oder ähnlichen NS-Organisationen zur privaten Bereicherung einsetzten. Im Herbst 1938 befanden sich von ehemals 100.000 Betrieben jüdischer Inhaber nur noch 40.000 in den Händen ihrer rechtmäßigen Eigentümer.[1]

Was versteht man unter Arisierung 800px-12-10-13-dokument-kongreszhalle-nuernberg-by-RalfR-115
Arisierung ankündigende Zeitungsanzeige

Was versteht man unter Arisierung 800px-12-10-13-dokument-kongreszhalle-nuernberg-by-RalfR-116
„Jetzt arisch“ als Reklame-Slogan

Die Verordnung zur Ausschaltung der Juden aus dem deutschen Wirtschaftsleben vom 12. November 1938 schloss sich nahtlos an die Reichspogromnacht vom 9./10. November 1938 an; es folgte am 3. Dezember 1938 die Verordnung über den Einsatz des jüdischen Vermögens. Die verbliebenen Betriebe jüdischer Inhaber wurden damit zwangsweise neuen nichtjüdischen Eigentümern übereignet, oder sie wurden aufgelöst. Die Erlöse wurden dabei zugunsten des Staates konfisziert. Schmuck, Juwelen, Antiquitäten und Immobilien mussten zu Preisen weit unter dem Marktwert verkauft werden. Jüdischen Arbeitnehmern wurde gekündigt, die Selbstständigen unterlagen einem weitgehenden Berufsverbot.

Den größten Anteil geraubten jüdischen Besitzes machten Immobilien als Wohn- und Geschäftshäuser aus. Ein (Spekulations-) Gewinn, den der Käufer eines „arisierten“ Grundstücks beim Wiederverkauf dadurch erzielen konnte, dass der jüdische Eigentümer seinerzeit nur einen Bruchteil des Verkehrswerts erhalten hatte, war nach Auffassung Fritz Reinhardts als „Arisierungsgewinn“ von der Einkommensteuer freizustellen. Die forcierte „Arisierung“ des Hausbesitzes wurde jedoch zunächst hintangestellt. 1939 nahm der Druck auf den Verkauf jüdischen Grundbesitzes allerdings zu, gleichzeitig wurden den noch in Deutschland lebenden Juden die Mietrechte entzogen und sie nach und nach in sogenannte Judenhäuser, eine Vorform der Ghettos, eingewiesen. Nach den Deportationen wurde das noch verbleibende jüdische Hauseigentum verstaatlicht. Häuser, die ehemals im Besitz jüdischer Familien waren, wurden nun unter anderem von Polizei und Wehrmacht genutzt.

Unternehmen konnten mit der „Arisierung“ ihren Profit enorm steigern. Auch staatliche Institutionen wie Auktionshäuser und vor allem Museen konnten so zu wertvollen Gegenständen kommen. Das Inventar von Häusern und Wohnungen wurde vorort für Tage zur Besichtigung und zum Kauf angeboten.[2][3]

Viele Unternehmen und Unternehmensanteile wurden weit unter dem wirtschaftlichen Wert weiterveräußert. Einige davon – z. B. das Kaufhaus Hertie (vormals Hermann Tietz, das größte Kaufhaus Berlins) – spielten eine wichtige Rolle in den späteren Aufbaujahren der Bundesrepublik Deutschland und sahen sich dem Vorwurf ausgesetzt, das „deutsche Wirtschaftswunder“ beruhe zum Teil auf geraubten Werten.

Maßgeblich an der Arisierung in Deutschland beteiligt waren unter anderem die Unternehmen Dorotheum, Schenker und Hertie. Von der „Arisierung“ profitieren konnten auch Museen und staatliche Institutionen wie Kunsthistorisches Museum Wien, Naturhistorisches Museum Wien, Technisches Museum Wien, Albertina (Wien), Österreichische Galerie Belvedere, Österreichisches Museum für Volkskunde.

Über die Art und Weise der Rückgabe von Vermögensgegenständen, die den ehemaligen Eigentümern 1933–1945 entzogen worden waren, konnten sich die vier Besatzungsmächte nicht einigen. Dies wurde deshalb unterschiedlich geregelt.

In der Amerikanischen Besatzungszone wurde hierzu am 10. November 1947 das Gesetz Nr. 59 der Militärregierung (Militärregierungsgesetz Nr. 59) erlassen. Hiernach waren unter anderem alle Rechtsgeschäfte anfechtbar, bei denen eine Zwangslage nicht von vorneherein auszuschließen war. Dies umfasste nicht nur Verkäufe, bei denen ein eindeutig zu niedriger Kaufpreis bezahlt wurde, sondern auch alle Verkäufe nach dem 15. September 1935 - dem Datum des Inkrafttretens der Nürnberger Gesetze, selbst wenn ein angemessener Kaufpreis bezahlt worden war. Rechte an herrenlosen Gegenständen (kein Eigentümer bzw. Erbe mehr vorhanden) wurden der jüdischen Organisation JRSO (Jewish Restitution Successor Organization) übertragen. Wollte der „arische“ Erwerber Eigentümer bleiben, musste er den Betrieb, das Grundstück oder den Gegenstand erneut erwerben. Der früher bezahlte Kaufpreis wurde nur unvollständig, gekürzt um Miet- oder Pachtansprüche, abgewertet im Verhältnis 1 zu 10 (Umrechnungskurs DM zur RM), angerechnet.

In der Britischen und der Französischen Besatzungszone traten später ähnliche Bestimmungen in Kraft.

Im sowjetischen Machtbereich (DDR und Ostgebiete) war die Rückgabe von Betrieben unvereinbar mit der geplanten Sozialisierung des Privateigentums. Auch Entschädigungszahlungen ins westliche - feindliche - Ausland kamen nicht in Betracht. Allenfalls in Einzelfällen kam es zu einer Rückgabe oder zu einer Entschädigung.

Nach der Wiedervereinigung der DDR mit der Bundesrepublik im Jahr 1990 wurde dann aber in das Gesetz zur Regelung offener Vermögensfragen (Vermögensgesetz) eine Regelung über eine Rückgabe an die bzw. eine Entschädigung für die ehemaligen jüdischen Eigentümer eingefügt: Dieses Gesetz ist entsprechend auf vermögensrechtliche Ansprüche von Bürgern und Vereinigungen anzuwenden, die in der Zeit vom 30. Januar 1933 bis zum 8. Mai 1945 aus rassischen, politischen, religiösen oder weltanschaulichen Gründen verfolgt wurden und deshalb ihr Vermögen infolge von Zwangsverkäufen, Enteignungen oder auf andere Weise verloren haben (§ 1 Abs. 6).

In Österreich sind von 1946 bis 1998 acht Rückstellungsgesetze erlassen worden.


Michael Verhoeven (Regie): Menschliches Versagen. Dokumentation, D, 90 min. Verhoevens Film zeigt das Arisierungs-Verbrechen in vielfältigen Formen von den Anfängen anhand der Steuerakten der Betroffenen bis zu den Abtransporten z. B. nach Kaunas und Theresienstadt mitten in einer ansonsten scheinbar „normalen“ Gesellschaft. Es werden personelle Kontinuitäten der Handelnden und die Forschungsansätze in den vor ca. 6 Jahren freigegebenen Aktenbeständen der Finanzverwaltung gezeigt.[4]

Quelle-Literatur & einzelnachweise
Andy
Andy
Admin

Anzahl der Beiträge : 36059
Anmeldedatum : 03.04.11

Nach oben Nach unten

Nach oben

- Ähnliche Themen

 
Befugnisse in diesem Forum
Sie können in diesem Forum nicht antworten